Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Der Metz-Papyrus Der Metz-Papyrus ist ein komplex konstruierter und spannender Thriller, der den Kampf um wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Lebenszeit Jesu beinhaltet. War Jesus gar kein armer Handwerkersohn, sondern stammte er womöglich aus einer reichen Baumeisterfamilie? Gehörten seine ersten Anhänger einer gebildeten und vermögenden Oberschicht an? Markus Rabe, ein angesehener Historiker glaubt, dieses Rätsel gelöst zu haben und fasst seine Erkenntnisse in einem Buch zusammen. Diese Forschungsergebnisse will sich eine mächtige religiöse Sekte zunutze machen, die dabei jedoch vor allem ihre eigenen finanziellen Ziele verfolgt. Der Wissenschaftler weigert sich seine Arbeit in den Dienst der unmoralischen und in seinen Augen unchristlichen Jagd nach dem Mammon zu stellen. Er führt seine weiterhin unveröffentlichten Forschungen fort, um gefährliche Auslegungen seiner Arbeit zu widerlegen und vor allem die Kreuzigung Jesu in neuem Licht darzustellen. Als er auf einen sensationellen Beweis für seine Theorien stößt, stirbt er überraschend. Eine Jagd nach Markus Rabes unveröffentlichtem Manuskript entspinnt sich. Der Bruder des Forschers, Thomas Rabe, will Markus’ Arbeit fortsetzen und vor Missbrauch schützen. Dabei sind er, seine Familie und Freunde der Verfolgung durch die skrupellose Sekte ausgesetzt.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 599
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Prolog - Nazareth, um 7 vor Christus
Maria saß auf ihrem Lieblingsplatz, einem der großen Steinquader vor Josephs Haus. Die Sonne, der sie das Gesicht mit geschlossenen Augen zugewandt hatte, wärmte sie. Wie vor dem Tempel, dachte sie. Dort hatte sie in all den Jahren so gerne auf den warmen Stufen gesessen, während Elisabeth oder ein anderes Mädchen vorlasen. Sie selbst las nicht so gerne vor, sondern lauschte lieber mit geschlossenen Augen und glaubte manchmal die Gestalten der Schrift an ihr vorbei ziehen zu sehen. Am meisten interessierte sie sich für König David, der so viel für Israel getan hat und dabei doch so ein großer Sünder war. Gut und schlecht, Sünde und Heil. Wie nahe liegt doch alles beieinander.
Ihr Vater, Joachim, stammte auch aus dem Geschlecht Davids und sie selbst somit ebenfalls. Eigentlich war sie also eine Prinzessin und etwas Besseres als ihre Freundinnen, aber die Nachkommen Davids waren weit verzweigt und manchmal zweifelte sie daran, dass wirklich so viele Familien von der Königsfamilie abstammten. Joachim galt als reich. Er bewohnte ein großes Steinhaus und hatte Herden, Land und Diener. Leider war er lange kinderlos geblieben und litt sehr darunter. Er legte großen Wert auf sein Ansehen innerhalb der Gemeinde und gab bei allen Opfern als erster und doppelt, da er es sich leisten konnte und ein gutes Beispiel geben wollte. Schließlich hat man ihm aber verboten seine Opfergaben vor den anderen darzubringen und sich durch Großzügigkeit hervor zu tun, da er keine Nachkommen gezeugt hatte und somit kein Gerechter sein konnte.
Lange Zeit waren Joachim und Anna verzweifelt gewesen. Es galt als Strafe Gottes, ohne Nachkommen zu sterben. Nirgendwo im Zwölfstämmeregister fand sich ein Gerechter, der kinderlos gestorben war. Selbst Abraham hatte in seinen letzten Lebenstagen den ersehnten Sohn bekommen.
Joachim ging in die Wüste um zu fasten und wollte nicht eher zurückkommen, als dass ihn der Herr erhört hätte. Anna betete und wehklagte über ihre Kinderlosigkeit und niemand konnte sie trösten.
Schließlich erschien ihr im Schlaf ein Engel, der ihr sagte, sie werde gebären und der Namen des Kindes werde bekannt sein auf Erden für alle Ewigkeit. Kurze Zeit darauf bemerkte sie, dass sie schwanger war. Sie schickte nach Joachim, der mit seinen Herden zu ihr eilte und voller Freude zehn Lämmer, zwölf Kälber und hundert junge Ziegenböcke opferte.
Dann war Maria geboren worden. Für Anna war es wie ein Wunder gewesen und sie behandelte ihre Tochter tatsächlich wie eine Prinzessin.
