Der Libellenspiegel - Yusuf Yeşilöz - E-Book

Der Libellenspiegel E-Book

Yusuf Yesilöz

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Beschreibung

Dass Sahar ein Kind mit einem Mann hat, mit dem sie nicht verheiratet ist, ist für ihre Familie unerhört. Auf dem Papier ist sie mit ihrem Cousin Beyto verheiratet. Dass Beyto schwul ist, erfuhr Sahar erst nach der Zwangsheirat, nach der Beyto nach London geflohen war.  Sahar kämpft dafür, dass ihre Tochter Amal und deren Vater, ihr Partner Michael, von der Familie anerkannt werden. Als sie für Michael eine Hose in der Änderungsschneiderei Messo abholt, lernt sie die Schneiderin Juana kennen. Verlust und das Tabuthema Homosexualität prägen auch ihre Familiengeschichte. In ihren Gesprächen helfen die beiden Frauen einander dabei, sich aus erstarrten Strukturen zu lösen und den Tabus die Macht zu nehmen.  Nach «Hochzeitsflug» und «Die Wunschplatane» nimmt «Der Libellenspiegel» die Perspektive der Frauen ein und erzählt von ihrem Mut und der Kraft von Freundschaften.

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Dass Sahar ein Kind mit einem Mann hat, mit dem sie nicht verheiratet ist, ist für ihre Familie unerhört. Auf dem Papier ist sie mit ihrem Cousin Beyto verheiratet. Dass Beyto schwul ist, erfuhr Sahar erst nach der Zwangsheirat, nach der Beyto nach London geflohen war. Sahar kämpft dafür, dass ihre Tochter Amal und deren Vater, ihr Partner Michael, von der Familie anerkannt werden.

Als sie für Michael eine Hose in der Änderungsschneiderei Messo abholt, lernt Sahar die Schneiderin Juana kennen. Verlust und das Tabuthema Homosexualität prägen auch ihre Familiengeschichte. In ihren Gesprächen helfen die beiden Frauen einander dabei, sich aus erstarrten Strukturen zu lösen und den Tabus die Macht zu nehmen.

Nach «Hochzeitsflug» und «Die Wunschplatane» nimmt «Der Libellenspiegel» die Perspektive der Frauen ein und erzählt von ihrem Mut und der Kraft von Freundschaften.

Foto Ayşe Yavaş

Yusuf Yeşilöz, geboren 1964 in einem kurdischen Dorf in Mittelanatolien, kam 1987 in die Schweiz. Heute lebt er mit seiner Familie in Winterthur und arbeitet als freier Autor, Übersetzer und Filmemacher. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Sein Roman «Hochzeitsflug» wurde 2020 von Gitta Gsell unter dem Titel «Beyto» verfilmt. Im Limmat Verlag sind mehrere Romane lieferbar, u.a. die beiden anderen Romane der Beyto-Trilogie, «Hochzeitsflug» und «Die Wunschplatane». Zuletzt erschien «Nelkenblatt» (2021).

Yusuf Yeşilöz

Der Libellenspiegel

Roman

Limmat VerlagZürich

Sahar stand vor dem Laden und warf einen scheuen Blick durch das blank geputzte Schaufenster der Änderungsschneiderei Messo.

«Für den Kinderwagen gibt es in diesem winzigen Raum keinen Platz. Der ist ja nicht größer als drei Gräber», flüsterte sie vor sich hin. Sie hob den Vorhang aus dünnem weißem Tuch vom Kinderwagen weg. Ihre Tochter Amal schlief tief, sie lag auf der Seite, die kleine Handfläche auf ihrer runden Wange. Sahar lächelte, stellte den Wagen vor dem Laden ab und ging durch die knarrende blaue Tür hinein. Erst auf den zweiten Blick entdeckte sie die junge Frau, die hinter einer Nähmaschine saß. Sahar begrüßte sie mit einem «Grüezi». Die Frau stand auf, hielt ihre Hand an den Rücken und stöhnte leise, dann streckte sie sich und flüsterte ein «Grüezi wohl».

Sahar suchte die passende Formulierung in deutscher Sprache, um zu sagen, dass sie die Hose, die sie zum Kürzen hier abgegeben hatte, abholen und bezahlen wolle. Die Worte hatte sie auf dem Weg hierhin geübt, aber sie war noch unentschlossen, ob sie «mein Mann» oder «mein Freund» sagen sollte. Da meldete sich die Schneiderin, deren ovales Gesicht ein Nasenpiercing zierte.

«Wie kann ich Ihnen helfen?»

«Ein Mann hat hier eine Hose. Ich will sie abholen.»

«Ein Mann? Wie heißt er?»

«Michael.»

