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Josef bekommt sein Leben nicht in den Griff. Er ist so etwas, was meinen einen Looser nennt; keine Freunde, keine Familie, nur Gelegenheitsjobs. Sein Elternhaus ist kühl und distanziert. Gefühle sind in seiner Familie ein Fremdwort, was sich durch sein ganzes Leben zieht. Er lebt in seiner eigenen Welt, verliebt sich eines Tages jedoch in eine attraktive Brünette und glaubt, dass sie seine Liebe erwidert. Als er merkt das dies nicht der Fall ist, kommt es zu einer Katastrophe...
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Veröffentlichungsjahr: 2014
Schon als Kind war ich unsichtbar und für meine Mitmenschen uninteressant. So war es auch danach in der Schule; mich beachtete niemand. Ich hatte nie Freunde, und das war bis heute so geblieben.
Es lag nicht nur daran, dass ich etwas kleinwüchsig und immer ein wenig pummelig war. Meine Eltern hatten mir zu allem Unglück noch den Namen Josef verabreicht. So wie es aussah, würde sich auch an meiner Einsamkeit bis zu meinem Lebensende nichts ändern. Zuhause war nicht viel Platz für Liebe, Gefühle oder Zärtlichkeiten.
Mein Vater arbeitete bei der Stadt und hatte einen ruhigen Tagesablauf. Er nahm ganze Romane mit zur Arbeit und las sie dort. Das Wohnzimmerregal brach fast zusammen, soviel hatte er gelesen, während seiner Arbeitszeit, versteht sich. Er war eher der ruhende Pol unserer kleinen Familie, was ich von meiner Mutter nicht behaupten konnte. Sie arbeitete an den Städtischen Bühnen als Kostümbildnerin und hatte auch dort das Sagen. Wehe einer spurte nicht, dann bekam er was von ihr zu hören. Sie war als unberechenbar und launisch bekannt und da machte sie zu Hause auch keine Ausnahme. Leistung war alles, was in ihren Augen zählte.
Da ich keine große Leuchte während meiner gesamten Schulzeit war, bekam ich regelmäßig Prügel oder Hausarrest wenn ich mit einer schlechten Note - und davon gab es einige – nach Hause kam. Manchmal merkte ich den Schmerz schon gar nicht mehr. Ich schlich dann in mein Zimmer und weinte heimlich. Ich sah es damals nicht als Strafe an, ich kannte es nicht anders. Ich hatte sowieso keine Freunde und hockte jeden Tag alleine zuhause herum und es machte mir mit der Zeit auch nichts mehr aus. Meine Klassenkameraden hänselten mich ständig, was ich später schon nicht mehr hörte, wenn sie mir nach der Schule hinterher riefen:
„Na du Zwerg? Geh´ schön nach Hause zu deiner Mutter, diesem alten Drachen und hol dir die Prügel ab, die du verdienst!“ Sie bogen sich dann vor Lachen und liefen weg. Ich ignorierte es mit der Zeit und dachte an etwas anderes, nämlich an Mädchen.
So langsam war ich in dem Alter, wo einige Jungs in meiner Klasse schon eine Freundin hatten. Nur ich natürlich nicht! Manchmal nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sprach ein Mädchen an, für das ich heimlich schwärmte und fragte sie, ob sie mit mir ins Kino gehen würde. Statt einer Antwort prustete sie los und erzählte es unter Lachen ihren Freundinnen. Ich ging dann schweigend und mit hochrotem Kopf nach Hause.
Wie oft hatte ich mir - und nicht nur in der Zeit der Pubertät - gewünscht, dass meine Mutter mich einmal in den Arm nehmen würde. Es kam nie vor.
So langsam lebten mein Vater und ich neben Mutter her. Mein Vater war eine feige Person und stimmte allem zu, was meine Mutter von sich gab und für uns drei beschloss. So hatte er wenigstens seine Ruhe und verkroch sich hinter seinen Büchern bis in die Nacht hinein. Mutter ging irgendwann regelmäßig alleine aus und machte sich vorher schön. Na ja, sie war schon attraktiv mit ihren fünfundvierzig Jahren. Wenn Vater nachfragte wo sie hingehe, antwortete sie knapp: