Der letzte Player - Chris Bradford - E-Book

Der letzte Player E-Book

Chris Bradford

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Beschreibung

Das neue Action-Abenteuer von Bestsellerautor Chris Bradford Virtual Kombat: ein Online-Game, bei dem die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt verschwimmen. Denn um Virtual Kombat zu testen, setzt der Entwickler Vince Power die Leben von Straßenkindern aufs Spiel. Scott ist mit letzter Not aus Virtual Kombat entkommen. Auf der Flucht trifft er auf eine Gang von Hackern, die wie er Virtual Kombat zerstören wollen. Dazu haben sie einen Virus entwickelt, aber um den zu implementieren, muss Scott noch einmal in die Arena zurückkehren …

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Seitenzahl: 86

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Für Russell,einen wahren Freund

VIRTUAL KOMBAT

So real, dass es schmerzt

Virtual Kombat ist realistischer als jedes andere Kampfspiel. Such dir einen Avatar aus und komm in die Arena – wo jeder Feind seinen eigenen Willen hat. Bei jedem Kampf spürst du den Thrill – aber auch den Schmerz!

DER ULTIMATIVE PREIS!

Gewinne die VK-Krone und erhalte den Preis: 10 Millionen Kreditpunkte. Und: Dein Name wird in die VK-Ruhmeshalle aufgenommen!

Hast du das Zeug zum Elite-Gamer?

Halte Ausschau nach dem VK-Truck in deinem Stadtbezirk!

Erobere einen der PlayPods im Truck und stürze dich in das Spiel! Bist du geschickt genug, um einen Platz in Vince Powers Trainingscenter für Elite-Gamer zu gewinnen? Dann beweise es!

SCHAU DIR VK LIVE AN!

VK – DIENUMMEREINSDERUNTERHALTUNGSSHOWSAUFDERWELT!

Update Version 1.1

Du bist ein neuer Spieler oder eine neue Spielerin oder hast dich seit einiger Zeit nicht mehr in Virtual Kombat eingeloggt? Dann bist du hier richtig. In diesem Update findest du die wichtigsten Infos über VK:

•Recht und Ordnung brachen zusammen und die Armee ergriff die Macht.

•Reisen wurden verboten; eine Ausgangssperre wurde verhängt.

•Die Erwachsenen trauten sich nicht mehr aus ihren Häusern und Wohnungen und flüchteten sich in ein Leben im Internet.

•Der Unternehmer Vince Power erfand das Computerspiel Virtual Kombat. Es wurde im August 2031 freigeschaltet und praktisch über Nacht ein Riesenerfolg.

•Angeblich war es dem Computerspiel zu verdanken, dass die Zahl der Gewaltverbrechen abnahm und Recht und Ordnung in den Megastädten auf der ganzen Welt wiederhergestellt werden konnten.

•Vince Power wurde zum Multimilliardär. 2032 gründete er ein Waisenhaus, das eigentlich ein Trainingscenter für VK-Elitespieler war.

•Der VK-Auswahl-Truck fuhr durch die Städte, testete Tausende Kinder und wählte die begabtesten als neue Elitespieler aus – und rettete sie damit vor dem Verhungern auf den Straßen.

•Scott war einer der Glücklichen, die als Elitespieler ausgewählt und ausgebildet wurden.

•Aber als Scotts Freundin Kate in der Kampfarena ums Leben kam, entdeckte Scott, dass VK mehr als nur ein Spiel war.

•Diese Entdeckung brachte Scott in Lebensgefahr: Er wusste zu viel. Jetzt blieb ihm nur noch eines übrig: die Flucht …

Um noch besser über das informiert zu werden, was bisher geschah, solltest du Das letzte Level lesen, den ersten Band der Virtual-Kombat-Serie.

1Wespen

Ich jage die grell erleuchtete Straße entlang. Meine nassen Schuhe klatschen auf dem Asphalt; mein Herz rast. Ich renne um mein Leben – mitten durch Pfützen von giftigem Regen, aber das ist mir egal: Ich bin schon bis auf die Haut durchnässt. Meine Flucht vor Vince Power hat mich zu einem verzweifelten Sprung vom Dach in den eiskalten Fluss getrieben.

Doch dann höre ich ein aggressives Surren: eine Angriffsdrohne verfolgt mich! Die gelb-schwarzen Drohnen sehen wie die Insekten aus und werden deshalb Wespen genannt. Ihnen kann man nicht entkommen. Mit ihren starken Rotoren und den Elektropfeilen sind sie erbarmungslose Jäger.

