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Eine Nacht im Spukhaus verbringen — das verspricht Abenteuer pur! Also reist Paluten zusammen mit seinem besten Freund Edgar und seinem Doppelgänger Evil auf die Schmarparten und ist... enttäuscht. Sind die »Spinnweben« an der Decke wirklich Zuckerwatte? Pah, damit kann man einen erfahrenen Abenteurer wie Paluten doch nicht erschrecken! Doch plötzlich schlägt ein Blitz ein und die drei Freunde sind in der alten Hütte gefangen! Und jetzt geht der Spuk erst so richtig los.
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Seitenzahl: 212
PALUTEN
FREEDOM
Der Schrecken der Schmarpaten
Über die Autoren:
Paluten ist einer der erfolgreichsten YouTuber Deutschlands. Aus seinem Minecraft-Projekt FREEDOM entstand eine komplette Welt, die Millionen von Zuschauern begeisterte. In »Der Schrecken der Schmarpaten« kehrt er in diese Welt zurück, um mit seinem besten Freund Edgar neue Abenteuer zu erleben!
Klaas Kern mag Raumschiffe, Segelschiffe und alle anderen Fortbewegungsmittel, die ihn zu fremden Orten bringen – auch Zeitmaschinen. In Minecraft ist er allerdings meist zu Fuß unterwegs, denn mit dem Pferd fällt man einfach zu oft in irgendwelche Schluchten. Wenn er nicht gerade durch FREEDOM wandert, dann lebt der freie Autor mit seinen Hunden in Hamburg und denkt über neue Abenteuer nach.
Über die Illustratorin:
Irina Zinner ist freiberufliche Illustratorin aus Hamburg und illustriert alles, was ihr zwischen die Finger kommt. Dazu gehören eigene Comicprojekte und Illustrationen, die sie auf Instagram veröffentlicht, aber auch Auftragsarbeiten für Buchverlage, Trickfilme und Adventure-Games.
1. Auflage
© 2024 Community Editions GmbH
Weyerstraße 88-90
50676 Köln
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger aller Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten. Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Die Inhalte dieses Buches sind von Autoren und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung von Autoren und Verlag für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.
Dies ist kein offizielles Minecraft-Produkt. Es ist nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.
»Minecraft« and all its graphics are trademark or registered trademark of Mojang Synergies AB. © 2009-2024.
Umschlaggestaltung und Illustration: © Irina Zinner
Abbildung Autorenfoto: © Boris Lehfeld
Redaktion & Projektleitung: Jessica Kleppel
Satz: Achim Münster, Overath
Gesetzt aus der DINPro und der Yearbook Solid.
Gesamtherstellung: Community Editions GmbH
ISBN 978-3-96096-378-3
www.community-editions.de
Moin, Leute!
Herzlich willkommen zurück in der Welt von FREEDOM –
vorausgesetzt, ihr traut euch mit mir ins gruseligste Spukhaus
der Schmarpaten? Sieht ganz schön düster aus …
Aber keine Sorge, ihr habt ja mich dabei!
Euer Pdizzle aka Palle aka Patrick :)
- 1 -
»Auf die Plätze!«
Professor Entes1 Stimme hallte über die große Wiese. Sein weißer Laborkittel flatterte im Wind. Paluten trat an das Ufer eines Bachs, der fröhlich vor sich hin plätscherte. Er hob ein Seil auf und drehte sich zu seinem besten Freund um. »Bist du bereit?«
Edgar2 scharrte entschlossen mit den Hufen. »Bereit«, sagte er und biss in das Seil. Es verschwand unter seiner großen Schweinenase.
Am anderen Ufer des Bachs nahm Palutens Zwillingsbruder Evil3 das Seil in die Hände. Er war schon lange nicht mehr böse, aber der Name war irgendwie hängen geblieben. Evil warf einen Blick über seine Schulter und nickte Palutens kleiner Hündin zu. »Bereit?«
Sally4 schnappte sich das Seilende mit den Zähnen und wedelte mit dem Schwanz. Paluten sah, wie aufgeregt sie war. Das lag bestimmt auch an den Zuschauern, die sich auf der Wiese versammelt hatten. Das Tauziehen war der einzige Wettbewerb beim alljährlichen Frühlingsfest von Dorfd5, bei dem der Verlierer klatschnass wurde. Deshalb ist er wohl auch der beliebteste, dachte Paluten und grinste.
