Der Mann vom Strand - eine Sünde wert - Joanne Rock - E-Book
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Der Mann vom Strand - eine Sünde wert E-Book

Joanne Rock

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Beschreibung

Ein Blick - und es gibt kein Zurück mehr. Sinnlich prickelt der Wind auf Ambers Haut, als sie gemeinsam mit dem attraktiven Fremden die Bar verlässt und an den Strand geht. Hemmungslos genießt sie ihren allerersten One-Night-Stand. Bis sie merkt, wer ihr Verführer wirklich ist …

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IMPRESSUM

Der Mann vom Strand - eine Sünde wert erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2010 by Joanne Rock Originaltitel: „Double Play“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe TIFFANY SEXYBand 81 - 2012 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Christiane Bowien-Böll

Umschlagsmotive: GettyImages

Veröffentlicht im ePub Format in 10/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733728083

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

„Dieser sexy Baseballspieler von nebenan, der wäre doch genau richtig für eine kurze, heiße Affäre.“

Amber Nichols musste an diese Worte ihrer besten Freundin Rochelle denken, als sie besagten Baseballspieler aus den Fluten auftauchen sah. Wirklich ein Prachtexemplar der männlichen Spezies. Amber beobachtete ihn von der Terrasse aus.

Das kleine Strandhaus hatte Rochelle, mit der sie seit dem College befreundet war, ihr immer wieder für einen Kurzurlaub angeboten. Aber erst jetzt, da ihr Leben fast in Trümmern lag, hatte Amber das großzügige Angebot angenommen.

Innerhalb von zwei Monaten hatte sie nicht nur das Ende einer Beziehung verkraften müssen, sondern auch die Folgen drastischer Sparmaßnahmen in der Zeitungsredaktion, für die sie als Buchrezensentin arbeitete. Ersteres hatte ihr das Herz gebrochen, Letzteres war schuld daran, dass sie gestresst und überarbeitet war. Aus Angst um ihren Job machte sie viel zu viele Überstunden, und um ihr Selbstvertrauen war es auch nicht gerade gut bestellt.

Hier am Meer konnte sie nun ein bisschen entspannen und in Ruhe über alles nachdenken. Vielleicht würde sie ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen, eines, in dem es nicht nur darum ging, nach Sicherheit zu streben und jede Entscheidung vorsichtig abzuwägen.

Natürlich hatte Rochelle ihr zusammen mit dem Hausschlüssel jede Menge Tipps gegeben. Zum Beispiel war sie fest davon überzeugt, dass eine wilde Affäre die beste Medizin gegen Liebeskummer war.

Amber teilte diese Meinung nicht. Ihre Vorliebe für praktisch veranlagte, vernünftige Männer hatte die Freundin nie verstanden. Aber sie kannte ja auch nicht ihre Mutter, die ständig an gebrochenem Herzen litt und sie immer warnte, bei der Wahl ihrer Männer vorsichtig zu sein. Das hatte sie geprägt.

Trotz aller Vorsicht war sie in der Hinsicht bis jetzt genauso erfolglos gewesen wie ihre Mutter. Irgendetwas mache ich falsch, dachte Amber resigniert. Doch sollte sie deswegen einfach so Rochelles Empfehlung befolgen?

Sehr detailliert hatte die Freundin ihr die Vorzüge des attraktiven Spielers der „Boston Aces“ beschrieben – zufällig wohnte er genau nebenan.

Mm, was für ein perfekt proportionierter Körper – der Mann war genau der Typ, den Rochelle liebte. Wassertropfen glitzerten auf seiner bronzefarbenen Haut. Und was für prachtvolle Schultern er hatte. Und diese Arme. Gerade wischte er sich eine vorwitzige Strähne aus der Stirn.

Wie von einer magischen Kraft angezogen, trat Amber an das hölzerne Geländer ihrer Terrasse. Fasziniert beobachtete sie das Muskelspiel am flachen Bauch des Fremden. Eine Linie aus schwarzen Härchen zog sich von seinem Nabel bis unter den Rand seiner Badehose.

Wow.

