Der Rennfahrer Mark Kirchheim - Band 1 - Motorsport-Roman - Markus Schmitz - E-Book

Der Rennfahrer Mark Kirchheim - Band 1 - Motorsport-Roman E-Book

Markus Schmitz

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Der Rennfahrer Mark Kirchheim und seine Freunde nehmen an Tourenwagen-Rennen teil. Ihre Geldmittel sind begrenzt, wie auch der Erfolg. Zum Ende der Motorsportsaison werden drei große Rennteams durch organisierte Kriminalität massiv unter Druck gesetzt. Das Ziel der Organisation ist die Einflussnahme im Motorsport. Alle Machenschaften haben nur ein Ziel. Weitere Informationen unter www.MarkusSchmitz.site

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Seitenzahl: 442

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Der Rennfahrer Mark Kirchheim - Band 1 - Motorsport-Roman

Titel Seite123456

Der Rennfahrer Mark Kirchheim

Band 1

Das neue Geschäftsmodell

Motorsport-Roman

Autor

Markus Schmitz. Ich bin 1964 in Essen geboren und lebe seit einigen Jahren mit meiner Verlobten in Bochum. Von Beruf bin ich Konstrukteur und habe viele Jahre lang Modellbau betrieben. Im Jahr 2016 entschloss ich mich mit dem Modellbau aufzuhören und habe das Schreiben wieder angefangen. Die Romanreihe Mark Kirchheim handelt vom Motorsport und der organisierten Kriminalität.

Weitere Informationen unter www.MarkusSchmitz.site

Inhaltsangabe

Der Rennfahrer Mark Kirchheim und seine Freunde nehmen an Tourenwagen-Rennen teil. Ihre Geldmittel sind begrenzt, wie auch der Erfolg. Zum Ende der Motorsportsaison werden drei große Rennteams durch organisierte Kriminalität massiv unter Druck gesetzt. Das Ziel der Organisation ist die Einflussnahme im Motorsport. Alle Machenschaften haben nur ein Ziel.

Diesen Roman widme ich meinem leiderviel zu früh verstorbenen Freund Uwe M., dernach langer Krankheit im März 2019 von unsging. Für mich ist er die Romanfigur Uwe Müller.

Vorwort

Die eigentliche Idee war, einen Roman über den Motorsport zu schreiben. Da ich mich seit meinem zehnten Lebensjahr für Motorsport interessiere und in den letzten Jahren feststellte, dass es keine Romane mit motorsportlichem Hintergrund gibt entschloss ich mich daher, diese Romanreihe zu schreiben. Nach einigen Seiten fiel mir ein, dass es Regeländerungen im Tourenwagensport in den Jahren 1992 zu 1993 gegeben hat. Diese habe ich dann verwendet, um eine fiktive Geschichte dazu zu schreiben. Die Hintergründe sind jedoch frei erfunden.

Um einen leichteren Überblick zu behalten habe ich jeweils Tag, Zeit und Ort bei einem Handlungs- und Ortswechsel eingefügt. Die Uhrzeitangaben im Roman lassen erkennen, wie nah Freud und Leid zeitlich beieinander liegen können. Ich habe mir bekannte Orte in dem Roman verwendet. Während des Schreibens sind mir einige vorkommende Personen schon etwas ans Herz gewachsen.

Diese Geschichte ist reine Fiktion. Die Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Firmen, Hersteller, Orte und Ereignisse entstammen entweder der Fantasie des Autors oder wurden auf fiktionale Weise verwendet. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, mit Ereignissen und Orte wäre vollkommen zufällig.

Impressum

Texte: ©2017 Copyright by Markus Schmitz Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: ©2017 Copyright by Markus Schmitz Alle Rechte vorbehalten

Verlag: Markus Schmitz Gertrudenhof 144866 Bochum www.Schmitz-Sobaszek.de [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

1

20. September 1992, Sonntag, 8.00 UhrNürburgring in der Eifel

Alle vier waren am Vorabend erst sehr spät ins Bett gekommen. Die Probleme mit Marks „Alten“ waren nicht mehr von der Hand zu weisen. Ihre große Müdigkeit war auch schon von der Bedienung im Restaurant bemerkt worden. Der mitleidige Blick und der sehr persönliche Service von ihr sagten ihnen, dass man selbst im Dorint Hotel von den Problemen wusste. Auf Marks Wunsch hin waren sie alle vier an dem Morgen dort frühstücken gegangen. Das Frühstück dort war zwar nicht gerade günstig, aber sehr reichhaltig und eine willkommene Abwechslung nach der vergangenen Nacht. Er selbst hätte auch gerne einmal immer im Hotel übernachten wollen, aber bei der Augenblicklichen finanziellen Lage war daran nicht zu denken. Es war 8.15 Uhr als die Bedienung zum Kaffee nachschenken wieder vorbeikam. Nach ein paar allgemeinen Wortwechseln bezahlte Mark und alle vier verließen das Restaurant. Auf dem Weg ins Foyer wurden sie von zwei Journalisten angesprochen.

„Sie sind doch Mark Kirchheim?“, fragte einer der beiden und sah dabei zu Mark.

„Ja, der bin ich“, antwortete er. Sie kannten die Beiden nur vom Sehen. Es gab viele Journalisten, die ihre Arbeit vernünftig ausübten ohne dabei irgendeine Phantasie mit in die Reportagen hinein zu dichten. Mark hatte aber auch schon viele schlechte Erfahrungen gemacht. Doch diese beiden sahen wie „Fachjournalisten“ aus. Mit dieser Spezies hatte man am wenigsten Ärger, so seine Erfahrung mit den Jahren. Man konnte sie zumeist an den mitgeführten Kameras und Schlägermützen auf ihren Köpfen erkennen. Denn Zeitungsreporter hatten selten die Kameras selbst dabei, da ein separater Kameramann ihnen auf Schritt und Tritt folgte.

„Von welchen Motorsport Zeitschriften sind Sie?“, erkundigte er sich.

„Sie haben uns als Fachjournalisten erkannt?“

„Vom Sehen her kenne ich Sie beide.“ Die drei Freunde von Mark verabschiedeten sich schon Mal und gingen zum Fahrerlager vor. Mark teilte ihnen mit, er würde gleich nachkommen. Das dies nicht so schnell der Fall sein würde, wussten sie. Sie kannten ihren Mark halt.

„Also, ich bin Maik Bishelm von der Motorwelt Aktuell und das ist Jochen Heims vom Magazin Touren-Racing.“ Von diesen beiden Zeitschriften hatte er schon gehört, er hatte auch schon mal die eine oder andere in der Hand, aber kennen wäre zu viel gesagt.

„Und was möchten Sie wissen?“ Wobei er auf die Vitrinen hinter den beiden Journalisten schaute, die sich im Gang befanden. Diese beinhalteten Souvenirs von bekannten Rennfahrern, wie zum Beispiel, Ayrton Senna, Gerhard Berger, Alain Prost, Nigel Mansell, Klaus Ludwig und weiteren. Auch konnte man Artikel von Rennställen wie McLaren, Ferrari, Benetton und anderen sehen.

„Wir haben im Fahrerlager von Ihren Schwierigkeiten gehört. Könnten Sie uns da näheres zu sagen?“, fragte Maik Bishelm.

„Ja, das kann ich. Also, die Probleme habe ich ja nicht erst seit gestern.“ Marks Mundwinkel verzog sich ein wenig und es trat eine kurze Pause ein.

„Seit wann ungefähr?“

„Angefangen hat es Mitte der letzten Saison. Da begannen die ersten Antriebsprobleme. Kurz darauf folgten Getriebe, Motor, Elektrik und so weiter. Gestern lief der Motor nicht richtig rund, was zu zeitweiligen Aussetzern führte. Erst nach dem Training bekamen wir es richtig in den Griff. Da war es für eine gescheite Platzierung allerdings zu spät.“

„Stimmt es, dass Sie gestern kurz vor der Ford-Kurve einen Ausritt hatten?“

„Stimmt.“

„Und wie kam es dazu?“, erkundigte sich Jochen Heims, der bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Wort gesprochen hatte.

„Ich hatte wieder einen meiner tollen Motoraussetzer“, antwortete Mark sarkastisch. „Mein Fehler war es, dass ich dabei zu weit über die Curbs (flache Randsteine an Rennstrecken) kam und mich aus heiterem Himmel gedreht habe. Dabei ist das Heck rückwärts in die Leitplanken eingeschlagen, was uns Arbeit für fast eine ganze Nacht bescherte.“

„Wie schlimm war es?“, fragte Maik Bishelm.

„Es hat für den Kofferdeckel mit Flügel sowie hinterer Wand mit Beleuchtung gereicht.“

„Was mussten Sie alles austauschen und hatten Sie Ersatz dabei?“

„Die Beleuchtung bekamen wir von dem Bogandi-Team und einen neuen Flügel hatten wir noch selbst. Der Rest war Ausbeulen.“

„Wissen Sie schon von welchem Startplatz Sie starten werden?“

„Ja, klar. Vom Letzten, dem Achtundzwanzigsten aus.“

„Dann wissen Sie noch nicht, dass das Jannson-Team mit den beiden BMW M3 über Nacht abgereist ist?“

„Nein, das ist mir neu!“

„Wie alt ist Ihr 3er BMW jetzt eigentlich, Herr Kirchheim?“, erkundigte sich Maik Bishelm.