Gehetzt werfe ich mich nach links in eine Gasse. Stolpere fast über einen herumliegenden Müllsack, kann mich aber wieder fangen und rase weiter. Zwei Straßenkids starren mich mit offenen Mündern an. Sie hocken unter einer Plastikplane, ein armseliger Schutz gegen den prasselnden Regen. Die Wespe surrt an ihnen vorbei – ihr Pfeil ist nur auf ein einziges Ziel programmiert.

Auf mich: Scott.

»Stehen bleiben oder ich steche dich!«, echot die metallische Stimme der Wespe durch die enge Gasse.

Hastig werfe ich einen Blick über die Schulter; Panik packt mich. Der Stachel zielt unerbittlich auf mich; er ist geladen, sein rotes Kameraauge fixiert mich, aber ich rase weiter. Die Gasse mündet in eine vom Verkehr verstopfte Straße. Ich hechte über die Motorhaube eines Automatiktaxis. Der Passagier starrt mich wütend an, dann entdeckt er die Wespe und duckt sich tief auf seinen Sitz.

Die Wespe feuert ihren Stachel ab. Ich werfe mich zur Seite, kann gerade noch hinter dem Taxi in Deckung gehen. Der Elektropfeil surrt dicht an meinem Ohr vorbei und schlägt in einen 3D-Bildschirm hinter mir ein. Funken sprühen und der riesige Monitor explodiert. Ein greller Blitz blendet mich; die elektronische Werbung für Virtual Kombat bricht mittendrin ab:

»SOREAL, DASSESSCHMERZT. DIEULTIMATI…«

Ich schütze das Gesicht mit beiden Händen gegen den messerscharfen Scherbenregen, der vom Bildschirm herabprasselt. Schon werfe ich mich herum und rase in eine weitere schmale Gasse auf der anderen Straßenseite. Eine Biegung nach links. Dann nach rechts. Aber das Surren der Wespe kann ich nicht abschütteln. Und es kommt näher.

Ich muss ein Versteck finden! Und zwar schnell. Es war reines Glück, dass mich der erste Pfeil nicht getroffen hat. Wespen verfehlen normalerweise niemals ihr Ziel. Dem nächsten Schuss werde ich sicherlich nicht mehr ausweichen können.

Doch meine Glückssträhne endet noch schneller, als ich erwartet hatte. Ich biege um eine Ecke und – komme abrupt zum Stillstand.

Sackgasse.

Zehn Meter vor mir ragt eine brüchige Backsteinmauer auf, zu hoch, um hinüberzuklettern. Auf beiden Seiten drängen sich hohe Gebäude, aber die Haustüren sind verschlossen und die Fenster mit Eisengittern gesichert. Mir bleibt nur ein einziger Fluchtweg: eine alte eiserne Feuerleiter, die sich wie eine verrostete tote Spinne an eine Hausmauer klammert. Ich springe hoch – aber erreiche die unterste Sprosse nicht.

Hätte ich doch nur die übernatürlichen Superkräfte meines Avatars! Hier in der realen Welt!

Die Wespe surrt um die Ecke und schwebt vor mir.

»Ergib dich!«, befiehlt mir die harte Blechstimme. Ihr Stachel zielt genau auf meine Brust.

Ich kann mich nicht ergeben. Die Menschen müssen die Wahrheit über Virtual Kombat erfahren. An mir liegt es, an mir allein, ihnen davon zu berichten. Ich bin die einzige Hoffnung für all die Elite-Gamer, die immer noch im Spiel gefangen sind.

Blitzschnell bücke ich mich nach einem Ziegelstein, der aus der Mauer gebrochen ist, und schleudere ihn auf die Wespe. Die Drohne weicht geschickt aus, aber damit hatte ich gerechnet und schleudere sofort einen zweiten Stein. Doch der fliegt hoch über die Wespe hinweg, die sich nicht einmal die Mühe macht, dem Wurf auszuweichen. Ich fluche laut; fast kann ich den Drohnenführer an seinem fernen Steuerpult über meine miserable Zielgenauigkeit hämisch lachen hören. Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten!

Ich schleudere einen dritten Stein. Aber nicht auf die Drohne, sondern auf den Schnappriegel, der den unteren Teil der Feuerleiter nach oben geklappt hält. Die Leiter schwingt herab – und kracht von oben auf die Drohne. Sie stürzt in einer wilden Spirale auf den Asphalt, ihr aggressives Surren verstummt und das rote Kameraauge erlischt.

»Erwischt!«, brülle ich und boxe in die Luft.

Aber das triumphierende Grinsen verschwindet schlagartig aus meinem Gesicht, als drei weitere Wespen mit wütendem Surren in die Gasse rasen.

