Der Schrei des Eisvogels - Reginald Hill - E-Book

Der Schrei des Eisvogels E-Book

Reginald Hill

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  • Herausgeber: Knaur eBook
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

Ein junger Dorfpolizist wird vermisst. Auf der Suche nach ihm begeben sich Detective Chief Inspector Peter Pascoe und sein Vorgesetzter Andy Dalziel in ein verträumtes Dörfchen in Yorkshire. Hier scheint jeder seinen Platz zu haben in der naturgegebenen Ordnung der Dinge. Doch die Idylle trügt. Es gibt sorgsam gehütete Geheimnisse, es gibt Feindschaften, Intrigen und verbotene Liebschaften. Nur in ihrem Hass auf den überkorrekten Constable Bendish, der nie eine Gelegenheit ausgelassen hat, seine Mitbürger zu drangsalieren, sind sich alle einig. Doch geht die Ablehnung so weit, dass man ein Verbrechen befürchten muss?

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Seitenzahl: 480

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Reginald Hill

Der Schrei des Eisvogels

Roman

Aus dem Englischen von Anke Kreutzer

Knaur e-books

Inhaltsübersicht

WidmungAnmerkung des VerfassersErster BandPrologEinsZweiDreiVierZweiter BandPrologEinsZweiDreiVierFünfSechsSiebenAchtNeunZehnElfDritter BandPrologEinsZweiDreiVierFünfSechsSiebenVierter BandPrologEinsZweiDreiVierFünfSechsSiebenAchtNeunZehnElfZwölfFünfter BandPrologEinsZweiDreiVierFünf

Der Königin der Krimilektoren, Elizabeth Walter, ist diese Arbeit, mit ihrer freundlichen Zustimmung, in herzlicher Verbundenheit von ihrem Bewunderer und dankbaren Freund, dem Autor, gewidmet.

 

Nullum quod tetegit non ornavit

Anmerkung des Verfassers:

 

Die dem Buch und den einzelnen Kapiteln vorangestellten Mottos sind den Briefen von Jane Austen entnommen.

[home]

Erster Band

Prolog

Auszug aus den Aufzeichnungen des verstorbenen Reverends Charles Fabian Cage, Dr. theol., zu einer unvollendeten »Geschichte der Pfarrgemeinde Enscombe«

Nach herrschender Auffassung werden alle Menschen gleich geboren, doch die Familie Guillemard, seit langem in Yorkshire ansässig, ließ sich, auch ohne dass ihr Name je ins Adelsregister Einlass fand, von derlei philosophischen Spitzfindigkeiten nicht anfechten.

Den ersten Anflug von Populismus hatte man im letzten Jahrhundert durch Gaben von kaltem Eisen in Verbindung mit einer Brot- und Wasserdiät als nicht weiter ernst zu nehmenden, typisch französischen Bazillus erfolgreich abschütteln können. Auf Dauer freilich erwies sich der Erreger als ziemlich resistent, weshalb er nach dem Weltkrieg epidemieartig das ganze geschwächte, eben erst genesende Land erfasste. In den Dreißigerjahren schließlich beschlich selbst die Guillemards der Verdacht, es könne am Ende gar ihr eigenes Normannenblut befallen sein.

Und als endlich im Jahre 1952 Selwyn Guillemard, der gegenwärtige Gutsherr, sein Erbe antrat, war er vorbehaltlos bereit, die Möglichkeit ins Auge zu fassen, dass an der neumodischen Idee der Menschenrechte am Ende doch etwas dran sein könnte.

Die Rechte der Frau hingegen bleiben, dessen ungeachtet, ein Thema für Science Fiction.

Vor etwa dreißig Jahren traf Squire Selwyn das schwere Schicksal, bei einem Autounfall seinen einzigen Sohn und seine Schwiegertochter zu verlieren – ein tragischer Verlust, den er, sosehr ich auch in ihn drang, eher mit heidnisch stoischem Gleichmut als christlicher Stärke zu tragen schien. Auch war es ihm anfänglich von keinem großen Trost, dass seine Enkeltochter, die von da an in Old Hall großgezogen wurde, am Leben blieb.

Ein Kind, das bei älteren Menschen aufwächst, wird in der Regel entweder frühreif oder introvertiert, und die kleine Gertrude Guillemard ließ kaum Anzeichen von Frühreife erkennen. So schweigsam und zurückhaltend war sie, dass selbst ihr altertümlicher Name ihr eine zu große Last aufzuerlegen schien und man ihn durch das weniger gewichtige Girlie ersetzte.

Das Enscomber Landgut Old Hall wird natürlich in der männlichen Linie weitervererbt. Die moderne Gesetzgebung hat es leicht gemacht, solch archaische Beschränkungen aufzuheben, doch wie immer er es drehte und wendete, konnte Squire Selwyn in einer solchen Veränderung keinen Vorteil erkennen. Im Rückblick erschien ihm das mahnende Antlitz der Tradition; mit Blick auf die Zukunft war abzusehen, dass der geschrumpfte und weiter schrumpfende Landsitz einer tatkräftigeren, heroischeren Hand bedurfte als seiner eigenen, um ihn vor dem Ruin zu bewahren, und niemand, der Girlie Guillemard als Kind gekannt hatte, wäre auf die Idee gekommen, in ihr eine Heldin zu vermuten. Und so hatte der Squire wenig Skrupel, als er seinen Großneffen Guy zum künftigen Erben bestimmte.

Seine Frau Edna machte sich Hoffnungen, dass sich die zwei Linien durch eine Heirat von Cousin und Cousine vereinen könnten. Dieser fromme Wunsch war noch lebendig, als Girlie zu einer selbstgenügsamen, gefügigen jungen Frau heranreifte und Guy sich zu einem forschen, überheblichen Privatschüler mauserte, obgleich Guys seltene Besuche in Yorkshire (das er als mega-öde bezeichnete) sowie der Gleichmut, mit dem Girlie seine Abwesenheit hinnahm, eine Frau mit schärferer Beobachtungsgabe zweifellos stutzig gemacht hätten. Dann, kurz nachdem Guy und Girlie volljährig geworden waren und einen Schubs in Richtung Traualtar vertragen hätten, schlug erneut das Schicksal zu, und Edna starb an einem zu spät diagnostizierten Vipernbiss. Wieder hatte ich eine Trauerfeier bei den Guillemards vorzunehmen.

Nach der Beerdigung lud mich der Squire ein, in seinem Arbeitszimmer mit ihm und den beiden jungen Leuten einen Sherry zu trinken. Wie bei solchen Gelegenheiten üblich, redeten wir eine Weile über die guten Eigenschaften der Verblichenen. Dann nahm der Squire eine große Meerschaumpfeife vom reichlich bestückten Ständer, stopfte sie gemächlich, steckte sie an und schien in Träumereien zu versinken, während sein Blick starr auf der entferntesten linken Ecke des Zimmers ruhte. Endlich nickte er, wandte sich mir zu und sagte: »Edna hätte diese beiden Junkersleut hier gar zu gerne vor dem Traualtar gesehen. Was halten Sie davon?«

»Die Frage sollte wohl besser lauten, was die beiden davon halten«, erwiderte ich.

Jetzt kramte auch Guy eine Pfeife, ein Stück aus blitzendem rostfreiem Stahl, hervor, zog die Tabakdose zu sich heran und widmete sich ebenso ausgiebig wie zuvor der Squire der Aufgabe, sie zu stopfen und anzustecken, bevor er das Wort ergriff: »Ich glaube, ich bin noch ein bisschen zu jung, um ans Heiraten zu denken, Squire. Aber in ein paar Jahren, wer weiß? Bis dahin wäre es mir lieb, wenn wir die Angelegenheit als stillschweigende Übereinkunft betrachten könnten.«

Dann setzte er sich in seinem Sessel zurück und lächelte selbstzufrieden über sein vermeintliches diplomatisches Geschick.

Der Squire sah Girlie an. Bedächtig langte sie nach vorn und nahm sich ein kleineres Exemplar aus dem Pfeifenständer. Langsam stopfte sie den Kopf mit dem Tabak aus der Dose des Squires, langsam zündete sie ihn an. Zufrieden lehnte sie sich schließlich im Sessel zurück und rauchte mit Kennermiene ein paar Züge. Endlich sagte sie: »Was mich betrifft, so würde ich eher ein tollwütiges Stachelschwein vögeln. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich muss mich ums Mittagessen kümmern.«

Als sie das Zimmer verließ, nahm sie die Pfeife mit. Was zunächst eine Geste war, wurde bald zu einem Symbol und schließlich, leider Gottes, zu einer Sucht. Und es gab noch andere Veränderungen. Girlie trennte sich von sämtlichen Laura-Ashley-Kleidern, die ihr nach Meinung ihrer Großmutter so gut standen (sie warf sie allerdings nicht weg, denn nicht wenige tauchten kurze Zeit später, als Frances Harding in Old Hall einzog, wieder auf), und fing an, an Wochentagen Jeans und Gummistiefel zu tragen und schlichtes Schwarzweiß zu gesellschaftlichen Anlässen. Ihr langes Haar im Stil von Alice im Wunderland wurde zu einem Helm ungestümer Locken gestutzt, und es dauerte nicht lange, bis in Enscombe die unerschöpfliche Diskussion über die Frage, wer das Haus nun eigentlich führte, sich von selbst erledigte, da Old Hall ganz offensichtlich eine eindrucksvolle Herrin gefunden hatte.