Sie holte den grünen Abholzettel aus ihrer schwarzen ledernen Umhängetasche und reichte ihn der Schneiderin. Diese nahm ihn entgegen, studierte die Nummer und ging die Zettel durch, die an den Kleidern über ihrem Arbeitstisch steckten. Noch bevor sie fündig wurde, kam ein leicht untersetzter Mann mit einem grauen, breiten Schnauzbart aus dem hinteren Raum hervor, begrüßte die Kundin mit einem Kopfnicken und fragte die Schneiderin, worauf die werte junge Frau warte.

«Eine Hose», gab sie knapp zur Antwort. Sie reichte ihm den grünen Zettel. Der Mann holte seine Lesebrille aus der Brusttasche des karierten Hemdes und betrachtete den Zettel genau, als würde er eine große Banknote auf Fälschung prüfen.

«Das ist die Hose, bei der du ein Hosenbein kürzer als das andere gemacht hast», flüsterte er.

«Was soll ich ihr jetzt sagen?»

«Warte kurz, ich schaue sie mir nochmal an.»

Der Mann warf einen missbilligenden Blick auf die Schneiderin und verschwand in den hinteren Raum. Als die Schneiderin Sahar bat, einen Moment zu warten, sagte sie, dass sie alles mitbekommen habe.

Das hellbraune Gesicht der Schneiderin färbte sich rot. Sie entschuldigte sich für den Fehler. Sie habe die Hose falsch gekürzt, als der Meister Messo gestern Nachmittag weg gewesen sei, um mit Freunden Domino zu spielen.

«Übrigens, ich bin Juana. Wie heißt du?»

«Ich heiße Sahar. Michaels Mutter hat mich aber nach der Geburt meiner Tochter Amal Sara genannt, weil sie fand, dass Sahar zu fremd klinge. Du kannst mich nennen, wie du willst.»

«Sahar gefällt mir. Das bedeutet Morgenröte oder Morgendämmerung.»

Sahar machte große Augen und hätte fast ihre Zunge verschluckt vor Erstaunen darüber, dass diese Frau die Bedeutung ihres Namens auf Anhieb wusste.

Juana, der Sahars perplexer Blick nicht entgangen war, erklärte, dass ihr Vater ihr immer wieder Lieder vorgesungen habe, in denen der Name vorgekommen sei. Die Morgendämmerung, der Beginn eines neuen Tages, sei der Inbegriff von Hoffnung, habe ihr Vater immer gesagt.

«Du bist die zweite Juana, die ich in meinem Leben kennengelernt habe. Die Hebamme bei der Geburt meiner Tochter nannte sich auch Juana, und ihre Haare waren rötlich-blond wie eine Orange. Sie sagte aber, dass dies nicht ihr richtiger Name sei, als sie die Geburtsunterlagen unterschrieb.»

«Ich heiße tatsächlich so, auch wenn dieser Name nicht zu meinem Aussehen passt. Er war der erste Kompromiss meiner eigensinnigen Eltern, die so unterschiedliche Charaktere hatten wie Tag und Nacht.»

«Wie haben sie dann überhaupt zueinander gefunden?»

«Die Liebe mache blind, sagten sie, wenn ich sie fragte.»

Sahar nickte und sah sich im Laden um.

«Und lernst du das Schneiderhandwerk neu?»

Juana seufzte.

«Ja, ich muss vorübergehend irgendetwas arbeiten. Ich warte darauf, dass meine drei Jahre Studium im Ausland anerkannt werden, damit ich hier weitermachen kann, ein ziemlich langer und aufwendiger Prozess. Ich bin seit drei Wochen hier und schon in der ersten Woche habe ich alles falsch gemacht. Messo muss seither viele böse Reklamationen entgegennehmen. Es steht nun in den Sternen, wie es mit meiner Arbeit hier weitergeht.»

«Mach dir keine Sorge wegen Michaels Hose. Er trägt sie sowieso immer zu kurz, er wird dir sogar dankbar sein.»

Juana lachte.

«Jetzt erinnere ich mich an ihn. Als er hier war, fragte Messo im Scherz, ob der Hochwasserhosenmann einen Fluss überqueren wolle.»

«Davon hat mir Michael erzählt. Aber ich möchte ihn jemandem von meiner Familie vorstellen und er versprach mir, dafür eine lange, gebügelte Hose zu tragen, die bis über die Knöchel reicht. Darum hat er sich diese Hose gekauft, aber sie war ihm zu lang.»

«Du hast ein Kind mit ihm und deine Familie kennt ihn noch nicht?»

«Das ist eine lange Geschichte, Schwester, so schnell kann ich dir das nicht erklären.»

Juana betrachtete Sahar genau.

«Deine Stimme ist weich wie Baumwolle, Sahar, und du bist so schön wie der Mond. Tu nur das, was du selbst für richtig hältst, ich bin einfach ein neugieriger Mensch, wie alle anderen auch.»

