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Der Tor und der Tod Hugo von Hofmannsthal - Hugo Laurenz August Hofmann, Edler von Hofmannsthal (genannt Hugo von Hofmannsthal; * 1. Februar 1874 in Wien; 15. Juli 1929 in Rodaun bei Wien) war ein österreichischer Schriftsteller, Dramatiker, Lyriker, Librettist sowie Mitbegründer der Salzburger Festspiele. Er gilt als einer der wichtigsten Repräsentanten des deutschsprachigen Fin de Siècle und der Wiener Moderne.Hugo von Hofmannsthal hatte böhmische, jüdische und lombardische Vorfahren. Sein jüdisch-orthodoxer Urgroßvater Isaak Löw Hofmann (17591849) wurde als erfolgreicher Industrieller 1835 von Ferdinand I. geadelt. Er hatte die Seidenindustrie in Österreich eingeführt und für seine große Familie ein ansehnliches Vermögen geschaffen. Sein Sohn und Erbe Augustin Emil von Hofmannsthal (18151881) konvertierte zum katholischen Glauben und heiratete 1850 die bürgerliche Italienerin Petronilla Ordioni (18151898).
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Seitenzahl: 22
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Anmerkung zur Transkription:
Schreibweise und Interpunktion des Originaltextes wurden übernommen.
VONHUGO VON HOFMANNSTHAL
IM INSEL-VERLAG ZU LEIPZIG
Der Tod
Claudio, ein Edelmann
Sein Kammerdiener
Claudios Mutter
Eine Geliebte des Claudio
Tote
Ein Jugendfreund
Claudios Haus – Kostüm der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts
Studierzimmer des Claudio, im Empiregeschmack. Im Hintergrund links und rechts große Fenster, in der Mitte eine Glastüre auf den Balkon hinaus, von dem eine hängende Holztreppe in den Garten führt. Links eine weiße Flügeltür, rechts eine gleiche nach dem Schlafzimmer, mit einem grünen Samtvorhang geschlossen. Am Fenster links steht ein Schreibtisch, davor ein Lehnstuhl. An den Pfeilern Glaskasten mit Altertümern. An der Wand rechts eine gotische, dunkle, geschnitzte Truhe; darüber altertümliche Musikinstrumente. Ein fast schwarz gedunkeltes Bild eines italienischen Meisters. Der Grundton der Tapete licht, fast weiß; mit Stukkatur und Gold.
Claudio allein
Er sitzt am Fenster. Abendsonne.
Die letzten Berge liegen nun im Glanz, In feuchten Schmelz durchsonnter Luft gewandet. Es schwebt ein Alabasterwolkenkranz Zuhöchst, mit grauen Schatten, goldumrandet: So malen Meister von den frühen Tagen Die Wolken, welche die Madonna tragen. Am Abhang liegen blaue Wolkenschatten, Der Bergesschatten füllt das weite Tal Und dämpft zu grauem Grün den Glanz der Matten; Der Gipfel glänzt im vollen letzten Strahl. Wie nah sind meiner Sehnsucht die gerückt, Die dort auf weiten Halden einsam wohnen Und denen Güter, mit der Hand gepflückt, Die gute Mattigkeit der Glieder lohnen. Der wundervolle, wilde Morgenwind, Der nackten Fußes läuft im Heidenduft, Der weckt sie auf; die wilden Bienen sind Um sie, und Gottes helle, heiße Luft. Es gab Natur sich ihnen zum Geschäfte, In allen ihren Wünschen quillt Natur, Im Wechselspiel der frisch und müden Kräfte Wird ihnen jedes warmen Glückes Spur. Jetzt rückt der goldne Ball, und er versinkt In fernster Meere grünlichem Kristall; Das letzte Licht durch ferne Bäume blinkt, Jetzt atmet roter Rauch, ein Glutenwall Den Strand erfüllend, wo die Städte liegen, Die mit Najadenarmen, flutenttaucht, In hohen Schiffen ihre Kinder wiegen, Ein Volk, verwegen, listig und erlaucht. Sie gleiten über ferne, wunderschwere, Verschwiegne Flut, die nie ein Kiel geteilt, Es regt die Brust der Zorn der wilden Meere, Da wird sie jedem Wahn und Weh geheilt. So seh ich Sinn und Segen fern gebreitet Und starre voller Sehnsucht stets hinüber, Doch wie mein Blick dem Nahen näher gleitet, Wird alles öd, verletzender und trüber; Es scheint mein ganzes so versäumtes Leben Verlorne Lust und nie geweinte Tränen Um diese Gassen, dieses Haus zu weben Und ewig sinnlos Suchen, wirres Sehnen.
Am Fenster stehend: