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Die Geschichte eines Vaters, der er sich nicht leicht macht: Als relativ später Vater versucht Färber seine Pflichten mit Arbeit und Familie zu erfüllen. Als es beruflich jedoch zwischenzeitlich schlecht um ihn steht, flüchtet er sich in eine Affäre. Gerade noch rechtzeitig zur Geburt der zweiten Tochter besinnt er sich eines Besseren und kehrt zu seiner Familie zurück. Aber als seine Frau bei der Geburt stirbt, ist er alleinerziehender Vater und sieht sich und seine Töchter zunehmend durch einen geschäftlichen Mitbewerber bedroht...-
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Seitenzahl: 25
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Heinrich Mann
Saga
Der Vater
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1917, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788726885255
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
www.sagaegmont.com
Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com
Als Färber heiraten konnte, hatte er hinter sich schon achtzehn Jahre der Arbeit, des Suchens, des wechselvollen Kampfes mit der Menschenmasse, durch die man hindurch muß, den Zufällen, die man entwaffnen muß, mit dem Leben. Luise hatte kein Geld, aber mit vierzig Jahren wirst du doch endlich dir und ihr genügen, oder du bist kein Mann. Er genügte, wie jeder, auch noch der kleinen, die kamen. Wie jeder, stand er nach seiner Arbeit über eine Wiege gebeugt, suchte in dem Gesichtchen des Säuglings nach sich selbst, nach seinen Ursprüngen und der von ihm mitgeschaffenen Zukunft, die er nicht mehr sehen sollte; entsann sich bei einem Aufseufzen des kleinen Schlafenden der schweren Stunden, die hinter ihm und vor diesem lagen; sah es den Blick öffnen, der den Vater noch nicht kannte und einsam schien, als wisse er schon alles. Nun aber lächelte es, und alles war gut.
Es wuchs, und der Vater mit ihm. Die Freude, das Brot und einen Anteil am Genuß der Welt beschaffen zu können für zwei Wesen, die nur ihn hatten, machte ihn stärker, als er sich kannte. Er gelangte in der Gesellschaft, die er vertrat, zu einer leitenden Stellung.
Schöne Zeit! Draußen scharf wachen, den Gegnern auf die Schliche kommen, seine Haut ihnen nicht lassen und lieber Riemen schneiden aus der ihren. Zu Hause dann gesicherter Friede, anständiges Menschentum, lauteres Wohlwollen von allen zu allen. Man wechselte den Rock, wusch sich und sah, ein heiteres Zimmer betretend, in Gesichter voll Güte und Zutrauen, voll Erwartung, Wunsch und Dank. Sein eigenes Gesicht — diese beiden sahen es nie anders. Er hielt darauf, es ihnen niemals so zu zeigen, wie es draußen „im Leben“ wohl aussehen konnte. Sein Luxus und seine Art von innerer Erhebung war es, das Gesicht des Lebens vor diesen beruhigt und verklärt zu bewahren.
Beide waren so schön in ihrer Unwissenheit, so liebenswert in ihrem Glauben, alles verlaufe rein und klar, erhalten nur wir so unsere Seele. Und hatten sie nicht recht? Die Mutter, als gerade ihre letzte Verwandte gestorben war, blutjung und arm geheiratet vom Fleck weg, gehegt und gepflegt, mit allem beschenkt, was ein Frauenherz reich macht, — und von ihr wie von Rosa, die seit ihrem ersten Atemzug nur Liebe kannte, ward zum Entgelt für alles Glück nicht mehr verlangt, als eben, daß sie glücklich seien. Färber, dessen Werk sie doch waren, näherte sich ihnen oftmals nur mit Ehrfurcht.