Ihr Schiedsrichter Professor Ente räusperte sich und drehte sich zu den Zuschauern um. »Noch einmal die Regeln zur Erinnerung«, rief er so laut, dass man ihn auf der ganzen Wiese hören konnte. »Beide Teams ziehen am Seil. Wer als Erster in den Bach fällt, verliert. Noch Fragen?«
»Ja, ich habe eine Frage!« Einer der Wachleute von Dorfd hob die Hand. Sein Helm war ihm über die Augen gerutscht und verdeckte die obere Hälfte seines Gesichts. »Ich finde es doof, dass das Fest im Dunkeln stattfindet«, beschwerte sich der Mann. »Da kann man ja gar nichts sehen. Können wir nicht wenigstens ein paar Fackeln anzünden?«
Einige Zuschauer seufzten. Die Wachen von Dorfd galten zu Recht als nicht besonders schlau. Palutens alter Freund Kapitän Schmierhose6, der Evil auf seinem Schiff zum Fest gebracht hatte, schob den Helm des Manns wortlos nach hinten. Der blinzelte ins helle Sonnenlicht und kratzte sich dann verlegen an der Wange. »Oh«, murmelte er. »Hat sich erledigt.«
Professor Ente schüttelte den Kopf und wandte sich den beiden Teams zu. »Ich zähle bis drei, dann zieht ihr«, erklärte er. »Eins …«
Paluten nahm das Seil noch fester in die Hände. Es roch nach Meer. Bestimmt stammte es von Kapitän Schmierhoses Schiff.
»Zwei …«
Evil grinste Paluten an. »Ich hoffe für dich, dass das Wasser im Bach schön warm ist.«
Bevor Paluten darauf antworten konnte, rief der Professor: »Drei!«
Ein Ruck ging durch das Seil, als zwei Kürbisköpfe, ein Schwein und ein Hund daran zogen. Es wurde aus dem Bach gerissen und spannte sich. Wasser triefte aus seinen Fasern. Evils Augen weiteten sich, als er einen Schritt nach vorn stolperte. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass Paluten und Edgar so kräftig am Seil ziehen würden.
Jetzt warf er sich mit seinem ganzen Körpergewicht ins Seil. Hinter ihm knurrte und zerrte Sally. Ihre Pfoten krallten sich in die Erde.
»Sally! Sally!«, feuerte Iggi7 sie an. Der kleine Golem stand zwischen den anderen Zuschauern und sprang aufgeregt auf und ab.
»Edgar! Edgar!«, rief Claudia8. Sie trug ein großes Tablett mit selbst gebackenen Apfeltaschen auf dem Rücken. Das Gebäck war so frisch, dass es noch dampfte.
Paluten stemmte sich gegen das Seil. Hinter ihm schlitterten Edgars Hufe über das nasse Gras. Er fand kaum Halt und konnte deshalb nicht richtig ziehen. Das rächte sich. Allein kam Paluten nicht gegen Evil und Sally an. Sie warfen sich mit solcher Kraft ins Seil, dass er auf das Ufer zugezogen wurde. Paluten schluckte. Der Bach war nur noch eine Edgarlänge von ihm entfernt.
Die Zuschauer klatschten und jubelten beiden Seiten zu. Evil grinste Paluten an. »Hast du ein Handtuch dabei?«, fragte er und riss erneut am Seil.
Jetzt schlitterten auch Palutens Stiefelsohlen durch das Gras. Edgar keuchte und strampelte. Dreckklumpen flogen durch die Luft, als seine Hufe die Wiese aufwühlten. Doch Halt fanden sie nicht. Das merkte Paluten, als er erneut nach vorn gerissen wurde.
Beim nächsten Ruck liege ich im Wasser, dachte er, während er sich zu seinem besten Freund umdrehte. »Lass los«, bat er ihn. »Es reicht, wenn einer von uns nass wird.«
Das kleine Schwein schüttelte trotzig den Kopf. Seine Wangen waren vor Anstrengung so rot wie Tomaten geworden. »Ngg wnn nngnn mmmfff«, nuschelte es. Paluten verstand zwar kein Wort, las die Antwort aber in Edgars Augen: Ich will nicht aufgeben.