Ja, Amber verstand sehr gut, weshalb Rochelle in diesem Baseballspieler den idealen Kandidaten für eine kurze, heiße Affäre sah. Er sah nicht nur unglaublich sexy aus, er wäre auch in ein paar Tagen wieder verschwunden, ohne größeren Schaden in ihrem Gefühlsleben anzurichten. Leider spielte er in einer ganz anderen Liga. Sie brauchte jemanden innerhalb ihrer Reichweite, wenn sie ihr Selbstvertrauen wieder aufpäppeln wollte.

Und das musste sie unbedingt, denn als ihr Exfreund behauptet hatte, mit ihr sei im Bett nicht viel los, hatte sie das ganz schön verunsichert. Ihr war ja bewusst, dass sie eher praktisch veranlangt war und deshalb nicht so emotional und spontan handelte. Aber dass sie für aufregenden Sex nicht taugte, galt es jetzt zu widerlegen.

Als Leseratte war sie überzeugt, dass man in Büchern eine Lösung für jedes Problem finden konnte, wenn man nur genug Geduld aufbrachte. Und das Buch, das sie sich bestellt hatte – der Titel lautete „Paarungszeit“ –, würde ihr bestimmt helfen, ein spontaneres Leben zu führen und mehr Leidenschaft zu erleben.

Eines immerhin verdankte sie diesem „Sexgott“, der gerade wenige Meter entfernt seinen in der Abendsonne schimmernden Körper abtrocknete: Sie musste sich keine Sorgen machen, sie könnte vielleicht tatsächlich unterkühlt sein. Auch wenn dieser Mann für sie unerreichbar war, er hatte sie angetörnt.

Zum ersten Mal seit Monaten fühlte sie sich sexy. Und sie hatte Lust auf Sex.

Mit schwingenden Hüften und einem Lächeln auf den Lippen ging Amber zurück ins Haus. Wer weiß, vielleicht würde sie ja den Mut aufbringen, die sicheren vier Wände zu verlassen und einen Abend in der Stadt zu verbringen.

Eigentlich hätte Heath Donovan heute Abend sein Haus am liebsten gar nicht mehr verlassen.

Unwillig parkte er sein Motorrad bei den etwa dreißig Motorrollern vor dem „Lighthouse“, einem Lokal, das sogar um diese Tageszeit noch warmes Essen servierte. Zu dumm, dass es so beliebt war. Hier trafen sich an jedem Tag der Woche sehr viele Menschen – die ihn alle erkennen könnten.

Heath ging am Haupteingang vorbei, denn er wollte nur im Schnellimbiss eine warme Mahlzeit zum Mitnehmen ordern. Hoffentlich konnte er schnell genug wieder verschwinden, bevor jemand Notiz von ihm nahm. Als aktiver Spieler hatte er schon genug Hände geschüttelt und Schultern geklopft. Jetzt war er Manager und Trainer der „Boston Aces“ und zog es vor, kein Aufsehen zu erregen. Zumal er sich am Tag zuvor als Trainer blamiert hatte.

Bei einer Auseinandersetzung zwischen einem Schiedsrichter und dem Catcher seines Teams hatte er viel zu hitzig Partei für seinen Spieler ergriffen und sich damit einen Zwangsurlaub eingehandelt.

Heath schob sich seine Baseballkappe tiefer in die Stirn und stieß die Tür auf. Es roch nach Gegrilltem, und aus den Lautsprecherboxen tönte Rockmusik aus den Achtzigern.

Das flache Gebäude war mit Zedernholz verkleidet und lag am Strand, direkt neben einem dekorativen Miniaturleuchtturm. Damit erschöpfte sich allerdings das Lokalkolorit, und wie überall sonst gab es Billardtische, Musikboxen, eine Tanzfläche und ein Außengelände mit Picknick-Tischen.

Heute Abend war es so voll, dass sich die Besuchermenge zur Hälfte auf den Strand ergossen hatte. Ein Feuer war entzündet worden, und um Mitternacht würde es gegrillte Muscheln geben.

