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Seidel verarbeitet in diesem Roman eine Reise nach Ägypten, die er 1914 tätigte.
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Seitenzahl: 369
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Der Sang der Sakije
Willy Seidel
Inhalt:
Willy Seidel – Biografie und Bibliografie
Der Sang der Sakije
Vorwort
Erster Teil
Daûd-ibn-Zabal
Der Brunnen des unlauteren Ehrgeizes
Zweiter Teil
Der Mann mit den Tieren
Intermezzo
Der Diener der ganz Verworfenen
Dritter Teil
Hassan-Muharram
Die Mutter
Das Dekret
Haschisch
Der Vater des Irrwegs
Der Sang der Sakije
Der Sang der Sakije, W. Seidel
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
86450 Altenmünster, Loschberg 9
Deutschland
ISBN: 9783849636067
www.jazzybee-verlag.de
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Schriftsteller, geboren am 15. Januar 1887 in Braunschweig, gestorben am 29. Dezember 1934 in München. Bruder der Schriftstellerin Ina Seidel und Neffe des Ingenieurs und Schriftstellers Heinrich Seidel. Mit 10 Jahren zieht Willy Seidel, nach dem Tod des Vaters, mit seiner Familie nach München. Nach dem Abitur studiert er u.a. in München und Jena und promoviert 1911 als Doktor der Philosophie. Er beginnt viel zu reisen, bald auch im offiziellen Auftrag des Auswärtigen Amtes. Als der erste Weltkrieg ausbricht weilt er auf Samoa und setzt sich von dort in die USA ab. Die Jahre dort waren nicht einfach für Seidel und er konnte erst 1919 nach Deutschland zurückkehren. Seidel starb 1934 an einem Herzanfall.
Wichtige Werke:
Ø Der schöne Tag, 1908
Ø Absalom, 1911
Ø Die Natur als Darstellungsmittel in den Erzählungen Theodor Storms, 1911
Ø Der Garten des Schuchân, 1912
Ø Der Sang der Sakîje, 1914
Ø Yali und sein weißes Weib, 1914
Ø Der Buschhahn, 1921
Ø Der neue Daniel, 1921
Ø Das älteste Ding der Welt, 1923
Ø Die ewige Wiederkunft, 1925
Ø Der Gott im Treibhaus, 1925
Ø Der Käfig, 1925
Ø Alarm im Jenseits, 1927
Ø Schattenpuppen, 1927
Ø Der Uhrenspuk und andere Geschichten, 1928
Ø Larven, 1929
Ø
Die tiefe Sehnsucht nach der Fremde, nach fernen Ländern steckt dem Deutschen im Blut. Sie ist oft auch Antrieb kolonisatorischer und wissenschaftlicher Arbeit in Afrika und Asien geworden, sie findet aber schon in frühen geschichtlichen Zeiten, im kleinsten sozialen Kreis Ausdruck. Sie verlockte Dichter und Schriftsteller in die Ferne und findet ihren Niederschlag in einer Fülle von Werken, die eben aus diesem Sehnen heraus von vielen gelesen werden. Dies trifft besonders für die Gegenwart zu, denn ein Volk, das jahrelang wie durch Mauern von der übrigen Welt abgeschlossen lebte, ist dementsprechend aufnahmefähig für das veränderte Weltbild. Viele haben dies Bild darzustellen versucht, die der uralte Gegensatz Orient – Okzident reizte. Allein, viele sind berufen, wenige auserwählt. Einer der wenigen, die die Gabe inneren Schauens besitzen und sie verbinden mit einer vollendeten Form, die Vision zu gestalten, ist Willy Seidel. Die Sehnsucht nach der großen weiten Welt im allgemeinen wie insbesondere die Liebe zum Orient, dem Schauplatz des »Sang der Sakije«, wurde schon vom Vater her in ihm erweckt, der, von Haus aus Chirurg, viel mit Forschungsreisenden, wie beispielsweise Wißmann und Hans Meyer, verkehrte und der selbst in Ägypten ein halbes Jahr lang Ausgrabungen leitete. Auch von der Seite seines Stiefgroßvaters Georg Ebers, der in seinen Romanen das Bild des alten Orients zeichnete, wurde das Interesse Seidels auf Ägypten gelenkt. Noch während er Naturwissenschaften studierte, kam sein erstes Werk, ein biblisch-orientalisches Epos »Absalom«, aus dieser Sphäre. Hier zum erstenmal glüht die heiße Luft des Orients, blühen die Farben auf, singt die blumenreiche Sprache des Morgenlands, die später in vollendeterer Form zum Ausdruck kommen. Zunächst im »Garten des Schuchan«, einem Bande exotischer Novellen, die der Fünfundzwanzigjährige 1912 veröffentlichte, ohne vorher je an den Stätten seiner Träume gewesen zu sein. In der Titelnovelle ist wenig Handlung; trotzdem wird eine Spannung erzeugt, die sich allein durch das parallele Geschehen in der Natur erklärt: aus der Oase, aus der eine Beduinenhorde einen blühenden Garten schafft, der besteht, solange Schuchan lebt, wird wieder windverwehte Wüste, als Sadaui, der Führer der Karawane, in blindem Haß den Bruder Schuchan ermordet hat. Das schildert Seidel in einer glockenreinen, edlen Sprache, er lebt sich ein in die primitive Natur dieser Menschen und ihrer Umgebung, so daß er ihre feinsten seelischen Schwingungen erspürt, und dies ist das Moment, das ihn von vielen modernen Schriftstellern der Erotik unterscheidet. Seidel ist kein Romancier der Mode, er ist nicht der brutale Abenteurer wie Ossendowsky, nicht der Globetrotter der Zeitung, er gibt nicht nur Tatsachen – obwohl er, in späteren Werken, als Musterbeispiel für die vielgerühmte neue Sachlichkeit genannt werden könnte –, er erfaßt auch seelische Inhalte. Dabei verkennt er nie die unüberbrückbare Kluft zwischen brauner und weißer Rasse, aber ihr Gegensatz ist nie Tendenz bei ihm, er behandelt ihn ganz frei, von der Warte einer feinen Ironie eines Thomas Mann etwa, mit dessen Stil ihn nicht nur diese Ähnlichkeit verknüpft. Aber trotz dieser Kluft weiß Seidel sich auf eine erstaunliche Art in die fremde Volksseele einzufühlen. Das gilt nicht nur für den von ihm so tief erlebten Orient und für die Südsee, sondern erweist sich auch in der Novelle »Utku«, die in ganz anderem Kulturkreis, im Norden Kamtschatkas spielt, und dies spricht für seine Poetengabe, denn seine Phantasie bedarf für ihre Schöpfungen durchaus nicht nur der Sonne Afrikas. Man möchte sagen: er läßt sich in die Seele des Korjäken ebenso hinab wie in die des Beduinen Sadaui; wir zittern mit ihm in der Eiseskälte des nordischen Winters, wie wir das Tötende der Wüstensonne empfinden; wir