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Amanda liebt ihr Pony Lizzy und die Hunde Bimbo und Bob. Mit ihnen unternimmt sie lange Ausritte auf der Schwäbischen Alb während der Sommerferien , die sie auf dem Bauernhof ihres etwas schrulligen Erfinderonkels verbringt. Auf einer ihrer Ausritte findet sie in einer Höhle einen Stein, der die Ähnlichkeit zu einer Schachfigur besitzt. Und damit fangen die Abenteuer an. Bei einem Besuch zusammen mit ihrem Onkel in einer Tropfsteinhöhle findet sie eine fast identische Figur. Beim Versuch ihres Onkels, das Wesen der Steine zu ergründen, kommt es in seiner Werkstatt zu einer Art Explosien, in deren Folge sich Amanda unversehens im Reich des weißen Königs, der sie um Hilfe gegen die Machenschaften seines Vetters, des schwarzen Königs bittet. Da lastet eine schwere Verantwortung auf Amanda. Es geht um nicht mehr und nicht weniger, als die Rettung der Menschen vor den verbrecherischen Absichten des schwarzen Königs.
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Seitenzahl: 64
Veröffentlichungsjahr: 2015
Wolf Döhner
Der schwarze und der weiße König
Eine fantastische Geschichte für Kinder
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Wie alles anfing
Die Entdeckung
In der Tropfsteinhöhle
In Onkel Freuds Experimentierwerkstatt
Im Schloss des weißen Königs
Wieder daheim
Impressum neobooks
Amanda wischte sich die Haare aus dem Gesicht und sah ihre Mutter trotzig an.
„Warum muss ich immer zu diesem blöden Kerl?“
Ihre Mutter sah nur kurz auf, während sie weiter den Geschirrspüler ausräumte und meinte dann.
„Erstens ist Fred kein blöder Kerl, sondern dein Onkel, zweitens musst du nicht immer zu ihm und drittens tut es dir gut, ab und zu einen Abstand vom Stadtleben zu bekommen und ein wenig die Familienbande zu pflegen.“
„Sehr witzig! Ich möchte lieber mit dir und Gert nach Frankreich.“
Amanda konnte Gert gut leiden. Er war nicht nur der Freund ihrer Mutter, sondern auch ein lustiger Typ. Mit ihm konnte sie Kissenschlachten veranstalten oder herum albern. Er hatte immer einen lustigen Spruch auf Lager. Aber auch ernsthafte Sachen gingen mit ihm gut, wie zum Beispiel Schach spielen und darüber hinaus war er ein wunderbarer Geschichten Erzähler.
„Es wäre nett, wenn du uns wenigstens zwei Wochen des Jahres einräumst, in denen wir von unserem hauseigenen Quälgeist befreit sind, “ erwiderte ihre Mutter und nahm Amanda in den Arm. Die tat so als wehre sie sich. Aber als ihre Mutter anfing sie zu kitzeln, ergab sie sich unter wieherndem Gelächter.
Lisa, ihre Mutter hatte Amanda die letzten Jahre alleine aufgezogen, wobei ihr Gert seit einiger Zeit gelegentlich half. Lisa und Amandas Vater hatten sich getrennt, als Amanda sechs Jahre alt war und gerade in die Schule kam. Jetzt war sie beinahe elf und die ersten Anzeichen der Pubertät waren nicht zu übersehen. Amanda hatte die Trennung erst gar nicht glauben wollen, denn sie liebte ihren Vater genau so wie ihre Mutter. Aber beide hatten sich sehr verständig und eigentlich liebevoll getrennt und Amanda nie das Gefühl gegeben, dass sie einen Teil verlieren würde. Eric war zurück nach Irland gegangen, um dort seinen künstlerischen Vorstellungen als Maler und Bildhauer zu folgen, während Lisa ihre Stellung als Geigenlehrerin an einer Musikschule in Süddeutschland nicht aufgeben wollte und konnte. So oft es möglich war, verbrachte Amanda einen Teil ihrer Ferien bei ihrem Vater in Irland in dem Haus, in dem sie geboren wurde.
„Aber warum kann ich nicht wieder zu Eric, wie sonst?“, fragte Amanda ihre Mutter, nachdem sie wieder zu Atem gekommen war.
„Ganz einfach, weil Eric mit seiner Freundin auch einmal alleine sein will.“
„Aber das kann er doch. Ich komme mit ihr gut aus, sie kommt mit mir gut aus. Sie können alleine sein, wann immer sie wollen, solange sich das Alleinsein nicht über den ganzen Tag erstreckt. Wo ist das Problem?“
„Amanda, Schatz, die Sache ist etwas komplizierter als du es dir einbildest. Um es auf den Punkt zu bringen. Eric hat nicht das Geld, um dir den Flug zu bezahlen und wir haben es leider auch nicht – wenn wir nicht auf unseren Urlaub verzichten wollen. Sieh mal. Onkel Fred ist zwar manchmal etwas komisch aber er ist wirklich ein lieber Mensch. Er mag dich, zugegeben auf seine Weise, aber er mag dich. Und auf seinem Hof kannst du reiten und mit den Hunden ausgehen.