Messo kam aus dem hinteren Raum hervor. Er machte ein Regenwettergesicht.

«Die Hose kann ich nicht retten. Sie können Ihrem Mann sagen …»

Juana unterbrach ihn.

«Nicht Ihrem Mann, dem Mann.»

«Egal, sagen Sie ihm einfach, dass ich die Hose bezahlen werde. Seit dreiunddreißig Jahren führe ich dieses Geschäft und zum ersten Mal muss ich mich für meine Arbeit schämen. Und das nur dank dieser kleinen Lehrlingsfrau!»

«Du kannst mich entlassen, Onkel Messo, und die Hose von meinem Lohn abziehen!»

«Du weißt genau, dass ich das nicht kann. Ich habe kein so hartes Herz, das dir, der Tochter meines besten Freundes – möge er in Frieden ruhen und von Lichtern in allen Farben umgeben sein –, die Tür weisen könnte. Und wenn du von dir aus gehst, werde ich dich nicht aufhalten, aber traurig werde ich trotzdem sein. Ich habe dich ja nur angestellt, damit du mir den Faden durchs Nadelöhr führst. Mehr wollte ich nicht von dir.»

Juana wandte sich der Arbeit zu, oder tat jedenfalls so, als würde sie zwei dunkelblaue Stoffstücke zusammennähen. Messo drehte sich zu Sahar.

«Die Kleine hier hat im Ausland studiert, bevor sie abgebrochen hat und zurückgekehrt ist. Sie wollte Biologin werden und in einem Zoo arbeiten. Mädchen, wenn du nicht aufpasst, werden die Tiere dich jeden Tag beißen. Lerne zuerst, ordentlich mit der Nadel in den Stoff zu stechen, bevor du Löwen, Schlangen und Hühner impfst.»

Juana sprach, ohne ihren Kopf zu heben.

«Das wird wohl nie geschehen. Das Studium mache ich allerdings fertig, das habe ich meinem Vater versprochen. Sonst wird er sich im Grab umdrehen.»

Sahar schaltete sich ein.

«Wann und warum hast du ihm das versprochen?»

«Ich muss dir die ganze Geschichte erzählen.»

«Ich habe Zeit.»

Sahar warf einen Kontrollblick auf den Kinderwagen vor der Schneiderei. Amal schien immer noch zu schlafen.

«Und wenn dein Kind aufwacht?»

«Dann hören wir auf zu reden.»

«Diese Geschichte ist kompliziert und vielfältig wie die Farben einer Wildwiese.»

«Jetzt mach es nicht so spannend!»

«Bei uns pflegte man zu sagen: ‹Ein Irrer hat einen Stein in den Brunnen geworfen und vierzig Kluge sind damit beschäftigt, diesen herauszuholen.› Dieser Spruch passt zu meiner Lebensgeschichte.»

Messo unterbrach die jungen Frauen, um aufzulisten, was Juana alles falsch gemacht habe. Vom dunkelblauen Sakko des pensionierten Richters Theodor Meilinger habe sie zwar die Ärmel richtig gekürzt, aber zum Nähen den Faden in einer unpassenden Farbe gewählt. Meilinger, weit über siebzig Jahre alt, achte sehr auf sein Aussehen. Er habe laut geschrien, dass er Richter gewesen sei, kein Kapitän. Messo arbeite noch daran, mit ihm eine Einigung zu finden, was sich schwierig gestalte. Und Cornelia Celans Bluse aus den Fünfzigerjahren, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, habe Juana enger gemacht, anstatt sie wie gewünscht drei Zentimeter auszuweiten. Cornelia habe wie eine Furie herumgeschrien. Erst als Messo ihr sagte, das sei doch eine gute Gelegenheit, schlanker zu werden, habe sie sich beruhigt. Sie habe noch an diesem Tag im Fitness-Studio ein Jahresabo gelöst und Messo habe ihr den ersten Monat geschenkt.

Juana sprach leise, dass ihr das alles sehr leidtue und dass sie sich noch in zwanzig Jahren dafür schämen werde.

Messo holte aus dem hinteren Raum einen weißen Klappstuhl aus Plastik für Sahar und wies auf die Ecke bei der Tür. Er füllte ihr ein Glas Tee aus dem Samowar, der in der Ladenecke auf einem Holzstuhl stand, und öffnete eine Dose mit Keksen. Als er sie Sahar reichte, flüsterte er: «Selbst gebacken und mit Mandeln.»

Sahar stand vor dem Fenster und warf einen Blick auf den Kinderwagen, der sich nicht bewegte. Die Tür stand einen Spalt weit offen, sodass sie die sirenenartige Stimme ihrer Tochter sofort hören würde, wenn sie erwachte. Sie setzte sich auf den Stuhl und biss in den Keks, der nicht mehr ganz frisch war und dementsprechend hart. Sie hielt ihr Teeglas fest und rührte lange darin, bevor sie den Tee heiß schlürfte.

