Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Auf einer Fantasy-Welt, die für ihre Bewohner einfach "die Welt" ist, irgendwo in der Mitte des besiedelten Landes: Eine Abenteuer suchende nordländische Barbarin und eine gebildete Dunkelelfen-Magierin haben ein nicht sehr harmonisches erstes Zusammentreffen. Als dabei ein ernstes Mißgeschick mit einem Liebestrank passiert, finden die beiden Frauen sich in einer sehr unfreiwilligen Verbindung wieder und müssen miteinander losziehen, um jemand in den Mittellanden zu finden, der beim Brechen des Zaubers helfen kann. Nicht alle Wesen, die sie unterwegs treffen, sind von den beiden oder wenigstens einer davon begeistert oder hilfsbereit, und die Bedürfnisse des ungleichen Paares in seiner besonderen Situation sorgen für weitere Komplikationen. Und je näher sie der Lösung des Problemes kommen, umso mehr stellt sich den beiden die Frage, ob sie die überhaupt noch wollen...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 107
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Gefangen
Der Trank
Wald
Abenteurer
Umweg
Die Stadt
Diagnose
Epilog
Als Rheana wieder zu sich kam, brummte ihr Kopf höllisch. Sie konnte sich nicht genau erinnern, was sie im Wald zuletzt getan hatte. Vermutlich hatte irgend jemand sie überrascht und ihr kräftig eins über den Kopf gezogen.
Langsam wurde das Bild vor ihren Augen klarer. Sie saß offensichtlich in einem hölzernen Käfig am Rand eines größeren Raumes. Das Feuer im Kamin erhellte die Szene schwach, auf der rechten Seite gab es einen groben Tisch mit passenden Stühlen, links führten mehrere Türen aus dem Raum hinaus. Es gab keine persönlichen Gegenstände des Wesens, das hier leben mochte, was darauf hindeutete, daß dieser große Raum zum Empfang von Besuchern diente, offenbar auch der ungebetenen. Zu sehen war in dem rötlichen Licht allerdings niemand.
Die Frau setzte sich auf und untersuchte ihre Kleidung. Der Holzkäfig war nicht hoch genug, um darin zu stehen, registrierte sie. Natürlich hatte man ihr die Waffen abgenommen, und auch das Bündel mit der Ausrüstung, die jeder Abenteurer in den Mittellanden benötigte, um auf seinen Streifzügen in der Wildnis übernachten zu können.
Rheana war eine Nordland-Barbarin, groß und kräftig gebaut. Sie zweifelte nicht daran, daß es ihr gelingen würde, die Holzstäbe ihres Gefängnisses mit bloßen Händen zu zerbrechen. Allerdings würde das Geräusche machen, die die Bewohner bemerken würden. Und eine Flucht ohne wenigstens eine wärmende Felldecke für die Nacht war um diese Jahreszeit keine gute Idee. Also beschloß sie zu warten, wer ihre Gastgeber waren.
Ihre Geduld wurde nicht lange auf die Probe gestellt. Die Tür neben dem Tisch öffnete sich, und zwei schlanke Gestalten in dunklen Umhängen traten ein. Einer von beiden sagte etwas in zischenden und fauchenden Lauten, die sie nicht verstand. Die beiden (es waren Männer) legten ihre Umhänge ab und machten es sich in der Nähe des Feuers gemütlich.
Die Frau begriff, daß sie in ernsten Schwierigkeiten war, als sie im Lichtschein erkannte, daß beide schwarze Gesichter und weiße Haare hatten. Dunkelelfen.
Die Barbarin überlegte fieberhaft, was für Optionen ihr blieben. Auf ihren Reisen geriet sie nicht zum ersten Mal in Gefangenschaft. Meistens konnte man sich freikaufen oder freikämpfen. Allerdings hatten Dunkelelfen einen gewissen Ruf, was die Behandlung ihrer Sklaven anging. Denn das, so war sie sich sicher, war sie in den Augen der beiden Elfen am Kamin.
„Hey!“, rief sie, spontan entschlossen, in die Offensive zu gehen, und rüttelte an den hölzernen Stäben des Verschlages. „Ich habe Hunger! Gebt mir was zu essen!“
„Hier gibt es nichts umsonst.“ Die Frau hörte eine Stimme mit deutlichem Akzent in ihrer unmittelbaren Nähe. Eine Dunkelelfenfrau stand am unteren Ende der Reihe aus drei Käfigen, von denen zwei leer waren. Sie war gerade dabei, die Tür auf dieser Seite hinter sich zu schließen und kam langsam näher, um ihre Beute näher in Augenschein nehmen zu können.
