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Eine detaillierte Studie über die Vorgänge beim Tod, im Zwischenzustand und bei der Wiedergeburt. O Ihr! die ihr zu den Begleitern Gottes gehört, strecket eure Arme mir entgegen, denn auch ich möchte einer der eurigen werden. Heil dir, Osiris, Herr des Lichtes, der du wohnest an dem Orte der Macht, im Herzen der absoluten Finsternis! Ich trete vor dich hin als gereinigte Seele; meine Hände sind beide nach dir ausgestreckt. Ich eröffne mir den Himmel; denn ich erfülle die zu Memphis gegebenen Gebote. Ich erkenne mein Innerstes; ich habe mir mein Innerstes erobert; meine Arme habe ich mir dienstbar gemacht und meine Füße meinem Willen unterworfen. Meine Seele ist nicht mehr eingekerkert in dem Körper; (denn sie steht) vor den Toren von Amenti. Inhaltsverzeichnis Impressum Einführung Das Schicksal des Körpers Schicksal des Linga Sharira Kamaloka und das Schicksal von Prana und Kama Kamaloka – Die Larven oder Gespenster Kamaloka – Die Elementale Devachan Die Devachani oder die Bewohner von Devachan Rückkehr zur Erde Nirvana Verkehr zwischen der Erde und anderen Sphären Anhang
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Seitenzahl: 130
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Der Tod – und was dann?
Annie Besant
Eine detaillierte Studie über die Vorgänge beim Tod,
im Zwischenzustand und bei der Wiedergeburt
Verlag Heliakon
2024© Verlag Heliakon, München
Umschlaggestaltung: Verlag Heliakon
Titelbild: Pixabay (merlinlightpainting)
Vertrieb: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin
www.verlag-heliakon.de
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Inhaltsverzeichnis
Title Page
Einführung
Das Schicksal des Körpers
Schicksal des Linga Sharira
Kamaloka und das Schicksal von Prana und Kama
Kamaloka – Die Larven oder Gespenster
Kamaloka – Die Elementale
Devachan
Die Devachani oder die Bewohner von Devachan
Rückkehr zur Erde
Nirvana
Verkehr zwischen der Erde und anderen Sphären
Anhang
Wer kennt nicht die Erzählung von jenem christlichen Glaubensboten im alten England, der eines Abends in der weiten Halle des von seinen Landvögten umgebenen Sachsenkönigs auftrat, um ihm die Glaubenslehren seines hehren Meisters vorzutragen und zu erklären!
Während er gerade über Tod und Unsterblichkeit sprach, traf es sich, dass ein Vogel durch das offene Fenster hereinflog, eine Zeit lang in der Halle umherflatterte und dann wieder im Dunkel der Nacht verschwand. Der alte Glaubensapostel benützte diesen Vorfall, um dem Könige das Hereinfliegen des Vogels in die Halle als ein Symbol für die Vergänglichkeit des Menschenlebens darzustellen, und wie das Wiederverschwinden des Vogels ein Bild sei für die Lehre seines Glaubens, dass die Seele nach kurzem Verweilen in der Halle des Lebens wieder aus ihr forteile, freilich nicht um in der Finsternis der Nacht zu verschwinden, sondern um sich zum Sonnenglanze einer herrlichen Welt emporzuschwingen. Bei der Geburt tritt der Mensch aus der Finsternis durch das geöffnete Fenster ins Erdenleben ein; nur während der kurzen Spanne Zeit dieser Lebensdauer bleibt er für unsere Augen sichtbar, um dann im Tode durch das offene Fenster unseren Blicken wieder zu entschwinden. Die Antwort auf die so wichtige Frage: „Woher kommt nun dieses Leben und wohin entschwindet es wieder?“ erhoffte der Mensch zu allen Zeiten von der Religion. Die Lösung der Frage war aber je nach den verschiedenen Glaubensbekenntnissen eine sehr verschiedene.
In unseren Tagen, viele Hundert Jahre nach dem erwähnten Gespräche zwischen dem Missionare Paulinius und dem Sachsenkönige Edwin, gibt es in der Christenheit eine ganze Menge von Menschen, die sich fragen, ob denn der Mensch überhaupt einen Geist habe, der irgendwoher kommt oder irgendwohin gehen kann, und es ist nur zweifelhaft, ob es je in der Weltgeschichte eine Zeit gab, in der gleichzeitig so viele Zweifler (an dem Geiste) lebten. Auf der anderen Seite haben die Bekenner des Christusglaubens, der sie doch belehrt, dass die Schrecken des Todes nicht mehr bestehen, das Totenbett und das Grab mit viel düstererem und traurigerem Leichengepränge umgeben, als die Bekenner irgendeines anderen Glaubens. Kann es etwas Niederdrückenderes geben, als die dumpfe Trauer, die über einem Hause liegt, während man dem Begräbnisse eines Dahingeschiedenen entgegensieht! Gibt es etwas Abstoßenderes, als die Trauerkleider von glanzlosem Krepp und die gesuchte Abscheulichkeit des Witwenschleiers, in dem die überlebende Frau die „Befreiung ihres Gatten von der Bürde des Fleisches“ betrauert! Gibt es etwas Widerlicheres, als die gemachten langen Gesichter der Leichenträger, die kopfhängenden Klageweiber und alle die verschiedenen Gebräuche! Die letzten Jahre haben in dieser Beziehung großen und bemerkenswerten Fortschritt zum Besseren gebracht; gar manche begrüßenswerte Änderung wurde vorgenommen, und man verschmäht es fernerhin, durch frei gewählte Selbstquälung den Schmerz des Menschen noch zu vermehren.
Diese düstere Anschauung über den Tod ist ein charakteristisches Merkmal des Christentums und schaffte sich sowohl in dessen Kunstleben wie auch in seiner Literatur Geltung. Der Tod wurde dargestellt als ein Knochengerüst mit der Sense in der Hand, als ein grinsendes Gespenst oder als drohende Schreckensgestalt mit furchterregendem Antlitze und erhobener Keule, oder auch als klappernde Vogelscheuche, eine Sanduhr in der Hand – kurz alles Schreckenerregende und Abstoßende, was die Fantasie nur erdenken konnte, wurde zusammengetragen, um sich ein Bild von diesem mit Recht als König des Schreckens Bezeichneten zu machen. Milton, der so sehr beflissen war, in seinen herrlichen Dichtungen die im Volke herrschenden Anschauungen des Christentums seiner Zeit bildlich zum Ausdruck zu bringen, hat die ganze Kraft und Wucht seiner unübertrefflichen Beschreibungskunst aufgeboten, um die Gestalt des Todes mit Schrecken zu umgeben. Sein Buch II, Vers 666–789, strotzt von Schreckensbildern, ähnlich den folgenden:
… Die andere Gestalt, –
Wenn man Gestalt noch nennen darf, was der Gestalt entbehrt,
Nicht unterscheidbar durch der Glieder fest gefügte Formen, und
Wenn man als Substanz bezeichnen kann, was nur ein Schatten scheint –
Denn beides scheint es ja zu sein –: schwarz wie die Nacht stand sie vor uns,
Ingrimmig blickend, wie zehn Furien, und wie die Hölle schrecklich;
Drohend schwang er seine fürchterliche Keule, und die Stelle, Wo sein Haupt zu sein schien, zierte etwas, einer Kaiserkrone gleich.
Ganz nahe bei stand Satanas. Und von seinem Sitze sich
Erhebend, kam das Monstrum näher, immer näher, Furchtbar schreitend, dass die Hölle unter seinem Tritt erbebte …
… Gar schrecklich war des Schauerlichen Rede; und wie er
So sprechend immer drohte, wurde zehnfach er noch schrecklicher
Und missgestalteter …
… Aber er, mein Erbfeind,
Rückte näher, immer näher, seine Unglückskeule schwingend,
Zum Verderben nur geschaffen. Ich entfloh und schrie: »Der Tod!«
Bei diesem Schreckensworte zitterte die Hölle, Klaggeschrei erschallt
Aus allen ihren Höhlen und das Echo ruft zurück:
»Der Tod!« –
Es muss doch mehr als befremdlich erscheinen, dass Menschen, die sich als Anhänger und Schüler eines Lehrers bekannten, der, wie bekannt, offen und klar für die Lehre von der Unsterblichkeit des Lebens eintrat, eine so grausige Auffassung vom Tod haben konnten. Wenn man aber angesichts des allenthalben zur Verfügung stehenden, ganz überwältigenden Beweismaterials dennoch die Behauptung aufrechterhalten will, dass erst vor achtzehnhundert Jahren zum ersten Mal seit dem Bestehen der Welt die Lehre von der Unsterblichkeit des Geistes verkündet und ans Tageslicht gezogen worden sei, so ist das wahrlich einfach albern. Selbst wenn das umfangreiche, ägyptische Ritual, zu dem auch das von den Wanderungen der Seele handelnde Toten Buch zählt, einzig und allein in seiner Art dastehen würde, so wäre das hinreichend, um eine so unbegründete Behauptung ein für allemal zu widerlegen und zu beseitigen. Hören wir den Schmerzensschrei der Seele des Rechtschaffenen:
O Ihr! die ihr zu den Begleitern Gottes gehört, strecket eure Arme mir entgegen, denn auch ich möchte einer der eurigen werden. (XVIII, 22.)
