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Der Nibelunge liet Anonymous - Anmerkungen zur TranskriptionDer vorliegende Text stellt den mittelhochdeutschen Teil des Buches Der Nibelunge liet dar, welches 1892 herausgegeben wurde. Die neuhochdeutsche Übersetzung sowie die einleitenden und erklärenden Anmerkungen des Herausgebers finden sich auf PG unter der folgenden Adresse:http://www.gutenberg.org/ebooks/14915Die im Original gesperrt geduckten Passagen werden hier in serifenloser Schrift wiedergegeben.Die grau hinterlegten Zahlen und Symbole bezeichnen die jeweiligen Strophen; Buchstaben (A., B., C. usw.) beziehen sich auf unterschiedliche Fassungen. Am Anfang des Textes wurde der Übersichtlichkeit halber ein Inhaltsverzeichnis eingefügt; dessen Seitenzahlen beziehen sich auf die Buchausgabe. Zu den in diesem Teil vorgenommenen Änderungen finden sich weitergehende
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Anmerkungen zur Transkription
Der vorliegende Text stellt den mittelhochdeutschen Teil des Buches „Der Nibelunge liet“ dar, welches 1892 herausgegeben wurde. Die neuhochdeutsche Übersetzung sowie die einleitenden und erklärenden Anmerkungen des Herausgebers finden sich auf PG unter der folgenden Adresse:
http://www.gutenberg.org/ebooks/14915
Die im Original gesperrt geduckten Passagen werden hier in serifenloser Schrift wiedergegeben.
Die grau hinterlegten Zahlen und Symbole bezeichnen die jeweiligen Strophen; Buchstaben (A., B., C. usw.) beziehen sich auf unterschiedliche Fassungen. Am Anfang des Textes wurde der Übersichtlichkeit halber ein Inhaltsverzeichnis eingefügt; dessen Seitenzahlen beziehen sich auf die Buchausgabe. Zu den in diesem Teil vorgenommenen Änderungen finden sich weitergehende Anmerkungen am Ende des Textes.
Vollständig
mit Benutzung aller Handschriften
herausgegeben
von
Karl Simrock.
Zweite, verbesserte Auflage.
Signet
Stuttgart 1892.
Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung
Nachfolger.
Uns ist in alten mæren wunders vil geseit A.1
von helden lobebæren, von grôßer kuonheit,
von vreude und hôhgezîten, von weinen und von klagen,
von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren sagen.
Es wuohs in Burgunden ein edel magedîn, A.2
daß in allen landen niht schœners mohte sîn;
Kriemhilt was si geheißen, si wart ein schœne wîp.
dar umbe muosen degene vil verliesèn den lîp.
Der minneclîchen meide triuten wol gezam; A.3
ir muoten küene recken; niemen was ir gram.
âne mâßen schœne sô was ir edel lîp.
der juncvrouwen tugende zierten anderiu wîp.
Ir phlâgen drî künege edel unde rîch, A.4
Gunther unde Gêrnôt, die recken lobelîch,
und Gîselhêr der junge, ein ûßerwelter degen.
diu vrouwe was ir swester, die vürsten hetens in ir phlegen.
Die hêrren wâren milte, von arte hôch geborn, A.5
mit krefte unmâßen küene, die recken ûß erkorn.
dâ zen Burgunden sô was ir lant genant;
si vrumten starkiu wunder sît in Etzelen lant.
Ze Wormße bî dem Rîne si wonden mit ir kraft; A.6
in diende von ir landen vil stolziu rîterschaft
mit lobelîchen êren unz an ir endes zît.
sît sturbens jâmerlîche von zweier edelen vrouwen nît.
Ein rîchiu küneginne vrou Uote ir muoter hieß: A.7
ir vater hieß Dancrât, der in diu erbe ließ
sît nâch sînem lebene, ein ellens rîcher man,
der ouch in sîner jugende grôßer êren vil gewan.
Die drî künege wâren, als ich gesaget hân, A.8
von vil hôhem ellen; in wâren undertân
ouch die besten recken, von den man hât gesaget,
stark und vil küene, in allen strîten unverzaget.
Daß was von Troneje Hagene und ouch der bruoder sîn, A.9
Dancwart der snelle, von Metzen Ortwîn,
die zwêne marcgrâven Gêre und Eckewart,
Volkêr von Alzeije, mit ganzen ellen wol bewart,
Rûmolt der kuchenmeister, ein tiuwerlîcher degen, A.10
Sindolt und Hûnolt: die hêrren muosen phlegen
des hoves und der êren, der drîer künege man;
si heten noch manegen recken, der ich genennen niht enkan.
Dancwart der was marschalc; dô was der neve sîn A.11
trúhsæ̀ße des küneges, von Metzen Ortwîn;
Sindolt der was schenke, ein wætlîcher degen;
Hûnolt was kamerære: si kunden hôher êren phlegen.
Von des hoves koste und von ir wîten kraft, A.12
von ir vil hôhen werdekeit und von ir rîterschaft,
der die hêrren phlâgen mit vreuden al ir leben,
des enkunde iu ze wâre niemen gar ein ende geben.
B. C. In ir hôhen êren troumde Kríemhildè, 13
wie si züge einen valken stárc schœn und wíldè, B. C.
den ir zwên arn erkrummen, daß si daß muose sehen.
ir enkunde in dirre werlde leider nimmer geschehen.
Den troum si dô sagete ir muoter Úotèn; 14
sine kunde in niht bescheiden baß der gúotèn:
‚der valke, den du ziuhest, daß ist ein edel man:
in welle Got behüeten, du muost in schiere vloren hân.‘
‚Waß saget ir mir von manne, vil liebiu muoter mîn? 15
âne recken minne sô wil ich immer sîn.
sus schœn ich wil belîben unz an mînen tôt,
daß ich von recken minne sol gewinnen nimmer nôt.‘
‚Nu versprich eß niht ze sêre‘, sprach ir muoter dô, 16
‚soltu immer herzenlîche zer werlde werden vrô,
daß geschiht von mannes minne: du wirst ein schœne wîp,
ob Got dir noch gevüeget eins rehte guoten rîters lîp‘.
‚Die rede lât belîben, vil liebiu muoter mîn: A.17
eß ist an manegen wîben vil dicke worden schîn,
wie liebe mit leide zu jungest lônen kan:
ich sol si mîden beide, son kan mir nimmer missegân‘.
Kriemhilt in ir muote sich minne gar bewac. A.18
sît lebete diu vil guote vil manegen lieben tac,
daß si wesse niemen, den minnen wolde ir lîp.
sît wart si mit êren eins vil werden recken wîp.
Der was der selbe valke, den si in ir troume sach, A.19
den ir beschiet ir muoter. wie sêre si daß rach
an ir næhsten mâgen, die in sluogen sint!
durch sîn eines sterben starp vil maneger muoter kint.
Dô wuohs in Niderlanden eins rîchen küneges kint, 20
des vater hieß Sigemunt, sîn muoter Sigelint,
in einer bürge rîche, wîten wol bekant,
niden bî dem Rîne, diu was ze Santen genant.
Ich sage iu von dem degene, wie schœnè der wart. 21
sîn lîp vor allen schanden was vil wol bewart.
stark unde mære wart sît der küene man.
hei, waß er grôßer êren ze diser werlde gewan!
Sîvrit was geheißen der snelle degen guot. 22
er versuohte vil der recken (b) durch ellenthaften muot.
durch sînes lîbes sterke reit er in menegiu lant.
hei, waß er sneller degene sît zen Burgunden vant!
Ê daß der degen küene vol gewuohs ze man, C.
dô hete er solhiu wunder mit sîner hant getân,
dâ von man immer mêre mac singen unde sagen,
des wir in disen stunden müeßen vil von im gedagen.
In sînen besten zîten, bî sînen jungen tagen, A.23
man mohte michel wunder von Sîvride sagen,
waß êren an im wüehse und wie schœne was sîn lîp;
des heten in ze minne diu vil wætlîchen wîp.
Man zôch in mit dem vlîße, als im daß wol gezam: A.24
von sîn selbes muote waß tugende er an sich nam!
des wurden sît gezieret sînes vater lant,
daß man in ze allen dingen sô rehte hêrlîchen vant.
Er was nu sô gewahsen, daß er ze hove reit. A.25
die liute in gerne sâhen: manec vrouwe und manec meit
im wunschten, daß sîn wille in immer trüege dar.
holt wâren im genuoge: des wart der hêrre wol gewar.
Vil selten âne huote man rîten lie daß kint. A.26
in hieß mit kleidern zieren Sigmunt und Sigelint.
sîn phlâgen ouch die wîsen, den êre was bekant:
des mohte er wol gewinnen beidiu liute unde lant.
Nu was er in der sterke, daß er wol wâfen truoc: A.27
swes er dar zuo bedorfte, des lag an im genuoc.
dô begunde er sinnen werben schœniu wîp:
die trûten wol mit êren den sînen wætlîchen lîp.
Dô hieß sîn vater Sigemunt künden sînen man, A.28
er wolde hôhgezîte mit lieben vriunden hân.
diu mære man dô vuorte in ander künege lant.
den vremden und den kunden gab er ros unt gewant.
Swâ man vant deheinen, der rîter solde sîn A.29
von arte der sînen mâge, diu edelen kindelîn
ladet man zuo dem lande durch die hôhgezît:
mit dem jungen künege swert genâmen si sît.
Von der hôhzîte man wunder möhte sagen. A.30
Sigmunt unde Sigelint die mohten wol bejagen
mit guote michel êre: des teilte vil ir hant.
des sach man vil der vremden zuo in rîten in daß lant.
Vier hundert swertdegene die solten tragen kleit A.31
mit dem jungen künege; vil manec schœniu meit
von werke was unmüeßec, wan si im wâren holt.
vil der edelen steine die vrouwen leiten in daß golt,
Die si mit borten wolden wurken ûf ir wât A.32
den jungen stolzen recken; des enwas niht rât.
der wirt der hieß dô sidelen vil manegem küenen man
zeinen sunewenden, dâ Sîvrit rîters namen gewan.
Dô gie zeime münster vil manec rîcher kneht A.33
und vil der edelen rîter; die wîsen heten reht,
daß si den tumben dienden, als in was ê getân.
si heten kurzwîle und ouch vil maneger vreuden wân.
Gote man dô zen êren eine messe sanc. A.34
dô huop sich von den liuten vil michel gedranc,
dô si ze rîter wurden nâch rîterlîcher ê
mit alsô grôßen êren, daß wætlîch nimmer mêre ergê.
Si liefen, dâ si vunden gesatelt manec marc. A.35
in hove Sigmundes der buhurt wart sô starc,
daß man erdießen hôrte palas unde sal:
die hôch gemuoten degene heten vrœlîchen schal.
Von wîsen und von tumben man hôrte manegen stôß, A.36
daß der schefte brechen gein dem lufte dôß.
trunzûne sach man vliegen vür den palas dan.
dâ sâhen kurzwîle beide wîp und ouch die man.
Der wirt bat eß lâßen: dâ zôch man dan diu marc. A.37
man sach ouch dâ zebrochen vil manege buckel starc
und vil der edelen steine gevellet ûf daß gras
abe liehten schildes spangen; von hurte daß geschehen was.
Dô giengen swirtes geste, dâ man in sitzen riet. A.38
vil der edelen spîse si von ir müede schiet
und wîn der aller beste, des man in vil getruoc.
den vremden und den kunden bôt man êren dâ genuoc.
Swie vil si kurzwîle phlâgen al den tac, A.39
vil der varnden diete ruowe sich bewac:
si dienden nâch der gâbe, die man dâ rîche vant.
des wart mit lobe gezieret alleß Sigmundes lant.
Der hêrre hieß dô lîhen Sîvrit den jungen man A.40
lant unde bürge, als er hete ê getân.
sînen swertgenôßen den gap dô vil sîn hant:
dô liebete in diu reise, daß si kômen in daß lant.
Diu hôhgezît werte unz an den sibenden tac. A.41
Siglint diu rîche nâch alten siten phlac
durch ir sunes liebe teilen rôteß golt.
si kunde eß wol gedienen, daß im die liute wâren holt.
Vil lützel der varenden man dâ armen vant. A.42
ros unde kleider daß stoub in von der hant
sam si ze lebene hêten niht mêr wan einen tac.
ich wæn nie ingesinde grœßer milte gephlac.
Mit lobelîchen êren schiet sich diu hôhzît. A.43
von den rîchen hêrren hôrte man wol sît,
daß si den jungen wolden zeime hêrren hân:
des gerte niht Sîvrit, der vil wætlîche man.
Sît daß noch beide lebten, Sigmunt und Sigelint, A.44
niht wolde tragen krône ir beider liebeß kint;
doch wolde er wesen hêrre vür allen den gewalt,
des in den landen vorhte der degen küene unde balt.
In dorfte niemen schelten: sît dô er wâfen nam, C.
jâ geruowete vil selten der recke lobesam
suohte niuwan strîten; sîn ellenthaftiu hant
tet in zallen zîten in vremden rîchen wol bekant.
Den hêrren muoten selten deheiniu herzeleit. 45
er hôrte sagen mære, wie ein schœniu meit
wær in Burgunden, ze wunsche wolgetân,
von der er sît vil vreuden und ouch arbeit gewan.
Diu ir unmâßen schœne was vil wîten kunt, 46
und ir hôhgemüete zuo der selben stunt
an der juncvrouwen sô manec helt ervant:
eß ladete vil der geste in daß Guntheres lant.
Swaß man nâch ir minne der werbenden sach, 47
Kriemhilt in ir sinne ir selber nie verjach,
daß si deheinen wolde ze triutenne hân.
er was ir noch vil vremde, dem si wart sider undertân.
Dô dâhte ûf hôhe minne daß Siglinde kint. A.48
Eß was ir aller werben wider in ein wint.
er mohte wol verdienen schœner vrouwen lîp.
Sît wart diu edel Kriemhilt des küenen Sîvrides wîp.
Im rieten sîne mâge und ander sîne man, 49
sît er ûf stæte minne tragen wolde wân,
daß er dan eine wurbe, diu im möhte zemen.
Dô sprach der edel Sîvrit: ‚sô wil ich Kriemhilden nemen,
‚Die edeln juncvrouwen von Burgunden lant, A.50
durch ir vil grôßen schœne; daß ist mir wol bekant,
nie keiser wart sô rîche, der wolde haben wîp,
im zæme wol ze minne der rîchen küneginne lîp.‘
Disiu selben mære gehôrte Sigmunt. 51
eß reiten sîne liute: dâ von wart im kunt
der wille sînes kindes was im harte leit,
daß er werben wolde die vil hêrlîchen meit.
Eß gevriesch ouch Sigelint, des edelen küneges wîp. 52
si hete grôße sorge umb ir kindes lîp,
wan si wol erkande Gunthern und sîne man.
den gewerp man dem degene sêre leiden began.
Dô sprach der küene Sîvrit: ‚vil lieber vater mîn, 53
ân edeler vrouwen minne wolde ich immer sîn,
ich enwurbe dar mîn herze vil grôße liebe hât.‘
swaß iemen reden kunde, des was deheiner slahte rât.
‚Und wiltu niht erwinden,‘ sprach der künic dô, 54
‚sô bin ich dînes willen wærlîchen vrô
und wil dirß helfen enden, so ich aller beste kan:
doch hât der künic Gunther vil manegen hôhverten man.