Es gab noch einen Gutsverwalter, der formal unter der Aufsicht des Squires stand, doch letzterer, seit dem Verlust seines Sohnes nie wieder ganz der Alte, zog sich nun noch mehr in die Rolle des Exzentrikers zurück. Die Aufgabe, die Bücher zu prüfen, fiel bald Girlie zu. Das war in den verrückten Achtzigern, als Psychopathen zu Therapeuten wurden und die Gesellschaft nach ihrer eigenen Vorstellung von Vollkommenheit umzuformen begannen, ganz ohne Narkose. Der Verwalter, ein Mann namens Trevor Hookey, erwies sich bald als glühender Thatcher-Anhänger, der mit fanatischem Eifer brüllte: »Was dich nicht umbringt, macht dich nur hart!«, und Girlie stolz versicherte, das neue, verjüngte und verschlankte Gut von Old Hall sei das äußerst effiziente Modell der Zukunft.

Einige Jahre lang hörte sich Girlie die liturgischen Formeln höflich an. Als schließlich bei der Jahresabrechnung von 1986 ihre Rechenmaschine quietschend den kümmerlichen Endbetrag auswarf, unterbrach sie den Fanatiker mit den Worten: »Es reicht. Ich habe die Zukunft gesehen, und sie ist Scheiße. Wir sind nicht verjüngt und verschlankt, wir sind ausgezehrt und kurz vor dem Ende. Es bleibt uns nur eine große Sparmaßnahme übrig.«

»Und die wäre, Schätzchen?«, fragte Hookey herablassend.

»Ihr Gehalt«, sagte Girlie Guillemard.

Diese Abrechnungen finden übrigens alljährlich an Mariä Verkündigung statt, das heißt am 25. März, der in England Zahltag ist und an dem in Enscombe seit undenklichen Zeiten, zumindest aber seit 1716, alle Rechnungen beglichen werden. Dass diese Tradition überlebt hat, zeugt von der Beharrlichkeit der Menschen in Yorkshire. Den größten Teil der Zahlungen an den Squire bildeten natürlich die Pachteinkünfte. Old Hall verfügte immer noch über ausgedehnte Ländereien, und obwohl die allgemeinen Sitten verroht waren, besaß man genügend Anstand, den Pächtern eine Erfrischung anzubieten, bevor sie wieder nach Hause fuhren.

Doch im Lauf der Jahre, schon vor den schrecklichen Achtzigern, ging die Gutsführung zu vertraglichen Vereinbarungen über, die Straßen wurden besser und Goldmünzen unter den Fußbodendielen wichen Papiergeld auf der Bank, bis Schecks und Girokonten und Daueraufträge das physische Einziehen der Pacht praktisch überflüssig machten. In jeder anderen Grafschaft hätte dies das Ende des Zahltags bedeutet, von den Erinnerungen einiger Graubärte und den Annalen der Antiquare einmal abgesehen. Doch einem Yorkshireterrier das Gebiss aufzubrechen, wenn er einer Ratte die Zähne in den Hals geschlagen hat, ist nichts gegen die Mühe, einen eingefleischten Yorkshireianer von etwas abzubringen, das es schon immer umsonst gegeben hat. Und so wurde der Abrechnungstag nach und nach zu einer Buffetschlacht, bei der das Einsammeln der Pacht nur ein paar Minuten in Anspruch nimmt, die Erfrischungen und der Klatsch und Tratsch dagegen einige Stunden.

Von 1986 an führte Girlie die Tradition fort – Girlie, die Herrin von Old Hall, saß fest im feudalen Sattel. Als der Gutsverwalter gehen musste, hatte man im Dorf vermutet, dass Guy der Erbe irgendwann auftauchen würde, um das, was eines Tages ihm gehören sollte, zu hegen und zu pflegen. Aber die Achtziger, die dieses grüne, liebliche Land für einige in ein Jammertal verwandelt hatten, hatte es für andere zu einem einträglichen Freizeitpark gemacht, und Guy der Erbe war viel zu sehr damit beschäftigt, seine Schnauze tief in den goldenen Futtertrog zu stoßen, um sich über ein heruntergewirtschaftetes, verschuldetes Anwesen im mega-öden Yorkshire Gedanken zu machen.

Doch die Tage der Säue und der Porsches, sie waren gezählt. Und bereits in den frühen Neunzigern hielten die klügsten Schweinchen, diejenigen, die noch wussten, wie man auf zwei Beinen läuft, soviel Abstand wie möglich zu dem Scherbenhaufen, der von jenem schrecklichen Bild der Vollkommenheit, das sie vergeblich angebetet hatten, übriggeblieben war. Es wäre ein tröstlicher Gedanke, darin eine Bekehrung zu sehen. Doch ach, ich fürchte, sie suchen nur nach neuen Horizonten, die sie verpesten, nach neuem Terrain, das sie ausbeuten können. Ich fürchte, kein Ort ist vor ihnen sicher, nicht einmal das saftige Gras, die saubere Luft, das klare Wasser und die einfache Landbevölkerung im fernen, mega-öden Yorkshire.

Eins

»Wie schrecklich, wenn so viele Menschen getötet werden! – Und welch ein Segen, dass keiner von ihnen einem nahesteht!«

Es ist der Tag der Abrechnung. Die Sonne scheint. Die Menschen in Enscombe werden sagen, dass am Tag der Abrechnung immer die Sonne scheint, was soviel bedeutet, dass es nicht viel öfter als ein Dutzend Mal geregnet hat in den letzten zwanzig Jahren. Doch dieses Jahr haben sie recht. Nachdem der März eine Woche lang dem Januar nachgetrauert hat, ist er nun gleich zum Mai vorgeprescht, und selbst im Schatten hängt Blütenduft in der warmen Luft.

Das Dorf liegt so reglos da wie ein Gemälde – ein englisches Aquarell, an dem der Künstler mit äußerster Konzentration gearbeitet hat, um diesen einen vollkommenen Moment für immer einzufangen. Was für Probleme ihm das bereitet haben muss! Wie soll man, da die Sonne eben ihren Zenit überschritten hat, die nahezu schwarzen Schatten wiedergeben, die sie auf die linke Seite der High Street wirft, ohne den Gebäuden auf der anderen Straßenseite eine falsche mediterrane Helligkeit zu verleihen? Und dann das Problem der Perspektive, etwa am Pub am südlichen Ende des Dorfs, wo die Straße leicht ansteigt; oder hinter dem Postamt, wo sie ein bisschen breiter wird, um Platz zu machen für die sonnenbeschienenen, kopfsteingepflasterten Einfahrten vor dem Buchladen und dem Café gegenüber der im Schatten liegenden Galerie; oder weiter hinten, wo sie plötzlich atemberaubend steil bergauf geht und wo Grabsteine über die hohe Friedhofsmauer lugen, als wollten sie unbedingt sehen, wie es in diesen harten Zeiten den Lebenden ergeht. Auch ist es schwer, den eigentümlich gekrümmten Turm wirklichkeitsgetreu auf Papier zu bannen, ohne dass es einfach nur dilettantisch wirkt. Und dann der eisblaue Wimpel in der Ferne, das einzige, was oberhalb der Baumkette hinter der Kirche von Old Hall zu sehen ist – nimmt man sich nicht besser die künstlerische Freiheit, ihn wegzulassen, um nicht die düstere Moorlandschaft zu stören, die den natürlichen Rahmen bildet?

Andererseits ist diese blaue Fahne die Erklärung dafür, dass es so still ist im Dorf, denn sie zeigt an, dass der Squire zum Fest der Abrechnung geladen hat. Und, was noch wichtiger ist, denn jeder Stümper kann ein Haus von außen malen, doch nur der wahre Künstler auch das Leben darin andeuten, weist die Flagge darauf hin, dass es hinter diesem Bild regloser Schönheit warmes, pulsierendes menschliches Leben gibt, das sich jeden Moment Bahn brechen kann.

Jetzt bewegt sich etwas, und das Bild beginnt zu verschwimmen. Eine Frau kommt die schattige Straßenseite heruntergelaufen. Sie heißt Elsie Toke. Sie ist eine kleine, ziemlich schrullig wirkende Frau in den Vierzigern, auch wenn das Alter irgendwie an ihrem Gesicht vorübergegangen zu sein scheint. Doch es ist in diesem Moment von Angst gezeichnet, sie blickt nach links und nach rechts, als ob sie jemanden suchte. Da sieht sie vor sich auf der sonnigen Seite etwas, das sich auf sie zu bewegt. Eine Gestalt ist ins Licht getreten, mit Kampfanzug und einer Kapuzenmütze aus schwarzer Wolle für diesen Ort und dieses Wetter nicht eben passend gekleidet. Die Mütze ist so über den Kopf gezogen, dass nur die Augen zu sehen sind, und in der rechten Armbeuge hält die Gestalt ein schweres Gewehr mit kurzem Lauf.

Er hat die Frau noch nicht gesehen. In seinem Kopf scheint es wie in der Sonne zu brodeln, mehr Eindrücke und Gedanken wirbeln in ihm durcheinander, als er unbeschadet fassen kann, ein Malstrom an Energie kurz vor der kritischen Masse.