Für Kunden, die Essen zum Mitnehmen bestellten, gab es einen eigenen Raum mit Bar und mehreren Großbildfernsehern. So unauffällig wie möglich suchte Heath sich einen Platz.

Er fragte sich, ob die Brünette in dem weißen Kleid, die er auf der Terrasse des Nachbarhauses gesehen hatte, heute hier war. Würde er sie in der Menge überhaupt erkennen?

Nicht, dass er vorhatte, etwas zu unternehmen, auch wenn er sich auf Anhieb zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Aber zurzeit beherrschte die Sorge, er könnte bei seinen Vorgesetzten endgültig in Ungnade fallen, all seine Gedanken. Schließlich wollte er seinen Posten als Manager und Trainer, um den er so hart gekämpft hatte, nicht verlieren.

„Für Jones“, sagte er zu dem rothaarigen, mehrfach gepiercten jungen Mädchen am Schalter. „Das Übliche.“

Sie nickte, ohne aufzublicken. Wie immer hatte sie nur Augen für den Mann, der an der Bar arbeitete. Dass Heath nicht Jones, sondern Donovan hieß, würde ihr daher vermutlich nie aufgehen.

Heath richtete den Blick auf einen der Bildschirme. Genau in dem Augenblick wurde ein Ausschnitt von dem Spiel eingeblendet, bei dem er die Kontrolle verloren hatte.

Verdammt, wenn er als Manager Karriere machen wollte, dann konnte er sich nicht in jede Schiedsrichterentscheidung einmischen und leidenschaftlich für seine Spieler Partei ergreifen.

Er verließ den Schalter, um in einer ruhigen Ecke zu warten, bis er an die Reihe kam. Die Frau, die ganz vertieft in einem Taschenbuch las, nahm er erst wahr, als er sie fast umstieß.

„Hoppla!“ Sie stolperte und streckte unwillkürlich die Hand nach ihm aus, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

„Tut mir leid“, brummte er und senkte den Kopf, um auf keinen Fall erkannt zu werden. Er hatte versprochen, sich während seines zweitägigen Zwangsurlaubs nirgendwo in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Doch beim Anblick zweier gebräunter Knie, die unter einem kurzen weißen Sommerkleid hervorschauten, hob er den Kopf.

Vor ihm stand die junge Frau, die ihn vom Nachbarhaus aus beobachtet hatte. Die Abendsonne schien durch ihr Kleid, sodass es fast durchsichtig wirkte und man ihre tollen Beine sehen konnte. Ein umwerfender Anblick.

Noch vor Kurzem hätte Heath keine Sekunde gezögert, sich ihr vorzustellen. Aber jetzt, da er sich praktisch wieder am Anfang seiner Karriere befand, jetzt, da es für ihn um alles ging, da konnte er nicht einfach sein einst so sorgloses Leben als Baseballstar weiterleben.

„Ist schon gut.“ Sie ließ die Hand sinken. Dann zupfte sie verlegen am Ausschnitt ihres Kleids. „Meine Freunde sagen immer, ich soll weniger lesen und mehr leben.“ Wie zum Beweis wedelte sie mit ihrem Buch, bevor sie es in ihre Handtasche schob.

„‚Paarungszeit‘?“ Neugierig blickte Heath auf den Titel. Er neigte den Kopf und las den Untertitel. „‚Das uralte Spiel der Geschlechter‘?“

Nicht gerade das, was er als Urlaubslektüre bezeichnen würde. Aber interessant. Und er wusste, im Gegensatz zu den vielen Frauen, die im Lauf der Jahre absichtlich mit ihm zusammengestoßen waren, hatte diese Frau das ganz bestimmt nicht im Sinn gehabt. Er war derjenige, der sie fast umgerannt hätte.

„Es ist von Madeline Watson-Turner“, erklärte sie eifrig, zog das Buch wieder aus der Tasche und reichte es Heath. „Es ist schon ein paar Jahre alt, aber es gibt einen ganz tollen Einblick in menschliches Verhalten. Ziemlich interessante Lektüre, finde ich, besonders im Hinblick auf, Sie wissen schon, das Nachtleben.“

Sie deutete zur Tanzfläche.

Heath musste nicht hinschauen, um zu wissen, was sie meinte. Er selbst hatte sich unzählige Male an der „Paarungszeit“ beteiligt.

Frauen brezelten sich auf und flirteten, immer auf der Suche nach einem Mann, der ihren Ansprüchen entsprach. Männer ließen die Muskeln spielen, während sie scheinbar unbeteiligt in der Bar herumstanden und Bier tranken oder Poolbillard spielten. Alle, Männer und Frauen, gaben einander Hunderte von Signalen, und das Ganze war nichts anderes als der Versuch, ein ganz elementares menschliches Bedürfnis zu stillen, nämlich Sex zu haben.

„Ich glaube, ich habe Sie heute schon am Strand gesehen.“

Falls sie ihn erkannt hatte, könnte sie das jetzt sagen. Wenn sie ein Groupie war, dann wollte er das lieber gleich wissen, bevor er sich noch mehr Gedanken über ihre Beine machte. „Kann es sein, dass Sie das Haus neben meinem gemietet haben, ein paar Meilen den Strand hinunter?“

Sie nickte und blickte an ihm vorbei. Es wirkte, als wollte sie die Unterhaltung am liebsten beenden. Was sollte das bedeuten? Heute Nachmittag hatte sie einen sehr interessierten Eindruck gemacht.

„Ja, das stimmt“, erwiderte sie. „Bei mir war ein kleiner Urlaub längst überfällig.“

„Jones“, krähte es aus dem Lautsprecher. Sein Essen war fertig.

Verdammt. Heath hätte nichts dagegen gehabt, noch ein paar Minuten hier zu stehen und vielleicht den Namen der Brünetten herauszufinden. Oder zu erfahren, weshalb sie Bücher über das menschliche Paarungsverhalten las, während der Rest der Welt es einfach praktizierte. War sie heute Abend auf der Suche nach einem One-Night-Stand? Irgendwie missfiel ihm der Gedanke. Mit ihrem schneeweißen Kleid und dem Buch in der Tasche wirkte sie viel zu unschuldig, um dieses Spiel zu spielen.

„Jones, das bin ich“, log er und gab ihr das Buch zurück. „Ich schätze, meine Chickenwings sind fertig.“

Sie lächelte und schob das Buch wieder in ihre Tasche.

„Dann sollten Sie sie nicht kalt werden lassen“, sagte sie und zwinkerte ihm zu. „Guten Appetit.“

Dann stand sie auf und bahnte sich einen Weg durch die Menge Richtung Hinterausgang.

Wollte sie nach Hause? Oder hoffte sie, draußen besseres Licht zu finden, um weiterlesen zu können?

Und hatte sie ihn erkannt? Heath bezweifelte es. Falls doch, dann war sie wirklich gut darin, so zu tun, als ob seine Berühmtheit keine Bedeutung hätte – ja, als ob er selbst keine Bedeutung hätte.

Spielte es für sie keine Rolle, ob jemand berühmt war? Oder hatte sie noch nie den Sportteil der Tageszeitung gelesen? Heath musste zugeben, dass sie ihn neugierig machte. Und das lag nicht nur an ihren Beinen. Trotz der Datingpause, die er sich selbst auferlegt hatte – oder vielleicht gerade deswegen –, fühlte er sich zu der brünetten Leseratte hingezogen.

„Die Bestellung für Jones ist fertig.“ Die Stimme aus dem Lautsprecher klang jetzt ungeduldig.

Hier die genervte Stimme der Bedienung, dort die Schöne in dem weißen Kleid, die ihn einfach so stehen ließ – zur Abwechslung fühlte Heath sich einmal wie ein ganz normaler Mann. Er fiel niemandem auf, ganz so, wie er es sich gewünscht hatte.

Doch der Gedanke, seine Chickenwings mit nach Hause zu nehmen, um sie dort in Ruhe zu verspeisen, erschien ihm jetzt gar nicht mehr so verlockend wie noch vor einer halben Stunde.