«Ich habe dich hier in unserem Viertel noch nie gesehen», nahm Messo das Gespräch wieder auf.

«Du kennst nur die Leute, die in dein Geschäft kommen», antwortete Juana, die Sahar liebevoll anschaute. «Sahar, wenn du etwas über dieses Viertel und seine Bewohner wissen willst, frag Messo. Er ist der Chronist. Er weiß noch genau, wer wann gestorben ist und wer ihm welche Kleider zur Änderung gebracht hat.»

Messo erwiderte, Juana schmeichle ihm nur, um ihre Fehler in der Schneiderei wiedergutzumachen.

«Kleider kann man ersetzen. Hauptsache ist, dass wir alle gesund und glücklich sind», sagte Sahar versöhnlich.

«Das ist das Wichtigste.»

Messo verabschiedete sich, um weiterzuarbeiten. Er drehte sich zu Sahar um.

«Ich werde die Hose morgen bereitstellen, dann kann er sie anprobieren. Wenn sie ihm nicht gefällt, dann erstatte ich ihm den Kaufpreis.»

«Okay. Wann soll ich sie abholen?»

Messo sah auf die Uhr, die er aus der Tasche seiner Lederweste hervorholte.

«Um die gleiche Zeit wie heute, etwa 16 Uhr.»

Sahar bedankte sich für den Tee und das Gebäck. Juana schaute von ihrer Näharbeit auf.

«Kam das wirklich von Herzen? Niemand hat sich bisher für Messos harte Kekse bedankt.»

Dann wandte sie sich lächelnd zu Messo.

«Auch wenn er der einzige mir bekannte Mann ist, der bäckt.»

«Mädchen, du salbst mich mit Öl, du schmeichelst mir wohl, damit ich dich schon jetzt in den Feierabend schicke! Du kannst für heute die Arbeit beenden.»

*

«Ich habe noch nie einen Kinderwagen geschoben. Noch dazu einen so schönen alten wie diesen.»

Juana bestaunte den blassblauen Wagen mit den dünnen Stangen, den kleinen Rädern und dem schwanenförmigen Korpus.

«Darin wurde schon Michael und vor ihm sogar seine Mutter Lydia herumgeschoben. Er ist aus den Fünfzigerjahren, Lydia hatte ihn damals von ihren Großeltern geschenkt bekommen und ihn bis heute behalten. Amal wird als Lydias erste Enkelin diesen Wagen erben, in dem vorher schon fünf andere Kinder der Verwandtschaft spazieren geführt wurden.»

Als Juana den Wagen unvorsichtig über den von Wurzeln gewellten Asphalt des Gehsteigs schob, erwachte Amal. Sie schrie laut los und übertönte alle Geräusche auf der Straße, die der Krähen, der Spatzen und auch den Autolärm. Sahar nahm sie aus dem Wagen, küsste sie auf die runde Wange, die von Tränen schon nass war, und drückte sie an sich. Die kleine Amal wollte sich nicht beruhigen lassen.

Mit schnellen Schritten liefen die beiden Frauen weiter nebeneinander her, nervös wegen Amals lautem Geschrei, und bogen dann in einen Schulhof ein. Sahar setzte sich eilig auf die Holzbank vor einer stämmigen Linde, schob verstohlen ihre dunkelblaue Bluse hoch, machte ihre linke Brust frei, hielt den Kopf ihrer Tochter und führte ihren Mund an die Brust. Kaum kam Amal mit der Brust in Berührung, hörte sie auf zu schreien – wie auf Befehl.

Sahar stöhnte hörbar.

«Dieses Mädchen ist wie meine Großmutter. Auch sie hatte keine Geduld. Einmal hat sie so lange geschrien, bis ich ihr zum siebten Mal an diesem Tag Tee zubereitet habe. Sie warte schon seit drei Tagen auf den Tee, schrie sie. Danach hat sie sich die Zunge verbrannt, weil sie keine Geduld hatte, zu warten, bis der Tee abgekühlt war.»

«An deiner Milch wird Amal ihre Zunge nicht verbrennen, die ist von Natur aus temperiert. Wie alt ist deine Tochter?»

«Heute sind es fünf Monate und sieben Tage.»

«Ein Wunschkind?»

«Ein Stern hat sie mir geschenkt!»

«Wie denn? Schenken Sterne so schöne Mädchen?»

«Du musst nur den richtigen finden. Von all diesen Millionen von Sternen schenkt nur einer dir ein Kind.»

«Schwester, wie werde ich den richtigen finden?»

«Einfacher ist, der Stern findet dich. Ich konnte Michaels Liebe, die wie eine Flut über mich kam, nicht widerstehen. Und Amal ist das Resultat.»

«Ohne dass ihr verheiratet wart! Wie hat Michael auf die Schwangerschaft reagiert?»

«Zuerst war er schockiert. Dann aber, nachdem er lange mit seinen Eltern telefoniert und einen Spaziergang allein im Regen gemacht hatte, versprach er mir in einer Nachricht, dass er zu mir und unserem Kind stehen würde.»

«Hat er dich nicht unter Druck gesetzt, abzutreiben?»

Sahar warf ihr einen fragenden Blick zu.

«Nein, er war nur sprachlos, als er es hörte. Warum stellst du mir diese Frage?»

«Einfach so. Warum heiratest du ihn nicht?»

«Ich bin auf dem Papier noch mit einem anderen Mann verheiratet.»

Sie strich über die spärlichen Haare am Hinterkopf ihrer Tochter, die leise schmatzende Geräusche von sich gab. «Meine Amal ist eben ein Bastard.»

Sahar lachte so laut, dass Amal den Kopf von der Brust hob und sie anschaute.

«Das darfst du doch nicht sagen, Sahar! Mit wem bist du denn verheiratet?»

«Mit Beyto, dem Prinzen unseres Dorfes.»

«Du erzählst mir Märchen, Schwester, aber deine Stimme hat sich verändert. Ist deine Geschichte traurig?»

«Mein magischer Spiegel hat mir gesagt, dass es im Leben weder traurige noch fröhliche Geschichten gebe. Entscheidend sei, ob die Geschichte traurig oder fröhlich erzählt werde.»

«Das ist sehr philosophisch.»

Sahar versteckte die linke Brust unter ihrer Bluse und führte ihre Tochter an die rechte. Amal schmatzte genüsslich.

«Und warum kennt Michael noch keine deiner Verwandten?»

«Du willst schon jetzt alles über mich wissen, Juana! Narin, die Mutter des Prinzen aus dem Dorf, ist bereit, als erste Person meiner Familie Amals Vater kennenzulernen. Mein Problem ist nur, dass Michael keine anständigen Kleider anziehen will.»

«Hat Narin ihre Trauer darüber überwunden, dass du nicht mehr mit ihrem Sohn zusammen bist?»

Sahar sprach leise vor sich hin.

«Du solltest lieber fragen, ob sie ihre Wut überwunden hat!»

«Du musst mir nichts erzählen, was du nicht willst, Sahar.»

«Es ist eine lange Geschichte, so lang wie ein Fluss, der zu einem fernen Meer fließt. Narin ist eine Cousine meiner Mutter. Sie pflegten zu sagen, sie seien sich so nah gewesen, dass nur das Gegessene verschiedene Wege ging. Nachdem meine Ehe mit Beyto in die Brüche gegangen war, bekriegten sich die Cousinen ziemlich übel und konnten einander nicht genug beleidigen. Narin konnte aber nicht zusehen, wie ich drei Monate lang mit einem kranken Baby allein im Krankenhaus lag. Sie überwand ihren Stolz und besuchte mich dort.»

«Und ich Idiotin habe die Hose von Michael vermasselt!»

«Vielleicht war es Intuition, oder er hat dich heimlich beauftragt, seine Hose kürzer zu schneiden.»

Beide lachten.

«Willst du mit Michael noch eine Hochzeit feiern?», fragte Juana. «Mein Vater hat mir einmal gesagt, dass er zu meiner Hochzeit dreihundert Verwandte einladen würde. Ich habe aber nicht geheiratet, als er noch lebte.»

«Nicht mehr auf diese Art und Weise. Bei der Heirat mit Beyto haben die Eltern im Dorf ein großes Fest veranstaltet. Doch dann, als ich vom Dorf hierherkam, um bei meinem Ehemann und seinen Eltern zu leben, holte Beyto mich nicht einmal vom Flughafen ab.»

«Das war bestimmt eine große Kränkung für dich!»

«Es war wie ein Messer in der Brust.»

«Warum ließ er dich einfach am Flughafen sitzen?»

«Lange Geschichte, Schwester, eine sehr lange Geschichte …»

«In dem Fall liebte er eine andere …»

«Einen anderen!»

«Oh, jetzt wird es aber kompliziert. Wusste er bei der Heirat nicht, dass er einen Mann liebt?»

«Das wusste er schon vor unserer teuren Hochzeit, aber unsere Eltern nicht. Sie hatten meinem verstorbenen Großvater versprochen, dass mein Cousin Beyto und ich den Kopf auf dasselbe Kissen legen würden, sobald wir ins Heiratsalter kämen. Und bis zum Tod würden wir auf demselben Kissen schlafen. Es kam aber anders. Ob sich unser Großvater in seinem Grab umdreht, weiß ich nicht. Heute ist mir auch egal, was der Großvater denkt. Ich wünsche mir nur, dass Beyto in die Scheidung einwilligt und bereit ist, seine Vaterschaft aufzuheben. Rechtlich gesehen ist Amal Beytos Tochter. Wenn es so weit ist, soll Michael die Vaterschaft anerkennen und wir könnten standesamtlich heiraten. Aber wie ich die beiden kenne, sind diese Wünsche nicht so schnell erfüllbar.»