Irgendwo hat er einmal von diesen alten nordischen Kriegern gelesen, die zu Zeiten großer Krisen Amok liefen. Berserker wurden diese Männer genannt. Sie folgten einem Zwang zur Gewalt, die sie jene ursprüngliche, der Natur innewohnenden Gewalt spüren ließ. Er hatte die Idee verlockend gefunden. Wenn alles andere versagt, wenn die subtilsten Verteidigungsmechanismen sich als vergeblich erweisen, dann wirf alle Vorsicht über den Haufen, geh hinaus, greife an, vernichte, stirb!

Die Frau ruft: »Jason!«

Erst jetzt nimmt er sie wahr. Sie läuft auf ihn zu, die Erleichterung wischt ihr die Sorge aus dem Gesicht. Er registriert, wer sie ist, aber das bedeutet nichts. Für einen Berserker ist alles Fleisch wie Gras, das darauf wartet, niedergemäht zu werden. Wenn ihm überhaupt ein Gedanke durch den Kopf geht, dann der, dass er irgendwo anfangen muss. Er nimmt das Gewehr und stützt den Schaft gegen die Hüfte. Jetzt wechselt der Ausdruck auf ihrem Gesicht. Sie öffnet den Mund, um etwas zu sagen, doch bevor sie die Worte über die Lippen bringt, drückt er ab. Sie bekommt den Schuss mitten in die Brust. Sie schreit nicht, sondern sieht ungläubig nach unten, sieht, wie der rote Fleck aufblüht, und riecht das Blut wie sauren Wein.

Der Berserker ist schon weitergegangen. Jetzt tauchen andere Gestalten auf der langen High Street auf, und in seinem Kopf tanzt es vor Vergnügen, wenn er sich vorstellt, wie er blankes Entsetzen in vertrauten Gesichtern heraufbeschwören wird, sobald sie das Unglaubliche fassen.

Da kommt Thomas Wapshare mit neugierigen, strahlenden Augen und rosig glühenden Wangen, schon verzieht er den Mund zu seinem jovialen Gastwirtslächeln, das seltsamerweise nicht einmal verschwindet, als seine Augen begreifen, was passiert, ja nicht einmal, als sich die Mündung hebt und ihm die Ladung aus kurzer Entfernung in den ach so sorgenfreien Fettwanst jagt.

Und da drüben auf der anderen Straßenseite ist Dudley Wylmot und schließt die Tür zum Postamt auf, der dünne, schlaksige Wylmot mit dem fliehenden Kinn und dem stacheligen Bart unter der ziemlich großen Nase, was ihm das Aussehen eines wichtigtuerischen Hasen verleiht. In diesem Moment, als er sich, den Schlüssel in der Tür, umdreht und den Gewehrlauf bemerkt, der direkt auf ihn zeigt, hat er ganz gewiss etwas von einem Hasen an sich. Der Berserker wartet gerade so lang, bis Wylmot gänzlich begreift, was mit ihm geschieht, und feuert ab. Der Schuss trifft ihn am Hals, und er gerät ins Trudeln, kracht gegen die blutbespritzte Tür.

Jetzt werden die Bewegungen des Berserkers schneller. Da vorne hat er Caddy Scudamore gesehen, die gerade die Tür zur Eendale-Galerie öffnet. Die schöne, unerhört begehrenswerte Caddy, die durch dich hindurchsieht, als wärst du Luft, außer es ist ihr gerade danach, dich zu malen. Solange es alle trifft, ist ihre Gleichgültigkeit zu ertragen. Doch wer gibt ihr das Recht, einen aus der Masse zu erwählen? Die Tür ist offen. Sie geht hinein. Er feuert ihr genau zwischen die Schulterblätter und lächelt unter seiner Kapuzenmütze, als er sieht, wie der frische rote Blutfleck alle anderen Farben auf ihrem verklecksten Kittel verdrängt.

»Hey!«

Die Stimme kommt von hinten. Er dreht sich um. Im Eingang des Tell-Tale-Buchladens steht die ehrwürdige, grauhaarige, überaus vornehme Gestalt von Edwin Digweed. Er muss den Angriff auf Caddy durch sein Fenster beobachtet haben. Wer ein bisschen gescheiter gewesen wäre, hätte einen Satz hinter seine Bücherregale gemacht! Er lässt, ohne richtig zu zielen, einen Schuss ab und fühlt eine Woge übermenschlicher Macht, als der Buchhändler sich an den Bauch fasst und ihm das Blut feucht durch die Finger sickert.

Aus schierem Übermut zielt der Berserker einen Schuss auf das Fenster des leeren Wayside Café und beginnt dann, indem er die Waffe vor dem Körper trägt, am Friedhof vorbei den Hügel hinaufzujoggen.

Als er das Kriegerdenkmal in einer Nische der Mauer erreicht, wird er langsamer, also gönnt er sich eine Atempause und verpasst dem Bronzesoldaten, der schon seit über siebzig Jahren ehrwürdig ins Weite blickt, einen Denkzettel, damit er nicht vergisst, worum es eigentlich ging.

Der Fahrer eines offenen Cabriolets in auffälligem Metallicaubergine hält beinahe an, als er sieht, wie der Berserker das Denkmal attackiert. Er heißt Justin Halavant, und er hat einen etwas ausgefallenen Sinn für Komik, der ihn zu der Bemerkung verleitet: »Schau mal einer an, hast du allen Statuen den Krieg erklärt oder nur dem militärischen Genre?«

Er soll seinen Fehler augenblicklich bereuen. Überrascht fährt der Berserker herum und lässt zwei Schüsse los. Der erste trifft nur die Wagentür, doch der zweite Halavant in die Schläfe, dessen Muskeln krampfen sich zusammen, sein Fuß rammt sich ins Gaspedal, und der Wagen fährt kreischend den Hügel hinunter ins Dorf.

Der Berserker wartet nicht ab, was aus ihm wird, sondern joggt den Hang hinauf und in den Friedhof.

Hier bleibt er stehen und lehnt sich gegen einen Grabstein, um seine Munition zu prüfen. Er hätte nicht übel Lust, die Kirche ein bisschen zu demolieren, doch die Munition wird knapp, und ein Instinkt drängt ihn, weiterzurennen und die Mehrzahl der Dorfbewohner beim Fest der Abrechnung zu überraschen, bevor sie von seinen Aktivitäten im Dorf erfahren. Einen Schuss allerdings verschwendet er an das Familienwappen der Guillemards über dem Torbogen, der vom Friedhof zur Green Alley und weiter zum Herrenhaus führt.

Jetzt steht der Höhepunkt bevor, und das ist gut so, denn die Energie, die noch vor wenigen Minuten unerschöpflich schien, lässt auf einmal rasch nach und die Waffe, die ihm wie ein Zauberstab in der Hand lag, zerrt ihm jetzt an den Muskeln wie ein Stück Eisen. Aus dem Augenwinkel heraus erspäht er eine Gestalt, und instinktiv hält er darauf, bevor er merkt, dass es nur ein Marmorfaun ist, der über eine niedrige Steinbank lunzt. Der Schuss trifft, und er sieht zu, wie der glotzende Kopf herunterpurzelt.

Jetzt ist er dem Fest so nahe, dass er den Lärm hört. Nicht das übliche nichtssagende Geschwätz und das Schmatzen gieriger Münder. Nein, es sind das rhythmische Dröhnen eines leidenschaftlichen Cellos und die Beschwörung einer alten, doch immer noch durchdringenden Stimme.

»Wer sah nicht schon im Märzenwindedie Herden fliehn durch Feld und Flur,Unter dem Dach von Esch’ und Linde,Den Winter dicht auf ihrer Spur?Sein Atem fegt zwar noch geschwinde,Doch bleiben ihm wenige Tage nur.«

Es ist der Squire, der seine Ballade dem unfreiwilligen Publikum aufzwingt. Dem Berserker, dem ein gelegentlicher Strahl der Vernunft durch die düsteren Stürme in seinem Kopf blitzt, kommt in den Sinn, dass einige der Zuhörer seine Unterbrechung zunächst einmal als einen Segen betrachten könnten.

Nicht lange allerdings.

Er tritt von hinten zwischen die Reihen der sitzenden Dorfbewohner. Er rechnet sich aus, dass er für diese Klientel nur zwei, drei Schuss übrig hat. Da ist die alte Ma Pottinger, die stets und ständig von ihrer ach so phantastischen Schule brabbelt. Sie sieht zu ihm herüber, macht den Mund auf, um eine ihrer sonoren Ermahnungen vom Stapel zu lassen, die ihr Markenzeichen sind, doch unversehens gerät sie ihr zu einem gellenden Schrei, als er ihr eine Ladung in den üppigen Busen bohrt.

Ein paar Leute drehen sich um. Der Squire singt weiter.

»So flohn die Gälen vor Guillemard,Als im Galopp er kam heran,So schrecklich als der LeopardIm wilden Kurdistan.Aus einer Wunde strömt das Blut,Doch weicht ihm nicht der Kampfesmut.«

Die Cellistin aber bricht seufzend ab, als der Berserker wie Moses durch das Rote Meer schreitet – welch treffendes Bild, das er links und rechts von sich mit Blut malt –, wie er Daphne Wylmot ziemlich weit oben an ihrem goldenen Kopf erwischt und den alten Mr. Hogbin kurzerhand aus seinem Gehgestell fegt.

In der ersten Reihe stehen sie auf, wie um ihn zu begrüßen, und er erwidert jedem seinen Gruß, wie er es verdient.