‚Ob eß anders nieman wære wan Hagene der degen, 55
der kan mit übermüete wol hôhverte pflegen,
daß ich des sêre vürhte, eß müge uns werden leit,
ob wir werben wellen die vil hêrlîchen meit.‘
‚Waß mag uns daß gewerren?‘ sprach dô Sîvrit, 56
‚swaß ich vriuntlîche niht ab in erbit,
daß mac sus erwerben mit ellen dâ mîn hant.
ich trouwe an im ertwingen beidiu liute unde lant.‘
Dô sprach der vürste Sigemunt: ‚dîn rede ist mir leit. 57
wan wurden disiu mære ze Rîne geseit,
dune dörftest nimmer rîten in Guntheres lant.
Gunther unde Gêrnôt die sint mir lange bekant.
‚Mit gewalte niemen erwerben mac die maget,‘ 58
sô sprach der künic Sigmunt, ‚daß ist mir wol gesaget;
wil aber du mit recken rîten in daß lant,
ob wir iht haben vriunde, die werdent schiere besant.‘
‚Des enist mir niht ze muote,‘ sprach aber Sîvrit, 59
‚daß mir süln ze Rîne recken volgen mit
durch deheine hervart, daß wære mir vil leit,
dâ mit ich solde ertwingen die vil hêrlîchen meit.
‚Si mac wol sus erwerben dâ mîn eines hant. 60
ich wil selbe zwelfter in Guntheres lant.
dar sult ir mir helfen, vater Sigmunt.‘
dô gab man sînen degenen ze kleidern grâ unde bunt.
Do vernam ouch disiu mære sîn muoter Siglint. A.61
si begunde trûren umbe ir liebeß kint:
daß vorhte si verliesen von Guntheres man.
diu edel küneginne vil sêre weinen began.
Sîvrit der hêrre gie, dâ er si sach; A.62
wider sîne muoter er güetlîchen sprach:
‚vrouwe, ir sult niht weinen durch den willen mîn:
jâ wil ich âne sorge vor allen wîganden sîn.
‚Nu helfet mir der reise in Burgunden lant, A.63
daß ich und mîne recken haben sölch gewant,
daß also stolze degene mit êren mügen tragen.
des wil ich iu genâde mit triuwen wærlîchen sagen.‘
‚Sît du niht wil erwinden,‘ sprach vrou Siglint, A.64
‚sô hilfe ich dir der reise, mîn einigeß kint,
mit der besten wæte, die rîter ie getruoc,
dir und den dînen degenen: ir sult ir vüeren genuoc.‘
Dô neic der küneginne Sîvrit der junge man. A.65
Er sprach: ‚ich wil zer verte niemen mêre hân
niuwan zwelef recken: den sol man brüeven wât.
ich wil daß sehen gerne, wieß umbe Kriemhilde stât.‘
Dô sâßen schœne vrouwen naht unde tac, A.66
daß lützel ir deheiniu ruowe gephlac,
unze man geworhte die Sîvrides wât.
er wolde sîner reise haben deheiner slahte rât.
Sîn vater hieß im zieren sîn rîterlîch gewant, A.67
dâ mite er wolde rûmen daß Sigmundes lant.
die ir vil liehten brüneje die wurden ouch bereit
und ir veste helmen, ir schilde schœne unde breit.
Dô nâhte in ir reise ze den Burgunden dan. 68
umb si begunde sorgen wîb unde man,
ob si immer komen solden heim wider in ir lant.
die helde in hießen soumen beide wâfen und gewant.
Ir ros diu wâren schœne, ir gereite goldes rôt. A.69
lebt iemen übermüeter, des enwas niht nôt,
danne wære Sîvrit und die sîne man.
urloubes er dô gerte zuo den Burgunden dan.
In werte trûreclîche der künic und sîn wîp. A.70
er trôste minneclîche dô ir beider lîp.
er sprach: ‚ir sult niht weinen durch den willen mîn:
immer âne sorge sult ir mînes lîbes sîn.‘
Eß was leit den recken; eß weinte ouch manec meit. 71
ich wæne, in hete ir herze rehte daß geseit,
daß in sô vil der vriunde dâ von gelæge tôt.
von schulden si dô klageten: des gie in wærlîchen nôt.
An dem sibenden morgen ze Wormeß ûf den sant 72
riten die vil küenen; alleß ir gewant
was von rôtem golde, ir gereite wolgetân;
ir ros in giengen ebene, des küenen Sîvrides man.
Ir schilde wâren niuwe, lieht unde breit, 73
und vil schœne ir helmen, dô ze hove reit
Sîvrit der vil küene in Guntheres lant.
man gesach an helden nie sô hêrlîch gewant.
Diu ort der swerte giengen nider ûf die sporn: 74
eß vuorten scharphe gêren die rîter ûz erkorn.
Sîvrit der vuorte ir einen wol zweier spannen breit,
der ze sînen ecken vil harte vreislîchen sneit.
Die goltvarwen zoume vuortens an der hant, 75
sîdîniu vürbüege: sus kômens in daß lant.
daß volc si allenthalben kaphen an began:
dô liefen in enkegene vil der Guntheres man.
Die hôch gemuoten recken, rîter unde kneht, 76
die giengen zuo den hêrren, daß was michel reht,
und enphiegen die geste in ir hêrren lant;
si nâmen in die mœre mit den schilden von der hant.
Diu ros si wolten dannen ziehen an gemach: 77
Sîvrit der vil küene wie snelle er dô sprach:
‚Lât uns noch die mœre eine wîle stân:
wir wellen schiere hinnen; des ich guoten willen hân.
‚Man sol ouch unser schilde ninder von uns tragen; 78
wâ ich den künic vinde, kan mir daß iemen sagen,
Gunthern den rîchen ûß Burgunden lant?
dô sagete eß im einer, dem eß rehte was bekant.
‚Welt ir den künic vinden, daß mac vil wol geschehen; 79
in jenem sale wîten hân ich in gesehen
bî den sînen helden: dâ sult ir hine gân:
dâ muget ir bî im vinden manegen hêrlîchen man.‘
Dô wâren ouch diu mære dem künege geseit, 80
ûf sînem hove wæren rîter vil gemeit:
die vuorten liehte brünne und hêrlîch gewant;
si derkande nieman in der Burgunden lant.
Den künic nam des wunder, von wannen kœmen dar 81
die hêrlîchen recken in wæte lieht gevar
und mit sô guoten schilden niuwe unde breit.
daß im daß nieman sagete, daß was Gunthere leit.
Des antwurte dem künege von Metzen Ortwîn; 82
starc unde küene mohte er vil wol sîn.
‚sît wir ir niht erkennen, sô sult ir heißen gân
nâch mînem œheim Hagenen: den sult ir si sehen lân.
‚Dem sint kunt diu rîche und elliu vremdiu lant. 83
sîn im die hêrren künde, daß tuot er uns bekant.‘
der künic bat in bringen und die sîne man:
man sach in hêrlîche mit recken hin ze hove gân.
Waß sîn der künic wolde, des vrâgte Hagene. 84
‚eß sint in mîme hûse unkunde degene,
die niemen hie bekennet: ob ir si ê gesehen
habt in vremden landen, des sult ir, Hagene, mir verjehen.‘
‚Daß tuon ich,‘ sprach Hagene: zeim venster er dô gie, 85
sîn ougen er dâ wenken zuo den gesten lie.
wol behagete im ir geverte und ouch ir gewant:
si wâren im vil vremde in der Burgunden lant.
Er sprach, von swannen kœmen die recken an den Rîn, 86
eß möhten selbe vürsten oder vürsten boten sîn.
‚ir ros diu sint schœne, ir kleider harte guot;
swannen si joch rîten, si sint vil hôhe gemuot.‘
Alsô sprach dô Hagene: ‚als ich mich kan verstân, 87
swie ich Sîvriden noch nie gesehen hân,
sô wil ich wol gelouben, swie eß dar umbe stât,
daß eß sî der recke, der dort sô hêrlîchen gât.
