Die Ritter der Schmafelrunde - Paluten - E-Book

Die Ritter der Schmafelrunde E-Book

Paluten

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Beschreibung

Eine kleine Zeitreise, da kann ja gar nichts passieren! Doch plötzlich finden Paluten und Edgar sich inmitten einer mittelalterlichen Burg wieder — ein ritterliches Abenteuer beginnt! Nur gemeinsam und mithilfe eines lang verschollenen Schwertes können die zwei besten Freunde das Gleichgewicht im Königreich wiederherstellen und den Rittern der Schmafelrunde helfen. Der achte Band der FREEDOM-Reihe inklusive zwölf-teiligem Poster zum Zusammenpuzzeln!



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Seitenzahl: 208

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PALUTEN

FREEDOM

 

Die Ritter der Schmafelrunde

Über die Autoren:

Paluten ist einer der erfolgreichsten YouTuber Deutschlands. Aus seinem Minecraft-Projekt FREEDOM ­entstand eine komplette Welt, die Millionen von Zuschauern begeisterte. In »Die Ritter der Schmafelrunde« kehrt er in diese Welt zurück, um mit seinem besten Freund Edgar neue Abenteuer zu erleben!

 

Klaas Kern mag Raumschiffe, Segelschiffe und alle anderen Fortbewegungsmittel, die ihn zu fremden Orten bringen – auch Zeitmaschinen. In Minecraft ist er allerdings meist zu Fuß unterwegs, denn mit dem Pferd fällt man einfach zu oft in irgendwelche Schluchten. Wenn er nicht gerade durch FREEDOM wandert, dann lebt der freie Autor mit seinen Hunden in Hamburg und denkt über neue Abenteuer nach.

 

Über die Illustratorin:

Irina Zinner ist freiberufliche Illustratorin aus Hamburg und illustriert alles, was ihr zwischen die Finger kommt. Dazu gehören eigene Comicprojekte und Illustrationen, die sie auf Instagram veröffentlicht, aber auch Auftragsarbeiten für Buchverlage, Trickfilme und Adventure-Games.

 

1. Auflage

© 2024 Community Editions GmbH Weyerstraße 88–90 50676 Köln

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe,Tonträger aller Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Daten­verarbeitungs­anlagen aller Art, sind vorbehalten. Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Die Inhalte dieses Buches sind von Autoren und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung von Autoren und Verlag für Personen-, Sach-und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Dies ist kein offizielles Minecraft-Produkt. Es ist nicht von Mojang genehmigt oder mit Mojang verbunden.

»Minecraft« and all its graphics are trademark or registered trademark of Mojang Synergies AB.© 2009–2024 Mojang.

Umschlaggestaltung und Illustration: © Irina Zinner

Abbildung Autorenfoto: © Boris Lehfeld

Redaktion: Jessica Kleppel

Satz: Achim Münster, Overath

Gesetzt aus der DINPro und der Yearbook Solid

Gesamtherstellung: Community Editions GmbH

ISBN 978-3-96096-356-1

 

www.community-editions.de

Seid gegrüßt, verehrte Lords und Ladys!

 

Herzlich willkommen zurück in der Welt von FREEDOM –

nur halt eben 1.000 Jahre vor unserer Zeit. Die Burg ist zwar ziemlich ­stattlich, aber irgendetwas fehlt hier … also dort … also damals, aber irgendwie ist das damals auch heute. Puh, ganz schön verwirrend, ­also lest am besten selbst!

 Euer Pdizzle aka Palle aka Patrick :)

- 1 -

»Das war ein tolles Abenteuer«, sagte Edgar. Das kleine Schwein trabte zufrieden über den staubigen Weg. »Und es war nicht einmal gefährlich.«

»Ja.« Paluten seufzte. »Kein bisschen gefährlich.«

Sie hatten Professor Ente1 einen Gefallen getan und seine zusammenfaltbare Zeitmaschine zur Reparatur in die große Stadt Schmünchen gebracht. Jetzt waren sie auf dem Weg zurück zum Dorfd. Die Zeitmaschine steckte sicher in Palutens Rucksack.

»Man kann auch Abenteuer ohne Gefahren erleben«, beharrte Edgar.