verstehen die rührende, plumpe Sorgfalt Utkus um sein Enkelkind und seinen schweren Wintertraum in der einsamen nordischen Jurte ebenso wie den primitiven Haß Sadauis gegen seinen jungen Bruder Schuchan in der Wüste. Die Traumgesichte des Poeten spiegeln sich in seinem Werk, oft gleitet Wirklichkeit ins Reich des Traumes über, und die Grenzen verschwinden. So geht es Seidel im »Utku«, im »Sang der Sakije« und in der Novelle »Jali und sein weißes Weib«. Hier, in dieser Schöpfungsvision, wird ein kleines blondes Mädchen bei einem Sturm an der Feuerlandküste zu den Wilden verschlagen. Bei einem von ihnen, Jali, wächst sie auf, bis sie eines Tages vor dem »Manne« flieht. Und nun singt Seidel das Lied des Blutes, des urmächtigen Instinkts, der, halb verschüttet, halb traumhaft ein lichtes weißes Wesen gleich ihr zu schauen vermeint. Von dem Kannibalen läuft sie durch den Urwald diesem Oro genannten Traumbild bis ans Meer nach, und dieser Lauf ist begleitet von einem Hohenlied auf die Vielfältigkeit der Urwaldnatur, auf brausende Geräusche, schattige Höhlen, zauberhafte Pflanzen, Sonne, Tiere, Leben. Am Meer scheint ein Schiff mit Oro zu nahen, es entschwindet, und damit reißt in Weißvogel – so nennt man sie – alles, was sie mit ihrer europäischen Vergangenheit verknüpfte. Ihre Seele ist tot, sie wird nun vollends eine Wilde. In dieser Arbeit rührt Seidel bereits an ein Problem, das ihn später, als ihn ein Verlag wirklich in den Orient sandte, noch in ganz anderer Form beschäftigte, das Problem der Beziehungen zweier grundverschiedener Rassen. Die Frucht dieser Reise war der »Sang der Sakije«, auf Grund dessen der Autor nunmehr mit Förderung des Auswärtigen Amtes eine weitere Reise, diesmal nach der deutschen Kolonie Samoa antrat. Dort spielt sein Roman »Der Buschhahn« (1921), den er in Amerika vollendete, wohin er bei Kriegsausbruch der englischen Besatzung auf Samoa entschlüpfte. Auch hier und in seinem nächsten Werk »Der neue Daniel« (1922), das seinen eigenen erzwungenen Aufenthalt in Nordamerika während des Krieges schildert, rührt er an das Rassenproblem, hier schon mehr in der Richtung, wie es etwa Heinrich Mann in »Zwischen den Rassen« und Hermann Bang in »Die Vaterlandslosen« taten. Dann folgten 1922 »Das älteste Ding der Welt«, ein phantastisch-symbolische Erzählung, und 1924 »Der Gott im Treibhaus«, ein Zukunftsmärchen.
Im »Neuen Daniel« stellt Seidel einen Deutschen, einen feinen jungen Gelehrten und seine englische Gefährtin gegen die brutale Welt amerikanischer Seelenarmut. Er zeigt die Qualen dieses völlig Isolierten, dieses neuen Daniels in der Löwengrube in einem kleinen Kurort, wohin ihn der Zufall und die Überredungskraft eines wo fremde Volksseele hat dieser Roman allgemeingültigere Bedeutung als schlechthin eine erotische Erzählung, ein origineller Bericht oder eine Studie. Denn hier ist das Leben, das glühende, rasende Leben in einem Ausschnitt des Ägypten von heute eingefangen, mit den Augen eines Poeten gesehen und sprachlich meisterhaft gestaltet, und hier ist mit visionärer Sicherheit die feine Grenzlinie gezogen, bis zu der die Beziehung der braunen zur weißen Rasse geht und gehen wird.
Kurt Merlaender.
Zur neuen Ausgabe
Port Said, im September 1925
Welche Wiedersehns-Beklemmung erfaßt mich hier, an der Tür des ägyptischen Orients! Denn genau so nahte er damals heran! – Viereckige Segel hingesprenkelter Fischerboote, schaukelnd in friedlicher Pärchen-Eintracht; – herübergeirrte Hornisse, zitronengelb schnurrend hinter runder Scheibe des »Stierauges«; zarte Silberstiftstriche dreier Schornsteine, auf weißem Faden aufgereiht! – So meldet sich der Koloß Afrika. Dann kommt dies unendlich klarfarbige und plastische Gewimmel, der äußerste Zipfel des Deltas: Port Said... Du hast kaum Anker geworfen, so stürmt dir diese Stadt schon entgegen. Vorläufig sind es Horden von Geldwechslern, Teppichhändlern und solchen, die den Verschleiß von Straußfederfächern zum Daseinszweck erkoren haben.
Du kämpfst dich durch und kommst an Land. Hier wird das Straßenhändlertum, werden die aufdringlichen braunen Hände, die dir phantastisch unnützen europäischen Exportschund unter die Nase stoßen und an deinen Kleidern zupfen, zu einer wahren Pest. Dein Gesicht läuft krebsrot an; kaum kannst du Luft bekommen. Zuviel sind der Verlockungen, der Suggestionen. Schließlich brüllst auch du; und was brüllst du? »Emsch j'allah!«
Bis die nächste frische Horde um die Ecke streicht, hast du für fünf Minuten Ruhe. Sie weichen zurück; sie grinsen breit. Du hast gerufen: »Geht mit Gott«; aber du hast es zornig gerufen. Darin liegt Komik, und die arabischen Leichtathleten und Kurzstrecken-Champions empfinden das. Es ist erheiternd, wenn man Segenswünsche im Tonfall der Verfluchung äußert. Manche schlagen sich auf die Schenkel, so daß der ganze Kramladen an ihrer Brust ins Klirren kommt, und kopieren dich bellend, grölend, atemlos vor Lachen: »Emsch j'allah!«
Nun aber geschieht mir etwas hier, und das muß ich registrieren. Mein Ägypten von 1913 erkennt mich wieder. Es schickt mir einen Schirmherrn, einen »Abu Nabbût«, einen »Vater des Knüppels« – irgendwoher taucht er auf, magnetisch angezogen von meiner Not. Er ist gar nicht repräsentativ. Ein magerer, gebeugter Fünfziger, blatternarbig, dunkel brennenden Auges, in einer dunkelblauen Kelabije aus ehemals besserem Stoff – so kriecht er wie eine Spannerraupe in der Luftlinie heran. Man wende nicht ein, dieser Vergleich hinke! Er schwingt sich, dieser Bresthafte aus der Hefe, an zwei Krückstöcken herzu, fast zwei Meter deckend bei jedem Anhub; zähneknirschend, hohläugig, mit aller Energie wütendster Servilität... Und bei der Gruppe meiner Peiniger angelangt, schreit er wie eine Posaune ein unvergeßliches Wort. Er schreit nicht, auch ihm gebühre ein Plätzchen an der Sonne, am »Herrn Baron«, oder »Kapitän«; er nennt sie nicht auf saftiges Vulgär-Arabisch »vor Allah verworfene Abfallprodukte«, »Rinnsteinerzeugnisse«, oder, näherliegend, etwa: »Söhne von sechzig Hunden« – nein, während sein Arm mit erhobener Krücke wie ein Fledermausflügel flattert, schreit er mit aufräumender Stimme: »Gehn Se weck!! Ach!! Gehn Se weck!!«
