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Herbert hat in die Bäckerei seiner Frau eingeheiratet. Im Laufe der Jahre tyranniesiert, beleidigt und demütigt er sie. Durch seine wechselnden Beziehungen ist ihnen die Liebe abhanden gekommen. Mit im Haus wohnen die alten Zwillingsschwestern, Lilly und Bernadette und helfen im Haushalt, so gut sie können. Herberts Frau sucht seit langem nach einer Lösung, wie sie Herbert verlassen kann. Das ihm bei einer Scheidung die Hälfte des beträchtlichen Vermögens zustehen würde, das hat er nicht verdient! Verzweifelt sucht Herberts Frau nach einer Lösung, um ihm zu entkommen und irgendwo im Süden ein neues Leben zu beginnen. Sie ist umso überraschter, dass plötzlch die alten Tanten aktiv werden...
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Den ganzen Morgen regnete es schon. Heute würde nicht viel los sein dachte sie und machte sich daran, in den Zuckerguss verschiedene bunte Farben zu vermischen. Kinder kämen auf jeden Fall, denn heute war Halloween und sie würden sich wieder auf die bunten Berliner stürzen, wie sie das jedes Jahr machten.
Auch wenn es zusätzlich mehr Arbeit für sie war, sie freute sich immer wieder, wenn die Kleinen aus Kindergarten und Schule vor der Glastheke ihre Nasen platt drückten und mit großen Augen die bunten Gesichter der Berliner fixierten, und sich wie immer nicht für einen entscheiden konnten. Sie sehnte sich förmlich nach diesen wenigen Highlights in ihrem Leben. Denn ihr Leben war alles andere als ein Zuckerschlecken in den letzten Jahren gewesen. Das lag an Herbert, ihrem Mann.
Er machte ihr schon seit Jahren das Leben zur Hölle. Ihr Tag war ausgefüllt mit Schikanen, Demütigungen und Beschimpfungen. Herbert hatte in die Bäckerei eingeheiratet, wie man so schön sagte. Die Bäckerei gehörte ihren Eltern. Sie war die einzige Tochter und hatte die Auflage, einen Bäckermeister zum Mann zu nehmen, damit das Geschäft weitergeführt werden konnte.
Neben dieser ehelichen Belastung kam noch eine andere hinzu. Zwei alte Tanten, Lilly und Bernadette, lebten auch noch in ihrem Haushalt. Die Zwillingsschwestern hingen den ganzen Tag wie Kletten aneinander. Sie waren sehr eigen und liessen sich von niemandem etwas sagen.
Trotz ihres Eigensinns und Sturheit waren sie, was den Haushalt anging, recht nützlich. Während sie das Geschäft führte und sich um die Buchführung kümmerte, versorgten die beiden fast 70-jährigen alle Arbeiten, die so anfielen und erledigt werden mussten im Haus.
Jeden Mittag stand das Essen pünktlich um dreizehn Uhr auf dem Tisch. Das musste sie sich eingestehen; verlässlich waren sie. Auf der einen Seite wusste sie ihre Arbeit zu schätzen, jedoch auf der anderen Seite waren die beiden auch sehr eigensinnig und nicht zu unterschätzen, was ihre Raffinesse betraf. Irgendetwas heckten sie immer aus und liefen dann kichernd weg.
Natürlich entging ihnen nicht, wie Herbert sie behandelte. Er sprach kaum ein Wort mit den beiden Alten, ignorierte sie schon seit Jahren und nahm sie nicht ganz für voll. Die drei konnten sich nicht ausstehen und gingen sich aus dem Weg, so gut sie konnten.
Lilly und Bernadette hielten auch mit nichts zurück, wenn Herbert sie wieder bis aufs Schlimmste beschimpfte. Er war ein jähzorniger, cholerischer und immer schlecht gelaunter Mensch - zumindest zu Hause - und ließ seine Launen an ihnen aus. Sie flüchtete dann in den Laden zu den Kunden, denn nur da hatte sie die Gewißheit, dass er weiter in der Backstube tobte oder seine Beschimpfungen auf die Tanten niederschmetterte.
Im Ort und gegenüber der Kundschaft, wahrte er sein Gesicht; Herberts wahres Gesicht kannten nur die drei Frauen. Zu anderen Menschen war er freundlich, liebenswert und witzig. Im Dorfkrug, den er jeden Abend besuchte, lobte man ihn wegen seiner Großzügigkeit. Ständig hatte er irgendwelche billigen Beziehungen laufen, die er auch vor seiner Frau nicht verheimlichte. Inzwischen war sie abgestumpft, was das betraf. Es tat ihr nach all den Jahren nicht einmal mehr weh.