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Eine Frau, die Single ist, ärgert sich über ganz andere Sachen als eine fest gebundene Frau oder eine, die gerade eine Affäre hat. Wie gut, dass Xóchil A. Schütz in ihrem Leben schon Single, gebunden und in Affären war, denn dadurch konnte sie sich besonders viel ärgern. Und wer sich besonders viel ärgert, fängt mit etwas Glück an, über die Widrigkeiten des Lebens fröhlich zu lachen. Heim und Garten, Kinder, Küche, Kirche, den ehelichen Vollzug, Urlaubsreisen und andere Lebensbereiche von Frauen nimmt die Autorin anhand konkreter Begebenheiten lustig, böse und verwegen auf die Schippe, damit ihre Ratschläge auch genau da landen, wo sie hingehören. DER UNENTBEHRLICHE BEGLEITER FÜR DIE MODERNE FRAU VON HEUTE bietet unverzichtbare Lebenshilfe!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 170
Xóchil A. Schütz
Vorwort
Eine Frau, die Single ist, ärgert sich über ganz andere Sachen als eine fest gebundene Frau oder eine, die gerade eine Affäre hat. Wie gut, dass ich in meinem Leben schon Single, gebunden und in Affären war, denn dadurch konnte ich mich besonders viel ärgern. Und wer sich besonders viel ärgert, fängt mit etwas Glück an, über die Widrigkeiten des Lebens fröhlich zu lachen.
Eine derart verärgerte, erfahrene und verliebte Frau wie ich ist natürlich die geborene Ratgeberin für andere Frauen.
Deshalb gebe ich Ihnen in diesem Buch zahlreiche Tipps. Zum Beispiel, wie Sie sich am süßesten einen Zahn zertrümmern, sich durch ein Missgeschick vorbildlich von furchtbarem Liebeskummer ablenken oder einen Mann lecker zubereiten können, wenn sie mal richtig Fleischeslust haben.
Es ist in diesem Buch für jede Frau ein Tipp dabei.
Sie dürfen auf den folgenden zweihundert Seiten nun suchen, wo sich der Tipp für genau Sie befindet. Das ist doch aufregend, stimmts? Vielleicht finden Sie sogar zwei oder zwanzig Tipps.
Es gibt Tipps in diesem Buch, die Single-, Ehe- und Affärenfrauen gleichermaßen nützen. Zum Beispiel, was Frau nie mit einem Regenwurm machen sollte. Wie Sie merken, handelt es sich hier um ein Buch, das zur Bewältigung Ihres Lebens unverzichtbar ist.
Sollte das Buch Ihren Erwartungen trotz allem nicht entsprechen, zum Beispiel, weil Sie Ihren persönlichen Tipp unerklärlicherweise nicht in ihm gefunden haben, dann melden Sie sich bei mir.
Ich schreibe dann ein neues Buch, und Sie können noch einmal suchen.
So macht das Leben doch Spaß, oder?
Ihre Autorin
Bitte kreuzen Sie an:
O Diese Frau ist ein Genie!
O Oh my God!
1. KAPITEL
‣Es gibt Tage, an denen Frau sich fragen muss, ob Aufstehen wirklich gut für sie ist.
STRAFEN DES ALLTAGS: EIN FAST NORMALER MORGEN
Es ist Sonntagmorgen. Ich will schlafen. Ich kann nicht schlafen. Ich habe einen Morgentermin. Obwohl ich Morgentermine hasse. Vor allem an kalten Regentagen, an denen man ganz sicher weiß, dass der einzige Ort auf dieser Welt, an dem das Leben irgendwie erträglich ist, unter der warmen Decke und in der Parallelwelt eines paradiesischen Traumes ist. Ich will schlafen! Aber dieser Scheiß-Termin. Ich quäle mich aus dem Bett, wasche mich sogar pflichtbewusst, zieh mir irgendetwas an und verlasse das Haus, ohne Tee, ohne Frühstück, weil ich lieber fünf Minuten länger schlafen wollte, ja, genau so ein Morgen ist es, und den Regenschirm habe ich vergessen, und es ist zu spät, um jetzt zurückzugehn und ihn zu holen, also so zur Bahn.
Die Bahn ist voll. Und laut. Weil da ein Kind sitzt, hinter mir, nein, ein Monster. Ein Monster, das einen Preis gewonnen hat für die schrillste Stimme des Universums. Mit dieser schrillen Stimme quatscht das kleine Monster unentwegt auf seine Monstermama ein, die sich kein Stück interessiert für ihren Balg und stattdessen abwechselnd ihre Zigaretten zählt und versucht, trotz beträchtlichen Alters mit ein paar jugendlichen Jungs zu flirten.