‚Er bringet niuwiu mære her in ditze lant. A.88
die küenen Niblunge sluoc des heldes hant,
Schilbunc und Niblungen, des rîchen küneges kint.
er vrumte starkiu wunder mit sîner grôßen krefte sint.
‚Dô der helt aleine ân alle helfe reit, A.89
er vant vor einem berge, als mir ist geseit,
bî Niblunges horde vil manegen küenen man:
die wârn im ê vil vremde, unz er ir künde dâ gewan.
‚Hort der Niblunges der was gar getragen A.90
ûß eime holn berge. nu hœret wunder sagen,
wie in wolden teilen der Niblunge man.
daß sach der degen Sîvrit: den helt es wundern began.
‚Er kom zuozin sô nâhen, daß er die helde sach A.91
und ouch in die degene. ir einer drunder sprach:
‚hie kumet der starke Sîvrit, der helt von Niderlant.‘
vil seltsæniu mære er an den Niblungen vant.
‚Den recken wol enphiengen Schilbunc und Nibelunc. A.92
mit gemeinem râte die edelen vürsten junc
den schaz in bâten teilen den wætlîchen man
und gerten des mit vlîße, unz erß in loben dô began.
‚Er sach sô vil gesteines, sô wir hœren sagen, A.93
hundert kanzwagene eß heten niht getragen;
noch mê des rôten goldes von Niblunge lant;
daß solt in alleß teilen des küenen Sîvrides hant.
‚Dô gâben si im ze miete daß Niblunges swert. A.94
si wâren mit dem dienste vil übele gewert,
den in dâ leisten solde Sîvrit der helt guot:
ern kunde eß niht verenden: si wâren zornec gemuot.
‚Den schaz er ungeteilet belîben muose lân. C.
do begunden mit ihm strîten der zweier künege man:
mit ir vater swerte, daß Balmunc was genant,
erstreit ab in der küene den hort und Nibelunge lant.
Si heten dâ ir vriunde zwelf küener man, A.95
daß starke risen wâren: waß kundeß si vervân?
die sluoc sît mit zorne diu Sîvrides hant,
und recken siben hundert twang er von Nibelunge lant
‚Mit dem guoten swerte, daß hieß Balmunc. A.96
durch die starken vorhte vil manec recke junc,
die si ze dem swerte hêten und an den küenen man,
daß lant zuo den bürgen si im tâten undertân;
‚Dar zuo die rîchen künege die sluog er beide tôt. A.97
er kom von Albrîche sît in grôße nôt.
der wânde sîne hêrren rechen dâ zehant,
unz er die grôßen sterke sît an Sîvride vant.
‚Done kunde im niht gestrîten daß starke getwerc. A.98
alsam die leuwen wilde si liefen an den berc,
dâ er die tarnkappe sît Albrîche an gewan.
dô was des hordes hêrre Sîvrit der vreislîche man.
‚Die dâ torsten vehten, die lâgen alle erslagen. A.99
den schaz den hieß er balde vüeren unde tragen,
dâ in dâ vor nâmen die Niblunges man.
Albrîch der vil starke dô die kameren gewan.
‚Er muos im sweren eide, er diende im sô sîn kneht: A.100
aller hande dinge was er im gereht.‘
sô sprach von Tronje Hagene: ‚daß hât er getân;
alsô grôßer krefte nie mêr recke gewan.
Noch weiß ich an im mêre, daß mir ist bekant: A.101
einen lintrachen sluoc des heldes hant;
er badete in dem bluote: sîn hût wart hurnîn.
des snîdet in kein wâfen: daß ist dicke worden schîn.
‚Wir suln den jungen hêrren enphâhen dester baß, 102
daß wir iht verdienen des snellen recken haß.
sîn lîp der ist sô küene, man sol in holden hân;
er hât mit sîner krefte sô manegiu wunder getân.‘
Dô sprach der künic rîche: ‚du maht wol haben wâr: B.
nu sich, wie degenlîche er stêt gein strîtes vâr,
er und die sînen degene, der vil küene man.
wir suln im engegene hin nider zuo dem recken gân.‘
‚Daß mugt ir,‘ sprach dô Hagene, ‚wol mit êren tuon. B.
er ist von edelem künne, eins rîchen küneges sun.
er stêt in der gebære, mich dunket, wißße Krist,
eß ensîn niht kleiniu mære, dar umber her geriten ist.‘
Dô sprach der künec des landes: ‚nu sî uns willekomen. 103
er ist edel und küene: daß hân ich wol vernomen.
des sol ouch er genießen in Burgunden lant.‘
dô gie der hêrre Gunther, dâ er Sîvriden vant.
Der wirt und sîne recken enphiengen sô den gast, 104
daß in an ir zühten vil lützel iht gebrast.
des begunde in nîgen der wætlîche man.
man sach in zühteclîche mit den sînen recken stân.
‚Mich wundert dirre mære,‘ sprach der wirt zehant, 105
‚von wanne ir, edel Sîvrit, sît komen in ditze lant,
oder waß ir wellet werben ze Wormeß an den Rîn.‘
dô sprach der gast ze dem künege: ‚daß sol iuch unverdaget sîn.
‚Mir wart gesaget mære in mînes vater lant, 106
daß hie bî iu wæren, daß hete ich gerne erkant,
die küenesten recken, des hân ich vil vernomen,
die ie künec gewünne: dar umbe bin ich her bekomen.
‚Ouch hœre ich iu selben der degenheite jehen, 107
daß man künec deheinen küener hab gesehen.
des redent vil die liute über elliu disiu lant:
nune wil ich niht erwinden, unz eß mir werde bekant.
‚Ich bin ouch ein recke und solde krône tragen. 108
ich wil daß gerne vüegen, daß si von mir sagen,
daß ich habe von rehte liute unde lant;
dar umbe sol mîn êre und ouch mîn houbet wesen phant.
‚Nu ir sît sô küene, als mir ist geseit, 109
nune ruoche ich, ist eß ieman lieb oder leit:
ich wil an iu ertwingen, swaß ir muget hân,
lant unde bürge, daß sol mir werden undertân.‘
Den künic hete wunder und sîne man alsam A.110
umbe solhiu mære, als er hie vernam,
daß er des hete willen, er næme im sîniu lant.
daß hôrten sîne degene: dô wart in zürnen bekant.
‚Wie hete ich daß verdienet,‘ sprach Gunther der degen, A.111
‚des mîn vater lange mit êren hât gephlegen,
daß wir daß solden vliesen von iemannes kraft?
wir ließen übele schînen, daß wir ouch phlegen rîterschaft.‘
‚Ich enwil es niht erwinden,‘ sprach der küene man. A.112
‚eß enmüge von dînen ellen dîn lant den vride hân,
ich wil es alles walten; und ouch diu erbe mîn,
erwirbest dus mit sterke, diu suln dir undertænec sîn.
‚Dîn erbe und ouch daß mîne suln gelîche ligen: A.113
sweder unser einer ame anderen mac gesigen,
dem soll eß alleß dienen, die liute und ouch diu lant.‘
daß widerredet Hagne dâ unde Gêrnôt zehant.
‚Wir hân des niht gedingen,‘ sprach dô Gêrnôt, A.114
‚daß wir iht lande ertwingen, daß iemen drumbe tôt
gelige vor heldes handen. wir haben rîchiu lant:
diu dienent uns ze rehte, ze niemen sint si baß bewant.‘
Mit grimmegem muote dâ stuonden vriunde sîn. A.115
dô was ouch dar under von Metzen Ortwîn:
der sprach: ‚disiu suone ist mir harte leit;
iu hât der starke Sîvrit unverdienet widerseit.
