Kommissar Lüppi - Band 4 - Markus Schmitz - E-Book

Kommissar Lüppi - Band 4 E-Book

Markus Schmitz

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Der Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, und sein Team werden zu einer Autowerkstatt gerufen. Dort ist ein Wachmann tot in einem Container gefunden worden. Schnell fällt auf, er wurde erschossen und seine Dienstwaffe fehlt. Gleichzeitig ermittelt das Team in einer Serie von Brandstiftungen bei Handwerksfirmen. Als sich später herausstellt mit was für einer Schusswaffe der Wachmann ermordet wurde, liegt die Annahme nahe, beide Fälle könnten zusammenhängen. Dabei tauchen Anhaltspunkte auf, die auf organisierte Kriminalität aus Italien schließen lassen. Die Ermittlungen werden umfangreich. Weitere Informationen unter www.MarkusSchmitz.site

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Seitenzahl: 413

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Kommissar Lüppi - Band 4 - Gemeinsame Ermittlung

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Titel Seite

Kommissar Lüppi

Band 4

Gemeinsame Ermittlung

Autor

Markus Schmitz. Ich bin 1964 in Essen geboren und lebe seit einigen Jahren mit meiner Verlobten in Bochum. Von Beruf bin ich Konstrukteur und habe viele Jahre lang Modellbau betrieben. Im Jahr 2016 entschloss ich mich mit dem Modellbau aufzuhören und habe das Schreiben wieder angefangen. Die ersten drei Bücher ‚Der Rennfahrer Mark Kirchheim‘ handeln von Motorsport und der organisierten Kriminalität. Kommissar Lüppi ist meine erste Kriminalromanreihe.

Weitere Informationen unter www.MarkusSchmitz.site

Inhaltsangabe

Der Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke, Spitzname Lüppi, und sein Team werden zu einer Autowerkstatt gerufen. Dort ist ein Wachmann tot in einem Container gefunden worden. Schnell fällt auf, er wurde erschossen und seine Dienstwaffe fehlt. Gleichzeitig ermittelt das Team in einer Serie von Brandstiftungen bei Handwerksfirmen. Als sich später herausstellt mit was für einer Schusswaffe der Wachmann ermordet wurde, liegt die Annahme nahe, beide Fälle könnten zusammenhängen. Dabei tauchen Anhaltspunkte auf, die auf organisierte Kriminalität aus Italien schließen lassen. Die Ermittlungen werden umfangreich.

Vorwort

Kommissar Lüppi ermittelt in der Stadt, aus der ich selber stamme, der Stadt Essen im Ruhrgebiet und startet im 1. Band am Ostersonntag 1995. Das Wort Romanreihe ist dabei wörtlich zu nehmen, da die Bände zeitlich aufeinander folgen. Das heißt, der nächste Band führt die Geschichte da weiter, wo der vorherige aufgehört hat. Der letzte Tag im Band 3 ist der erste Tag im Band 4. Die Bände gehen somit ineinander über. Jeder Band ist aber trotzdem in sich abgeschlossen und kann auch für sich alleine gelesen werden.

Das ‚Der Rennfahrer Mark Kirchheim‘ und sein Rennteam in Band 4 teilweise mit einbezogen werden, liegt daran, dass beide Romanreihen nun 3 Bände haben und somit die Idee die ‚Gemeinsame Ermittlung‘ nahelag.

Wie bereits gewohnt, sind immer Tag, Zeit und Ort bei einem Handlungs- und Ortswechsel eingefügt. Ich habe mir bekannte Orte in dem Roman verwendet, wenn ich nicht welche erfand. Während des Schreibens bei den ersten drei Bänden sind mir vorkommende Personen so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mich gezwungen sah, ihnen die eine und andere Person zur Seite zu stellen. Das war jetzt in Band 4 wieder der Fall.

Diese Geschichte ist reine Fiktion. Die Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Firmen, Hersteller, Orte und Ereignisse entstammen entweder der Fantasie des Autors oder wurden auf fiktionale Weise verwendet. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, mit Ereignissen und Orte wäre vollkommen zufällig.

Impressum

Texte: ©2020 Copyright by Markus Schmitz Alle Rechte vorbehalten

Umschlag:©2020 Copyright by Markus Schmitz Alle Rechte vorbehalten

Verlag: Markus Schmitz Gertrudenhof 144866 Bochum www.Schmitz-Sobaszek.de [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

1

24. Juli 1995, Montag, 9.30 UhrPolizeipräsidium Essen

Heike und Gördi waren mit der neuen Serie von Brandstiftung in einem Essener Industriegebiet beschäftigt. Inzwischen waren es fünf Fälle. Beide hatten jeder eine Akte auf dem Tisch vor sich liegen. Sie hörten Petra zu, die Lüppi von dem Wochenende bei Mario Minnelli erzählte. Er freute sich für sie, dies sahen alle drei. Als sie fertig war, informierte sie ihn über die Fallakten der letzten beiden Fälle.

„Übrigens, die beiden Akten sind fertig. Du kannst jetzt deinen berühmten Satz darauf scheiben“, sagte sie und reichte sie ihm herüber. Lüppi nahm sie entgegen, schlug beide nacheinander auf und blätterte einmal durch. Schloss beide wieder, nahm einen Kugelschreiber und schaute Petra an.

„Überlegst du, was du schreiben kannst?“, fragte sie ihn.

„Jo“, antwortete er. Setzte den Kugelschreiber an und schrieb vorne auf den Deckel der ersten Akte. Es war die von Lieselotte Maxfield. Als er fertig war, gab er Petra die Akte wieder zurück, überlegte wieder kurz und schrieb auf die zweite Akte seinen berühmten Abschlusssatz. Es war die von Joachim Eckhoff. Auch diese reichte er anschließend an Petra. Es klopfte an der offenstehenden Tür. Es waren drei Personen. Kriminaldirektor Lothar Bäumler, Kriminalrat Eckerhard Schuster, der Leiter der Kriminalinspektion 1 sowie Staatsanwalt Marcel Pohlmeier.

„Guten Morgen, zusammen“, grüßte Herr Bäumler. Was alle erwiderten.

„Wir haben gehört, die beiden Fälle sind abgeschlossen“, sagte Herr Bäumler.

„Ja, stimmt“, sagte Lüppi.

„Die beiden Fallakten sind fertig“, informierte Petra.

„Das heißt, du hast schon deine berühmten Sätze darauf geschrieben?“, erkundigte sich Eckerhard.

„Ja, hat er. Liegen hier“, antwortete Petra und zeigte auf die beiden Akten, die vor ihr lagen. Alle drei kamen zu ihr an den Schreibtisch und schauten, was Lüppi dieses Mal geschrieben hatte. Auf der Akte von Lieselotte Maxfield stand.

‚Auch wenn man es mit seinen Mitmenschen immer gut meint und einem Kind ein schönes Zuhause gibt, heißt das nicht, dass es einem gedankt wird.‘M. Lüpke

Auf der zweiten Akte von Joachim Eckhoff war zu lesen.

‚Die Sucht nach dem Geld kann groß sein. Wenn sie aber so groß wird, dass es nichts mehr Wichtigeres gibt, sterben auch Menschen.‘M. Lüpke

„Wie wahr, wie wahr“, resümierte Herr Bäumler.

„Ja, Lüppi“, sagte Eckerhard. „Die beiden sind gut.“

„Es gibt einen Anlass, dass wir drei hier zu Ihnen kommen“, fing Kriminaldirektor Bäumler an. „Und das hat jetzt nichts damit zu tun, dass Ihr auch dieses Mal wieder einmal beide Fälle gelöst habt.“ Er machte eine kurze Pause, ging zu den beiden Schreibtischen von Heike und Gördi, sah beide an und bat sie einmal aufzustehen.

„Frau Buhrmann, Herr Schwarz, Sie beide haben sich hier bei der Inspektion 1, Abteilung KK11, sehr verdient gemacht. Dafür möchten wir uns bei Ihnen beiden bedanken“, sagte Herr Bäumler. „Und daher befördere ich sie beide heute zu Kriminaloberkommissar und Kriminaloberkommissarin.“ Er ging zu Heike und gab ihr die Hand. Anschließend wandte er sich an Gördi. Auch ihm schüttelte er die Hand. Eckerhard und Marcel schlossen sich danach den Glückwünschen an. Lüppi und Petra durften dabei nicht fehlen. Alle sieben standen in einer Runde zusammen und Herr Bäumler ließ sich über die abgeschlossenen Fälle informieren. Als die vier damit fertig waren, wollten die drei wieder gehen. Es klopfte an der offenstehenden Tür. Ein Streifenpolizist stand im Türrahmen.

„Darf ich einmal stören?“ fragte er.

„Ja, darfst du“, antwortete Lüppi.