„Wenn Du essen willst, mußt Du arbeiten, Sklavin“, sagte sie.
„Ich bin keine Sklavin“, erwiderte Rheana empört und rüttelte an den Gitterstäben.
Die Elfin schien es zu belustigen. „Das wirst Du schon sehen“, bemerkte sie mit einem verschlagenen Grinsen.
Die Abenteurerin betrachtete die Frau, die vermutlich die Herrin des Hauses war. Sie trug keinen Schmuck außer der feinen Silberstickerei am gesamten Rand ihres weiten schwarzen Gewandes.
„Wenn Du nicht für mich arbeiten willst, in einer Woche kommt ein Sklavenhändler. Eine Nordländerin mit blonden Haaren. Du bringst bestimmt einen guten Preis.“
Die Dunkelelfin blickte die Frau forschend an. „Bei mir müßtest Du allerdings nicht die Nächte im Bett eines reichen Fettsackes verbringen. Überleg es Dir.“
„Ich will raus hier!“, rief die Barbarin. „Laß mich raus, und wir finden einen Preis, für den Du mich gehen lassen kannst.“
Die Hausherrin unterdrückte ein Lachen. „Wenn Du mich noch einmal wie Deinesgleichen ansprichst, wirst Du es für lange Zeit bereuen. Du redest nur, wenn ich Dich frage. Und wenn Du antwortest, sprichst Du mich mit ‚Herrin‘ an. Hast Du das verstanden?“
„Ja.“
„Wie war das?“
„Ja, Herrin“, quetschte die Frau widerwillig heraus.
„Na, siehst Du, es geht doch.“ Die Gastgeberin lächelte falsch.
„Weißt Du, meine Männer sind Krieger, sie machen hier nicht gerne sauber“, setzte sie hinzu. „Ich könnte also gut eine Sklavin für den Haushalt gebrauchen, die ein bißchen aufräumt. Allerdings kann ich Dich erst dann aus Deinem Käfig lassen, wenn ich mir sicher bin, daß Du nicht weglaufen wirst.“
„Ich werde nicht weglaufen.“ Rheana sagte es ohne rechte Erwartung, daß die andere Frau ihr glauben würde.
„Nein, das wirst Du auch nicht, da bin ich mir ganz sicher.“ Die Dunkelelfin sagte es und grinste die Menschenfrau durchtrieben an, ehe sie sich abwandte, um zu ihren Gefährten zu gehen.
„Warte es nur ab.“
Die Befürchtungen der Gefangenen bestätigten sich im Verlauf des Abends, als die Hausherrin mit ihren vier Männern geschlossen auf den Verschlag zukam. Ohne viel Federlesen zu machen, zerrte einer der Krieger sie aus dem Käfig, während die anderen die Fluchtwege verstellten. Einmal draußen, packten zwei der Elfenmänner ihre Arme, drehten sie auf den Rücken und drückten die Frau auf die Knie. Ein Entkommen war unmöglich.
Die Dunkelelfin kam mit siegesgewissem Lächeln auf ihre unfreiwillige Besucherin zu.
„Hier ist ein wenig Zaubertrank“, sagte sie und hob eine bauchige kleine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit. „Du kannst ihn freiwillig trinken, oder ich flöße ihn Dir ein. Na?“
„Niemals“, preßte Rheana heraus. „Ich spucke Dir das Zeug ins Gesicht, wenn Du es versuchst.“
„Immer noch so ungezogen, tz, tz“, erwiderte die Elfin. „Na gut, dann eben mit Gewalt.“
Sie nickte einem ihrer Helfer zu, der einen Trichter hervorzog, die Haare der Gefangenen packte und ihren Kopf nach hinten zog.
Der blieb nun nichts anders mehr übrig, als den Mund fest zuzupressen.
„Widerborstig.“ Die Gastgeberin lächelte nur belustigt. „Das gibt sich gleich.“ Sie drückte mit ihren schwarzen Fingern die Nasenlöcher der Menschin zu. Wie erwartet bekam die nach kurzer Zeit Atemnot und mußte den Mund zum Luftholen öffnen. Im selben Moment steckte der Trichter zwischen ihren Zähnen.