»Ich auch nicht«, sagte er. Edgars Entschlossenheit verlieh ihm neuen Mut. »Noch haben wir nicht verloren!«
Er spannte den Körper an und zog. Evil hob überrascht die Augenbrauen, als seine Gegner nicht im Bach landeten. Er holte tief Luft. Paluten kam es so vor, als wolle er all seine Kraft in den nächsten Ruck legen. Sally stemmte bereits die Pfoten in den Boden.
Hinter Paluten machte es patsch. Als er den Kopf drehte, sah er, dass Edgar ausgerutscht war und nun auf dem Bauch im Gras lag. Er hielt das Seil zwar noch mit den Zähnen fest, aber das brachte ihnen nichts. Sobald Evil und Sally zogen, würde er über das Gras rutschen wie ein Schlitten über Schnee.
Jetzt haben sie uns, dachte Paluten enttäuscht. Evil schien das ebenfalls zu erkennen, denn er grinste noch breiter als zuvor.
»Sally?«
Aus den Augenwinkeln entdeckte Paluten Edgars Sohn, der sich suchend zwischen den Zuschauern umsah. »Sally, wo bist du?«, rief Edgar Junior9.
Palutens kleine Hündin spitzte die Ohren.
»Sally?«, rief Junior erneut. »Wir verpassen die Schnitzeljagd!«
Sallys Augen leuchteten auf. Ihr Maul öffnete sich.
Evil fuhr zu ihr herum. »Nein!«
Zu spät. Sally ließ das Seil fallen. Paluten stolperte zurück, als es plötzlich schlaff wurde. Hinter ihm kam Edgar auf die Hufe und zog mit aller Kraft. Da Paluten ihm die Sicht versperrte, sah er nicht, dass Evil das Seil allein in der Hand hielt.
Das Seil straffte sich mit einem Ruck – und schon wurde Evil nach vorn gerissen. »Waaaah!«, stieß Palutens Zwillingsbruder hervor, als seine Füße ins Leere traten.
KLATSCH!
Die Zuschauer lachten. Evil setzte sich prustend im Bach auf. Wasser lief ihm über das Gesicht. »Das ist nicht so ausgegangen, wie ich erwartet hatte«, sagte er, grinste dann aber. »Zum Glück habe ich Sachen zum Umziehen eingepackt.«
Paluten streckte ihm vom Ufer aus die Hand entgegen. Evil ergriff sie und ließ sich aus dem Bach ziehen. Professor Ente wandte sich an die Zuschauer. »Der Sieg im Tauziehen geht an … Team Paluten!«
Die Menge klatschte und löste sich dann langsam auf. Sally trabte zufrieden neben Edgar Junior in Richtung Schnitzeljagd. Sie ahnte ja nicht, was sie ausgelöst hatte.
»Wartet!«, rief jemand, der zwischen den Zuschauern stand. Als Paluten den Kopf drehte, sah er, wie Iggi auf seinen kurzen Beinen hinter Edgar Junior und Sally herstolperte. »Wartet!«, rief der kleine Golem noch einmal. »Iggi will auch Schnitzel jagen!«
Paluten lachte. Doch dann bemerkte er, dass Edgar unzufrieden am Boden saß. Das Gras hatte grüne Streifen auf seinem Bauch hinterlassen. »Hm«, machte sein bester Freund.
»Was ist denn?«, fragte Paluten.
»Wir haben nicht fair gewonnen«, erklärte Edgar ernst. »Evil hat allein am Seil gezogen, und wir waren zu zweit.«
Evil winkte ab. »Das ist schon in Ordnung. Dass deine Hufe im Gras keinen Halt gefunden haben, war auch nicht fair. Außerdem ging es nur um den Spaß, oder?«
Edgar dachte einen Moment darüber nach, dann nickte er. »Das stimmt. Aber zum Trost werden wir dir die größte Apfeltasche besorgen, die wir finden können.«
»Dafür hat sich das Bad schon gelohnt«, erwiderte Evil und lachte. »Ich ziehe mir jetzt besser was Trockenes an.«
Paluten sah ihm nach, als er in Richtung Dorfd ging. »Das ist ein echt tolles Frühlingsfest«, sagte er.
