Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Der Rennfahrer Mark Kirchheim und seine sieben Freunde gehören inzwischen zu den bekannten Teams. Sie nehmen als 'Motorsport Team Kirchheim' an den Deutsche-Tourenwagen-Rennen 1994 teil. Als Fahrzeuge werden zwei AMG-Mercedes C-Klasse eingesetzt. Die Rennsaison läuft gut und auch finanziell ist das Team gut aufgestellt. Währenddessen häufen sich die Autodiebstähle im Ruhrgebiet und der näheren Umgebung, wovon auch die acht Freunde betroffen sind. Bei einem Einbruch in der Werkstatt des Teams werden nicht nur zwei Autos gestohlen, sondern es passiert auch ein schreckliches Unglück, was die Freunde sehr schwer trifft und alle fassungslos macht. Weitere Informationen unter www.MarkusSchmitz.site
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 335
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Autor
Markus Schmitz. Ich bin 1964 in Essen geboren und lebe seit einigen Jahren mit meiner Verlobten in Bochum. Von Beruf bin ich Konstrukteur und habe viele Jahre lang Modellbau betrieben. Im Jahr 2016 entschloss ich mich mit dem Modellbau aufzuhören und habe das Schreiben wieder angefangen. Die ersten drei Bücher handeln von Motorsport und der organisierten Kriminalität. Kommissar Lüppi ist meine erste Kriminalromanreihe.
Weitere Informationen unter www.MarkusSchmitz.site
Inhaltsangabe
Der Rennfahrer Mark Kirchheim und seine sieben Freunde gehören inzwischen zu den bekannten Teams. Sie nehmen als ‚Motorsport Team Kirchheim‘ an den Deutsche-Tourenwagen-Rennen 1994 teil. Als Fahrzeuge werden zwei AMG-Mercedes C-Klasse eingesetzt. Die Rennsaison läuft gut und auch finanziell ist das Team gut aufgestellt. Währenddessen häufen sich die Autodiebstähle im Ruhrgebiet und der näheren Umgebung, wovon auch die acht Freunde betroffen sind. Bei einem Einbruch in der Werkstatt des Teams werden nicht nur zwei Autos gestohlen, sondern es passiert auch ein schreckliches Unglück, was die Freunde sehr schwer trifft und alle fassungslos macht.
Vorwort
Die ursprüngliche Idee war, einen Roman über den Motorsport zu schreiben. Die Grundlage für Band 1 waren die Regeländerungen im Tourenwagensport in den Jahren 1992 zu 1993. Der Band 2 führt die Geschichte von Band 1 weiter. Der Band 3 ist eine eigenständige Geschichte und baut auf die Personen und Orte aus den ersten beiden Bänden auf. Alle drei Bände beschreiben das Leben und den Werdegang der Romanfigur Mark Kirchheim und seinen Freunden, den Motorsportanfängen und dem weiteren Verlauf. Einen ersten Berührungspunkt haben die Freunde mit Kommissar Lüppi, aus der gleichnamiger Romanreihe, in diesem Band und geben einen Ausblick auf Band 4.
Um einen leichteren Überblick zu behalten, habe ich jeweils Tag, Zeit und Ort bei einem Handlungs- und Ortswechsel eingefügt. Ich habe mir bekannte Orte in dem Roman verwendet. Während des Schreibens sind mir vorkommende Personen weiter ans Herz gewachsen.
Diese Geschichte ist reine Fiktion. Die Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Firmen, Hersteller, Orte und Ereignisse entstammen entweder der Fantasie des Autors oder wurden auf fiktionale Weise verwendet. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen, mit Ereignissen und Orte wäre vollkommen zufällig.
Impressum
Texte. ©2019 Copyright by Markus SchmitzAlle Rechte vorbehalten
Umschlag.©2019 Copyright by Markus SchmitzAlle Rechte vorbehalten
Verlag.Markus SchmitzGertrudenhof 144866 [email protected]
5. Juni 25. April 1994, Montag, 11.00 UhrEssen
Mark Kirchheim saß im gemeinsamen Büro von seiner Frau Michaela und sich. Die Hochzeit mit ihr war nun 6 Monate her und beide waren überglücklich. Seit nun 9 Monaten war er offiziell der zweite Geschäftsführer in der Firma ‚Fenster und Türen Müller‘. Auch im Motorsport lief alles zu seiner Zufriedenheit. Das kleine Ruhrgebietsteam war am Ende der vorherigen Saison für seine übermäßige Leistung gelobt worden und mit 78 Punkten hatte er den Titel ‚bester Privatfahrer‘ erlangt. Von der Mercedes Motorsportabteilung hatte das Team nicht nur zwei aktuelle Rennwagen des Typs AMG-Mercedes C-Klasse bekommen, sondern auch eine der begehrten Werksunterstützungen. Wolfgang Seidel von der Hanseaten Bank in Hamburg unterstützte durch sein Sponsoring ein weiteres Jahr das Kirchheim-Team. Die Eltern von Francesca, Giovanni und Giuseppe, die Familien Lombardi, hatten den acht Teammitgliedern einen größeren Renntransporter gekauft, in dem beide Rennwagen transportiert werden konnten. Der vorherige Renntransporter war zu einem guten Preis veräußert worden. Der alte Ford Transit mit dem Kipp-Autotrailer und der alte Transporter standen vor der Halle in Gelsenkirchen, da diese beiden Fahrzeuge nicht mehr dort hineinpassten. Den Mercedes 190E 2,5-16 EVO 2 wollte Wolfgang Seidel nicht mehr zurückhaben, obwohl der nur an das Team ausgeliehen war. Somit waren neben dem 190er auch noch der BMW M3 vorhanden. Trotzdem starte Mark auf die Papiere, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. Er wirkte sehr Gedankenverloren. So abwesend kannten ihn Michaela, Uwe Müller und die Sekretärin Renate Engel gar nicht. Uwe und Michaela standen bei Frau Engel im Büro.
„Sag mal Michaela, was ist denn mit Mark heute los?“, fragte Renate.
„Ja, das wollte ich auch schon fragen. So kennt man ihn gar nicht“, bemerkte Uwe noch.
„Häufig habe ich ihn so auch noch nicht gesehen“, antwortete Michaela.
„Das liegt aber nicht an den bisherigen Rennen dieses Jahr, oder?“, fragte Uwe.
„Mmh… nein, kann ich mir nicht vorstellen.“
„Wieso könnte das an den vier Rennen liegen? Mark hat in Zolder und gestern doch gut abgeschnitten“, sagte Renate und sah dabei Michaela an.