Da ist Larry Lillingstone, der junge Pfarrer – hier hast du was für deine Predigt! Hoppla. Kee Scudamore steht, ob aus Absicht oder auf der Flucht, im Weg. Keine Sorge, hier gibt’s einen für Sie in den Talar, Herr Pfarrer! Wen haben wir denn da? Bauer George Creed und seine bibelfeste Schwester, deren Gebäck allemal überzeugender ist als ihr frommes Gewäsch – das ist für dich! Und die herrschsüchtige Girlie Guillemard ist als nächstes dran, ihre Zähne beißen geradewegs den Stiel ihrer Pfeife durch, während ihr Bauch sich rot färbt. Jetzt liegt der Geruch von Blut heiß in der Abendluft und noch heißer im Kopf des Berserkers, der nunmehr in blanker, unaussprechlicher Wut auf den Tisch springt. Aus nächster Nähe feuert er auf klein Fran Hardings Cello, hinter dem sie vergeblich Schutz gesucht hat. Dann dreht er sich zum Squire um. Ihre Blicke treffen sich. »Die ist für deine Ballade, Squire«, sagt der Berserker. Und lacht, als der Schuss dem alten Mann den Liedtext in die Brust zurücktreibt, wo er, wie eine Proklamation an einem geborstenen Baum, rötlich hängen bleibt.

Endlich wendet sich der Berserker der Menge zu. Oder besser, dem wilden Haufen, denn jetzt sind sie alle auf dem Rückzug. Außer dreien. Die heilige Dreifaltigkeit! Die drei Clowns! Der Gute, der Schlechte und der Hässliche!

Er kann sich nicht an ihre Namen erinnern. Egal. Man gibt Bullen keine Namen, jedenfalls nicht, wenn man vorhat, sie zu töten.

Sie kommen langsam auf ihn zu. Er schaut hinab und bereut die Schüsse, die er an nichtmenschliche Ziele vergeudet hat, denn er sieht, dass er nur einen Schuss übrig hat.

Egal. Einer genügt, um seinen Standpunkt klarzumachen.

Aber welchen?

Den Guten, den Schlechten oder den Hässlichen?

Er trifft eine Entscheidung.

Er hebt sein Gewehr.

Und schießt.

Zwei

»Ich will gar nicht, dass die Menschen besonders nett sind, denn das enthebt mich der Mühe, sie allzusehr zu mögen.«

Zwei Tage vor den eben beschriebenen Ereignissen, an einem kalten Spätnachmittag im März, an dem ein übermütiger Wind den Himmel leer gefegt hatte, war Enscombes Frieden durch die Ankunft von drei Motorrädern und einem Landrover weniger drastisch gestört worden.

An den Seiten des Landrovers waren knallrot die Worte GUNG HO! und darüber das Bild eines herabstoßenden Raubvogels angebracht. Dieselben Logos befanden sich auf den weißen Helmen und blassblauen Lederanzügen der Fahrer und Beifahrer der ersten beiden Motorräder. Es waren Mitglieder der Harley Davidson Fatboys, die, ebenso wie der Landrover, das Kopfsteinpflaster der schmalen Auffahrt zum Wayside Café hinaufholperten und mit einem finalen Aufheulen der Motoren zum Stehen kamen.

Der Dritte, der keinen Beifahrer hatte, brachte seine alte Triumph Thunderbird vor dem angrenzenden Tell-Tale-Buchladen (Raritäten & Antiquarisches: Inh. Dr. phil. E. Digweed) etwas gesitteter zum Stehen. Sein Helm und seine Lederkluft waren, außer einem Stern aus Silberbeschlägen an der Brust, gänzlich in stumpfem Schwarz gehalten.

Das erste Harley-Davidson-Gespann hatte die Helme abgesetzt, unter denen einmal ein Flor schwarzes Haar zum Vorschein kam (ein Mann) und, das andere Mal, eine Fülle silbrig glänzender Löckchen (eine Frau), die sie über die Schultern herabschüttelte, während sie die Arme streckte und sagte: »Mach mir den Reißverschluss auf, Darling. Ich muss wahnsinnig dringend.«

In diesem Moment öffnete sich die Tür des Cafés, und eine stattliche, gutaussehende Frau in einer blauen Karoschürze erschien auf der Bildfläche. Sie musterte die Neuankömmlinge von oben bis unten und sagte: »Keine Hippies. Keine Motorradfahrer. Im Namen des Herrn.«

Die Gelockte gab ein ungläubiges, kreischendes Lachen von sich, und ihr Begleiter sagte: »Und was hat der Herr gegen Motorradfahrer?«

»Gott hat den Menschen aufrecht gemacht; aber sie suchen viele Künste«, erwiderte die Frau in vollkommen nüchternem Ton.

Die zweite Beifahrerin hatte ebenfalls ihren Helm abgenommen, unter dem ein Nofretete-Schädel zum Vorschein kam, dessen kurz geschorenes Haar passenderweise in einem Billardtischgrün gefärbt war. Sie zündete sich eine Zigarette an und sagte: »O Gott!« Die Cafébesitzerin schnaubte wütend und machte einen Schritt nach vorn, um entweder mit dem dritten Gebot oder einem linken Haken in Grünköpfchens Reichweite zu kommen, doch bevor sie dies deutlich machen konnte, streifte sich der vierte Motorradfahrer, der mit den drei jungen Männern aus dem Landrover geredet hatte, schwungvoll seinen Helm ab und sagte: »Dora, meine Liebe, ich bin’s, Guy. Und ich habe diese guten Leute, obwohl wir fast am Ziel sind, dazu überreden können, hier anzuhalten, weil ich ihnen versprochen habe, sie würden den besten Apfelkuchen diesseits des Paradieses bekommen.«

Er war in den späten Zwanzigern, mit lockigem, braunem Haar, mit Augen, die auf Kommando zwinkerten, und einem charmanten Lächeln, das die selbstgefällige Erfolgsgewissheit nicht ganz verbergen konnte. Seine Stimme strotzte vor Aufrichtigkeit und jener Umkehrung von Pygmalion-Vokalen, von der sich Eton-Absolventen mehr Ansehen beim gemeinen Fußvolk erhoffen. Er ging auf die Cafébesitzerin zu, wie um sie an sich zu drücken, doch die verschränkte die Arme in einer ablehnenden Geste, die jede Vertraulichkeit zurückwies, und sagte: »Tut mir leid, Master Guy. Die gleichen Vorschriften ohne Ansehen der Person, alles andere wäre Verhöhnung des Gesetzes.«

Sekundenlang sah es so aus, als wolle der Charme des Motorradfahrers in Missmut umschlagen, aber die Vernunft gewann die Oberhand, und er sagte: »Schon gut, Dora, Sie schneiden sich ins eigene Fleisch. Kommt, Kinder. Die gute Nachricht ist, dass es nur noch ein paar hundert Meter bis zur Old Hall sind. Die schlechte Nachricht ist, dass ihr mit dem Marmorkuchen von Cousine Girlie vorlieb nehmen müsst, der seinen Namen zu Recht trägt. Ciao, Dorissima! Avanti!«

Das Männertrio stieg wieder in den Landrover, das gemischte Quartett setzte die geschlechtsneutralisierenden Helme auf, während der Motorradfahrer, der alleine gekommen und der dem Geschehen mit stillem Interesse gefolgt war, jetzt den seinen abnahm. Links hinter ihm sagte eine Stimme mit nasalem Upperclass-Akzent: »Na so was! Sie da!«

Langsam wandte der Fahrer das Gesicht, das so viele Furchen hatte wie eine eigens erbaute gotische Ruine.

In der Tür zum Buchladen stand ein großer, schlanker Mann mit aristokratischen, scharf geschnittenen Zügen unter einem silbergrauen Haarschopf und ebensolchen Augenbrauen, die vor Überraschung hochschnellten, als er den Fremden von vorne zu sehen bekam, und sich dann zur Unterstreichung des süffisanten Lächelns wieder senkten, bevor er sagte: »Sie sind, wie ich vermute, kein Kunde?«

»Nicht von Büchern, wenn Sie das meinen«, sagte der Fahrer höflich. »Eher von einer Tasse Tee …«

»Dachte ich mir«, unterbrach ihn der Buchhändler. »Da Sie ganz offenkundig des Lesens nicht ausreichend mächtig sind, um dieses Schild zu entziffern.«

Das Schild, auf das er deutete, befand sich an der Hauswand unterhalb des Fensters. In einer stark verkleinerten Form der eleganten, kursiven Lettern, in denen darüber der Name des Ladens stand, befand sich dort der Hinweis KUNDENPARKPLATZ.

Man hätte durchaus argumentieren können, dass man bei einer mahnenden Botschaft der Klarheit gegenüber der Ästhetik den Vorzug geben sollte. Aber der Fahrer sagte lediglich: »Ja, sicher, ich hätte vor dem Café geparkt, nur war da kein Platz …«

»Ach, tatsächlich? Ich nehme an, Sie würden aus demselben Grund von mir erwarten, dass ich Ihnen den Tee in meiner Wohnung serviere, wenn das Café geschlossen hätte? Davon abgesehen, scheint jetzt jede Menge Platz zu sein …«

Das stimmte. Der abgeblitzte Konvoi brauste in einem Crescendo aufheulender Motoren und in einen Abgasnebel gehüllt davon.

»Tut mir leid«, sagte der Zurückgebliebene und rollte sein Fahrzeug die paar Meter weiter zur benachbarten Auffahrt.

Der beschürzte Drachen rührte sich nicht vom Fleck.

