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Seitenzahl: 113
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Das gedruckte Buch ist in Frakturschrift gesetzt.
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Im Original in Antiqua gesetzter Text ist so ausgezeichnet.
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nebst
einer Beschreibung
DES ZU DESSEN ERINNERUNG
errichteten
Denkmals
und des zu seinem Schutze erbauten
Köhlerhauses
am Fürstenberge bei Grünhain.
Motto:
Wer seinem Fürstenhaus mit wahrer Treue zugethan,
Der ist, – sei er ein schlichter Köhler
auch, – doch stets ein edler, braver Mann.
Mit 3 Abbildungen.
Annaberg, 1840. In Commission bei Rudolph & Dieterici.
I. Der
Prinzenraub
.
S.
1.
II. Das
Denkmal
am Fürstenberge. (Nebst Abbild.)
"
59.
III. Das
Köhlerhaus
dazu. (Nebst Abbildung.)
"
68.
Friedrich der Streitbare, welcher den 5. Januar 1428 starb, hinterließ vier Söhne. Namens: Sigismund, Heinrich, Friedrich d. Sanftmüthige und Wilhelm III., die das vom Vater geerbte sächs. meißnische Land gemeinschaftlich verwalteten. Nachdem aber Sigismund den geistlichen Stand erwählte, Bischof zu Würzburg wurde; Heinrich 1436 und ihr Vetter, Landgraf Friedrich v. Thüringen, der Friedfertige genannt, 1440 ohne Erben starb, und Thüringen daher an Meißen kam, unternahmen Friedrich und Wilhelm den 10. Septbr. eine Theilung, so daß Wilhelm, Thüringen und die Hälfte des Osterlandes, Friedrich, die Markgrafschaft nebst den zur Kurwürde gehörigen Ländern allein, Freiberg aber und die Bergwerke gemeinschaftlich, durch das Loos erhielten. Allein Wilhelm III. auf Anstiften seiner vertrauten Räthe: Busse zu Dornburg, Bernhardt von Kochberg zu Wachsenburg, Friedrich von Witzleben zum Wendelsteine, Busse, Apel und Bernhardt v. Vitzthum zu Roßla und Thanrode, war mit der Theilung nicht zufrieden. Ein Vergleich, welchen Friedrich mit ihm im Kloster Neumark bei Halle den 10. Decbr. 1445 abschloß (der Hallische Machtspruch genannt) beruhigte ihn noch nicht und Friedrichs Verlangen seine feindseligen Räthe zu entlassen, ließ er nicht allein unerfüllt, sondern unternahm auch einen Streifzug gegen Roßla, einer Vitzthumischen Besitzung und verursachte so den sogenannten sächsischen Bruderkrieg. Dieser Krieg hatte die traurigsten Folgen, namentlich die Verwüstung des thüringschen Landes, welche Apel von Vitzthum verübte, weil er vom Herzoge Wilhelm III. verabschiedet und einiger Güter beraubt worden war; dann den sächsischen Prinzenraub, dessen Geschichte diese wenigen Blätter füllen soll.