„Hier sind zwei, die möchten gerne zu euch“, sagte er weiter und machte einen Schritt zur Seite.

Montag, 9.32 UhrEssen Industriegebiet

Mark Kirchheim war auf dem Weg zu Frank Lönz und Werner Rotmann im KFZ-Betrieb. Beide leiteten den Betrieb ‚Motorsport Team Kirchheim und Werkstatt‘. Der Inhaber war Mark mit seiner Frau Michaela. Auf dem größeren Nachbargrundstück befand sie die Firma ‚Fenster und Türen Müller‘. Sein Schwiegervater, Uwe Müller, und er waren die beiden Geschäftsführer des Fensterbaubetriebs. Die unmittelbare Nachbarschaft beider Betriebe hatte Mark und Michaela veranlasst, Anfang 1994, den KFZ-Betrieb für das Rennteam zu übernehmen. Während Frank Lönz von Beginn an, 8 Jahre zuvor, schon mit dabei war, war Werner erst im Herbst 1994 dazugestoßen. Mark und Michaela waren eigentlich nur nach Feierabend und an den Wochenenden mit beim Rennteam dabei. Frank und Werner hatten Mark zu sich ins Büro gerufen, um mit ihm über den Wachschutz zu sprechen, der notwendig geworden war. Die Brandanschläge im Essener Stadtgebiet wurden fast täglich mehr. Daher hatten sich Mark und Uwe Müller für den Einsatz eines nächtlichen Wachschutzes für ‚Fenster und Türen Müller‘ entschieden. Der Mitarbeiter der Firma sollte zusätzlich auch ein Auge auf den KFZ-Betrieb haben. Uwe kannte die Firma ‚Wachschutz Breitschläger‘ aus früheren Jahren. Bernd Breitschläger hatte einen Mitarbeiter für vier Probenächte zu den beiden Betrieben geschickt. Mark betrat das Büro, nachdem er die fünf Mitstreiter in der Werkstatt begrüßt hatte.

„Guten Morgen, ihr zwei“, grüßte Mark bei seinem Eintreten.

„Guten Morgen, mein Lieber“, sagte Frank und auch Werner erwiderte den Gruß.

„Was gibt es Wichtiges?“, fragte Mark.

„Der Wachmann hat die hintere Tür offengelassen“, sagte Werner. „Das hat vorhin Michael bemerkt.“ Mit Michael war Michael Böster gemeint, der älteste Freund von Mark und Mechaniker im KFZ-Betrieb.

„Du meinst, vergessen abzuschließen?“, fragte Mark nach.

„Nö, ich meine offen, genauer gesagt, nur angelehnt“, antwortete Werner.

„Klasse!“, reagierte Mark.

„Problem ist jetzt, ich habe vorhin bei Bernd Breitschläger angerufen, um mit ihm über seinen Mitarbeiter zu sprechen. Er wollte diesen Zuhause anrufen“, fing Frank an. „Der hat vor ein paar Minuten zurückgerufen. Der gute Mann ist aber noch nicht Zuhause eingetroffen, sagt dessen Ehefrau.“

„Oh, das klingt jetzt auch nicht gut“, erwiderte Mark.

„Wir wollten dir und Uwe die weitere Kommunikation mit Bernd Breitschläger überlassen“, sagte Frank.

„Denn schließlich habt ihr nebenan die Firma beauftragt“, ergänzte Werner.

„War sonst noch etwas? Licht angelassen oder so?“, fragte Mark nach.

„Nein, laut Michael, war nur die Tür auf.“

„Habt ihr euch schon einmal hinten umgesehen?“ wollte Mark wissen. Die beiden sahen einander an und antworteten mit nein, hätten sie nicht.

„Dann lasst uns das mal machen.“ Alle drei gingen durch das Materiallager zur Rückseite der Halle, zu der Stahltür, die auch zu den Containern führte. Dort stand auch der kleinere Transporter des Rennteams. Alle drei schauten sich um, konnten aber nichts Auffälliges finden. Bis Frank auf die Idee kam in einen der Container zu sehen. Er klappte den Deckel hoch und erschrak.

„Scheiße!“, schrie er laut auf. Mark und Werner kamen zu ihm und schauten auch hinein. Dort lag der vermisste Wachmann in seiner Uniform und mit einem Loch im Kopf auf dem Metallschrott. Den Schrei hatten auch die fünf in der Werkstatt gehört und kamen ebenfalls dazu.

„Ich gehe ins Büro und rufe die Polizei an“, sagte Frank als erster.

„Warte mal, ich mach das schon“, sagte Mark. „Ich rufe direkt bei Martin Lüpke und Petra Wilkerling an.“

„Direkt bei der Kriminalpolizei?“, fragte Giovanni. Giovanni hieß Giovanni Lombardi und gehörte, wie seine Schwester Francesca und sein Cousin Giuseppe, seit über zwei Jahren zum Rennteam. Während Giovanni eine KFZ-Lehre im Betrieb machte, arbeiteten Francesca und Giuseppe im elterlichen Betrieb ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘ in Duisburg.

„Der Mann hat eine Schusswunde im Kopf und dann kann ich auch direkt bei Petra oder Herrn Lüpke anrufen“, sagte Mark und ging in das Büro von Frank und Werner.

Montag, 9.45 UhrPolizeipräsidium Essen

„Einen sehr schönen guten Morgen, möchten wir zwei wünschen“, sagte Manfred Becker. Direkt neben ihm stand Jutta Eckhoff. Beide traten in das Büro.

„Hallo Manfred, hallo Jutta“, grüßte Lüppi zurück. Alle anderen grüßten auch, waren aber über das Duzen der beiden von Lüppi überrascht, da er bis zu diesem Zeitpunkt nichts von dem letzten Samstag erzählt hatte.

„Wir beide sind heute hier zu dir gekommen“, fing Manfred an und sah dabei zu Lüppi. „Weil wir beide uns noch einmal bei dir recht herzlich bedanken wollten. Wir fanden es ganz toll von dir und deiner Frau, dass ihr am Samstag zu mir gekommen seid und mit uns ‚das versteckte Rätsel‘ gelöst habt. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Kriminalhauptkommissar in seiner Freizeit sich um seine Mitmenschen kümmert. Das fanden wir ganz toll.“

„Ich kann mich Manfred nur anschließen“, sagte Jutta. „Schade, dass der Anlass das wir uns getroffen haben, ein so trauriger ist, aber ich bin jetzt überglücklich meinen Cousin gefunden zu haben.“

„Dann können wir Ihnen allen etwas ganz tolles mitteilen“, sagte Manfred Becker, sah einmal in die Runde und sprach weiter.

„Mit Gudrun und Wilhelm Herrscheid haben wir uns am Sonntag noch einmal zusammengesetzt, da ich den beiden einen Vorschlag machen wollte. Den Vorschlag haben wir den beiden auch unterbreitet. Sie waren sofort angetan von der Idee, in dem Haus, wo Joachim sein Maklerbüro einrichten wollte, ein ‚Franz Haidinger Museum‘ zu eröffnen. Die Idee kam uns, weil der Notar von Joachim der Jutta mitgeteilt hat, dass er die Auflage gemacht hat, dass sein Gemälde in einem Museum ausgestellt werden soll und immer der Öffentlichkeit zugänglich sein muss. Der Vorschlag hat den beiden so gut gefallen, dass sie am Sonntag noch den Dr. Sauerbein angerufen haben. Von ihm haben sie erfahren, Heinz Meisenbäumler schenkt die von ihm erworbenen Gemälde seiner Halbschwester, die nun wiederrum alle seine Bilder in unser gemeinsames ‚Franz Haidinger Museum‘ gibt.“

„Das ist ja richtig Klasse“, sagte Lüppi und alle konnten sehen, er freute sich sehr darüber. Lothar Bäumler ließ sich danach von Herrn Becker die Geschichte um den Maler Franz Haidinger schildern. Er wollte wissen, warum sein Vater die vier besagten Gemälde doppelt gemalt hätte. Herr Becker sagte, er würde davon ausgehen, seine Mutter hätte in dem ersten Brief davon erfahren sollen und dass die oberen Gemälde zum Verkaufen für sie gewesen wären. Das Telefon von Petra schellte. Sie ging dran.

„Kriminalkommissarin Petra Wilkerling, guten Tag.“

„Hier ist Mark Kirchheim, hallo Petra, wir haben da ein Problem“, sagte er und berichtete, was passiert war.

„Hallo Mark, ach du Scheibenkleister“, erwiderte sie laut. Die Gespräche der anderen im Raum verstummten und alle sahen zu ihr.

„Ja, gut, das richte ich Kommissar Lüppi aus. Wir kommen!“, sagte Petra. Alle sahen sie fragend an.

„Lüppi, wir haben einen neuen Fall. Ein toter Wachmann in der Kfz-Werkstatt von Mark Kirchheim.“

„Weiß die Wache schon Bescheid?“, wollte Lüppi wissen.

„Ruf ich an. Zwei Wagen?“, frage Petra. Lüppi nickte und rief bei Horst in der KTU an. Eckerhard und Herr Bäumler sagten zu Lüppi, es wäre ja ein komischer Zufall, wenn der tote Wachmann nichts mit den Brandanschlägen im Industriegebiet zu tun hätte. Zehn Minuten später verabschiedeten sich die beiden von Manfred Becker und Jutta Eckhoff. Manfred versprach sich bei Lüppi zu melden, wenn in ein paar Tagen das Museum eröffnet würde. Lüppi war über die Aussage, ein paar Tage, überrascht. Herr Becker klärte ihn über die frisch renovierten Räume auf, die er schon vorsorglich für Joachim hatte fertigstellen lassen. Daher hätten sie gar nicht mehr so viel Arbeit damit. Jutta und Manfred bedankten sich noch einmal bei Lüppi und die beiden fuhren.

Montag, 10.40 UhrEssen Industriegebiet

Petra und Lüppi trafen nach den beiden Streifenwagen und Horst Vollmer mit seinem Kollegen, Moris Veigel, bei ‚Motorsport Team Kirchheim und Werkstatt‘ ein. Lüppi parkte seinen Mercedes direkt vor dem neu gestalteten Verkaufsraum. Beim Aussteigen schauten beide direkt auf fünf Porsche, die sich darin befanden. Mit einem seitlichen Blick auf einen orangenfarbenen offenen Sportwagen betraten beide die Werkstatt. Personen von den umliegenden Betrieben standen neugierig vor dem Tor und wurden von zwei Streifenpolizisten am Betreten der Werkstatt gehindert. Petra grüßte die beiden Kollegen, Lüppi sagte wie zumeist nichts. Er konnte sich noch an den Betrieb erinnern, da er vor einem Jahr mit Gördi auch schon dort gewesen war. Auch ein Mordfall. (Roman: Der Rennfahrer Mark Kirchheim, Band 3) Mark Kirchheim und andere Personen standen zusammen mitten in der Werkstatt. Dirk, der Sohn von seiner Torti, war mit dabei. Er arbeitete erst seit kurzem dort. Ebenfalls dabei befand sich Lüppi´s alter Schulfreund, Uwe Müller. Beide gingen aufeinander zu und nahmen sich in den Arm. Nachdem auch die anderen begrüßt worden waren, Dirk auch mit einer Umarmung, trafen sie hinter der Halle, bei den Containern, Horst und Moris sowie zwei weitere Streifenkollegen.

„Gut, dass ihr kommt“, sagte Horst. „Wir warten schon auf euch. Der Tote liegt noch im Container.“ Lüppi ging hin und sah hinein. Was ihm sofort auffiel war, das Holster des Wachmanns war leer.

„Das dort eine Schusswaffe fehlt, habt ihr gesehen?“, fragte er.

„Ja, haben wir“, antwortete Horst. Petra kam und sah auch einmal kurz hinein. Anschließend hoben Moris und Horst den Wachmann aus dem Container und legten ihn davor ab. Lüppi sah in diesem Augenblick einmal zur Seite und konnte nicht glauben, was er bemerkte. Ein Reporter stand an der Gebäudeecke und wollte gerade ein paar Fotos schießen als Lüppi ihn mit „Hey“ anschrie. Die beiden Streifenpolizisten reagierten sofort und konnten die Fotos verhindern. Sie ließen sich von ihm unter großem Prostest seine Personalien geben und verwiesen ihn von dem Gelände. Lüppi wollte hinterher wissen, wer das war.

„Ein Herr Reisel“, antwortete einer der beiden Streifenkollegen. „Von der Boulevardzeitung ‚Der Ruhrpott-Melder‘.“

„Hat der Tote, außer der Schusswunde im Kopf, noch weitere Verletzungen?“, wollte Petra wissen.

„Ja, eine ganze Menge Schnittverletzungen am Rücken“, antwortete Horst. „Die müssten von dem Metallschrott stammen, der sich im Container befindet.“ Die Rechtsmedizinerin Frau Dr. Stefanie Schneider war nicht informiert worden, da sie auch nur die Schusswunde hätte feststellen können. Moris machte Aufnahmen von den Blutverschmierten Metallblechen und zog diese nacheinander vorsichtig heraus. Diese wurden mit zur KTU genommen. Horst stellte bei der ersten Untersuchung fest, der Tote hatte keine Papiere oder Schlüssel bei sich. Im Grunde genommen gar nichts, außer seiner Kleidung und dem leeren Holster. Eine halbe Stunde später kam das informierte Bestattungsunternehmen. Wie immer, mit demselben Spruch.

„Einen schönen guten Tag. Bestattungsunternehmen Lechmann, bitte nicht verwechseln mit Leichnam. Hihi. Wir sollen hier jemanden abholen und in die Rechtsmedizin bringen“, sagte einer von zwei dunkelgekleideten Männern.

„Sagt mal ihr zwei, könnt ihr euch nicht mal was anderes einfallen lassen?“, fragte Moris.

„Aber natürlich… nicht“, kam die Antwort. Der Wachmann wurde in einen Metallsarg gehoben und abtransportiert. Lüppi und Petra gingen in die Halle zurück. Alle dort Anwesenden befanden sich inzwischen in einem Besprechungsraum. Dort angekommen fragte Lüppi.

„Wer hat den Toten gefunden?“

„Das war ich“, antwortete Frank.

„Tun Sie mir bitte einmal den Gefallen und stellen sich alle vor, damit meine Kollegin sich Ihre Namen notieren kann.“

„Ich bin Frank Lönz und einer der beiden Geschäftsführer hier.“ Petra nahm einen neuen karierten Block und notierte es.

„Ich heiße Werner Rotmann und bin der Meister hier im Betrieb.“ Lüppi sah den nächsten an und sagte zu ihm.

„Sie sind Michael Böster.“ Michael bestätigte es. Auch die beiden Mechaniker Gerd Baumann und Torsten Mayer stellten sich vor. Als nächstes war Giovanni Lombardi an der Reihe. Mark Kirchheim, Uwe Müller und Dirk Beise mussten sich nicht vorstellen, da sie alle drei bekannt waren.

„Hat das mit den Brandanschlägen zu tun?“, fragte Uwe.

„Könnte sein, zumindest war das auch unser erster Gedanke“, antwortete Lüppi und sah zu Petra und nickte ihr zu.

„Weiß jemand wie der Ermordete hieß?“, fragte sie.

„Olaf Pader, 30 Jahre alt. Hat Frau und zwei Kinder“, antwortete Mark.

„Von welcher Firma war der Wachmann?“, fragte sie weiter.

„Von ‚Wachschutz Breitschläger‘, ich kenne den Chef Bernd Breitschläger schon länger“, sagte Uwe. „Er hat bei seinem Firmenneubau, vor zehn Jahren, die Fenster und Türen von uns bekommen.“

„Bitte schildert einmal den heutigen Ablauf bis zu dem Zeitpunkt als ihr den Wachmann entdeckt habt“, bat Petra. Das tat Frank mit Unterstützung von Michael.

„Am Wochenende war niemand von Ihnen hier?“, fragte Lüppi nach.

„Am Wochenende nicht, außer gestern Abend, als wir alle zurück vom Fliegerhorst kamen. Das war so gegen 21 Uhr“, antwortete Mark.

„Fliegerhorst? Was für ein Fliegerhorst“, fragte Petra.

„Am Wochenende war auf dem Fliegerhorst in Diepholz der siebte Lauf zur Deutsche-Tourenwagen-Rennen, kurz DTR.“

„Gestern Abend war aber noch alles in Ordnung?“

„Ja, wir haben den Herrn Pader noch von weitem gesehen. Er war nebenan bei unserem Fensterbaubetrieb“, sagte Mark.

„Stimmt, er hat noch gewunken“, bestätigte Michael.

„Gesprochen habt ihr ihn nicht?“, fragte Lüppi.

„Nein, nur gesehen“, sagte Frank. „Er ist dann in die Halle von ‚Fenster und Türen Müller‘ gegangen.“

„Sie alle waren hier, du auch Dirk?“, fragte Lüppi ihn direkt.

„Nein, ich nicht. Ich bin wahrscheinlich erst beim nächsten Rennen dabei“, antwortete Dirk.

„Seit wann war der Herr Pader bei euch?“, fragte Petra.

„Seit Donnerstagabend für vier Nächte“, sagte Mark. „Er hat sich am Mittwochnachmittag bei uns vorgestellt. Heute sollte mit Bernd Breitschläger besprochen werden, wie es weitergeht.“

„Was heißt das, wie es weitergeht?“

„Der Herr Pader war für vier Nächte zur Probe hier“, sagte Uwe.