„Mein Vater meinte nicht die vier Rennen im Einzelnen, sondern die Gesamtsumme der Rennen.“
„Jetzt verstehe ich nur noch Bahnhof.“
„Im ersten Rennen im Belgischen Zolder wurde Mark 4. und Giuseppe 6., im zweiten Rennen fiel Giuseppe dann aus und Mark wurde wieder vierter. Gestern am Hockheimring hat Giuseppe seinen ersten Sieg geholt und Mark landete auf dem 2. Platz. Wir haben uns alle riesig gefreut. Im zweiten Rennen wurde Giuseppe dann 2. und Mark ist mit den gleichen Problemen ausgefallen, wie Giuseppe in Zolder.“
„Ja und was soll jetzt daran so schlimm sein?“
„Giuseppe hat jetzt 41 Punkte und Mark nur 35. Aber das wird es nicht sein.“
„Ist irgend etwas mit einer der beiden neuen vollautomatischen Zuschnittmaschinen mit Bearbeitungszentrum?“, fragte Uwe.
„Nein, das hätte er dann gesagt. In der Fertigung war er heute auch nicht lange. Das wird es auch nicht sein.“ Alle sahen weiter zu Mark hinüber. Nach weiteren Minuten des Überlegens sagte Michaela.
„Ich gehe mal zu ihm und frage jetzt einfach.“ Sie öffnete die Verbindungstür zwischen den beiden Büros und ging hinein. Nachdem sie sich auf ihren Bürostuhl gesetzt hatte, rollte sie zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Mark erschrak leicht, da er sie nicht hatte hereinkommen gehört, noch gesehen hatte. Er sah sie an und sagte zu ihr.
„Ich habe dich auch lieb.“
„Was ist los mit dir? Wir drei machen uns Sorgen um dich.“ Mark sah zum Büro von Renate hinüber. Dort saß sie an ihrem Schreibtisch und Uwe stand noch immer dort. Er winkte beide zu sich. Als sie im Büro waren, sagte er. „Setzt euch doch bitte einmal.“
„Was ist los, Mark? Machst du dir über irgendetwas Sorgen?“, fragte Uwe.
„Nein… ja… nein, eigentlich nicht direkt. Äh… ich überlege… ob wir…“
„Ob wir was?“, fragte Michaela.
„Als ich vor zwei Stunden draußen war, hat mich unser Nachbar an den Zaun gewunken.“, sagte Mark.
„Das habe ich gesehen“, sagte Uwe. „Er will den Betrieb aus Altersgründen abgeben und hat mich gefragt, ob ich nicht jemanden wüsste, der den KFZ-Betrieb übernehmen würde.“
„Und kennst du jemanden?“, fragte Michaela.
„Ja, habe ich zu ihm gesagt, ich wüsste da jemanden.“
„Wer denn?“
„Wir.“
„Wir? Was sollen wir denn mit einem KFZ-Betrieb?“
„Deine Idee ist gut, Mark“, sagte Uwe.
„Findest du? Ich bin mir im Augenblick nicht mehr sicher, ob die Idee gut ist.“
„Doch, was will er denn dafür haben?“
„980.000 DM.“
„Ruft doch die anderen an und seht euch alle zusammen den Betrieb an. Ihr wart doch schon mal bei ihm. Die Idee finde ich wirklich gut.“
„Hallo, ihr Zwei. Es ist Klasse, dass sich mein Mann und mein Vater blind verstehen. Das freut mich wirklich, aber könnte einer von euch beiden, Renate und mich mal bitte aufklären, wovon ihr da redet? Welche Idee ist gut?“ fragte Michaela. Mark und Uwe sahen einander an.
„Immer wieder schwierig mit Frauen zusammen zu arbeiten“, erwiderte Uwe.
„Überleg dir, was du jetzt antwortest, mein Schatz“, sagte Michaela und sah dabei Mark an.
„Nein Uwe, das siehst du völlig falsch…“, antwortete Mark und schüttelte dabei übertrieben seinen Kopf. Uwe lachte.
„Und?“, fragte Michaela.
„Mark korrigiere mich, wenn ich falsch liege. Michaela, dein Mann hat sich überlegt, den Betrieb zu kaufen, weil eure Halle jetzt nun doch zu klein geworden ist. Zudem hat auf eurer Hochzeit Giovanni mir gesagt, er würde viel lieber etwas mit Autos machen und nicht irgendwann den Großhandel übernehmen. Frank hat mir erzählt, er würde sich gerne selbstständig machen. Und hast du mir nicht selbst noch vor zwei Wochen erzählt, dass der alte Transporter und der Transit nicht mehr in die Halle passen.“
„Ja, stimmt“, sagte sie und sich zu Mark wendend. „Und ihr kennt den Betrieb?“
„Wir waren vor etwas über drei Jahren bei ihm. Er hat eine Richtbank, die haben wir mal an zwei Samstagen nutzen dürfen.“
„Der Betrieb scheint aber gar nicht so klein zu sein, oder?“
„Er hat vor sieben Jahren den Betrieb von seinem damaligen Chef übernommen. Ganz zu Anfang war da ein Peugeot-Händler drin. Die sind dann irgendwann umgezogen und der Betrieb stand eine Zeitlang leer. Sein damaliger Chef hat dann den Markenlosen KFZ-Betrieb dort eröffnet und eine Lackierkabine eingebaut. Ingesamt sind da fünf Bühnen, vier Montageplätze, eine Grube, ein Kfz-Waschtisch, ein recht großes Lager, vier Büroräume und der kleine Verkaufsraum.“
„Und das Außengelände?“
„Vorne zur Straße ist da genauso viel Platz wie bei uns hier und an beiden Seiten genauso. Hinten auch noch mal. Du kannst einmal um das ganze Gebäude gehen.“
„Willst du den Betrieb alleine kaufen?“, fragte Uwe.
„Weiß ich noch nicht. Soweit war ich überhaupt noch nicht. Kommt ganz drauf an, was die anderen sagen.“
„Würde ich auch so sehen“, bestätigte Michaela.
„Na, dann macht euch mal Gedanken darüber, ihr zwei“, sagte Uwe und gab in Richtung Renate Engel ein Handzeichen des Gehens. Als beide aus dem Büro waren, fragte sie.
„Warum hast du nichts zu mir gesagt und sitzt hier alleine und zerbrichst dir den Kopf?“ Mark sah sie ganz erschrocken an.
„Mmh… ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Tut mir leid, ganz ehrlich. Kommt nicht mehr vor.“
„Okay, mein Schatz.“ Dann gab sie ihm wieder einen Kuss.
„Ich habe noch eine Frage an dich?“, sagte sie zu ihm. Er schaute überrascht. Sie sagte sonst nie so etwas. Was würde denn jetzt kommen, fragte er sich und erkundigte sich.
„Und welche?“
„Hast du ein Problem damit, dass Giuseppe sechs Punkte vor dir liegt?“
„Was? Nein, natürlich nicht. Wie kommst du denn darauf?“
„Ach, nur so, ich wollte es nur wissen. Du möchtest das gerne mit dem KFZ-Betrieb machen, richtig?“ Beide sprachen noch einige Zeit darüber bis sie den Vorschlag von ihrem Vater aufgriff.