Kunz von Kauffungen, kurfürstlicher Schloßhauptmann und Regimentsoberster hatte in den Diensten des Kurfürsten, Friedrich d. Sanftmüthigen, in dem Streite zwischen seinem Bruder Wilhelm III. mit gefochten. Er war einer der tapfersten Ritter seiner Zeit, was er schon im Hussitenkriege, vorzüglich durch seinen unerschrockenen Muth bewiesen hatte.[1] – Nun traf es sich aber, daß er, als er zum Entsatze der Stadt Gera eilen wollte, mit seinen Genossen gefangen genommen wurde und nicht anders als gegen ein Lösegeld von 4000 Goldgülden, wieder freigegeben werden sollte. Kunz forderte diese Summe vom Kurfürsten zurück und um so eher als dieser auch für andere Ritter, wie für Niklas von Pflugk,[2] die seine Lehnsleute waren, Lösegeld bezahlt hatte. Der Kurfürst, da Kunz v. Kauffungen blos ein Söldner war, weigerte sich, ihm diese Summe zu ersetzen. Hierzu kam: Kunzs Besitzungen in Thüringen waren im Laufe des Bruderkrieges verwüstet, und der Kurfürst hatte ihm dafür einstweilen einige Güter Apel v. Vitzthums wie Schwickershain(– das heutige Schweickershain –), Kriebenstein, Ehrenburg u. Andere zur Entschädigung angewiesen, doch mit der Bedingung, nach dem Kriege sie wieder auszutauschen. Kunz stellte dagegen zu Meißen am Sonnabend in der Osterwoche 1449 eine handschriftliche Versicherung aus: Den Augenblick solche wieder ihrem rechtmäßigen Besitzer zu überlassen, sobald ihm der Kurfürst zu den seinigen Besitzungen verholfen haben würde.[3] – Nachdem nun den 27. Jan. 1451 zu Kloster Pforte die Zwistigkeiten der beiden Brüder wieder ausgeglichen waren und im Friedensvertrage ein Artikel so lautete, daß alles wie vorher bleiben sollte, jeder das Gewonnene herausgebe, erhielt Kunz von Kauffungenseine Besitzungen in Thüringen wieder, indem er nun auch die Vitzthumschen Besitzungen wieder herausgeben sollte. Allein zu diesem wollte er sich durchaus nicht verstehen; vorzüglich da er Schwickershain ganz ausgebaut und bewohnbar gemacht hatte, auch für seine geleisteten Dienste Belohnung und Ersatz des Lösegeldes unbedingt zu verlangen glaubte. Friedrich der Sanftmüthige erinnerte sich sowohl der treuen Dienste, die Kunz ihm geleistet hatte, doch konnte er sich zu einer solchen Forderung nicht verstehen, die dem mit seinem Bruder geschlossenen Frieden geradezu entgegen war, zumal auch Kunz, wie bereits oben erwähnt wurde, handschriftlich Verzicht geleistet hatte. Allein alle Vorstellungen, die ihm der Kurfürst deshalb machte, um ihn mit Güte zur Ruhe zu bringen, konnten Kunzen zur Rückgabe der Güter nicht bewegen.
Apel von Vitzthum, wie schon oben gesagt worden ist, war mit dem Herzoge Wilhelm III. ebenfalls in Feindschaft gerathen, weil seine boshaften Anschläge gegen den Kurfürst Friedrich durch den Frieden zu Nichte gemacht worden waren. Außer der Gnade seines Herrn verlor er auch seine schönen Schlösser.[4] Er suchte nun seinen Herzog auf alle mögliche Art zu necken, so daß Herzog Wilhelm mit Hilfe der Erfurter, Mühlhäuser und Nordhäuser gegen v. Vitzthum zu Felde zog, schleifte das Schloß Gleißberg, das sich, von Vitzthum nach dem Bruderkriege nur erst wieder aufgebaut hatte, erklärte ihn und seine Brüder als Landesverräther. Vitzthum flüchtete nun nach Böhmen; suchte dort Anhang zu gewinnen, sowohl gegen den Herzog Wilhelm III., als auch gegen den Kurfürst Friedrich. Gegen letzteren war er deswegen erbittert, indem er einst so nachdrücklich auf seine Entfernung von Herzog Wilhelms Hofe gedrungen hatte.[5] –