‚Ob ir und iuwer bruoder hetet niht die wer, A.116
und ob er danne hête ein ganzeß küneges her,
ich trûte wol erstrîten, daß der küene man
dise starke übermüete von wâren schulden müese lân.‘
Daß zurnde harte sêre der helt von Niderlant: A.117
er sprach: ‚sich sol vermeßßen niht wider mich dîn hant:
ich bin ein künic rîche, sô bistu küneges man:
jan dorften mich dîn zweleve mit strîte nimmer bestân.‘
Nâch swerten rief dô sêre von Metzen Ortwîn: 118
er mohte Hagnen swestersun von Tronje vil wol sîn.
daß der sô lange dagete, daß was dem künege leit.
dô understuont eß Gêrnôt, ein rîter küene und gemeit.
Er sprach zuo Ortwîne: ‚lât iuwer zürnen stân. 119
uns hât der hêrre Sîvrit solhes niht getân.
wir mügenß noch wol scheiden mit zühten, dêst mîn rât,
und haben in ze vriunde; daß uns noch lobelîcher stât.‘
Dô sprach der starke Hagene: ‚uns mac wol wesen leit, 120
allen iuwern degenen, daß er ie gereit
durch strîten her ze Rîne. er soldeß haben lân:
im heten mîne hêrren solher leide niht getân.‘
Dô sprach aber Sîvrit, der kreftige man: 121
‚müet iuch daß, hêr Hagene, daß ich gesprochen hân,
sô sol ich lâßen kiesen, daß die hende mîn
wellent vil gewaltec hie zen Burgunden sîn.‘
‚Daß sol ich eine wenden,‘ sprach dô Gêrnôt. A.122
allen sînen degenen reden er verbôt
iht mit übermüete, des im wære leit.
dô gedâhte ouch Sîvrit an die vil hêrlîchen meit.
‚Wie zæme uns mit iu strîten?‘ sprach aber Gêrnôt. 123
‚swaß helde nu dar under müesen ligen tôt,
wir hetens lützel êren und ir vil kleinen vrun.‘
des antwurte im dô Sîvrit, des küneges Sigmundes sun:
‚War umbe bîtet Hagene und ouch Ortwîn, 124
daß er niht gâhet strîten mit den vriunden sîn,
der er hie sô manegen ze den Burgunden hât?‘
si muosen rede vermîden: daß was Gêrnôtes rât.
‚Ir sult uns wesen willekomen‘, sô sprach daß Uoten kint, A.125
‚und iuwer hergesellen, die hie mit iu sint.
wir suln iu gerne dienen, ich und die mâge mîn.‘
dô hieß man den gesten schenken Guntheres wîn.
Dô sprach der wirt des landes: ‚alleß, daß wir hân, 126
geruochet irs nâch êren, daß sî iu undertân
und sî mit iu geteilet lîp unde guot!‘
dô wart der hêrre Sîvrit ein lützel sanfter gemuot.
Dô hieß man in behalten alleß ir gewant. 127
die besten herberge man suohte, die man vant,
Sîvrides knehten: man schuof in guot gemach.
den gast man sît vil gerne dâ zen Burgunden sach.
Man bôt im michel êre dâ nâch ze manegen tagen, A.128
tûsent stunden mêre, danne ich iu kan gesagen.
daß hete versolt sîn ellen, ir sult gelouben daß;
in sach vil lützel iemen, der im wære gehaß.
Sich vlißßen kurzwîle die künege und ouch ir man, 129
sô was er ie der beste, swes man dâ began:
des enkunde im volgen niemen, sô michel was sîn kraft,
sô si den stein wurfen oder schußßen den schaft.
Swâ si bî den vrouwen durch ir höfscheit A.130
kurzwîle phlâgen, die rîter vil gemeit,
dâ sach man ie vil gerne den helt von Niderlant.
er hete ûf hôhe minne sîne sinne gewant.
Ze hove die schœnen vrouwen vrâgèten mærè, C.
wer der stolze vremde recke wære?
‚sîn lîp der ist sô schœne, vil rîch ist sîn gewant!‘
dô sprâchen ir genuoge; ‚eß ist der künec von Niderlant.‘
Swes man ie begunde, des was sîn lîp bereit. A.131
er truog in sîme sinne ein minneclîche meit
und ouch in ein diu vrouwe, die er noch nie gesach,
diu im in heimlîche vil dicke güetlîchen sprach.
Swenn ûfem hove wolden spilen dâ diu kint, A.132
rîter unde knehte, daß sach vil dicke sint
Kriemhilt durch diu venster, diu küneginne hêr;
deheiner kurzwîle bedorfte si in den zîten mêr.
Wester, daß si in sæhe, die er in herzen truoc, A.133
dâ het er kurzwîle immer von genuoc.
sæhen si sîn ougen, ich wil wol wißßen daß,
daß im in dirre werlde nimmer kunde werden baß.
Swenne er bî den helden ûf dem hove stuont, A.134
alsô noch die liute durch kurzewîle tuont,
sô stuont sô minneclîche daß Siglinde kint,
daß in von herzeliebe trûte manec vrouwe sint.
Er gedâht ouch manege zîte: ‚wie sol daß geschehen, A.135
daß ich die maget edele mit ougen müge sehen,
die ich von herze minne und lange hân getân?
diu ist mir noch vil vremede: des muoß ich trûrec gestân.‘
Sô ie die künege rîche riten in ir lant, A.136
sô muosen ouch die recken mit in al zehant.
dâ mite muoste ouch Sîvrit: daß was der vrouwen leit;
er leit ouch von ir minne dicke michel arbeit.
Sus wonde er bî den hêrren, daß ist alwâr, A.137
in Guntheres lande volleclîch ein jâr,
daß er die minneclîchen die zît nie gesach,
dâ von im sît vil liebe und ouch vil leide geschach.
Dô kômen vremdiu mære in Guntheres lant II.138
von boten, die in verre wurden dar gesant
von unkunden recken, die in truogen haß.
dô si die rede vernâmen, leit was in inneclîche daß.
Die wil ich iu nennen: eß was Liudgêr 139
ûßer Sahsen lande, ein rîcher vürste hêr,
und ouch von Tenemarke der künic Liudgast.
die brâhten in ir reise vil manegen hêrlîchen gast.
Ir boten komen wâren in Guntheres lant, 140
die sîne vîende heten dar gesant.
dô vrâgte man der mære die unkunden man.
man hieß die boten balde ze hove vür den künic gân.
Der künec si gruoßte schône, er sprach: ‚sît willekomen! 141
wer iuch her habe gesendet, desn hân ich niht vernomen:
daß sult ir lâßen hœren‘, sprach der künic guot.
Dô vorhten si vil sêre den grimmen Guntheres muot.
‚Welt ir, künec, erlouben daß wir iu mære sagen, 142
diu wir iu dâ bringen, sone suln wir niht verdagen.
wir nennen iu die hêrren, die uns her hânt gesant:
Liudgast und Liudgêr, die welnt iuch suochen inß lant.
‚Ir habet ir zorn verdienet: jâ hôrten wir wol daß, 143
daß iu die hêrren beide tragent grôßen haß.
si wellent herverten ze Wormeß an den Rîn;
in hilfet vil der degene: des sult ir gewarnet sîn.
‚Inre zwelf wochen diu reise muoß geschehen; 144
habt ir iht guoter vriunde, daß lâßet balde sehen,
die iu vriden helfen die bürge und iuriu lant:
hie wirt von in verhouwen vil manec helme unde rant.
‚Oder welt ir mit in dingen, so enbietet eß in dar; 145
sone rîtent iu sô nâhen niht die manegen schar
der iuwer starken vînde ûf herzenlîchiu leit,
dâ von verderben müeßen vil guote rîter gemeit.‘
‚Nu bîtet eine wîle (ich kündiu mînen muot), 146
unz ich mich baß versinne,‘ sprach der künic guot.