Was? Wie ist das? Höre ich recht? Ägypten selbst, das mir zu Hilfe eilt und sich der Potsdamer Zunge bedient?! Deutsch lispelnd, nimmt mich das Tausendjährige ans Herz? – Und siehe da, es erweist sich: der Alte an den zwei Krücken ist eine Straßenmacht! – Die Kerle grinsen und weichen, die Horde läßt ab, der ganze Kitsch verflüchtigt sich, Augen rollen von mir zu ihm; und noch immer vor mich hingepflanzt, beide Krücken abwechselnd schwingend, gewaltige dunkelblaue Schutz-Fledermaus, bellt er ihnen nach: »Gehn Se weck! – Ach!! Gehn Se weck!«
Nachdem er solchergestalt Beweise seiner Macht gegeben, entblättert er ein unsagbar dreckiges, aber noch lesbares Stück Papier, auf dem vermerkt steht: »Take this man. He cheats you less than the others.« Mit dem Stempel eines – offenbar nicht unsachlichen und unwitzigen – englischen Bureaubeamten. Er sieht mich voll fanatischen Selbstvertrauens an. Er weiß: »Dies Papier ist gut. Superlative stehen nicht drin, Allah weiß es. Aber auf die Ingliz wirkt es wie Zauber.« – Mit einem Schlag wird mir klar, woher die Straßenmacht kommt. Offiziell beglaubigte Tugend ist's, die diesem Einäugigen unter Blinden die Segel bläht. In dieses Stück Papier ist das Schicksal seines früheren und zukünftigen Lebens verwoben; sein Amulett ist's, seine magere, doch stetig anzapfbare Stallziege, sein moralischer »mascot« und Neutralitätswimpel; und in diesen von Fliegendreck, Kaftanschweiß und fettigen Medikamenten besudelten Fetzen Kanzleipapier ist er hineinverbissen wie eine Dogge. Ich kann mir die von Diebesangst schwangeren Nächte denken, wenn er ihn in den Turban hineinpraktiziert, unter die gestickte Kappe vielleicht, eng an seinen armen, trüben Fellachenschädel. Er kann, wie sich herausstellt, leidlich gut Englisch; doch den finsteren Humor des Schriebs, das »Vonhintenherum« der Lobeserhebung – das schiebt er aus seinem Verständnis fort. Es gibt andere beglaubigte Fremdenführer, gewiß, die haben schöne lange Zeugnisse, die von Ausdrücken wie: »excellent« und »reliable« nur so strotzen. Er sticht sie aus. Er weiß den Grund nicht; die Tatsache genügt ihm für seine armen alten Tage.
Ich lache also und nicke. Der Imperator der Gasse hierauf schreit hohlen Tons und voll; der Laut zerspaltet sich an vier Ecken, und schon ist eine Gummidroschke zur Stelle. Der Berberiner Kutscher zieht das Maul schief, als er das wandelnde Gewissen seiner Kaste sieht, und der »Vater der Ehrlichkeit« klettert an seinen Krücken zu ihm auf den Bock hinauf, ohne daß jener sich zur Hilfeleistung rührt. Eine strenge Taxameteruhr des lieben Gottes bist du, empfinde ich gerührt; und dann bin ich wieder unterwegs auf der alten, rauschartig gleitenden, traumähnlichen Zweistundenfahrt in langsamem Trab, gewiegt von Brisen und Gerüchen, vorbei an endlosen, schwarz starrenden Augenpaaren und den Flüsterwellen halbheller Basare.
Mit allen Fibern sauge ich in dieser modernen, unechten Hafenstadt, in der sich doch das uralte Treiben niederließ wie ehedem und immerdar, diesen Orient wieder in mich ein. Geblähte Gesichtsschleier, Eseltrappeln, weiß gekalkte Moschee im intensivsten Kristallblau ... Daûd am Schöpfrad, den ich hier erlebt, Hassan-Bey-Muharram, der Diener der Verworfenen, sie werden wieder in mir lebendig und lächeln über zwölf Jahre hinweg ihr altes, etwas eitles, gleichbleibendes östliches Lächeln – über zwölf von ödem Gepolter, blechernen Schlagwörtern und trüber Zersetzung erfüllte Jahre! ... Sie gehen, kleiner Schuhputzer und Straßen-Taschenspieler, kindlich die Hemden gerafft, oder als feiste, guttural schwatzende Herren im Tarbusch, plastisch und doch schemenhaft an mir vorbei. Oh, über die weisen Opportunisten und sonnigen Tagediebe! – Und mitten unter ihnen, die Faust im Starrkrampf schier vor nervösem Behauptungsdrang und kahlem Machtwillen, die Sperbernase witternd im Schatten des Tropenhelms: England ... Mit Konzessionen pflastert es seinen Weg, Zugeständnis über Zugeständnis macht es an die »sonnigen Opportunisten«, an die ägyptischen Parlamentarier, an diese empfindlichen, umhergescheuchten, immer hoffnungsfrohen, immer enttäuschten Herren: doch sie drehn ihm lächelnd und schmeichelnd jetzt manches aus der Hand, denn nie war eine Überzeugung reifer und brünstiger als die des Zaglul!
Und wir, die Parias unter den Weißen? Die diskreditierten Halbbrüder, gegen die man Farbige hetzte? ... »Gehn Se weck! – Ach!! Gehn Se weck!« – schreit Mohammed-abul-Sikr und wedelt mit beiden Krücken ... Dieser Pascha der Gasse nimmt uns in Schutz, umzirkelt uns, krückenschwenkend: »hands off!« – Wen ich heranlasse, den läßt auch er heran. Stelle ich mich taub (er belauert meine Miene), so stempelt er das feilschende Geschöpf zum Auswurf. Polizisten grinsen. Er hat mich gepachtet. Er setzt sich, pompös auf seine Krücken gestützt, an den Nebentisch. Er verwaltet meine Einkäufe; läßt es sich nicht nehmen, unter blumigster Inanspruchnahme des höchsten Wesens und Hineinbeziehung seiner Mutter, meine Pakete selbst zu schleppen und zu bewachen. Er drückt die Preise erbarmungslos, fanatisch glühenden Blickes. Ummurrt vom Pöbel, dem er das Geschäft verdirbt, thront er bei gespendeten Zigaretten und Kaffee, als habe ich ihm einen lebenslangen Vertrauensposten samt Altersversorgung geschenkt. Bei Engländern, das weiß er, kriegt er Fußtritte und herbes Nasenpusten als Entgelt. – Bei Deutschen nicht. Die lassen ihn leben und mitverdienen; sein Gebresten ist ihnen nicht gleichgültig. In seinen tiefliegenden Augen liegt eine schattenhafte Erkenntnis dessen, was uns von jenen trennt ...
