Der Liebe selig Lied - Dr. Josefine Müllers - E-Book

Der Liebe selig Lied E-Book

Dr. Josefine Müllers

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Beschreibung

Der vorliegende Band Liebeslyrik umfasst die beiden Teile "Herzgesänge" - frühe Liebeslieder intuitiven Charakters - und "Der mich unter Lilien weidet", eine lyrische Bearbeitung des "Hohen Liedes Salomos", dieses gewaltigen Urtextes aller Liebeslieder. Chagall-Abbildungen zu Beginn der beiden Kapitel beleuchten schlagartig den Stimmungshintergrund der Texte. Die Gedichte zeigen, dass jede wahre große Liebe zu einer Erweckung des Herzens führt, das jedoch erst als "sinnendes Herz" im Preisen der Liebe zu sich selbst kommt.

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Seitenzahl: 35

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Josefine Müllers

Der Liebe selig Lied

Herzgesänge

und

Der mich unter Lilien weidet

Liebeslyrik

Josefine Müllers

Der Liebe selig Lied - Liebeslyrik

1. Auflage (Oktober 2016)

Cover und Gestaltung: Josefine Müllers

Abbildungen S. 11 und S. 67: Marc Chagall Rosenstrauß mit

Liebenden und Liebende unter Lilien

©VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN Paperback

978-3-7345-5440-7

ISBN Hardcover

978-3-7345-5441-4

ISBN e-book

978-3-7345-5442-1

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische und sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

© Josefine Müllers 2016. Alle Rechte vorbehalten

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar unter: http://dnb.d-nb.de/"

Vorwort der Verfasserin

Wenn ich mich dazu entschlossen habe, mit diesem Lyrik- Bändchen auch Liebesgedichte aus meiner Jugend zu veröffentlichen, so geschah dies vor allem, um dem Phänomen einer großen Liebe und ihrer Macht auf die menschliche Seele zu huldigen. Die Gesänge sind sehr stark intuitiven Charakters, das heißt sie sind unmittelbar aus dem Herzen geflossen. Um diese Unmittelbarkeit zu wahren, trat die poetische Reflexion in den Hintergrund und Bilder, Sprache und Form wurden keinen großen Veränderungen unterzogen.

Im Mittelpunkt dieser Liebeslyrik steht die tiefe seelische Verflochtenheit der Geliebten, welche die fast schicksalhafte Anziehung über die Zeiten hinweg bewirkt. Aus dieser entstehen dem Herzen tiefe Freude und Glück, aber auch Pein und Schmerz durch Wunden, geschlagen von Kleinmut und irdischer Begrenztheit menschlichen Treibens. Es erfordert eine Menge geistiger Reife und Versöhnungskraft, um auch das Andere des Anderen anzuerkennen und sowohl den eigenen „Schatten“ als auch den des Geliebten zu akzeptieren. Eine solche Reife kann man in einer frühen Lebensphase und auf dieser Stufe seelischer Entwicklung noch nicht voraussetzen. Um zu entsprechender Weisheit zu gelangen, ist es notwendig, dass „ein Auge schauet in die Zeit, das andere in die Ewigkeit“, wie Angelus Silesius es so schön in seinem Cherubinischen Wandersmann ausdrückt.

Dennoch ist bereits die ahnende Erkenntnis vorhanden, dass Entsagung und Trauer Momente einer absoluten Liebe sind und dass der eigentliche Grund des Daseins in der Läuterung des Liebens bzw. des Herzens besteht. Ähnlich wie dies dem jungen Goethe schon während seiner Verlobungszeit mit Lili Schönemann schwant, als er in einem Brief an eine Freundin folgendermaßen formuliert: „Und dass doch mein Innerstes immer ewig allein der heiligen Liebe gewidmet bleibt, die nach und nach das Fremde durch den Geist der Reinheit, der sie selbst ist, ausstößt und so endlich lauter werden wird wie gesponnen Gold.“1

Der in den Gedichten dargestellte Zustand gleicht in manchem dem „Ich schlief, aber mein Herz wachte“ aus dem Hohen Lied (5, 2). Überhaupt hat das Hohe Lied Salomos als ein gewaltiger Urtext der Liebe schon früh eine starke Wirkung auf mich ausgeübt. In seiner Ursprünglichkeit, Reinheit und Schönheit und mit der Kraft seiner Bilder beeinflusste es nicht nur die Marienverehrung des gesamten Mittelalters und hinterließ deutliche Spuren in der Minnelyrik, sondern es faszinierte auch bekannte Dichter wie Opitz, Herder und Goethe. Letzterer beginnt 1775 selbst eine Bearbeitung des Liedes in Prosagedichten, führt sie aber nicht zu Ende. Im West-Östlichen Divan greift er jedoch die Grundthematik, nun in Versform, wieder auf.

So enthält der zweite, vielleicht gewichtigere Teil der hier abgedruckten Liebeslyrik meine in achtzehn Gesängen abgefasste Vers-Übertragung des Hohen Liedes der Liebe des Königs Salomo, die in neuester Zeit entstand. Die Versform unterstreicht den Liedcharakter, während das Original inhaltlich vollständig erhalten blieb. Auch der ländliche Kontext, die wunderbaren poetischen Bilder und die kraftvolle Sprache der lutherischen Fassung sollten aufrechterhalten bleiben. Auf diese Weise wird am besten deutlich, dass das Hohe Lied der Liebe von seiner Aktualität bis heute nichts eingebüßt hat.

Jede wahre große Liebe - im Sinne einer Dualseelen-Liebe, die letzthin auf das Höhere Selbst, auf die Idee von Liebe, wie Platon sagen würde, ausgerichtet bleibt - führt zu einer Erweckung des Herzens, das jedoch erst als sinnendes Herz zu sich selbst kommt. Im „Lied“, im „lobenden Gesang“ kann sich eine Läuterung der Liebe vollziehen. In diesem geistigen Vollendungsgang steigt der Dichter in die Tiefen seiner Seele hinab - vergleichbar dem Hades-Gang des Orpheus -, um das Bild der ewigen Geliebten daraus zu entbinden und das Wort seiner geistigen Bestimmung als ewiges zuzuführen.

Josefine Müllers

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