»Ihre Freunde sind zur Hall hinübergefahren, Gott bewahre sie«, sagte sie.

»Amen, aber ich gehöre nicht dazu«, sagte der einsame Fahrer.

»Wer Pech anfasst, besudelt sich«, sagte die Frau. »Keine Motorradfahrer. Keine Hippies. Nicht einmal, wenn sie alt genug sind, um es eigentlich besser zu wissen.«

Der Fahrer sah sich langsam, wie hilfesuchend um. Der Konvoi war bereits hinter dem Hügel mit der Kirche verschwunden. Ein Radfahrer erschien am unteren Ende der High Street und fuhr schnell und schweigend vorbei. Es war ein bleichgesichtiger junger Mann in Feldmütze und Kampfanzug. Das Rad hatte Satteltaschen, und am Rahmen war ein Gewehr befestigt. Er hätte ein Jugendlicher im Jahr 1914 sein können, der ein falsches Alter angab, um in ein Fahrradbataillon aufgenommen zu werden. Doch so schmächtig er auch gebaut war, fuhr er doch unvermindert schnell den Hügel hinauf an der Kirche vorbei.

Im Eingang der Eendale-Galerie, unmittelbar gegenüber dem Buchladen, blickte eine jüngere Frau mit einem Gesicht so kalt und schön wie eine klassische Statue dem Mann hinterher.

Als der Motorradfahrer feststellte, dass er kein Einlenken erhoffen durfte, wandte er sich wieder an Dora Creed und sagte: »Dieses Old Hall, das der junge Mann erwähnt hat, haben sie da vielleicht ein Café?«

Er sah sofort, dass er einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. Sie straffte sich und sagte: »Sie haben es öd werden lassen, und nun, da es öde ist, dauert es mich; das ganze Land ist öde, da kein Mensch dafür Sorge trägt.«

»Da will ich Ihnen nicht widersprechen«, sagte der Motorradfahrer. »Doch irgendwann gibt es wieder Wahlen. Vorerst aber, diese Hall …? Ich bin am Verdursten.«

Plötzlich lächelte sie mit einem Charme, der dem von Master Guy ähnelte, nur dass ihr seine Findigkeit fehlte, und für einen Moment dachte der Mann, er habe den Wall ihrer Prinzipien gestürmt. Dann sagte sie: »Fahren Sie den Hügel hoch, an der Kirche vorbei. Rechter Hand liegt die Gutsmauer. Nach etwa vierhundert Metern finden Sie ein großes zweiflügeliges Tor mit Pförtnerhaus. Da ist Old Hall.«

»Allerbesten Dank«, sagte der Fahrer.

Er setzte sich seinen Helm wieder auf, warf den Motor an und fuhr in gemächlichem Tempo die High Street hinauf.

Die Kirche, die auf der ersten Ebene des nördlichen Hangs lag und das Dorf beherrschte, besaß eine Eigentümlichkeit, die manch anderen dazu gebracht hätte, anzuhalten und genauer hinzuschauen. Der Turm sah aus, als liege er mit dem Hauptschiff im Streit, und neigte sich in einem Winkel von ihm weg, der für das nüchterne Auge irritierend, für den trunkenen Blick vermutlich aber geradezu beängstigend wirkte. Doch dem Motorradfahrer stand nicht der Sinn nach architektonischem Zeitvertreib. Eine Tasse Tee war alles, was er wollte, und er hegte gewisse Zweifel, ob in den Dörfern von Yorkshire noch die ehrwürdige Tradition kirchlicher Gastfreundschaft gepflegt wurde.

Hinter der Kirche erhob sich, wie von Miss Creed versprochen, eine hohe Einfriedungsmauer, die dem gewöhnlichen Sterblichen den Blick verstellte. Nach einer Viertelmeile allerdings wies ein großes Schild darauf hin, dass Enscombe Old Hall jeden Moment in Erscheinung treten würde, was darauf schließen ließ, dass der Blick des gewöhnlichen Sterblichen mittlerweile doch nicht gar so unerträglich war.

Ein Stück weiter wurde die Mauer von einem wuchtigen Torbogen aus Granit unterbrochen, der eines Palastes würdig gewesen wäre. In den Schlusstein des Bogens war ein Vogel eingemeißelt, dessen langer, dünner Hals auf einem heraldischen Schild ruhte. In den Ecken des Schildes wiederum waren jeweils eine Rose, ein sinkendes Schiff, ein mit erhobenem Kopf liegender Windhund und ein Motiv angebracht, in dem das unkundige Auge des Motorradfahrers ein Dromedar ausmachte, das an einen Weihnachtsbaum pinkelte. Unter diesem obskuren Familienwappen standen die nicht minder rätselhaften Worte: Fuctata Non Perfecta.

Zum Ausgleich hingen an den Torpfeilern Schilder, deren Inhalt an Klarheit nichts zu wünschen übrig ließ und die – in Schriftart und Farbgebung für den flüchtigen Blick der Vorüberfahrenden entworfen – auf Old Halls verlockende Angebote aufmerksam machte.

Für läppische 5,50 Pfund durfte man dieses befestigte Herrenhaus aus der Tudorzeit, seit dem sechzehnten Jahrhundert im Besitz der Familie Guillemard, besichtigen. Für gerade mal 2 Pfund erwarb man sich die Befugnis, das weitläufige Gelände zu erkunden (außer, es war die rote Flagge gehisst, die anzeigte, dass es für »Gefechte« benutzt wurde – Einzelheiten auf Anfrage). Schließlich konnte sich der Besucher, der für Gefechte, Besichtigungen und Spaziergänge zu gebrechlich war, in der neuen Holistischen Wellnessfarm, die im renovierten Stalltrakt untergebracht war, behandeln und kurieren und sich mit Akupunktur, Fußzonenreflexmassage, Aromatherapie, metaplastischer Massage und therapeutischer Telepathie verwöhnen lassen.

Ein einziges Wort in diesem reichhaltigen Menü blieb bei dem Motorradfahrer haften: Erfrischungen. Indem er sich strikt an das Schrittempo hielt, das ein weiteres Schild vorschrieb, fuhr der Mann durch den Bogen in eine grünlich bemooste Kieseinfahrt, die sich zwischen zwei hohen, mit wuchernden Rhododendren bewachsenen Böschungen hindurchwand.

Links stand direkt hinter der Einfahrt ein quadratisches, eingeschossiges Gebäude, vermutlich das Pförtnerhaus, dessen eher abweisende Fassade durch Blumenkästen mit Narzissen aufgelockert wurde. Der Fahrer erspähte in einem der Fenster einen Mann, dem er freundlich zunickte. In diesem kurzen Moment, in dem er abgelenkt war, kam ein fünf- oder sechsjähriges Mädchen von rechts aus dem Gebüsch geschossen, stieß gegen sein Vorderrad, prallte zurück und setzte sich auf den Kiesweg.

»Au, verdammt«, sagte der Fahrer. »Ist dir was passiert, Kleines?«

Sie legte die Hand vor den Mund und machte ein seltsames Geräusch, das er zuerst für Weinen hielt, bis er begriff, dass sein Opfer kicherte.

Das Mädchen stand auf, klopfte sich den Schmutz ab und lief leichtfüßig an ihm vorbei zu dem überdachten Eingang des Pförtnerhauses, wo es sich noch einmal umdrehte und ihm zuwinkte.

Erleichtert blickte er der Kleinen nach, bis er sich unwillkürlich einem schwer zu ortenden Klopfgeräusch zuwandte und in das Gesicht eines uniformierten Polizisten starrte, der mit den Fingerknöcheln gegen den Sturzhelm pochte.

Korrigiere, nahezu uniformiert. Er trug Uniformjacke und Hose, war aber barhäuptig, so dass sein wildes rotes Haar von einem Windstoß zerzaust wurde. Weder das ernste Gesicht, das er machte, noch der verblassende Bluterguss an seinem rechten Wangenknochen konnten verbergen, wie jung er war.

Er kam mit dem Gesicht so nah heran, dass das Plastikvisier am Sturzhelm von seinem Atem beschlug. »Können Sie nicht lesen?«, fragte er streng.

Der Motorradfahrer seufzte, als zum zweiten Mal an diesem Nachmittag seine Lesefähigkeit in Zweifel gezogen wurde.

»Doch«, sagte er, »kann ich.«

»Dann wissen Sie wohl auch, dass auf dem Schild da hinten steht: ›Schrittempo‹.«

»Klar doch, hab ich gesehen und hab ich auch gemacht.«

»Ach ja?«, sagte der junge Polizist spöttisch.

Langsam fing er an, das Motorrad zu umkreisen. Er bewegte sich mit natürlicher Anmut, wie ein Mensch, der auf seinen Körper stolz ist, wozu er bei seinen breiten Schultern und der schlanken Taille auch allen Grund hatte, was dem scharfen Auge des Fahrers nicht entging.

Als er seinen Rundgang beendet hatte, blieb er, den Blick immer noch auf die Maschine fixiert, so als könne er daran mit bloßer Willenskraft einen Mangel heraufbeschwören, abrupt stehen, rammte ihm die linke Hand unter die Nase, schnippte mit dem Finger und sagte: »Ihre Papiere, bitte.«

Der Motorradfahrer warf einen prüfenden Blick auf die ausgestreckte Hand mit einem halben Dutzend oder mehr Nähten an einer Schnittwunde, die vom Daumenballen über das Handgelenk bis unter den Hemdsärmel reichte. Mit einem zweiten Seufzer zog er den Reißverschluss seines Lederanzugs herunter, langte hinein und holte eine Brieftasche heraus.