„Mmh, etwa vier Jahre habe ich ihn. Davor war er schon drei Jahre bei einem anderen Team.“

„Wie stellen Sie sich den Rest der Saison vor?“

„Wir müssen versuchen die Probleme in den Griff zu bekommen. Ob uns das gelingt wird sich in der restlichen Saison zeigen.“ Mark schaute auf die Uhr und fing an sich langsam abzuwenden.

„Sie müssen mich jetzt bitte entschuldigen, es ist fast halb neun. In ein paar Minuten beginnt das letzte freie Training.“ Die beiden verabschiedeten sich von ihm bevor er flotten Schrittes im Foyer verschwunden war. Das Hotel verließ er durch den Haupteingang. Dann bog er nach rechts ab, am Ring-Museum vorbei. Nach wenigen Schritten war die Brücke erreicht, die über die Rennstrecke führte, direkt an die Boxengasse und in das Fahrerlager. Vom anderen Ende der Brücke konnte man Teilstücke der Rennstrecke sehen, die Bitkurve, den Hatzenbachbogen (hinterher auch ITT Bogen genannt), die Veedol-Schikane und die Coca-Cola-Kurve. Noch weiter hinten waren Streckenabschnitte der alten Nordschleife zu erkennen. Über die Coca-Cola-Kurve hinaus erhob sich in einigen Kilometern Entfernung die alte Nürburg. Diese wurde im Mittelalter auf einem Berg errichtet und wird noch heute von Touristen häufig besucht. Nach einem kurzen Blick auf die Strecke eilte Mark die zwei langen Treppen hinab. Heims und Bishelm folgten ihm langsam. Die Brücke, die vor der Rennstrecke begann, endete mitten im Fahrerlager. Dieses Fahrerlager hatte die Größe von ungefähr fünf Fußballfeldern. Am Treppenende angekommen eilte Mark nach rechts und war nach ein paar Schritten im immerwährenden Gewühl verschwunden. Von dort aus erstreckte sich das lange zweistöckige Boxengassen-Gebäude vor einem. Wie bei jedem Rennen waren mehrere Gänge parallel zu dem Boxengassen-Gebäude gebildet worden. Eine fast unzählige Ansammlung von Zelten, Zeltpavillons, Transportern, Lkws und Wohnwagen waren zu sehen. Alle paar Meter waren noch Schlagschrauber, Werkzeuggeräusche, Stimmengewirr und vor allem immer wieder aufheulende Motorenklänge zu vernehmen. Man spürte förmlich die noch herrschende Hektik überall. Auch die Boxen waren belegt. Diese waren jedoch den großen finanzstarken Teams vorbehalten. Als er zu den drei Freunden am Teamplatz stieß rief Michael, einer von zwei Mechanikern im Team, Mark entgegen.

„Schön, dass du da bist.“

„Ist ja schon gut. Ich habe mich doch schon beeilt“, rechtfertigte Mark sich. Das Kirchheim-Team bestand aus dem Fahrer und Teamchef Mark Kirchheim und den beiden Mechanikern Michael Böster und Frank Lönz sowie Moni Rogel, die Freundin von Michael und Köchin im Team. Marks Freundin musste an Wochenenden häufig arbeiten und war auch dieses Mal nicht dabei. Außer dem „alten“ gelben 3er BMW waren noch ein Transporter und ein Zeltpavillon vorhanden. Der Transporter und der Pavillon standen, wie bei den meisten anderen auch, quer zu einem der vielen Gänge. Unter dem Pavillon befand sich der 3er BMW. Mark sprang in den Transporter zum Umziehen und kehrte nach wenigen Minuten wieder zurück. Der Helm lag, wie gewohnt, im Wagen. Er zog den feuerfesten Kopfschutz über, nahm den Helm aus dem Wagen und setzte ihn auf. Frank Lönz überprüfte währenddessen den Luftdruck an den Reifen. Mark setzte sich in den Wagen und schnallte sich an. Bei den umliegenden Teams fuhren die ersten Wagen zur Rennstrecke. Frank war mit dem Überprüfen der Reifen fertig und Mark ließ per Druckknopf den Motor an. Nach zwei Fehlversuchen sprang er an. Langsam rollte der 3er BMW unter dem Zeltpavillon hervor. Ein Blick nach links und Mark fuhr im Schritttempo zum Start- und Zielturm. Dort angelangt musste er durch die Boxengasse fahren. Am Ende der Boxengasse saß, in einem Türmchen, der Mann, der für die Ampelschaltung zuständig war. Diese Ampel wurde zu Beginn des Trainings auf grün geschaltet. Mit leicht durchdrehenden Rädern befuhr er die Rennstrecke. Nach einem kurzen geraden Stück kam die erste Rechts-Links Kombination, auch als Castrol-S bezeichnet. Dann die Fichtel- und Sachs-Passage herunter und nach einer Linksbiegung auf die Ford-Kurve zu, vor der sich Mark am Vortag gedreht hatte. Diese passiert, musste in kurzer Entfernung durch die leichte Opel-Biegung gefahren werden. Die darauffolgende Dunlop-Kehre führte danach wieder zurück. Oben angelangt ging es durch zwei Kurven, die RTL und die Bit. Ein bisschen geradeaus und es kam der leichte rechte Hatzenbachbogen gefolgt von der Veedol-Schikane, einer Links-Rechts-Kombination. Die letzte Biegung vor Start und Ziel war dann die Coca-Cola-Kurve. Hinunter an der Boxengasse und an Start und Ziel vorbei. Michael, Frank und Moni standen währenddessen an der Boxenmauer und folgten mit ihren Blicken dem Kirchheim BMW. Fünf Sekunden waren vergangen als Mark im Castrol-S verschwunden war. Als er erneut vorüber kam waren 1.40,71 Minuten vergangen. Die Streckenlänge betrug 4.5 km. Mit 800 m war sie auch die höchste Rennstrecke Europas. Inzwischen war die Strecke voller geworden, trotzdem kam der Kirchheim 3er nach 1.39,89 erneut vorbei. Zur Freude des Teams, denn am Samstagstraining war er mit 1.42,45 28ster geworden. Der Bestplazierte, Udo Janßen, hatte den Kurs mit 1.37.41 umrundet. Noch im Vorjahr war keiner unter die 1.40er Zeitmarke gekommen.

„Hätte Mark diese Zeit am Samstag geschafft, wäre er noch als achter in die Startaufstellung gekommen“, meinte Frank.

„Das es nicht an Mark gelegen hat, ist uns allen dreien klar“, sagte Michael.

„Trotzdem seid ihr doch noch nicht dahintergekommen, wieso der Motor immer mal wieder diese Aussetzer hatte. Denkt doch nur mal an das Rennen auf dem Norisring. Da haben wir vier noch gedacht, wir hätten es geschafft“, bemerkte Moni.

„Ja, danach folgte das Rennen in Singen mit denselben Motorproblemen wie hier. Das Avus-Rennen in Berlin war danach das schlimmste in diesem Jahr. Getriebeprobleme, Kardanwellenschaden und zum Schluss flog Mark auch noch die linke vordere Bremsscheibe um die Ohren“, erinnerte sich Michael.

„Ihr müsst mich jetzt mal entschuldigen, denn ich habe keine Zeit mehr hier noch länger herum zu stehen. Schließlich wollt ihr gleich was zu essen haben.“ Mit diesen Worten verschwand Moni aus der Boxengasse in Richtung Transporter.

„Trotz allem hat unser Meister nie die Hoffnung aufgegeben“, erinnerte Frank.

„Wie soll er auch? Schließlich hat er dich ja als ´Genie´ im Team!“, frotzelte Michael.

„Da kommt er wieder. Mal sehen, was er dieses Mal gebraucht hat?“

„Mmh, Wahnsinn, 1.38,64 Minuten. Er wird immer besser!“

„Das sieht für das Rennen heute Nachmittag gut aus.“ Noch ein paar Runden lang versuchte Mark die Zeit zu verbessern. Doch zunehmender Verkehr auf der Rennstrecke und der Ablauf der halben Stunde für das Warm-up machten dies unmöglich. Als die Zielflagge vor ihm herunter ging, kam Mark nach der gewöhnlichen Auslaufrunde bis an die Boxengasse gefahren, um vor dem Start- und Zielturm mit dem Wagen in einem der Gänge im Fahrerlager zu verschwinden. Michael und Frank gingen, nein sie schlenderten fast, guter Dinge zum Transporter zurück. Als sie dort eintrafen war Mark bereits aus dem Wagen geklettert und hatte sich seines Helms und der Sturmkappe entledigt. Da das Essen noch längst nicht fertig war, fingen alle drei mit dem Säuberungsritual vor dem Rennen an. Michael und Frank machten sich über die Insekten her, die ein lesen der Werbeaufkleber auf der Motorhaube fast nicht zuließen. Diese kleinen Biester hatten ganze Arbeit geleistet. Umso schwieriger war es, sie von der Motorhaube und Windschutzscheibe zu entfernen. Nach dem Rennen, wenn man mehr Zeit hatte, ging man hin und legte feuchtes Zeitungspapier über den vorderen Wagenteil, was das Säubern danach sehr viel leichter machte. Das diese Zeit jetzt nicht da war, war klar. Inzwischen war es halb zehn geworden und in einer halben Stunde musste Mark zur Fahrerbesprechung, die für alle Fahrer Pflicht war. Ein Nichterscheinen wurde mit einer Geldstrafe nicht unter tausend Mark geahndet. Durch Einführung dieser Maßnahme kam es fast nie vor, dass ein Fahrer fehlte. Die nächste Viertelstunde putzte Mark noch am Heck seines Wagens weiter.

„Ich gehe jetzt zur Fahrerbesprechung“, teilte Mark den beiden Freunden mit.

„Ist gut“, sagte Michael und wollte schon weiter putzen als ihm noch etwas einfiel. „Hey Mark, kannst du die Anderen nicht mal bitten, uns eine Runde Vorsprung geben? Das wäre doch nett, nicht wahr?“

„Super, Michael“, erwiderte Mark und verdrehte seine Augen dabei.

„Schon gut, war ja nur so eine Idee“, antwortete Michael.

„Das war eine Scheißidee“, sagte Frank. Mit diesen Worten verschwand Mark um die nächste Zeltecke. Michael und Frank putzten währenddessen weiter. Als ein paar Minuten vergangen waren, erschien Moni.

„Oh, ist Mark schon zur Fahrerbesprechung?“

„Na klar, wir haben ja schon kurz vor zehn.“

Sonntag, 10.00 UhrFahrerbesprechung

Alle hatten sich eingefunden. Der Rennleiter begrüßte einzelne Fahrer bei seinem Hereinkommen und eröffnete die Besprechung mit den Worten: „Ich begrüße Sie alle und möchte Sie um einige Dinge bitten, erstens - bitte nicht in der Startphase, wie beim letzten Mal, das Rennen schon im Castrol-S entscheiden zu wollen und das dortige Kiesbett pflanzfreundlich umzupflügen. Denn schließlich war beim Neustart nur noch das halbe Fahrerfeld vorhanden. Zweitens - bitte nicht die ersten Stoßstangen schon in der Dunlop-Kehre lösen. Wir, die Rennleitung, sind dann gezwungen Sie an die Box zu rufen. Das gefällt Ihnen nicht, dem Zuschauer nicht und schon gar nicht den Sponsoren. Zudem stört es nur den Rennverlauf. Drittens - sollen doch bitte die Langsamen von Ihnen die geschwenkten blauen Fahnen beachten. Für die, die es immer noch nicht wissen, diese Fahnen bedeuten, dass ein schnellerer Wagen Sie zu überholen gedenkt.“ Nach noch einigen weiteren Verhaltensvorschriften endete der Rennleiter mit den Worten: „Ansonsten hoffe ich, dass es ein interessantes Rennen wird und der Beste gewinnen möge. Ach ja, die drei ersten sollen doch bitte nach dem Rennen an die Pressekonferenz denken, die ja bekanntlich Pflicht ist.“ Einige unterhielten sich noch in kleinen Grüppchen, während andere sich wieder zu den jeweiligen Teams begaben. Mark stand aus der zweiten Sitzreihe auf und war im Begriff zu gehen als er von zwei anderen BMW-Fahrern angesprochen wurde. Sie waren beide vom Bogandi-Team, welches ihm am Vortag die fehlenden Heckleuchten gegeben hatte.

„Wir haben gesehen, dass der Wagen wieder ganz passabel aussieht“, sagte Günther Göge

„Ja, das hat ganz gut geklappt.“

„Hattet ihr denn viel zu tun?“

„Nein, nur Blecharbeiten. Wir haben das Heckblech herausgezogen.“

„Waren die Befestigungspunkte von den Heckleuchten denn nicht in Mitleidenschaft gezogen?“

„Es ging so. Ja, eigentlich fast gar nicht.“

„Du bist jetzt auf den 26ten Platz vorgerutscht, haben wir gesehen.“

„Wisst ihr denn, warum das Jannson-Team abgereist ist? So überraschend vor allen Dingen...“

„Man munkelt, dass es um Geld ging.“

„Was!?... Das Jannson-Team?“

„Wird aber so erzählt. Wir können ja mal die Kollegen aus dem Mercedes-Lager fragen. Sandy Kaan, Armin Berghard und Mark Hinsdorf stehen dort drüben.“ Gesagt, getan rief Mark auch schon zu den Genannten herüber. „Hallo, ihr Sternfahrer, kommt doch mal zu den Weißblauen herüber.“

„Sollen wir euch die Rennstrecke erklären?“, rief Armin Berghard zurück. Nach ein paar Schritten waren alle drei Mercedes-Piloten zu den drei BMW-Piloten gestoßen.

„Womit können wir euch denn weiterhelfen?“, wollte Sandy Kaan wissen.

„Wisst ihr Näheres über das Jannson-Team?“, fragte Mark.

„Weil sie so überraschend abgereist sind?“, fragte Armin Berghard zurück und sagte weiter: „Was ich so in letzter Zeit gesehen habe war, dass sich immer öfter neue Leute bei dem Team befanden.“

„Ach, du meinst diese Typen in den dunklen Anzügen?“, erkundigte sich Mark Hinsdorf.

„Ja, jedenfalls passten sie nicht dorthin. Die unternahmen auch nichts bei dem Team. Sie standen eigentlich immer nur herum“, teilte Armin den anderen fünf mit.

„Vielleicht Leute vom Hauptsponsor. Was für eine Firma war das noch einmal?“

„Mmh... sag mal schnell... irgendeine Softwarefirma war das doch!“

„Wie auch immer, aber ich muss jetzt zum Team“, sagte Sandy.

„Wir auch“, sagten ebenfalls Günther und Rüdiger. Dem schloss sich Mark Hinsdorf auch an. Nach kurzen Augenblicken waren Armin und Mark alleine. Nachdem sie beide noch ein wenig spekuliert hatten, gingen sie langsam Richtung Fahrerlager zurück. Nach ein paar Minuten war Mark dann wieder bei den noch putzenden Michael und Frank angekommen. Die wollten natürlich über den Inhalt der Fahrerbesprechung informiert werden. Nach kurzem Bericht waren die beiden dann auch schon in gleichen Spekulationen vertieft wie die Fahrer. Mark ging währenddessen in den Transporter, wo Moni mit dem Essen fertig war.

„Huch, Mark, wieder da? Mein Gott, hast du mich aber erschreckt.“

„Oh, das tut mir leid. Das war nicht meine Absicht.“

„Nicht schlimm, aber wir können jetzt gleich essen. Bist du so nett und deckst den Tisch?“

„Na klar doch.“ Dann verließ Mark den Transporter mit Tellern, Gabeln und Messern. Draußen legte er alles auf den Campingtisch ab.

„Hallo ihr zwei, wir können essen.“ Das musste man den beiden nicht zweimal sagen. Denn die hochfliegenden Putzlappen signalisierten deutlich, dass hier jetzt auf eine andere Tätigkeit Wert gelegt wurde. Als Mark und Moni mit den Töpfen herauskamen, saßen Michael und Frank schon am Tisch.

„Sagt mal, wie spät ist es jetzt eigentlich?“

„Es ist jetzt gleich zwanzig nach elf“, antwortete Moni auf Franks Frage. Zwanzig Minuten später waren alle mit essen fertig. Die Nachbarn waren währenddessen etwas leiser geworden. Entweder aßen sie oder es wurde geputzt, aufgeräumt und sich noch mal etwas hingelegt. Nachdem die vier mit dem Essen fertig waren legte sich auch Mark noch etwas aufs Ohr. Michael räumte auf und Frank ging die bestellten Reifen von Michelin abholen. Die Reifenhersteller bekamen die Felgen von den Teams angeliefert und zogen je nach Bestellung Reifen mit harter, mittlerer oder weicher Mischung auf. Bei feuchtem Wetter wurden Regenreifen aufgezogen. Da noch einige Mechaniker von anderen Teams vor ihm dran waren, musste Frank noch etwas Geduld aufbringen. Untereinander unterhielten sie sich und foppten die Michelin-Leute.

„Na, ihr Gummiflöten? Also mir würde das aber stinken, wenn ich immer nur diese schwarzen Walzen anfassen müsste.“ Die Gefoppten hielten natürlich in nichts nach.

„Das gerade ihr alten Schmierfinken das Maul aufmacht, bestätigt uns doch mal wieder, dass ihr euren Job hoffnungslos überschätzt.“ Solche und andere Sprüche amüsierten die Zuhörer und brachten einen erwünschten Zeitvertreib bei den mitwartenden Mechanikern. Frank war dann der vorletzte, der seine Reifen bekam. Für den Transport gab es einen Spezialhandwagen. Dieser Wagen hatte drei mittlere Industrierollen. Vorne zwei, hinten eine. Oben über den Rollen befand sich ein Metallrahmen mit einem angebrachten Holzbrett, was rot gestrichen worden war. Hinten führte eine Metallstange nach oben zu dem schiebenden Mechaniker. Frank steuerte wieder das Kirchheimlager an. Michael und Moni, die den Abwasch gemacht hatten, saßen im Schatten. Mark war wieder wach und unterhielt sich mit den gleichen Fachjournalisten, wie nach dem Frühstück im Dorint-Hotel. Frank ging zu den beiden im Schatten sitzenden.

„Herr Kirchheim, Sie sind heute Morgen im Warm-up wieder tolle Zeiten gefahren. Glauben Sie, dass Sie heute bei dem Rennen weit nach vorne fahren können?“, fragte Maik Bishelm für die Leser der Motorwelt Aktuell.