Heil dir, Osiris, Herr des Lichtes, der du wohnest an dem Orte der Macht, im Herzen der absoluten Finsternis! Ich trete vor dich hin als gereinigte Seele; meine Hände sind beide nach dir ausgestreckt. (XXI, 1.)
Ich eröffne mir den Himmel; denn ich erfülle die zu Memphis gegebenen Gebote. Ich erkenne mein Innerstes; ich habe mir mein Innerstes erobert; meine Arme habe ich mir dienstbar gemacht und meine Füße meinem Willen unterworfen. Meine Seele ist nicht mehr eingekerkert in dem Körper; (denn sie steht) vor den Toren von Amenti. (XXVI, 5–6.)
Um den Leser nicht durch zu viele Anführungen aus einem Buche zu ermüden, das ausschließlich von dem Tun und Reden des entkörperten Menschen handelt, will ich mich damit begnügen, nur noch die Stelle über das Endurteil über die siegreiche Seele hier anzuführen:
Der Verstorbene soll aufgenommen werden unter die Götter der niederen göttlichen Sphären; niemals soll er wieder hinausgewiesen werden. … Er soll trinken von den Fluten des himmlischen Stromes. … Seine Seele soll nicht im Kerker schmachten; denn sie ist eine Seele, die allem in ihrer Nähe Heil bringt. Die Würmer sollen sie nicht verzehren! (CLXIV, 14–16.)
Der Glaube an die Reinkarnation beweist im Allgemeinen schon zur Genüge, dass alle Religionen, in denen er den Mittelpunkt der Lehre bildete, an das Fortleben der Seele nach dem Tod glaubten; aber dessen ungeachtet möchte ich als Beispiel doch eine Stelle aus den Gesetzesvorschriften des Manu hier einschalten, die auf eine Abhandlung über Metempsychose folgt und die Frage über die Befreiung von fernerer Wiederverkörperung beantwortet: Man behauptet, dass von allen diesen heiligen Handlungen die Selbsterkenntnis (oder besser gesagt: die Erkenntnis des Selbst oder Atma) die vorzüglichste sei; denn das ist wahrlich die erhabenste aller Wissenschaften, weil wir durch sie Unsterblichkeit erwerben. (XII, 85.)
Sehr deutlich spricht sich auch die erhabene Religion des Zarathustra über diese Frage aus, wie folgende, dem Avesta entnommene Stelle beweist, in der die alte Schrift nach einer Beschreibung der verschiedenen Wanderungen einer Seele nach dem Tode also fortfährt:
Die Seele des gerechten Menschen überschreitet die erste Stufe und gelangt nach Humata (dem Paradies); die Seele des Gerechten erklimmt die zweite Stufe und kommt nach Hukhta (dem Paradies); sie ersteigt die dritte Stufe und tritt in Harast (das Paradies) ein; die Seele des Gerechten schwingt sich empor zur vierten Stufe und erreicht das ewige Licht.
Zu ihm spricht eine der früher Verstorbenen und fragt ihn: Wie bist du in Gerechtigkeit und Reinheit, Verstorbener, aus deinem Wohnorte im Fleisch, aus deinem irdischen Besitztum, aus der körperlichen Welt zur unsichtbaren, aus der vergänglichen hier herauf zur unvergänglichen gekommen? Wie wurde dir das möglich, du, dem ich Heil entgegenrufe!
