Der Lebensweg eines Polizisten - Ludwig Ziermeier - E-Book

Der Lebensweg eines Polizisten E-Book

Ludwig Ziermeier

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Beschreibung

Als kleiner, schwächlicher Junge aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, muss er schnell lernen, sich durchzuschlagen. Judo und Jiu-Jitsu helfen ihm dabei. Sein Ehrgeiz lässt ihn zu einem gefürchteten Kämpfer aufsteigen, der es sogar bis in die Weltklasse schafft. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn macht aus ihm einen Polizeibeamten, der selbst in den eigenen Reihen Ungerechtigkeiten aufdeckt. Ein von ihm ausgeklügeltes System hilft ihm nicht nur dabei, viele Fälle aufzuklären, sondern auch spektakuläre Morde... Einblicke in den tatsächlichen Polizeidienst.

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Der Lebensweg eines Polizisten

Ludwig Ziermeier

Impressum:

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Veröffentlicht bei Infinity Gaze Studios AB

3. Auflage

Juli 2024

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2024 Infinity Gaze Studios

Texte: © Copyright by Ludwig Ziermeier

Buchsatz: Ludwig Ziermeier

Coverdesign: Valmontbooks

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von Infinity Gaze Studios AB unzulässig und wird strafrechtlich verfolgt.

Infinity Gaze Studios AB

Södra Vägen 37

829 60 Gnarp

Schweden

www.infinitygaze.com

Prolog

A

us erbärmlichen Verhältnissen kommend, ohne Eltern, von vielen Schicksalsschlägen verfolgt, kämpft sich ein junger schwächlicher Mann nach oben. Oft gedemütigt, bedroht und geschlagen. Er wehrt sich dagegen und beginnt ehrgeizig mit den japanischen Kampfsportarten Judo und Jiu-Jitsu. Er wird ein starker Bundesliga-Judo-Kämpfer, der es sogar mit Weltklasse-Kämpfern aufnimmt. Zudem hat er immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und nur einen einzigen Traum. Er will unbedingt ein Polizist werden.

Selbst nachdem er bei der Polizei-Einstellungsprüfung durchfällt, gibt er nicht auf und mit eisernem Willen schafft er es doch in den Polizeiberuf. Körperlich kann es niemand mit ihm aufnehmen und er setzt sich gegen jeden seiner Gegner durch dank seiner Kampfsportarten Judo und Jiu-Jitsu.

Nachdem er es endlich zum Polizeibeamten schafft, fangen in diesem Beruf erst seine richtigen Probleme an. Er bekommt Schwierigkeiten mit Vorgesetzten und diese schlagen sich wiederum auf seine Beurteilungen nieder. Er muss dadurch mehrere Dienststellen wechseln. Doch er gibt nie auf und kämpft auch hier dagegen an.

Bei Polizeieinsätzen bricht er jeden Widerstand gegen die, die versuchen, ihn körperlich anzugreifen. Als Polizist sieht er nun, wie es im richtigen Leben zugeht. Viele schreckliche Unfälle, Todesursachen, Tod kleiner Kinder oder Selbstmord von Kollegen setzen ihn oft psychisch unter Druck. Jede Ungerechtigkeit versucht er bei seinen Einsätzen immer im Keim zu ersticken.

Er bildet sich nebenbei fort, wird EDV-Dozent an einer kaufmännischen Berufsausbildungsschule. Man beurlaubt ihn zur CSU-Fraktion in den Bayerischen Landtag und dort teilt er den Abgeordneten mit, wie ungerecht er das Beurteilungssystem bei der Polizei sieht, und wie beurteilt wird. Er macht eine Klage beim Bayerischen Verwaltungsgericht gegen seine Beurteilung. Trotz einer Niederlage beim Bayerischen Verwaltungsgericht, lässt er sich nicht unterkriegen.

Dann bei seiner neuen Dienststelle bei der Kriminalpolizei beim Polizeipräsidium München (nach seiner Beurlaubung bei der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag) geht es zunächst aufwärts und er hat berufliche Erfolge und Anerkennung im Beruf. Er bekommt gute Beurteilungen und wird dadurch mehrmals befördert. Er entdeckt bei der Fahndung neuartige Recherchemethoden. Durch diese neue Methode erzielte er bei der Fahndung sehr viele Treffer bei den Suchungen nach den unbekannten Straftätern. Es wurden dadurch sehr viele Fälle aufgeklärt, u. a. spektakuläre Fälle. Doch auf seiner Dienststelle gab es daraufhin nur Neid, Ungerechtigkeit und Intrigen gegen ihn. Trotz seiner Erfolge in seinen Suchungen wurde er wieder schlechter beurteilt. Er kämpft wieder gegen seine Beurteilung an und legt Einspruch ein. Es kommt zum Mobbing. Er schafft etwas, was noch nie ein Polizeibeamter in Bayern vorher geschafft hatte. Seine Beurteilung wurde wieder angehoben, doch dies hatte seinen Preis, denn er muss durch die Intrigen einzelner Kollegen seine Dienststelle wieder verlassen.

Er geht zum Bayerischen Landeskriminalamt und dort wird er endlich zum Kriminalhauptkommissar befördert. Doch auch dort hat er wieder Schwierigkeiten mit Vorgesetzten, aber er scheut sich nicht schriftlich gegen sie vorzugehen, auch wenn einer seiner Vorgesetzten ein Direktor ist. Er lässt sich wegen solcher Vorgesetzten zur politischen Abteilung abordnen. Dort findet er endlich Anerkennung bei den Vorgesetzten dieser Dienststelle und verlängert sogar seine Dienstzeit um weitere zwei Jahre.

In der Pension wird ihm das Leben zu langweilig. Er wird Komparse und Kleindarsteller. Bekommt sogar Sprechrollen. Nun fängt er an, Drehbücher zu schreiben und zu verfilmen.

Ob ungerechte Gerichtsurteile, Beurteilungen oder Mobbing, nichts bringt ihn aus der Bahn. Er bekämpft stets jede Ungerechtigkeit.

1. Meine Kindheit

1.1. Prügel

A

ls ich gerade einmal zwei Jahre alt war, soweit kann ich mich noch zurückerinnern, verprügelte mein Vater meine Mutter und sie weinte fürchterlich, liegend im Bett. Ich kam zu ihr, weinte mit ihr und sagte: „Mama höre bitte auf zu weinen.“

Meine Mutter wurde oft von meinem Vater verprügelt. Einmal wollte mein Bruder ihr helfen, da verprügelte mein Vater auch noch ihn.

1.2. Die Scheidung

M

ein Vater hurte nur mit anderen Frauen herum. Um zu diesen Frauen gehen zu können und keinen Verdacht bei unserer Mutter zu schöpfen, fing er mit ihr grundlos einen Streit an, knallte die Türe zu und verließ die Wohnung.

Nun geschah es, dass zwei dieser Frauen Kinder von ihm bekamen und es kam zur Scheidung.

Meine Mutter fing dann als Arbeiterin in einer Fabrik in Nürnberg an und arbeitete an der Stanzmaschine. Schon kurz darauf hatte sie einen Arbeitsunfall und stanzte sich ein Glied des Mittelfingers von ihrer rechten Hand ab.

Aufgrund der Kriegsjahre hatte meine Mutter keinen Beruf erlernt und als Arbeiterin verdiente sie als Frau in der Fabrik sehr wenig. Den letzten Pfennig brauchte sie für uns, sie war so arm wie eine Kirchenmaus. Sie konnte sich nicht einmal Strümpfe leisten. Mein Vater zahlte fast nie Unterhalt. Als die Not einmal sehr groß war, schickte sie meinen Bruder und mich zu unserem Vater. Er hatte sich bei einer anderen Frau in deren Wohnung eingenistet. Doch als wir bei ihm waren, redete er nur blöd daher, bis die Frau ihn anschrie: „Gib den Kindern doch endlich das Geld!“ Daraufhin bekamen wir von ihm 100 DM.

1.3. Volksschule

B

is ich in die Volksschule kam, verbrachte ich die meiste Zeit meiner Kindheit in der Kinderkrippe und im Kindergarten, da meine Mutter arbeiten musste. Daher sah ich sie nur abends oder an den Wochenenden. Sie hatte wenig Zeit für uns, da sie zu sehr mit dem Haushalt beschäftigt war und dann noch zusätzlich drei Kinder zu versorgen hatte.

Da ich als Schüler nie Geld hatte, verdiente ich mir oft ein paar Pfennige durch Sammeln von Alteisen, leeren Flaschen und Altpapier, als Losverkäufer oder Balljunge beim Tennis dazu, sodass ich mir auch einmal Süßigkeiten leisten konnte.