„Wir haben das wegen der umliegenden Brandanschläge veranlasst“, sagte Mark.

„In Ordnung“, antwortete Lüppi und verzog anschließend die Mundwinkel.

„Das gefällt dir nicht“, sagte Petra zu ihm. Lüppi nickte nur, antwortete aber nicht.

„Der Herr Pader hat wahrscheinlich mit seinem Leben den Brandanschlag verhindert“, meinte Uwe.

„Möglich ist es“, erwiderte Lüppi und verließ ohne weiter etwas zu sagen den Raum.

„Maddin scheint nicht davon überzeugt zu sein?“, fragte Uwe in Richtung Petra, die auch auf dem Weg zur Tür war.

„Passt nicht zusammen“, antwortete sie und folgte Lüppi.

„Was meint sie mit, passt nicht?“, fragte Uwe in die Runde. Die Frage konnte aber niemand beantworten.

Montag, 11.25 UhrEssen Industriegebiet

Petra war bei Lüppi angekommen, der in dem Augenblick Horst fragte.

„Hast noch etwas für uns?“

„Der Tatort ist hier direkt an dem Container. Das Opfer muss mit dem Rücken zum Container gestanden haben, als er erschossen wurde. Hier sind Blutspritzer“, antwortete Horst und Moris zeigte mit dem Finger auf die Stellen.

„Wir haben Proben der Spuren genommen und alles fotografiert“, sagte er.

„Könnt hier sonst noch etwas sagen?“, fragte Lüppi.

„Nein, nicht hier. Vielleicht später“, antwortete Horst.

„Ihr wart doch auch bei den fünf Brandanschlägen, oder?“

„Ja, zusammen mit dem Brandursachenermittler von der Feuerwehr und ja, es war ganz klar Brandstiftung mit Benzin.“

„Frage“, sagte Lüppi. „Stellt euch vor, ihr wollt eine Autowerkstatt in Brand setzten, ja?“

„Mmh.“

„Ihr werdet von dem Wachmann Herrn Pader überrascht, den ihr erschießt und im Container entsorgt, warum steckt ihr danach den Container und den Laden nicht in Brand, weswegen ihr doch gekommen seid?“

„Weil wir Panik bekommen haben?“, fragte Moris.

„Könnte sein“, bestätigte Horst.

„Panik?“, fragte Lüppi nach und sah zu Petra.

„Panik passt nicht. Nicht nach fünf Brandanschlägen“, sagte sie. „Da habt ihr doch schon Übung, da kann euch doch ein toter Wachmann nicht in Panik versetzen.“

„Sehe ich auch so“, bestätigte Lüppi.

„Mord und Brandstiftung sind aber zwei verschiedene Dinge“, entgegnete Horst.

„Na gut. Also Panik könnte es gewesen sein. Was noch?“, fragte Lüppi.

„Gib uns Zeit bis Morgen“, bat Horst. „Wir kümmern uns als erstes um die Patrone und wenn wir Glück haben können wir den Waffentyp eingrenzen.“

„Was wäre denn, wenn die Täter Panik bekommen haben, weil sie den Herrn Pader kannten?“, stellte Moris die Frage.

„Eine gute Idee“, gestand Lüppi.

„Es gibt noch eine Möglichkeit“, sagte Petra. „Vielleicht haben die erst einmal sondiert und wollten hier keinen Brand legen und sind dann überrascht worden.“

„Ist auch möglich“, bestätigte Lüppi.

„Würde auch dazu passen, das letzte Nacht kein Brandanschlag stattgefunden hat.“

„Also haben wir drei denkbare Ansätze. Erstens Panik, zweitens die Täter kannten ihn und drittens beim Auskundschaften wurden sie überrascht“, fasste Lüppi zusammen.

„Viertens, die Brandstifter waren es gar nicht. Es waren nämlich Einbrecher, die überrascht wurden“, sagte Horst.

„Hui, auch ein guter Gedanke“, sagte Petra.

„Dann lasst uns jetzt fahren, sonst wird das heute nichts mehr mit der Patrone“, erwiderte Horst. Während die beiden KTU-Mitarbeiter auf dem Weg zum Auto um das Gebäude gingen, begaben sich Lüppi und Petra noch einmal in den Besprechungsraum. Alle neun sahen die zwei an. Neun deswegen, weil inzwischen auch Michaela Kirchheim, die Frau von Mark, dazu gekommen war. Nachdem sie die beiden auch begrüßt hatte wollte sie wissen.

„Wie geht es jetzt weiter?“

„Der Leichnam ist auf dem Weg in die Rechtsmedizin und wird dort untersucht“, sagte Petra. „Nach der Obduktion wissen wir mehr.“

„Das waren aber die Brandstifter, oder?“, fragte Werner Rotmann.“

„Das könnte sein, aber es gibt auch noch viele andere denkbare Möglichkeiten“, antwortete Petra.

„Wir fangen ja jetzt erst an. Das wird dauern“, ergänzte Lüppi.

„Also müssen wir davon ausgehen, dass die Täter, wenn es dann die Brandstifter waren, es noch einmal versuchen werden? Hier und nebenan?“, fragte Uwe in Richtung Lüppi.

„Ja, müssen wir von ausgehen. Wir fahren jetzt zur Firma Breitschläger.“ Uwe teilte Lüppi noch die Adresse der Wachschutzfirma mit. Danach verabschiedeten sich die beiden. Dirk fragte er, ob Agon Hamit, der ehemalige Freund von seiner Kerstin, die beiden inzwischen wieder aufgesucht oder belästigt hätte. Er verneinte es und Lüppi bat ihn, er solle seiner Kerstin einen schönen Gruß ausrichten und sie fuhren wieder.

Montag, 12.45 UhrEssen Frillendorf

Petra und Lüppi standen vor einem dreistöckigen Bürogebäude, was nicht alt aussah, wie von Uwe beschrieben. Auf dem Vordach waren große Buchstaben angebracht, die zusammen ‚Wachschutz Breitschläger‘ ergaben. Durch die Eingangstür kommend gingen beide auf einen Tresen zu, hinter der eine Frau mittleren Alters saß. Lüppi bat den Herrn Breitschläger sprechen zu dürfen und bevor irgendwelche Fragen gestellt wurden, hielt er ihr seinen Dienstausweis direkt über den Tresen gut sichtbar hin. Die Dame stutzte als sie sich den Ausweis ansah. Sie sagte, sie würde bei dem Chef nachhören. Vier Minuten später kam ein Mann Mitte vierzig die Treppe hinunter.

„Guten Tag, Breitschläger mein Name. Sie sind von der Polizei?“, fragte er.

„Ja, Kriminalpolizei. Meine Kollegin ist Petra Wilkerling und ich bin Martin Lüpke.“

„Hat Ihr Besuch etwa mit Olaf Pader zu tun?“, fragte er.

„Ja, hat er.“ Herr Breitschläger verzog seine Mundwinkel und sagte, sie sollen ihm bitte folgen. Es ging in den ersten Stock. Am Ende des Gangs stand vor Kopf eine Bürotür offen. Das Büro war quer zum Hof gerichtet. Rechts ein Schreibtisch mit passendem Besprechungstisch in der Mitte des Raums. Links drei Sessel mit kleinem Beistelltisch.

„Setzen Sie sich“, sagte Herr Breitschläger und zeigte auf den Besprechungstisch. Das taten die beiden. Nachdem er sich dazugesetzt hatte, fragte er. „Was ist passiert?“

„Vorerst einmal zu Ihrer Person“, sagte Lüppi und Petra holte den Block aus der Tasche. „Sie sind Bernd Breitschläger und der Inhaber der Firma?“

„Ja, das bin ich.“

„Ihr Mitarbeiter Olaf Pader ist heute Morgen tot hinter der Werkstatt aufgefunden worden“, sagte Lüppi.

„Scheiße! Ich habe mir so etwas schon gedacht, als ich hörte das die Kriminalpolizei im Haus ist.“

„Das tut uns sehr leid. Können Sie uns ein paar Fragen beantworten?“, fragte Lüppi.

„Wie ist es passiert?“, fragte Bernd Breitschläger.

„Er ist erschossen worden.“

„Wo hat man ihn gefunden?“

„In einem Metallschrottcontainer. Können Sie uns jetzt die Fragen beantworten?“, fragte Lüppi noch immer freundlich.

„Was wollen Sie wissen?“

„Was für eine Waffe hatte Herr Pader?“

„Ist die etwa weg?“, fragte Herr Breitschläger.

„Hallo!“, sagte Lüppi zu ihm.