Nein, er konnte die Bar nicht verlassen, ohne seine Neugier befriedigt zu haben. Wann hatte sich zum letzten Mal eine Frau mit ihm über ein Buch unterhalten? Lieber Himmel, es war lange her, seit irgendjemand mit ihm über etwas anderes als Baseball geredet hatte.

Außerdem wohnte diese Frau ja direkt neben ihm. Selbst wenn er kein Interesse an ihr hätte, sollte er ihr wenigstens anbieten, sie nach Hause zu bringen.

Überrascht stellte Amber fest, dass dieser sexy Baseballspieler auf sie zukam. Komisch, sonst zog sie immer nur die netten, unauffälligen Typen an. Ein gefeierter Athlet, der Millionen im Jahr verdiente – so ein Prachtexemplar lag leider weit außerhalb des Möglichen. Und doch steuerte er zwischen all den Leuten hindurch direkt auf sie zu.

Amber war hinausgegangen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen, bevor sie ihren Plan in die Tat umsetzen und zum ersten Mal im Leben die Initiative ergreifen wollte. Sie würde irgendeinen attraktiven Fremden verführen. Im Dunkeln, so hatte sie gehofft, würde es ihr leichter fallen, Mut zu fassen. Bis dahin hatte sie sich an einen Picknicktisch am Rande des Geschehens gesetzt, von wo aus sie in Ruhe die Welt um sich herum beobachten und ihren nächsten Schritt planen konnte.

Doch jetzt, da Rochelles Nachbar auf sie zukam, würde es ihr doch noch einen Moment erspart bleiben, mit einem völlig Fremden flirten zu müssen, und das war ihr durchaus willkommen.

Als der Baseballstar sie mit seinen starken Händen festgehalten und vor einem Sturz bewahrt hatte, da hatte sie plötzlich das Gefühl gehabt, als wären sie auf geheimnisvolle Weise miteinander verbunden. Verrückt. Ja, wirklich, absolut verrückt.

Und als sich nun über die Menge hinweg ihre Blicke begegneten, versank plötzlich die Welt um sie herum.

Natürlich hatte das nichts weiter zu bedeuten. Dieser Mann hatte eben sehr viel Sex-Appeal. Es gab keinen Grund, diesen Augenblick als schicksalhaft zu empfinden. Amber hatte ganz absichtlich nicht versucht, ihre Flirtkünste an ihm auszuprobieren. In der Hinsicht war er bestimmt Besseres gewohnt. Sie konnte sich also ruhig entspannen und ganz sie selbst sein.

„Wenn das stimmt, was hier drin steht“, sie klopfte auf ihre Tasche, in der das Buch steckte, „sollten Sie besser dorthin gehen, wo die Mehrheit ihren Spaß hat, wenn Sie jemanden kennenlernen wollen.“

Sie hatte natürlich keine Lust, ihm dabei zuzusehen, wie er mit einer der großen schlanken Blondinen anbandelte, die an diesem Wochenende ganz Nantucket unsicher machten. Es war ihr einfach zur zweiten Natur geworden, das, was sie aus Büchern gelernt hatte, weiterzugeben.

Als Buchrezensentin kannte Amber das Leben besser aus Büchern als aus eigener Erfahrung. Anfangs war das eine gute Methode gewesen, um über eine schwierige Kindheit hinwegzukommen. Doch inzwischen war sie achtundzwanzig, und ihr war klar geworden, dass es auf die Dauer nicht sehr gesund war, Antworten immer nur in Büchern zu suchen.

Der Baseballspieler blieb vor dem Tisch stehen, an dem Amber alleine saß. Die meisten Besucher tanzten – drinnen oder draußen – oder spielten am Strand Boule oder Volleyball. Fackeln und kleine Lichterketten beleuchteten das Anwesen, den kleinen Pier und den Pavillon an dessen Ende.

Heath stellte die Tüte mit seinen Chickenwings und zwei Flaschen Bier auf dem Tisch ab.

„Wie kommen Sie darauf, dass ich Tipps aus einem Buch benötige?“ Er setzte sich unaufgefordert.