In der Volksschule war ich ein verstörter Volksschüler und daher hatte ich auch nur durchschnittliche Schulnoten. Ich war klein, zierlich, schwächlich und wurde auf dem Schulhof oft von Mitschülern verprügelt. Aber es gab auch Volksschullehrer, die damals im Unterricht noch zuschlugen.

Sogar von einem Pfarrer wurde ich einmal verprügelt. Dieser Pfarrer sah aus wie der „Don Camillo“. Als er einmal zum Religionsunterricht in unsere Klasse kam, sagte ich aus Spaß zu ihm: „Guten Morgen Herr ´Don Camillo´.“ Als er dies hörte, kam er auf mich zu und sagte: „Wenn ich der ´Don Camillo´ bin, dann bist du der ´Peppone´ und weißt du, was er dann mit dem ´Peppone´ gemacht hat?“ Anschließend wusste ich es.

1.4. Platzangst

E

inmal spielte ich mit mehreren Schülern auf einem Schrottplatz. Dort lagen mehrere leere Teerfässer herum. Die Kinder steckten mich in eines dieser leeren Teerfässer und stellten das Fass auf den Kopf. Es war stockdunkel und ich bekam fast keine Luft. Ich glaubte, ich müsste dort ersticken. Immer wieder klopfte ich gegen das Fass, schrie und brüllte, dass sie mich herauslassen sollten. Doch sie saßen auf dem Fass und lachten. Ein älterer Schüler, der zufällig vorbeigekommen war und dies sah, befreite mich aus dieser Lage. Ich war schon halb ohnmächtig und zitterte am ganzen Körper. Die Kinder um mich herum aber lachten nur.

Ab diesem Zeitpunkt hatte ich immer Platzangst und dies wirkte sich in meinem späteren Leben wie folgt aus: Ich konnte nicht mehr in einem Aufzug fahren. Fuhr ich mit der U-Bahn und blieb diese plötzlich für mehrere Minuten in einem Tunnel stehen, bekam ich sofort Schweißausbrüche.

1.5. Der brutale Volksschullehrer

A

ls ich in die 5. Volksschulklasse kam, bekamen wir einen Lehrer, der aussah wie der Filmschauspieler „Yul Brynner“ und er hatte auch genau den gleichen Glatzkopf. Er führte immer ein „Spanisches Rohr“ als Schlagstock mit einer Länge von ca. 40 cm bei sich. Immer wenn ein Schüler nicht aufpasste oder schwätzte, beorderte der Lehrer den Schüler ans Lehrerpult zu kommen.

Hier musste er zunächst den rechten Arm ausstrecken und dem Lehrer die offene Hand hinhalten. Dann bekam er mit voller Wucht den Stock auf die Hand geschlagen. Anschließend kam dann die linke Hand dran. Der Lehrer schlug so fest zu, dass sogar der Schlagstock beim Herabsausen summte. Jedes Kind fing sofort an zu weinen.

Ich hasste diesen Lehrer und überlegte, was ich dagegen tun könnte. Nun hatte ich plötzlich eine Idee.

Kurz bevor ich in die Schule ging, zog ich mir eine dicke Torwarthose unter meiner normalen Hose an. Im Unterricht schwätzte ich dann absichtlich, um den Lehrer auf mich aufmerksam zu machen.

Als er mich beim Schwätzen sah, musste ich sofort zu ihm ans Lehrerpult kommen und meinen Arm ausstrecken. Doch in dem Moment, in dem er zuschlug, zog ich meinen Arm zurück und er schlug ins Leere. Die ganze Klasse lachte und er schäumte vor Wut.

Er drohte mir an, wenn ich das nochmals machen würde, dann könnte ich etwas erleben. Doch als er erneut zuschlug, zog ich wieder meinen Arm zurück und der Schlag ging erneut ins Leere. Jetzt brüllte schon die ganze Klasse vor lauter Lachen.

Nun holte er seinen Lehrerstuhl und legte mich über den Stuhl. Mit voller Wucht schlug er mit dem Stock auf mein Hinterteil. Doch jedes Mal, wenn der zuschlug, lachte ich ihn aus und sagte: „Es tut überhaupt nicht weh.“ Als er dies immer wieder hörte und die Klasse nebenbei lachte, schlug er wie ein Wilder auf mein Hinterteil. Doch je mehr er zuschlug, umso mehr lachte ich und sagte immer wieder: „Es tut überhaupt nicht weh.“ Als er merkte, dass das Schlagen bei mir überhaupt nicht half und er durch das Zuschlagen erhebliche Atemprobleme bekommen hatte, schickte er mich wieder zurück auf meine Schulbank.