„Lass uns die anderen anrufen.“ Was beide dann auch taten. Anschließend ging Mark zu dem Nachbarbetrieb und kündigte seine Freunde, Michaela und sich für nachmittags an.
Montag, 16.50 UhrEssen
Die Mitarbeiter von ‚Fenster und Türen Müller‘ hatten schon fast alle Feierabend gemacht. Uwe, Renate und ein paar kaufmännische Angestellte waren noch da. Fast wie verabredet kamen in kurzen Abständen zuerst Francesca und Frank in ihrem BMW 3er Cabrio. Eine Minute später Giuseppe und Giovanni und auch Moni und Michael kamen. Da Uwe auch neugierig war, ging er mit zum Besichtigungstermin. Herr Majewski, der Inhaber des KFZ-Betriebes, freute sich, dass sie Interesse an seinem Betrieb hatten. Er zeigte den acht Freunden und Uwe Müller alles ausgiebig. Speziell Frank und Giovanni zeigten dabei sehr großes Interesse. Nach zwei Stunden waren sie fertig und baten Herrn Majewski um Bedenkzeit. Im Anschluss setzten sich alle noch bei Uwe im Büro zusammen. Es wurde über alle möglichen Belange gesprochen. Michael, als Elektroniker, waren die teilweise zu erneuenden Leitungen aufgefallen. Einige mussten dringend ersetzt werden. Auch war nicht mehr alles nach Vorschrift. Frank, dem einzigen gelernten Automechaniker waren auch Dinge aufgefallen, die über kurz oder lang ersetzt und geändert werden sollten. Mark fand das große Gelände und die zusätzlichen Möglichkeiten toll. Michaela gefiel die Nähe zur Firma ‚Fenster und Türen Müller‘. Giovanni sah die Chance, doch noch das machen zu können, was er eigentlich immer schon gewollt hatte. Francesca freute sich einfach für ihren Frank und Moni bot sich an, sich um die notwendigen Anmeldungen zu kümmern. Nur Giuseppe saß da und sagte nichts.
„Giuseppe, du sagst gar nichts, gefällt dir das nicht?“ fragte Uwe.
„Doch, das wäre toll. Ich finde es auch Klasse, wenn das klappen würde. Mark, du hast recht mit den zusätzlichen Möglichkeiten und die Fahrzeuge passen dort alle hinein.“
„Du hast aber trotzdem Bedenken?“, fragte Mark.
„Was ist mit dem Kaufpreis? Unsere Eltern brauchen wir erst gar nicht zu fragen. Die haben schon den Renntransporter gekauft.“
„Das ist Michaela und mir klar. Moni, Michael und Frank können das auch nicht leisten, aber ich kann es, wenn wir alle das möchten.“ Giuseppe und die anderen sahen Mark erstaunt an. Uwe schmunzelte und Francesca reagierte als erste.
„Du sprichst von dem Preisgeld auf eurer Hochzeit“, sagte sie.
„Ja, genau.“ Frank lächelte und sagte zu den anderen.
„Das ist doch super, dann kann ich ja doch bei Ford Fischer aufhören.“
„Und ich kann dann mitmachen“, sagte Giovanni.
„Na, super und ich muss dann den Großhandel übernehmen“, sagte Giuseppe.
„Nein, musst du nicht. Wir müssen den Eltern nur klar machen, dass ich das auch kann. Denn schließlich arbeite ich ja schon da, im Gegensatz zu euch“, sagte Francesca.
„Was soll das denn heißen?“, fragte Giuseppe.
„Das wollte ich jetzt auch fragen“, sagte Giovanni.
„Machen wir uns doch nichts vor. Ihr zwei habt kein Interesse an unserer Firma ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘ und das wissen eigentlich auch unsere vier Eltern.“ Giovanni und Giuseppe sahen einander an und Giovanni meinte.
„Sie hat Recht. Fragt sich nur, wie wir den Eltern das erklären?“
„Setzt euch mit ihnen zusammen“, empfahl Uwe.
„Wenn ich das richtig einschätze, kann das auch nach hinten losgehen“, gab Michaela zu bedenken.
„Das befürchte ich auch“, bestätigte Giuseppe.
„Folgender Vorschlag. Michaela und ich kaufen die Firma und du, Frank, wirst mit mir Geschäftsführer. Ihr zwei, Giovanni und Giuseppe, macht weiter mit, wie bisher auch. Giuseppe und ich fahren weiter Rennen. Die drei Mitarbeiter übernehmen wir. Der Eine hat doch auch einen Meistertitel. Wir machen ein Tor zwischen den beiden Firmen und wenn etwas Wichtiges tagsüber ist, bin ich ja nicht weit weg. Aber nur, wenn ihr alle damit einverstanden seid“, sagte Mark.
„Ja und ich kann zu Anfang auch einiges an Verwaltungsarbeit mit übernehmen, denn schließlich habe ich ja Automobilkauffrau im Porsche-Zentrum gelernt“, sagte Michaela. Alle sahen einander an, keiner sagte etwas. Mark kamen die ersten Zweifel – war das jetzt falsch, den Vorschlag zu machen? – fragte er sich. Giuseppe sah seinen Cousin an. Der nickte in dessen Richtung zurück.
„Giovanni, du möchtest das gerne machen?“, fragte Giuseppe. Dieser nickte.
„Wenn ich so darüber nachdenke, ich fahre gerne die Rennen und ich schraube auch an beiden Fahrzeugen gerne mit, aber das als Beruf? Mmh… nein, ich glaube, dazu hätte ich keine Lust“, ergänzte er noch.
„Na, dann ist doch alles klar, oder?“, fragte Francesca und sagte weiter. „Giuseppe, du kannst doch dann bei unserem Großhandel helfen und wenn es nötig ist, bist du in der Werkstatt.“
„Klingt doch gut“, sagte Frank.
„Finde ich auch“, meinte Giovanni.
„Okay, einverstanden, lasst es uns so machen“, bestätigte Giuseppe.
„Dann gehen Michaela und ich morgen zu Herrn Majewski und sagen ihm Bescheid, dass wir das machen und ich den Betrieb übernehme“, sagte Mark. Er sah zu Uwe hinüber, der lächelte zurück.
„Und ich frage morgen, mit welchen Lieferanten Herr Majewski bis jetzt zusammengearbeitet hat und rufe bei der Innung an.“ Die Vorschläge gefielen allen und es wurde noch bis 21 Uhr über weitere Details gesprochen.