Jetzt konnte Amber ihn in aller Ruhe aus der Nähe betrachten. Was für ein Genuss. Sein Knie stieß unter dem Tisch an ihres, und sie spürte den rauen Stoff seiner Jeans an ihrer nackten Haut.

Sie war froh über seine lässige Art. Die bewahrte sie davor, nervös zu werden. Oder gar aggressiv. Manchmal, wenn ihr ein Mann gefiel, dann reagierte sie so gereizt wie ein aufgestörter Bienenschwarm.

„Och, ich weiß nicht. Vielleicht weil Sie so ungeschickt hier herumpoltern und dabei Frauen über den Haufen rennen …“

„Ich habe Sie ja wohl nicht über den Haufen gerannt.“ Er rutschte ein Stück näher und öffnete die Schachtel mit Chickenwings. „Aber um es wiedergutzumachen, lade ich Sie zum Abendessen ein.“

Er nahm seine Flasche und stieß sacht an ihre, die noch unberührt auf dem Tisch stand.

„Auf zufällige Begegnungen, die nichts, aber auch gar nichts mit der Paarungszeit zu tun haben“, prostete er Amber zu.

Entzückt hob sie die eiskalte Flasche und stieß mit ihm an.

„Prost.“ Sie setzte zum Trinken an. Ihr Herz schlug schneller, als sie Heaths Blick spürte.

Sie wusste, gutes Aussehen hatte nichts zu bedeuten, das war ihr schon an der Highschool klar geworden. Und doch saß da jetzt dieser attraktive Baseballstar vor ihr, schaute ihr in die Augen und schien an ihr Gefallen zu finden.

„Übrigens, ich heiße Heath.“ Er schob ihr einen Pappteller mit einem halben Dutzend Chickenwings zu. „Greifen Sie zu.“

Heath? Amber konnte sich nicht genau an den Namen des Baseballspielers erinnern, den Rochelle erwähnt hatte, aber hatte der nicht irgendwie spanisch geklungen? Vielleicht war sein Vorname ja genauso erfunden wie „Jones“. Für Profisport hatte sie sich noch nie interessiert.

Spielt ohnehin keine Rolle, dachte sie. Dass er ihr gegenüber aufrichtig sein würde, hatte sie ohnehin nicht erwartet. Männer in Bars logen ständig. Das hatte sie auch in „Paarungszeit“ gelesen.

„Amber Nichols, berühmt und berüchtigt als Buchrezensentin“, erwiderte sie. „Ich habe schon gegessen, aber danke für das Bier.“

Sie nahm noch einen Schluck und sah zu, wie ihr Gegenüber seine Chickenwings verschlang.

„Ich dachte mir, wenn ich Ihnen einen Drink bringe, dann erklären Sie mir vielleicht, wieso Sie an einem Freitagabend mit einem Buch in die Bar gehen. Aber ich glaube, ich weiß schon die Antwort. Sie müssen das Buch rezensieren?“

Die Musik wechselte zu einem beschwingten Reggae, und die meisten Paare schlenderten zum Strand. Amber wurde bewusst, dass sich die Anzahl potenzieller Flirtpartner gerade drastisch verringert hatte. Doch nachdem dieser Heath hier bei ihr saß, konnte ihr das egal sein.

„Es ist eher ein Fall von längst überfälligem, ganz privatem Lesegenuss.“ Es war Monate her, seit sie ein Buch zum Vergnügen gelesen hatte.

Heath unterbrach seine methodische Vernichtung der Chickenwings. „Auf einem Fleischmarkt wie hier sollten Sie eigentlich das – wie hieß es gleich? – uralte Spiel der Geschlechter aus erster Hand beobachten können. Wozu sich hier hinsetzen und darüber lesen?“

„Gute Frage“, gab Amber zu. Sein Interesse schien echt zu sein. „Ich bin wirklich nicht sicher, ob ich einfach nur Angst vor dem Fleischmarkt habe oder ob ich wirklich noch mehr Unterricht brauche, bis ich mich fit genug fühle für die ‚Paarungszeit‘.“

Warum sollte sie nicht ehrlich sein? Er hatte ohnehin kein Interesse an ihr als Frau.