»Wir haben so tolle Dinge gesehen. Die hohen Häuser, die großen Straßen, das viele Essen.«

Das stimmte. Sie waren staunend durch Schmünchen gelaufen. Manche der Häuser waren so hoch, dass man zwanzig Edgars aufeinander hätte stapeln können, ohne an ihr Dach zu kommen. Sein kleiner Freund hatte versucht, die Autos auf den Straßen zu zählen. Dabei war ihm so schwindelig geworden, dass er sich hatte hinsetzen müssen.

»Du hast recht«, gab Paluten zu. »Trotzdem fehlt etwas, wenn man nicht um sein Leben laufen oder sich vor Monstern verstecken muss.«

»Also, mir hat das überhaupt nicht gefehlt.« Edgar blieb stehen. »Rechts oder links?«

Vor ihnen gabelte sich der Weg. Rechts ging es in einen Wald voller Laubbäume und zwitschernder Vögel, links über große Wiesen.

Paluten kratzte sich an seinem Kürbiskopf. Der war ziemlich heiß, weil die Sonne von einem wolkenlosen blauen Himmel herabschien. »Gehen wir durch den Wald«, schlug er vor. »Da ist es kühler.«

»Gute Idee.« Edgar bog bereits nach rechts ab. »Wir suchen eine Lichtung, machen Pause und überlegen, wer das letzte Stück von Claudias Karottenkuchen2 essen darf.«

Palutens Augen weiteten sich. »Es ist nur noch ein Stück übrig?«

Edgar nickte ernst. »Wir waren auf dem Hinweg wohl sehr hungrig.«

Der Kürbiskopf dachte einen Moment nach. »Wollen wir ein Wettrennen darum machen?«, schlug er dann vor. Er sah sich um und zeigte auf eine große Eiche, die aus dem Wald emporragte. »Wer als erstes am Baum ist, bekommt den Kuchen.«

»Wir könnten ihn auch einfach teilen«, entgegnete Edgar. Aber er konnte sehen, dass das kleine Schwein neugierig war. Es hatte sich bestimmte auch schon oft gefragt, wer von ihnen schneller war. Der Kürbiskopf mit seinen zwei langen Beinen oder er mit seinen vier kurzen.

Paluten grinste. »Dann teilen wir uns den Kuchen nach dem Wett­rennen.«

»Also gut.« Edgar scharrte mit den Hufen. »Aber ich muss dich warnen. Schweine sind sehr schnell.«

»Kürbisköpfe auch.« Paluten ging in die Hocke. »Achtung, fertig … LOS!«

Er sprang auf. Da schoss Edgar auch schon wie eine kleine rosa Kanonenkugel an ihm vorbei. Seine Hufe schleuderten Dreck und Gras in die Luft. Paluten musste schneller laufen. Seine Stiefelsohlen klatschten auf den Boden und durch Pfützen. Mit jedem Schritt kam er dem Ziel näher. Er hörte Edgar keuchen. Sein bester Freund wurde langsamer. Er hatte all seine Kraft in den Start gelegt, aber jetzt holte Paluten auf. Er war schon dicht hinter dem kleinen Schwein.

Edgar drehte sich zu ihm um und erschrak, als er sah, wie nahe Paluten ihm gekommen war. Doch der Kürbiskopf bemerkte etwas ganz anderes. Nämlich eine Baumwurzel, die leicht aus dem Gras direkt vor seinem besten Freund ragte. »Pass auf!«

Zu spät. Edgars Vorderläufe prallten gegen die Wurzel. Er kippte nach vorn und pflügte mit seiner Schweinenase durch den weichen Waldboden. Genau vor Paluten, der viel zu schnell war, um noch anzuhalten! Wenn er in Edgar hineinlief, tat er ihm vielleicht weh.

Blitzschnell stieß Paluten sich ab und segelte ganz knapp über Edgars Rücken. Er wollte schon erleichtert aufatmen, da riss etwas an seinem linken Fuß. Der Griff von Edgars Satteltaschen! Sein Schuh hatte sich darin verhakt.

Paluten warf sich noch in der Luft nach vorn und drehte sich. Er wollte ja nicht wie Edgar mit der Nase im Dreck landen. Sein Schuh rutschte aus dem Griff. Mit einem dumpfen Knall schlug er im Gras auf. Rrrrrrrzzzz!, machte etwas in seinem Rücken.