Nun aber röchelt die Schiffssirene; man muß an Aufbruch denken. Diesmal geht es zu Fuß zur Pier zurück, und der »Vater des Knüppels«, mit großen, schwingenden Hopsern, bahnt mir eine Bresche. Ich habe mir, trotz seines finster-ergebenen Protestes, selbst einen Teil der Pakete aufgeladen; er läßt es nur geschehen, weil es im Hinblick auf seine Bresthaftigkeit geschieht. »Tok-tok«, sagte seine gehöhlte Zungenspitze, mit Schnalzlauten am Gaumen – »ein edles Herz hat dieser Effendi ...« Schier bedauernd blickt er mich an, doch es gibt eine Brücke, die sich von krankem Alter schlagen läßt hinüber zu beschwingten Jahren, und die hat nichts mit Hautfarbe oder Kaste zu tun ... So akzeptiert er's; seine Ärmel flattern; seine Krücken krachen rhythmisch aufs Pflaster ... Am Motorboot bekommt er die ausgemachten zwei Schilling.
Nun, ein letztes Erstaunliches: gibt man einem Araber hier einen unter Beteuerungen und Unterbietungen der anderen vorher vereinbarten Tip, so meint er selbst, und der Effendi meint im Grunde auch – das Doppelte. Sonst wird das Geld zu heiß in der braunen Hand; sie schlenkert es zurück, und es kühlt nur ab, wenn es mehr wird. Dieser jedoch nimmt die zwei Schillinge ohne Gezeter, ohne Schreckschüsse; nimmt sie still und selbstverständlich. Er bekommt einen draufgelegt; ei, da freut er sich.
Ich seh' ihn am Quai stehen, den alten, rissigen Mund wie flötend gespitzt, hingesunken auf die Stütze beider Krücken, denn die andere Hand vollführt das Salaam. Ich höre noch die dringliche Frage in schlechtem Englisch, wann ich wiederkomme; dann sei er wiederum mein Mann.
Fern, als Silhouette gegen das staubige Abendrot, voll grotesker Krümmungen und Streckungen, entschwindet er.
Und nun wollen wir dem Hinkefuß noch einmal folgen –in seine eigenste Welt, die vor zwölf Jahren das gleiche Antlitz trug.
Willy Seidel.
Gott danken wir, Daß wie leben dürfen, Ob wir Honig Oder Zwiebeln essen, Ob wir auf Steinen Oder auf Seide schlafen!
Ein Gesang vibrierte durch die Glutstille des Frühlingsmittags. Das Weizenfeld stand schimmernd grün, starr, saftvoll und prangend; und darüberhin wehten die Rufe des Wiedehopfs, des helmgekrönten Vogels, der mit eitlem Zickzacktrippeln über die Wege rennt. Der Vogel stieß seinen kurzen, leidvollen Schrei aus: »Zeep, zeep«, rief er schrill; dann spreizte er das scheckige Gefieder und stürzte davon, knapp über die Halme: denn der Büffel war am Werk, und der Büffel brauchte ihn.
Ein Lied, so alt wie die Kindheit der Menschen, sang die Sakije, das Räderschöpfwerk aus rotem Akazienholz. Es drehte sich träge, es knarzte und weinte. Was ist die Trauer der Sakije? Sie trauert darüber, daß die Zeit sich nie erfüllen wird, da sie feiern kann; sie singt hoch und summend das Klagelied, das seinen Kehrreim an den Ufern des Stromes unendlich oft wiederholt; und sie seufzt, tief und voll, wie die Schwinge der schwarzen Hummel, oder die des Pillendrehers, der durch den abendlichen Staub der Straßen schwirrt. Und was sie singt, ist die Zeit – die unersättliche Zeit, die uns alle frißt: Gott ist groß! Gott ist sehr groß! Nichts Neues entsteht; und was man erntet, vergeht; Weizen wird Brot und Kleie, und Ful wird gemahlen ober wandert in den Schmortiegel, alles nach Gottes Willen!
Und dieselbe Melodie mit demselben leiernden Auf- und Abschwellen, derselben fremden Rhythmik singt der alte berberiner Bettler, der arm ist wie eine schmutzige Ratte und seine gleichwohl mit Silberringen geschmückte Hand aus dem Schatten einer Mauer streckt; dieselbe Melodie der Junge, der seinen trägen weißen Esel mit einem spitzen Zweig am Bauche stachelt, so daß er von Zeit zu Zeit gewaltig ausholt, er, der von fetten Fremden müdgerittene kleine Esel; dieselbe Melodie klingt nilaufwärts und -abwärts, über Wadi-Halfa bis dorthin, wo der Strom sich trennt; in der glänzenden Stadt Kairo, der Wohlverwahrten, und auf allen Mais- und Baumwollfeldern im Delta ... Sie ist immer dieselbe, und die Zungen haben sie von der Sakije gelernt. Der Sinn des Liedchens, was ist er? Gott tut, was Er will ... und was mich betrifft, so will ich, mit Seiner Erlaubnis, jetzt Saubohnen essen, Busa trinken, einen herrlichen Betrug bewerkstelligen oder schlafen; kurze Sätzchen sind es, kleine Pläne, die das stumpfe Gehirn in Unzahl hervorschwärmen läßt und die einander ähnlich sind wie die Sandfliegen seit Adams Zeit. Mit einemmal barst die Melodie mitten durch; und für das Ohr ward eine weitere Geräuschwelt aufgetan: die entfernterer Sakijen, die wie Kinderstimmen wimmerten und kaum sichtbar waren: ein melodisch klagendes Durcheinander feiner und tiefer Stimmen hinter einem breiten Schleier von Hitze. Nun regte sich ein staubiges Etwas, das auf dem schmalen Treibbalken geschlummert hatte. Es entwickelte sich aus seiner knäuelartigen Stellung heraus zu einer Art Mensch, wenn man ein hellbraunes Ferkel ohne einen Fetzen Lendentuch, mit schlammstarrenden Sohlen und verhornten Knien als Mensch bezeichnen will; dann endlich saß es rittlings auf dem Balken und beschäftigte sich damit, ganz wach zu werden. Der animalische Schlummer des Geschöpfes, das ganz ein Bestandteil der unentwegt kreisenden Sakije gewesen war, hatte Störung erlitten; die pflanzenhaft atmende Seele war grob herausgerissen worden vor die Forderungen des grellen Mittags und der Wirklichkeit ...
Der weibliche Büffel hatte die Tradition, im Kreise zu schreiten, durchbrochen und vorübergehend eine Pause gemacht, um mit klatschendem Geräusch seinen grünen Mist abzulagern. Nachdem er dies getan, vergaß er sich noch eine Weile und genoß diese regelwidrige Unterbrechung mit glasigen Augen und sacht wedelndem Schweif. Er war häßlich wie die Nacht, frisch aus den bildenden Händen des Teufels hervorgegangen, der vor Allah geschworen hatte, mit geschlossenen Augen etwas Schöneres als die Kuh zu erschaffen –: etwas Schöneres als die braune Kuh, das heitere und kluge Tier! Aber die Gamusah blieb ein Zerrbild, ein Kinderschreck aus Grauwackenstein; und diese hier war lange im Dienst. Ihr Bauch war prall und hart; das vom Prügeln enthaarte Leder glänzte speckig; träge Zecken saßen brütend in den breiten Rillen der Rippen; und von dem ganzen erbärmlichen, stumpfen Geschöpf strahlte ein Dunst von Jauche und eine hohe Tonwelle von tausend Fliegen aus. Ja, die Fliegen tummelten sich und hatten ihre Lust; sie überwirbelten sich in der Luft, liefen windschnell in alle Winkel und nippten dankbar und emsig mit ihren gierigen Rüsseln von jeder krätzigen Stelle; sie lagerten ihre Eier in dem Buschwald der plump fächelnden Ohren ab; sie saßen dick und glänzend an den Rändern der hellgrauen porösen Nüstern und bekränzten die dumm vorquellenden Augäpfel, kaum verscheuchbar durch die weichen Wimpern ... Erst jetzt, nachdem eine Kraft aus unbekannter Richtung her eine Gerte herunterschickte, erhoben sie sich wie eine Wolke; und auch der Wiedehopf strich zwischen den Beinen des Büffels davon.