26. April 1994, Dienstag, 9.30 UhrEssen
Michaela und Mark hatten nach 8 Uhr noch einiges mit Uwe besprochen. Sie hatte ihren Vater gefragt, ob er sich Gedanken machen würde, dass Mark sich dann nicht mehr nur um ‚Fenster und Türen Müller‘ kümmern würde. Uwe hatte geantwortet, er würde sich keine Sorgen machen und er fände es nach wie vor eine gute Idee. Um halb zehn standen die beiden bei Herrn Majewski im Büro. Er freute sich, dass Michaela und Mark sich entschlossen hatten den KFZ-Betrieb zu übernehmen. Es müsste zwar am Gebäude noch einiges gemacht werden, aber nichts war direkt akut. Alle drei besprachen die Vertragsbedingungen. Diese zeigten sie hinterher Uwe. Er machte anschließend für die beiden einen Termin am darauffolgenden Donnerstag bei einem Notar, den er näher kannte. Mark ging um 11 Uhr noch mal zu Herrn Majewski, um ihn auf Änderungswünsche anzusprechen, die Uwe angemerkt hatte. Für 17 Uhr machten die beiden einen weiteren Gesprächstermin aus.
Dienstag, 10.15 UhrPolizeiwache Essen Rellinghausen
An der Wache klingelte ein Mann mittleren Alters. Der wachhabende Polizeibeamte am Empfang betätigte den Türdrücker und der Besucher trat ein. Er fragte ihn, was der Grund für sein Kommen sei. Dieser antwortete, dass sein Mercedes S 600 der Baureihe W140 gestohlen worden sei. Nachdem er seinen Namen und seine Anschrift angegeben hatte wurde er noch gefragt.
„Wann haben Sie Ihren Wagen das letzte Mal gesehen?“
„Gestern Nachmittag um 17 Uhr, da habe ich ihn vor dem Haus geparkt und heute Morgen war er weg.“
„Welche Farbe hat der Wagen?“
„Perlmutt Weiß, war eine Sonderanfertigung bei Mercedes. Da habe ich lange drauf warten müssen.“
„Sonst noch etwas Auffälliges?“
„Ja, die rote Volllederausstattung hat eine Menge Geld gekostet. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich den Wagen wiederbekomme?“, wollte der Besitzer des Mercedes wissen.
„Ganz ehrlich, ich kann Ihnen da keine großen Hoffnungen machen“, antwortete der Polizist und fragte weiter. „Gibt es noch etwas? Wieviel hat der Wagen gelaufen?“
„Keine 5000 km.“ Nachdem eine Anzeige wegen Diebstahl erstellt worden war unterschrieb er diese und verließ kurze Zeit später wieder die Wache. Die Anzeige kam später in die Polizei-Auflistung der Autodiebstähle der Stadt Essen.
Dienstag, 17.10 UhrEssen
Michaela, Mark und Uwe waren wie vereinbart noch einmal bei Herrn Majewski, um noch das eine und andere zu klären. Das junge Ehepaar merkte schnell, dass Uwe durch seine Erfahrung mit dem eigenen Betrieb die sicherste und beste Unterstützung war, die sie bekommen konnten.
27. April 1994, Mittwoch, 10.00 UhrDuisburg
Einer der beiden Chefs der Firma ‚Italienischer Großhandel Lombardi‘, Alessio Lombardi, betrat das Büro seines Bruders Antonio. Dieser telefonierte in dem Augenblick mit einem Händler im süditalienischen Kalabrien. Als er fertig war fragte Alessio. „Hat Giovanni euch auch von der Kfz-Werkstatt erzählt?“
„Ja, hat er. War Giuseppe auch so begeistert davon?“
„Nein, er fand das zwar eine tolle Sache. Giovanni war bestimmt sehr begeistert, oder?“
„Ja, war er. Mark und Michaela wollen den Betrieb kaufen?“
„Hat Giuseppe auch erzählt. Mark nimmt einen Teil des Preisgeldes, das er letztes Jahr bekommen hat.“
„Das macht er auch richtig. Ist die richtige Entscheidung. Die Halle in Gelsenkirchen ist auch viel zu klein, wenn die Acht erfolgreich sein wollen.“
„Sehe ich auch so. Giovanni möchte doch bestimmt dort mitarbeiten?“
„Mmh und wird jetzt noch weniger Interesse haben hier im Großhandel Verantwortung zu übernehmen“, sagte Antonio.
„Wenn wir es unterbinden, wird das nicht der richtige Weg sein“, gab Alessio zu bedenken.
„Hat Sofia auch gesagt. Sie meinte, wir sollten ihn doch machen lassen. Zudem wäre Francesca hier und würde schon jetzt viel mehr tun, als wir das je gedacht hätten.“
„Überraschenderweise hat gestern beim Abendessen Emilia Giuseppe auf sein ‚Lotterleben‘ angesprochen und Josef sagte, ob er an den Tagen, an denen er nicht mit Renn-Vorbereitungen beschäftigt ist, nicht mal in der Firma etwas tun wolle.“
„Aua! Und wie hat er darauf reagiert?“
„Was meinst du, wie er reagiert hat?“
„Er hat sich aufgeregt und hat bestimmt zu Josef gesagt, er solle sich um seine Dinge kümmern.“
„Das war auch mein erster Gedanke.“
„Und?“
„Er hat Josef etwas betreten angesehen, hat ihm aber keine Antwort gegeben. Josef hat ihn daraufhin noch mal angesprochen und ihm gesagt, er selbst hätte gesagt, er sei jetzt sein Opa. Und als sein Opa dürfe er ihn darauf hinweisen.“
„Meine Güte. Hat er geantwortet?“
„Ja. Er hat ihm gesagt, er habe Recht damit und er ist vorhin um 9.30 Uhr gekommen und hat sich zu Francesca gesetzt, die ihm erstmal gesagt hat, dass er ab morgen um 9 Uhr kommen soll.“
„Und?“
„Er hat sich entschuldigt bei ihr.“
„Bitte? Er hat sich entschuldigt?“
„Ja. Vielleicht haben unsere Frauen ja Recht damit, dass wir Giovanni in der Werkstatt arbeiten lassen sollen, wenn er das möchte. Und Francesca kümmert sich um Giuseppe.“
„Sofia hat zu mir gesagt, dass du und ich ja auch nicht das gemacht haben, was Vater wollte.“
„Stimmt auch.“
28. April 1994, Donnerstag, 10.30 UhrEssen
Mark hatte Uwe zum Vorgesprächstermin mit Herrn Majewski beim Notar mitgenommen. Michaela fand es sinnvoller, wenn ihr Vater dabei war als sie selbst. Mit Uwes Auto waren alle drei dorthin gefahren. Auf dem Weg dahin machte Uwe den Vorschlag, dass die Lohnbuchhaltung von ‚Fenster und Türen Müller‘, die Abrechnungen der Mitarbeiter der Werkstatt mit übernehmen könnte. Das fand nicht nur Mark Klasse. Beim Notar angekommen ging dieser mit beiden Parteien die Aufstellung der Unternehmensbewertung durch, die Herr Majewski schon hatte erstellen lassen. Als nächstes wurde über die Durchführung einer Betriebsprüfung gesprochen. Hier machte Uwe den Vorschlag, am nächsten Tag durch zwei Mitarbeiter aus der Buchhaltung von ‚Fenster und Türen Müller‘, die Buchführung durchsehen zu lassen. Denn schließlich handelte es sich nur um eine kleine Kfz-Werkstatt und nicht um ein mittelständiges Unternehmen. Zum Schluss erstellte der Notar mit beiden Parteien noch einen Kaufvertragsentwurf. Auch der zeitliche Ablauf bis zur Eintragung ins Grundbuch wurde geklärt. Für den darauffolgenden Montagvormittag wurde der abschließende Notartermin ausgemacht. Das Geld würde Mark danach am Montagmittag auf das Notaranderkonto anweisen. Alle drei fuhren anschließend mit Uwes Mercedes 300D zurück.