„Entschuldigung, Sie hätten nicht gefragt, wenn die Waffe noch da gewesen wäre.“ Er sah Lüppi an und sagte dann. „Alle bewaffneten Mitarbeiter haben seit drei Jahren die USP von Heckler & Koch.“

„Die normale?“, fragte Petra nach.

„Nein, die USP Compact, Kaliber 9 x 19 mm.“

„Was hatte Herr Pader noch so bei sich, also ich meine an Ausrüstung?“

„Taschenlampe, Funkgerät, Kabelbinder und die entsprechenden Schlüssel von dem zu schützenden Objekt“, antwortete Herr Breitschläger.

„Außer seiner Kleidung und dem leeren Holster hatte er nichts mehr“, teilte Lüppi mit.

„Sie beide sind von welcher Inspektion, wenn ich fragen darf?“, fragte Bernd Breitschläger.

„Inspektion 1, Abteilung KK11“, antwortete Lüppi.

„Also die Mordabteilung. Mmh… und Ihr Name ist Lüpke?“

„Ja, sagte ich.“

„Sind Sie dann dieser Kommissar Lüppi?“

„Ist mein Spitzname.“

„Man hört so einiges über Sie.“

„Kann sein. Jetzt mal wieder zurück. Meine Kollegin hat noch einige Fragen an Sie“, antwortete er und sah zu Petra.

„Seit wann war Herr Pader bei Ihnen beschäftigt?“

„Seit vier Jahren und immer zuverlässig.“

„Wie lange war er bei dem jetzigen Objekt und wie lange sollte er noch dort bleiben?“

„Seit vier Nächten. Heute sollte ein Gespräch mit dem Auftraggeber stattfinden, um zu sehen, ob und wie es weitergehen sollte.“

„Der Auftraggeber ist Herr Müller von ‚Fenster und Türen Müller‘?“

„Ja, ist richtig. Da ist er doch gefunden worden, sagten Sie.“

„Nein, er ist nebenan, hinter der Kfz-Werkstatt gefunden worden.“

„Ach so. Dann habe ich das missverstanden“, sagte Herr Breitschläger.

„Sollte er dort nicht auch aufpassen?“, erkundigte sich Petra.

„Doch, da war was. Herr Müller sagte, nebenan wäre die Firma der Tochter und des Schwiegersohns, da sollten wir auch immer wieder vorbeischauen.“

„Haben Sie Objekte bei denen in letzter Zeit Brandanschläge verübt worden sind?“, fragte Petra.

„Nein“, antwortete er etwas zögerlich. Lüppi kam das Nein etwas merkwürdig vor. Petra erging es nicht anders. Lüppi fragte sie, ob sie noch etwas wissen wolle. Sie antwortete mit nein, bat Bernd Breitschläger aber sich zur Verfügung zu halten, da sie bestimmt noch weitere Fragen hätten. Der Chef wollte wissen, ob sie schon bei Frau Pader gewesen wären. Sie sagte ihm, dass sie dort jetzt hin wollten. Beide standen auf und Lüppi schaute einmal auf den Hof. Dort standen vier Transporter und einige Kleinwagen.

„Die lila farbigen Opel Corsa sind die Fahrzeuge für Ihre Mitarbeiter?“, fragte er.

„Ja, die sind für die einzelnen Mitarbeiter. Äh… was ist denn mit dem Wagen von Herrn Pader?“, fragte Bernd Breitschläger zurück.

„Das frage ich mich auch gerade“, gestand Lüppi und sagte zu ihm. „Klären wir und melden uns bei Ihnen.“ Herr Breitschläger suchte noch das Kennzeichen von dem Firmenwagen heraus und Petra notierte es im Block. Dann bedankten sie sich und gingen. Lüppi zog die Tür hinter sich ins Schloss und blieb aber an der Tür stehen. Herr Breitschläger fing postwendend an zu telefonieren. Was er sagte und mit wem er sprach konnten beide nicht verstehen. Kurze Zeit später hatten sie das Gebäude verlassen. Bevor sie fuhren, ließ sich Petra noch die Adresse von Herrn Pader vom wachhabenden Kollegen aus der Wache des Präsidiums geben.

Montag, 14.00 Uhr Essen Stoppenberg

Beide kamen in der Straße ‚In den Lotten‘, im Stadtteil Stoppenberg, am Haus der Familie an. Die Häuser in dieser Siedlung waren alle zweistöckig und hatten jeweils vier Wohneinheiten. Lüppi glaubte, es müssten Häuser einer Wohngesellschaft sein. Unten links wohnte Familie Pader. Der schlimmste Teil des Polizeiberufes folgte nun. Lüppi wusste, nie würde er sich daran gewöhnen können. Für Petra war es das erste Mal. Sie fühlte sich in dem Augenblick sehr unwohl, drückte aber trotzdem auf die Schelle. Sie warteten. Nichts. Keiner machte auf.

„Drück mal auf eine der anderen Klingeln“, bat Lüppi. Petra versuchte es unten rechts. Nach einer halben Minute wurde aufgedrückt. Petra öffnete die Haustür und trat einen Schritt in den Hausflur.

„Guten Tag, Frau Kamper. Ich bin Frau Wilkerling, von der Polizei. Können Sie mir sagen, wann Frau Pader zurückkommt?“

„Polizei? Ist was passiert?“, fragte Frau Kamper.

„Oder, wo wir sie finden können?“, fragte Petra weiter.

„Wenn Sie von der Polizei sind und mir keine Antwort geben und zu Sabine wollen, dann ist etwas mit Olaf, richtig?“ Petra nickte und fragte. „Wie kommen Sie darauf?“

„Ist etwas bei seinem gefährlichen Beruf passiert?“ Petra wippte mit ihrem Kopf hin und her, sagte aber nichts.

„Ach, das ist wie in den Krimis, da dürfen die auch nie etwas sagen, das kenne ich“, sagte sie und schaute auf ihre Armbanduhr, wobei sie sich selbst fragte „Wieviel Uhr haben wir denn? Ah, 2 Uhr. Dann sind die drei schräg gegenüber bei Sabines Mama.“ Frau Kamper zog von innen den Haustürschlüssel aus ihrer Wohnungstür und kam die vier Stufen herunter, direkt auf Petra zu.

„Schauen Sie mal, Fräulein, dort drüben, die dritte Häuserreihe, im ersten Haus, da wohnen die Eltern von Sabine. Sie müssen bei Bönnen klingeln“, sagte Frau Kamper und zeigte aus der Haustür heraus in die entsprechende Richtung. Dabei musterte sie Lüppi.

„Gut, danke schön“, sagte Petra und wendete sich ab. Lüppi und sie wollten gerade losgehen, als Frau Kamper sagte.

„Da vorne kommen die drei.“ Gegenüber aus der dritten Häuserreihe kam eine junge Frau mit zwei Kleinkindern. Da die beiden Kleinen nicht so schnell waren, dauerte es einige Zeit bis sie am Haus ankamen. Währenddessen sprach Lüppi die Nachbarin an.

„Frau Kamper, könnten Sie bitte Frau Pader einen Gefallen tun?“

„Ja und der wäre?“

„Wenn sie gleich hier ankommt und wir mit ihr in die Wohnung gehen, sind Sie dann so lieb und holen Frau Bönnen hierher?“ Frau Kamper musste schlucken, sah Lüppi an und fragte.

„Ist es so schlimm?“

„Ja, ist es, aber versuchen Sie sich nichts anmerken zu lassen.“ Frau Pader sah die beiden und ihre Nachbarin.

„Wollen Sie zu mir?“, fragte sie.

„Ja, wir müssen mit Ihnen sprechen“, antwortete Petra. Nichtsahnend schloss sie ihre Wohnungstür auf und ging mit den beiden Kindern vor. Petra folgte ihr und Lüppi sah wie Frau Kamper losging. Er ließ die Wohnungstür angelehnt. Als er im Wohnzimmer bei den anderen angekommen war, sagte Frau Pader zu den beiden.

„Es tut mir leid, dass ich die Nachbarin von oben so beschimpft habe, das wollte ich eigentlich nicht, aber die hat überhaupt kein Verständnis dafür, dass ich mit den Kleinen mehr Wäsche habe. Bitte, kommt nicht mehr vor.“

„Worum ging der Streit denn genau?“, fragte Lüppi nach.

„Um die Wäschetage auf dem Trockenboden. Es reicht einfach nicht, dass wir nur über die ein auf der anderen Woche die Wäsche aufhängen dürfen.“

„Frau Pader“, sagte Lüppi. „Bitte setzen Sie sich.“ Das tat sie und sah Lüppi gespannt an.

„Ich bin Kriminalhauptkommissar Martin Lüpke von der Kriminalpolizei und wir müssen Ihnen etwas mitteilen.“

„Fliegen wir jetzt aus der Wohnung?“, fragte sie erschrocken nach.