Sie könnte sich nützlicher machen und ihrem Balg die Stimmbänder durchschneiden. Der Welt wäre geholfen. Bleibt scheinbar mal wieder an mir hängen, Gutes zu tun. Leider hab ich keine Schere dabei. Und mein Ohropax hab ich auch vergessen, super.
Auf den Sitzen auf der anderen Seite des Ganges unterhalten sich zwei rotnasige und großporige Männer um die vierzig, der eine mit Ziegenbart, der andere mit rotem Wollschal. Sie sehen aus, als hätten sie vor zwanzig Jahren einmal zwei Semester studiert und danach täglich viele Weine probiert. Ziegenbärtchen faselt unentwegt etwas von einem exorbitanten Szenario und wirft dabei seine Arme wild in der Luft herum. Rotschälchen sagt alle zehn Sekunden: »Ich stimme dir vollkommen zu.« Oder: »Ich sehe das auch ganz deutlich!« Und ich hab nach einer halben Stunde noch das Gefühl, dass die beiden selbst nicht wissen, worüber sie eigentlich sprechen.
Auch nicht schlauer werde ich aus dem hochpubertierenden Mädel in Stiefeletten, das mir gegenübersitzt und gar nicht mehr aufhört, im Affentempo in sein Handy zu blöken. Dann fährt der Zug in ein Funkloch. Ich spreche das Dankgebet, das ich in dieser Situation immer spreche: »Liebes Funkloch! In dir ist Leben ein zarter, stiller Reigen. Liebes Funkloch! Wo du bist, lernen Teenies schweigen!«Doch die Göre attackiert die Welt weiter, indem sie sich jetzt mit einem penetrant stinkenden Deo einsprüht, das jeden potenziellen Verehrer augenblicklich in die Flucht schlagen wird. Pubertät ist eine Krankheit. Leider überleben sie zu viele.
Stinkestiefeletti steigt aus, und ein älteres Pärchen setzt sich mir gegenüber. Die Frau schreit und faucht ihren Mann an, dass mir angst und bange wird. Grund hat sie dafür, der Alte ist stockbesoffen, nuckelt an seiner Bierdose und hat seine Tasche mit seinen persönlichen Unterlagen irgendwo im Zug abgestellt, nur nicht in seiner Nähe. Das ist ihm aber scheißegal, und die Frau geht los, um die Tasche zu suchen. Als sie mit dem vermissten Stück wiederkommt, begrapscht und betatscht der Mann die noch immer aufgebrachte Frau etwa dreißig Sekunden, um sich dann abzuwenden und lautstark zu sagen: »Beschäftige dich mit dir selbst! Ich hab mein Bier.«Männer gibt’s, da träumst du als Frau von.
Und Frauen gibts, da träumst du als Frau von. Sie ist groß, blond, hübsch und noch besoffener als Opi. Sie hat eindeutig durchgemacht die Nacht, raucht, hier in der Bahn, und setzt sich neben einen graugesichtigen Mann mit flusigem Hund und lallt: »Oh Gott, ist der süß. Darf ich den streicheln?«
»Nee«, sagt der Mann, »der ist krank. Und ich will mich auch nicht unterhalten.«
»Aber wie heißt er denn?«, lallt es sofort weiter.
»Ist doch egal«, sagt der Mann.
Eine Frau, ich glaube, ich bin es, sagt: »Du störst. Geh mal weg.«
Knülleblondi geht tatsächlich weg und ruft dabei: »Ey. Der Hund ist eh voll hässlich. Ja, guckt den doch mal an. Der ist voll hässlich.«
Dann schreit sie: »Es liegt immer am Herrchen!«, und schüttet sich ihr Bier abwechselnd in den Rachen und in ihre Handtasche. Als sie sich noch einmal umdreht, seh ich bloß noch das Weiße in ihren Augen. Der Monsterbalg hinter mir plärrt.