Edgar wischte sich die Grasspuren von den Schweineborsten und stand auf. »Siehst du? Wir können auch ohne Gefahren und Abenteuer Spaß haben.«
Nur wenig später saßen Paluten und Edgar auf einem Baumstamm und aßen Apfeltaschen. Wie versprochen hatten sie die größte für Evil aufgehoben. Der kam gerade mit neuer, trockener Kleidung auf sie zu. In einer Hand hielt er ein zusammengefaltetes Stück Papier. Trotz der Entfernung sah Paluten, dass die Augen seines Zwillingsbruders aufgeregt funkelten.
Er drehte sich zu Edgar um. »Ich glaube, da kommen Gefahren und Abenteuer.«
Sein bester Freund verdrehte die Augen und biss in seine Apfeltasche.
- 2 -
»Was hast du denn da?«, fragte Paluten neugierig, als Evil sich neben ihn auf den Baumstamm setzte.
Sein Zwillingsbruder reichte ihm das Stück Papier. »Gut, dass ich in den Bach gefallen bin. Dieses Flugblatt hat mir jemand am Hafen auf den Schmahamas in die Hand gedrückt. Ich hatte es einfach in die Hosentasche gesteckt und ganz vergessen. Als ich die Hose eben aus dem Rucksack holen wollte, fiel es mir entgegen.«
Edgar sah seinem großen Freund über die Schulter, als der das Blatt auseinanderfaltete. Darauf stand in einer altmodisch aussehenden Schrift:
Palutens Herz schlug schneller. »Die meinen uns!«
»Nicht mich«, murmelte Edgar. Evil lachte.
Gemeinsam lasen sie weiter.
EIN SACK VOLL GOLD FÜR JEDEN (!!!),
DER ES SCHAFFT, EINE (1) NACHT IM GRUSELIGSTEN (!!!!) SPUKHAUS
DER SCHMARPATEN ZU VERBRINGEN!!!!
Ein großer Pfeil mit noch mehr Ausrufezeichen forderte Paluten auf, das Blatt umzudrehen. Auf der Rückseite stand kleiner und ganz ohne Ausrufezeichen:
Eintritt: eine (1) Goldmünze
Öffnungszeiten: wenn jemand am Tor sitzt
»Das … das klingt …« Paluten verschlug es vor lauter Begeisterung die Sprache. »Das klingt …«
»Ganz furchtbar«, erklärte Edgar, während er den leeren Teller neben sich auf den Baumstamm stellte. »Wer macht denn freiwillig so etwas?«
»Ich!«, stießen Paluten und Evil gleichzeitig hervor. Dann grinsten die Zwillinge sich an.
»Ich möchte am liebsten sofort aufbrechen«, fuhr Paluten fort. »Wenn wir uns beeilen, sind wir vielleicht schon …« Er unterbrach sich und runzelte die Stirn. »Wo sind die Schmarpaten eigentlich?«
Evil zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich dachte, du wüsstest das vielleicht.«
»Edgar?« Paluten drehte sich erwartungsvoll zu seinem besten Freund um, doch der schüttelte nur den Kopf. »Tut mir leid, aber Edgar Junior hatte das in Erdkunde noch nicht.«
So ein Mist, dachte Paluten. Das Flugblatt klang sooo verlockend. Er wollte dieses Abenteuer unter keinen Umständen verpassen. Doch dazu musste er irgendwie herausfinden, wo diese Schmarpaten waren.
Er schnippte mit den Fingern, als ihm eine Idee kam. »General Dieter10!«, rief er und sprang vom Baumstamm. »Der hat so viele Karten. Da ist bestimmt auch eine von den Schmarpaten dabei.«
Evil stand ebenfalls auf. »Suchen wir ihn«, schlug er vor. Paluten nickte eifrig und ging los. Als er den Kopf drehte, sah er, dass Evil seinen Teller mit der Apfeltasche mitnahm. Er hatte noch nicht hineingebissen. Edgar trabte hinter ihnen her. Das kleine Schwein wirkte ein bisschen lustlos.