29. April 1994, Freitag, 9.45 UhrEssen
Herr Majewski hatte bei Mark und Michaela angerufen, sie mögen doch einmal zu ihm kommen. Das taten beide auch sofort. Als sie in seinem Büro waren, erkundigte sich Mark nach dem Grund. Herr Majewski wollte seinen drei Mitarbeitern die neuen Chefs vorstellen. Alle drei fanden es toll, dass Mark es war, der die Firma übernahm. Ihn kannten sie schon seit ein paar Jahren vom sehen. Mark ging es genauso, aber ihre Namen erfuhr er erst zu diesem Zeitpunkt. Die drei Mitarbeiter waren Gerd Baumann, Torsten Mayer und Achim Voigt, der auch einen Meistertitel hatte.
„Herr Kirchheim, ich hätte dann da ein paar Fragen an Sie“, sagte der Meister und sah Mark an.
„Ja und die wären?“
„Können Sie uns sagen was Sie genau mit der Firma vorhaben? Wir haben gehört, Sie sind jetzt zweiter Geschäftsführer von nebenan und wollen doch bestimmt nicht in das KFZ-Gewerbe einsteigen, oder?“
„Nein, nicht direkt. Wir brauchen für unser Team eine größere Werkstatt und da bot sich der Kauf dieses Betriebes sehr an, zumal sie ja direkt an ‚Fenster und Türen Müller‘ grenzt.“ Bei allen drei veränderte sich der Gesichtsausdruck etwas.
„Dann werden Sie uns alle drei nicht brauchen und ein oder zwei von uns müssen in absehbarer Zeit gehen?“
„Nein, das wollte ich damit nicht gesagt haben. Wir werden Sie alle drei brauchen, uns fehlen im Grunde eigentlich mindestens zwei Mitarbeiter“, sagte Mark und wartete auf die Reaktion der drei. Der Gesichtsausdruck wurde wieder besser.
„Unser Team besteht aus acht Leuten. Zwei Fahrern, Giuseppe Lombardi und mir. Der Fachmann und Chefmechaniker ist Frank Lönz. Zweiter Mechaniker und Elektroniker ist Michael Böster. Ein weiterer Mitstreiter ist Giovanni Lombardi, er befindet sich aber noch am Anfang und unsere drei Frauen im Team. Uns acht ist an den ersten beiden Rennwochenenden klar geworden, dass, wenn wir dieses Jahr als nicht privates Team erfolgreich sein wollen, wir uns größer aufstellen müssen. Denn sonst sind wir nächstes Jahr die Werksunterstützung von Mercedes wieder los.“ Mark machte eine kurze Pause, um dann fortzufahren. „Machen Sie drei sich also keine Sorgen um Ihre Arbeitsplätze.“
„Soll die Werkstatt für Kunden bestehen bleiben?“, fragte Gerd Baumann.
„Ja, auf jeden Fall. Wir werden uns zwar in allererster Linie um die beiden Rennwagen kümmern, aber das wird fünf oder sechs Leute nicht fünf Tage in der Woche auslasten.“
„Sie sagen fünf oder sechs Leute. Wer sind die anderen?“ fragte Achim Voigt.
„Wir haben uns das so vorgestellt. Frank wird mit mir zusammen Geschäftsführer. Sie, Herr Voigt, werden wie bisher auch, die Werkstattleitung übernehmen. Michael wird auf jeden Fall auch hier anfangen zu arbeiten. Er ist zwar nicht gelernter Automechaniker, hat aber durch die Jahre im Motorsport und dem Team sehr viel Erfahrung. Er ist in der Lage viele Dinge selbstständig erledigen zu können und lernt sehr schnell. Bei Giovanni wissen wir noch nicht, ob er dazu kommt.“
„Das heißt, wir arbeiten an den beiden Rennwagen, nehmen auch weiterhin Kundenfahrzeuge entgegen und fahren an den Rennwochenenden mit zu den Rennen?“ fragte Torsten Mayer.
„Ob Ihr mit zu den Rennen kommt, müssen wir noch sehen. Das könnte ein Problem mit den anderen geben, wenn Ihr bezahlt werdet und sie nicht. Ihr müsst wissen, dass die ganzen Jahre die anderen das alles als Hobby gemacht haben. Hinzu kommt noch, dass Frank und Michael bis vor zwei Jahren ihr eigenes Geld mit dazugegeben haben, damit wir bzw. ich an den Rennen teilnehmen konnte. Unter der Hand haben wir Fahrzeuge repariert und gewartet, um die Kosten klein zu halten. Michael hat sich sogar mal Geld bei seinen Eltern geliehen, weil wir nicht weiterwussten.“
„Hui, jetzt verstehe ich Ihre Bedenken“, sagte Achim Voigt.
„Daher wird es schon aus finanziellen Gründen nicht immer möglich sein, Euch alle an den Wochenenden zu bezahlen.“
„Ich weiß nicht wie meine beiden Kollegen darüber denken, aber mich würde es schon interessieren, wie das an den Rennwochenenden so abläuft. Und da meine Frau mich mit meinem besten Freund betrogen hat und zu ihm gezogen ist, habe ich an den Wochenenden meist nichts vor. Ich würde mir das gerne ansehen.“, sagte Achim Voigt.
„Dann kommen Sie drei übernächstes Wochenende doch mit zum Nürburgring und sehen sich das alles mal ganz unverbindlich an. Wenn danach einer von Ihnen Lust und Spass hat mitzumachen, ist er sehr gerne eingeladen. Was halten Sie davon?“ Alle drei bestätigten, dass sie mitkommen und sich es einmal ansehen würden. Mark und Michaela wünschten den Dreien schon mal ein schönes Wochenende und verabschiedeten sich auch von Herrn Majewski. Am Nachmittag kamen die beiden Mitarbeiterinnen aus der Buchhaltung von ‚Fenster und Türen Müller‘ in das Büro von Mark und zeigten ihm und Michaela die Buchführung von dem KFZ-Betrieb. Beide hatten nichts Auffälliges gesehen und sagten, dass alles in Ordnung sei. Auch Uwe sah anschließend noch einmal drüber. Die Mitarbeiterinnen brachten anschließend die Ordner zurück zu Herrn Majewski.