Bereits mit zwei Jahren hatten die Eltern sie in den Tempel gegeben. Was war das für ein Leben gewesen! Von allen Seiten waren sie und ihre Freundinnen behütet und umsorgt worden und sie hatten viel gelernt. Alle Menschen hatten große Achtung vor ihr, schließlich waren Mädchen, die im Tempel erzogen wurden und noch dazu einen reichen Vater hatten, etwas Besonderes.
Als sie zur Frau wurde, musste sie den Tempel verlassen und der Hohepriester ließ die ehrenhaftesten Witwer herbeikommen, um aus ihrem Kreis einen würdigen Mann für sie zu erwählen. Die Entscheidung fiel auf Joseph, einen guten Mann, der für andere Häuser baute und in alle möglichen Städte reiste, um Aufträge zu erfüllen. Freilich war er wesentlich älter als sie selbst, aber das war normal.
Bald danach war sie schwanger geworden. Sie fühlte jetzt das Kind in ihrem Leib, das sich bewegte und strampelte. Zunächst war Joseph verzweifelt gewesen, denn die Schwangerschaft war noch während des Verlöbnisses eingetreten. Joseph hatte Angst, das Gesetz zu brechen, wenn er sie bei sich behielte, gleichzeitig fürchtete er aber, dass er göttliches Blut vergösse, wenn er sie den Söhnen Israels auslieferte und so schuldloses Leben dem Todesgericht überantwortete. War wirklich etwas Engelhaftes und Göttliches in ihr? Sie wusste es selbst nicht. Manchmal glaubte sie es zu fühlen, dann war sie wieder nicht so sicher. Eigentlich war es auch egal. Es würde ihr Kind werden und Joseph, der sich schon entschieden hatte, sie still und heimlich zu verstoßen, hatte sich eines Besseren besonnen und sie geheiratet. Das Kind würde auch sein Sohn sein.
Maria dachte oft über sich und Joseph nach. Joseph hatte viele Aufträge, er war ein erfolgreicher Baumeister und zusammen mit ihrer Mitgift und mittlerweile auch ihrem Erbe hatten sie keine wirtschaftlichen Sorgen. Im Gegenteil, sie unterstützten noch Elisabeth, die ebenfalls ihr Erstgeborenes erwartete und führten ein offenes und großes Haus. Ihr Sohn würde es gut haben. Auf jeden Fall würde er auf die Tempelschule gehen, wie die anderen Jungen aus den guten Familien. Er müsste die Sprachen der Ökumene lernen, nicht nur Aramäisch und Hebräisch, sondern auch Griechisch und Latein. Und er müsste sich den Wissenschaften widmen, vielleicht sogar der Heilkunst. Am liebsten würde sie ja bald einen griechischen Lehrer für ihn anstellen. Joseph würde wollen, dass er auch den Häuserbau erlernte, das war sein Recht. Aber ihr Wunsch war es, dass er ein Rabbi werden sollte, ein Meister, der alle seine Gaben für das Volk Israel einsetzte.
Maria öffnete die Augen und sah über den Hof des Hauses, das sie und Joseph bewohnten. Bald würde es das Zuhause ihres Sohnes sein.
Berlin - Dienstag, 20. Juni 1995
Manfred Heideler und Norman Vance stiegen in den Fond von Heidelers Wagen und ließen sich zu Heidelers Büro in Berlin-Mitte fahren. Vance betrachtete ohne sichtliche Regung die heruntergekommenen Häuser des ehemaligen Ostteils der Stadt.
„Hier ist es, unser Eldorado. Hier entsteht das neue Stadtzentrum. An allen Ecken wird saniert und gebaut. Alle namhaften Anbieter von Luxusartikeln eröffnen Repräsentanzen und überregionale Anwaltskanzleien sichern sich die schönsten Büroräume. Der Geldhahn sprudelt!“, schwärmte Heideler. Trotz seiner Jugend hatte er es in den sechs Jahren seit der Wende zu beeindruckendem Erfolg gebracht.
„Zehn Jahre wird man hier noch richtig Geschäfte machen können. Die Steuervergünstigungen für Investoren sind gigantisch – und der Trieb zum Steuernsparen ist ausgeprägter als der Sexualtrieb. Wir haben jetzt insgesamt 65 komplette Altbauten erworben, die in den nächsten zwei Jahren als renovierte Apartments und Büros einzeln verkauft werden. Unsere Spanne liegt bei annähernd dreihundert Prozent. Man reißt uns die Flächen förmlich aus den Händen.“