Sofort drehte er sich um. Edgar setzte sich gerade hinter ihm auf. »Hast du dir weh getan?«, fragte Paluten besorgt.

Edgar schüttelte den Kopf und schnaubte Dreck und Grashalme aus der Nase. Paluten sah beeindruckt zu. Es war wirklich erstaunlich, was da alles hineinpasste.

Paluten versuchte, nicht zu lachen, während er aufstand und sich den Dreck abklopfte. »Das Wettrennen war vielleicht doch keine gute …«

»Paluten!«, unterbrach Edgar ihn erschrocken. »Dein Rucksack ist kaputt!«

»Was?« Paluten zog ihn rasch von den Schultern. Tatsächlich: In dem Rucksack klaffte ein großes Loch. Ihm fiel das Geräusch ein, das er gehört hatte, als er auf dem Boden gelandet war. Die kleinen Äste, die dort überall lagen, mussten den Stoff aufgerissen haben.

»Hoffentlich ist der Zeitmaschine nichts passiert«, sagte Edgar besorgt.

Paluten öffnete rasch den Rucksack und zog das große blaue Paket heraus. Er presste die Lippen aufeinander, als er den kleinen Kratzer darauf sah. Man würde ihn zwar leicht übermalen können, aber genau an der Stelle befand sich der empfindliche Zeitumkehr-Mechanismus der Maschine. Die Umrisse des kleinen Kastens waren klar zu erkennen.

»Kannst du sehen, ob etwas kaputt ist?«, fragte Edgar.

Paluten zuckte mit den Schultern. »Von außen nicht. Dafür müssten wir sie aufstellen.«

Er hielt kurz inne, als ihm eine Idee kam. »Und ausprobieren.«

»Auf keinen Fall!«, widersprach Edgar. »Wir haben versprochen, sie nur zu Professor Ente zurückzubringen, nicht mehr.« »Aber das war, bevor sie vielleicht beschädigt wurde.«

Paluten legte eine Hand auf das Paket. »Was ist, wenn wir dem Professor eine kaputte Zeitmaschine bringen? Dann müssen wir direkt wieder nach Schmünchen laufen, um sie reparieren zu lassen. Wenn wir die Maschine ausprobieren, können wir gleich umkehren und uns den Weg nach Dorfd sparen.«

Edgar dachte kurz darüber nach. »Du hast recht«, entschied er dann.

Er legte den Kopf schief. »Wie baut man sie denn auf?«

»Das ist ganz einfach«, erklärte Paluten. »Wir müssen nur auf diesen Knopf drücken.«

Er zeigte auf einen grünen Knopf an der rechten Seite des Pakets. Darunter stand Öffnen/Schließen und in großen Buchstaben: Finger weg, Paluten!

»Er kennt dich ziemlich gut«, sagte Edgar trocken. Paluten nahm dem Professor die Warnung nicht übel. Er drückte wirklich gerne auf Knöpfe. Beim letzten Mal hatte er sich und Edgar damit auf Käfergröße geschrumpft, aber auch das war gut gegangen.3 Und es hatte dazu gepasst, dass er gerne neue Dinge ausprobierte. Wie diese Zeitmaschine.

»Bereit?«, fragte er seinen kleinen Freund.

Edgar nickte. »Bereit.«

Paluten drückte auf den Knopf.

PLOPP!

Er blinzelte überrascht, als die Zeitmaschine auf einmal komplett auseinandergefaltet vor ihm stand. Edgar hüpfte erschrocken mit allen vier Hufen hoch. Damit hatten sie beide nicht gerechnet.

Die Zeitmaschine sah ziemlich unscheinbar aus: eine große blaue Kiste, vielleicht fünf Edgars hoch und drei breit. Es gab eine Tür mit einem runden Bullauge auf Kopfhöhe. Irgendetwas an der linken Seite der Maschine machte BZZZ BZZZ. Paluten und Edgar gingen vorsichtig um sie herum, bis sie ein Kabel entdeckten. Es hing aus einem offenen, kleinen Kasten.