Ich möchte sofort eine Bratpfanne haben. Ich möchte eine Bratpfanne haben und all den bekloppten Menschen hier einfach auf den Kopf hauen. Ich weiß, es ist nicht pc. Und Gewalt in öffentlichen Verkehrsmitteln ist eh schon überstrapaziert. Aber eine Bratpfanne wär gut. Aber pc ist das nicht. Vor allem nicht, wenn man zuständig ist für das Gute in der Welt. Ich sollte zur Strafe die Bratpfanne nehmen und mir selbst auf den Kopf hauen. Aber bin zu feige. Hab ich danach höchstens eine Gehirnerschütterung. Und die tut weh, aua. Schlag ich doch besser den anderen auf den Kopp. Gott, Bahnfahren ist nicht gut für mich. Ich versuche besser mal, etwas zu schlafen, bevor was Schlimmeres passiert.
Ich nicke tatsächlich ein. Ich träume, ich bin eine Bratpfanne. Jeden Tag knallt mir irgendwer drei Eier ins Gesicht. Ich wusste auch gar nicht, dass Eier reden können. Die, die mir grad im Gesicht hängen, rufen auf jeden Fall: »Endstation!« Ich wache erschrocken auf. Vor mir steht ein Mann in Uniform und sagt: »Aussteigen jetze! Aber dalli!« Scheiße. Gar nicht gut. Die Station hier. Und auch nicht gut. Mein Zustand hier. Als Bratpfanne kriegt man das mit dem Laufen gar nicht gut hin. Wenn ich im Bett geblieben wär, wär mir das nicht passiert! Ich beschließe, ab morgen nie mehr aufzustehen. Denn außerhalb meines Bettes hält diese Welt kein Leben für mich bereit, das irgendwie erträglich ist. Auch nicht als Bratpfanne.
O Knülleblondi ist super.
O Ich will auch eine Bratpfanne haben!
‣ Es ist wichtig, dass Frau einen ordentlichen Job hat, richtig?
BERUFSLEBEN: VORSTELLUNG
Manchmal, wenn ich im Badezimmer stehe und mir die Hände wasche, dann schau ich in den Spiegel und denke: »Ich seh doch ganz nett aus.« Manchmal denk ich sogar: »Mann, ich seh ja ganz normal aus. Ich seh so normal aus, ich könnte auch bei der Sparkasse arbeiten.« Könnte ich doch, oder? Oder seh ich nicht so aus?
Ich hab ja kürzlich Eltern kennengelernt, die sind ganz stolz darauf, dass ihr Sohn bei der Sparkasse arbeitet, ganz stolz sind die! Da hat der Bub, der jetzt dreißig ist und weiter zu Hause wohnt, Mama und Papa eine doll große Freude gemacht mit seiner Sparkassenausbildung. Mann, Mann, Mann, die sind stolz: »Was Richtiges hat der Junge gelernt, gut ist das!«
Ich hab nichts Richtiges gelernt, ich habe das nicht hingekriegt, und auf mich ist deshalb auch keine Mama stolz und kein Papa, und auch keine Patenmama, und wenn ich dran denke, wird mir ganz unbehaglich, und ich denke, ich sollte zur Sparkasse gehen. Und dann geh ich zur Sparkasse und hebe zwanzig Euro ab, und dann kauf ich mir für zwanzig Euro Schokolade oder ein buntes T-Shirt, oder ich schreibe einen Text wie diesen hier, und irgendwann stehe ich dann wieder vorm Spiegel und denke: Mensch. Ich hätt auch zur Sparkasse gehen können. Ich seh doch ganz normal aus.
Ich geh dann wieder zur Sparkasse und sage: »Ich seh doch ganz normal aus.« Die Frau an der Kasse guckt komisch. Ich sage: »Ich seh doch ganz nett aus. Ich hätt auch zur Sparkasse gehen können.« Die Frau an der Kasse guckt komischer. Ich heb dann fünfzig Euro ab und kaufe mir für fünfzig Euro Marzipanpralinen oder einen neuen Pulli oder schreibe einen Text wie den folgenden.
Irgendwann stehe ich wieder vorm Spiegel und denke: Ich seh doch ganz bett aus. Ich könnt auch zur Karspasse gehen und eine Bausildung machen. Und dann geh ich zur Sparkasse, direkt zum Chef, und sage: »Ich bin eine Bettlaus. Ich will eine Lausbildung machen!«
Der Chef guckt am komischsten, und dann weiß ich nur noch, wie ich irgendwann rufe: »Ich seh doch ganz mett aus, ich könnt auch zur Parschkasse gehn.« Ein Mann sagt: »Ja, ja«, gibt mir eine fette Spritze, und ein paar Wochen lang weiß ich dann nicht mehr, ob die Welt in mir ist oder ich in der Welt, und in dieser Welt gibts dann keine Sparkassen.