Ein Chickenwing fiel ihm aus der Hand. Einen Moment lang wirkte er überrascht. Schließlich schüttelte er den Kopf und lächelte breit. „Die Frage war ernst gemeint.“

Verwirrt schaute Amber ihn an. „Die Antwort auch.“

Heath lehnte sich zurück und neigte den Kopf, um unter den Tisch schauen zu können. Dann richtete er sich wieder auf und sah Amber in die Augen. „Bei diesen Beinen fällt es mir schwer zu glauben, dass Sie nicht jede Menge Bewunderer haben.“ Er wandte sich wieder seinen Chickenwings zu.

Jetzt wurde sie doch ein wenig nervös. Was konnte ein Mann wie Heath sich von einem solchen Gespräch mit einer Frau wie ihr erhoffen? Wenn sie doch einfach in ihrem Buch nachschauen könnte.

„Das soll wohl ein Witz sein.“ Amber wusste sehr gut, dass ihre Beine nichts Besonderes waren. Zu gern hätte sie jetzt das Kapitel „Lügner, Angeber und Sprücheklopfer“ aufgeschlagen. „Ich bin nur hier, weil ich mich zwingen muss, mehr unter Leute zu gehen.“

Heaths Brauen schossen in die Höhe. „Okay, das glaube ich schon eher. Sind Sie immer so schnell genervt?“

„Offen gesagt, ich bin gerade überaus freundlich zu Ihnen.“ Wann hatte sie sich zum letzten Mal von einem Fremden zu einem Drink einladen lassen? „Ich glaube, es liegt daran, dass ich ganz sicher bin, dass Sie nicht an mir interessiert sind.“

Heath zerknüllte den Pappteller, stopfte ihn in die Papiertüte und warf das Ganze im hohen Bogen in den nächsten Abfalleimer.

„Tja, Amber, ich schätze, das beweist, dass man wirklich nicht alles, was man wissen muss, aus Büchern lernen kann. Ich bin nämlich sehr interessiert.“ Er senkte die Stimme und schob sich die Baseballkappe tiefer in die Stirn, als sich eine Gruppe junger Frauen an den Nachbartisch setzte. „Ich bin hingerissen, und ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, mit mir nach Hause zu fahren.“

2. KAPITEL

Als Amber mit offenem Mund vor ihm saß, war ihr Gesichtsausdruck wirklich unbeschreiblich.

Waren Männer durch eine Generation chirurgisch aufgepeppter Frauen so blind geworden, dass sie es gar nicht mehr zu schätzen wussten, wenn ihnen eine wirklich interessante, attraktive Frau gegenübersaß?

Oder weshalb sonst hatte Amber Nichols so wenig Ahnung von ihrer eigenen Attraktivität?

„Geht das nicht ein bisschen zu schnell?“ Verunsichert griff sie nach ihrer Handtasche. Ihre Nägel waren unlackiert.

Heath konnte sich nicht erinnern, jemals ein solches Gespräch mit einer Frau geführt zu haben. Schon seit der neunten Klasse war er im Baseball ein Star, und seitdem hatte er unzählige weibliche Fans. Später als Profi war er sogar Opfer weiblicher Stalker geworden. Niemals in all den Jahren hatte eine Frau ihm gesagt, dass er zu rasant vorging.

„Ich weiß nicht“, gab er zurück. „Sollen wir im Buch nachschauen?“

Sie biss sich auf die Unterlippe. Einen Moment lang bereute er, sich über sie lustig gemacht zu haben.

„Machen Sie sich ruhig über mich lustig, ich gebe zu, ich bin hier nicht gerade in meinem Element.“ Plötzlich stand sie auf und hängte sich die Tasche über die Schulter. „Danke für das Bier, ich denke, ich gehe jetzt nach Hause.“

Das saß.

Deutlicher ging es nicht. Ihr langer dunkler Zopf wippte gegen ihren Rücken, als sie mit energischen Schritten davonging und Heath zum zweiten Mal an diesem Abend einfach stehen ließ.

Und wieder war er nicht bereit, sie gehen zu lassen.