Der Weg der Wahrheit - Dr. Sucharit Bhakdi - E-Book

Der Weg der Wahrheit E-Book

Dr. Sucharit Bhakdi

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Beschreibung

Berührend, lebendig und inspirierend. Was hat Sucharit Bhakdi mit einer verhinderten Kriegserklärung Thailands gegen Amerika zu tun? Welche Erfahrungen machte er als 12-Jähriger in einer 5-wöchigen Dauermeditation? Wie war seine Ankunft in Deutschland als Minderjähriger ohne Deutschkenntnisse? Wie entstand seine große Liebe zur thailändischen und europäischen klassischen Musik, die unterschiedlicher kaum sein könnten? Was wurde angehenden Medizinern einst anders gelehrt als heute, und mit welchen Folgen? Dieses Buch bietet eine faszinierende Reise über vier Kontinente und mehr als sieben Jahrzehnte, durch verschiedene Kulturen und Welten bis hin in königliche Kreise. Mit Einblick in bahnbrechende wissenschaftliche Entdeckungen von einem der angesehensten Medizinforscher Deutschlands. Seit Beginn der Corona-Pandemie sah sich Dr. Sucharit Bhakdi dazu verpflichtet, über die Krankheit und die von der Politik eingeführten Pandemiemaßnahmen aufzuklären. Sachlich, ruhig und mit großer wissenschaftlicher Expertise in den genau passenden medizinischen Bereichen. Mit seiner Aufklärungsarbeit wurde er unfreiwillig zu einem der Gesichter der Corona-Pandemie – von Massenmedien, Politik und ehemaligen Kollegen fallengelassen, dafür die Herzen von Millionen Menschen jenseits aller ethnischen Grenzen weltweit im Sturm erobernd. Der Mensch, Mediziner, Wissenschaftler und Bestsellerautor Dr. Sucharit Bhakdi von seiner ganz persönlichen Seite im Gespräch. Mit vielen Fotos, einem Vorwort von Dr. Karina Reiss sowie einem aktuellen Update zu Corona und den mRNA-Injektionen.

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DER WEG DER WAHRHEIT

DR. SUCHARIT BHAKDI

im Gespräch

Kamasha Verlag

IMPRESSUM

Kamasha Verlag: Bücher der Zukunft

für mehr innere und äußere Freiheit

Alle Rechte vorbehalten. Inhalte und Auszüge aus diesem Buch in jeglicher Form dürfen ausschließlich nach schriftlicher Genehmigung des Verlages und mit Quellenangabe veröffentlicht und/oder vervielfältigt werden.

© Natara® Jörg Loskant Heim

Kamasha® Verlag

Kamasha Versandhandel GmbH

Marie-Curie-Straße 6

36039 Fulda / Deutschland

[email protected] / shop-kamasha.de

ISBN E-Book: 978-3-936767-73-5Erweitert zu Print-Auflage 3: August 2024 (Erstausgabe Juni 2023)

Lektorat: Kamasha Verlag, Fulda

Foto-Rechte: Prof. Dr. Sucharit Bhakdi

Cover-Design unter Verwendung von: http://istockphoto.com/Polina21

Gestaltung E-Book: Jana Köbel Autorenservice

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Kamasha ist ein beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragener und geschützter Name.

 

Dieses Buch möchte ich allen Menschen widmen,

die sich friedlich für die Wahrheit

und für das Wohl der Menschheit einsetzen.

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Impressum

WIDMUNG

VORWORT

WELTOFFENHEIT IN DIE WIEGE GELEGT

EXKURS – Eine Freundschaft für das Leben

SIEBEN PRÄGENDE JAHRE IN ÄGYPTEN

Eine Nacht, die alles veränderte – Ausbruch des Suez-Kriegs

Das Sammeln ungewöhnlicher Lernmaterialien

Weichenstellende Erlebnisse in meinem Leben

Auf Buddhas Spuren im Alter von 12 Jahren

ANKUNFT IN DER HEIMAT MIT WECHSELHAFTEN GEFÜHLEN

Eine besondere Familie und der Beginn der Liebe zur Musik

Unter den besten Abiturienten Thailands

RÜCKKEHR NACH EUROPA

DIE ZEIT DES STUDIUMS IN DEUTSCHLAND

EXKURS – Entdeckung der klassischen europäischen Musik

Zeuge der einzigartigen früheren deutschen Vorlesungskultur

EXKURS – Untergang der deutschen Vorlesungskultur

EINE ERFOLGREICHE WISSENSCHAFTLER-KARRIERE BEGINNT

Max-Planck-Institut in Freiburg

Internationale Bekanntheit durch Publikation der ersten großen Forschungsarbeit 1978

RÜCKKEHR AUS KOPENHAGEN UND EINTRITT IN DIE INTERDISZIPLINÄRE MEDIZINISCHE FORSCHUNG

Besondere Kooperation mit befreundeten finnischen Wissenschaftlern

EXKURS – Ein sehr besonderer Student …

EIN EIGENER LEHRSTUHL

Forschungsdurchbruch rund um Cholesterin in Mainz

EXKURS: Entdeckungen im Bereich der Virologie

Goldene 90er-Jahre der Wissenschaft in Mainz

Panik und Panikmache – cui bono?

BSE

Anthrax

Die Pocken

SARS-CoV-1

Schweinegrippe

EHEC

Die Mainzer Tragödie

NEUBEGINN MIT DER PENSIONIERUNG

RÜCKKEHR AUS DEM PENSIONÄRS-DASEIN FÜR DIE MENSCHHEIT

Covid-19 – wie kam es dazu und war es eigentlich eine Pandemie?

EXKURS – Bhakdi ein Antisemit und Volksverhetzer?

Massive Ungereimtheiten rund um die Zulassung des mRNA-basierten Impfstoffes

EXKURS – Warum RNA-Impfstoffe betrügerisch und äußerst gefährlich sind

UPDATE IM SOMMER 2024 UND ZUKUNFTS-AUSBLICK

EIN NACHWORT DES VERLAGES

VORWORT

Begegnungen

Wie vielen Menschen begegnet man in seinem Leben? Forscher schätzen, dass jeder im Mittel etwa 5000 Gesichter kennt. Nur wenige Begegnungen berühren einen so, dass diese Personen für immer im Herzen bleiben. Der beste Freund, die beste Freundin, der Lieblingsmensch.

Manche Menschen begleiten uns nur eine kurze Zeit, andere bleiben länger und man wächst aneinander, manche bleiben ein Leben lang. Ich habe das Glück, sagen zu können, dass ich vielen unglaublich tollen Menschen begegnen durfte.

Die aber seltsamste Begegnung ereignete sich im Jahr 2009, als ich den W.H. Hauss-Preis der Gesellschaft für Arterioskleroseforschung erhielt und nach Blaubeuren reiste, um den Preisvortrag zu halten. Auf der Jahrestagung der Gesellschaft präsentierten Arbeitsgruppen aus dem In- und Ausland ihre neusten Ergebnisse. Einige Befunde waren spannend, andere weniger und manche waren noch nicht ausgereift und warfen Fragen auf. Wissenschaft lebt von der offenen kritischen Diskussion. Als Quereinsteiger auf dem Gebiet hielt ich mich zurück, aber im Publikum saß einer, der sich regelmäßig zu Wort meldete und genau die Fragen stellte, die mir beim Zuhören der Vorträge auch durch den Kopf gingen. Er sprach immer höflich, aber dezidiert und fundiert. Ich kannte ihn nicht und sollte erst in der Mittagspause erfahren, um wen es sich handelte: um einen gewissen Sucharit Bhakdi aus Mainz, der am nächsten Tag für sein Lebenswerk die Rudolf-Schönheimer-Medaille der Gesellschaft bekommen würde. Ganz unverhofft eröffneten sich Möglichkeiten der wissenschaftlichen Zusammenarbeit und unser erstes gemeinsames Forschungsprojekt ging an Ort und Stelle in die Planung. Auf diese wahrlich seltsame Weise kamen unsere Lebenswege zusammen.