Aber Tage gibt es dann wieder, irgendwann, da steh ich so vorm Spiegel und denke: Ach. Ich seh doch ganz normal aus. Ich könnt auch …
O Ich kauf mir jetzt für fünfzig Euro Marzipanpralinen.
O Ich will auch eine Lausbildung machen!
‣ Manchmal fragt Frau sich, ob Güter gut sind. Güter sind gut. Oder?
IM KAUFHAUS: REVOLUTION!
Geh ich heut so bummeln. Steh ich im Kaufhaus plötzlich in der Handtaschenabteilung. Seh ich die schönste Handtasche der Welt! Den Hauch der schönsten Handtasche der Welt: Die Handtasche ist klein, elegant und cool, und die Handtasche ist für meine Hand gemacht, das seh ich genau, für meine und sonst keine.
Handtasche kostet aber Geld. Hundert Euro kostet Handtasche, und das sind hundert Euro zu viel – zumindest in Anbetracht der Tatsache, dass ich schon elf Handtaschen und keine hundert Euro habe.
Aber Handtasche sagt: »Komm, lass uns abhauen! Nur du und ich!«
»Handtasche!« rufe ich. »Niemals! Ich würd ja gern, aber wir kommen nicht an der Security vorbei, und außerdem kann ich NIE MEHR schlafen, wenn ich nicht für dich zahle!«
Hab ich Handtasche stehen lassen. Hat sie geflennt wie ’ne Muschi. Hab ich auch fast geflennt, vor allem, als ich mir dann die billigen Handtaschen für fünfzehn Euro angeschaut hab. Hab ich gedacht, ist nicht gerecht, aber hab ich das dann ausgehalten und bin weitergegangen, ohne Handtasche.
Hab ich plötzlich ein Lipgloss gesehen. Das glitzrigste Lipgloss, das ich je gesehen hab. Haben meine Lippen gefleht: »Kaufen! Kaufen!«
Bin ich zur Verkäuferin gegangen und hab gesagt: »Was kostet denn das Lip-Kiss-Lucious-GlimGlam-Lipgloss von Glubbglubb?« Hat die Verkäuferin gesagt: »Siebenundzwanzig Euro.«
Hab ich »Danke« gesagt und: »Ich überleg noch mal«, und bin gegangen, auch wenn meine Lippen so geschrien haben, da darf ich gar nicht dran denken …
Hab ich aber plötzlich die Hut-Abteilung gesehen. Wär ich nicht extra hin jetzt, na ja, vielleicht doch, na okay, bin ich extra hingegangen, in die Hut-Abteilung, und hab ich Hüte ausprobiert. In Cremeweiß und Rosa, mit breiter Krempe und schmaler, mit Blumenschmuck und Bändern dran, aus Tüll, Stroh und Seide, und hab ich doch tatsächlich meinen Traumhut entdeckt. Roséfarben, mit ganz breiter Krempe und fetter Tüllrose dran. Hab ich gewusst: Für mich gemacht! Für mich und sonst keine! Hab ich aufs Preisschild geschaut und gesehn: Hundertneunundsiebzig Euro. Hab ich dann den Linoleumboden angesehen, lange … und ganz verzweifelt.
Stand eine Verkäuferin vor mir, als ich wieder hochgeschaut hab, und hat gefragt: »Solls der sein?« Hab ich gesagt: »Äh. Nein.« Oder kaufen Sie ihn mir?, wollt ich dann noch fragen, hab ich mich aber nicht getraut. Hätt sie ja eh Nein gesagt. Und da hab ich gewusst, genau da liegt der Hund begraben. Der Hut besser gesagt. Frauen kaufen mir keinen Hut, weil sie sich selbst nicht trauen, einen zu tragen. Und Männer kaufen mir keinen Hut, weil sie sich lieber eine neue X-Box kaufen. Verstehen würd mich nur meine kleine Nichte, die ist jetzt drei, und die versteht genauso wenig wie ich, warum sie nicht einfach bekommt, was sie will!
Ich würd ja die Revolution planen, mit ihr zusammen. Aber tagsüber ist sie im Kindergarten, und wenn ich dann abends mal vorbeikomme, wird sie immer schon ins Bett gesteckt. Und alleine schaff ich das nicht mit der Revolution. Das Leben meint es einfach nicht gut mit mir.