«Ist dann deine Aufenthaltsgenehmigung nicht gefährdet, wenn du dich scheiden lässt?»

Sahar schaute sie perplex an.

«Michaels Mutter hat sich bei einem Juristen in ihrem Bekanntenkreis informiert. Dieser meinte, weil ich lange genug hier sei und ein Kind mit einem einheimischen Mann habe, könnten die Behörden mich nicht zurückschicken.»

Amal hörte auf zu trinken, schaute ihre Mutter treuherzig und zufrieden an, rieb sich das rechte Auge, streckte die Zunge heraus und leckte sich die Lippen. Dann warf sie einen verstohlenen Blick auf Juana und versteckte ihr Gesicht wieder an der Brust der Mutter. Sahar sah Juana an, die Tränen in den Augen hatte.

«Warum weinst du?»

«Weil ich gerührt bin.»

Sie schauten einander einen Moment lang in die Augen, keine wandte den Blick von der anderen ab.

«Ich will dich nicht länger aufhalten, Schwester, wenn du zu tun hast», sagte Sahar schließlich. «Ich wohne in der Nähe, und du?»

«Auf der anderen Seite der Limmat, zwanzig Minuten zu Fuß. Mit dem Bus weniger als fünf Minuten.»

Sahar drückte Juana ihre Tochter in die Arme, die sofort laut zu weinen begann. Sie ließ sich nicht davon beeindrucken und brachte ihre Bluse wieder in Ordnung. Dann setzte sie Amal in den Kinderwagen. Das Kind schaute mit wachen Augen um sich, während sie weitergingen. Juana schob den Wagen.

«Messo hat erzählt, dass du dein Studium abgebrochen hast. Warum? Ein Studium ist etwas Wichtiges. Ich selbst hatte diese Chance leider nicht», nahm Sahar das Gespräch wieder auf.

«Es gibt einen wichtigen Grund, warum ich aufgehört habe. Nach dem Tod meines Vaters hatte ich mich Hals über Kopf entschieden, nach Italien zu gehen, um ein neues Leben zu beginnen. Ich schrieb mich für ein Biologiestudium ein und arbeitete auf einem Bauernhof, wo ich Tiere pflegte und im Sommer Touristen und ihre Kinder auf Pferden, Eseln und Ponys herumführte. Alle meine Freunde fragten, ob ich durchgedreht sei. Aber die Hofbesitzerin Marcella bestärkte mich, sie sagte, ich hätte richtig gehandelt, indem ich auf mein Herz gehört habe.»

Juana wechselte abrupt das Thema.

«Du bist meine erste Bekannte hier, die so jung ein Kind hat.»

«Und du bist meine erste Bekannte, die einen Nasenring trägt!»

«Bist du neu in diesem Viertel?»

«Ich bin ein paar Wochen vor Amals Geburt hierhergezogen, war dann aber viel weg mit ihr. Sie war fast drei Monate in einer Klinik, weil sie, ungeduldig, wie sie ist, vier Wochen vor dem Geburtstermin kam. Sie musste mit einem Kaiserschnitt geholt werden und war sehr schwach, dann hatte sie ein Problem mit dem Nierenbecken. Jetzt geht es ihr besser, Gott sei Dank.»

«Hast du Unterstützung?»

«Ja und nein. Michaels Mutter steht mir zur Seite, wenn sie kann. Aber sie arbeitet mehr als fünf Tage in der Woche. Und meine Tante Narin …» Sahar unterbrach sich. «Meine Tante und ehemalige Schwiegermutter kann nicht zu mir kommen. Im Krankenhaus besuchte sie mich einmal pro Woche, aber zu mir nach Hause möchte sie nicht, weil sie Michael nicht begegnen will. Das wird sich hoffentlich bald ändern.»

Nach einer Pause fügte sie hinzu: «Meine einzigen Freunde sind meine Amal und meine Mutter am Telefon.»

«Wie hat deine Familie darauf reagiert, dass du eine Tochter hast mit Michael, noch dazu unverheiratet?»

«Das ist eine lange Geschichte. Kennst du den Spruch: ‹Wenn du zu schnell und zu tief bohrst, kommt nur Schlamm raus›?»

Juana blieb stehen und schaute Sahar in die Augen.