„Nein, darum geht es nicht.“ Er machte eine kurze Pause, sie sah ihn weiter an, dann fuhr er mit ruhiger und leiser Stimme fort.

„Ihr Ehemann ist heute Morgen aufgefunden worden. Ich muss Ihnen mitteilen, er ist einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen.“ Sabine Pader sah ihn an, schüttelte ihren Kopf, dann schrie sie auf. Petra ging zu ihr, setzte sich neben sie und nahm sie in den Arm. Sabine Pader weinte und die beiden Kleinen wollten zu ihrer Mutter. Lüppi fühlte sich genauso hilflos wie in den letzten Jahren, wenn er einer Frau mitteilen musste, dass sie ihren Mann verloren hatte. Petra machte ihre Sache gut, fand er. Sabine Pader legte ihren Kopf bei Petra an die Schulter. Sie fing an zu weinen, die beiden Kleinen sahen ihre Mutter und weinten auch. Die Wohnungstür ging auf und eine Frau um die fünfzig kam hinein, sah Lüppi, dann ihre Tochter und wusste in dem Augenblick, was passiert sein musste. Auch Frau Kamper kam wenige Augenblicke später noch dazu. Petra und Lüppi blieben noch eine dreiviertel Stunde bei der Familie, dann gingen sie. Petra´s Gesicht war auch verheult, es hatte sie sehr mitgenommen. Das sagte sie ihrem Vater unterwegs auch.

„Mein Gott ist das scheußlich, das ist ja so grausam.“

„Stimmt, einfach nur Scheiße!“, antwortete er.

Montag, 16.17 Uhr Polizeipräsidium Essen

Beide kamen wieder im Büro an und Gördi sagte, er war schon dabei die beiden auf die Vermisstenliste zu setzen. Lüppi antwortete ihm, dass er sich darüber freuen würde, wenn er sich um sie beide Sorgen gemacht hätte. Petra nahm das Telefon und rief bei ‚Fenster und Türen Müller‘ an. Mark meldete sich.

„Hallo Mark, hier ist Petra. Wir haben da eine Frage an euch.“

„Ja und, die wäre?“

„Steht bei euch auf dem Gelände der Firmenwagen von Olaf Pader noch?“

„Äh… was hat der denn für ein Auto?“

„Einen Corsa. Warte mal, ich gebe dir das Kennzeichen durch“, sagte sie und tat es. Mark versprach sofort nachzusehen und sich umgehend zurückzumelden. Es verging eine Viertelstunde und Petra´s Telefon schellte.

„Kriminalkommissarin Petra Wilkerling, guten Tag.“

„Ich bin es“, hörte sie Marks Stimme sagen. „Der Wagen ist nicht hier und auch nicht nebenan. Ich habe auch die Straße hoch und runter gesehen, nichts. Kein Opel Corsa weit und breit“, sagte Mark.

„Tja, dann ist der wohl auch weg.“

„Was heißt denn auch weg?“, fragte Mark nach.

„Die Schusswaffe von Herrn Pader und seine übrige Ausrüstung sind auch nicht mehr da.“

„Oh, oh, das hört sich jetzt nicht gut an.“ Nach noch weiteren Wortwechseln war das Gespräch beendet. Lüppi sagte ihr, er würde zwar nicht glauben das Mark Kirchheim mit der Information hausieren gehen würde, aber sie solle demnächst nicht zu viel erzählen. Um 17 Uhr machten die Vier pünktlich Feierabend. Auf dem Parkplatz vor dem Präsidium stand Mario Minnelli, um Petra abzuholen. Bei ihm stand Staatsanwalt Marcel Pohlmeier. Beide sprachen miteinander. Petra ging zu ihnen und Mario winkte Lüppi und den anderen beiden zu. Lüppi fuhr nach Hause und Petra blieb bei den beiden Anwälten stehen. Nach einer halben Stunde fuhr Petra mit zu Mario nach Oberhausen, wo er noch immer wohnte.

Montag, 17.21 UhrEssen Frohnhausen

Lüppi kam Zuhause an, Torti war noch nicht da. Er kochte schon mal Kaffee und stellte fest, die Plätzchen waren alle. Auch nach längerem Suchen im Wohnzimmerschrank und in der Küche fand er nichts Süßes zum Kaffee. Ihm fiel wieder seine sehr lange Junggesellenzeit ein, da war es üblich, dass das Gesuchte nicht da war, weil er mal wieder vergessen hatte, es zu kaufen. Er setzte sich auf die Couch und wartete auf sie. Kurz vor 18 Uhr wurde die Wohnungstür aufgeschlossen und Torti kam herein, aber nicht alleine, Theo war mit dabei. Theo hieß eigentlich Theodor Gränz und war der Arbeitgeber von Torti, sowie ein sehr alter Freund von Lüppi und dessen drei Schulfreunden. Lüppi nahm als erstes seinen Schatz in den Arm. Danach fragte er.

„Hallo Theo, was machst du denn hier?“

„Hallo Lüppi. Marianne meinte, ich solle dir das mal zeigen“, antwortete Theo und hielt ihm einen Zettel entgegen. Lüppi nahm den zusammengefalteten Zettel, klappte ihn auseinander und las, was dort stand.

Wir haben deine Firma im Auge. Wenn du möchten sie behalten, dann du geben uns eine Spende und ihr wird nicht geschehen. Du redest mit keinem, sonst du vielleicht traurig werden. Die Summe der Spende schreibst auf ein Papier und stecke es hinter den Wischer. Wir melden uns bei dir. Spende nicht zu klein, sonst wir traurig werden.

„Na, das ist ja mal was ganz Neues“, stellte Lüppi fest. „So etwas, mit einer Spende, hatten wir hier in Essen noch nicht.“

„Das hat Marianne auch schon vermutet und gesagt, das könnte mit den Brandanschlägen zu tun haben, an denen eure zwei Freunde und deine Kollegen dran sind“, sagte Theo.

„Das könnte gut sein“, bestätigte Lüppi. Theo setzte sich dazu und alle drei tranken Kaffee. Während des Gesprächs überlegten sie, was jetzt am besten zu tun sei. Lüppi machte einen Vorschlag, auf den Theo einging. Torti meinte zu ihrem Liebling.

„Nicht, dass ich keinen Arbeitsplatz mehr habe und den ganzen Tag vor lauter Langeweile Kuchen backen muss.“ Lüppi fand die Idee mit dem Kuchen backen gar nicht so schlecht, nur Theo fand den Sinneswandel von ihm nicht prima. Lüppi erzählte nichts von dem neuen Fall und auch nicht davon, dass er Dirk gesehen hatte. Hätte er sonst eigentlich getan, da aber Theo da war, behielt er es für sich. Petra kam an dem Abend erst sehr spät nach Hause. Von dem Spendenaufruf unter dem Scheibenwischer von Theo´s Auto hörte sie an dem Tag nichts mehr.

Montag, 18.10 UhrEssen Werden

Uwe Müller war Zuhause bei seiner Frau Dorothea, kurz Doro genannt und seinem Vater, der mit im Haus wohnte, angekommen. Er erzählte den beiden von dem toten Wachmann und das Maddin (Lüppi) in dem Mordfall ermitteln würde. Beide machten sich mit Uwe Gedanken, wie der Mord mit den Brandanschlägen in Verbindung stehen könnte.

„Dann wollten die Verbrecher die Werkstatt in Brand stecken und sind von dem Wachmann überrascht worden“, spekulierte Doro.

„Könnte sein, hat Maddin gemeint“, bestätigte Uwe.

„Wieso sagst du, könnte sein?“, fragte Uwe´s Vater.

„Maddin sagte, es würde viele Möglichkeiten geben.“

„Ach, das sagen die immer. Das sieht man in jedem Tatort am Sonntagabend, das heißt nichts“, meinte der Vater.

„Ich glaube auch, er wollte es nur nicht zugeben“, sagte Doro.

„Den Eindruck hatte ich nicht. Da kenne ich unseren Maddin aber anders“, sagte Uwe.

„Du kennst ihn aber nur privat und so gut wie gar nicht als Kriminalbeamter“, erwiderte der Vater.

Montag, 19.50 UhrEssen Freisenbruch

Michaela und Mark Kirchheim saßen zusammen auf der Couch und hatten den Fernseher eingeschaltet. Das Gesprächsthema war klar. Beide machten sich Sorgen um das Team und den Kfz-Betrieb. Zumal ihre Freunde ihre Arbeit dort hatten. Sie hatten beide so viele Fragen, nur keine Antworten. Die Nachrichten im Fernsehen waren schon vorbei und ein Spielfilm begann als Mark zu ihr sagte, sie sollten sich nicht verrückt machen, sie könnten jetzt sowieso nichts tun.