»Gibt es einen besonderen Grund, oder warum wollen Sie meine Papiere sehen?«, fragte er milde.

Das hübsche Gesicht des Constables wechselte langsam den Ausdruck.

»Weil ich Sie darum bitte, das ist ein besonderer Grund. Weil ich sie von Ihnen verlange, das ist noch ein besonderer Grund. Sind zwei genug?«

»Mehr als genug. Solange Sie sie in Ihren Bericht schreiben.«

»Was ich in meinen Bericht schreibe, geht Sie gar nichts an«, sagte der Constable.

»So, meinen Sie? Hier«, sagte der Motorradfahrer. Er reichte dem Polizisten die Papiere, die er aus der Brieftasche gezogen hatte, und nahm dann bedächtig seinen Helm ab.

Wie einer, der die Abschiedszeilen seiner Freundin nicht wahrhaben will, blickte der junge Mann von den Dokumenten zu dem Fahrer, dann wieder auf die Dokumente.

»Ach du Scheiße«, rutschte es ihm heraus. »Hätten Sie mir aber auch sagen können.«

Und Detective-Sergeant Wield sagte: »Offenbar muss man sich in dieser Gegend ausweisen, um höflich behandelt zu werden, oder?«

»Ja, ich meine, nein, natürlich nicht, man muss in dieser Gegend nur ein wachsames Auge auf Fremde haben …«

Er ist noch ein halbes Kind, dachte Wield, als er sah, wie das Gesicht seines Untergebenen beinahe die feuerrote Farbe des windzerzausten Haars annahm.

»Also, Fremde machen Ihnen Sorgen?«, fragte er unvermittelt. »Ich vermute, dass Sie um Ostern herum noch viel mehr Grund zur Sorge haben werden, und nach diesem Schild da zu urteilen, werden auch ein paar sehr befremdliche Fremde darunter sein. Haben Sie eine Mütze, mein Junge?«

»Klar, tut mir leid, Sarge, sie ist da hinten …im Wagen …«

»Setzen Sie sie auf.« Wields Hirn, das nach Ansicht seines Kripo-Chefs Andy Dalziel bei seinem Ableben in Starkbier konserviert und an IBM verkauft werden sollte, hatte Daten über Enscombe abgerufen.

»Ist hier nicht mal in die Post eingebrochen worden, zweimal sogar? Einmal vor Weihnachten und einmal kurz danach? Soweit ich mich erinnere, haben wir niemanden geschnappt. Das waren vermutlich auch Fremde?«

»Vermutlich ja, Sarge.«

»Und hat es nicht auch letztes Jahr am Volkstrauertag Ärger mit dem Kriegerdenkmal gegeben?«

»Ja, Sarge. Es wurde geschändet, das war, als ich hier gerade meinen Dienst angetreten hatte.«

»Haben Sie das auf die Reihe bekommen?«

»Ich glaube ja, Sarge.«

»Sonst irgendwas Besonderes passiert, seit Sie hier sind?«

»Nein, Sarge, nicht, dass ich wüsste.«

»Was ist mit dieser Naht an Ihrem Arm? Und diesem Bluterguss in Ihrem Gesicht? Sind Sie in eine Schlägerei geraten?«

»O nein, Sarge.« Er lachte, aber nicht ganz überzeugend. »Bin gegen einen Ast gelaufen, hingefallen und hab mich dabei an einem Stein verletzt.«

»Schau an. Na ja, zwei Einbrüche und einen Angriff der Natur. Eine richtige Verbrechenswelle! Kein Wunder, dass Sie auf Fremde so neuralgisch reagieren. Aber die Regel lautet, erst mal nett sein und nur im Bedarfsfall fies. Klar, Bendish?«

Der Name war ihm ganz plötzlich eingefallen. Wahrscheinlich war er ihm in irgendeinem Bericht untergekommen. Er war mit keinem der beiden Postüberfälle befasst gewesen.

Der junge Constable war von so viel Wissen offensichtlich ebenso beeindruckt wie beunruhigt. Er versuchte, es mit der äußeren Erscheinung eines Detective-Sergeant in Einklang zu bringen, der – nicht mehr ganz in der Blüte seiner Jahre – schwarzes Leder trug und ein starkes Motorrad fuhr.

»Sie sind nicht dienstlich hier, oder, Sarge? Ich meine, undercover …?«

Wield brach in jenes bellende Lachen aus, von dem seine Freunde wussten, dass es Erheiterung zum Ausdruck brachte, das nach anderer Lesart jedoch seine unmittelbar bevorstehende Verwandlung in einen Werwolf anzeigte.

»Nein, mein Junge. Ich bin nur rausgefahren, um die Natur zu genießen. Und ich lechze nach einer Tasse Tee. Da stand was von Erfrischungen.«

»Da haben Sie Pech. Tut mir leid«, sagte Bendish, als ob er sich persönlich verantwortlich fühlte. »Bis Ostern ist geschlossen; steht auf dem Schild. Müssen Sie übersehen haben. Aber im Dorf gibt es ein Café. Wird von Dora Creed geführt. Sie ist eine phantastische Bäckerin. Sehr freundlich.«

»Ach nee!«, sagte Wield. »Hab ich gesehen, neben dem Buchladen. Da würde ich vermutlich genauso freundlich empfangen, nicht wahr?«

»Ja, sicher. Der alte Digweed kann mit Ihnen stundenlang über Bücher reden, wenn Sie ihn lassen.«

»So, so«, sagte Wield, »wenn wir Sie noch dazurechnen, scheint Enscombe ja der freundlichste Ort in ganz Yorkshire zu sein. Das haut den Stärksten um. Tja, ich denke, ich fahr dann mal nach Hause und mach mir meinen Tee selber.«

Ungeteilte Freude zu bereiten ist ein seltenes Privileg. Beim Anblick der kaum verhohlenen Freude und Erleichterung, die sich auf dem Gesicht des jungen Mannes breitmachte, dachte Wield: Vielleicht sollte ich den Leuten öfter mal den Rücken kehren.

»Bitte entschuldigen Sie das Missverständnis eben, Sarge«, sagte Bendish.

»Jedenfalls werde ich es nicht entschuldigen, wenn ich Sie noch einmal ohne Mütze erwische«, sagte Wield gravitätisch. »Denken Sie daran!«

Er ließ den Motor aufheulen und fuhr langsam durch das Tor hinaus. Der Beobachter am Fenster war verschwunden, doch das kleine Mädchen stand immer noch vor der Tür. Er winkte ihr im Vorbeifahren zu, und sie winkte zurück, bevor sie ins Haus lief.

Der junge Constable sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war. Dann warf er in einer Mischung aus Jubel und Hohn den rechten Arm hoch und schrie: »Und auf Wiedersehen, Sie hässliche alte Kröte!«

Daraufhin drehte er sich lachend um und lief zurück in die Rhododendronbüsche.

Drei

»… so jung, so frisch und so unschuldig, als könnte sie kein Wässerchen trüben, würden gewisse Anzeichen nicht auf das Gegenteil hindeuten.«

Kee Scudamore sah dem letzten Motorradfahrer nach, bevor sie die Straße überquerte. Sie ging mit natürlicher Anmut, ohne sich an den heftigen Böen zu stören, die ihr langes, flachsblondes Haar aufflattern ließen und ihr den Baumwollrock eng an die Konturen ihrer schlanken Schenkel drückten. Unter dem linken Arm trug sie einen Aktenordner.

»Dora, Edwin, einen wunderschönen Tag«, sagte sie leise und mit nur eben so viel Melodie in der Stimme, dass einer leicht pedantischen Färbung die Schärfe genommen war. »Und was wollte Guy, der Squire in spe, bei euch?«

»Kuchen für seine Kumpane«, sagte Dora Creed. »Ich hab sie weggeschickt. Regeln sind nichts wert, wenn man Ausnahmen macht. Keine Hippies, keine Motorradfahrer.«

»Nimm dich in acht, Dora. Wenn er erst mal sein Erbe antritt, bestimmt er, wer am Abrechnungstag das Essen liefert, ganz zu schweigen von dem neuen Café.«

Dora zuckte gleichgültig die Achseln und sagte: »Old Hall mag oberhalb der Kirche stehen, aber ich blicke nur zur Kirche auf.«

»Ganz meiner Meinung«, erwiderte Kee. »Würden doch nur alle deine Grundsätze beherzigen, ganz besonders die in Old Hall.«

»Gott«, sagte Digweed. »Nicht noch mehr Offenbarungen, hoffentlich?«

Dora Creed warf ihm einen empörten Blick zu und sagte: »Der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.«

Etwas gereizt antwortete Digweed: »Wenn der Herr erdulden kann, dass eine so fromme Dienerin, wie du es bist, begeisterte Leserin der schlüpfrigen Romane von Harold Robbins ist, dann bin ich zuversichtlich, dass er mir ab und zu eine kleine Lästerung nachsieht. Kee, was gibt’s?«

»Es ist wegen dieses Souvenirladens, den Girlie aufmachen will. Erst ging es um die geschnitzten Spazierstöcke deines Bruders, Dora. Nicht, dass ich daran was auszusetzen hätte. George ist sein eigener Herr, er geht seine eigenen Wege.«

»Wie ein Stier zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Hirsch, der ins Netz rennt«, sagte Dora Creed in scharfem Ton.