Sucharit unterschied sich damals schon von anderen Wissenschaftlern, die sich meistens nur in ihrem eigenen Spezialgebiet auskennen. Er arbeitete sich immer wieder in neue Themengebiete ein, er ist ein Generalist. Seine profunden Kenntnisse reichen von Bakteriengiften über Viren und Parasiten bis hin zur Malaria und nicht zuletzt zur Arteriosklerose. Seine Fähigkeit, Sachverhalte aus verschiedenen Gebieten miteinander zu einem neuen Ganzen zu verknüpfen, konnte ich in dieser Form bei keinem anderen Menschen beobachten. Wenn ich im Laufe meines wissenschaftlichen Lebens eine Sache gelernt habe, ist es diese: Grundlegende Prinzipien in der Biologie wiederholen sich und erfüllen einen Sinn. Sie zu erkennen ist die große Kunst in der Forschung. Wer verstanden hat, diese zu erkennen, kann dadurch Rückschlüsse ziehen auf Unbekanntes. Bei Corona war das nicht wirklich schwer, denn Corona-Viren gab es schon seit Jahrzehnten. Bei anderen Fragestellungen, vor allem bei individuellen Erkrankungen, ist es viel schwerer. Da reicht es nicht, „Forscher“ zu sein, man braucht auch die medizinischen Fachkenntnisse. Diese Kombination bei Sucharit ist einfach extrem beeindruckend. Immer wieder meldeten sich ratlose Kollegen, die bei ihren Patienten nicht weiterwussten, und immer wieder gelang es ihm, Vorschläge zur Diagnose und Therapie zu unterbreiten, die sich dann als richtig herausstellen.

Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft ist seine ausgeprägte Empathie für die Mitmenschen. Ich habe nie erlebt, dass Sucharit einem anderen Menschen nicht mit freundlicher Offenheit begegnet ist. Ich habe niemanden kennengelernt, der in seinem Herzen friedliebender sein könnte. Seine tiefe Anteilnahme am Schicksal anderer Menschen war schon immer die Antriebskraft für seine Aufklärungsarbeit. Er kämpfte gegen den BSE-Wahnsinn, die Anthrax- und Pockenhysterie, gegen die angeblichen Gefahren der Vogelgrippe, gegen die EHEC-Panik und gegen die erste Fake-Pandemie, die Schweinegrippe. Nie ließ er sich den Mund verbieten und setzte immer alles daran, die Menschen vor geschürter Angst und Panik zu bewahren.

So hatte ich also einen wirklich außergewöhnlichen Menschen kennengelernt. Damals war er außerhalb der Fachwelt wenig bekannt, denn wie alle echten Wissenschaftler scheute er das Leben in der Öffentlichkeit. Das hat sich inzwischen geändert. In der Corona-Zeit sind unzählige Menschen auf der ganzen Welt Sucharit „begegnet“ – manche direkt, viele andere über Videos oder Interviews. Er ist eine öffentliche Person geworden. Und das behagt ihm ganz und gar nicht. Alles was er tat und tut geschah und geschieht aus innerer Überzeugung bzw. Notwendigkeit, nie aus einem Selbstzweck heraus.

Von den USA, Großbritannien, Kanada bis nach Japan, Australien, Indien, Tansania oder Israel, überall hat sich Sucharit für eine offene kritische Diskussion, für die Wahrheitsfindung und für die Menschen eingesetzt. Trotz heftigster Diffamierungen und böswilliger Anschuldigungen ist er immer standhaft geblieben, der Wahrheit verpflichtet.

Wie ist er zu diesem ungewöhnlichen Menschen geworden? Ich denke, es ist das Ergebnis eines wahrlich außergewöhnlichen Lebens. Kommen Sie mit auf eine faszinierende und spannende Reise von den USA über die Schweiz nach Ägypten, nach Thailand und nach Deutschland – hier, wo eine bewegte Zeit auf ihn wartete. In diesem Buch begegnen Sie dem Menschen und dem Wissenschaftler ganz persönlich. Lassen Sie sich entführen in Geschichten wie aus Tausendundeiner Nacht, begleiten Sie Sucharit auf seinem Weg der Wahrheit.

Karina Reiss

WELTOFFENHEIT IN DIE WIEGE GELEGT

Die ersten Jahre

Sie sprechen fast perfekt Deutsch, stammen jedoch nicht aus Deutschland. Wo wurden Sie geboren?

Ich bin Thailänder und wurde 1946 in Washington D.C. geboren. Mein Vater war Diplomat und Sekretär an der thailändischen Botschaft in Amerika.

Er wurde 1906 geboren und kam aus einer der alten Familien Thailands. Er trat direkt nach dem Abitur ins Außenministerium ein, also ohne Studium, weil er sehr begabt war und auch sehr gut Englisch konnte. In der Schule hatte er nämlich einen englischen Lehrer. Mein Vater war damals nur 18 Jahre alt.

1931 wurde er an die Botschaft in London, anschließend 1935 an die Botschaft in Washington D.C. geschickt.

Meine Mutter war Jahrgang 1916, zehn Jahre jünger als mein Vater. Auch sie war eine hervorragende Schülerin und erhielt als eine der drei besten Abiturienten des Landes das sogenannte „King‘s Scholarship“ (Königsstipendium). Sie konnte wählen, wo sie hingehen und was sie studieren wollte und der König bezahlte alles, von A bis Z. Meine Mutter war die erste Frau, die dieses Stipendium erhielt. Deswegen wurde sie schon sehr früh, bereits als Studentin, landesweit bekannt. Sie wählte den Weg nach Amerika und entschied sich für ein Medizinstudium an der Johns Hopkins Universität, die zu der Zeit extrem angesehen war. So kam es, dass meine Mutter auch die erste thailändische Frau war, die das medizinische Staatsexamen im Ausland absolvierte.

Ihre Eltern lernten sich in Amerika kennen, wie kam das?

Meine Mutter suchte im Jahr 1938 die Botschaft auf. In ihrer Autobiografie beschrieb sie, wie die Tür zur Botschaft aufging – da stand sie vor einem wahnsinnig gutaussehenden Mann – und das war es.

Wie ging es weiter?

Dann kam 1941 Pearl Harbor. Thailand wurde von Japan überrannt und gezwungen, gegen die Alliierten den Krieg zu erklären. Das passierte auch. Thailand erklärte England und Frankreich den Krieg.

Auch in der thailändischen Botschaft in Washington kam ein Brief an, der wohl eine Kriegserklärung gegen Amerika enthielt. Wie mein Vater im engsten Familienkreis erzählte, ging er mit dem Botschafter am nächsten Tag ins Außenministerium, um den Brief zu überreichen – dann aber mit den Worten: „Wir haben die Pflicht, diesen Brief von der thailändischen Regierung zu überreichen. Wundern Sie sich jedoch nicht: Sie werden kein Schreiben darin finden. Es ist uns gestern Abend beim Lesen ins Kaminfeuer geraten.“

Der thailändische Botschafter und mein Vater sagten sich vom thailändischen Staat los und gründeten im Gegenzug die Gruppe der „Free Thais“, der sich etwa die Hälfte der in den USA lebenden Thailänder anschlossen. Sie gaben ihre Staatsangehörigkeit auf und beteiligten sich an Geheimdienstarbeiten für die Alliierten.

Der Krieg ging zu Ende und die Free Thais waren auf einen Schlag Helden. Der thailändische Botschafter wurde Ministerpräsident Thailands und mein Vater blieb als sein Vertreter in der Botschaft in Washington zurück.

Wie erlebte Ihre Familie diese Phase?