»Der Kasten ist bestimmt aufgesprungen, als du hingefallen bist«, vermutete Edgar.

Paluten nickte. »Und dabei hat sich das Kabel gelöst.«

Er nahm das dünne, rote Kabel in die Hand und steckte es in das einzige Loch, das dafür infrage kam. Die Maschine summte. Paluten drehte sich um. »Das klingt doch ganz gut, oder? Jetzt müssen wir nur noch …

WUSCHHHH

Er fuhr herum. Und sah Bäume, Zweige, Laub, ein Eichhörnchen, Gras und braunen Waldboden. Aber keine Zeitmaschine.

»Paluten!«, stieß Edgar schockiert hervor. »Sie ist weg!«

»Vielleicht ist sie ja nur unsichtbar«, erwiderte Paluten hoffnungsvoll. Doch als er die Hand ausstreckte, fühlt er nichts außer Luft. Er trat zurück und kratzte sich am Kopf.

»Wie sollen wir das Professor Ente erklären?«, fragte sein kleiner Freund besorgt.

Paluten seufzte. Er bekam schon ein schlechtes Gewissen, wenn er daran dachte. Dabei hatten sie es nur gut gemeint. Aber jetzt würden sie wohl mit leeren Händen nach …

PLOPP!

Die Zeitmaschine war wieder da! Ganz plötzlich stand sie neben ihm. Die Luft roch irgendwie scharf, wie kurz vor einem Gewitter.

»Pack sie schnell ein«, rief Edgar aufgeregt. »Bevor sie wieder verschwindet!«

Paluten lief um die Maschine herum. Der Verpackungsknopf war ja vorne angebracht. Doch da flog die Tür bereits auf. Drei Männer stürmten heraus. Ihre Bärte wucherten so wild wie die Sträucher. Man konnte die Gesichter dahinter kaum erkennen. Zwei hielten einen Speer in der Hand, einer ein Schwert. Der erste Mann blieb so abrupt stehen, dass die anderen beiden gegen ihn prallten.

»Aua!«

»Wo sind wir?«

»Du stehst auf meinem Fuß!«

Alle drei redeten durcheinander. Die Männer bemerkten noch nicht, dass sie nicht allein waren. Paluten bat Edgar mit einer Geste, sich schnell hinter einem Busch zu verstecken. Die Fremden mit dem Gestrüpp im Gesicht und der geflickten, altmodisch aussehenden Kleidung waren ihm nicht ganz geheuer.

Dann trat er vor und räusperte sich. »Hallo Freunde!«, sagte er fröhlich, als die Männer herumfuhren. »Wo kommt ihr denn auf einmal her?«

Der Größte von ihnen musterte ihn einen Moment lang verwirrt. Der Blick hinter dem dichten, dunklen Bart glitt zu dem Rucksack, in dem die Zeitmaschine gesteckt hatte.

»Brüder«, sagte er grinsend. »Wir haben einen Wanderer gefunden. Los, Kürbiskopf, gib uns deinen Rucksack!«

Er streckte drohend seinen Speer aus.

Paluten schluckte.

- 2 -

»Moment«, sagte der Kleinste. »Sollten wir nicht erst mal herausfinden, wo wir sind?«

»Nein, zuerst die Beute.« Der Mittlere stampfte mit dem Fuß auf. »Ich brauche doch ein neues Schwert, und das von dem Kürbiskopf glänzt so schön. Ich will es haben!«

»Dann will ich seinen Pullover«, sagte der Kleinste rasch. Er hatte wohl Angst, dass er als einziger leer ausgehen würde.

Der Größte seufzte. »Also gut. Her mit dem Rucksack, dem Schwert und dem Pullover«, zählte er genervt auf. »Dann lassen wir dich gehen. Einverstanden?«

»Nein«, erwiderte Paluten ruhig und legte die Hand auf seinen Schwertknauf.

Der Große blinzelte hinter seinem dichten Bart. »Was meinst du mit ›Nein‹? Wir sind zu dritt, und du bist allein.«

»Ja, genau«, sagte Paluten laut. »Ich bin allein. Kein Schwein kann mir helfen.«

Der Busch, hinter dem sich Edgar versteckt hatte, raschelte. Sein kleiner Freund hatte also verstanden, was er damit sagen wollte: Gib dich nicht zu erkennen.

Paluten zog sein Schwert. Einer der Räuber sprang erschrocken zurück. »Er will tatsächlich gegen uns kämpfen? Was machen wir denn jetzt, Knut?«

Er und der Kleinste sahen ihren großen Anführer an. Knut zögerte. Die meisten Leute ließen sich bestimmt von seinen Drohungen einschüchtern, sodass er sie nicht wahrmachen musste, vermutete Paluten.

Knut räusperte sich laut und richtete seinen Speer auf den Abenteurer. »Wir … äh … wir greifen an. Ja, das werden wir, also … letzte Chance. Willst du uns die Sachen nicht doch geben?«

Paluten schüttelte den Kopf.

»Bitte?«, versuchte es Knut noch einmal.

Erneutes Kopfschütteln.

»Na dann …« Knut wischte sich nervös den Schweiß von der Stirn. »Angriff!«

Er klemmte sich seinen krummen Speer unter den Arm. Mit lautem Gebrüll stürmte er durch das Unterholz. Seine beiden Begleiter liefen hinterher. Dabei fuchtelten sie wild mit ihrem Speer und ihrem Schwert herum. Nur einen Lidschlag später kam der Kleinste an Edgars Busch vorbei. Ein rosa Vorderlauf schoss blitzschnell aus den Blättern. Der Räuber stolperte darüber, ruderte wild mit den Armen und fiel hin.

»Aua«, stieß er hervor.

Knut blieb unwillkürlich stehen. »Hast du dir wehgetan, Kasimir?«, fragte er besorgt.

Noch während er das sagte, erreichte der andere Räuber den Weg, auf dem Paluten stand. Der Abenteurer wartete, bis das stumpfe Holzschwert kurz vor ihm war, dann sprang er zur Seite. Das Schwert des Räubers stieß in die Luft, wo Paluten eben noch gestanden hatte. Der Räuber selbst wurde von seinem Schwung über den Weg getragen und prallte gegen einen Baum. Kleine Äpfel regneten auf ihn herab.

Er schüttelte sich. »Autsch!«

Knut fuhr zu ihm herum. »Was hast du denn, Konrad?«

»Nichts«, antwortete der Räuber mürrisch, während er sich den Kopf rieb. Er wollte sein Schwert heben, aber da sprang Paluten auf ihn zu. Mit einem Schlag seiner Klinge brach er die Holzwaffe durch.

Konrad starrte verblüfft auf die Schwertreste in seiner Hand. Gleichzeitig rappelte sich Kasimir auf der anderen Seite des Wegs auf. Dabei ragte sein Hinterteil in die Luft.

Die Gelegenheit ließ sich Edgar nicht entgehen. Mit allen vier Beinen sprang er hinter dem Busch hoch und rammte seinen dicken Schweinekopf in Kasimirs Hinterteil. Die anderen beiden Räuber waren vollständig auf Paluten fokussiert. Sie bemerkten gar nicht, was hinter ihren Rücken geschah. Doch Paluten hätte beinahe losgeprustet, als er sah, wie Kasimir nach vorne kippte. Genau in eine stinkende Pfütze, über der Fliegen kreisten.

Edgar verschwand lautlos, aber grinsend, im Gebüsch. Kasimir kam hoch. Er spuckte und schüttelte sich von dem Gestank, der ihm aus dem nassen, dreckigen Bart in die Nase stieg.

»Ich will nicht mehr«, stieß er hervor und ließ seinen Speer fallen. »Ich hab den Eindruck, in diesem komischen Land greift uns der Wald selbst an.«

»Aber wir sind die gefürchteten K-Brüder!«, erwiderte Knut. Er drehte sich zuerst zu Kasimir, dann zu Konrad um, doch die beiden sahen ihn nur missmutig an. Sie hatten offensichtlich die Lust verloren.

Nun ließ auch Knut seinen Speer sinken. Er sah Paluten an. »Ist dein Glückstag, Kürbiskopf. Die K-Brüder sind heute nicht so gut drauf.«

Paluten sah, wie Edgar hinter seinem Busch hervorkommen wollte, und warf ihm einen warnenden Blick zu. Er traute diesen Räubern noch nicht.

Ihm fiel ein, was Kasimir gesagt hatte. »Was meint ihr mit komischen Land?«, fragte er. »Wo kommt ihr her?«

»Aus der Burg.« Knut zeigte vage in Richtung Norden.

Paluten runzelte die Stirn. Er kannte dort nur eine Burg. »Du meinst die Ruine? Aber da lebt doch niemand mehr.«

»Quatsch«, widersprach Kasimir. Er rappelte sich gerade auf. »Die Burg ist nagelneu. Wir waren vor ein paar Tagen noch da.«

»In der Burg auf dem Hügel?«, hakte Paluten nach.

Knut nickte. »In welcher denn sonst? Wir wollten uns als Teilnehmer für das Ritterturnier eintragen lassen, aber die Wachen haben uns erkannt.«

Sein Bruder Konrad seufzte. »Ja, es ist nicht leicht, ein Räuber zu sein. Ich glaube, wir müssten einen Drachen besiegen, damit die Menschen uns unseren Beruf verzeihen.«

Palutens Herz pochte aufgeregt. Eine neue Burg? Ritter? Turniere? Einen Drachen? »Hier hat seit tausend Jahren niemand mehr eine Burg gebaut«, erklärte er. Erst als er das aussprach, wurde ihm etwas klar: »Ihr kommt aus der Vergangenheit!«

Er zeigte auf die Zeitmaschine. »Sie hat euch hierher gebracht.«

»Du meinst das kleine Zimmer?«, frage Konrad und biss in einen der Äpfel, die ihm auf den Kopf gefallen waren. Kauend fuhr er fort: »Dasch stand auf einmal vor unsch, und wir wollten unsch unterstellen, weilsch nach Regen ausschah. Dann hat Kaschimir auf ein paar Knöpfe gedrückt …«

»Ach, jetzt bin ich wieder schuld, ja?«, beschwerte sich sein kleiner Bruder. »Typisch!«

Doch Knuts Gedanken waren schon weiter. Er musterte Paluten interessiert. »Wir sind tausend Jahre in der Zukunft?«, fragte er. »Wirklich?«

»So ungefähr«, stimmte Paluten zu.

Der große Räuber drehte sich zu seinen Brüdern um. »Versteht ihr, was das heißt? Hier kennt uns niemand. Keiner macht Jagd auf die bösen K-Brüder. Die haben hier noch nicht einmal von den K-Brüdern gehört.«

Konrad schluckte ein Stück Apfel herunter. Seine Augen weiteten sich, als er verstand, was Knut damit sagen wollte. »Wir können ganz von vorne anfangen.«

Sein Bruder nickte. »In unserer Familie waren immer alle Räuber«, erklärte er dann Paluten. »Mama und Papa, Oma und Opa …«

»Uroma und Uropa«, ergänzte Kasimir und trat neben ihn. »Ururoma und Ururopa, Ur…«

Sein Bruder legte ihm die Hand auf den Arm. »Ich glaube, er hat es verstanden, Kasi.« Er wandte sich wieder dem Abenteurer zu. »Aber das weiß hier in der Zukunft ja keiner. Also können wir etwas Neues versuchen. Uns muss nur etwas einfallen, auf das wir alle Lust haben.«

»Was macht ihr denn gern?«, fragte Paluten.

Knut hob die Schultern. »Essen?«

Kasimir hob den Blick. »Ich koche gerne, was er isst.«

»Na also!«, rief Paluten. »Dann wirst du Koch.«

Die Miene des Ex-Räubers hellte sich auf. »Wieso bin ich nicht darauf gekommen? Ich wäre unheimlich gerne Koch.« Er sah seinen Bruder an. »Wollen wir zusammen ein Gasthaus aufmachen?«

»Keine schlechte Idee«, antwortete Knut nachdenklich. »Ich könnte die Speisekarte und die Schilder schreiben.«

»Er hat eine sehr schöne Handschrift«, erklärte Kasimir.

»Und was ist mit mir?«, fragte Konrad. »Ich kann nichts. Mein Essen schmeckt scheußlich und meine Handschrift ist hässlich.«

»Eine echte Sauklaue«, stimmte Kasimir zu.

Edgar sah empört hinter seinem Busch hervor. Paluten verkniff sich ein Lachen. »Jeder kann irgendwas«, sagte er zu dem traurigen Konrad.

»Er hat recht.« Knut klatschte erfreut in die Hände. »Du spielst doch so gut Mundharmonika. Wenn die Gäste mit dem Essen fertig sind, kannst du sie mit Musik unterhalten.«

»Damit hätten wir das geklärt.« Paluten hielt dem Koch, dem Schreiber und dem Musikanten die Hand hin. Die drei Brüder schüttelten sie lächelnd und verabschiedeten sich.

»Vielen Dank für deine Hilfe«, sagte Knut. »Wenn du mal wieder in diese Gegend kommst, musst du unbedingt in unserem Gasthaus einkehren.«

»Das mache ich bestimmt«, versprach Paluten. Er sah den Ex-Räubern nach, bis sie zwischen den Bäumen verschwunden waren.

Edgar trabte auf den Weg. »Sauklaue«, sagte er. »Unverschämtheit. Schweine haben im Allgemeinen eine sehr schöne Handschrift.«

»Das hättest du ihnen persönlich sagen können«, erwiderte Paluten.

Sein kleiner Freund legte den Kopf schräg. »Schweine sind im Allgemeinen auch sehr vorsichtig«, erklärte er.

Paluten grinste. »Wirklich? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.« Er zog die Tür der Zeitmaschine auf. »Wollen wir sie jetzt ausprobieren?«

Edgar schluckte, nickte dann aber. Sie mussten sich sicher sein, dass sie richtig funktionierte, bevor sie zu Professor Ente zurückkehrten.

Die kleine Kabine war abgesehen von einer Bedienfläche an der Wand und einem großen Hebel daneben leer.

Auf der Bedienfläche waren drei Metallrädchen angebracht, unter denen jeweils Jahre, Tage und Stunden stand. Neben jedem sah er unter einer kleinen Glasscheibe die Zahl 0. Paluten nahm an, dass man mit den Rädchen die gewünschte Zeitspanne einstellte.

»Wie weit wollen wir denn zurückreisen?«, fragte er.

»Einen Tag«, antwortete Edgar, ohne zu zögern.

»Nicht mal eine Woche?«, fragte Paluten enttäuscht.

Das kleine Schwein schüttelte energisch den Kopf. »Wir wollen die Maschine ja nur testen. Dafür reicht das.«

»Na gut.« Paluten gab sich geschlagen. Er ließ das Rädchen mit der Aufschrift Jahre in Ruhe, stellte die Tage auf -1 und die Stunden auf 0. Dann sah er seinen besten Freund an. »Willst du den Hebel bedienen?«

Edgar nickte. Er war zwar vorsichtig, aber auch neugierig. Wenn er sich erst einmal zu etwas durchgerungen hatte, machte er voll mit und hatte sogar Spaß dabei. Paluten musste ihn nur hin und wieder dazu überreden.

Nun stellte sich Edgar auf die Hinterbeine und legte einen Vorderhuf auf den großen Hebel. »Hoffentlich geht das gut«, murmelte er, als er ihn herunterdrückte.

Etwas summte. Die Umgebung waberte wie der Horizont an einem heißen Tag. Einen Lidschlag lang wurde es dunkel, dann wieder hell. Auf der Konsole leuchtete ein Knopf grün auf. Die Maschine machte Ping! Das Summen verstummte.

»Sind wir da?«, fragte Edgar.

Paluten öffnete die Tür und er und Edgar warfen einen Blick raus. Alles sah genauso aus wie vorher. Die gleichen Vögel zwitscherten, die Sonne schien durch das gleiche Blätterdach, die Bäume waren gleich hoch und breit.

»Schwer zu sagen«, antwortete er. »So ein Wald verändert sich ja nur ganz langsam. Ein Tag reicht nicht, um Unterschiede zu bemerken.«

»Wir könnten jemanden suchen und nach dem Wochentag fragen«, schlug Edgar vor.

Doch in Palutens Kürbiskopf entstand bereits eine andere Idee. Er hörte die Stimmen der K-Brüder: nagelneue Burg … Ritterturnier … Drachen … – und seufzte leise.