2Nur ein Spiel

Ich hetze die Feuerleiter hinauf und schaffe es tatsächlich bis aufs Dach, wo ich von weiteren großen 3D-Bildschirmen begrüßt werde. Sie leuchten wie riesige Vollmonde vor dem grauen Smoghimmel, der die Stadt schier zu ersticken scheint. Von allen Monitoren strahlt Vince Powers sonnengebräuntes Gesicht, und sein silberweißes Haar glitzert wie frisch gefallener Schnee.

Die VK-Erkennungsmelodie mit Fanfaren, Hörnern und Trommelwirbeln ertönt, dann dröhnt Powers Stimme weit über die Straßenschluchten: »LEBT! KÄMPFT! TÖTET!« Es folgt der Werbeslogan in leuchtend roter Schrift – Wo jeder Feind seinen eigenen Willen hat – und der Kampf zwischen Goliath und dem Sensenmann wird gezeigt. Im neuesten Super-High-Definition-Standard hat man den Eindruck, als würden die Avatare wirklich kämpfen, atmen, schwitzen, bluten – gerade so, als wären sie lebendig.

Goliath schwingt einen mit Stahldornen gespickten stählernen Schlagstock durch die Luft und lässt ihn auf den Kopf des Gegners niedergehen. Doch der Sensenmann mit seinem aschgrauen Umhang verwandelt sich blitzschnell in eine Rauchsäule und der Schlag geht ins Leere. Schon erscheint der Sensenmann wieder: So schnell, dass man die Bewegung nur verschwommen sieht, schwingt er die lange, geschwungene Sense herab und teilt Goliath von oben bis unten in zwei Hälften. »KILLINGSTRIKE!«, brüllt der Kommentator überflüssigerweise.

Vince Powers Gesicht füllt wieder den Bildschirm. »Die virtuelle Welt von Virtual Kombat hat keine Grenzen. Ihr könnt tun, was ihr wollt.« Er lächelt; für einen Moment blitzen seine perfekten perlweißen Zähne auf. »Denn letzten Endes … ist es nur ein Spiel!«

Doch ich weiß, dass es keineswegs nur ein Spiel ist. Wer es spielt, stirbt.

Ich habe gesehen, wie die Gehirne junger Spieler ausbrannten und vernichtet wurden. Hinter jedem VK-Avatar in diesem Spiel steckt ein obdachloser Jugendlicher, der vom VK-Truck direkt auf der Straße angeworben wurde. Genau wie ich. Wenn ein Gamer in der virtuellen Kampfarena einen gegnerischen Avatar besiegt und tötet, stirbt dessen reale Person auch in Wirklichkeit. Für ein junges Gehirn ist der PlayPod einfach zu stark. Unser Hirn erleidet den sogenannten Burn-out – es brennt durch wie eine Sicherung.

Ich denke an meine Freundin Kate, die in meinen Armen starb, und mein Schmerz mischt sich mit Trauer und Wut. Sie wurde im Spiel von meinem Erzfeind Shark getötet. Ich sehe sie noch deutlich vor mir, sehe, wie ihre strahlend blauen Augen wie welkende Kornblumen verblassen, und ich schwöre mir, dass ich die übrigen Elite-Gamer retten werde. Ich schwöre, Vince Power zur Rechenschaft zu ziehen, ihn vor Gericht zu bringen. Irgendwie muss ich Virtual Kombat vernichten. Das tödliche Spiel für alle Zeiten beenden.

Aber ich bin der einzige Mensch in der realen Welt, der Vince Powers dunkles Geheimnis kennt – dass die Kids in Virtual Kombat ausbrennen. Das ist der Grund, warum Vince Power mich jagt: Ich weiß zu viel. Deshalb will er mich haben, tot oder lebendig!

Das Surren der Wespen wird noch lauter – sie greifen an! Ich sprinte hinter einen der riesigen Bildschirme und entdecke dort eine Tür, die in das Gebäude führt. In Panik reiße ich am Griff, aber die Tür klemmt. Schon zoomt eine Wespe heran. Ich beiße die Zähne zusammen und zerre mit aller Kraft. Und tatsächlich öffnet sich die Tür zwei Handbreit, wobei die Scharniere protestierend quietschen. Hinter mir höre ich, wie der Stachel abgefeuert wird, und zwänge mich durch den Spalt. Der Elektropfeil prallt Funken sprühend am metallischen Türblatt ab. Ich ziehe die Tür zu und rase die Treppe hinab. Aber auf halber Strecke muss ich stehen bleiben, um wieder zu Atem zu kommen.