Mit hochgezogenen Augenbrauen goß die Dunkelelfin nun sorgfältig die klare Flüssigkeit in die Öffnung. Rheana verschluckte sich und hustete einen Teil wieder aus, doch von dem Trank gelangte genug in ihren Magen, daß sie ein Brennen spürte. Der Rest lief ihr Kinn hinunter und tropfte auf ihre Kleidung und die Amulette, die sie trug.
Die Männer ließen sie los, und die Barbarin blieb auf dem Boden sitzen. Ihr wurde seltsam warm, und sie spürte ein beklemmendes Gefühl in der Brust.
„Geht nicht fort, Herrin“, rief sie der Hausherrin hinterher, die inzwischen durch den Raum zum Ausgang gelaufen war, und dachte im gleichen Moment, was sage ich da?
Etwas benebelte ihr Hirn. Was war das nur für ein Trank gewesen? Sollte er sie gefügig machen?
Die Nordländerin versuchte aufzustehen, doch ihre Beine versagten den Dienst. Bevor ihr vollkommen die Sinne schwanden, hörte sie noch, wie die Dunkelelfin in dem anderen Raum wie in Panik laut aufschrie.
Rheana kam wieder zu sich, als jemand sie anbrüllte.
„Was hast Du getan“, schrie die Dunkelelfin sie verzweifelt an, „was hast Du mit mir gemacht?“
Die Frau bekam gerade noch mit, daß die Gastgeberin von drei ihrer Männer gewaltsam weggeschleppt wurde, ehe der vierte Krieger ihren eigenen Arm packte und sie auf die Beine stellte.
Die Barbarin war noch völlig benommen und registrierte zu spät, daß der Elf ein langes Messer gezogen hatte und sie offensichtlich töten wollte.
Die Menschin wollte sich losreißen, verlor vor Schwäche jedoch das Gleichgewicht und fiel wieder auf die Knie. Der Mann holte zum Hieb aus, stockte jedoch plötzlich und brach zusammen. Hinter ihm stand die Elfin mit einem blutigen Dolch.
„Ist Dir was passiert“, fragte sie ihre Besucherin mit echter Besorgnis in der Stimme.
„Nein“, lallte die Nordländerin. „Was war das für ein Zeug, Herrin?“
„Laß sehen, was Du da für Amulette hast“, erwiderte die statt einer Antwort. Es klimperte am Hals der Barbarin.
„Ein Mondspiegel“, entfuhr es der Dunkelelfin schließlich.
„Das erklärt es natürlich.“
„Was ist denn mit mir los, Herrin“, fragte Rheana benommen.
„Sag jetzt nicht, es wirkt bei Dir immer noch.“
„Was denn?“
„Das war ein Liebestrank. Weil Du als Schutz ein Mondspiegel-Amulett trägst, ist die Wirkung aber auf mich zurückgeworfen worden“, erklärte die Frau. Eigentlich sollte jetzt nur ich unter dem Einfluß des Zaubers stehen. Aber es scheint, bei Dir wirkt es trotzdem noch.“
„Du bist so schön, Herrin… Göttin, was sage ich da?“, entfuhr es der Abenteurerin.
„Siehst Du, Nordländerin, das frage ich mich auch die ganze Zeit. Ich habe wegen Dir drei meiner Männer getötet, der vierte ist auf der Flucht. Sie wollten Dich umbringen, um mich zu retten.“
„Herrin, ich verdanke Euch mein Leben… das ist ja widerlich!“, entfuhr es der Menschenfrau. „Ich sage Dinge, die ich gar nicht denken will. Aber ich fühle sie.“
„Frag mich mal“, erwiderte die andere. „Du bist eine ungewaschene Nordland-Barbarin von den Menschen, grob, ungehobelt, und… küß mich, mein blonder Engel.“
Die beiden ungleichen Frauen schmachteten sich einen Augenblick lang an, ehe sie übereinander herfielen.
Rheana hatte noch die Geistesgegenwart besessen, die Dunkelelfin zu fragen, wo ihr Bündel abgeblieben war, und entrollte eilig die Felldecke auf dem Boden. Währenddessen war die Elfin schon ungeduldig dabei, die Verschlüsse der Lederrüstung der Frau zu öffnen, und dann umschlangen die beiden einander und zogen sich gegenseitig weiter aus, während sie sich heftig küßten.
Die Barbarin kniete über der schwarzen Nacktheit des Körpers der Elfin und begann, sie mit weiteren Küssen zu überschütten, was diese dazu brachte, vor Wonne ein beinahe miauendes Geräusch von sich zu geben.