Zu Hause erzählte ich dann meiner Mutter, wie ich von meinem Lehrer brutal verprügelt worden war. Meine Mutter ging daraufhin in die Schule und beschwerte sich über den Lehrer. Ab diesem Zeitpunkt wurde in dieser Schule nie mehr ein Kind verprügelt und ich fühlte mich wie ein Held.

1.6. Tod meiner Mutter

A

ls ich zwölf Jahre alt war, geschah für mich das Schrecklichste in meinem Leben. Meine Mutter bekam Unterleibskrebs und musste ins Krankenhaus zur Operation. Ich kann mich noch gut erinnern, bevor sie ins Krankenhaus fuhr, nahm ich sie in die Arme, drückte sie fest an meine Brust und küsste ihre Wange.

Dies war der letzte Kuss, den ich meiner Mutter in diesem Leben gegeben hatte, denn kurz nach der Operation verstarb sie im Krankenhaus. Sie war gerade einmal 39 Jahre alt.

Warum sie sterben musste, erfuhr ich erst mit 60 Jahren von meiner Schwester. Unser Vater war für ihren Tod verantwortlich gewesen.

Nachdem ich zur Welt gekommen war, wurde meine Mutter nochmals schwanger, doch unser Vater trieb es mit Stricknadeln ab.

An diesen Spätfolgen war sie dann gestorben.

1.7. Sorgerecht

M

ein Vater bekam das Sorgerecht, doch mein Bruder und ich weigerten uns zu ihm zu gehen. Da aber meine Schwester 21 Jahre alt und somit volljährig war, durften wir weiter mit der Genehmigung des Jugendamtes in der elterlichen Wohnung bleiben.

Meine Großmutter kam jeden Tag zu uns und unterstützte meine Schwester.

Einmal kam mein Vater zu uns in die Wohnung, er hatte eine lange Unterhose dabei, die ich anziehen sollte. Doch ich weigerte mich, weil sie mir nicht gefiel. Daraufhin wollte er mich verprügeln.

Ich rannte in mein Zimmer und sperrte mich ein. Da hier das Fenster offen war, wollte ich schon aus lauter Angst aus dem 1. Stock (ich stand bereits auf dem Fensterbrett) springen. Doch in dem Moment hatte er schon die Türe aufgebrochen und verprügelte mich gewaltig.

1.8. Der Geist meiner Mutter

M

eine Mutter war noch nicht lange tot, da bekam ich eines Tages einen Schluckauf, der nicht mehr aufhörte. Meine Geschwister sagten zu mir, dass ich die Luft anhalten und gleichzeitig dreimal schlucken sollte. Aber auch dies half nicht.

Nun sagte meine Schwester zu mir, dass ich an einen Menschen denken sollte und wenn dieser zur gleichen Zeit an mich denken würde, dann würde dieser Schluckauf verschwinden. Ich dachte an jeden, der mir gerade einfiel, an all meine Verwandten, Freunde und Bekannten, aber der Schluckauf blieb.

Doch dann dachte ich plötzlich an meine verstorbene Mutter und der Schluckauf war auf einmal weg. Dieses Phänomen begleitete mich mein ganzes Leben.

Immer wenn ich einen Schluckauf bekam, dachte ich dann sofort an meine Mutter und der Schluckauf war weg.

2. Meine Jugendzeit

2.1. Der Berufsschullehrer

N

ach Beendigung der Volksschule ging ich in den Betrieb meines Bruders, um den Beruf eines Handwerkers (Spengler und Gas-Wasser-Installateur) zu erlernen.

Als ich zum ersten Mal in die Berufsschule ging, bekamen wir einen Lehrer, der in der gesamten Berufsschule gefürchtet war, da er als der strengste Lehrer galt. Doch dann ereignete sich etwas, das mein ganzes Leben verändern sollte. Dieser Lehrer mochte mich, war immer sehr verständnis- und liebevoll zu mir. Da ich ihn als Schüler nicht enttäuschen wollte, fing ich zum ersten Mal in meinem Leben an, richtig zu lernen und war plötzlich zu einem Einser-Schüler geworden.