‚hân ich guoter iemen, die sol ich niht verdagen,
disiu starken mære sol ich mînen vriunden klagen.‘
Gunther dem rîchen leide wart genuoc; A.147
die rede er tougenlîchen in sîme herze truoc.
er hieß gewinnen Hagenen und ander sîne man
und bat ouch harte balde ze hove nâch Gêrnôten gân.
Dô kômen dar die besten, swaß man der dâ vant. A.148
er sprach: ‚man wil uns suochen her in unser lant
mit starken herverten; daß lât iu wesen leit.
eß ist gar âne schulde, daß si uns habent widerseit.‘
‚Daß wer ot wir mit swerten,‘ sô sprach Gêrnôt. A.149
dâ sterbent wan die veigen: die lâßen ligen tôt.
dar umbe ich niht vergeßßen mac der êren mîn:
die unser vîende suln uns willekomen sîn.‘
Dô sprach von Troneje Hagene: ‚daß endunket mich niht guot. A.150
Liudegast und Liudegêr die tragent übermuot.
wir mugen uns niht besenden in sô kurzen tagen,‘
sô sprach der küene recke: ‚ir sult eß Sîvride sagen.‘
Die boten herbergen hieß man in die stat. 151
swie vîent man in wære, vil schône ir phlegen bat
Gunther der rîche, daß was wol getân,
unz er ervant an vriunden, wer im dâ wolde gestân.
Dem künege in sînen sorgen was iedoch vil leit. 152
dô sach in trûrende ein rîter vil gemeit,
der niht wißßen kunde, waß im was geschehen:
dô bat er im der mære den künic Gunther verjehen.
‚Mich nimt des michel wunder,‘ sprach dô Sîvrit, 153
‚wie ir sô habet verkêret die vrœlîchen sit,
der ir mit uns nu lange habt alher gephlegen.‘
des antwurte ime dô Gunther, der vil zierlîche degen:
‚Jane mac ich allen liuten die swære niht gesagen, 154
die ich muoß tougenlîche in mîme herzen tragen:
man sol stæten vriunden klagen herzenôt.‘
diu Sîvrides varwe wart dô bleich unde rôt.
Er sprach zuo dem künege: ‚ich hân iu niht verseit. 155
ich sol iu helfen wenden elliu iuriu leit.
welt ir vrîunt suochen, der sol ich einer sîn
und trûwe eß wol volbringen mit êren an daß ende mîn.‘
‚Nu lône iu Got, hêr Sîvrit, diu rede mich dunket guot; 156
und ob mir nimmer helfe iur ellen getuot,
ich vreu mich doch der mære, daß ir mir sît sô holt.
lebe ich deheine wîle, eß wirt wol umb iuch versolt.
‚Ich wil iuch hœren lâßen, war umbe ich trûric stân. 157
von boten mîner vînde ich daß vernomen hân,
daß si mich wellent suochen mit herverte hie;
daß getâten uns noch degene her zuo disen landen nie.‘
‚Daß lât iuch ahten ringe,‘ sprach dô Sîvrit, 158
‚senftet iur gemüete, tuot, des ich iuch bit:
lât mich iu erwerben êre unde vrumen,
ê daß iuwer vînde her ze disen landen kumen.
‚Swenne iuwer starke vînde ze helfe möhten hân A.159
drîßec tûsent degene, sô woldich si bestân,
und het ich niht wan tûsent: des lât iuch an mich.‘
dô sprach der künic Gunther: ‚daß dienich immer umbe dich.‘
‚Sô heißet mir gewinnen tûsent iuwer man, 160
sît daß ich der mînen bî mir niht enhân
niuwan zwelf recken: sô wer ich iuwer lant.
iu sol mit triuwen dienen immer Sîvrides hant.
‚Des sol uns helfen Hagene und ouch Ortwîn, A.161
Dancwart und Sindolt, die lieben recken dîn.
ouch sol dâ mit rîten Volkêr der küene man:
der sol den vanen vüeren: baß ichs nieman engan.
‚Und lât die boten rîten heim in ir hêrren lant; 162
daß si uns dâ sehen schiere, daß tuo man in bekant,
sô daß unser bürge müeßen vride hân.‘
dâ hieß der künec besenden beide mâge unde man.
Die boten Liudegêres ze hove giengen dô; 163
daß si ze lande solden, des wâren si vil vrô.
dô bôt in rîche gâbe Gunther der künic guot
und schuof in sîn geleite: des stuont in hôhe der muot.
‚Nu saget,‘ sprach dô Gunther, ‚den starken vînden mîn, 164
si mugent mit ir reise wol dâ heime sîn;
weln aber si mich suochen her in mîniu lant,
mirn zerinne mîner vriunde, in wirt arbeit bekant.‘
Den boten rîche gâbe man dô vür truoc: 165
der het in ze gebene Gunther genuoc.
dine torsten niht versprechen die Liudgêres man.
urloub si dô nâmen und vuoren vrœlîche dan.
Dô die boten wâren ze Tenemarke komen, 166
und der künic Liudegast hete daß vernomen,
waß si ze Rîne redeten, als im daß wart geseit,
ir starkeß übermüeten was im wærlîche leit.
Si sagten, daß si hêten vil manegen küenen man: 167
‚dar under sach man einen vor Gunthere stân,
der was geheißen Sîvrit, ein helt ûß Niderlant.‘
eß leidete Liudgaste, dô er daß mære bevant.
Dô die von Tenemarke ditze hôrten sagen, 168
dô îlten si der vriunde deste mê bejagen,
unz daß er Liudegast sîner küenen man
zweinzec tûsent degene ze sîner reise gewan.
Do besande ouch sich von Sahsen der künic Liudegêr, 169
unz si vierzec tûsent heten unde mêr,
mit den si wolden rîten in Burgunden lant.
dô hete ouch sich hie heime der künic Gunther besant
Mit den sînen mâgen und sîner bruoder man, A.170
die si wolden vüeren durch urliuge dan,
und ouch die Hagenen recken: des gie den helden nôt.
dar umbe muosen degene sider kiesen den tôt.
Si vlißßen sich der reise, dô si wolden dan. A.171
den vanen muose leiten Volkêr der küene man,
alsô si wolten rîten von Wormeß über Rîn.
Hagene von Troneje der muose scharmeister sîn.
Dâ mite reit ouch Sindolt und der küene Hûnolt, A.172
die wol gedienen kunden rîcher künege golt.
Dancwart, Hagnen bruoder, und ouch Ortwîn
die mohten wol mit êren in der herverte sîn.
‚Her künic, sît hie heime,‘ sprach dô Sîvrit. 173
‚sît daß mir iuwer recken wellent volgen mit,
belîbet bî den vrouwen und traget hôhen muot.
ich trou iu wol behüeten beide êre unde guot.
‚Die iuch dâ wolden suochen ze Wormeß an den Rîn, 174
daß wil ich wol behüeten, daßs iu iht schade sîn.
wir sulen in gerîten sô nâhen in ir lant,
daß in ir übermüeten ze sorgen werde bewant.‘
Von Rîne si durch Hessen mit ir helden riten 175
gegen Sahsen lande: dâ wart sît gestriten.
mit roube und mit brande wuosten si daß lant,
daß eß den vürsten beiden wart mit arbeit bekant.
Si kômen ûf die marke: die knehte zogten dan. A.176
Sîvrit der vil starke vrâgen des began:
‚wer sol des gesindes uns nu hüeten hie?‘
jâne wart den Sahsen geriten schedlîcher nie.
Si sprâchen: ‚lât die tumben hüeten ûf den wegen A.177
den küenen Dancwarten, der ist ein sneller degen.
wir vliesen deste minner von Liudgêres man;
lât in und Ortwînen hie die nâchhuote hân.‘
‚Sô wil ich selbe rîten,‘ sprach Sîvrit der degen, 178
‚unde wil der warte gein den vînden phlegen,
unz ich rehte ervinde, wâ die recken sint.‘
dô wart gewâfent schiere der schœnen Siglinden kint.