„... Ist schon gut. Es stimmt ja auch, dass Onkel Fred nicht ganz so schlimm ist, wie ich immer tue. Eigentlich mag ich ihn sogar - ein wenig. Aber manchmal verstehe ich ihn einfach nicht.“
„Na, das ist doch dann eine tolle Gelegenheit, ihn näher kennen und verstehen zu lernen“, meinte Gert und setzte sich vorsorglich einen Platz weiter am Tisch, gerade rechtzeitig, um Amandas Fußtritt unter dem Tisch entgehen zu können.“
„Deine tollen Ratschläge kannst du für dich behalten, du Klugscheißer. Aber du bekommst die Antwort beim nächsten Schachspiel. Watch up, Mister !“
Amanda war eine für ihr Alter recht gute Schachspielerin und ihre Drohung musste Gert durchaus ernst nehmen, denn seine Bilanz gegen sie war schon eine Zeit lang negativ.
Aber er lachte nur und warf Amanda eine Kusshand zu, worauf die mit erhobenem Kopf und ihn keines Blickes würdigend aus dem Zimmer stolzierte.
So begannen die Sommerferien. Amanda war gut bei Onkel Fred angekommen und fand sich ohne weiteres damit zurecht, dass sie auf dem Hof außer den Hunden Bob und Bimbo sowie Lizzy der Ponystute keine wirklichen Freunde hatte. Aber mit den drei konnte sie stundenlang durch die Wiesen und Wälder der Schwäbischen Alb wandern. Und Onkel Fred ließ sie gewähren. Wenn sie abends meist todmüde zum Hof zurückkehrte, erwartete er seine Nichte in der Regel bereits am Abendbrottisch, den seine Haushälterin wie immer gerichtet hatte.
Onkel Fred war ein eingefleischter Junggeselle. Eigentlich war er Physiker. Den Hof hatte er übernommen, nachdem ein entfernter Onkel von ihm ohne Nachkommen gestorben war. Für ihn war die Erbschaft geradezu eine Art Fügung gewesen. Denn so konnte er in der Abgeschiedenheit der Alb seinen physikalischen Forschungen nachgehen und hatte doch ein genügendes regelmäßiges Einkommen, denn der Hof war einer der größten weit und breit wurde im Wesentlichen von einer eingespielten Mannschaft bewirtschaftet. Onkel Fred kümmerte sich um die Buchhaltung und die Bestellungen. Den Verkauf der Produkte des Hofes sowie den Rest der Arbeit überließ er seinem Verwalter und seinen Leuten. So hatte er noch genügend Zeit für seine eigentlichen Interessen.
Am Abend trabten die drei Freunde erschöpft in den Hof. Sie waren gleich morgens bei strahlendem Wetter losgegangen und kamen nun rechtschaffen müde wieder heim. Amanda versorgte das Pony und gab den Hunden Wasser und ihre Abendration an Hundefutter. Dann ging sie in das Wohnhaus.
„Hallo, kleine Amazone. Bist du von deinen Eroberungen zurück?“ begrüßte sie Onkel Fred, der schon mit dem Abendessen angefangen hatte. Amanda setzte sich wortlos an den Tisch und schenkte sich erst einmal ein Glas Apfelsaft ein. Sie hatte sich an die oft merkwürdigen Begrüßungen oder sonstigen Aussagen ihres Onkel weitgehend gewöhnt. Er verwendete oft Wörter, die sie nicht verstand. Bisher hatte sie diese einfach hingenommen. Aber zu Beginn dieser Ferien hatte sie sich vorgenommen, alles was sie nicht verstand zu hinterfragen.
„Was ist eine Amazone?“
Onkel Fred sah sie verblüfft an. „Wie, du weißt nicht, was Amazonen waren? Was lernt ihr eigentlich in der Schule?“
„Na ja, Deutsch, Mathe, leider haben wir diese Jahr keine Geschichte gehabt ...“
„...Was für Geschichte denn?“ fiel ihr Onkel Fred ins Wort.
„Von den Germanen, den Kelten. Aber nach den Ferien fangen wir mit den Griechen an.“
„ Na gut, dann werdet ihr hoffentlich auch etwas von den Amazonen mitbekommen. Die Amazonen waren der Sage nach ein Stamm zur Zeit der Griechen, in dem nur die Frauen Krieger waren. Man sagt, sie seien besonders kriegerisch gewesen...“
„.. Und was hat das mit mir zu tun?“, unterbrach ihn Amanda.
Wieder sah Onkel Fred sie an. Aber diesmal schien er weniger verblüfft als interessiert. Es kam recht selten vor, dass sie zu längeren Gesprächen kamen, entweder, weil die Zeit fehlte oder die Gelegenheit oder beides.
„Du interessierst dich für Geschichte, stimmst?“, fragte er sie unvermittelt, ohne auf ihre Frage einzugehen.
„Ja, sehr“
„Gut so. Man muss wissen, wie es früher war, um unsere Zeit zu verstehen.“
Er sah sie noch einmal an, so als wolle er von ihr die Bestätigung dessen, was er gerade gesagt hatte. Da sie aber schwieg fuhr er fort, indem er wie selbstverständlich zu ihrer Eingangsfrage zurückkehrte.
„ Deine Frage ist berechtigt. Denn eigentlich hast du mit den Amazonen vermutlich nicht viel gemeinsam – außer vielleicht deine Unerschrockenheit,“ fügte er hinzu und lächelte Amanda zum ersten Mal an.