Ich war der beste Schüler in der Klasse und nun wusste ich, was für ein Potenzial in mir steckte.

2.2. Meine Lehrstelle

F

ür diesen Handwerksberuf, den ich erlernen wollte, hatte ich eine falsche Entscheidung getroffen, denn auf dieser Lehrstelle gab es einige Gesellen, die zuschlugen, wenn man etwas falsch machte oder zu langsam arbeitete.

Für diese Gesellen musste man nur die Drecksarbeit (Brotzeit einkaufen, Schlitze schlagen, Rohrgewinde schneiden usw.) machen sowie ihre schweren Werkzeugtaschen schleppen. Am schlimmsten von allen aber war mein Lehrherr. Er durfte nur mit „Meister“ angesprochen werden. Den ganzen Tag hatte er eine Zigarre im Mund. Obwohl ich ein Linkshänder war, verbot er mir, mit der linken Hand zu arbeiten. Erwischte er mich bei der Arbeit, dass ich mit der linken Hand arbeitete, dann hatte ich auch schon seine Hand im Gesicht.

Einmal war ich auf einer Baustelle und musste Schlitze für die Rohrleitungen schlagen. Dies war eine schwierige Arbeit, da ich auch teilweise in den Beton schlagen musste. Als ich den Meister kommen sah, nahm ich das Fäustel schnell in die rechte Hand und den Meißel in die linke. Doch bei mir blieb der Meister plötzlich stehen und wollte zusehen, wie ich die Schlitze schlage. Jeder zweite Schlag von mir ging daneben oder auf meine linke Hand. Meine linke Hand blutete schon erheblich. Er aber schrie mich nur an, dass ich zu blöde wäre und nicht einmal Schlitze schlagen könne.

Aber auch meine Ausbildung zum Spengler war nicht ungefährlich. Hier musste man schwindelfrei sein und man durfte auf keinen Fall Höhenangst haben. Oft musste ich in schwindelnder Höhe arbeiten, zum Beispiel auf dem Dach der Kongresshalle in Nürnberg. Auf schmalen Holzbrettern und Pfaden musste man in dieser Höhe sein Werkzeug und das Arbeitsmaterial (z. B. Bleche) mitschleppen. Jeder falsche Schritt hätte hier lebensgefährlich sein können, man musste immer sehr konzentriert sein. Früher war die Leiter bei den Baugerüsten immer außen angebracht. Hier musste ich mich von unten bis ganz nach oben zum Dach mit nur einer Hand (Sprosse zu Sprosse) hochhangeln, denn in der anderen Hand hatte man das Arbeitsmaterial oder die schwere Werkzeugtasche. Jeder Griff musste hier immer sicher sitzen.

Ein einziges Mal griff ich jedoch daneben. Doch ich hatte Glück im Unglück, da ich auf der Leiter erst in einer Höhe von ca. zwei Metern war. Bei diesem Sturz aus dieser Höhe verletzte ich mich nur leicht.

2.3. Auf der Flucht

A

b meinem sechzehnten Lebensjahr verkehrte ich nur noch in Kneipen. Viele gefährliche Erfahrungen machte ich hier und aus jeder dieser gefährlichen Situationen musste ich immer wieder flüchten.

Einmal ging ich auf die Toilette und eine Person folgte mir. In der Toilette wollte er mit mir grundlos eine Schlägerei beginnen.

Zum Glück kam in diesem Moment eine weitere Person auf die Toilette und ich konnte flüchten.

Ein anderes Mal kam eine Person, die ich aus Volksschulzeiten kannte, in der Gaststätte an meinen Tisch. Er war ein brutaler Schläger und gefürchtet, saß wegen seiner Schlägereien auch oft im Gefängnis.

Er forderte mich auf, vor das Lokal zu gehen, da er mir mit seinem Finger „das Gehirn aus dem Kopf ziehen wolle“.

Dann saß ich einmal im Lokal und spielte Karten (Schafkopf). Hierbei stellte ich fest, dass ein Spieler falschspielte. Daraufhin sprach ich ihn an und wollte meinen Geldeinsatz wieder nehmen.

In diesem Moment drohte er mir Prügel an. Ich ließ das Geld liegen, stand auf und verließ das Lokal.

Einmal geriet ich sogar in eine extrem gefährliche Situation. Mit ein paar Freunden suchten wir eine Gaststätte auf, vor welcher gut 100 Rocker standen, die Ketten um ihre Körper gebunden hatten.

Als wir in die Gaststätte gingen, fielen wir sofort auf, denn wir waren die Einzigen, die normal gekleidet waren.

Wir gingen in den hintersten Raum der Gaststätte, da es dort leer war. Doch es dauerte nicht lange und schon saßen viele Rocker an unserem Tisch und pöbelten uns an.

Dann hatte auch schon ein Freund von mir die Hand eines Rockers im Gesicht. Einem anderen Freund schütteten sie einen gefüllten Bierkrug über den Kopf. Wir standen auf und wollten gehen.

Als ich meine Cola noch austrinken wollte, wurde mir die Flasche von einem Rocker aus der Hand gerissen und er trank sie aus.Ich flüchtete sofort Richtung Ausgang, doch kurz vor dem Ausgang stellte sich mir ein Rocker in den Weg. Ich sagte zu ihm: „Wir haben doch überhaupt nichts getan.“

Er sah mich an, drehte sich zur Seite und ließ mich gehen. Auch meine Freunde kamen außer ein paar Schlägen ins Gesicht noch einmal glimpflich davon.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte ich mir fest vorgenommen: Sobald du deine Berufsausbildung zum Spengler und Gas-Wasser-Installateur beendet und deine beiden Gesellenprüfungen bestanden hast, hörst du hier auf und gehst zur Polizei.

Dort wirst du alle Ungerechtigkeiten und Straftaten bekämpfen.

2.4. Die Stammkneipe

Z

u dieser Zeit hatte ich auch eine Stammkneipe. Da ich nie Alkohol trank, sondern immer nur Spezi, war ich hier ein Dorn im Auge.

Eines Tages machten sie mich besoffen. Als ich am nächsten Tag mein Moped holen wollte, es lehnte an der Mauer vor der Gaststätte, hatte man an meinem Moped viele aufgeblasene Kondome angebracht. Gerade als ich die Kondome entfernte, gingen plötzlich sämtliche Fenster der Gaststätte auf und alle Gäste standen am Fenster und lachten über mich. Dies war für mich das letzte Mal, dass ich in solchen Gaststätten oder Kneipen verkehrte.

3. Judo

I

m Alter von 17 Jahren war ich immer noch eine sehr zierliche und schwächliche Person, hatte gerade 57 Kilogramm Gewicht und eine Größe von 170 cm. Immer wieder machte ich mir Gedanken, was mit mir passieren würde, wenn ich einmal richtig körperlich angegriffen werden würde. Du hast doch überhaupt keine Chance, denn deine Gegner sind dir alle körperlich und kräftemäßig überlegen, dachte ich mir.

Doch ich hatte die Schnauze voll davon, immer nur wegzulaufen und deshalb nahm ich mir fest vor, dass nie wieder eine Person Hand an mich anlegen durfte und ich mich jeder Gefahr und Konfrontation stellen würde.

3.1. Mein Judoverein

N

un kam ich auf eine Idee, wie ich dies ändern könnte. Schon seit Langem interessierte mich der japanische Kampfsport „Judo“ und ich suchte mir deshalb einen Judoverein in Nürnberg.

Dieser Verein war der TV Jahn Nürnberg. Dort gab es verschiedene Gruppen: Anfänger, Fortgeschrittene, Kinder, Jugend und eine sogenannte Profigruppe. Dies waren Judoka, welche an Turnieren und Meisterschaften teilnahmen. Sie hatten Graduierungen vom grünen Gürtel bis zu höheren Dan-Graden (mehrfache schwarze Gürtel). Am Anfang war ich in der Anfängergruppe. Doch immer öfter trainierte ich dann mit den Profis und steigerte so meine Leistung. Aber ich musste hier viel einstecken, denn ich war für sie nur ein Kanonenfutter.

Eines Tages packte mich der Zorn und ich schrie in der Halle: „In einem Jahr schlage ich euch alle.“ Das Gelächter war riesig und ich bekam einen Spitznamen. Der Name war „Cassius“, das Großmaul. Dieser Name begleitete mich meine gesamte Judo-Laufbahn und man kannte mich in ganz Bayern beim Judosport dann nur noch unter diesem Namen. Doch das Training mit den Profis zahlte sich aus und schon nach kurzer Zeit wurde ich in die erste Jugendmannschaft aufgenommen, obwohl ich nur den weißen Anfängergürtel hatte.