Das, was jetzt auf dem Treibbalken aufrecht stand und die Gerte geschwungen hatte, stellte einen staubigen Jungen vor, einen Fellachenjungen von beiläufig neun Sommern. Er war nicht mager und nicht fett; er war hellbraun wie Nilschlamm und ein Kind des Ackers. Seine gespreizten Zehen krümmten sich um die Balkenkante, und mit dem einen Arm holte er mächtig aus, so mächtig, daß es schien, als müsse die Wucht des Schlages ihn selbst davonraffen, mitten in das fette Grün hinein. Doch blieb er stehen; und nach jedem Schlag, der auf den faulen Büffel prasselte, tat er einen kleinen elastischen Satz und zappelte mit den Schenkeln. Er tat es nicht schweigend, sondern kreischte dabei mit sehr heller Stimme eine langgedehnte Arie, in deren Verlauf der Büffel zum Schwein degradiert und der ehrliche Name seiner sämtlichen Vorfahren getilgt wurde. Während der Büffel sich wiederum in Bewegung setzte, flaute die Ansprache etwas ab und wurde zu einem schleppenden Gesang, zu einem Selbstgespräch, das der Knabe mit seinem zufriedenen, wunschlosen Herzen hielt. Er blickte auch nicht mehr das graue Laster an, das seinen Sklavengang weiterschritt, sondern begleitete mit endlos wiederholten Worten das wiedererwachte Lied der Sakije, tat es ihr gleich und übertrumpfte sie ... So hockte er in all dem Gequietsch und Gesumm auf seinem Hochsitz: das war seine Welt.
Wiewohl rechtschaffen braun, hatte er doch eine hellere Haut als seine Altersgenossen in den umliegenden Dörfern und in Luksor drüben auf der anderen Seite des Stromes. Er war haarlos und blank; geschmeidig wie eine Katze und so schuldlos, daß er dem hellen Tag und seinen vielen Augen ohne Skrupel seine Nacktheit zeigte; er turnte auf dem schmalen Balken, der kaum Platz für sein Rückgrat bot, elastisch umher, als sei er ein breites Pfühl. Mitunter lag er auf dem Bauch und sandte den Blick in die Tiefe des Brunnens hinab, wo die Toneimer mit glucksendem Geplätscher das brackige Wasser erfaßten, um damit an dem zerfaserten Bastseil emporzuklettern. Drunten war es kühl und schwarz. Zuweilen war er selbst herabgerutscht und hatte mit den Beinen in der Nässe gewühlt ... dann aber, von einem Schauder ergriffen, hatte er sich eilends wieder heraufgewunden, als habe der Afrîd ihn mit seinem lichtfeindlichen Blick gestreift, der erdfarbene Afrîd, der in jedem Brunnen seine Zuflucht sucht und zur Nachtzeit bei Sternenglanz wie ein unförmiger Klumpen auf der Achse des Rades hockt.
Und dein Gesicht, Daûd-ibn-Zabal, du kleiner harmloser Teufel? Es war rund; die Nase war sanft gebogen und der Mund, mit breiten, gummiartigen Lippen, stets ein wenig offen ... Die becherähnliche Unterlippe trat schlaff hervor, da die obere Lippe dadurch, daß er die Nüstern krauste, in die Höhe ging und schlohweiße Schneidezähne, wie ein kleines Blinklicht unverwüstlichen Appetits, entblößte. Eine senkrechte Falte teilte die wie poliert glänzende Kinderstirn, und ein sachter Faltenkranz stellte sich um die Augen, die hinter gebogenen Wimpern schwarz blitzten wie versteckte Schätze. Viele Fliegen von der kleinsten Art rannten in den Augengruben umher; und nur ab und zu wischte der schmale Handrücken sie gleichmütig fort. Diese verdrießliche Mimik zeigte Daûd, wenn sein Kopf in der Sonne lag ... Es ist dies die Maske aller Leute, die viel im Freien sind, und deren Gesichtsfeld eitel flammende Sonne ist. Mit frühen Jahren wird ein solches Gesicht alt, und die Falten ätzen sich ein, auch in schattiger Muße; es ist ein böses Ding um diese Falten; sie machen eine arbeitsmüde Fratze aus einem sorglosen Mund, einer ehemals glatten Stirn; sie kriechen auch unter das Kinn und zerreißen die Halshaut älterer Leute in rauhe Wampen wie die der Stiere: sie machen mißtrauische Mienen und verkehren offene Blicke in Ritzen, aus denen Hinterlist blitzt. Aber Daûd war noch sehr jung; und wenn er das Antlitz in den Schatten tat und schlummerte, so entspannten sich seine Züge und wurden weich und kindlich. Er schnob dabei in die eine Achselhöhle hinein, über der sein träger Kopf ruhte, und die Fransen seiner Wimpern bebten tiefschwarz auf dem Elfenbein seiner Wange. Das Amulett, das an der abgezirkelten Haarhecke über seiner Stirne hing, rührte sich leicht im Sommerwind.
Er lag jetzt wieder so zusammengekrümmt, daß seine eine Fußsohle in der Handfläche des freien Armes ruhte. – –
Die Sonne glitt langsam ihren absteigenden Pfad. Grillendurchschrillte Stunden, hitzeschwanger, wandelten vorüber wie Frauen, die lechzende Tonkrüge auf starren Häuptern zu dem Brunnen tragen, aus dem sie eitel Stille schöpfen. Der Weizen wurde an den Spitzen der noch ungespaltenen Fruchtwiegen traumhaft zart bewegt ... Ein wabernder Schleier wie aus feinstem Wasserdunst lag auf den tiefgrünen Strecken; und die Memnonskolosse, umzittert von Hitze, flimmerten in ihren ragenden Konturen am Rand des Gesichtsfelds, kaum erkennbar auf dem ockergelben Hintergrund der ruhig hingelagerten Hügel. Das ganze Tal dampfte von trockener Hitze und verstohlener Fruchtbarkeit, die ihr unerschöpfliches Leben aus den Tiefen des hartgesprungenen Schlammes saugte. Unter regungslosen Palmbeständen, grau und geduckt, wie Zufluchten lichtscheuer Tiere, lagen die Dörfer Naga-el-Kôm und el-Bairat, und westlich, wie Abfälle der Hügel, die zerfallenen Quadermassen der Tempel von Kurna und Medînet-Habu. Der Nil, der wie eine schweratmende riesige Schlange satt in der Sonne lag, schleppte seine graugrüne Wassermenge unmerkbar dahin, überblinkt von der hellen Strandhäuserreihe Luksors. Die Stille war zeitlos; die Luft gleichsam gebändigt von der unverrückbaren Zeit, die wie mit Steinquadern auf ihr lastete; und der Himmel schwelte in weißlicher Farbe gleich flüssig siedendem Metall.
Und an den schlummernden Daûd traten allerlei Traumgeister heran, die von allen Seiten aus dem Weizenfeld auftauchten und es mit ruckweisem Schritt durchmaßen, bis sie mit erstarrtem Lächeln vor ihm standen und ihre verzückten Blicke über ihn spielen ließen, traumekstatisch heiter, Gebilde seines knabenhaften Geistes. Denn in dem schmalen, birnenförmigen Schädel Daûds hausten, ihm selbst unbewußt, Schemen, die zur passenden Stunde ein buntes Leben außerhalb der Wirklichkeit führten, Gestalt annahmen, Kleider trugen, Hände und Knie rührten und unendliche, murmelnde Reden führten, ohne Anfang und Ende, Grillensangreden, die nur Sinn hatten, wenn man ihnen nicht lauschte, sondern ihrem sanften bedeutungslosen Tonfall eigene Gedanken unterschob. Die Schemen kamen zutraulich und schmiegsam heran; sie setzten sich in dem gestampften Umkreis der Sakije nieder und trieben Mittagsphilosophie ... Manchmal war es ein Alter, manchmal waren es schmale Knaben, die mit hochgezogenen Brauen kreischenden Lärm um ein Nichts vollführten, manchmal Weiber, die aus schwarzer Abaja heraus mit schweren Silberspangen geschmückte Arme streckten und sich in die Haare gerieten, wobei ihre blautätowierten Kinne bebten wie die von Kindern, die an Fieber leiden.
Daûd hatte die Empfindung, daß heute ein besonderes Ding seinen Umgang halte, irgendeine Festesfreude, eine Trunkenheit, und daß man es ganz besonders gut mit ihm meine. Der das alles mit süßem Erschrecken empfand, war der träumende Daûd, das Seelchen in der irdischen Kapsel. Der Körper spürte nichts, er war nur da wie eine Weizengrane und hatte nichts mit dem allen zu tun, was die Seele sah ... Er besorgte nur seine behagliche Porenarbeit, sein brünstiges Aufschlucken aller Wärme; er streckte sich nur in unbewußter Sehnsucht und war ein Sinnbild wunschlosen Lebens. Doch was sah der innere Daûd? Das erste war, daß er seinen Vater erblickte, den alten Fellachen Zabal-abu-Dabbûs, und der Vater machte Feiertag, freute sich und johlte; und hinter ihm, wie eine Rotte toller Hunde, stürmten seine Freunde heran, Abu-Afra und Abu-Damûm, jeder ein frischblutendes Vierteil von einem jährigen Zicklein unter dem Arm.
Sie sprangen zu dritt in Hechtsprüngen geradeswegs auf Daûd zu; sie sprangen über den Weizen, daß es eine Art hatte, und waren um zwanzig Jahre verjüngt, was den Knaben nur flüchtig erstaunte. Und als sie vor Daûd standen, sagte Zabal: »Friede über dir, mein Sohn, verlaß die Sakije und komm mit; wir gehen zu Umm-Dabbûs, deiner Mutter, und machen miteinander eine große Schmauserei!« – Daûd war einverstanden, denn es war ja sein jugendlicher Vater, der das sprach; doch zuerst wollte er mancherlei wissen. Er sagte: »Gott sei mit dir, mein Vater! Wo hast du das Zicklein ergattert?« Sprach Zabal: »Wir trafen einen Bauern auf dem Weg zu dem Dorfe Naga-el-Bairat, und da sprach ich zu ihm: ›,Beim Leben der Umm-Dabbûs, du Kuppler, wenn du heute mir, dem Schêsch des Dorfes, nicht Ehrerbietung erweisest, so sollst du in deinem Dasein nicht einmal mehr einen Hund in deiner Hütte schlachten!‹, Da schrie und heulte er, wir aber nahmen ihm das Zicklein, Gott ist groß! Wir sind ganz blutbespritzt, sieh uns an! Und wir werden eine Mahlzeit halten, eine herrliche Schmauserei, und was dich anlangt, so komm ohne Verzug, denn mich dauert es, daß du da sitzest und Fliegen fängst, anstatt mit deinem Vater und seinen Genossen vergnügt zu sein!« – Wahrhaftig, Daûds Vater hatte Ziegenblutspritzer auf den schlotternden Ärmeln seines halbseidenen, offenbar neuen Hemdes; doch achtete er dessen nicht, sondern tat sich mächtig hervor im Reden und Pläneschmieden – – oh, wie tüchtig und jung war er geworden! Die Falten seines sonst verdrossenen Antlitzes waren wie durch Zauberhauch getilgt; seine Gestalt war gestreckt wie die eines Fuchses, der in den Wind schnuppert, beutegierig und nach Erwerb guten Fraßes lüstern. Und nun kam er mit seinen Freunden, um seinen Sohn mit freundlichem Wort von der Fronarbeit zu befreien, wie trunken taumelte er heran, Honig auf der Zunge und Gesang im Herzen ... »Wen aber«, fragte Daûd, »lassen wir bei der Sakije zurück, Vater? Der Büffel feiert, wenn ich ihn nicht prügele!« »Allah!« schrie Zabal, »du hast einen Bruder! Ein kleines Trogschwein, gerade reif für den Acker!« Und siehe, nun tauchte Daûds älterer Bruder widerwillig aus dem Grün hervor.
Seine Mutter hatte sich in der Schwangerschaft an einem Affen versehen; vermutlich war es der Pavian von Port Sudân gewesen, mit dem ziegelroten Gesäß und dem erbsfarbenen Haarmantel, den der alte Nubier Einêgil auf der Landstraße vor den Fremden tanzen ließ. Dieser Bruder Daûds hieß Dabbûs, »Stecknadel«, weil er so klein und erbärmlich war, daß ein rechter Mann ihn mit Fug übersah. Er hatte ungelenke, magere Gliedmaßen; seine Knie glichen dicken Knoten; sein Rückgrat war wie ein Fragezeichen gekrümmt, und sein Kopf gemahnte an den eines Greises oder kaum geborenen Kindes, mit überladendem Hinterkopf und flacher Stirn, breiten, nacktstehenden, zugespitzten Ohrmuscheln (an denen er, als Erstgeborener, einen kleinen silbernen Halbmond trug) und beweglichem Mund, der an eine Schnauze gemahnte und stets in Bewegung war. Sein eines Auge war erloschen; es rollte aber um die Wette mit dem ihm nahe benachbarten zweiten, das schlau und scharf war, schier stechend, und nichts Eßbares außer acht ließ. Das war Dabbûs. Er war zehn Jahre alt und der erklärte Sklave aller Welt.
Dabbûs kletterte jetzt wie eine Spinne auf den Balken, und Daûd sprang herab mit einem seligen Schrei. Er schwebte wie eine Taubendaune in der Luft und im Blau ... Und unter sich, tief und doch deutlich, sah er seinen Vater mit den Genossen weiterrennen. Zabal trug einen Tarbusch, den er mit einem seidenen Tuch umwickelt hatte, und die Fransen dieses Tuches umspielten seinen Nacken wie eine flatternde Fahne. Ja, wenn nicht alles täuschte, so ward Zabal mit jedem Sprung, den er tat, jünger und reicher; er schwang einen dicken Stock, und das Zickleinviertel unter seinem Arm leuchtete rosig herauf. Auf einmal war Daûd ihm dicht auf den Fersen und lief auf plattem Boden, so daß von seinen klatschenden Sohlen der Staub in die Höhe fuhr. Hinter ihnen, durch den Fleischgeruch gelockt, sprangen jappende Hunde, kurzbeinige gelbe Hunde, die knurrten und vor Eifersucht aufeinander winselten ... Da hieß es rennen, und das war kein Kunststück, denn im Traum hat man mehr Sprungfedern in den Gelenken als in der schleichenden Wirklichkeit.
Daûd folgte also fröhlich den sechs roten, gelbbesohlten Schuhen, die vor ihm dahinwirbelten, bis er auf einmal Schatten um sich spürte, aus dem der warme Geruch seines heimatlichen Dorfes wehte. Alles um ihn herum schien sich verändert zu haben, in einem fremden, verschönernden Licht zu ruhn; die Gassen lagen feiertäglich still; Sonnenlicht schwamm funkelnd über dem aufgestapelten Durrahstroh der Dächer, auf denen farbige Hähne stolzierten und emsig krähten, so daß die Luft sich von ihrem Getöse erfüllte ... Die Dorfbewohner hockten, Wasserpfeifen mit Kokusbehältern schmauchend, zufrieden schwatzend unter dem großen Fikusbaum, unter dem blassen Schatten der gelbbraunen Luftwurzeln; von den Kronen der Palmen, die steil und träumend in den Höfen standen, hingen die Datteln klumpenweise, und kleine braune Tauben gurrten und zankten sich in weichen Lauten, auf und nieder trippelnd, auf den Nilschlammfirsten.
Die Männer hatten jetzt das Laufen aufgegeben und schritten ohne ein Zeichen der Ermüdung würdig dahin wie drei Schêschs, die sich getroffen haben und selbander zu Markte gehen. Ihre baumwollenen Mäntel blähten sich; sie setzten ihre Stöcke stramm und selbstbewußt auf den Boden –: heut war ein großer Festtag! Daûd hatte seinen Vater noch nie in so fürstlicher Verfassung gesehen. Bisweilen wandte sich der Vater um und sah ihn zwinkernd an: »Hehe, was, Daûd, das ist nicht ein Tag wie die vielen anderen!« Dann langten sie bei der Hütte an und traten jauchzend ein. Zabal warf seinen Stock in die Ecke und klatschte in die Hände, deren Teller ganz rot von Henna waren. Und siehe: nun steckte Umm-Dabbûs ihren Kopf durch das Mauerloch herein.
Auch sie schien jünger zu sein als sonst ... Sie hatte neben der Eselskrippe gesessen und Dungkuchen gemacht; nun war sie müßig und auf das Wohl der Männer bedacht. Zabal also hob seinen Wollrock und seine halbseidene Kelabije bis zu den Knien und stieg behende durch das Loch im Lehm zu ihr herein; und seine Freunde stießen sich abwechselnd an der Luke und lachten spitzbübisch und lärmend. Dort drinnen sang Zabal ganz hoch und leise; plötzlich brach er ab und kam zurück, mit zerzaustem Backenbart und ausgelassen wie ein junges Kalb. Auch Umm-Dabbûs verbarg ihre Heiterkeit nicht; ihr gestreiftes Leinenhemd hing halbgeöffnet herab; ihre schieferfarbenen Brüste drängten sich kameradschaftlich, mit blauen Ornamenten geziert, aus dem Saum hervor, und ihr Mund war weit gespalten von festlicher Zufriedenheit. Nachdem sie ihre Hände vom Kamelmist gereinigt, fuhr sie schmeichelnd über die Gesichter, und dabei auch über das Daûds; und während sie hin und her ging, klirrte der verzinnte Kupferschmuck an ihren Hand- und Fußgelenken; leise und verführerisch klirrte er, mit zartem Metallton ... Und als sie sich über das mitgebrachte Fleisch und die Eingeweide beugte, um sie zu kochen, traf ein Sonnenblitz durch das Dach ihren kreisförmigen Ohrzierat und entlockte ihm eine gelbe Flamme, die klein und gleißend aufzüngelte, sooft sie den Nacken drehte.
Da schrie Zabal in die lärmende Lustigkeit der Männer hinein: »Bei Gott, Umm-Dabbûs, ich will eine Kasîde singen, einen großen Gesang; deine Ohrringe fordern dazu heraus, denn sie beschimpfen die Leute!« Umm-Dabbûs warf ihm ihren bersimgefärbten Pantoffel an den Kopf und sprach: »Eine Kasîde? O Zabal, sie wird dem Kleiewasser ähneln; denn deine Verse sollten mit Eselsurin an die Kirchenmauern geschrieben werden.« »O du Hündin,« erwiderte der Vater, »horche zu! Der Flötenspieler verbirgt seinen Kinnbart nicht, weshalb soll ich meine Kunst nicht leuchten lassen? Ein beredter Mann baut sein Gedicht aus Perlen; und ich bin wahrlich darin erfahren.« Da lachte sie mit ihrer Kehlstimme recht herzhaft auf und sprach: »O Zabal, heute spreizest du dich wie ein Gemeindewidder; von wannen sollte dir solches Wissen kommen? Sonst denkst du an nichts als an Knüppel und Prügel, an Kleinvieh und Schöpfwerk, an Schlamm und Mistschlepperei, du trägst das Pflugholz hinter dem Nacken, wenn du dich auch als Schêsch gebärdest ... Ihr seid hohle Köpfe und geile Wänste, du samt deinen Genossen. Morgen schüttelst du wieder die Läuse aus deinem Hemd und deinem alten Fasergürtel und rennst mit wirrer Tarbuschtroddel barfuß durch Hitze und Dornen – – – Und du willst eine Kasîde dichten?«
Da warf sich Zabal in die Brust und sprach: »Beim Leben meines Bartes, das will ich. Horche zu, du, deren Liebesgetändel im Ofenqualm den Sprüngen der Affen ähnelt!« Die Freunde fielen fast auf den Rücken, so lachten sie über das Zwiegespräch. Und Zabal begann seinen Gesang.
Es wurde ganz still in der Hütte. Umm-Dabbûs ließ das Fleisch weiterbrodeln und setzte sich mit gekreuzten Beinen lautlos hin, ganz verblüfft und entzückt. Denn nachdem Zabal mit der Zunge tremoliert hatte, als ziehe er zuvörderst mit bebender Hand den Bogen über das Seitenpaar einer Hochzeitsvioline, sang er mit volltönender Stimme wie ein bezahlter Vortragsmeister eine Kasîde, so traumschön, so reich an Bildern und galanten Wendungen, daß Daûd den Mund noch weiter öffnete und ganz schwachatmendes Gehör wurde, und daß die älteren Männer vor Vergnügen mit den Stöcken auf den Boden schlugen, sobald der Refrain wiederkehrte, den Zabal in zitternder Höhenlage und mit geschlossenen Augen zum Dach emporschickte.
»He, du mit dem Schmuck in den Ohren, Du handelst mit Rosen nach Pfunden! Wie herrlich hockst du im Mist! Ich bin Zabal-ibn-Dakka, Ein Dichter bin ich und Dorf-Schêsch.
He, du mit dem Schmuck in den Ohren, Du handelst mit Rosen nach Pfunden! Zichorie wollen wir schmausen;In Leinöl gebratene Eier; Ich gebe dir Bündel von Lattich; Und Buttermilch, lecker in Näpfen.
He, du mit dem Schmuck in den Ohren, Du handelst mit Rosen nach Pfunden! Ich bringe dir Ful, frisch gebrochen, Und Suppe und Bohnen mit Bîsâr; Wir setzen uns neben die Krippe, Du drehst dich und tanzest im Staube.
Und nun als Siegel der Rede: – He, du mit dem Schmuck in den Ohren! Schick ein Gebet zum Propheten, Dem Mittler unsrer und aller! Du handelst mit Rosen nach Pfunden: Ich flöte zum Dank meine Verse!«
Als Zabal abbrach, war es noch eine Weile still; dann wiegten alle Zuhörer die Köpfe und sprachen inbrünstig: »Allah! Allah!« – – – Umm-Dabbûs vollends war so befriedigt, daß ihr die Handmühle, die sie auf dem Kopfe trug, herunterfiel; dann sprach sie: »Ich tat dir unrecht, Zabal, damit, daß ich dich einen Stümper nannte.«
»Sing sie noch einmal, die Kasîde, o Zabal!« meinten die beiden Freunde und strählten mit den Fingern ihre schwarzen Bärte. »Sie ist herrlich, deine Kasîde!«
»Was hat Gott nicht gegeben!« erwiderte Zabal recht geschmeichelt. »Wohlan denn!« und er sang sein Lied noch einmal, und diesmal mit obszönen Floskeln, die so drastisch waren, daß alle vor Vergnügen schrien. Mit der Zeit hatte sich der Hütteneingang verdunkelt. Die Leute aus dem Dorfe waren erschienen, eben die Gesellschaft unter dem Fikusbaum; die Kasîde war gedämpft zu ihnen herübergeklungen und hatte ihre Neugierde erregt. Nun kamen sie mit ihren Pfeifen, mit Sack und Pack, mit ihren zerlumpten Kindern und breithüftigen Weibern heran und warfen entzückte Blicke durch die Tür.
»Friede über euch!« schrie, sehr aufgeräumt, Zabal. »Kommt herein, wir haben eine große Schmauserei!«
»Hast du Geld, Zabal?« flüsterte Umm-Dabbûs. »Das Gewürz ist deine Sache.«
»Beim Leben deiner Gestalt! Ich bin mittellos.«
»Ich will dir helfen,« sprach Umm-Dabbûs, »weil du die Kasîde sangst. Im Hühnerstall findest du Geld. Nimm einige Doppelpiaster und hole Myrte, Kirschsteine und Minze. Und, um ein übriges zu tun, hole auch Safran, damit du die Kleider deiner Kinder färben kannst; dann sind sie wie Prinzen unter den Kindern des Dorfes. Und wenn du Dabbûs bei der Sakije triffst, so hole auch ihn, damit er seinen Anteil habe!« – – – Daûds, des Knaben, Augen brannten in ihren Höhlen: Geld! Er sah die Silberlinge durch die Wände leuchten; er sah ihren milden Glanz im Hühnerkot, einen stummen Segen, einen versteckten Wert: einen Reichtum!! Er holte sein schmutziges Hemd aus der Ecke und stellte sich vor, wie es ihm stehen würde, wenn man es mit Safran färbe ... Herrlich würde es ihm stehen, er würde nie mehr auf der Sakije reiten, sondern damit umherstolzieren, mitten in der Sonne! Und er würde Neid erregen! Die süße Erwartung rann ihm durch die Glieder; doch dann dachte er, daß Dabbûs, der kleine Affe, ähnlich gelb herumlaufen würde, ähnlich geschmückt; und eine böse Brauenfalte verfinsterte seinen Blick.
Zabal war verschwunden. Und es war inzwischen keineswegs Abend geworden, sondern es blieb hell wie immer: ein ewiger Traumtag funkelte draußen. Und nun erhob sich ein wüstes Geplärr: viele Hände fuhren gierig in die Fleischbrühe, in die Eingeweide, die dampfenden Saubohnen und den Haferzuber hinein; und Umm-Dabbûs saß mitten darunter, schmatzend und feist, mit glatter Haut und drallen Knien, und hieb die allzu unverschämten Schmauser mit einem handfesten Knüppel über den Kopf. Und Daûd selbst schmauste und balgte sich um das Beste. Er war selig, selig und ganz ohne Wunsch – – –
Als Daûd erwachte, war eine unstillbare Sehnsucht nach den Doppelpiastern und nach dem gelben Hemd in ihm zurückgeblieben. Wohl möglich, daß diese Dinge schon lange verstohlen in seiner Brust ihr Wesen getrieben hatten; jetzt standen sie als lockendes, unerreichbares Ziel vor ihm; und während er die Augen auftat, seufzte er schwach auf und wälzte sich von dem Balken herab. Eine Weile noch stand er verkniffenen Blickes da, um sich in der Wirklichkeit zurechtzufinden, und dann prügelte er den Büffel, der wiederkäuend vor ihm lag. Der Büffel hob sich ruckweise und mühsam in die Höhe und begann unter hilflosem Grunzen seinen Frongang wieder abzuschreiten. Die Sakije nahm einen Anlauf; dann fand sie ihre Melodie und sang ihr fatalistisch leierndes Lied, gleichmütig, so, als ob sie nie geschwiegen habe.
Der Abend war da. Die Farbe der Hügel spielte in ein dämmerndes Rostbraun herüber. Der Himmel dunkelte in finsteren Veilchentönen; hellgelbe Flammen loderten noch an den Rändern der Welt; dann wuchs mit ungeheurem Leuchten ein tieforangefarbener Rauch im Westen heran und schluckte, von innen heraus rot erglühend, den violetten Schimmer. Tiefes Urblau machte sich breit, Sterne drangen heran, zu Dutzenden zunächst, dann heerweise, bis die ganze kristallne Glocke mild erschimmerte. Dies alles dauerte kaum die Zeit, da man eine mittlere Sure spricht; dann wurde das Niltal schwarz: und Daûd, der, die Hände unter dem Kopf verschränkt, betrachtend dagelegen war, sah die Silhouetten seiner Eltern näher kommen. Sie hatten die Feldarbeit beendet und stießen mit der Hacke ein jammerndes Tier vor sich her, ein Geschöpf, das, sobald es sich befreit aufreckte, menschliche Maße zeigte; Dabbûs, die »Stecknadel«, den Sklaven aller Welt.
Drüben auf der anderen Seite des Stromes, zeigte sich jetzt die blendende Laternenreihe der Strandpromenade und der hufeisenförmige Lichterkranz der großen