O Ich will auch eine neue Handtasche!
O Ich will auch eine kleine Nichte!
‣ Wenn Frau einen bescheidenen Berufswunsch hat, sollte er sich erfüllen lassen, oder?
WUNSCH UND WIRKLICHKEIT: WEIL ICH EIN MÄDCHEN BIN
Es ist Sonntag, 17 Uhr, und ich fange an zu frühstücken. Wäre ja kein Problem, wenn ich nicht auch montags, dienstags und so weiter um die gleiche Zeit frühstückte. Das wiederum wäre ja auch kein Problem, wenn ich Nachtschicht arbeiten würde.
Aber irgendwie arbeite ich nicht so. Eigentlich studiere ich ja. Aber da muss man ja nicht unbedingt hingehen.
Nee, ich glaub, meine Eltern finden das nicht so toll. Ich find das auch nicht toll! Bis vor zwei Jahren fand ich mein Politik-Studium nämlich super: Ich war mir sicher, dass ich bald UNO-Generalsekretärin bin. – Aber dann habe ich das meiner Schwester erzählt. Und die hat gesagt, dass Europa in den nächsten Jahrzehnten gar nicht dran ist, den Generalsekretärsposten zu besetzen. Als ich meinte, ich würde dafür auch in den Senegal auswandern, hat meine Schwester gesagt, dass das in den nächsten Jahrhunderten gar nicht dran ist, dass der UNO-Generalsekretär weiblich ist.
Ich wollte mit einer Geschlechtsumwandlung kontern und habe meiner Krankenkasse geschrieben. Die hat mir geantwortet, dass Geschlechtsumwandlungen eines sozialpsychologischen Antrags bedürfen, den ihr Gutachter selbstverständlich zu prüfen bereit sei. Dafür müsste ich mir von drei Ärzten bestätigen lassen, dass ich ein Mann im Frauenkörper bin.
Ich habe mir die Haare abrasiert und mir Herrenhemden, Krawatten und einen Anzug gekauft. Außerdem habe ich angefangen, Krafttraining zu machen. Zwei Monate später suchte ich den ersten Arzt auf. Er erklärte mir, dass er mir gerne eine Überweisung zur Psychoanalyse ausstellen würde. Der zweite Arzt warf mich nach drei Minuten aus seiner Praxis. Und der dritte ließ sich sofort mit einer Nervenklinik verbinden. Ich konnte noch flüchten. Nein, das mit der Krankenkasse war keine gute Idee gewesen.
Natürlich hatte ich kein Geld, die Operation selbst zu finanzieren. Ob ich meine Eltern fragen sollte? Aber meine Mutter hat schon einen hysterischen Anfall bekommen, als ich ihr erzählt habe, dass ich mal eine Frau geküsst habe, von wegen Enkelkinder und so. Dabei hat sie ja noch eine Tochter. Die könnte doch auch Junge werfen! – Na, aber wäre das nicht eine Idee? Ich könnte meiner Mutter anbieten, nach der OP ein paar Frauen zu schwängern. Ja, von mir aus gleich so zehn, das müsste ihr dann doch erst mal reichen.
Ach, Mist. Ich glaube, die OP macht gar nicht zeugungsfähig. Nee, nee, dann war das nichts mit meine Eltern fragen.
Ich bin dann zum ASTA an der Uni gegangen und habe mir die Kontaktadresse der Lesbisch-Feministischen-Frauenliste geben lassen. Am Telefon klang die Vorsitzende von denen dann ganz aufgeschlossen. Ich sollte mich die nächste Woche bei der Sitzung vorstellen kommen. Die Mitglieder, also eigentlich die Ohneglieder beziehungsweise Mitklitterinnen, wie sie sich nennen, waren gleich sehr offen. Aber für meine OP war dann doch kein Geld da. Damit ich nicht so enttäuscht bin, haben sie mich in den folgenden Wochen reihum mit zu sich nach Hause genommen.
Aber auch keine duftig-schwitzige Frauenhaut konnte mich auf Dauer darüber hinwegtäuschen, dass mein Traumberuf in weite Ferne gerückt war. Ja, dass ich auf dieser Welt scheinbar nicht dazu bestimmt war, meine persönliche Bestimmung zu erfüllen.
Ich habe noch mal versucht, mich zu überreden, dann eben Kommissionspräsidentin in Brüssel zu werden, oder notfalls Bundeskanzlerin – aber es hat alles nichts geholfen.