»Dir ist etwas eingefallen, richtig?«, fragte Edgar, als er seine leuchtenden Augen sah. »Etwas, das mir nicht gefallen wird.«

»Wir müssen weiter zurückreisen«, verkündete Paluten. »Nur so werden uns Veränderungen im Wald auffallen.«

»Wie weit?«, fragte sein kleiner Freund misstrauisch.

Paluten kratzte sich verlegen am Kopf. »Och, so tausend Jahre?«

- 3 -

»Tausend Jahre?!« Edgar schien die Zahl nicht fassen zu können.

»Die K-Brüder haben mich auf die Idee gebracht«, erklärte Paluten atemlos vor Aufregung. »Da gibt es Burgen und Ritter und Drachen und so viele tolle Sachen, die wir sonst nie sehen würden. Wir müssen nur diesen Hebel betätigen. Bitte, bitte, Edgar!«

»Das ist viel zu weit«, widersprach sein bester Freund. »Und zu gefährlich.«

»Ach was, das ist total ungefährlich«, versuchte Paluten, ihn zu beschwichtigen. »Und es ist auch nicht so weit, wie du denkst. Eine Menge Dinge sind viel älter als tausend Jahre.«

Er zählte die Beweise für seine Behauptung auf. »Steine sind älter, der Himmel ist älter, das, äh, Meer ist älter. Aber die Burg auf dem Hügel nicht. Die ist da noch ganz neu.«

Edgar runzelte die Stirn. »Du meinst die Burgruine, in der wir auf Insektengröße geschrumpft wurden?3 Da hast du auch gesagt, das wäre total ungefährlich.«

»Es war nicht total gefährlich. Und wir haben viele neue Freunde gefunden«, entgegnete Paluten. Er sah seinen besten Freund an. »Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst. Aber wenn wir so weit zurückreisen, erfahren wir, ob die Maschine richtig funktioniert. Und wir könnten uns eine Burg ansehen.«

Das kleine Schwein schüttelte den Kopf.

»Du willst nicht wissen, wie die Welt vor tausend Jahren aussah?«

Erneutes Kopfschütteln.

Paluten versuchte es noch einmal: »Die Burg, die wir nur als Ruine kennen, ist da ganz lebendig. Das musst du doch spannend finden.«

Edgar setzte zum nächsten Kopfschütteln an, hielt aber plötzlich inne. »Junior4 hat mich letztens gefragt, ob ich weiß, wie die Burgruine früher aussah«, erklärte er. »Ich konnte das nicht beantworten.«

»Wenn wir dorthin reisen, kannst du es«, gab Paluten zu bedenken.

Sein bester Freund kratzte sich nachdenklich hinter dem Ohr. »Das stimmt.«

Der Abenteurer hielt den Atem an. Er wollte sooooo gerne in die Ritterzeit, aber er würde sich nicht über Edgars Wünsche hinwegsetzen.

Das kleine Schwein seufzte. »Also gut«, sagte es. »Aber wir sehen sie uns nur schnell an und kehren sofort zurück.«

Paluten machte vor Erleichterung einen Luftsprung. »Genau! Das wird nur ein ganz kurzer Ausflug.«

Er grinste und wandte sich der Konsole zu. Er drehte an dem Metallrädchen, bis die Zahl -1000 unter dem Glas zu sehen war. Als Nächstes stellte er das Stundenrädchen auf -8.

»Damit es Morgen ist und schön hell«, erklärte er.

»Gute Idee«, stimmte Edgar zu. Trotzdem wurde er ein wenig blass um die rosa Nase, als Paluten den Hebel in die Hand nahm.

»Glaubst du wirklich, dass das klappt?«, fragte er.

Paluten nickte entschieden. »Na klar. Dafür sind Zeitmaschinen doch da.«

Er zog am Hebel.

Die Maschine summte, so wie beim ersten Mal. Doch nun kam ein lautes Pochen hinzu. Dann ein Ächzen und Knattern, das die ganze Kabine erschütterte. Licht flackerte wild: hell, dunkel, hell, dunkel.

»Was ist das?«, rief Edgar über den Lärm hinweg. Er zog den Kopf ein und presste sich an Palutens Bein.

Ich weiß es nicht