2

25. Juli 1995, Dienstag, 7.55 UhrPolizeipräsidium Essen

Alle vier waren im Büro angekommen und wie meistens kochte Petra Kaffee. Lüppi wollte das Neuste erzählen und bat Heike, Karin und Hans zu holen. Als die beiden da waren, erzählte er, was Theo ihm und Torti erzählt hatte. Den Zettel legte er auch auf den Tisch. Alle staunten darüber, da ihnen so etwas auch noch nicht untergekommen war oder sie von etwas derartigem gehört hatten. Alle sechs setzten sich zusammen und Lüppi wollte wissen, was das denn für fünf Firmen seien, bei denen schon Brandanschläge verübt worden waren.

„Das sind kleinere Firmen“, antwortete Karin. „Hans, du hast doch die Liste.“

„Ein Malerbetrieb, eine Klempnerei, eine Tischlerei und zwei Dachdeckerbetriebe“, gab Hans an.

„Das sind alles Handwerksbetriebe“, stellte Lüppi fest.

„Stimmt, hast recht, aber mal was anderes“, sagte Karin. „Was macht denn jetzt euer Bekannter?“

„Ich habe ihm geraten, er soll seinen Wagen bei sich auf dem Hof parken und nicht an der Straße wie sonst, so dass er ihn sehen kann“, antwortete Lüppi.

„Und, hat er vor, einen Zettel hinter den Scheibenwischer zu legen?“, fragte Karin.

„Ja, ich habe ihm gesagt, er soll eine Frage draufschreiben. Zum Beispiel so etwas wie, was die anderen denn so spenden würden, er hätte keine Ahnung von solchen Dingen.“

„Oh, oh“, sagten Heike und Karin gleichzeitig.

„Den Zettel, den dein Bekannter hinter dem Scheibenwischer gefunden hat, finde ich grundsätzlich aber sehr merkwürdig“, sagte Hans.

„Das muss ich aber auch sagen. Welcher Mensch schreibt einen solchen Zettel denn mit der Hand?“, fragte Karin.

„Einer, der sich sehr sicher ist oder…“, fing Lüppi den Satz an, hörte aber mittendrin auf. Petra führte ihn fort.

„Oder sehr naiv ist.“

„Könnt ihr euch einen Reim darauf machen?“, fragte Heike in die Runde.

„Die Frage, die sich jetzt stellt ist doch, ist das da“, sagte Gördi und zeigte mit dem Finger auf den besagten Zettel. „Ein Einzelfall oder haben alle Handwerksbetriebe so einen Spendenaufruf erhalten?“

„Und was haben sie dann gemacht?“, fragte Petra.

„Na, wahrscheinlich gar nichts“, vermutete Lüppi.

„Genau. Die haben alle gedacht, was soll das denn und haben es ignoriert“, spekulierte Karin.

„Das sollten wir unbedingt in Erfahrung bringen“, meinte Gördi. Das Telefon von Heike schellte. Sie stand auf und ging dran. Es war der wachhabende Kollege aus der Wache von unten. Er suchte Karin und Hans.

„Du, die zwei sind hier bei uns“, sagte sie dem Kollegen.

„Dann richte den beiden bitte aus, es ist eine Streife auf dem Weg nach Kray zu der Firma ‚Sanitär und Heizung Birnbaum‘. Da hat es in den frühen Morgenstunden gebrannt.“

„Nein, nicht noch eine Firma“, erwiderte sie. Danach war das Gespräch beendet.

„Wo hat es gebrannt?“, fragte Karin.

„Bei einer Firma Birnbaum in Kray.“ Lüppi und Gördi sahen einander an und Gördi sagte.

„Da ist er wieder, unser Freund, der Wilfried Birnbaum.“

„Was ich schon seit langem immer wieder sage, es kommt immer alles wieder. Hast du erst einmal mit jemanden zu tun, begegnet er dir mindestens noch ein zweites Mal“, sagte Lüppi. Daraufhin erzählte Gördi den anderen kurz von dem Fall mit Firma Birnbaum. Und Lüppi schilderte die spezielle Art von dem Chef Wilfried Birnbaum. (Kommissar Lüppi, Band 1)

„Ist doch auffällig, dass alle fünf Firmen und jetzt sechs, immer Handwerksbetriebe sind“, sagte Lüppi und sah nachdenklich aus.

„Stimmt“, bestätigte Hans und sah zu seiner Karin.

„Haben wir so nicht betrachtet“, gab sie zu.

„In Ordnung, dann fahrt ihr zwei zur Firma Birnbaum“, sagte Lüppi, wobei er Hans und Karin ansah und sich dann zu Petra wandte. „Und du Petra, fährst bitte mit nach Kray. Das ist ein Thema, was du noch gar nicht kennst. Ich fahr noch einmal zu Uwe und Mark Kirchheim.“

„Und wir zwei hören mal bei den anderen fünf Betrieben nach, ob die auch Zettel hinter den Scheibenwischern hatten“, sagte Gördi und Heike nickte zustimmend. Nach ein paar Minuten waren alle vier weg. Heike und Gördi telefonierten mit den fünf Chefs, zumindest versuchten sie es. Viel Erfolg hatten sie damit nicht. Nachdem sie von fünf Firmen nur eine erreicht hatten, kamen sie auf die Idee, woran es lag.

Dienstag, 9.10 UhrEssen Kray

Die drei kamen auf dem Firmenhof an. Die Feuerwehr war dabei einzupacken und Karin erkannte den Oberbrandmeister, der auch beim letzten Brand dagewesen war. Sie ging auf ihn zu, Hans und Petra folgten ihr. Nach einem hallo, erfuhren sie, der Brand war im hinteren Teil der Werkstatt ausgebrochen.

„Der Schaden hält sich noch in Grenzen. Zum Glück hat einer der Mitarbeiter letzte Nacht schlecht geschlafen und war wesentlich früher hier als erwartet. Er konnte das Schlimmste verhindern.“

„Danke schön“, sagte Karin. „Dann sollten wir mal mit dem Herrn reden.“

„Der Mitarbeiter steht da vorne, bei dem Älteren“, sagte der Oberbrandmeister und zeigte mit dem Finger in die entsprechende Richtung. Als sich die drei den beiden näherten, hörten sie, dass der ältere Mann sich bei dem jüngeren über das frühe Kommen beschwerte und ihm Vorwürfe machte. Petra fand die Vorwürfe unangebracht, da laut der Feuerwehr er es ja gewesen war, der einen großen Brand verhindert hatte.

„Guten Morgen, Kriminalpolizei“, sagte Karin so laut, dass der ältere Mann aufhörte weiter zu reden. „Ich bin Kriminalhauptkommissarin Karin Möller, von der Kriminalinspektion 1.“ Mit dem letzten Wort standen die drei bei den beiden.

„Das sind die Kollegen Kriminalhauptkommissar Hans Groß und Kriminalkommissarin Petra Wilkerling. Mit wem haben wir das Vergnügen?“

„Wilfried Birnbaum, ich bin der Chef hier. Was möchte die Kripo denn hier?“

„Und wie heißen Sie?“, fragte Karin den jüngeren und beachtete die Frage nicht.

„Antworten Sie mir, ich habe Sie etwas gefragt“, entgegnet Herr Birnbaum. Karin sah ihn an, schüttelte ihren Kopf und sah wieder zu dem jüngeren Mann. Petra holte den karierten Block und einen Bleistift aus der Tasche und fing an mitzuschreiben.

„Und?“, fragte sie.

„Ich bin Jens Metzer.“

„Herr Metzer, Sie haben den Brand bemerkt?“

„Ja, ich war heute Morgen ungefähr…“, weiter kam Jens Metzer nicht, da er von seinem Chef unterbrochen wurde, der nun endlich eine Antwort auf seine Frage haben wollte.

„Herr Birnbaum, lassen Sie bitte Herrn Metzer aussprechen und zudem können Sie sich Ihre Frage selbst beantworten“, antwortete Karin recht resolut. Hans, der nie viel sagte, stellte sich dicht neben Herrn Birnbaum, der ihn daraufhin ansah.

„Sprechen Sie bitte weiter“, bat Karin Herrn Metzer.

„Ich war also früher hier und habe, als ich die Halle betrat, den Rauch gesehen. Mit zwei Feuerlöschern habe ich zuerst das größte gelöscht und dann die 112 gewählt.“

„Ja, Klasse“, sagte Hans und schlug Herrn Birnbaum auf die Schulter. „Da freut sich doch Ihr Chef bestimmt, oder?“ Dabei sah er ihn provozierend an. Herr Birnbaum hatte damit nicht gerechnet und sagte nur. „Ja, war total gut.“ Mehr kam nicht von ihm. Karin bat ihn in sein Büro. Der Chef weigerte sich, er würde ja behandelt wie ein Verbrecher und beschwerte sich lautstark.