«Schlamm wollen wir nicht …»

«Meine Mutter sagte immer, wenn ich wieder einmal eigensinnig war und nicht das machte, was sie wollte, dass sie sich diesen Mittagsschlaf mit meinem Vater, bei dem ich entstanden bin, doch besser erspart hätte. Ich würde mir noch meinen Dickschädel brechen.»

Sie standen an der Straßenecke an der Mündung einer Einbahnstraße. Sahar zeigte auf die Siedlung mit grauen Backsteinhäusern, rund hundert Meter entfernt.

«Hier wohne ich.»

Juana übergab ihr den Kinderwagen. Zum Abschied küssten und umarmten sie einander innig, als wären sie alte Freundinnen.

Bevor sie ging, hakte Juana nach.

«Sahar, ist die Geschichte mit deiner Heirat wirklich wahr?»

«Wie kannst du denken, dass ich sie erfunden habe?»

«Einfach so. Weil Menschen einander immer wieder Geschichten auftischen.»

«Diese ist so wahr, wie morgens die Sonne aufgeht.»

«Wir sehen uns morgen um 16 Uhr. Küsse Amal von mir, wenn du sie ins Bett bringst. Ich werde heute von ihr träumen.»

«Ich sehe, dass du Kinder liebst. Lass dir vom richtigen Stern eins schenken!»

*

Juana lächelte. Sie ging gemächlichen Schrittes zur Haltestelle und blickte einmal kurz zurück. Sahar war stehen geblieben und telefonierte. Sie winkte.

Sie schaute auf den Fahrplan, der nächste Bus fuhr erst in neun Minuten. Sie entschied sich, der zur Abendstunde dicht befahrenen Straße entlangzulaufen. Nach einem langen Arbeitstag mit dem Rattern der Nähmaschine, der quietschenden Eingangstür und Messos lauter, melancholischer Musik aus seiner Heimat, die aus einem Kassettenrecorder aus dem letzten Jahrtausend tönte, störte sie der Verkehrslärm nicht.

«Lass dir vom richtigen Stern ein Kind schenken!» Sahars weiche Stimme klang in ihrem Ohr wie eine sanfte Trommel.

«Das alles ist schon Geschichte», war Gabrieles Kommentar gewesen, als er sie am Tag nach der Operation im Krankenhaus besucht hatte, mit einem riesigen Blumenstrauß in der Hand. Davor hatte sie von ihm nie ein solches Zeichen der Zuneigung bekommen. Er trug an diesem Tag nur ein schwarzes Leibchen, obwohl es draußen kühl war. Er roch nach Rauch und Schweiß, sah nervös und ungepflegt aus.

«Du musst darüber hinwegkommen, du hast noch ein langes Leben vor dir», sagte er im Jargon eines Psychologen. Er beichtete ihr, dass er schon Erfahrungen gemacht habe mit Frauen, die abtreiben mussten. Nach wenigen Wochen hätten sie sich erholt, als sei nichts passiert. Er sprach so locker, als würde er etwas ganz Belangloses erzählen.

«Warst du mit diesen Frauen zusammen?»

«Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass sie sich nicht unterkriegen ließen. Sie waren stärker als du.»

«Hattest du sie geschwängert, Gabriele?»

«Das geht dich nichts an!»

Drei Tage lag Juana im Krankenhaus. Am ersten Tag kam Gabriele mit Blumen in der Hand, am zweiten mit einer Schachtel Schokolade, am dritten meldete er sich mit einer Nachricht, er sei verhindert. Sie schrieb ihm nicht mehr zurück, sie hatte sich innerlich bereits für immer von ihm verabschiedet. Drei Monate später schrieb er ihr eine Nachricht und fragte, ob sie sich erholt habe. Er würde sich freuen, sie wiederzusehen, er trauere ihrer Beziehung nach, sie hätten es doch schön gehabt miteinander.

Sie hatte Gabriele im ersten Monat ihres Studiums in der Toskana kennengelernt. Auch er studierte Biologie. Als ihr klar wurde, dass sie schwanger war, lud sie ihn zum Essen ein. In der Küche des Bauernhofs hatte sie für ihn gekocht und schön aufgetischt, sie hatte Kerzen angezündet. Gabriele, Einzelkind einer Familie, die eine stadtbekannte Weinhandlung betrieb, hatte den besten Wein seines Vaters mitgebracht. Er glaubte, sie würden einen schönen Abend miteinander verbringen, und ahnte nicht, dass sie ihm etwas eröffnen wollte.

«Nein, das ist bestimmt nicht mein Kind!»

«Doch, Gabriele, niemand weiß besser als ich, dass ich keinen anderen Mann berührt habe.»

«Ich kann es mir nicht erklären, wir haben doch verhütet.»

«Anscheinend nicht gut genug.»

«Meine Cousine ist mit einem Arzt verheiratet. Er kann dir sagen, wie du diese Sorge schnell loswerden kannst. Vielleicht kann er dir sogar selbst ein Medikament geben.»