Hierauf antwortet Ahura-Mazda: Frage nicht diesen da, an den du deine Frage richtest; denn er kam den fürchterlichen, schaudererregenden Schreckensweg, den Weg der Trennung von Seele und Leib.1
In ebenso klarer und deutlicher Weise spricht sich der persische Desatir aus. Dieses aus 15 Büchern bestehende, von persischen Propheten verfasste Werk war ursprünglich in der Avestasprache verfasst. Gott ist dort mit Ahura Mazda oder mit Yazdan bezeichnet. Wir lesen dort:
Gott gab dem Menschen den Vorzug vor den Tieren, indem er ihm eine Seele verlieh, die eine freie einfache, unmaterielle, nicht zusammengesetzte, nicht verlangende Wesenheit ist, und diese wird durch Vervollkommnung zum Engel.
Seine unergründliche Weisheit und sein unerforschliches Wissen verband die Seele mit dem materiellen Körper.
Wenn er (der Mensch) im materiellen Körper Gutes vollbringt und rechtes Wissen und Religion besitzt, so ist er Hartasp …
Sobald er seinen stofflichen Körper verlässt, nehme ich (Gott) ihn auf in die Welt der Engel, auf dass er mit den Engeln verkehren und mich schauen möge.
Wenn er aber nicht Hartasp ist, aber dennoch Weisheit besitzt und von Lastern sich rein erhält, dann will ich ihn zum Range der Engel erheben.
Jeder Mensch wird je nach Maßgabe seiner Weisheit und Frömmigkeit einen Platz in der Reihe weiser Männer im Himmel oder auf den Sternen finden. Und in diesen Regionen der Glückseligkeit wird er für ewig bleiben. (Übersetzung von Mirza Mohamed Hadi: “The Platonist”, 306.)
Die in China seit langen Zeiten herrschende Sitte der Verehrung der Seelen der Vorfahren beweist, wie allgemein auch hier der Glaube an die Fortdauer des Menschenlebens jenseits des Grabes verbreitet war. Das Buch Schûking – das von Mr. James Legge, als das älteste klassische Werk Chinas bezeichnet wird und historische Aufzeichnungen von den Jahren 2357–627 v. Chr. enthält – strotzt von Anspielungen auf diese Seelen, die im Verein mit anderen geistigen Wesen über die Angelegenheiten ihrer Nachkommen, sowie über das Wohl des Staates wachen. So ermahnt z. B. Pan-kang, der von 1401–1374 v. Chr. regierte, seine Untertanen also:
Mein Bestreben ist darauf gerichtet, euch alle zu unterstützen und zu ernähren. Ich gedenke dabei meiner Vorfahren, die jetzt die geistigen Herrscher sind. … Würde ich Fehlgriffe machen in meiner Regierung und lange diesen falschen Weg gehen, so würde mein erhabener Herr (der Begründer unserer Dynastie) wegen meines Verbrechens ein empfindliches Strafgericht über mich verhängen und mir zurufen: »Weshalb bedrückst du mein Volk?« Wenn aber ihr, das nach Myriaden zählende Volk, nicht fest an die Fortdauer eures Lebens glaubt und mich, den Einzelnen, nicht in der Ausführung meiner Pläne unterstützet, dann werden die früheren Könige große Strafen über euch herabsenden und euch zurufen: .Warum widerstrebt ihr unserem jungen Enkel und macht euch so euerer Tugend verlustig?' Den Strafgerichten aber, die sie dann von oben herab über euch ergehen lassen, könnt ihr nicht entfliehen … Eure Voreltern und Ahnen werden sich dann von euch lossagen und euch im Stich lassen und euch nicht von dem Tode erretten! (Sacred Books of the East, III, 109–110.)
Die praktische Folge dieses alten chinesischen Glaubens, an dem die Bewohner dieses Landes heute noch mit der gleichen Zähigkeit festhalten, wie in jenen längst vergangenen Jahrhunderten ist aber tatsächlich, dass die Veränderung oder der Wechsel, den die Menschen mit dem Worte Tod bezeichnen, auf das Leben und Denken der Bevölkerung dieses blumigen Landes nur einen sehr untergeordneten Eindruck macht.