Daß volc bevalher Hagenen, dô er wolde dan, 179
unde Gêrnôte, dem vil küenen man.
dô reit er eine danne in der Sahsen lant,
dâ er diu rehten mære wol mit êren sît ervant.
Dô sach er her daß grôße, daß ûf dem velde lac, 180
daß wider sîner helfe mit ungevüege wac:
des was wol vierzec tûsent oder dannoch baß.
Sîvrit in hôhem muote sach vil vrœlîchen daß.
Dô hete sich ouch ein recke von den vînden dar 181
erhaben ûf die warte, der was ze vlîße gar:
den sach der hêrre Sîvrit und in der küene man;
ieweder dô des andern mit nîde hüeten began.
Ich sagiu, wer der wære, der hie der warte pflac; 182
ein liehter schilt von golde im vor der hende lac.
eß was der künic Liudegast: der huote sîner schar.
dirre gast vil edele sprancte hêrlîchen dar.
Nu het ouch in hêr Liudegast vîentlîche erkorn: 183
diu ros si nâmen beide zen sîten mit den sporn;
si neigten ûf die schilde die schefte mit ir kraft:
des wart der künic hêre mit grôßen sorgen behaft.
Diu ros nâch stichen truogen diu rîchen küneges kint 184
beide vür ein ander, sam si wæte ein wint;
mit zoumen wart gewendet vil rîterlîchen dan:
mit swerten eß versuohten die zwêne grimmege man.
Dô sluoc der hêrre Sîvrit, daß al daß velt erdôß. 185
dô stoup ûß dem helme, sam von brenden grôß,
die viuwerrôte vanken von des heldes hant.
dô streit vil mehteclîchen der küene vogt ûß Niderlant.
Ouch sluog im hêr Liudegast vil manegen grimmen slac; 186
ir ieweders ellen ûf schilden vaste lac.
dô heten dar gehüetet wol drîßec sîner man:
ê im der helfe kœme, den sic doch Sîvrit gewan
Mit drin starken wunden, die er dem künege sluoc A.187
durch eine wîße brünne, diu was guot genuoc.
daß swert an sînen ecken brâht ûß wunden bluot.
des gewan der künic Liudegast einen trûregen muot.
Er bat sich leben lâßen und bôt im sîniu lant 188
und sagte im, daß er wære Liudegast genant.
dô kômen sîne recken: die heten wol gesehen,
waß dâ von in beiden ûf der warte was geschehen.
Er wolt in vüeren dannen: dô wart er an gerant A.189
von drîßec sînen mannen: dô werte des heldes hant
sînen rîchen gîsel mit ungevüegen slegen.
sît tet schaden mêre der vil zierlîche degen.
Die drîßec er ze tôde werlîche sluoc. 190
er ließ ir leben einen: balde er reit genuoc
und sagte hin diu mære, waß hie was geschehen;
ouch mohte mans die wârheit an sîme rôten helmen sehen.
Den von Tenemarke was vil grimme leit, 191
ir hêrre was gevangen, dô in daß was geseit.
man sagte eß sînem bruoder: toben er began
von ungevüegem zorne, wan im was leide getân.
Liudegast der rîche was gevüeret dan A.192
von Sîvrides gewalte zuo Guntheres man.
er bevalch in Hagenen: der küene recke guot,
dô er vernam diu mære, dô wart er vrœlîch gemuot.
Man hieß den Burgunden ir vanen binden an. 193
‚wol ûf,‘ sprach Sîvrit, ‚hie wirt noch mê getân,
ê sich der tac verende, sol ich haben den lîp:
daß gemüet in Sahsen lande vil manec wætlîcheß wîp.
‚Ir helde von dem Rîne, ir sult mîn nemen war: 194
ich kan iuch wol geleiten in Liudgêres schar.
sô sehet ir helme houwen von guoter helde hant.
ê daß wir wider wenden, in wirdet sorge bekant.‘
Zen rossen gâhte Gêrnôt und die sîne man. A.195
den vanen zucte balde der küene spilman,
Volkêr der hêrre: dô reit er vor der schar.
dô was ouch daß gesinde ze strîte êrlîchen gar.
Si vuorten doch niht mêre niuwan tûsent man, 196
dar über zwelf recken. stieben dô began
diu molte von den strâßen: si riten über lant.
dô sach man von in schînen vil manegen hêrlîchen rant.
Dô wâren ouch die Sahsen mit ir scharn komen, A.197
mit swerten wole wahsen, daß hân ich sît vernomen.
diu swert diu sniten sêre den helden an der hant:
dô wolten si den gesten weren bürge unde lant.
Der hêrren scharmeister daß volc dô vuorten dan. 198
dô was ouch komen Sîvrit mit den zwelef man,
die er mit im brâhte ûßer Niderlant.
des tages wart in sturme vil manec bluotegiu hant.
Sindolt und Hûnolt und ouch Gêrnôt A.199
die vrumten in dem strîte vil manegen helt tôt,
ê si rehte ervunden, wie küene was ir lîp:
daß muose sît beweinen vil manec wætlîcheß wîp.
Volkêr und Hagene und ouch Ortwîn A.200
laschten in dem strîte vil maneges helmes schîn
mit vlißendem bluote, die sturmküene man.
dô wart von Dancwarten vil michel wunder getân.
Die von Tenemarke versuohten wol ir hant; 201
dô hôrte man von hurte erdießen manegen rant
und ouch von scharphen swerten, der man dâ vil gesluoc.
die strîtküenen Sahsen tâten schaden ouch genuoc.
Dô die von Burgunden drungen in den strît, 202
von in wart erhouwen vil manec wunde wît:
dô sach man über satele vließen daß bluot;
sus wurben nâch den êren die rîter küene unde guot.
Man hôrt dâ lût erhellen den helden an der hant 203
diu vil scharphen wâsen, dô die von Niderlant
drungen nâch ir hêrren in die herten schar;
si kômen degenlîche mit samt Sîvride dar.
Volgen der von Rîne niemen man im sach. 204
man mohte kiesen vließen den bluotegen bach
durch die liehten helme von Sîvrides hant,
end er Liudgêren vor sînen hergesellen vant.
Drî widerkêre het er nu genomen A.205
durch daß her anß ende. nu was ouch Hagene komen:
der half im wol ervollen in sturme sînen muot.
des muose dâ ersterben vor in vil manec rîter guot.
Dô der starke Liudegêr Sîvriden vant, 206
und daß er alse hôhe truoc an sîner hant
den guoten Balmungen und ir sô manegen sluoc,
dar umbe wart der küene vor leide zornec genuoc.
Dô wart michel dringen und grôßer swerte klanc, 207
dâ ir ingesinde zuo ein ander dranc.
do versuohten sich die recken beide deste baß.
die schar begunden wîchen; sich huob dâ grœßlîcher haß.
Dem vogte von den Sahsen was daß wol geseit, A.208
sîn bruoder was gevangen: daß was im harte leit;
niht wesser, daß eß tæte daß Siglinde kint.
man zêch es Gêrnôten: wol ervant er eß sint.
Die slege Liudgêres die wâren alsô starc, 209
daß Sîvride under satele strûhte daß marc;
doch sich daß ros erholte: der küene Sîvrit
der gewan in dem sturme einen vreislîchen sit.
Des half im Hagene und ouch Gêrnôt, A.210
Dancwart und Volkêr: des lac ir vil dâ tôt.
Sindolt und Hûnolt und Ortwîn der degen
die kunden in dem strîte zem tôde manegen nider legen.
In sturme ungescheiden wârn die vürsten hêr. A.211
dô sach man über helme vliegen manegen gêr
durch die liehten schilde von der helde hant;
man sach dâ var nâch bluote vil manegen hêrlîchen rant.