„Ich will´s mal hoffen. Das wäre gut für mich und mein Team sowie für meine Sponsorengelder in der nächsten Saison.“

„Wie Sie ja bestimmt wissen hat BMW für die kommende Saison eine hundertprozentige Unterstützung für ein Privatier-Team in Aussicht gestellt. Wie schätzen Sie ihre Chancen auf die Unterstützung ein?“

„Ich weiß nicht, dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Wenn die Verantwortlichen aber die Auswahl von den Erfolgen in den einzelnen Teams abhängig machen, sieht das nicht gerade vielversprechend für uns aus. Wann soll denn die Entscheidung über die Unterstützung fallen?“

„Nach diesem oder dem nächsten Rennen.“

„Wobei das nächste ja auch das letzte für uns in dieser Saison sein wird.“

„Wieso? Nehmen Sie denn nicht am Saisonfinale am Hockenheimring teil?“

„Dort sind wir wieder dabei.“

„Ach, dann lassen Sie das internationale Rennen in zwei Wochen in Magny Cours ausfallen?“

„Ja genau.“

„Wieso?“

„Zum Ersten müssen wir erstmal den Wagen wieder richtig herrichten, zum zweiten ist unser Budget so gut wie auf dem Nullpunkt angelangt.“

„Dann sehen wir Sie also erst in drei Wochen wieder. Ich möchte Ihnen für das noch ausstehende Rennen viel Glück wünschen und hoffentlich bekommen Sie die BMW-Unterstützung.“ Nach kurzem Händeschütteln verließen Bishelm und Heims das Kirchheimlager. Sie wandten sich in linker Richtung ab. Es war bereits kurz nach halb eins geworden.

„Mark, wird es nicht allmählich Zeit für die Startaufstellung?“, fragte Michael.

„Ja, du hast recht.“ Mark zog den oberen Teil des Overalls über den Oberkörper, der bis jetzt einfach nur herabhing. Als nächstes kamen der Kopfschutz und der Sturzhelm dran. Da fuhren auch schon die ersten Konkurrenten Richtung Startaufstellung. Mark schwang sich in den Wagen und Frank half ihm beim Anschnallen. Per Druckknopf wurde wieder der Motor gestartet. Nach einem Fehlversuch heulte die Maschine auf. Ein ungleichmäßiges Brabbeln war von nun an aus dem Motorraum zu vernehmen. Franks Gesicht bestätigte Marks Verdacht, denn er war der Motorspezialist. Seine Stirn legte sich in Falten, seine Augen kniffen sich zusammen und der Mund verzog sich einseitig. Marks zweiter Gedanke war nun ´da sind wieder unsere ganz normalen Probleme´. Es war wieder ein Ausfall zu erwarten. Mit nicht ganz ´rund´ laufendem Motor fuhr Mark rechts den Gang zu der Shell-Tankstelle entlang. Der Rest des Teams folgte ihm zu Fuß. Da die Wagen aus dem Fahrerlager jetzt nicht, wie beim Warm-up, durch die Boxengasse zur Rennstrecke fuhren, sondern auf einem schmalen Weg Richtung Veedol-Schikane, mussten sie auch nicht den ganzen Kurs umrunden. Es war nur die Coca-Cola-Kurve zu durchfahren. Unten, kurz hinter der Veedol-Schikane, wo der schmale Weg direkt auf den Rennkurs führte, ging Mark plötzlich der Motor aus. Der am Rand stehende Streckenposten zeigte mit eindeutigen Handbewegungen, dass Mark doch jetzt weiterfahren solle. Er hatte den plötzlichen Leistungsverlust des Kirchheim BMW´s nicht bemerkt. Da Mark nicht sogleich weiterfuhr und auch schon drei weitere Wagen sich hinter ihm befanden, wurde der leicht reizbare Streckenposten ungemütlich. Als er schnellen Schrittes auf Marks Wagen zukam, versuchte Mark den Motor erneut zu starten. Erst jetzt bemerkte er den Grund für die Verzögerung. Zugleich waren aufmerksame Zuschauer im Laufschritt herangeeilt. Kaum hatten sie den Wagen einen Meter angeschoben, sprang der Motor an. Mit viel Gas und schleifender Kupplung fuhr Mark auf den Kurs. Bis kurz vor der Einführungsrunde durften sich die Mechaniker und andere Teammitglieder bei den Wagen auf der Start- und Zielgeraden aufhalten. Pressevertreter und VIP-Leute hatten ebenfalls Zugang. Als Michael und Frank ankamen, war Mark bereits wieder ausgestiegen und hing kopfüber im Motorraum. Wenig später konnte man drei Gestalten eifrig an der Maschine hantieren sehen. Um zwölf Uhr fünfzig ertönte das erste Mal der Signalton durch die Start- und Zielgerade, nun mussten wie üblich die Presseleute und andere Personen, außer den Teammitgliedern, die Rennstrecke verlassen. Weitere fünf Minuten waren vergangen bis der vorletzte Signalton ertönte. Dies war das Zeichen für die Teammitglieder sich langsam von der Strecke zu begeben. Denn bei dem letzten Ton, zwei Minuten später, mussten alle, außer Fahrer und Rennwagen, von dort verschwunden sein. Das Drei-Minutenschild wurde quer über die Fahrbahn getragen, nun wussten die Fahrer, jetzt gleich würde es zur Einführungsrunde losgehen. Erneut wurden die Motoren gestartet. Ein sehr kurzes zeitversetztes lautes Aufheulen der Motoren war nun zu hören. Mit immer wieder auf das Gaspedal treten wurden die Maschinen in höhere Drehzahlen gejagt. Auch Mark wollte diesem Startritual Folge leisten aber erneut spielte sein Wagen nicht mit. Seine beiden Freunde und Mechaniker sprangen, ohne groß überlegt zu haben, über die Boxenmauer und begannen den BMW von Mark nach hinten zu schieben. Da er ja den letzten Startplatz hatte, konnte er von weiter hinten angeschoben werden. Gut fünfzehn Meter weiter hinten angekommen, kamen auch schon Mechaniker von anderen Teams zu Hilfe. Gemeinsam versuchte man nun den Wagen durch Anschieben wieder in Gang zu bekommen. Die Zuschauer auf der Haupttribüne hatten das Spektakel mitbekommen und fingen mit wahnsinnig lauten Sprechchören an „Hoi, Hoi, Hoi“ zu schreien. Mit rund neun Mann am Heck des Kirchheim Wagens ging es die fünfzehn Meter flott zurück. Die Zuschauer wurden mit zunehmenden Metern immer lauter. Schon bald waren die übrigen Motorengeheule nicht mehr zu vernehmen. Der Motor von Startnummer 25 war aber von solchen Aktionen noch nicht zum Anspringen zu bewegen. Die Haltelinie für Startplatz 26 war erreicht, aber der Motor lief immer noch nicht. Die neun Mann waren sich sofort einig, dass es noch einmal versucht werden musste. Es waren jetzt noch eineinhalb Minuten bis zum Start. Weitere drei Helfer versuchten jetzt den Wagen zum Anspringen zu bewegen. Hinten angekommen ging es mit vereinten Kräften wieder nach vorn. Als nur noch vier Meter bis zur Haltelinie fehlten, ging das Starterfeld aus 25 Wagen bestehend, in die Einführungsrunde. Die ersten waren bereits im Castrol-S verschwunden und die zwölf Kirchheim-Wagen-Schieber waren schon auf dem Startplatz vor Marks angekommen als das erste Zucken des Motors zu hören war. Noch immer galt das ganze Interesse der Zuschauer der Startnummer 25. Weitere drei Meter vergingen als die Maschine richtig aufheulte. Mark war heilfroh, dass er dem Feld in der besagten Einführungsrunde hinterher hecheln konnte. Da sich das Fahrerfeld nur recht langsam um den Kurs bewegte war Mark kurz nach der Dunlop-Kehre wieder bei den anderen. Das Feld bewegte sich durch die Coca-Cola-Kurve, um noch einmal erneut an den Haltelinien anzuhalten. Die Ampel wurde auf Rot geschaltet, bis nach maximal fünf Sekunden grün erschien. Jetzt dauerte es nicht mehr lange und das Dreiundsechzig-Runden-Rennen wurde auf die Reise geschickt. Die Motoren heulten auch jetzt wieder vereinzelt auf, so auch Marks.

Die Ampel war rot. Die Nerven der Fahrer zum Zerreißen angespannt.

Die Ampel war rot. Eine nicht mehr auszuhaltende Anspannung nebst Herzrasen machte sich breit.

Die Ampel war rot, jetzt grün und die Wagen setzten sich in Bewegung. Marks Wagen versuchte die ersten Meter durch Bocksprünge zurückzulegen. Die Distanz zum Vordermann wurde immer größer. Erst Mitte der Haupttribüne lief der Wagen richtig, als wäre nie etwas gewesen. Doch die Aussichten auf das Castrol-S waren alles andere als rosig. Eine riesige Staubwolke versperrte den Blick auf die Kurve. Als Mark am Anfangspunkt der Kurve angekommen war, sah er nur noch Fragmente einzelner Wagen. Mit starker Geschwindigkeitsverringerung fuhr er zwischen den Wagenwracks hindurch. An der Fichtel und Sachs-Passage hatte sich der Staub schon wieder gelegt und Mark konnte die Strecke wieder ganz sehen. Die dort stehenden Streckenposten schwangen auch schon die roten Fahnen. Dies bedeutete Rennabbruch. In langsamer Fahrt ging es nun weiter um den Kurs. An seiner Haltelinie blieb Mark nun wieder stehen. Es würde wohl lange dauern bis der Kurs befahrbar war. Er zog den Helm und den Kopfschutz vom Kopf als Michael und Frank sich näherten.

„Du hast jetzt gute Chancen weit nach vorne zu fahren“, teilte Frank mit.

„Weiß man schon, wie viele ausgefallen sind?“, erkundigte sich Mark.

„Weiß ich nicht, aber ich schätze ungefähr die Hälfte.“

„Hauptsächlich die hinteren?“

„Nein, über das ganze Feld verteilt.“

„Dabei hat der Rennleiter noch bei der Fahrerbesprechung genau das angesprochen.“ Im Castrol-S befanden sich neunzehn Fahrzeuge. Alle ab dem fünften Startplatz aufwärts. Mark hatte Recht mit dem, was er gesagt hatte. Das vom Rennleiter angesprochene Chaos im Castrol-S war wieder einmal eingetreten. Erst ein Jahr zuvor hatte es nicht anders ausgesehen. Auch jetzt war das Kiesbett umgepflügt worden. Zumindest hatten einige dieses als letzten Ausweg genommen. Das genaue Geschehen schauten sich die Renn-Kommissare in einer Wiederholung auf den Monitoren an. Dabei war festzustellen, dass direkt vier Wagen nebeneinander auf die erste Kurve zugeschossen waren. Selbst bei langsamer Fahrt wäre es nicht einfach gewesen, mit zwei Wagen durch das Castrol-S zu fahren. Es war also abzusehen, dass dies nicht gut gehen konnte. Die ersten beiden waren sich noch einig, was die Reihenfolge betraf. Nummer drei war schon halb auf den Curbs und halb im Kiesbett unterwegs. Der vierte war als erster Verursacher auszumachen. Nach einer Vollbremsung hinter den drei anderen mussten die drei nächsten Wagen ausweichen. Einer fuhr scharf rechts auf die Wiese, der andere konnte gar nicht mehr ausweichen und drehte sich quer zur Fahrbahn. Dass er dort stehen blieb störte den linken der drei noch nicht, denn der versuchte sein Glück im Kiesbett. Nach anfänglichen Sprüngen, was zum Verlust des Frontspoilers führte, kam er keine zehn Meter weit und blieb stecken. Die in dritter Reihe folgenden vier Rennwagen hatten eigentlich kaum eine Chance, dem ganzen auszuweichen. Einer fuhr auch rechts über die Wiese, was eine Menge Zeit kostete. Dem linken der vier blieb nur das Kiesbett übrig. Somit stand er fast neben dem zuerst Hineingefahrenen. Den anderen zwei konnte man es nicht verübeln, dass sie den quer zur Fahrbahn stehenden Wagen vorne und hinten abrasierten. Das dies nicht ohne Verlust des eigenen Vorderwagens ablief, kann man sich vorstellen. Auch sie drehten sich ein paar Meter weiter und blieben liegen. Alle weiteren versuchten, durch vorsichtiges Abbremsen, ihre Wagen um die havarierten Fahrzeuge zu steuern. Der einen Hälfte gelang es, der anderen leider nicht. Sie fuhren in die Wagen, die im Kiesbett standen oder nahmen noch ein paar Ecken von Fahrzeugen mit, die sich auf der Fahrbahn befanden. Das eigentliche Wunder war, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Alle vorbeigekommenen Fahrzeuge hatten sich inzwischen bei Start und Ziel eingefunden. Die Renn-Kommissare kamen zu dem Schluss, dass es die Schuld der einzelnen Fahrer war, warum sie in einer größeren Karambolage verwickelt worden waren. Mark teilte Frank und Michael mit, dass er mal zu der Rennleitung ginge. Die beiden lehnten sich an die Motorhaube und sahen dem Treiben zu, was jetzt wieder vereinzelt auf der Start und Ziel-Geraden zu sehen war. Mark war indessen durch das geöffnete Tor in der Boxenmauer in die Boxengasse gelangt. Als er den Raum der Rennleitung betrat, waren schon einige Piloten anwesend. Der Rennleiter drückte über das Geschehen seinen Unmut aus und wies aber darauf hin, dass die Unfallverursachenden Fahrer auch in den Unfall verwickelt wurden. Nach kurzer Unterredung mit einzelnen Piloten verließ man wieder den Raum und begab sich zu den Fahrzeugen. Die Aufräumarbeiten im Castrol-S waren schon gut vorangegangen. So dauerte es nicht lange bis das Zehn-Minutenschild erneut gezeigt wurde. Dies bedeutete, dass es in zehn Minuten in eine erneute Einführungsrunde gehen würde. Als Mark seinen Wagen erreichte, überprüfte Frank zum x-ten Mal die Reifen. Diese Übervorsicht kam aus einer Zeit, wo er noch bei einem anderen Team gearbeitet hatte. Dieses Team war genauso klein und besaß dieselben Geldnöte wie das Kirchheim-Team. Es war an einem sonnigen Sonntagmittag gewesen als Frank die Reifen vor dem Start überprüfen wollte. Aber der damalige Rennfahrer hatte sich über Franks Vorsicht lustig gemacht. Auch hatte er zu ihm gesagt: „Mensch, lass es doch mal sein. Du immer mit deiner Angst.“ Frank hatte es daraufhin auch unterlassen. Das der Rennfahrer es genau eine Stunde später bereuen würde, hätte er sich auch nicht träumen lassen. Ein Reifen platzte damals und der Wagen überschlug sich mehrfach. Das Pech des Fahrers war es, dass der Wagen auf dem Dach zu liegen kam. Leider dauerte es kaum den Bruchteil einer Sekunde als der erste Konkurrent ungebremst in den Wagen hineinraste. Der Fahrer wurde dabei lebensgefährlich verletzt und blieb für sein restliches Leben an den Rollstuhl gebunden. Dieses grauenhafte Ereignis hatte Frank dazu geführt, dass er die Reifen teilweise bis zu fünfzehn Mal vor einem Rennen überprüfte. Mark und Michael störte es nicht. Eigentlich ganz im Gegenteil, denn Mark war froh über diese Vorsicht. Wenn Frank ihn mit den Reifen auf die Piste ließ, konnte er sicher sein, dass diese in Ordnung waren. So verlor er auch jetzt wieder kein Wort darüber. Michael erkundigte sich nach den Geschehnissen bei der Rennleitung. Als Mark mit seinem Bericht fertig war, wurde auch schon das Fünf-Minutenschild gezeigt. Jetzt begann, wie schon beschrieben, wieder das gewöhnliche Startritual. Vor Ablauf der nächsten drei Minuten mussten ja alle nicht am Rennen Teilnehmende von der Start- und Zielgeraden verschwunden sein. Bevor das Drei-Minutenschild gezeigt wurde waren auch die letzten Mechaniker hinter der Boxenmauer verschwunden. Erneut wurden die Motoren gestartet. Einziger Unterschied war, dass die Startnummer 25 nicht angeschoben werden musste. Marks Motor sprang prompt an. Die restlichen 180 Sekunden verstrichen nur sehr langsam. Als für Mark fast eine Ewigkeit vergangen war, kam das Signal zur Einführungsrunde. Auch jetzt fuhr der Wagen bereitwillig los. Es wurden die bekannten Punkte wie Castrol-S, Fichtel und Sachs-Passage, Ford-Kurve, Opel-Kurve und so weiter durchfahren. Nach der Coca-Cola-Kurve bewegte sich das Feld wieder sehr langsam zu den Haltelinien. Die Renndistanz wurde jetzt auf einundsechzig Runden verkürzt. Als alle standen heulten die Motoren im Stand wieder auf.

Die Ampel war rot. Die Ungeduld und Nervosität der Fahrer stiegen erneut an.

Die Ampel war rot. Marks Gedanken waren jetzt wieder bei seinem Motor.

Die Ampel war rot, jetzt grün und die Wagen setzten sich erneut in Bewegung.

Vor Marks Wagen fehlten drei Fahrzeuge. Dieses freie Stück Rennpiste konnte Mark für einen guten Start nutzen. Kurz vor der zweiten Fußgängerbrücke, die sich auf halbem Weg zwischen Start und Castrol-S befand, hatte er schon vier Plätze gut gemacht. Im Castrol-S einbiegend, überholte er erst den einen Konkurrenten rechts, in der darauffolgenden Links-Kurve den nächsten links. Mit viel Überschussgeschwindigkeit ging es jetzt die Fichtel- und Sachs-Passage herab. Die nächsten Staupunkte waren von der Startnummer 25 mit geschicktem Heranbremsen so genutzt worden, dass bis zur Coca-Cola-Kurve wieder vier Plätze gut gemacht werden konnten. Das dieses Überholen in einer derartigen Form vonstattenging, musste einfach an dem vorausgegangenen Massenunfall gelegen haben. Auf der Start- und Zielgeraden konnte Mark sich im Windschatten an einen Konkurrenten heransaugen, um im Castrol-S dann an ihm vorbei zu gehen. Als 26ter war er gestartet, um als eigentlicher 23ter erneut zu starten. Jetzt, nur zwei Runden nach dem Neustart, war er schon zwölfter im Rennen. Einige der anderen Wagen fielen aufgrund des Unfalls mit Folgeschäden aus. So vergingen viele weitere Runden, in denen Mark hin und wieder noch einen überholen konnte.

„Frank, drück die Daumen, dass die Karre hält“, sagte Michael zu ihm.

„Lass uns die Daumen drücken und ein Stoßgebet nach oben schicken.“ Kaum hatte Frank geantwortet, kam auch schon Mark um die Ecke, die Zielgerade herunter donnernd. Er schaute kurz zu den beiden herüber und schon war er um die nächste Ecke verschwunden. Es war nur eine kurze Weile verstrichen als der Teamchef von Schneider Racing ein Schild über die Boxenmauer hielt. Dieses Schild enthielt eine fassungslose Aufforderung. Beide Audi V8 Quattro vom Schneider-Team sollten sofort an die Box kommen. Den Wagen war kein erkennbarer Schaden oder ähnliches anzusehen als beide hintereinander die Boxengasse herab gefahren kamen. So schüttelten auch beide Piloten die Köpfe. Der Teamchef wies beide Fahrer mit ihren Wagen in die Box. Diese wurden daraufhin auch sofort mit den vorhandenen Rolltoren geschlossen. Das Geschehen war so merkwürdig, dass alle umliegenden Teams es nicht glauben wollten, was sie gerade mit eigenen Augen gesehen hatten. Die Fahrzeuge hatten vor Rennaufgabe schließlich an siebter und neunter Position gelegen. Nachdem die Rolltore herunter waren, wurden die Stimmen in der Box laut. Nach einer Weile verstummten sie wieder und es trat eine hörbare Hektik ein. Herr Bishelm von der Motorwelt Aktuell kam zu Michael und Frank und erkundigte sich: „Wisst Ihr, was da los ist?“

„Nein, wir verstehen das auch nicht. Die lagen doch gut“, antwortete Michael.

„Da stimmt doch was nicht“, bemerkte Herr Bishelm.

„Also, einen Sinn ergibt das auf gar keinen Fall.“

„Möchte doch zu gerne wissen, was ein Team wie das Schneider-Team dazu bringt, die Wagen acht Runden vor dem Ziel aus dem Rennen zu nehmen.“

„Merkwürdig, merkwürdig.“ Wie ein wildes Huhn kam auf einmal Jochen Heims angelaufen und rief: „Schneider packt ein!“

„Was?“, fragten alle drei ungläubig.

„Ja, die packen ein. Und wie eilig die das haben.“ Man entschloss sich kurzer Hand, sich dies genauer anzusehen. Das hatten wohl auch mehrere vor, denn plötzlich wurde es in Richtung Schneider-Box sehr voll. Erstaunlicherweise musste das Schneider-Team nur noch die Wagen in die Transporter schieben. Nach dem das geschehen war, verschwand das Team sehr schnell. Alle noch Anwesenden waren der Meinung, dass dieses überstürzte Abreisen mit etwas Schlimmem zu tun haben müsste. Unbemerkt von den Vorkommnissen an der Box kam Mark drei Runden vor Schluss, kurz vor der Veedol-Schikane, auf einmal von der Strecke ab. Er war etwas zu weit über die Curbs gekommen und sein Heck brach aus, dabei drehte er sich leicht und touchierte die Leitplanken. Glück im Unglück hatte Mark, weil er mit der Beifahrerseite an der Planke vorbei schrappte. Er hinterließ dort etwas Lack. Mit durchdrehenden Rädern und schleuderndem Heck ging Mark wieder auf die Strecke. Michael und die anderen drei waren zu dem Zeitpunkt noch auf der Rückseite des Boxengassengebäudes. Mark wunderte sich auch, dass nur wenige an der Boxenmauer zu sehen waren. Noch mehr wunderte er sich, als er auf dem Anzeigeturm, in der Dunlop-Kehre, sah, dass er um zwei Plätze nach vorne aufgeschlossen hatte. Das bedeutete, dass er jetzt auf dem sensationellen achten Platz war. Mit diesem Ergebnis beendete er das Rennen. Mark lenkte seinen BMW in Richtung Boxengasse. Kurz vor dieser steuerte er das Fahrerlager an. Als er die ersten paar Meter dort zurückgelegt hatte, erblickte er Michael und Frank. Diese gaben ihm durch Handzeichen zu verstehen, dass man sich am Transporter sehen würde. Mark fuhr mit langsamem Tempo in den abgesteckten Bereich des Parc fermé. Dort mussten die Fahrzeuge verbleiben bis die Rennleitung dieses wieder freigab und die Teams ihre Wagen abholen durften. Erfahrungsgemäß dauerte es eine halbe bis dreiviertel Stunde. Nachdem er den Wagen abgestellt hatte ging er zum Transporter, wo die drei schon auf ihn warteten.

„Wir sind achter geworden. Ich kann es noch gar nicht glauben. ... Ich dachte, in den letzten Runden wäre ich zehnter oder sogar nur zwölfter gewesen.“

„Tja, so kann man sich irren. Spitze, Klasse!“, erwiderte Michael. Frank und Michael erzählten Mark von den Geschehnissen rund um das Schneider Racing Team. Als das Parc fermé einige Zeit später freigegeben wurde holte Mark die Nr. 25 ab. Am Transporter angekommen, stoppte er unter dem Pavillon. Zum einräumen des Transporters gab es ein festes Ritual. Michael und Moni räumten alles ein bis auf den Rennwagen. Um diesen kümmerten sich Mark und Frank. Um den sehr angeschlagenen Renner verladefertig zu machen mussten zum Beispiel „normale“ Reifen montiert werden. Denn mit seinen Rennreifen hatte der Wagen zu wenig Bodenfreiheit. Das hätte zur Folge gehabt, dass der Wagen nicht in den Transporter geschoben werden konnte ohne mit dem Unterboden an der Transporter Kante hängen zu bleiben. Solche Maßnahmen hatten hauptsächlich kleine Rennteams zu bewerkstelligen, da sie nicht das nötige Geld für richtige Renntransporter hatten. Als man mit dem Verladen fertig war unterhielten sich Frank und Mark mit zwei vorbeikommenden Streckenposten. Diese wollten einiges über die Startschwierigkeiten und den Startunfall wissen. Sie selbst hatten von dem Geschehen nur gehört. Die vier brachen von der Rennstrecke auf. Kurze Zeit später waren sie auf der Landstraße Richtung Autobahn. Von dort fuhren sie Richtung Ruhrgebiet, das heißt, genau nach Gelsenkirchen. Dort hatten sie eine kleine Halle im Stadtteil Feldmark. Sie selbst wohnten in der Nachbarstadt Essen. Nach zwei Stunden bogen sie in die Straße „Am Bischhofsturm“ ein. Zweihundert Meter und sie hatten es geschafft. Frank sprang aus dem Transporter, öffnete das Flügeltor und Michael fuhr in die Halle hinein. Dort begannen sie mit dem entladen des BMW. Danach ließen Michael und Frank den Wagen auf die einzige Hebebühne in der Halle hochfahren, die sich hinten in der Ecke befand. Beide machten die erste Schadensauflistung. Mark war mit dem herausräumen der übrig gebliebenen Ersatzteile beschäftigt. Die rechteckige Halle hatte zwei Fenster auf der linken Seite und ein Fenster rechts von dem Eingangstor. Wenn der Transporter in der Halle stand, war im hinteren Bereich gerade noch Platz von zwei Autolängen. Links war die Hebebühne, in der Mitte Platz für einen weiteren Wagen. Rechts befanden sich Werkzeug, Werkbank und Maschinen zum Bearbeiten und richten von Wagenteilen. Das rechte Fenster vom Eingangstor gehörte zu einem winzigen Büro. Ausreichend Platz war also nur links vom Eingangstor vorhanden. Allerdings hatte sich dort einiges an Gegenständen, die nicht mehr zu gebrauchen waren, angesammelt. Somit war selbst dieses kleine Stückchen freier Raum belegt. Zwei weitere Ausgänge gab es noch. Links vor der Hebebühne ging es zur Toilette. Das Waschbecken war rechts von der WC-Tür in der Halle. Die zweite Tür hinten in der Mitte der Wand führte zum Hinterhof des Häuserblocks. Diese war aber schon seit vielen Jahren nicht mehr geöffnet worden. Nach einer Stunde verließen sie die Halle und stiegen in die Autos vor dem Gebäude. Da Michael und Moni zusammenwohnten, fuhren sie auch mit ihrem gemeinsamen VW Golf weg. Frank nahm seinen Ford Escort. Mark seinen sieben Jahre alten Porsche 944 in weiß mit roten Streifen, den er sich von der Erbschaft seines Opas geleistet hatte. Zuhause angekommen war er ein paar Meter die Straße hoch in eine Kneipe gegangen, dort hatte er alte Freunde und ehemalige Schulkollegen getroffen. Mit einem Bericht vom zurückliegenden Wochenende und dem dazugehörigen Rennen war man schnell auf sehr viele Dinge zu sprechen gekommen. Am Abend war er erst spät ins Bett gegangen.

Sonntag, 17.45 UhrIn einem kleinen Ort bei Frankfurt am Main

Das Schneider-Team war hier zu Hause. Nachdem man ausgeladen hatte, setzte sich das ganze Team im Besprechungsraum der Firma zusammen, um über die Vorfälle der letzten beiden Tage zu reden. Herr Schneider, der Firmeninhaber, machte ein besorgtes Gesicht. Nach ein paar tiefen Seufzern fing er an zu erklären.

„Also, ich sollte euch jetzt eigentlich etwas sagen, was nicht der Wahrheit entspricht. Mmh, wir sind nicht wegen Rennlizenz-Probleme abgereist. Wir haben unsere Lizenzgebühren bezahlt!“ Er holte tief Luft und sprach sichtlich schwer weiter.