2. Mai 1994, Montag, 10.15 UhrEssen
Michaela, Mark und Herr Majewski hatten den entscheidenden Notartermin. Nachdem der Notar den Vertrag allen laut vorgelesen hatte, unterschrieben Mark und Herr Majewski diesen. Mark und Michaela fuhren direkt im Anschluss zur Bank und überwiesen das Geld auf das Notaranderkonto. Mit Herrn Majewski war vereinbart worden, dass er bis Ende Mai mit in der Werkstatt blieb und das Mark offiziell am 9. Mai, nach dem nächsten Rennen, den Betrieb übernahm.
Montag, 17.00 UhrGelsenkirchen Feldmark
Die acht Freunde hatten für diesen Tag nichts an den Rennwagen zu tun, zumal beide Wagen schon in dem Renntransporter verstaut waren. Trotzdem wollten sie sich aber in der Halle treffen. Michaela und Mark kamen dort an. Alle anderen waren schon da und saßen in dem kleinen Büro. Das Gesprächsthema war vorgegeben. Als beide im Türrahmen standen, fragte Frank. „Hallo, ihr zwei und Chef, wie sieht es aus, habe ich einen neuen Job?“
„Hallo, zusammen. Ja, hast du und ab nächsten Montag kannst du anfangen. Wie lange ist deine Kündigungszeit?“
„Habe ich gestern nachgesehen, es sind 14 Tage.“
„Okay, das heißt, du kündigst morgen?“, fragte Mark.
„Ja, genau.“
„Dann bist du ab dem… mmh, 14. Mai in der Werkstatt?“, fragte Mark und sah dabei auf den Kalender an der Wand.
„Richtig“, bestätigte Frank und sah dabei zu Michael. Michaela und Mark sahen es, wie alle anderen auch.
„Tja, ich hoffe ihr drei seid mir nicht böse, aber ich will erstmal bei der Firma bleiben, wo ich jetzt bin“, sagte Michael und schaute dabei zu den beiden und Frank.
„Hoppla, das kommt überraschend“, sagte Michaela. Mark nickte dazu. Während Frank fragte. „Wie kommst?“
„Ich bin mir unsicher und wäre da einer von drei Mitarbeitern unter dem Meister und dazu noch ungelernt. Ich möchte erstmal abwarten.“
„Schade Michael, ich kann dich aber verstehen. Du bist aber nach Feierabend und an den Wochenenden dabei?“, wollte Mark wissen.
„Natürlich, wie bisher auch.“
„Ich bin aber mit dabei und das ganz offiziell“, sagte Giovanni.
„Ui, das ist aber jetzt auch eine Überraschung“, sagte Frank.
„Ich habe am Wochenende mit unseren Eltern gesprochen und ganz überraschend waren die damit einverstanden. Mein Vater möchte aber, dass ich dann auch eine Lehre mache. Das geht doch, oder?“
„Na, klar doch. Der Achim Voigt ist dann als Meister dein Ausbilder“, sagte Mark. Nachdem sich auch Michaela und Mark noch in das kleine Büro gezwängt hatten, fragte Frank. „Wie teilen wir eigentlich die Büros auf und was machen wir mit dem Verkaufsraum?“
„Dazu haben wir uns auch schon Gedanken gemacht“, sagte Mark und sah in die Runde.
„Und welche?“, fragte Giuseppe.
„Unser Vorschlag wäre, dass erste Büro von Herrn Majewski nimmst du, Frank. Wir stellen für mich oder Michaela oder Francesca einen zweiten Schreibtisch hinein. Das zweite Büro bleibt für eine eventuelle Mitarbeiterin. Das dritte ist sehr klein, wie dieses hier und kann als Aktenablage benutzt werden. Das vierte ist wieder so groß wie das erste und wird von allen hier als Treffpunkt für Teambesprechungen und weiteres verwendet.“
„Für Teambesprechungen?“ „Kommt da auch eine neue Kaffeemaschine hinein?“ „Kriege ich da meinen eigenen Stuhl?“, waren die Fragen von Frank, Giovanni und Michael.
„Habt hier eigentlich keine anderen Sorgen?“, fragte Moni.
„Der Verkaufsraum ist ja im Augenblick nur Abstellplatz und sieht von draußen echt schlimm aus“, sagte Michaela.
„Und daher könnten wir den M3 und den 190er dort hineinstellen. Dann vielleicht noch die bisherigen Pokale dazu.“
„Ist jemandem von euch eigentlich aufgefallen, dass die Hausnummer der Werkstatt die gleiche ist wie die Startnummer des M3`s?“, fragte Moni.
„Stimmt, die Hausnummer ist 25, genauso wie die alte Startnummer“, sagte Mark.
„Das ist bestimmt positiv“, sagte Moni.
„Wie soll die Werkstatt eigentlich heißen?“, fragte Francesca.
„Was haltet ihr von ‚Motorsport Team Kirchheim und Werkstatt‘?“, fragte Michaela. Die anderen sechs fanden die Namensgebung Klasse.
„Für das dritte Büro würde mir aber die alte Küche hier aus der Halle besser gefallen. Wie häufig konnte die hier nicht benutzt werden, weil da Dinge drauf abgelegt worden sind, die nicht dort hingehörten“, sagte Francesca.
„Da hat sie Recht“, bestätigte Michaela und Moni stimmte zu. Somit wurde festgelegt, die Aktenablage in einen Teil des Lagers zu verlegen. Es wurde noch bis zum Abendessen über einzelne Dinge gesprochen. Das Abendessen holten die drei Frauen wie üblich, 200 Meter die Straße herunter, in der ´Frittenbude´ an der Ecke. Das häufige Abendessen von dort würde bald ein Ende haben. Darüber waren die drei schon mal sehr froh. Nur die fünf Männer fanden es schade. Speziell Mark, Michael und Frank machten sich ernsthafte Sorgen, dass die nun seit fünf Jahren dauernde Tradition ein Ende finden sollte.
5. Mai 1994, Donnerstag, 9.15 UhrEssen
Achim Voigt, der Meister von nebenan kam in eine der Fertigungshallen von ‚Fenster und Türen Müller‘. Ein Mitarbeiter begleitete den Besucher zum Büro von Michaela und Mark. Dort angekommen klopfte er an die Tür mit Glaseinsatz. Mark stand vom Schreibtisch auf und machte ihm die Tür auf. „Guten Morgen, Herr Voigt“, sagte er und auch Michaela begrüßte ihn. Nachdem auch er beiden einen guten Morgen gewünscht hatte, sagte er.