„Wir können Sie auch mit zum Präsidium nehmen. Unser Chef, Kommissar Lüpke, freut sich bestimmt, Sie wiederzusehen“, sagte Karin.

„Was wollen Sie denn von mir?“, fragte Herr Birnbaum nach.

„BÜRO“, sagte Karin in einem nicht mehr freundlichen und nicht leisen Ton, dabei zeigte sie auf das Gebäude. Der Chef ging vor, die drei folgten ihm.

Dienstag, 9.20 UhrEssen Industriegebiet

Lüppi hatte vorher seinen alten Schulfreund angerufen und stieg nun vor der Firma ‚Fenster und Türen Müller‘ aus seinem Mercedes. Er betrat die Halle und sah Uwe in seinem Büro sitzen. Dieser stand auf und kam ihm bis zur Bürotür entgegen. Eine freundschaftliche Begrüßung folgte und nachdem sich beide gesetzt hatten, erzählte er Uwe von dem Zettel, den Theo an seinem Auto gefunden hatte. Uwe Müller kannte Theodor Gränz genauso gut wie die anderen beiden der Vierergruppe. Das waren Horst Vollmer, der Leiter der KTU und Thomas Denglert, Mitarbeiter beim BKA. Lüppi fragte ihn, ob sie auch einen Spendenaufruf bekommen hätten.

„Ich weiß von keinem“, antwortete er und nahm den Hörer von seinem Telefon in die Hand. Er wählte eine dreistellige Nummer.

„Hallo ihr zwei, kommt ihr mal bitte zu uns?“ Dann hing er wieder ein. Wenige Augenblicke später kamen Michaela und Mark in das Büro von Uwe. Aber auch sie sagten das Gleiche. Auf die Frage von Lüppi, ob die beiden Kollegen Frank und Werner etwas wissen könnten, antwortete Michaela, dann hätten sie ja was gesagt.

„Na, vielleicht haben sie einfach nichts davon erzählt“, überlegte Lüppi laut.

„Ausgeschlossen, es gibt keine Geheimnisse bei uns“, erwiderte Mark.

„Und bei so etwas schon gar nicht“, ergänzte Michaela.

„Und wenn dann hätten wir Lorenzo und Salvatore damit beauftragt“, sagte wiederrum Mark. Lüppi wollte wissen, wer denn die beiden seien. Mark erzählte ihm, das die beiden eigentlich Mitarbeiter von ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘ wären, aber dauerhaft für das Rennteam zur Verfügung ständen. Auf die Frage, was denn die Aufgabe der beiden sei, erfuhr er, sie wären so eine Art private Sicherheitsfirma. Zwei Männer, die italienischer Abstammung wären, die im legalen Bereich Probleme beseitigen würden.

„Wieso habt ihr dann die Firma ‚Wachschutz Breitschläger‘ beauftragt?“, wollte Lüppi erfahren.

„Weil Lorenzo und Salvatore ja mit nach Diepholz waren und wir den beiden keine dauerhafte Nachtschicht zumuten wollten“, sagte Uwe. „Außerdem habe ich das mit Alessio und Antonio auch so abgesprochen.“

„Wer bitte ist Alessio und Antonio?“ Lüppi bekam die Familie Lombardi erklärt. Das Rebecca und Alessio Lombardi die Eltern von Giuseppe wären und Sofia und Antonio Lombardi die Eltern von Francesca und Giovanni. Alessio und Antonio wären Brüder aus dem süditalienischen Kalabrien. Mit ihren Frauen zusammen hätten sie den Großhandel gegründet, der gut laufen würde. Das kam Lüppi bekannt vor, da Thomas Denglert, vom BKA, ihm das erzählt hatte als er das letzte Mal für ein paar Tage bei Torti und ihm zu Besuch war.

„Also, fassen wir mal zusammen. Sie gehen davon aus, Ihre Freunde haben nichts gesagt und dann heißt das, es hat auch nie einen Zettel mit irgendeiner Aufforderung existiert, richtig?“, fragte Lüppi noch einmal nach.

„Maddin“, sagte Uwe zu Lüppi. „Ihr könnt euch doch duzen, warum sagt du sie?“

„In Ordnung“, kam seine Standardantwort und sagte weiter. „Mich nennen alle Lüppi.“ Er hielt den beiden die Hand hin. Mark und Michaela nahmen sie und boten ihm auch das du an, nur Uwe wollte weiterhin bei dem alten Spitznamen bleiben und sagte weiter Maddin. Lüppi erzählte den dreien von den anderen Brandanschlägen und dass es sich um sechs Handwerksfirmen handeln würde. Mark stellte fest, laut Zeitungbericht, wäre es bis dahin zu keiner Gewalttat gekommen.

„Vielleicht hat der Tod von Herrn Pader die Täter so geschockt, dass die jetzt mit den Brandanschlägen aufhören“, überlegte Mark laut.

„Nein, das ist es nicht. In Kray hat es heute Nacht schon wieder gebrannt und wieder ein Handwerksbetrieb.“ Es folgte eine Minutenlange Unterhaltung bis Lüppi bat, er wolle sich noch einmal nebenan im KFZ-Betrieb umsehen.

Dienstag, 9.42 UhrEssen Kray

Im Büro angekommen stellte Karin weiter die Fragen.

„Wie erklären Sie sich den Brand?“, fragte sie Herrn Birnbaum.

„Ich gar nicht, ich bin nämlich kein Feuerwehrmann.“

„Sie haben also keine Idee wie das Feuer ausgebrochen sein könnte?“

„Nein, mein Gott.“

„Ruhig, nicht laut werden, sonst machen wir gleich mit“, sagte Hans und schaute dabei grimmig.

„Lagerte an der Stelle eine brennbare Flüssigkeit?“

„Nein, was soll das denn auch gewesen sein?“

„Wissen wir doch nicht, wir sind ja keine Klempner.“ Herr Birnbaum verzog sein Gesicht.

„Sind Sie erpresst worden oder haben Sie eine Aufforderung erhalten, jemandem etwas zahlen zu sollen?“

„Nein und noch mal nein. So, war es das jetzt? Ich muss heute noch was tun, ich bekomm mein Geld nicht von den Steuerzahlern.“

„Ich geh mal fragen, ob die Brandursache schon feststeht“, sagte Hans und ging. Die Unterhaltung wurde danach nicht besser. Petra sagte die ganze Zeit nichts und schrieb nur mit. Das gefiel ihm nach einer Zeit nicht und sprach Petra abfällig an. Sie ging zur Tür, schloss diese, drehte sich um und antwortete ihm.

„Mein Chef hat mich ja schon vorgewarnt, dass Sie ein nettes Arschloch wären, aber lassen Sie es sich nicht noch einmal einfallen, so mit mir zu sprechen.“

„Was dann, Mädchen? Was willst du denn dann machen? Kannst du denn eigentlich schon alleine die Waffe halten oder muss man dir dabei helfen?“

„Petra, bleib ruhig. Antworte jetzt nicht“, bat Karin.

„Danke, hatte ich auch nicht vor“, antwortete Petra. Hans kam zurück und bat die beiden einmal mit vor das Gebäude zu kommen. Es hätte sich etwas Neues ergeben.

Dienstag, 10.05UhrEssen Frillendorf

Heike und Gördi waren inzwischen bei der zweiten Firma angekommen, die sie nicht erreicht hatten. Es war der Dachdeckerbetrieb ‚Schmaler´s schnelle Dachpfanne‘. Der Inhaber war eigenhändig dabei mit seinen zwei Mitarbeitern verbrannte Gegenstände in zwei Container zu schmeißen.

„Guten Morgen“, grüßte Gördi und stellte Heike und sich vor.

„Morgen, ich bin Jörg Schmaler, was kann ich für Sie tun?“

„Wir haben eine wichtige Frage an Sie, die Sie uns bitte wahrheitsgemäß beantworten“, bat Gördi.

„Und, die wäre?“

„Haben Sie eine Aufforderung bekommen eine Art Spende zu leisten oder sind Sie erpresst worden?“ Herr Schmaler schaute kurz irritiert und antwortete dann.

„Nein… nichts dergleichen.“ Die zwei Mitarbeiter sahen ihren Chef an und Heike konnte sehen, es stimmte nicht.

„Herr Schmaler“, sprach Heike ihn an. „An den Gesichtern Ihrer Angestellten können wir sehen, das war nicht die Wahrheit.“

„Mensch, Jörg, sag doch wie es war. Die Arschlöcher haben doch trotzdem die Firma abgebrannt“, sagte einer der beiden.

„Und jetzt bitte noch einmal“, sagte Gördi.