„Wir... werden..., ja also... ERPRESST!“ Das erpresst schrie er förmlich heraus. Er war sichtlich erleichtert es ausgesprochen zu haben. Die Teammitglieder waren sprachlos, erschüttert, einfach konsterniert. Zwei Minuten langes Schweigen setzte ein. Eine eigentümliche Ruhe. Keiner der Teammitglieder konnte auch nur einen Ton hervorbringen. Auch Herrn Schneider war es jetzt lieber, nichts sagen zu müssen. Eigentlich hatte er ja schon viel zu viel gesagt. Dass er das noch mal bereuen könnte, ahnte er insgeheim. Er war mit seinen achtundfünfzig Jahren ein Mann, der Zeit seines Lebens immer ehrlich war und es auch bleiben wollte. Sein Team hatte immer hinter ihm gestanden. Er konnte diese Leute, die schon teilweise seit vielen Jahren bei ihm waren, einfach nicht belügen. Auch wenn diese Ganoven es von ihm verlangt hatten. Er wäre Gefahr gelaufen, sich morgens nicht mehr im Spiegel anschauen zu können. Ein älterer Mechaniker riss ihn aus seinen Gedanken: „Boss, wie geht’s jetzt weiter? Was machen wir denn jetzt?“

„Das weiß ich auch noch nicht so recht. So etwas hatten wir noch nicht. Aber eins weiß ich ganz genau. Wir haben schon viel zusammen gemeistert. Das werden wir auch schaffen.“

Ein weiterer Mechaniker meinte: „Wir können doch zur Polizei gehen, oder?“

„Meint ihr, dass die uns sofort helfen können.“ Weitere Fragen wurden gestellt und das für und wider besprochen. Erst gegen 20.30 Uhr sagte Herr Schneider abschließend: „Ich glaube, wir kommen heute zu keiner Lösung mehr. Außerdem ist es auch ein langer Tag gewesen. Ein wenig Ruhe brauchen wir alle. Ich schau, was sich morgen weiter machen lässt.“ Nach ein paar Minuten hatte das gesamte Team den Firmensitz verlassen. Nur der Chef von Schneider Racing blieb noch. Sein ganzes Leben steckte in diesem Rennteam. Er war immer noch erschüttert über diese Ereignisse. In seinem Büro brannte nur an seinem Schreibtisch Licht. Das Firmengelände lag in einem kleinen Industriegebiet. Die ganze Firma war erst fünf Jahre zuvor neu an diesem Ort errichtet worden. Die große Werkshalle war in drei unterschiedlich große Abteilungen unterteilt. Der Werkshalle direkt angeschlossen war das einstöckige Bürogebäude. Das Büro von Herrn Schneider lag zur Straßenseite und hatte ungefähr 30m². Der Schreibtisch aus altem Teakholz war das Erbstück seines Vaters. Dieser stand schräg vor dem Fenster. Vom Schreibtisch aus konnte Herr Schneider den Raum und die Tür zu seinem Büro überblicken. Links auf dem Schreibtisch befand sich eine grüne amerikanische Schreibtischleuchte. Rechts ein PC und sonst viele Akten oder Papierunterlagen in loser Ansammlung. Zwei ältere Ledercouchen ebenfalls im amerikanischen Stil mit passendem Couchtisch befanden sich im vorderen Teil des Raumes. Die Tür zu seinem Büro stand auf. Von dem Sekretariat fiel Licht in sein Büro. Außer dem Sekretariat befanden sich noch zwei Büros, Küche und besagter Besprechungsraum im Gebäude. Die drei Abteilungen in der Werkstatt waren in Lager, Rennabteilung und Kundenbereich unterteilt. Um das Renngeschehen finanzieren zu können war die Kundenwerkstatt für sportlich ambitionierte Autofahrer notwendig. Hier konnte man seinem Fahrzeug ein sportliches Aussehen verleihen lassen. Aber auch normale Autoreparaturen wurden durchgeführt. Herr Schneider saß an seinem Schreibtisch, tippte völlig geistesabwesend mit einem Kugelschreiber auf ein Blatt Papier und ließ das Gespräch mit seinen Leuten Revue passieren. Hatte er richtig gehandelt? Hätte er schweigen sollen? Hatte er schon zu viel gesagt. Was sollte er nur tun? Was sollte er den Leuten nur in den nächsten Tagen sagen. Ihn befielen Gewissensbisse. Er konnte sich nicht über richtig und falsch im Klaren werden. Wie würde es denn nur weitergehen. Würden diese Ganoven ihn irgendwann in Ruhe lassen. Wohl nicht. Oder vielleicht doch. Vielleicht verfolgten sie nur eine bestimmte Absicht. Hätten sie diese erlangt, würden sie von ihm und seinem Team ablassen. Bestimmt war das nur eine vorübergehende Erscheinung. Dies alles würde bald vorüber sein. Garantiert. Aber würden sie sich dann so viel Mühe machen und ihn so einschüchtern? Nein, wohl doch nicht. Oder...?! Plötzlich schrie er laut: „Scheiße, verdammt noch mal.“ Wie gut, dass dies jetzt nicht seine Sekretärin Marianne gehört hatte. Die gute alte Seele hatte es sich anscheinend zur Aufgabe gemacht, seinen Vater zu ersetzen. Zumindest was die Belehrungen betraf. Sie hatte schon vierzig Jahre für ihn gearbeitet. Bei ihm war sie nun auch fast acht Jahre. Die vielen kleinen Merkwürdigkeiten von seinem Vater konnte er täglich in ihr wiederfinden. Seine Gedanken schweiften noch weiter ab. Ihm fielen auf einmal unzählige Begebenheiten mit ihr ein. Damals war sie noch bei seinem Vater beschäftigt gewesen. Er hatte in dem Traktorenbetrieb von ihm mitgearbeitet. Sein alter Herr war ein sehr dominanter Mann gewesen. Er konnte sich nicht des Eindruckes erwehren, dass sie ihn immer sehr gemocht hatte. Wäre da nicht seine Mutter gewesen. Hinterher, als sie verstorben war, wollte sie ihn vielleicht auch nicht mehr. Ob er es gewusst hatte? Bestimmt hatte er die Zuneigung von ihr bemerkt. Noch bis tief in die Nacht saß Herr Schneider, in Erinnerungen verloren, an seinem Schreibtisch. In Vaters Betrieb hatte er schon an Autos herumgeschraubt. Sehr zum Ärger seines alten Herrn. Am Wochenende fuhr er dann Bergrennen. Später waren es dann Tourenwagen-Rennen. Zu diesem Zeitpunkt half ihm der eine oder andere Mechaniker aus Vaters Betrieb mit. Was dieser ständig zu unterbinden versuchte. Aber gegen die Freizeitbeschäftigung seiner Mitarbeiter konnte er nichts sagen. So mussten die Betreffenden dann an so manchem Renntag seines Sohnes Sonderschichten schieben. Aber seine Rennerfolge sprachen für sich. Erst Jahre später machte er sich mit zwei Mechanikern von seinem Vater selbständig. Diese beiden waren noch heute an seiner Seite. Dann fiel ihm wieder sein Problem vom selben Renntag ein. Da waren seine Probleme wieder. Viele Stunden später und kein Ausweg aus dieser Zwickmühle. Später entschied sich Herr Schneider auf eine seiner Couchen zu legen. Er schlief sofort ein.

Sonntag, 18.30 UhrKöln

In einer schön gelegenen Villa am Stadtrand war ein halbes Jahr zuvor ein älterer Mann südeuropäischen Einschlages eingezogen. Die Villa, in den späten ´50er Jahren erbaut, lag 60 Meter von der Straße entfernt. Die umliegenden Häuser waren in demselben Stil gebaut worden. Alle mit riesigen Grundstücken versehen. Selbst bei lautestem Rufen konnte der Nachbar nichts hören. Beim Befahren der Alleestraße bot sich dem Betrachter auf beiden Seiten ein Blick auf unendlich lange Hecken, die die Grundstücke vor allzu neugierigen Blicken schützen sollten. Manchmal wurden sie auch von hohen Mauern oder Einfahrten unterbrochen. Die Villa des älteren Herrn war eine mit hohen Mauern versehene. Das Tor bestand aus schwarz gestrichenem Schmiedeeisen. Das Haus war in Weiß gehalten, mit blauen Blendläden. Wenn man vor dem Tor stand, sah man einen roten Schotterweg, der zu dem Gebäude führte. Vor dem Gebäude machte der Weg einen großen Kreis. Dieser wiederum hatte ein, mit roten Rosen bepflanztes, Rondell. Wie schon das Rosenbeet, sahen auch die übrigen Beete sehr gepflegt aus. Was sofort auffiel war, dass es sich nur um Rosen verschiedenster Arten handelte. Das Haus war rechteckig und hatte zwei Stockwerke mit ausgebautem Dachboden. Die Räume im oberen Teil waren, im Gegensatz zu denen im unteren, hell und freundlich. Insgesamt hatte die Villa zehn Räume, drei Badezimmer, eins unten, zwei oben, eine große Küche mit Vorratsraum sowie eine 50 m² große Terrasse, im ersten Stock vorne einen Balkon und hinten zwei etwas Kleinere. Das innere war ganz in rustikalem Holz gehalten. Die Wände waren mit Holzkassetten bis zur Mitte getäfelt. Schnitzereien befanden sich in den Holzdecken und Tragbalken. Von den Decken hingen große Kristallleuchter herab. Auf den mit Hochglanz polierten Holzböden lagen dicke Perserteppiche. In den meisten Räumen standen italienische Wurzelholzmöbel. Der größte Teil des Grundstücks, der Garten, befand sich aber hinter dem Haus. Er war lang und erstreckte sich bis zum Rhein. Am Anlegesteg, der zu dem Besitz gehörte, befand sich aber kein Boot. Der Bootsschuppen nebenan war so angelegt, dass das Boot direkt im Wasser hätte liegen können. Der Besitzer des Anwesens, Michele Alessandro Mascali, hielt sich in seinem Wohnzimmer auf und genoss einen seiner selbstangebauten Rotweine, die er sich einmal monatlich von seinen italienischen Weinbergen kommen ließ. Er hieß nicht umsonst in Kennerkreisen „le Gourmet“, denn in seinen Augen fand nur Gnade, was wirklich exzellent und erstklassig war. So verwunderte es eigentlich, dass die vier finsteren Typen sich in seiner Gegenwart befanden. Signore Mascali saß in seinem Sessel und hörte sich die letzten „Geschäftsberichte“ an, während er seinen Rotwein genoss. Diese vier hatten schwarze bzw. dunkelblaue Anzüge an. Der Berichterstatter war Italiener, während die anderen drei aus anderen Ländern als Signore Mascali waren. Radan Milovanović war Jugoslawe. Detlef Neuberg Deutscher und Wladimir Pawlow kam aus Russland. Der Russe war von einer befreundeten Vereinigung zu der kleinen, aber effizienten, italienischen Niederlassung geschickt worden. Signore Mascali fragte den Italiener: „Wie sieht es jetzt mit dem Schneider-Team aus?“