Juana wurde wütend.

«Wie oft hast du schon solche Geschichten mitgemacht, Gabriele? Wie viele Frauen hast du zur Abtreibung gezwungen?»

Gabriele hatte sich entschieden. Länger wollte er nicht darüber reden.

Juana hatte auf der Suche nach Unterstützung an jede mögliche Tür geklopft, bevor sie sich entschied, abzutreiben. Sie telefonierte mit ihrer Mutter. Doch Beata konnte ihr nicht helfen. Sie war so absorbiert von ihrer Trauer um die Trennung von ihrem Mann und dessen Tod, dass sie kaum auf Juana eingehen konnte. Viele Frauen seien gezwungen, diesen schmerzhaften Schritt zu tun, sagte sie nur.

Ihr Kind wäre heute vier Jahre, sieben Monate und drei Tage alt. «Welchen Namen hättest du ihm gegeben?», hatte ihre innere Stimme sie einmal gefragt. Doch Juana hatte sich geweigert, ihrem Kind einen Namen zu geben. Sie befürchtete, dass ihr Kind dadurch in ihrer Vorstellung noch sichtbarer und lebendiger würde.

Beim Haus angekommen, begrüßte sie den Coiffeur, der vor seinem Laden stand und rauchte, während er in sein Smartphone starrte. Er grüßte zurück mit einem «Hoi» und wandte sich wieder dem Gerät zu.

In der kleinen Wohnung war die Luft abgestanden. Juana öffnete die Fenster. Sie ging in die Küche, schnitt Auberginen und Zucchetti in Scheiben, legte sie in eine Auflaufform, bestrich sie mit Tomatensauce, die im Kühlschrank bereitstand, verteilte geriebenen Käse darüber und schob das Ganze in den Backofen. Sie spielte ein Lied ab, das sie auf dem Hof in der Toskana nach einem langen Arbeitstag immer gehört hatte. Dabei dachte sie an Sahar. Sie schien ihr sehr reif zu sein, obwohl sie noch so jung war. Juana deckte den Tisch in der Küche und setzte sich auf einen Stuhl, von wo aus sie beobachtete, wie das Essen im Backofen garte. Sie spielte das Lied ein zweites Mal ab.

Sie hatte die Ärztin gefragt, ob sie das Herz des Kindes hören könne.

«Nein, noch nicht»

«Kann ich ein Skelett sehen?»

«Wir können es schon sehen, aber wenn wir unter der Narkose eine Kürettage durchführen, geht das einfach weg. Man wird es von Blut oder ähnlichem nicht unterscheiden können …»

«Werfen Sie den Embryo in den Abfall oder spülen Sie ihn einfach ins Klo?»

«Ähm …»

«Wie groß ist er dann?»

«Ich würde Ihnen empfehlen, nicht so detailliert zu fragen. Sie haben sich schließlich zu diesem Schritt entschieden.»

«Können Sie wenigstens sagen, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist?»

«Das sollte keine Rolle mehr spielen, oder?»

Juana flüsterte vor sich hin:

«Nehmen wir an, Sahar, der richtige Stern findet mich, aber was, wenn bei einer nächsten Schwangerschaft alles wieder hochkommt? Was dann, Sahar?»

«Du musst eine Schutzmauer um dich herum bauen», hörte sie die Stimme ihrer Freundin Clara, die Juana damals im Krankenhaus abgeholt hatte. Sie war nach dem Telefonat sofort nach Italien gereist.

«Und was, wenn diese Mauer nicht wetterfest ist?»

*

Sahar saß in der Wohnküche auf dem Holzstuhl und fütterte Amal mit einem Kaffeelöffel mit Fruchtbrei aus einem grauen Plastikbehälter. Amal saß auf ihrem Schoß und genoss die Mahlzeit. Es störte sie nicht, dass die Hälfte der Nahrung um ihren Mund herum klebte. Sie hatte ein Auge geschlossen, das zweite war halb offen. Als Sahars Handy, das auf dem Tisch lag, eine neue Nachricht meldete, erschrak sie und begann zu weinen. Sahar beugte sich nach vorne. Mit dem linken Daumen tippte sie auf das Display.

Michael schrieb:

Die Sitzung mit einem bedeutenden Lieferanten ist länger gegangen. Jetzt muss ich mich noch um das Tagesgeschäft kümmern und die Bestellungen für den nächsten Tag vorbereiten, damit sie noch rausgehen.

Sie tippte mit einem Finger Gut und drückte auf Senden.

Michael schrieb, Sahar solle mit Amal essen, er wäre froh, wenn die Kleine schon schlafe, wenn er heimkomme. Er habe heute wirklich keine Kraft mehr, um sich mit einem schreienden Kind abzugeben.

Sahar antwortete nicht.