„Ich wollte fragen, ob das in Ordnung wäre, wenn ich schon heute mit zum Nürburgring kommen würde, statt Samstag erst nachkomme?“
„Von mir aus können Sie auch heute schon mitkommen“, sagte Mark und Michaela ergänzte noch. „Wir haben aber nichts zum schlafen für Sie dabei.“
„Das habe ich mir schon gedacht und habe Liege und Schlafsack einpackt.“
„Gut, dann ist das ja schon mal geklärt. Dann fahren wir heute Mittag um 13 Uhr hier los.“
„Kann ich irgendwo mitfahren oder soll ich selbst?“
„Nein, Sie können mitfahren. Giovanni bringt einen VW Bus mit.“
„Gut, dann bis um eins.“ Achim Voigt ging daraufhin wieder.
Donnerstag, 12.55 UhrEssen
Francesca hatte Frank von der Arbeit abgeholt und beide kamen mit dem Renntransporter von Gelsenkirchen. Frank fuhr in die Straße ‚Neue Industriestraße 23‘ auf das Gelände von ‚Fenster und Türen Müller‘. Michaela und Mark hatten sie kommen gesehen und verabschiedeten sich von Renate Engel und Uwe. Draußen war Achim Voigt mit Liege und Schlafsack eingetroffen. Zwei Minuten später kam ein weißer VW Bus aus Duisburg mit Giovanni, Giuseppe, Michael und Moni an. Mark ließ seinen Wagen vor der Firma stehen.
8. Mai 1994, Sonntag, 8.45 UhrNürburgring in der Eifel
Auf dem Grand Prix Kurs waren die letzten Warm-up der kleinen Rennserien gestartet. Während Giuseppe, Mark, Michaela und Francesca noch in der Sitzgruppe des Renntransporters frühstückten waren Frank, Michael und Giovanni mit den drei neuen Mitarbeitern aus der Werkstatt in der Box. Gerd Baumann und Torsten Mayer waren am Samstagmorgen am Ring eingetroffen. Alle drei Neuen bemerkten bereits am Samstag, dass die acht Freunde ein eingespieltes Team waren. Zuerst war Achim Voigt das am Donnerstagnachmittag aufgefallen, als das Team am Ring angekommen war. Alles lief wie ein Schweizer Uhrwerk ab. Ein jeder richtete die Box mit ein, machte Handreichungen, keiner stand im Weg rum, alle wussten genau, was zu tun war, jeder Handgriff saß. Und das Bemerkenswerteste war für ihn, dass die drei Frauen mit anfassten und genau wussten, wo was hinkam. So war er schon etwas verwundert, das Michaela und Francesca ihm sagten, was er tun könnte. Dabei stellte er fest, dass er es war, der die einstudierte Choreographie störte. Alle drei Neuen erfuhren, dass auch der ungelernte Giovanni bereits viel Erfahrung hatte. Speziell Frank bekam viel Respekt und Achtung. Alle drei staunten mit was für einer Leichtigkeit er die aufwendigen Fahrwerke einstellte, wenn Mark und Giuseppe von Trainingsrunden wieder zurückkamen und sagten, was sie geändert haben wollten. Frank gab klare Anweisungen an Michael und Giovanni, was die beiden wo verändern sollten. Achim Voigt wurde an diesem Wochenende bewusst, was für ein Fachmann und Profi sein neuer Chef Frank Lönz war. Es war neun Uhr geworden, da kamen Emilia und Josef mit Rebecca und Alessio in die Box. Die drei Neuen wunderten sich schon etwas, wie vertraut alle miteinander umgingen. Zu noch größerer Verwunderung kam um halb zehn Janni Mascali mit Alice noch hinzu. Mark und Giuseppe befanden sich inzwischen auch dort und begrüßten die beiden genauso freudig. Auch die anderen aus dem Team taten das bei Janni und Alice. Das herzliche in den Arm nehmen, links und rechts einen Kuss geben kannten die drei noch nicht. Sie wussten aber wer dieser Janni Mascali war und dass er für ein Alfa Romeo Team fuhr und im letzten Jahr die Rennserie gewonnen hatte.
Sonntag, 13.55 UhrLüdinghausen
Die Stadt Lüdinghausen befindet sich südwestlich von Münster im Kreis Coesfeld. Nur wenige Autominuten von Lüdinghausen entfernt gab es ein altes Gehöft. Dieses war Mitte des 17. Jahrhunderts in einer U-Form angelegt worden. Auf den beiden längeren Längsseiten befanden sich zwei sich gegenüberliegende Stallungen. Vor Kopf verband das Haupthaus die beiden Stallungen miteinander. Eine fünfhundert Meter lange Zufahrt führte zu dem Bauernhof. Auch wenn die Gegend für ihre recht flache Landschaft bekannt ist, war der Hof von der Straße nicht einsehbar. Ein in 1000 Meter parallel zur Straße verlaufender Nadelbaumwald versperrte die Sicht darauf. War man auf dem einspurigen Weg durch den 300 Meter langen Wald gefahren, sah man den Hof, der Hermann Greiswald gehörte. Zu diesem Zeitpunkt kamen zwei Fahrzeuge auf den Hof gefahren. Da es häufig still war, fielen die Motoren- und Fahrzeuggeräusche auf. Ein Mitarbeiter in einer grünen Latzhose schaute aus einem der alten Fenster. Ein doppelflügeliges Tor wurde geöffnet und beide Fahrzeuge fuhren in die linke Stallung. Der Mitarbeiter betätigte einen Schalter. Ein 10 Meter langer und 4 Meter breiter rechteckiger Teil des Bodens wurde seitlich angehoben. Das erste Fahrzeug fuhr langsam die nun sichtbar gewordene Rampe hinab während das zweite Fahrzeug im rechten Teil der Stallung abgestellt wurde. Der Mitarbeiter betätigte wieder den Schalter und die seitlich angehobene Bodenplatte senkte sich wieder. Als sie unten war sah man nur gestapelte Heuballen. Der Mitarbeiter in der grünen Latzhose hieß Holger. Er ging nun durch eine schmale Tür in das Untergeschoss und öffnete die Tür des in die Tiefe gefahrenen Wagens.
„Was habt ihr denn da mitgebracht?“, fragte er.
„Na, das siehste doch“, antwortete Kai, der Fahrer. Hermann Greiswald befand sich in seinem Arbeitszimmer im Haupthaus als die zwei Männer aus dem zweiten Wagen durch die Tür ins Zimmer traten.
„Wir sind wieder da, Boss“, sagte der erste. Sein Name war Heiko und der zweite hieß Jan. Hermann Greiswald sah nicht vom Schreibtisch auf, da er wusste, wer da gekommen war.
„Was ist es?“, fragte er.
„Ein Porsche“, antwortete Heiko.