»Das wird ganz toll, du wirst schon sehen«, sagte Paluten, um seinen besten Freund aufzumuntern.
Edgar schnaubte. »Das werde ich nicht sehen, weil ich nicht mitkomme.«
»Aber wir waren noch nie in einem Spukhaus«, entgegnete Paluten. »Und wir haben auch noch nie einen Sack voll Gold gewonnen. Und jetzt können wir beides in einem Abenteuer verbinden.«
Edgar schnaubte nur noch lauter. Paluten ließ ihn erst einmal in Ruhe. Vielleicht musste er sich langsam an diesen Gedanken gewöhnen. Dann würde Edgar schon merken, wie genial sein Plan war.
»Finden wir erst mal General Dieter«, sagte Paluten.
Sie gingen zusammen über die große Wiese. Ein Stück von ihnen entfernt fand gerade das Sackhüpfen statt. Paluten sah weder Edgar Junior noch Iggi unter den Teilnehmern. Anscheinend war die Schnitzeljagd noch nicht vorbei. Doch da entdeckte er den kleinen Golem im Schatten eines Baums. Iggi saß mit gesenktem Kopf am Boden und malte Kreise in den Dreck.
»Was ist denn los mit ihm?«, fragte Edgar, der ihn ebenfalls bemerkt hatte.
»Keine Ahnung.« Paluten ging bereits zu ihm. »Fragen wir ihn.«
Iggi hob den Kopf, als die beiden Kürbisköpfe und das Schwein vor ihm stehen blieben. »Iggi traurig«, sagte er, bevor jemand eine Frage stellen konnte.
Paluten hockte sich vor ihn hin. »Warum denn?«
»Iggi hat kein Schnitzel gefangen.«
Er nimmt die Schnitzeljagd schon sehr wörtlich, dachte Paluten.
»Haben denn die anderen eins gefangen?«, fragte er.
»Nein.« Iggi zog die Nase hoch. »Aber Iggi wollte Schnitzel. Und jetzt hat Iggi Hunger. Und die Apfeltaschen sind alle weg.«
Paluten und Edgar warfen gleichzeitig einen Blick auf Evils makellose Apfeltasche. »Und Iggi ist nur deshalb traurig?«, hakte das kleine Schwein nach.
Der Golem nickte. »Edgar Junior und Sally suchen Apfeltaschen für Iggi, aber es gibt bestimmt keine mehr.«
Evil seufzte. »Dann nimm die. Ist noch ganz frisch.«
Iggis Augen leuchteten auf. »Die ist für Iggi?«
»Jetzt schon«, sagte Evil und stellte den Teller neben ihm ab. »Ich bin eh nicht hungrig.«
Wie auf Kommando knurrte sein Magen. Paluten räusperte sich, um die Geräusche zu überspielen. »Wir sollten uns wirklich einen neuen Namen für dich überlegen. Du bist alles andere als evil.«
Sein Zwilling grinste. »Ach was, ich …« Er unterbrach sich und zeigte zum Waldrand. »Ist das da hinten nicht General Dieter?«
Paluten blickte in die Richtung, in die Evil gezeigt hatte. Das Huhn saß an einem Tisch und starrte konzentriert auf das Schachbrett vor ihm. Auf der anderen Seite summte Bimsi11, die Riesenbiene, fröhlich vor sich hin. Paluten hatte sie seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen. Er nahm an, dass sie die Gegend erkundet hatte.
»General Dieter, Bimsi!«, rief er, als er und seine Freunde näher kamen. »Spielt ihr Schach?«
»Ja«, sagte das Huhn. »Und bevor jemand fragt: Ich verliere.«
»Und ich gewinne.« Die Riesenbiene machte einen Purzelbaum in der Luft und schob mit einem ihrer sechs Beine eine der Schachfiguren über das Brett. »Schachplatt.«
»Das heißt schachmatt«, berichtigte General Dieter sie ein wenig genervt. Er war wohl nicht daran gewöhnt, bei seinem Lieblingsspiel geschlagen zu werden. »Meinen Glückwunsch«, gratulierte er trotzdem höflich.