In dem starken sturme erbeißte manec man A.212
nider von den rossen. ein ander liefens an
Sîvrit der küene und ouch Liudgêr;
man sach dâ schefte vliegen und vil manegen scharphen gêr.
Dô vlouc daß schiltgespenge von Sîvrides hant. A.213
den sic gedâhte erwerben der helt von Niderlant
an den küenen Sahsen; die dolten ungemach.
hei, waß dâ liehter ringe der küene Dancwart zebrach!
Dô het der hêrre Liudegêr ûf eime schilte erkant 214
gemâlet eine krône vor Sîvrides hant:
wol wesser, daß eß wære der kreftige man.
der helt zuo sînen vriunden lûte ruofen began:
‚Geloubet iuch des strîtes, alle mîne man. 215
sun den Sigmundes ich hie gesehen hân,
Sîvriden den starken hân ich hie bekant.
in hât der übel tiuvel ze den Sahsen gesant.‘
Die vanen hieß er lâßen in dem sturme nider. 216
vrides er dô gerte; des werte man in sider;
doch muos er werden gîsel in Guntheres lant:
daß hete an im ertwungen diu küene Sîvrides hant.
Mit gemeinem râte sô ließen si den strît. 217
dürkel vil der helme und der schilte wît
si leiten von den handen: swaß sô man der vant,
die truogen bluotes varwe von der Burgunden hant.
Si viengen, swen si wolden: des heten si gewalt. A.218
Gêrnôt und Hagene, die recken vil balt,
die wunden hießen bâren: si vuorten mit in dan
gevangen zuo dem Rîne fünf hundert wætlîcher man.
Die siglôsen recken ze Tenemarken riten. 219
done heten ouch die Sahsen sô hôhe niht gestriten,
daß man in lobes jæhe: daß was den helden leit.
dô wurden ouch die veigen von vriunden sêre gekleit.
Si hießen ir gewæfen soumen an den Rîn. 220
eß hete wol geworben mit den helden sîn
Sîvrit der starke der hete eß guot getân,
des im jehen muosen alle Guntheres man.
Gegen Wormeß sande der hêrre Gêrnôt: A.221
heim ze sînem lande den vriunden er enbôt,
wie gelungen wære im und sînen man:
eß heten die vil küenen wol nâch êren getân.
Die garzûne liefen, von den wart eß geseit. 222
dâ vreuten sich von liebe, die ê heten leit,
dirre lieben mære, diu in dâ wâren komen.
dâ wart von edelen vrouwen michel vrâgen vernomen,
Wie gelungen wære des rîchen küneges man. A.223
man hieß der boten einen vür Kriemhilde gân.
daß geschach vil tougen, jan torstes überlût:
wan si hete dar under ein vil liebeß herzen trût.
Dô si den boten komende zir kemenâte sach, 224
Kriemhilt diu schœne vil güetlîchen sprach:
‚nu sag an liebiu mære: jâ gib ich dir mîn golt;
tuostuß âne triegen, ich wil dir immer wesen holt.
‚Wie schiet ûß dem strîte mîn bruoder Gêrnôt A.225
und ander mîne vriunde? ist uns iht maneger tôt?
oder wer tet daß beste? daß soltu mir sagen.‘
dô sprach der bote biderbe: ‚wir heten ninder einen zagen.
‚Ze vorderst in dem strîte reit niemen alsô wol, 226
vil edeliu küneginne, sît ich iuß sagen sol,
sô der gast vil edele ûßer Niderlant:
dâ worhte michel wunder des küenen Sîvrides hant.
‚Swaß die recken alle in strîte hân getân, A.227
Dancwart und Hagene und ander sküneges man,
swaß iemen streit nâch êren, daß was gar ein wint
wan aleine Sîvrit, des künic Sigmundes kint.
‚Si vrumten in dem sturme der helde vil derslagen: A.228
doch möhte iu ditze wunder niemen vol gesagen,
was dâ worhte Sîvrit, swenne er ze strîte reit.
den vrouwen an ir mâgen tet er diu grœßlîchen leit.
‚Ouch muoste dâ belîben vil maneger vrouwen trût. 229
sîne slege man hôrte ûf helmen alsô lût,
daß si von wunden brâhten daß vließende bluot:
er ist an allen tugenden ein rîter küene unde guot.
‚Dô hêt ouch vil begangen von Metzen Ortwîn: A.230
swaß er ir mohte erlangen mit dem swerte sîn,
die muosen wunt belîben oder meistec tôt.
dâ tet iuwer bruoder die aller grœßisten nôt,
‚Diu immer in den stürmen kunde sîn geschehen: A.231
man muoß der wârheite dem ûß derwelten jehen.
die stolzen Burgunden habent sô gevarn,
daß si vor allen schanden ir êre kunden bewarn.
‚Man sach dâ von ir handen vil manegen satel blôß, A.232
dâ von liehten swerten daß velt sô lûte erdôß.
die recken von dem Rîne die habent sô geriten,
daß eß ir vîenden wære beßßer vermiten.
‚Die küenen Tronejære die vrumten grôßiu leit, A.233
dô mit volkes kreften daß her ze samne reit.
dâ vrumte manegen tôten des küenen Hagnen hant,
des vil ze sagene wære her in Burgunden lant.
‚Sindolt und Hûnolt, die Gêrnôtes man, A.234
und Rûmolt der küene die hânt sô vil getân,
daß eß Liudgêre mag immer wesen leit,
daß er den mînen hêrren het ze Rîne widerseit.
‚Strît den aller hœhsten, der inder dâ geschach 235
ze jungest und zem êrsten, den iemen dâ gesach,
den tet vil degenlîchen diu Sîvrides hant.
er bringet rîche gîsele her in Guntheres lant.
‚Die twanc mit sînen ellen der wætlîche man; 236
des ouch der künic Liudegast muoß den schaden hân
und ouch von Sahsen landen sîn bruoder Liudgêr.
nu hœret mîniu mære, edel küneginne hêr.
‚Si hât gevangen beide diu Sîvrides hant. 237
nie sô manegen gîsel man brâhte in ditze lant,
sô von sînen schulden nu kumt an den Rîn.‘
ir enkunden disiu mære nimmer lieber gesîn.
‚Man bringet der gesunden fünf hundert oder baß A.238
und der verchwunden, wißßet, vrouwe, daß,
wol ahzec rôte bâre her in unser lant,
die meistec hat verhouwen des küenen Sîvrides hant.
‚Die durch übermüete widerseiten an den Rîn, A.239
die müeßen nu gevangen die Guntheres sîn.
die bringet man mit vreuden her in ditze lant.‘
do erblüete ir liehte varwe, dô si diu mære rehte ervant.
Ir schœneß antlütze daß wart rôsenrôt, A.240
dô mit lîbe was gescheiden ûß sô grôßer nôt
Sîvrit der junge, der wætlîche man.
si vreute ouch sich ir vriunde: daß was von schulden getân.
Dô sprach diu minneclîche: ‚du hâst mir wol geseit. 241
du solt hân dar umbe ze miete rîchiu kleit,
und zehen marc von golde die heiß ich dir tragen.‘
des mac man solhiu mære rîchen vrouwen gerne sagen.
Man gab im sîne miete, daß golt und ouch diu kleit. 242
dô gie an diu venster vil manec schœniu meit:
si warten ûf die strâße: rîten man dô vant
vil der hôch gemuoten in der Burgunden lant.
Dâ kômen die gesunden, die wunden tâten sam; 243
si mohten grüeßen hœren von vriunden âne scham.
der wirt gên sînen gesten vil vrœlîchen reit:
mit vreuden was verendet sîn vil grœßlîcheß leit.
Do enphie er wol die sîne, die vremden tet er sam, 244
wan dem rîchen künege anders niht enzam
wan danken güetlîche den, die im wâren komen,