„Welcher?“
„Ein 944.“ Hermann Greiswald sah nun doch hoch, drehte seinen Kopf zu den beiden und fragte. „Wieso?“
„Der stand da so. War eine tolle Gelegenheit“, antwortete Jan.
„Was soll ich denn damit?“ Es kam aber keine Antwort von den beiden. Nach einigen Augenblicken donnerte die rechte Hand von Herrn Greiswald auf den Schreibtisch, so dass die Papiere, die darauf lagen, ein bisschen in die Höhe flogen.
„Was soll ich denn damit?“, schrie er noch einmal.
„Verkaufen, Boss“, sagte Heiko ziemlich kleinlaut. Hermann Greiswald nahm seinen rechten Zeigefinger und tippte sich an die Stirn. Die beiden gingen wieder.
„Ihr seid Hampelmänner“, rief er den beiden nach. Heiko und Jan gingen ebenfalls in das Unterschoss, wo sich noch immer die beiden anderen befanden.
„Was hat er gesagt?“, fragte Kai.
„Ist die falsche Karre. Der Boss ist sauer“, antwortete Heiko, der so etwas wie die linke Hand von Hermann Greiswald war.
„Und jetzt?“, fragte Kai.
„Wir fahren noch mal los und schauen nach was besserem“, antwortete Heiko.
„Was mache ich jetzt mit dem Teil hier?“, fragte Holger nach.
„Das übliche. Wird dann halt ein Schnapper“, sagte Jan.
Sonntag, 15.30 UhrNürburgring in der Eifel
Die beiden Läufe 5 und 6 waren ausgefahren und die Sieger standen fest. Im ersten Lauf wurde Klaus Lodwick erster, zweiter Armin Egener vom Jannson-Team, dritter Mark Kirchheim. Giuseppe belegte den neunten Platz. Im zweiten Rennen wurde Janni Mascali erster, Armin Egener wieder zweiter und Klaus Lodwick dritter. Mark belegte den fünften Platz und Giuseppe den zehnten. Nachdem alle, außer Emilia und Josef, mit angefasst hatten, alles wieder in den Renntransporter zu verladen, ging es anschließend zurück ins Ruhrgebiet. Anstatt nach Gelsenkirchen führte nun der Weg nach Essen zur neuen Werkstatt. Dort stellten sie den Renntransporter rechts neben dem Gebäude ab. Es war von Anfang an geplant, dass Francesca und Frank mit Michaela und Mark nach Hause fahren sollten. Als alle vier von dem Gelände der Werkstatt zu dem Firmengelände von ‚Fenster und Türen Müller‘ sahen, fragte Michaela.
„Mark, wo ist der Porsche?“ An der Stelle wo Mark Donnerstagmorgen seinen Wagen abgestellt hatte, befand er sich nicht mehr. Alle acht Freunde und Achim Voigt gingen daraufhin zur Firma. Mark und Michaela schauten auch in den Fertigungshallen nach, um zu sehen, ob der 944 dort stand, wohlwissend, dass außer Mark niemand einen Schlüssel für das Fahrzeug hatte. Wie nicht anders zu erwarten war, befand sich das Auto auch dort nicht. Mark ging in das gemeinsame Büro von sich und seiner Frau und rief die Polizei an. Die traf 20 Minuten später ein. Die beiden Streifenpolizisten waren überrascht unter neun Personen zwei Fahrer aus der DTR zu sehen. Nachdem sie sich ein Bild der örtlichen Situation gemacht hatten, wurden Michaela und Mark gebeten mit zur nächsten Polizeiwache zu kommen. Während die anderen sechs Freunde nach Freisenbruch fuhren, um den Wagen von Frank zu holen, fuhren die beiden im Streifenwagen mit zur Wache. Achim Voigt verabschiedete sich für den Tag. Auf der Wache wurde eine Anzeige geschrieben, die Mark hinterher unterschrieb. Während Giovanni, Giuseppe, Michael und Moni sich in Freisenbruch auch von Francesca und Frank verabschiedeten, holten sie das Kirchheim- Ehepaar von der Wache ab. Die Anzeige kam später in die Polizei-Auflistung der Autodiebstähle der Stadt Essen.
9. Mai 1994, Montag, 8.10 UhrEssen
Mark und Michaela hatten nur sehr schlecht geschlafen. Der Diebstahl hatte beide noch lange beschäftigt. Sie kamen mit dem roten VW Polo gleichzeitig mit Uwe an der Firma an. Uwe staunte, dass beide mit ihrem Auto gefahren waren. Mit einer Scherzfrage erkundigte er sich nach dem Grund der Fahrzeugwahl. Michaela hatte am Vorabend ihre Eltern nicht mehr mit der schlechten Nachricht stören wollen. Uwe fragte die beiden, ob sie den Versicherungsvertreter angerufen hätten. Daran hatten beide noch nicht gedacht. Er machte den Vorschlag kein Tor zwischen beiden Firmen einzubauen, sondern den Zaun ganz zu entfernen. Beide fanden das eine gute Idee. Ein paar Pflastersteine für den Übergang waren noch vorhanden. Eine Stunde später waren beide zur Werkstatt gegangen und informierten Herrn Majewski und die drei Mitarbeiter. Achim Voigt hatte den anderen inzwischen von dem Diebstahl erzählt. Mark sagte, wie traurig er darüber sei, dass sein Porsche, den er von der Erbschaft seines Opas gekauft hatte, weg war.
„Mit den Autodiebstählen häuft sich das in letzter Zeit“, sagte Herr Majewski.
„Davon haben wir noch gar nichts mitbekommen“, antwortete Michaela.
„Das ist ganz schlimm geworden. Die Kollegen am Werkstatt-Stammtisch haben erzählt, einigen sind so gar Kundenfahrzeuge vom Hof geklaut worden“, sagte Herr Majewski.
„Mein Gott“, sagte Michaela.
„Was ist das denn für ein Werkstatt-Stammtisch?“, fragte Mark.
„Ach, wir treffen uns einmal im Monat. Zu dem Stammtisch kommen selbstständige KFZ-Meister, Werkstatt-Inhaber und Werkstatt-Leiter.“
„Sind die alle aus kleinen Betrieben?“
„Nein, es sind auch Meister von größeren dabei. Zum Beispiel der Werner vom Porsche Zentrum ist fast immer da.“
„Ach, der Werner Rotmann?“, fragte Michaela.
„Ja, aber woher kennen Sie den denn? Habt Ihr den 944 immer nach Porsche gebracht?“, fragte Herr Majewski.
„Nein, natürlich nicht. Ich habe bei Porsche Automobilkauffrau gelernt“, sagte Michaela.
„Ach, das ist Klasse, das wusste ich ja gar nicht.“
„Wo treffen Sie sich denn immer?“, fragte Mark.
„In der ‚Schwarze Lene‘, immer am zweiten Donnerstag.“
„Das ist ja diese Woche“, sagte Mark.