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Der Stern von Bethlehem hat die Menschen seit jeher fasziniert. Hier werden die Fakten über den wunderbaren Stern zusammengetragen.
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Seitenzahl: 50
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Sterne und Machtpolitik: Herodes der Große
Herodes der Große
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Die Parther und der Weltherrscher aus Judäa
Die Welt aus den Fugen:Warum wandert der Nordpol?
Der Tierkreis
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Die Präzession
Sterne als Wegweiser:Wie fanden die Magier den Weg nach Bethlehem?
Astronomie in der Antike
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Natur und Gottheit in der Antike
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Der Stern von Bethlehem als astronomische Erscheinung
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Die astrologische Deutung
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Die Wanderung der Magier
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Der Kindermord
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Josephus und die Astrologie
Astrologie und christliche Überlieferung
Das Zeitalter der Fische
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Der Weltherrscher aus Judäa
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Das gefälschte Geburtsdatum
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Die christliche Zeitrechnung
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Wann wurde Jesus geboren?
Ergebnisse
Anmerkungen
Literaturverzeichnis
Die Geschichte der Weisen aus dem Morgenland ist mehr als das persönliche Horoskop Jesu, des Stifters der christlichen Religion. Es ist auch die Geschichte der Rivalität zweier Könige. Der jüdische König Herodes regierte Palästina mit Hilfe der Römer, das neugeborene Jesuskind sollte nach der Legende der von Gott eingesetzte Messiaskönig sein. Matthäus, und nur bei ihm finden wir die Sternerzählung, berichtet im 2. Kapitel seines Evangeliums Folgendes:
1 Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen am Morgenhimmel und sind gekommen, um ihm unsere Verehrung zu erweisen. 3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem 4 und er rief den Rat der Hohenpriester und Schriftgelehrten zusammen...
9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie weiter. Und der Stern, den sie am Morgenhimmel gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kind war. 10 Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut, 11 gingen in das Haus, fanden das Kind mit Maria, seiner Mutter, knieten nieder, erwiesen ihm ihre Verehrung, breiteten ihre Schätze aus und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.1
Auf den ersten Blick könnte es scheinen, als seien Sterngucker aus dem Orient, die sich zufällig in Jerusalem aufhielten, mal eben auf die Idee gekommen, "bei Königs vorbeizuschauen" und den Nachwuchs zu bewundern. Aber weit gefehlt! Die Magier waren sternkundige Priester aus dem neupersischen Partherreich, ihr Erscheinen löste in Jerusalem eine Verfassungskrise aus: Die vorzeitige Ernennung eines Nachfolgers für König Herodes, der auf der Höhe seiner Macht stand, war nicht vorgesehen. Außerdem hatten die Römer nach dem mit Herodes abgeschlossenen Freundschaftsvertrag bei der Wahl des Nachfolgers das letzte Wort. Nun kamen Priester aus dem mit Rom verfeindeten Partherreich in diplomatischer Mission, um nach astrologischen Gesichtspunkten einen neuen jüdischen König zu küren. Wir können den Sachverhalt vergleichen mit der Wahl eines neuen Dalai Lama in Tibet, wenn der bisherige Amtsinhaber verstorben ist. Herodes hatte einen bösen Verdacht, der seine spätere Grausamkeit als einen Akt der Staatsraison verständlich werden lässt.
Abb. 1: Die Welt des Herodes
Herodes, der Kindermörder von Bethlehem, in der Legende das Sinnbild eines grausamen Herrschers, ist einer der am meisten missverstandenen Personen der Weltgeschichte. Unser wichtigster Gewährsmann für den jüdischen König, Flavius Josephus (37 - nach 96 n. Chr), zeigt bereits in seinem Werk das Zwiespältige in der Person des Herodes und in der Berichterstattung über ihn. Kurz nach dem jüdischen Krieg 66 - 70 n. Chr., als Josephus in Rom die Geschichte dieses Krieges niederschrieb, erinnerte er sich mit Genugtuung an die Größe und Macht des jüdischen Staates und an den Mann, der das Judentum zu dieser Größe geführt hatte: Herodes Maior. Die lateinische Bezeichnung Maior, d. h. der Ältere, diente ursprünglich nur zur Unterscheidung des Herodes von seinen Söhnen und Enkeln gleichen Namens, die heute übliche Bezeichnung der Große, wie man maior auch übersetzen kann, wird aber nicht zu Unrecht gewählt. Der frühe Josephus zitiert in dem Werk Der jüdische Krieg ausführlich aus der Weltgeschichte des Nikola-os von Damaskus (64 - nach 4 v. Chr.), des Diplomaten und Historikers Herodes des Großen. Hier schildert er Herodes positiv als tatkräftigen Politiker und großen Bauherrn. Tatsächlich hat Herodes in der Zeit nach den römischen Bürgerkriegen die von den Römern garantierte Friedenszeit zum Wohle seines Landes und seiner Bevölkerung in Judäa, Samaria, Galiläa und den Randgebieten zu nutzen verstanden. Besonders sein immenses Bauprogramm war ein Arbeitsbeschaffungsund Konjunkturprogramm größten Ausmaßes. Herodes baute Festungen wie die durch den jüdischen Krieg bekannt gewordene Bergfestung Masada am Toten Meer, er gründete Städte und baute bestehende Städte wie Samaria und Caesarea am Meer aus, die den Wohlstand ihrer Einwohner und den des Umlandes mehrten. Sein bekanntestes Bauprojekt ist der Jahwe-Tempel in Jerusalem, dessen Außenareal er so erweiterte, dass es mit 280 x 480 m etwa dieselbe Ausdehnung besaß wie der ganze zentrale Tempelbezirk Forum Romanum in der Welthauptstadt Rom: ein Stein gewordener Anspruch auf Gleichberechtigung mit der Weltmacht. Außenpolitisch von den Römern abhängig und durch deren militärische Macht geschützt, genoss Herodes innenpolitisch volle Souveränität. Die Bevölkerung bemerkte die bestehende Abhängigkeit von der römischen Schutzmacht zunächst nicht, sie konnte den Frieden und wirtschaftlichen Aufschwung der Herodeszeit genießen und ihrer Arbeit und ihren Geschäften nachgehen. Der Jerusalemer Tempel wurde noch zu Lebzeiten des Herodes im Jahre 9 v. Chr. eingeweiht. Als er zwei Generationen später, im Jahre 64 n. Chr., endgültig fertig gestellt war, wurden mehr als 18.000 Menschen arbeitslos2. Zwei Jahre später, 66 n. Chr., begann der jüdische Aufstand gegen die inzwischen als Besatzungsmacht unbeliebt gewordenen Römer.
Abb. 2: Die Familie des Herodes (nach Bibl.-hist. Handwörterbuch, Sp. 701f)