Bimsi lächelte. »Danke.«
General Dieter drehte sich zu den Neuankömmlingen um. »Was kann ich denn für euch tun?«
»Wir würden gerne wissen, wo die Schmarpaten sind«, erklärte Paluten.
Der General hob die Augenbrauen. »Die Schmarpaten? Das ist ein Gebirge weit im Osten.« Er schob seine Kappe in den Nacken. »Soll sehr gefährlich sein. Mehr weiß ich nicht, weil sich kaum jemand in die Schmarpaten verirrt.«
Er rutschte von seinem Stuhl und strich sich mit den Flügeln über das Gefieder. »Wartet hier. Ich werde meine Karten holen.«
»Vielen Dank, General Dieter«, sagte Paluten, als das Huhn davonwatschelte. Er hatte den Eindruck, dass der General über die Unterbrechung nicht ganz unglücklich war.
»Brecht ihr zu einem neuen Abenteuer auf?«, fragte Bimsi nach einem Moment.
Paluten und Evil nickten.
Edgar schüttelte den Kopf.
Die Riesenbiene kicherte. »Ihr seid so unterschiedlich. Für dich, Paluten, gibt es nicht genug Abenteuer auf der Welt. Und du, Edgar, würdest am liebsten die ganze Zeit zu Hause bleiben.«
»Ich möchte nicht immer zu Hause bleiben«, erwiderte das kleine Schwein. »Nur bei so gefährlichen Abenteuern wie diesem.« Es trat entschlossen mit dem Huf auf. »Und dieses Mal lasse ich mich nicht wieder überreden! Ich bin ein vernünftiges, logisch denkendes Schwein. Nicht so ein verrückter Kürbiskopf, der sich sagt: Oh, ich freue mich so sehr darauf, eine Nacht im gruseligsten Spukhaus des gefährlichen Schmarpaten-Gebirges zu verbringen und einen Sack voll Gold zu gewin…«
»Das willst du wirklich tun, Papa?«
Die vier Freunde fuhren herum. Keiner von ihnen hatte gemerkt, dass Edgar Junior und Sally zwischen den Sträuchern hinter dem Tisch aufgetaucht waren. Die Hündin trug einen Beutel mit Keksen im Maul. Die waren wohl für Iggi bestimmt.
Edgar schluckte schwer. »Was genau will ich tun?«, fragte er, um herauszufinden, wie viel sein Sohn gehört hatte.
»In einem Spukhaus in gefährlichen Bergen übernachten und viel Gold gewinnen«, wiederholte Junior. Dann sah er Sally an. »Das würde ich mich nie trauen. Du?«
Die Hündin winselte.
Junior nickte ernst. »Genau. Aber mein Papa hat nicht so viel Angst wie wir. Er ist das tapferste Schwein der Welt, und ich bin sehr stolz auf ihn.«
»Also, eigentlich … ähm …« Edgar trat von einem Huf auf den anderen. »Die Sache ist die …« Er brach erneut ab, schluckte und verzog das Gesicht.
Paluten musste sich ein Grinsen verkneifen. Er wusste, dass sein bester Freund seinen Sohn niemals enttäuschen würde.
Evil hatte das wohl auch erkannt. »Du bist also dabei?«, fragte er.
»Äh …« Edgar presste die Lippen aufeinander. Er warf einen Blick in den Wald, als würde er darüber nachdenken, einfach wegzulaufen. Doch dann glitt sein Blick zurück zu Junior, der ihn voller Stolz ansah.
Edgar senkte den Kopf und seufzte so lange, dass Paluten sich fragte, woher er die ganze Luft nahm. Dann nickte er. »Ich bin dabei.«
- 3 -
»Tschüss!«
»Gute Fahrt!«
»Habt ein schönes Abenteuer!«
Die Bewohner von Dorfd standen am Hafen. Die Nachricht von der Reise in die gefährlichen Schmarpaten hatte sich rasend schnell herumgesprochen. Alle wollten den Abenteurern viel Glück wünschen.
»Pass gut auf dich auf«, sagte eine weibliche Stimme hinter Paluten. Er hatte Kapitän Schmierhose geholfen, die letzte Kiste an Bord zu bringen. Als er sich umdrehte, sah er, wie Claudia und Edgar liebevoll die Nasen aneinanderdrückten.