Kee hob die Augenbrauen und sah mit einem fragenden Blick zu Digweed hinüber, der den Kopf schüttelte, als wollte er sagen, dass er genausowenig verstünde.

»Beryl Pottinger dagegen«, nahm Kee den Faden wieder auf, »ist ganz was anderes. Ich hab ’ne Menge Zeit und Mühe in sie investiert, sie hat viel von Caddy gelernt. Ihre Aquarelle verkaufen sich bei uns besser als irgendwas sonst. Jetzt sagt sie plötzlich, Girlie hätte ihr ein besseres Angebot gemacht. Das ist unverfrorene Wilderei.«

»Ich kann mir nicht vorstellen, dass Beryl käuflich ist.«

»Jetzt, wo ihre Stelle an der Schule auf dem Spiel steht, könnte das Geld plötzlich wichtiger werden.«

»Wer aber eilt, reich zu werden, wird nicht ohne Schuld bleiben«, sagte Dora.

»Hoffen wir mal, dass wir ihr helfen können, den Job zu behalten«, sagte Digweed.

»Durch den Verkauf des Angers, meinst du? Selbst wenn das Dorf sich dazu entschließt, würde damit denn überhaupt genug Geld zusammenkommen?«

»In Verbindung mit einer Baugenehmigung möglicherweise ja. Der Gemeinderat hat ein paar inoffizielle Fühler ausgestreckt und einen Kostenvoranschlag eingeholt. Aber heben wir uns das bis zur Versammlung morgen auf, ja? Bis dahin hoffe ich, dass du deine Differenzen mit Girlie beilegen kannst. Sie ist nämlich im Grunde eine ganz patente und anständige Frau.«

»Sie ist auch eine Guillemard, und Fuctata non Perfecta ist ein Virus, den man nur schwer aus dem Blut kriegt. Holistisches Heilen und Manager beim Cowboy-und-Indianer-Spielen mögen Old Hall vor dem Ruin bewahren, aber was meinen Sie, was für Leute das ins Dorf lockt?«

»Hippies und Motorradfahrer«, sagte Dora prompt. »Des Nachts laufen sie hin und her: sie grinsen wie die Hunde und rennen durch die Stadt.«

Digweed und Kee prusteten los, und der Buchhändler sagte: »Diese letzte Kreatur, die eben hier war, der Kerl, der alleine war, ist ohne Frage dem Mad Max entsprungen! Aber von der Sorte gibt’s Gott sei Dank nicht allzu viele. Kee, diese Schenkungsurkunde, die ich mir ansehen sollte …«

»Hab ich dabei«, sagte die Frau und machte den Aktenordner auf, der, wie es aussah, voller alter Urkunden war. »Hier.«

»Meine Jurakenntnisse sind ziemlich eingerostet«, warnte er, während er das Dokument entgegennahm, das sie ihm reichte.

»Meine sind gleich null«, erwiderte sie und machte den Aktendeckel zu. »Ich hab’s vermutlich falsch verstanden. Wie dem auch sei, es kann nicht schaden, mal reinzuschauen. Den übrigen Kram hier lade ich schon mal im Pfarrhaus ab, und vielleicht gehe ich gleich zur Hall weiter und rede mit Girlie über Beryl. Edwin, falls du irgend jemanden in die Galerie gehen siehst, könntest du vielleicht mal rüberkommen und nach dem Rechten sehen? Eigentlich soll Caddy auf den Laden aufpassen, aber wenn sie sich erst mal im Atelier vergraben hat, kann man die Kasse sprengen, ohne dass sie was merkt.«

Sie ging, und auf ihrem Weg scharwenzelte weiter der Wind um sie herum.

Digweed sah ihr nach und sagte: »Interessant, wie Kee, solange der alte Charley Cage noch im Pfarrhaus wohnte, ihre Passion für Heimatkunde gezügelt hat.«

»Ein Pfarrer braucht eine Frau«, sagte Dora. »Alles andere wäre gegen die Natur.«

»Was du nicht sagst! Vielleicht solltest du dem Papst ein paar Zeilen schreiben. Ich glaub, ich geh mal rüber und seh nach Caddy.«

Er strich sich das silbergraue Haar glatt, während er sprach, obwohl es, im Unterschied zu Kees seidiger Mähne, zu widerborstig war, um vom Wind sonderlich in Unordnung zu geraten.

»Graue Haare sind eine Krone der Ehre, auf dem Weg der Gerechtigkeit«, sagte Dora Creed.

»Versteht sich!«, sagte Digweed.

Er überquerte die Straße und ging in die Galerie. Sie befand sich in der ehemaligen Dorfschmiede in einem großzügigen, hellen Raum. Oben an den Wänden drängten sich Gemälde, weiter unten Regale mit Souvenirartikeln. Hinter der unbesetzten Kasse führte eine Tür in einen schmalen, düsteren Flur. Digweed ging hinein und rief: »Caddy?«

»Hier«, schwebte eine Stimme die steile Treppe herab.

Digweed lief unbeschwert die Stufen hoch und trat über einen knarrenden Treppenabsatz ins Atelier. Es bestand aus zwei zusammengezimmerten Räumen mit offenem Dachstuhl und wurde von zwei riesigen Studiofenstern beleuchtet. Von oben strömte das Licht auf ein Triptychon aus Leinwänden, die fast eine ganze Wand einnahmen. Es stellte, in konventioneller Komposition, eine Kreuzigung dar, mit dem aufragenden Kreuz auf der Mitteltafel und einem Panoramablick über eine Landschaft und Gebäude, die sich weit in die Tiefe erstreckten, auf der linken und der rechten.

Hier endete die Konventionalität. Obwohl viele Motive erst mit Bleistift skizziert waren, handelte es sich ganz eindeutig nicht um Palästina im ersten Jahrhundert, sondern um Enscombe im zwanzigsten. Und die noch gesichtslose Gestalt am Kreuz war eine nackte Frau.

An einem Ende des chaotisch vollgestopften Raums stand Caddy Scudamore, so dunkelhaarig, wie ihre Schwester blond, und so üppig, wie ihre Schwester schlank war, vor einem Drehspiegel und betrachtete kritisch ihre schweren Brüste unter dem hinaufgeschobenen, farbverklecksten Kittel.

»Hallo, Edwin«, sagte sie. »Die Brustwarzen sind hart.«

»Tatsächlich«, sagte Digweed, wobei sein Blick vom Spiegelbild zum Bildnis wanderte. »Und warum auch nicht, so wie die Dinge liegen. Caddy, ich komm mit einem unmoralischen Angebot.«

Und er schloss sorgsam die Tür hinter sich.

Vier

»…er hielt eine ausgezeichnete Predigt – zuweilen mit ein wenig zuviel Eifer vorgetragen, der freilich nach meinem Empfinden mangelnder Lebendigkeit entschieden vorzuziehen ist, besonders, wenn er von Herzen kommt.«

Die Kirche der heiligen Hilda und Margaret in Enscombe, die im Norden, dort, wo das Eental allmählich zu den Mooren hin ansteigt, aus denen sich das Flüsschen speist, das Dorf von der Anhöhe aus beherrscht, hat zwei auffällige, ungewöhnliche Merkmale. Zum einen die doppelt patriotische Weihe und zum anderen den berühmten schiefen Turm, der, wenngleich er mit Pisa nicht konkurrieren kann, zweifellos Rom mehr zugeneigt ist, als es sich für eine anständige protestantische Kirche gehört.«

(Pause für Gelächter)

Reverend Laurence Lillingstone legte eine Pause ein, um seinem Publikum zum Lachen Gelegenheit zu geben.

Seine Zuhörerschaft, die aus seiner eigenen Person im Wandspiegel seines Arbeitszimmers bestand, lachte dankbar. Das würden auch die Damen des Byreford and District Luncheon Club tun, so hoffte er. »Keine zu schwere Kost«, hatte Mrs. Finch-Hatton gesagt. »Sparen Sie sich die Finessen für die Historische Gesellschaft auf.«

Er hatte zustimmend genickt und seine Enttäuschung darüber verborgen, dass der regionale Ableger ebenjener Gesellschaft soeben sein Angebot zurückgewiesen hatte, ihren Mitgliedern einen Vortrag über seinen Forschungen in den Archiven von Enscombe zu halten. »Tut mir leid«, hatte der Sekretär gesagt, »aber wir haben schon den alten Squire Selwyn mit seiner historischen Ballade im Programm. Wir wollen doch nichts überdosieren, nicht wahr?«

Du lieber Gott! In was für einer Welt leben wir, in der ernsthafte wissenschaftliche Arbeit von einer Varieté-Nummer verdrängt wird?

Das hübsche Gesicht im Spiegel verfinsterte sich unbarmherzig, doch als er seinem Blick begegnete, wandelte sich der empörte, missmutige Ausdruck in Schamesröte.

Was gab ihm das Recht, sich über die Verse des alten Selwyn zu mokieren, wenn Gott, der alles weiß, zweifellos auch wusste, dass seine eigenen historischen Studien weniger von ernsthaftem Forscherdrang angespornt wurden als vielmehr von ernsthaftem Geschlechtstrieb!

Er hatte geglaubt, das alles hinter sich gelassen zu haben, als er, nach einer ausgesprochen emotionsgeladenen Episode in seiner Zeit als Diakon, ein feierliches Keuschheitsgelübde abgelegt hatte.