Diese Zitate könnten leicht noch hundertfach vermehrt werden, doch es werden auch diese schon hinreichen, um zu beweisen, wie ungereimt die Ansicht ist, der Glaube an die Unsterblichkeit sei erst durch das Christentum ans Licht gezogen worden. Das ganze Altertum wandelte im Sonnenscheine des Glaubens an die Unsterblichkeit des Menschen und brachte diese Überzeugung nicht nur im täglichen Leben zum Ausdruck, sondern verkündete ihn auch in seiner Literatur, und an seiner Hand überschritten die Menschen ruhigen Ernstes die Pforten des Todes.
Es bleibt ein ungelöstes Rätsel, wie es kam, dass die Christenheit, deren Lehre doch auf das Entschiedenste und Freudigste diesen Glauben neu bekräftigte, in ihrer Mitte den hier allein und einzig dastehenden Schrecken vor dem Tode groß gezogen hat, einen Schrecken, der nicht nur im sozialen Leben, sondern auch in der christlichen Kunst und Literatur eine so hervorragende Rolle spielt. Es war nicht der Glaube an die Hölle allein, der das Grab mit Schrecken umgab; denn andere Religionen haben ja auch ihren Höllenglauben, ohne dass ihre Anhänger deswegen von einer so schauderhaften Todesfurcht gequält werden. So haben z. B. die Chinesen, die den Tod als einen so unbedeutenden, geringfügigen Vorgang betrachteten, eine ganze Reihe von Höllen, die mit ihren verschiedenen Qualen und Peinigungen ganz einzig in ihrer Art dastehen. Es ist möglich, dass der Unterschied in der Auffassung mehr in dem Rassencharakter, als in dem Glaubensbekenntnisse wurzelt, oder auch darin, dass das nach Taten verlangende Leben des Abendländers vor dem Gegensatze hiervon zurückschaudert und sein mit wenig Fantasie ausgestatteter, hausbackener Verstand findet, dass ein körperloser Zustand doch gar zu sehr jeder soliden Behaglichkeit entbehrt; wogegen der mehr träumerisch angelegte und zur Mystik neigende Orientale sich zur Meditation hingezogen fühlt und stets bestrebt ist, schon während des Erdenlebens die Sklaverei der Sinne abzuschütteln und deshalb den körperlosen Zustand als einen besonders wünschenswerten und zum ungehinderten Nachdenken ganz besonders geeignet betrachtet. –
Ehe wir jedoch die Vorgänge nach dem Tode des Menschen einer näheren Betrachtung unterziehen, müssen wir, wenigstens in kurzen Umrissen, angeben, aus welchen verschiedenen Grundteilen der Mensch den Lehren der esoterischen Philosophie zufolge zusammengesetzt ist; denn wenn wir die einzelnen Bestandteile des Menschen nicht kennen, so können wir auch deren Auflösung nicht verstehen.
Der Mensch besteht aus:
der unsterblichen Dreiheit (Trias):
Atma,
Buddhi,
Manas
und
der sterblichen Vierheit:
Kama,
Prana,
Linga Sharira,
Sthula Sharira.
Sthula Sharira ist der physische Körper, die aus verschiedenartigen Zellen und Geweben zusammengesetzte, sichtbare und greifbare äußere Gestalt.
Linga Sharira ist das ätherische Spiegelbild oder der astrale Doppelgänger des physischen Körpers.
Prana ist die Lebenskraft, jene wesentlich notwendige Kraft, um die astralen und physischen Moleküle in ein koordiniertes Verhältnis zu bringen und sie zu einem bestimmten Organismus zusammenzuhalten. Prana ist der in jedem Organismus vorhandene Lebensodem, jener Teil des universellen Lebensodems, den sich ein Organismus für die Spanne Zeit seines Daseins angeeignet hat, die wir Leben nennen.
Kama umfasst das ganze Heer von Neigungen, Gelüsten, Begierden und Leidenschaften, die Mensch und Tier gemeinsam haben.
Manas ist das Denkende in uns, die Intelligenz, der Verstand.
Buddhi ist der Träger oder das Vehikel, in dem
Atma, der Geist, wohnt, und in dem allein er sich offenbaren kann.