»So ein Spukhaus klingt ganz schön gruselig«, fügte Edgars Frau nach einem Moment hinzu. »Junior hat allen erzählt, wie tapfer du bist.«
Palutens bester Freund schluckte und räusperte sich. Dann wechselte er rasch das Thema. »Wo ist Junior denn? Ich finde es komisch, dass er sich gar nicht verabschiedet.«
Claudia sah sich suchend um. »Sally und Iggi haben ihn schon ganz früh abgeholt. Sie haben beim Spielen bestimmt die Zeit vergessen.«
Edgar senkte den Kopf. »Verstehe.«
Paluten merkte, wie enttäuscht sein Freund war. »Wir warten noch ein bisschen«, sagte er. »Junior ist sicher schon auf dem Weg und kommt gleich.«
Evil trat neben ihn. »Wir können General Dieter ja bitten, einen Suchtrupp loszuschicken«, schlug er vor.
Das Huhn stand sofort stramm. »Eine hervorragende Idee, junger Kürbiskopf! Ich werde Dorfd und die Umgebung in Sektoren einteilen. Die Wachen werden jeden einzelnen durchkämmen. Gebt mir fünf Minuten für …«
»Papa! Papa!«
Edgars Augen leuchteten auf, als Junior und Sally an den Dorfbewohnern vorbeigaloppierten. Über ihnen summte Bimsi. Auf ihrem Rücken saß ein aufgeregt winkender Iggi. Er hielt irgendetwas in der Hand. »Wartet!«, rief er. »Nicht losfahren!«
»Keine Sorge!« Paluten lachte und ging in die Hocke, als Sally auf ihn zustürmte. Er war froh, dass sie sich jetzt alle voneinander verabschieden konnten.
Edgar Junior bremste vor seinen Eltern ab. »Wir hätten es beinahe nicht rechtzeitig geschafft«, keuchte er atemlos.
»Wo wart ihr denn?«, fragte Claudia.
»Wir haben einen Schutz vor den Geistern gebastelt«, erklärte ihr Sohn. »Weil die doch gefährlich sind.«
Edgar schluckte erneut.
Paluten kraulte Sally und sah zu, wie die Riesenbiene und der Golem neben seinem besten Freund landeten. Iggi sprang zu Boden und streckte die Hand aus. Daran baumelten drei dünne Seile, an denen je eine runde weiße Kugel hing.
»Ist das Knoblauch?«, fragte Edgar verwirrt, als er einen Blick auf die Seile warf.
Iggi nickte eifrig. »Iggi weiß von Bimsi, dass Knoblauch gut gegen Geister ist.«
»Bist du sicher?« Edgar runzelte die Stirn.
Die Riesenbiene kratzte sich mit einem dünnen Bein hinter dem Flügel. »Das hat mein Freund Paul gesagt«, erklärte sie. »Und Paul hat das von seiner Freundin Betsy gehört. Und die hat einen ganz schlauen Vater. Der heißt Herbert und liest den ganzen Tag. Den ganzen! Alle hören auf Herbert.«
»Also haben wir den ganzen Morgen Knoblauch gesucht«, fügte Junior hinzu. »Iggi und Bimsi von oben, ich und Sally unten.«
»Luftaufklärung zur Unterstützung der Kundschafter.« General Dieter nickte anerkennend. »Sehr klug.«
Junior nahm Iggi die Knoblauchketten ab und hängte seinem Vater feierlich eine um den Hals. »Jetzt können die Geister dir nichts mehr tun.«
Paluten beugte sich zu ihm herunter. Evil ging ebenfalls in die Hocke. Edgars Sohn hängte auch ihnen je ein Seil um. Knoblauchgeruch stieg Paluten in die Nase.
Edgar strich nachdenklich mit dem Vorderhuf über die weißen Knollen. »Wenn Herbert sich wirklich sicher ist …«
»Herbert sagt nur etwas, wenn er sich wirklich sicher ist«, erwiderte Bimsi.
Evil sah Paluten an. »Hast du gewusst, dass Knoblauch gegen Geister hilft?«, flüsterte er.