An diesem glaubte Kunz von Kauffungen seinen Mann zu finden, der mit ihm gemeinschaftliche Sache machen würde. Kunz trat deshalb mit ihm in Briefwechsel; nichts war Vitzthumen willkommner. Sogar trat Vitzthum seine Ansprüche auf seine meißnischen Güter ihm ab, um Kunzens Forderungen mehr Nachdruck zu geben. – Kunz drang nun heftiger auf die Anerkennung seiner Besitznahme der Vitzthumschen Güter, die ihm der Kurfürst aber, Kraft der schriftlichen Versicherung, die er von ihm in den Händen hatte, standhaft verweigerte, und ihn deshalb förmlich vor Gericht belangte, Friedrich setzte nämlich deshalb auf den Donnerstag nach Galle 1454 auf dem Schlosse zu Altenburg, einen Termin fest, bei welchem George von Haugewitz, Dechant zu Meißen, der Kanzler George von Bibenberg und die Ritter Hans von Schleinitz und Hans von Miltitz die ganze Sache nochmals untersuchten und dahin beschieden. Der Kurfürst sollte seine Forderungen an Kunzen und Kunz die seinigen an den Kurfürsten aufsetzen. Der Münzmeister zu Freiberg Nikol Monhaupt, der zugleich Statthalter und Landshauptmann der Provinz war, sollte dann beide Forderungen der kurfürstlichen Kanzlei übergeben, und was diese endlich entscheiden würde, dabei möchten beide Theile sich beruhigen. Doch Kunz wollte sich dabei nicht beruhigen und blieb daher bei seinem Entschlusse, und so sollte auf Befehl des Kurfürsten ein Rechtsgutachten bei den Leipziger, Magdeburger und Freibergischen Rechtsgelehrten eingeholt werden. Zur damaligen Zeit etwas Unerhörtes; viele von des Ritters von Kauffungs Anhang, betrachteten daher solches als eine Kränkung[6], die deshalb einen Fehdebrief an den Kurfürsten schickten. Kunz, welcher den Ausgang dieses Rechtsschrittes nicht zu seinen Gunsten auslegte, wollte sich nun durch Selbsthilfe seine Forderungen verschaffen, kaufte durch Vermittelung Apels von Vitzthums, das Schloß Isenburg oder Eisenberg unweit Brix[7] in Böhmen, nicht weit von der sächsischen Grenze, um es zu dem nachherigen Prinzenraube zu benutzen.
Rache an dem Kurfürsten zu nehmen war nun Kunzens und Apels einziger Gedanke. –
Theils durch Verpfändung, theils durch Gewalt und friedliche Verträge, waren verschiedene böhmische Städte an die Markgrafen von Meißen gekommen. Je mächtiger nun die Markgrafen von Meißen dadurch wurden, desto scheeler sahen dazu die Könige v. Böhmen und forderten, den deshalb geschlossenen Verträgen ohngeachtet zu verschiedenen Malen alles wieder zurück. Kunz v. Kauffungen und Apel v. Vitzthum hatten daher nichts eiligeres zu thuen, als den damaligen König Ladislaus gegen den Kurfürsten zu erbittern, so daß Ladislaus 1453 eine Forderung von 64 Städten an den Kurfürst schickte. Natürlich wurde diese als ungegründet abgewiesen. Ladislaus brach jedoch aus Böhmen in Sachsen ein und überfiel das Städtchen Pirna; doch wurde er sehr bald wieder zurückgeschlagen, so daß ihm ein dergleichen Ausfall nicht wieder gelüstete. Indeß hatte sich doch Kunz und Apel an den Kurfürsten gerächt. Sie hatten auch dadurch den König von Böhmen auf ihre Seite, und Kunz würde seine Forderungen vielleicht nie so weit getrieben haben, wenn er in Böhmen nicht einen so mächtigen Rückenhalt gewußt hätte. –
Als nun der Ausspruch der Leipziger, Magdeburger und Freibergischen[8] Rechtsgelehrten ankam, der darauf drang: daß Kunz die Vitzthumschen Güter herausgeben sollte, wurde der Rechtsspruch Kunzen bekannt gemacht, allein Kunz wollte ihn durchaus nicht gelten lassen. Endlich beschied man ihn den Dienstag nach dem Johannistage des Abends auf das Schloß Altenburg, um Mittewochs darauf, den 25. Juni (7. Juli)[9] 1455 den letzten Termin mit ihm abzuhalten. Kunz kam, aber um die Güte zu pflegen nicht, sondern, nachdem er sich die Höhe des Schlosses und vorzüglich das Schlafgemach noch einmal[10] ordentlich besehen hatte, ritt er ohne Abschied vom Kurfürsten zu nehmen fort, in Gedanken, wie er dem Kurfürsten auch selbst gesagt hatte: Er wolle sich für seinen Schaden nicht an Land und Leuten, sondern an des Kurfürsten eignem Fleisch und Blut rächen und erholen, worauf der Kurfürst erwiedert haben soll: Mein Kunz siehe zu, daß Du mir die Fische in den Teichen nicht verbrennest.[11]Kunz von Kauffungen ritt nun sofort auf sein Schloß Isenburg, (welches er befestigt hatte lassen,) um sich mit Apel von Vitzthum über die Ausführbarkeit eines Prinzenraubes zu besprechen.