Ich habe meine Haare wieder wachsen lassen, ich schminke mich wieder, und letzten Sommer habe ich sogar ein Kleid getragen. Aber wenn es ganz schlimm ist, posiere ich noch heute in Anzug und Krawatte vorm Spiegel und halte mit tiefer Stimme große Reden an die Menschheit. Danach bin ich meistens für ein paar Tage nicht ansprechbar.
Irgendjemand hat mal gesagt, dass manchen Menschen in ihrem Leben so Schlimmes widerfahren ist, dass sie es verdienen, dass ihnen den Rest ihres Lebens nur noch Gutes geschieht. Ich finde, mit dem Recht, mein Leben lang nicht vor 17 Uhr zu frühstücken, nehme ich mir da ziemlich wenig raus.
O Uno-Generalsekretärin: Der Job wäre mir zu stressig!
O Mitklitterin: Das ist ein Wort.
‣ Gedanken über Möglichkeiten, den insbesondere bei Männern beliebten Ballsport auch als Frau in Ehren zu halten.
FUSSBALL: NOTWENDIGE VERBESSERUNGEN!
Es mag Frauen geben, die Abseits erklären können. Es mag Frauen geben, die sich dafür interessieren, in welchem Verein ein Fußballer spielt, wie hoch seine Ablösesumme war oder wie viele Tore er in der vorletzten Saison geschossen hat.
Mich interessieren am Fußball Männerkörper.
Ich bin dafür, dass Fußballer in Zukunft nur im Tanga spielen. Ich möchte ihre Brüste, Schultern, Rücken, Oberschenkel und Hintern genauer betrachten.
Statt einen Tanga zu tragen, könnten die Spieler auch ein schwingendes Horn auf ihr Geschlecht setzen. Wer es dann schafft, den Fußball mit seinem Horn aufzuspießen, macht ein Extra-Tor für seine Mannschaft.
Liebe Männer, die Nummern der Spieler lassen sich problemlos auf Brust und Rücken malen. Ich verstehe nicht, dass wir in Zeiten knapper Ressourcen Stoffe und Textilfarbe für die Herstellung von Trikots verwenden. Lebensmittelfarbe auf atmender Männerhaut tut es auch.
Ich bin zudem dafür, den testosteronhaltigen Schweiß der Spieler in der Halbzeitpause und nach dem Spiel aufzufangen. Er sollte in Flakons abgefüllt, haltbar gemacht und an einsame Frauen und mich verschenkt werden.
Die Gesellschaften werden andere sein, sobald meine Vorschläge zum Thema Fußball umgesetzt sind.
Bitte leiten Sie alle mein Begehren an die FIFA weiter, damit sich die gegenwärtig beklagenswerte Situation bis zur nächsten WM verbessert.
O Ich kann Abseits erklären.
O Solange die Kerle nicht nackt sind: Hör mir uff mit Fußball!
2. KAPITEL
‣ Manchmal weiß Frau genau, wie ihr Heim und Garten auszusehen hätten …
LANDLUST: KLIMA, WANDLE DICH!
Kein Schnee mehr. Ist mir aber ganz egal. Ich bin kein Gegner der Klimaerwärmung. Wollte immer auswandern dahin, wo es im Winter so um die fünfzehn Grad hat. Vielleicht ist das in ein paar Jahren hier ja so, und ich kann mir den Stress mit dem Auswandern sparen.
Auch sonst hat die Klimaerwärmung doch lauter Vorteile. Man denke nur an die schmelzenden Skisportgebiete in den Alpen. Ich stell mir vor, wie ich da in ein paar Jahren im Winter hinfahre und ganz gechillt spazieren gehe und die Blümchen anschaue, die meinen, es sei Frühling, und die sich nicht mal wirklich täuschen darin.
Endlich wird es keine ekelhaft braun gebrannten, durchtrainierten und neonstreifenbejackten Ski- und Snowbordfans mehr geben, die einem mit ihrer guten Laune ganz den Tag verderben. Keine Skihütten wird es mehr geben, in denen bierbesoffene Männer bowlebesoffene Frauen knutschen und man sich beim Zugucken höchstens fragt, wer wohl als Erster kotzen wird.
Und diese ganzen auf Proletentechno getrimmten Spießerschlager, die werden auch nicht mehr zu hören sein auf den Skihütten, wenn der Klimawandel endlich mal voran macht – das kann ja gar nicht schnell genug gehn, meine ich.