Der Mädchenfänger von St. Pauli. Reeperbahn-Thriller - Lion C. Rationus - E-Book

Der Mädchenfänger von St. Pauli. Reeperbahn-Thriller E-Book

Lion C. Rationus

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Beschreibung

Sie glaubte an seine Liebe, er an ihr Geld. Marie gerät in Panik. "Ich will nicht ins Gefängnis", schreit sie. Nachbar Schuggar hat eine Idee: Wir lassen die tote Mama verschwinden. Marie willigt ein. — Der Polizei kann Marie mit Schuggars Trick womöglich entkommen. Aber nicht ihrem Schicksal. Das hat nun Schuggar in der Hand. Thriller nach einem wahren Fall, der sich in Hamburg, Stadtteil St. Pauli, zugetragen hat. Durchschaut Marie die teuflische Falle, die ihr gestellt wird von einem Menschen, der vorgibt, ihr in größter Not zu helfen?

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Seitenzahl: 146

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Der Mädchenfänger von St. Pauli

Aus der Reihe "Reeperbahn-Thriller"

Von Lion C. Rationus

Sie glaubte an seine Liebe, er an ihr Geld

Besuchen Sie die Internetseite des Autors: rationus.net

Ungekürzte Originalveröffentlichung

FS-Verlag Edition Störtebeker

ISBN 978-3-932733-26-0

Der Inhalt des Buches ist durch das Urheberrecht geschützt.

Montage MPS, Fotos iStock

Der Leiter einer westdeutschen Mordkommission untersucht den Fall einer Frau, die ihre Mutter erdrosselt hat. Der Autor Lion C. Rationus ist zugleich abgestoßen und fasziniert von Tat und Täterin. Er erforscht die Lebensumstände der Frau. Personen, Orte und Handlungsführung sind derart abgewandelt, dass niemand tatsächliche Handlungen oder reale Personen wiederzuerkennen vermag. Diese Menschen versuchen, ihr Leben in den Griff zu bekommen und verdienen jeden Schutz.

Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel: Beton im Nacken

2. Kapitel: Die splitternde Krone

3. Kapitel: Das Rolltor zum Glück

4. Kapitel: Pressfleisch

5. Kapitel: Der Mann vom Gewerbeamt

6. Kapitel: Die roten Pailletten

7. Kapitel: Topless, High Heels und Perücken

8. Kapitel: Das Meckern der Ziege

Bonusgeschichten

Leseprobe: Die Taxameter-Entführung

Leseprobe: Tessy und die Hörigkeit der Malerin

1. Kapitel: Beton im Nacken

Vor den letzten zehn Stufen zögerte Marie.

Sie lauschte.

Natürlich war nichts zu hören.

Langsam nahm sie die Stufen, stand nun im Hausflur vor der Wohnungstür und atmete durch.

Es musste sein, es blieb ihr nichts anderes übrig. Lautlos steckte sie den Sicherheitsschlüssel in die Wohnungstür und entsperrte das Schloss. Vorsichtig öffnete Marie die Wohnungstür:

"Mama, bist du da?"

Keine Antwort. Marie öffnete die Tür ganz, spitzelte nach einem Schuh unter der Garderobe. Sie schob den Schuh vor die Bodenleiste des Eingangs, damit die Tür nicht zufallen konnte, nachdem sie eingetreten war. Marie wollte sich schnell zurückziehen können, falls es nötig werden sollte. Marie kontrollierte die Jacken an der Garderobe. Papas Lieblingsjacke war nicht darunter.

"Mama?"

"Ich bin hier!"

Mamas Stimme kam aus der Küche.

"Papa ist nicht da?", fragte Marie.

Mama erschien an der Küchentür. "Was soll die Frage? Er ist bei der Arbeit."

Hoffentlich stimmte das.

Mama sagte: "Komm zu mir, lass dich umarmen, Marie!"

Mama roch nach Schweiß und Zwiebeln.

Sie sagte: "So lange haben wir uns nicht gesehen."

Woran das wohl liegt, Mama.

"Aber wie du wieder aussiehst, Marie! So läuft man doch nicht herum."

"Ach, Mama …"

"Komm in die Küche. Es gibt was zu sehen."

Schmutziges Geschirr stapelte sich. Das hatte Marie immer gestört; selbst spülte sie benutztes Geschirr sofort.

Das Küchenfenster war geöffnet und ließ die Sommerschwüle herein. Auf der Fensterbank standen Gerbera. Daneben lag Mamas Lieblingskissen. Es war an zwei Stellen eingedrückt von Mamas Ellenbogen.

Die Häuserzeile gegenüber war so nahebei, dass man hinüberspuken konnte, und die Nachbarsfenster boten bessere Unterhaltung als manche Vorabendserie.

"Guck da unten, Marie."

"Polizei?"

"Seit zehn Minuten. Drüben rein. Da wohnt … so eine, du weißt schon."

Wegen Papa war Marie über den Hof von hinten ins Treppenhaus geschlichen und hatte nicht mitbekommen, was auf der Straße passierte.

"Weswegen bist du hier?", fragte Mama. Sie rührte in den Zwiebeln und goss sie mit Brühe an. Trotz des geöffneten Fenster zog der Zwiebelgeruch nicht nach draußen, sondern sammelte sich in der Küche. Ähnlich erging es Marie mit ihren Erinnerungen. Sie wollten nicht verfliegen, wurden sogar intensiver, wenn Marie hier war.

"Mama …"

"Du willst Geld."

"Mama!"

"Du kommst immer nur, wenn du Geld willst."

"Du weißt genau, warum ich sonst nicht komme."

Mama hörte auf zu rühren. "Was willst du damit sagen?"

Es platzte aus Marie heraus. "Du hast doch gewusst, was Papa mit mir gemacht hat. Und du hast weggeguckt."

Mama musterte Maries Ballerinas. Marie spürte den Blick der Mama. Der ging über Maries Strumpfhose, über den kurzen Rock, die enge Bluse, streifte schließlich Maries Augen.

"Hast es aber auch provoziert", sagte Mama.

Marie schob das Kinn vor. Papa hatte sich an ihr vergangen. Immer wieder, jahrelang. Mama hatte geschwiegen.

Jetzt sagte Mama: "Wirst es schon gebraucht haben."

Groß wurden Maries Augen. Marie wollte die aufschießende Empörung einfangen. Marie hielt den Atem an.

So konnte die Wut nicht heraus. Obwohl sie es wollte. Der Überdruck der Wut ließ Maries Augen aus den Höhlen hervortreten. Bald würde Marie atmen müssen. Die Wut, die Wut würde … Marie öffnete den Mund, atmete, und die Wut explodierte:

"Was!?", flüsterte Marie. "Was sagst du da!"

"Du warst eine Schlampe", sagte Mama, "und heute, da bist du auch —"

Maries Hände schnellten vor und fassten der Mama an die Kehle.

"Ich … ch …!", gurgelte Mama.

Marie zischte: "Du … !" Ihr Gehirn krampfte sich, und der Nacken wurde hart, und es war ihr schwarz vor den Augen. Marie drückte, und es knackte unter den Daumen. All die Jahre … Mama hatte es gewusst … und keine Hilfe … warum keine Hilfe … darum … Sie drückte stärker. Das Röcheln der Mama hörte auf. Aber Marie musste drücken, und ihr Nacken war so hart wie Beton.

Marie knirschte mit den Backenzähne, und oben im Kiefer stach es. Da war es ihr möglich, die Daumen aus den Kerben in Mamas Hals zu lösen. Der Schmerz im Kiefer ließ nach. Mamas Körper war schwer und rutschte Marie aus den Händen. Mamas Hinterkopf schlug auf die Herdkante. Ihr Hintern plumpste auf das schmierige PVC mit der Fliesenprägung. Ihr Oberkörper sank zur Seite. Verdreht blieb Mama vorm Herd liegen. Mamas Augen waren leer.

Du wirst nicht mehr über meine kurzen Röcke meckern.

"Mama", sagte Marie.

Sie ging auf die Knie. Das war schwerer als gedacht. Der Beton im Nacken hatte sich bis zu den Schulterblätter ausgebreitet.

"Mama, Entschuldigung, ich …" Marie strich ihrer Mama über die Wange. Mama war wie immer. Ihre Wange war warm. Mama roch nach Zwiebeln.

Mama geht es gut.

Marie erhob sich, und der Beton zog sich zurück. Marie drehte die Platte ab und schob die kochende Brühe auf die Nachbarplatte. Dann sah sie hinab zur Mama.

"Entschuldige Mama. Ich wollte das nicht. Mama!" Tränen traten Marie in die Augen, und sie legte sich neben Mama auf den Boden.

"Nein! Mama! Bitte!" Zärtlich strich Marie mit den Fingerkuppen über Mamas Wange.

Es war nicht passiert.

Marie sortierte sich. Sie stand auf. Die Zwiebelsuppe roch. Das Haus gegenüber war da.

Marie sah aus dem Fenster, die Sommerluft würde für einen klaren Kopf sorgen. Marie drehte sich um und sah auf das PVC. Da lag Mama. Genauso wie eben. Es gab kein Erwachen aus einem Traum.

Der Schmerz mischte sich mit Verzweiflung.

"Neiiin!", rief Marie ihre Mama an und nahm Mamas Kissen und schleuderte es aus dem Fenster. Maries Blick suchte den schmalen Streifen Himmel zwischen den Häusern. "Neiin! Mama … !"

Die Hauswand gegenüber warf Maries Ruf zurück.

Dann war Stille. Marie hielt sich mit beiden Händen am Fensterbrett fest und lauschte. Für immer könnte Stille sein, fand Marie. Sie rieb sich den Nacken.

Ein Schellen zerriss den Frieden, und Marie zuckte zusammen und das ließ den Nackenschmerz aufflammen. Es schellte erneut.

"Ja?"

Es war die Türschelle. Marie kannte den Klang, ihre ersten fünfzehn Lebensjahre hatte sie hier gewohnt. Papa wird es nicht sein, beruhigte Marie sich. Papa wäre gleich hereingestürmt.

Der Gedanke machte es ihr leichter, zur Tür zu gehen und zu öffnen.

Ein junger Polizist steckte seinen Kopf durch den Türspalt. "Sie h-h-haben geschrien …"

"Ich …?"

"Kann i-i-ich Ihnen helfen?"

Er machte einen langen Hals. "Ist noch jemand in der Wohnung, werden Sie bedroht? Darf i-i-ich …" Er drückte gegen die Tür, sie schwang auf.

Marie wich zurück. In ihr wirbelten Gedanken. Sie stotterte etwas.

Hinter dem Polizisten tauchte ein zweiter Mann auf. Ein Koloss in Zivil, mit Dreitagebart und Lederkutte.

Sie werden Mama in der Küche entdecken. Ich habe Mama umgebracht. Maries Gedanken wurden wieder klar. Aber es war zu spät.