Dieser antwortete: „Wir haben den Schneider seit Samstagmorgen unter Druck gesetzt, aber erst als wir ihm am Samstagabend das mit dem Jannson Team prophezeiten, wurde er das erste Mal etwas unsicher.“

„Was habt ihr ihm gesagt?“

„Das Jannson am nächsten Tag nicht am Ring sein würde.“

„Wie reagierte Schneider darauf?“

„Er hat doof geguckt, fasste sich dann aber wieder und schmiss uns raus! ... Wir konnten aber nichts machen, weil in diesem Augenblick zwei... äh... wie heißen die Polizisten für Rennen?“

„Er meint die Renn-Kommissare!“, sprach der Jugoslawe dazwischen, womit er den Zorn seines Bosses auf sich zog. Denn nichts hasste Michele Alessandro Mascali mehr, als dass sich einer seiner Leute nicht benehmen konnte. Er schaute den Jugoslawen strafend an und wandte sich wieder seinem Landsmann zu. Dieser fuhr fort: „Als diese Renn-Kommissare erschienen, ließ uns Schneider stehen und wandte sich diesen zu. Zuerst blieben wir ja noch stehen, aber nach kurzer Zeit schaute der linke der beiden an Schneiders Kopf vorbei. Daraufhin schlichen wir uns wie umherlaufende Reporter langsam durch die Box nach hinten. Dort blieben wir eine Weile. Aber nach etwa zehn Minuten verließ dann Schneider mit den beiden die Box. Wir wollten...“

„Ja und wo sind sie hin gegangen?“

„Äh, zu dem Rennleiterturm.“

„Ja, und?“

„Wir verließen daraufhin auch die Box, bevor Detlef, der Deutsche, den dreien nachgeschaut hatte. Wir hielten uns dann zwei Stunden im Fahrerlager auf. So gegen zehn Uhr abends gingen wir dann zu dem Jannson-Team. Nachdem wir dem Chef von Jannson dann das Foto seiner Frau und den zwei Kindern mit seinem Haus gezeigt hatten, sah er ein, dass sein Team am morgigen Tag nicht mehr am Ring sein würde.“

„Er ist also einfach nach dem gezeigten Foto zu seinen Leuten gegangen und diese haben dann wie selbstverständlich alles eingepackt oder wie...?“

„Na ja, ganz so einfach ging das nicht!“ Der Italiener schaute seinen Boss an und er wusste, dass es ratsam wäre, sofort mit dem Bericht fortzufahren.

„Als wir ihm das Foto gezeigt hatten und ihm erklärten, was alles mit seiner Frau und den Kindern passieren könnte auf dieser grausamen Welt schrie er umher. Hatte sich dann aber nach kurzer Zeit wieder ein. Sagte ein paar Mal ´Scheiße, scheiße, scheiße´ aber das war es dann auch. Allerdings einer der Mechaniker wollte den großen Max machen, als alle aus dem Team es endlich geschnallt hatten. Der Jugoslawe hat ihm dann mit einem Maulschlüssel die Schnauze eingeschlagen, aber sonst war nichts.“

Worauf der Jugoslawe ergänzend sagte: „Sagt ja auch schon der Name, Maulschlüssel!“

„Übertreibt es nicht wieder. Es ist euch doch bekannt, dass ich keine Gewalt mag, Nur wenn es gar nicht anders geht.“, maßregelte Mascali die vier.

„Es ging nicht anders“, bemerkte der Jugoslawe daraufhin.

Mascali wurde allmählich ungehalten und schrie diesen an: „Halt endlich den Rand, verdammt noch mal.“

Sich wieder dem Bericht erstattenden Landsmann zuwendend, sagte er zu diesem: „Na los, erzähl weiter.“

„Heute Morgen, als es sich im ganzen Fahrerlager rumgesprochen hatte, dass das Jannson-Team abgereist war, ließen wir uns immer mal wieder bei den Schneiders sehen. Um vierzehn Uhr, als das Rennen schon lange gestartet war, sprachen wir das zweite Mal mit Schneider. Wir unterbreiteten ihm unser `Dienstleistungsangebot´. Er ging aber darauf nicht ein. Ich sagte ihm dann, dass wir einen Komplizen in seinem Team eingeschleust hätten, schon vor längerer Zeit. Im Fahrerlager erfuhr ich am Samstagabend, dass er nicht mehr, wie in früheren Zeiten, die Mechaniker wie Unterhosen wechselt. Schneider machte daraufhin ein bestürztes Gesicht. Vor allen Dingen als er dann hörte, dass dieser Komplize an einem seiner Wagen die Bremsen manipuliert haben sollte. Er zögerte noch eine ganze Weile, weil er über die Unfallfolgen seiner Fahrer nachdachte. Wir gaben ihm zu bedenken, wie die Presse darauf reagieren würde, insbesondere seine Sponsoren. Nun ging er auf unser ´Dienstleistungsangebot´ ein. Auf unsere Anweisung hin rief er die beiden Wagen in die Box. Seinen Mechanikern erzählte er natürlich etwas anderes. Es wurde dann sehr schnell zusammengepackt. Ein Reporter von so einer Motorsportzeitung kam angelaufen und hatte nichts Besseres zu tun, als die Abreise von Schneider zu fotografieren. Ich glaube aber, dass das kein Problem sein wird“, endete der Italiener.

„Hoffen wir mal, dass dieser Reporter es nicht für so dramatisch hält“, erwiderte Mascali.

„Detlef“, sagte Mascali, „welchen Eindruck hast du von der Sache?“

„Ich glaube, er hat es geschluckt!“, antwortete er.

„Wie sieht es mit Mark Kirchheim aus?“

„Das ist ein kleines privates Rennteam. Nach den letzten Misserfolgen und den ständigen technischen Schwierigkeiten ist da wohl kaum was zu machen.“

„Wie viele Leute gehören zu dem Team?“, wollte Mascali wissen.

„Also Kirchheim selbst, zwei Männer und eine Frau.“

„Was heißt, eine Frau?“

„Ja, also keine Mechanikerin oder so!“

„Na gut, sonst etwas?“

„Ach ja!“, rief der Italiener „Da gibt es zwei Reporter, einen gewissen Jochen oder Joachim Heins und noch so einen. Die schnüffeln ganz ordentlich.“ Signore Mascali verlor seine frische Gesichtsfarbe und wechselte diese in ein finsteres grau. Dann wollte er wissen, wer von den anderen drei den Namen des zweiten Reporters wüsste. Als sich nach kurzem Schweigen keiner rührte, verlor Mascali auch noch die Geduld.

„Und wie soll es jetzt eurer Meinung nach weitergehen?“, wollte er wissen. Keiner der vier Anwesenden zeigte eine Regung. Mascali schüttelte den Kopf und schlug plötzlich mit der Faust auf den Couchtisch.

„Verdammt noch mal, findet den Namen heraus. Spätestens übermorgen beim Frühstück will ich alles über die beiden wissen. Habt ihr gehört? Alles! Was haben die beiden heute Abend gemacht? Was haben sie über das Wochenende geschrieben? Mit wem haben die beiden gesprochen, telefoniert, etc.? Was haben sie gegessen, wann waren sie auf dem Klo? Und so weiter, und so weiter, kapiert?!“ Sich dem Landsmann zuwendend, fügte er hinzu: „Was ist mit unseren Landsleuten vom Bogandi-Team? Klappt da alles?“ Der Italiener, von dem keiner, außer Mascali, den Namen kannte, den alle nur „Italiano“ nannten und eigentlich Gabriel Gallo hieß, war inzwischen vom Sessel aufgestanden.

„Das Bogandi-Team hat diesem Mark Kirchheim mit ein paar Ersatzteilen ausgeholfen.“

„Sind da sonst irgendwelche Beziehungen?“

„Ich würde sagen, nein. Nur normale Beziehungen unter Rennteams.“

„Also gut, aber weiter ein Auge draufhaben.“