Der Wurf des Sämanns - Dr. Josefine Müllers - E-Book

Der Wurf des Sämanns E-Book

Dr. Josefine Müllers

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Beschreibung

Dargestellt wird der Prozess des Sehend-Werdens des Menschen im Sinne einer vertieften Wesenschau bzw. einer Schau der Seele. Dies geschieht anhand von Parabeln und gleichnishaften Erählungen, welche eine alte literarische Gattung bilden, die gern in religiösen Texten und Weisheitsbüchern verwandt wird. Sie kommt meist dann ins Spiel, wenn eine Wahrheit oder eine höhere Erkenntnis ausgedrückt werden soll, welche sich am besten symbolisch durch eine lehrhafte Erzählung aus einem analogen Vorstellungsbereich vermitteln lässt.

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Josefine Müllers

Der Wurf des Sämanns

Parabeln und gleichnishafte Erzählungen

Josefine Müllers

Der Wurf des Sämanns

Parabeln und gleichnishafte Erzählungen

1. Auflage 2020

Gestaltung: Josefine Müllers

Foto des Gemäldes Der Sämann (Detail) von Vincent van

Gogh und Foto des Udjat-Auges: Josefine Müllers

Verlag: tredition GmbH, Halenreie 40 – 44 22359 Hamburg

ISBN Paperback:

978-3-347-02823-4

ISBN Hardcover:

978-3-347-02824-1

ISBN e-Book:

978-3-347-02825-8

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische und sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

© Josefine Müllers 2020. Alle Rechte vorbehalten

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar unter: http://dnb.d-nb.de

Gedächtnis

Worte sind wir

Verstreut vom Weltenschicksal

Wie Saat im Wind

Aus des Sämanns Hand.

Wer schaut den Sinn

Im Sprießen des Korns?

(Josefine Müllersaus: Der Liebe selig Lied)

Vorwort der Verfasserin

Parabeln und Gleichnisse stellen eine alte literarische Gattung dar, die sehr gern in religiösen Texten - wie z. B. der Bibel - und in Weisheitsbüchern aller Art verwandt wird. Sie kommt meist dann ins Spiel, wenn eine schwer zu fassende Wahrheit oder Erkenntnis sich der direkten Aussprache zu entziehen scheint und am besten durch eine Art lehrhafter Erzählung verdeutlicht wird, welche in Analogie zu dem Gemeinten steht. In der Regel handelt es sich um die Symbolik aus einem anderen Vorstellungsbereich, der sich erhellend auf das Gesagte auswirkt. Zuweilen steht am Ende eine sinnerläuternde Lehre oder „Moral“. Aber grundsätzlich gilt, dass es sich bei dieser metaphorischen Rede um eine symbolhafte Darstellung und Verdichtung handelt, deren unendlicher Bedeutungsgehalt nie voll ausschöpfbar ist.

Parabeln und gleichnishafte Erzählungen haben zudem den Vorteil, dass sie nicht nur lehrreich, sondern zugleich unterhaltend sind. Sie sprechen oft unmittelbar das Unterbewusste und den Bereich intuitiver Erkenntnis an und inspirieren die Seele des Lesers und der Leserin zu eigener produktiver Symbolbildung und zu schöpferischer Tätigkeit.

Die Intuition als Herz-Erkenntnis und der Prozess des Sehendwerdens als ein Schauen mit den Augen der Seele betrifft aber nicht nur das „Medium Parabel“, sondern bildet zugleich in weiten Strecken das Hauptthema der hier vorgestellten Erzählungen. Wie können wir lernen, das Göttliche in uns - die Wahrheit des wirkenden göttlichen Geistes - zu erkennen und es bewusst in die Welt auszustrahlen? Ohne Erkenntnis unseres wahren Selbst bleibt uns auch die Erkenntnis des Wesens anderer und der uns umgebenden Welt verborgen.

Das wussten auch die Wahrheitsforscher und Weisheitslehrer alter Zeiten, die uns ihre Erkenntnisse nicht selten in antiken Mythen und Legenden weitergegeben haben. Diese haben auch heute von ihrer Aktualität nichts verloren. Deshalb habe ich einige dieser exemplarischen Symbolgeschichten in meine Parabel-Sammlung aufgenommen, um an ihnen Stadien der Seele auf dem Wege zur Vervollkommnung des Menschen aufzuzeigen.

Dr. Josefine Müllers

Inhalt

Vorwort der Verfasserin

Der Wurf des Sämanns

Ziel und Weg

Sehen lernen

Bericht über ein fragwürdiges Ereignis

Das Lied

Der geschenkte Tag

Die Blume in Gottes Garten

Die Entscheidung

Die himmlischen Werkzeuge

Der kostbare Schatz

Die Wahrheit des Traums

Der richtige Ehemann

Kunst und Leben

Das Juwel

Wahrnehmung und Wahrheit

Choreographie der Seele

Amseltraum

Der Warntraum

Der Feind

Ödipus - der Mensch

Der Liebesgott und die Seele

Blick hinter den Spiegel

Das Auge - das Innere der Welt

Der Gaukler und der Hermaphrodit

Die verschiedenen Wohnungen und die rote Spinne

Die Zähmung des Einhorns

Der Fluss des Vergessens und die Anamnesis

Der Dämon des Sokrates

Die Geschichte des Aktaion

Das Paradies

Der Wurf des Sämanns

Das Auge der Herz-Erkenntnis

Epilog-Gedicht:

Ein Gleichnis bist du: Der Samen auf dem Felde

Autorenportrait

Ziel und Weg

Stell dir vor, Menschen befinden sich mitten in einem Urwald und, um ein Fest zu feiern, wollen sie zu einer gewissen Hütte gelangen. Da siehst du mit einem Mal, dass sie bereits mitten in der Hütte stehen. Aber wie in einer Computer-Animation biegen sich die Balken der Hütte von der Mitte aus zu beiden Seiten und geben einen Weg frei. Die Männer und Frauen gehen einer hinter dem anderen auf diesem Weg geradeaus, während ihnen die Balken auf beiden Seiten die Sicht verdecken.

So ist es mit dem Menschen: Mit seinen höheren Bewusstseinsaspekten ist er bereits am Ziel. Dort ist sein Denken in der Simultaneität. Die anderen Aspekte seines Bewusstseins, denen die Sicht durch Vor-Stellungen und Projektionen des Selbst verdeckt ist, müssen erst noch durch Auflösung dieser Blockaden dorthin gelangen.

Sehen lernen

Ein Mann sitzt in seinem Wohnzimmer und schaut fern. Er schaut aber nur ein einziges Programm, das in schwarzweiß ausgestrahlt wird. Immer wieder dieses eine Programm, so als gäbe es gar keine anderen Kanäle. Er leidet mit den Menschen im Fernsehen mit. Er lacht über ihre Späße. Und nicht selten ärgert er sich, wenn wieder etwas in einem Film geschieht, was ihm nicht passt, oder in einer Diskussion gesagt wird, was ihm unrichtig erscheint.

Allmählich gewöhnen sich seine Augen an das schwarzweiße Bild und er vergisst, dass es noch eine andere Welt gibt als diese. Sein Geist lebt in den Vorstellungen und Meinungen, die auf diesem einen Kanal ausgestrahlt werden. Sein Denken kreist um die Ziele, die ihm als erstrebenswert dargestellt werden, und er ergeht sich das eine Mal in phantastischen Wünschen und versinkt das andere Mal in tiefe, quälende Sorgen. So lebt er dahin und bemerkt weder die Farbenblindheit seiner Augen noch die Eingeschränktheit seines Geistes. Er stellt nur mit Erschrecken fest, dass seine Lebenszeit sehr schnell verrinnt, und mit der Angst vor dem Ende klammert er sich nur mehr an dieses Leben.

Eines Tages meldet sich ein alter Freund bei ihm. Dieser Freund kennt nicht nur die anderen schwarz-weißen Fernsehkanäle, sondern er hat auch farbig ausgestrahlte Sendungen gesehen. Ja dieser Freund kennt nicht nur die Wirklichkeit aus dem Fernseher, sondern er ist auch durch die Welt gereist und hat wunderschöne Landschaften und viele andere Völker und Kulturen aus direkter Anschauung und in direkter Erfahrung kennen gelernt.

Stellt euch vor, wie schwierig und mühsam es für ihn sein muss, seinen Freund an dem Reichtum dieser ganzen Welt teilhaben zu lassen. Um ihn von ihrem Bestehen zu überzeugen, wird es nicht ausreichen, dass er ihm davon erzählt. Der andere muss ja auch die Zwischentöne in den Geschichten verstehen. So wird er versuchen, die Erinnerung des Mannes zu wecken. Zunächst an das eine oder andere Ereignis aus seinem früheren Leben, als er noch nicht auf das schwarz-weiß-Sehen eingeschworen war. Dann wird er ihm einen anderen farbigen Fernsehkanal zeigen, so dass sich die Augen des Mannes langsam wieder an die Farben gewöhnen. Schließlich wird er seinen Freund langsam hinausführen, zunächst nur ein kurzes Stück, damit jener nicht der Heftigkeit und der Vielfalt der Eindrücke erliegt. Und langsam immer ein Stückchen weiter des Wegs. Er wird seinem Freund das Gehörte und das Gesehene erläutern, bis dieser sich immer stärker erinnert und sich schließlich vollkommen seiner selbst innewird. Dabei lernt er nach und nach, die ganze Pracht und Schönheit der Welt zu schauen und die verdeckten Beweggründe und Zusammenhänge zu erkennen.

Wenn du einen solchen Freund suchst, lieber Leser, so höre und sieh dich genau in deiner Umgebung um! Aber versäume auch nicht, in dein Herz zu gehen und dort Umschau zu halten: Denn offene Herzen, in denen es ein bisschen warm ist, sind Wohnstuben, in denen weise Seelen und Engel sich besonders gern aufhalten. Und, im Vertrauen gesagt, einen besseren und kompetenteren Freund als einen solchen, der dich einführt in alle vergessenen und unerkannten Welten, findest du nicht. Hast du erst angefangen, dich in sein Schauen einzuleben und seine Sprache zu verstehen, so bleibt dir schließlich auch Höchstes - oder wenn du so willst, Tiefstes - nicht mehr verborgen. Nur, ein bisschen Liebe und Mühe solltest du schon aufwenden!

Bericht über ein fragwürdiges Ereignis

E. traf ihre Freundin K. und erzählte ihr folgende Geschichte:

„Gestern Abend saß ich in meinem Wohnzimmer und schaute mir eine Sendung im Fernsehen an. Da es noch lange hell war, hatte ich kein Licht eingeschaltet. Das wollte ich ändern, da es allmählich dunkler zu werden begann. Als ich den Schalter der kleinen Tiffany-Tischleuchte betätigte, die normalerweise ein behagliches orangefarbenes Licht ausstrahlt, gab die Lampe, nachdem das Licht kurz aufgeleuchtet war, einen lauten, trockenen Knall von sich, und auf der Stelle lag alles im Dunkeln. Ich glaubte, die Glühbirne sei defekt. Das erwies sich als nicht richtig. Denn als ich die Glühbirne ausgetauscht hatte, änderte dies nichts an der vorherigen Situation.

Ich ging nun zu meinem Schreibtisch, um eine andere, sehr große Tiffany-Lampe anzumachen. Aber auch diese funktionierte nicht. Ich folgerte, dass die defekte Lampe einen Kurzschluss produziert hätte und ging zum Sicherungskasten. Aber alle Sicherungen waren völlig in Ordnung. Das verwunderte mich etwas. Nun probierte ich nacheinander alle Lampen zunächst im Wohnzimmer aus. Das Deckenlicht ging einwandfrei. Aber auch alle Stehlampen mit weißem Licht funktionierten, nicht aber die vier farbigen Tiffany-Leuchten, die an unterschiedlichen Stellen des Raumes zwischen den weißen Lampen platziert sind. Ich wurde stutzig. Was war das?

Lächelnd sprach ich zu mir selber: ‚Ach, die Tiffany-Lampen kommunizieren wohl untereinander. Eine kaputt, alle kaputt. Habe ich vielleicht den Tiffany-Geist durch irgendetwas beleidigt?‘ Während ich dies vor mich hin murmelte, nahm ich eine der Tiffany-Leuchten und versuchte, sie im Schlafzimmer einzuschalten, weit entfernt von den Stromkreisen des Wohnzimmers. Aber alles fruchtete nichts: die Tiffany-Leuchten mit dem farbigen Licht hatten ihren Geist aufgegeben, während die weißen Lampen auch an den Steckdosen funktionierten, an denen zuvor die Tiffany-Lampen angeschlossen gewesen waren.“

E. beendete ihren Bericht über die Lampen und ihr Licht mit der Frage an ihre Freundin, was sie darüber denke.

„Was soll ich davon halten?“, meinte diese zweifelnd, „ich weiß nicht, was da passiert ist.“

„Vielleicht sollte die Frage besser lauten, was der Sinn dieses Vorfalls ist“, sann E. dem Geschehen nach.

„Welcher Sinn? Das ist doch absurd“, warf K. ein. „Du legst damit nahe, dass es keine physikalische Ursache dafür gibt… Was sollte das Ganze für einen höheren Sinn haben?“

„Bedenke doch einmal, dass nur das farbige Licht mit seinem Schein betroffen ist, nicht aber das reine weiße Licht, das weiterhin strahlt“, warf E. ein.

K. schaute ihre Freundin kopfschüttelnd an. „Ich verstehe nicht, was du da andeuten willst.“

„Das helle weiße Licht ist gleichsam ursprünglich, ist ungebrochen“, gab E. zu bedenken, „während das bunte Licht sich an der Materie brach, also solchermaßen nur Abglanz des Wahren, Ewigen ist.“

„Und was will dir dann das Ereignis sagen?“ fragte K. ihre Freundin erstaunt.

„Vielleicht dass ich Sein und Schein besser unterscheiden muss…, vielleicht dass der bunte Schein keinen Bestand hat in den höheren Dimensionen… Vielleicht aber auch das Gegenteil: dass ich das Leben besser achten, mehr auf es aufpassen muss, denn ‚am bunten Abglanz haben wir das Leben’, wie Goethe sagt. … ich weiß nicht“, gestand E. ihrer Freundin etwas hilflos ein.

„Und warum erzählst du mir dann diese unglaubliche Geschichte?“, wollte K. wissen.

„Damit ich ihren Sinn erkenne“, gab E. zur Antwort, „ja, deshalb wohl.“

Das Lied

Unsere Geschichte handelt von einem kleinen Mädchen, das in einer einfachen, aber liebevollen Familie in einem kleinen Städtchen unseres Landes lebt. Es verbringt seine Tage wie andere Kinder im Spiel in der schönen Landschaft der benachbarten Seen und lebt dort behütet von den Geistern der Natur und im Schoße seiner Familie. Von seinem Bruder lernt es, Gedichte und abenteuerliche Geschichten zu lesen.