Das war natürlich ganz und gar seine Privatsache, da die anglikanische Kirche ihren Geistlichen keine solche Beschränkung auferlegt. Doch als ihm die Pfründe von Enscombe angeboten wurden, da fühlte er sich verpflichtet, den Bischof von seiner besonderen Situation in Kenntnis zu setzen, »… nur für den Fall, dass eine solche ländliche Gemeinde erwartete, dass früher oder später die Frau des Pfarrers den Mütterverein leitet, bei der Frauenakademie mit anpackt und ähnliches mehr«.

Der Bischof, eher dem irdischen als dem transzendenten Flügel der Kirche zuzurechnen, antwortete: »Sie versuchen nicht gerade, mir klarzumachen, dass Sie schwul sind, Larry?«

»Keinesfalls!«

»Dann bin ich beruhigt. Nicht, dass ich irgend etwas gegen Homosexualität hätte. Einige meiner besten Freunde sind höchstwahrscheinlich schwul.«

»Aber Sie glauben nicht, dass die Schäfchen von Enscombe für eine solch originelle Ernennung bereit wären?«, fragte Lillingstone lächelnd.

»Ihr Vorgänger Charley Cage war die Rache des Vorgängers meines Vorgängers an den Guillemards. Irgendwann in den Dreißigern, kurz nach seiner Ernennung zum Bischof, gab er dem Druck des damaligen Squires nach, den damaligen Amtsinhaber Stanley Harding wegzukomplimentieren. Jahre später, als er seinem Amt längst gewachsen war, bedauerte er seine Schwäche. Als kurz vor seinem Ruhestand die Pfarrei erneut zu besetzen war, sah er sich nach jemandem um, dessen Anschauungen den Guillemards größtmögliche Pein bereiten würden, und verfiel auf den jungen Charley.«

»Und welches Verbrechens hat sich Stanley Harding schuldig gemacht?«

»Oh, soziales Engagement, christliche Nächstenliebe, nichts Besonderes. Aber zu allem Übel besaß er die Frechheit, die Tochter des Squires zu heiraten!«

»Gütiger Himmel! Und Cage war die Rache des Bischofs am Squire.«

»Das ist, wohlgemerkt, nicht mehr als eine persönliche Vermutung«, lachte sein Vorgesetzter. »Tatsächlich war es ein Schuss in den Ofen. Der alte Squire starb, und sein Sohn, der jetzige Squire, kam mit Charley recht gut aus. Jedenfalls haben sie sich niemals öffentlich gestritten. Doch um auf Ihr Nicht-Schwulsein zurückzukommen, bin ich erleichtert, da der alte Charley ein eingefleischter Junggeselle war und ich das Gefühl habe, dass die züchtigen Maiden von Enscombe endlich eine faire Chance verdient haben.«

»Ich nehme mein Gelübde ernst«, sagte Lillingstone ein wenig pikiert.

»Selbstverständlich tun Sie das, aber die stärksten Schwüre sind Stroh dem Feu’r im Blut, hm?«

»Der heilige Augustin?«, riet Lillingstone.

»Der heilige William, glaube ich. Nein, Sie sind der richtige Mann für Enscombe, Larry. Aber sehen Sie sich vor, Enscombe ist ein Ort, an dem einem komische Dinge passieren können.«

»Wie zum Beispiel?«, wollte Lillingstone wissen.

Der Bischof nippte an seinem Screwdriver und sagte: »Der alte Charley behauptete immer, dass Gott nach dem Sündenfall beschloss, einen zweiten Versuch zu starten, bei dem er aus dem ersten gelernt hätte. Diesmal schuf er einen Mann, der von sturer Gesinnung und schroffer Ausdrucksweise war und der sich die Butter nicht vom Brot nehmen ließ. Der vor allem von Frauen keine Notiz nahm. Dann sandte Gott ihn aus, um in Yorkshire fruchtbar zu sein und sich zu mehren. Doch nach einiger Zeit fing er an, sich Sorgen zu machen, dass er vielleicht etwas vergessen hätte – Phantasie, Erfindungsgabe, Vorstellungskraft, oder wie immer man es nennen mochte. Also schnappte er sich davon eine Handvoll in der Absicht, sie wohldosiert über der Grafschaft auszustreuen. Doch die Masse war noch frisch und feucht, und so kam es, dass sie, statt gleichmäßig herabzurieseln, in einem einzigen Klumpen niederfiel, und an jener Stelle wurde Enscombe gegründet!«

Lillingstone lachte amüsiert und sagte: »Schade, dass ich Cage nicht mehr kennengelernt habe.«

»Er war wirklich bemerkenswert. Er starb übrigens auf der Kanzel. Zehn Minuten lang hat es keiner gemerkt. Seine rhetorischen Pausen waren in der letzten Zeit immer länger geworden. Er nahm – in Schrift und Rede – kein Blatt vor den Mund. Zur Entspannung oder, wie er sich ausdrückte, um sich der Versuchung zu entziehen (wenngleich er über die Art der Versuchung nie nähere Angaben machte), schrieb er an einer Geschichte der Pfarrei. Sie sind doch selber Historiker, oder? Wenn das Fleisch mal gar zu schwach wird, könnten Sie durchaus Charleys Beispiel folgen. Der ganze Archivkram ist noch im Pfarrhaus. Sollte mal durchforstet werden, bevor unsere Herren und Meister Ihnen das Haus unterm Hintern weg verkaufen.«

»Klingt vielversprechend«, sagte Lillingstone. »Allerdings, wenn Cages Arbeit schon sehr weit gediehen war …«

»Ja, allerdings. Er hat mir mehrere Rohfassungen gezeigt. Faszinierend, aber größtenteils für die Veröffentlichung völlig ungeeignet! Nein, nehmen Sie sich meinen Rat zu Herzen, Larry. Wenn der Motor da drinnen allzu hochtourig läuft und zuviel Treibstoff schluckt, geht nichts über den Staub der Vergangenheit, um die Leitung zu stopfen!«

Der junge Pfarrer hatte dies als einen Scherz verstanden, bis ihn, kurz nach seiner Amtseinführung, der Wunsch, diejenigen Schäfchen seiner Herde kennenzulernen, die nicht in der Kirche gewesen waren (also die Mehrheit), über die Schwelle der Eendale-Galerie führte.

Er hatte sofort einige Gemälde bemerkt, deren Qualität das Einerlei der Aquarelle mit heimischen Motiven, welche größtenteils die Wände füllten, bei weitem überragte. Besonders ein kleines Acrylbild war ihm ins Auge gefallen, eine Darstellung seiner Kirche, die dunkel vor einem schwefelfarben aufgewühlten Himmel stand, wobei der schiefe Winkel des Turms so übertrieben war, dass es aussah, als müsste es den Bau jeden Moment zerreißen.

Beim Reinkommen war niemand in der Galerie gewesen, und er war so in die Betrachtung des Gemäldes vertieft, dass er nicht hörte, wie die hintere Tür geöffnet wurde.

Dann hüstelte jemand leise, und eine Stimme sagte: »Kann ich Ihnen helfen?«

Er drehte sich um und erblickte die Scudamore-Schwestern, oder genauer gesagt, erblickte er Caddy, und er wusste, dass er mehr Hilfe benötigen würde, als ihm irgend jemand hienieden gewähren konnte.

Es war ein coup de foudre, eine so übermächtige Woge des Verlangens, dass er glaubte, jedes Gramm seines Fleischs sei in Brand gesetzt.

Er stammelte mit schwerer Zunge: »Die Kirche … ich würde mir gerne die Kirche ansehen …«

Kee Scudamore, die er nur schemenhaft wahrgenommen hatte und die ihm neben Caddys funkensprühender Fleischlichkeit fade und blutleer erschien, sagte: »Die Kirche? Vielleicht sollten Sie den Pfarrer fragen.«

»Ich bin der Pfarrer«, hörte er sich idiotischerweise sagen, und das kleinere, dunklere und unendlich blühendere Mädchen legte die farbverschmierte Hand vor einen Mund, der dazu angetan war, einem Mann die Seele aus dem Leib zu saugen, und versuchte, ihr Kichern zu unterdrücken.

»Sie meinen das Bild? Selbstverständlich«, sagte die kühle Blonde.

Sie ging an ihm vorbei, klappte ein Treppchen auf, stieg hinauf und hängte das Gemälde ab.

Auf dem Heimweg hatte er das Bild, in Packpapier eingewickelt, unter dem Arm getragen. Es hatte ihn mehr gekostet, als er sich leisten konnte, doch was zählte das Geld, wo er sich bewusst war, dass ihn dieser Besuch vermutlich noch unendlich viel teurer zu stehen kommen würde?

Er hatte sich verliebt, ein Mann, der nichts zu bieten hatte, ein Mann, der ein Gelübde zu halten hatte, von dem ihn niemand entbinden konnte. Er bezweifelte nicht, dass er, wenn er seinen Freund, den Bischof, um Rat fragen würde, von diesem pragmatischen Prälaten alle nur erdenkliche Rückenstärkung erwarten durfte. Er würde zu hören bekommen: »Besser heiraten als brennen.« Doch die entscheidende Frage war, wo er brennen würde! Er konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, dass er an eine physische Hölle glaubte, doch er wusste, dass sein Glaube an den Ernst eines Gelübdes dem eines Thomas More kaum nachstand.