Friedrich der Sanftmüthige mit Margaretha von Oesterreich vermählt, hatte zu dieser Zeit zwei Söhne Ernst und Albert. Ersterer geboren den 25. März 1441, Letzterer aber den 27. Juli 1443.[12] – Sein ältester Sohn Friedrich war schon 1421 und sein jüngster Sohn Alexander 1446 gestorben. – Er residirte auf dem Schlosse Altenburg, welches ein hohes, schönes Felsenschloß, unweit der Stadt Altenburg, ist.
Auf Ernst und Albert hatte Kunz sein Augenmerk gerichtet. Dieses theuere Kleinod der kurfürstlichen Familien meinte er, als er zum Kurfürsten gesagt hatte: an des Kurfürsten eignem Fleisch und Blut wollte er sich rächen. Entführen wollte er sie und auf seinem Schlosse Isenburg so lange fest halten, bis der Kurfürst seine Forderungen genügen würde. Zu diesem gewagten Unternehmen brauchte er natürlich mehrere um es auszuführen. Diese fanden sich denn auch bald, denn schon lange vorher war er von Burg zu Burg geritten, Mithelfer zu seinem Unternehmen zu finden und fand auch durch seine gewandten Reden Theilnehmer für sich und Haß gegen den Kurfürsten zu erwecken.
Nur fehlte es ihm nur noch an einem Kundschafter am kurfürstlichen Hofe, der ihm Nachricht ertheilen könnte, wenn der Raub am sichersten auszuführen wäre. Da lernte er denn in Böhmen einen böhmischen Küchenjungen kennen, Namens: Hans Schwalbe. Ein verschmizter Bube. Dieser, glaubte Kunz, würde in seine Plane eingehen, entdeckte ihm alles und schickte denselben mit Empfehlungsschreiben an seine guten Freunde am altenburger Hofe, wo man ihn auch sogleich als Küchenjunge, ohne Verdacht zu hegen, anstellte. Bald fand sich Gelegenheit, daß Schwalbe Kunzen treue Dienste leisten konnte. Folgenden Brief, wie er sich in den Wittenberger Originalacten befindet, schrieb Schwalbe an Kunzen:[13]
»Mein willigen Dienst sampt alles lybs und gutes tzuvor.
»Ehebarer strenger lyber Junker!
»Als der Kurfürst vestiglich beschlossen hat vf morgen Sundages nach der frumeß gein Lyptgk tzu wegfarten mitt den meresten Hofelüten, och Muntag vfe Abendt der Cantzler yn engelebete in synen Huse vsrichdten wirdet, samer mögen deheby mannichveltige Höfelinge wesen, vndt vffs Schloß pflege daczumalen allye der oldte Eßmus Drabandten Dynst, wellicher ast yngeschleffert wagk werden, der Pforthyner ist lagerigkrank, kan ich Uch nicht pregin, gelubener truwe Uch selbir gegewertiglich tzu dynen vndt Uwer Anstaltungk gewartin. Datum Aldenburg, am Samstag nach Vnser Frawentage. A. lv.
Hans Schwalbe.«
»Dem Ehrbaren strengen Jungker Cunradt von Kawfungen vf Kalenberg. Meinen gynstiglichen lyben Jungker tzutzustellen tzu ainegen Handen.« –[14]
Dieser Brief war 9 Tage nach dem Termine, den Kunz mit dem Kurfürsten in Altenburg gehabt hatte, geschrieben.
Eine bessere Gelegenheit zur Ausführung seiner Plane konnte wohl nicht kommen und Kunz hatte nichts eiligeres zu thun, als solches seinen Verschworenen zu benachrichtigen. Die Strickleitern[15], die zu diesem Behufe nöthig waren, wurden nicht weit von Kahlenberg oder Callenberg, (bei Waldenburg, gehörte seinem Bruder Dietrich) in einer Scheune, die ebenfalls seinem Bruder Dietrich von Kauffungen gehörte, gefertiget. – Kunz selbst hielt sich[16] zu der Zeit im Geheimen auf dem Schlosse Kohren auf und ging von hier aus des Nachts vor Altenburg[17], wo er den Prinzenraub vollführte. Das Schloß Kohren gehörte damals der Familie von Meckau.
Geschichtlich merkwürdig ist noch, daß die Kurfürstin Margaretha