Paluten zuckte mit den Schultern. Er konnte sehen, wie erleichtert Edgar war. Auch wenn er nicht wusste, ob die Kette wirklich gegen Geister half, schien sie die Angst seines besten Freundes zumindest zu besänftigen.
»Wenn Herbert das sagt, wird es schon stimmen«, antwortete er seinem Zwillingsbruder ebenso leise.
Evil grinste.
Edgar drehte sich stolz zu ihnen um. »Jetzt haben wir einen richtigen Geisterschutz!«
Bevor Paluten etwas dazu sagen konnte, trat Kapitän Schmierhose an die Reling seines Schiffs. »Wir müssen losfahren«, verkündete er. »Solange noch Flut ist.«
Sie verabschiedeten sich von allen. Dann ging Edgar an Bord, ohne zu zögern. Er wirkte auf einmal wie ein ganz anderes Schwein. Tapfer und entschlossen.
Paluten streichelte Sally ein letztes Mal und stand auf. »Achte gut auf sie«, bat er Iggi.
Der kleine Golem nickte. »Iggi passt auf Sally auf. Und Sally passt auf Iggi auf.«
»Und Bimsi …« Die Riesenbiene unterbrach sich. »Und ich passe auf die beiden auf.«
Paluten und Evil gingen an Bord. Wenige Minuten später blähten sich die weißen Segel im Wind. Kapitän Schmierhose drehte das Steuerrad, bis das Schiff aufs offene Meer hinausfuhr. Die Bewohner von Dorfd blieben an Land zurück. Manche winkten mit einem Taschentuch, andere mit der Hand oder, wie General Dieter, mit dem Flügel.
Die beiden Kürbisköpfe und das kleine Schwein winkten zurück. Edgar musste sich auf die Hinterläufe stellen. Sonst hätte er nicht über die Reling sehen können. Paluten beobachtete, wie Professor Ente mit Junior und Claudia sprach. Dann hob der Wissenschaftler die Hände und winkte wild. Seine Lippen formten Worte.
»Knob…«, hörten sie durch das Rauschen des Windes und das Knattern der Segel. »Knob… nicht …«
Edgar runzelte die Stirn. »Sagt er etwas mit ›Knoblauch‹?«
Evil lauschte angestrengt. »Keine Ahnung. Ich kann ihn nicht verstehen.«
Paluten steckte seinen Geisterschutz unter seinen Pullover. »Wir fragen ihn, wenn wir zurück sind. Das wird schon nichts Wichtiges gewesen sein.«
Er ging zum Bug des Schiffs und sah hinaus auf das blaue Meer. Das Wasser funkelte im Sonnenlicht wie tausend Diamanten. Paluten vergaß seine Zweifel und grinste breit. Sie fuhren in ein neues Abenteuer. Was konnte es Schöneres geben?
- 4 -
»Wer von euch Matrosen möchte als Erstes in den Ausguck?«, rief Kapitän Schmierhose.
Paluten und Evil hoben blitzschnell die Hand. »Ich!«
Edgar, der neben ihnen an Deck stand, warf einen Blick auf den hohen, schwankenden Mast. Ganz oben war etwas befestigt worden, das wie ein Fass aussah. Das war wohl der Ausguck.
Das kleine Schwein wurde blass. Kapitän Schmierhose lachte. »Keine Sorge. Matrosen mit Hufen sind vom Dienst im Ausguck befreit.«
»Puh.« Die rosa Farbe kehrte in Edgars Gesicht zurück. »Ich möchte aber auch etwas machen«, erwiderte er. »Was kann ich denn hier unten tun?«
Kapitän Schmierhose dachte einen Moment nach. »Hm …« Dann schnippte er mit den Fingern. »Das Deck könnte mal wieder ordentlich geschrubbt werden. Darum kannst du dich kümmern.«
Er wandte sich an die beiden Abenteurer. »Paluten, du übernimmst die erste Schicht im Ausguck. Pass gut auf, denn es ist sehr windig heute. Evil, du hilfst Leichtmatrose Edgar.«
»Aye, aye, Kapitän«, antworteten die Zwillingsbrüder gleichzeitig.