Dann, plötzlich, warf die Hausherrin die Abenteurerin auf den Rücken und schwang sich rittlings auf die Hüften der Gefährtin.
Sie legte die Hände auf die weißen Brüste, und ihre Finger begannen, mit den Brustwarzen zu spielen. Die Dunkelelfin lächelte, als sie bemerkte, wie die Knospen hart wurden und die Besucherin vor Erregung aufkeuchte.
Das Liebesspiel dauerte noch eine geraume Zeit, ehe das ungleiche Paar die erste Gier gestillt hatte. Schließlich lagen sie nebeneinander und sahen sich an.
„Warum wolltest Du mir einen Liebeszauber verpassen“, fragte Rheana. Noch immer hielt sie die Hand der anderen Frau.
„Damit Du nicht einfach abhaust.“ Die Dunkelelfin machte ein schuldbewußtes Gesicht. „Und um Dich schmachten zu lassen vor Sehnsucht. Ich hab es versaubeutelt. Tut mir echt leid.“
„Das sollte es auch, obwohl ich Dir im Moment gerade wirklich nicht böse sein kann“, erwiderte die Nordländerin.
„Wie solltest Du das können.“ Die Elfin streichelte das blonde lange Haar der Barbarin, obwohl es nicht vollkommen sauber war.
„Kann man das irgendwie loswerden?“, wollte die Menschin wissen.
„Muß ich nachsehen. Ich bin Magierin und habe einen Haufen Bücher über so etwas. Ein Liebeszauber muß sich eigentlich brechen lassen.“
„Wie heißt Du eigentlich?“
„Osme“, antwortete die Dunkelelfin. „Und Du?“
„Rheana“, erwiderte die andere. „Nett, Dich kennenzulernen.“
„Und Du hast einen schönen Namen.“
„Ich sag Dir was“, schlug die Gastgeberin vor. „Ich sehe in meinen Büchern nach, wie wir das wieder loswerden. Ich breche den Zauber, und Du gehst einfach. Ich hab hier genug Probleme am Hals. Mein vierter Mann ist geflohen, und ich befürchte, er holt Hilfe von unserem Clan. Wenn die uns zusammen so vorfinden, dann töten sie erst Dich und dann mich.“
„Dann sollten wir uns beeilen“, erklärte die Nordländerin.
„Er braucht zwei Tage, bevor er den Eingang in das Höhlensystem erreicht“, erzählte Osme. „Also keine Sorge. Ich hoffe nur, daß ich etwas finde. Sonst müssen wir zusammen von hier weg.“
„Wieso zusammen?“, wollte Rheana wissen.
„Stell Dir doch einfach mal vor, Du gehst ohne mich von hier weg. Da ist die Tür. Zieh Dich an und geh. Wenn Du kannst“, schlug die Elfin vor und sah ihre Gefährtin aufmerksam an.
Die machte sofort Anstalten, aufzustehen, besann sich dann aber und blickte zu dem ausgebreitet daliegenden schwarzen Körper der Dunkelelfin zurück.
„Ach so“, sagte sie schließlich.
„Mhm“, bestätigte die Gastgeberin. „Ich schlage Dir was vor:
ich stöbere in meinen Büchern nach einer Lösung, und Du badest in der Zwischenzeit. Deine Sachen reinige ich magisch, und Wasser mache ich Dir auch magisch warm.“
„Ich habe erst vor drei Wochen gebadet“, wollte die Frau einwenden, aber ihre Gefährtin schnitt ihr knapp das Wort ab: „Ja, das riecht man auch.“ Osme blickte sie streng an. „Mach es für mich, Schatz.“
Sie schien zu erschrecken und fragte sich dann mehr selbst:
„Habe ich da gerade ‚Schatz‘ gesagt?“
„Hast Du, meine liebe Herrin“, bestätigte Rheana und umarmte die andere noch einmal. „Wenn Du willst, kann ich auch Holz hacken für warmes Wasser.“
„Magisch geht schneller.“
„Also gut.“
Beide standen von dem Bärenfell auf.
*
Verärgert klappte die Dunkelelfin das Hexametrigenium zu. Sogar dieses große Nachschlagewerk der Magie enthielt keine brauchbare Information darüber, wie ein von einem Mondspiegel reflektierter Zauber gebrochen werden konnte. Es gab nur vage Andeutungen, daß derartige Zauber möglicherweise