Es war für meine Eltern eine äußerst stressige Zeit, weil sie plötzlich Geschäftsträger der thailändischen Mission wurden und große Verantwortung trugen. Gleichzeitig jedoch ergaben sich unerwartete Chancen, Thailand zu dienen. Sie waren sehr gute Diplomaten und haben rasch viele einflussreiche Freunde gewonnen. Das stellte sich als großes Glück für uns alle heraus.

Was passierte? England verlangte nach Kriegsende Reparationszahlungen in ungeheurer Höhe von Thailand, nämlich die Abgabe des Großteils der Reisernte. Das hätte Thailand wirtschaftlich ruiniert, denn der Reisexport war zu der Zeit die einzige Einnahmequelle des Landes.

Die Freunde meines Vaters sprangen ein und sagten Nein, die Amerikaner würden nicht dafür plädieren. Thailand hatte gegen Amerika auch keinen Krieg erklärt. Eine jahrelange Auseinandersetzung zwischen England und Amerika folgte. Am Ende gaben die Engländer nach und Thailand war wirtschaftlich gerettet.

Wann wurden Sie geboren?

Ich kam ein Jahr später, am 1. November 1946 in Washington D.C. auf die Welt und war das zweite Kind meiner Eltern. Ich habe eine ältere Schwester und zwei jüngere Geschwister.

Ihre Eltern haben den thailändischen Namen Sucharit für Sie gewählt. Was bedeutet er?

Mein Name, Sucharit Punyaratabandhu Bhakdi, ist auf komplizierte Weise zusammengekommen. Der Vorname Sucharit bedeutet „Ehrlich“. Immer wenn ich später als Kind etwas sagte, wo mein Vater davon ausging, dass es nicht der Wahrheit entsprach, fragte er mich: „Wie heißt du eigentlich?“

Punyaratabandhu ist der eigentliche Familienname, er bedeutet „sich seines guten Karmas bewusst sein“. Wir gehören zu den ältesten und größten Familien des Landes. Unser Name ermahnt uns, dem Schicksal dankbar zu sein und nicht aufzuhören, gutes Karma zu machen.

Der Name Bhakdi hat einen anderen Hintergrund. Zur damaligen Zeit konnte der König Titel für besondere Leistungen verleihen. Mein Vater bekam so einen Titel, womöglich als letzter in der thailändischen Geschichte, damit aber auch einen neuen Namen, Luang Dithakar Bhakdi. Luang ist der verliehene Rang, Dithakar bedeutet „Diener des Staates“, Bhakdi bedeutet „loyal“. Für die Amerikaner war es selbstverständlich, dass ich den Familiennamen meines Vaters trug. So bin ich ein Bhakdi geworden. Über Jahre hinweg haben die Thailänder später nicht gewusst, dass der Wissenschaftler “Bhakdi“ aus ihrer Mitte stammte.

Ihre Familie blieb nicht in Washington D.C. – wohin übersiedelten Sie?

Mein Vater wurde 1948 als Botschafter in die Schweiz nach Bern geschickt. Das hatte zwei Gründe: Zum einen war es eine wichtige Botschaft, weil die Schweiz im Krieg neutral geblieben war. Da hat es halt gepasst, dass jemand wie mein Vater, der sich im Krieg neutral verhalten hatte, in ein Land gesandt wurde, das sich auch neutral verhalten hatte. Natürlich war es auch eine Anerkennung für meinen Vater dafür, was er getan hatte.

Der zweite, wenig bekannte Grund war aber, dass unser König Rama IX., König Bhumibol, in dieser Zeit in Lausanne weilte. Damals war er 19 Jahre alt und noch nicht gekrönt. Er war Student zum Ingenieur und noch nicht bereit, nach Thailand zurückzukehren. Zu dieser Zeit war Rama IX. selbst in einer großen Krise – Kenner der thailändischen Geschichte wissen das: Als er und sein Bruder König Rama VIII. 1946 Thailand besuchten, wurde Rama VIII. eines Morgens mit einem Schuss durch den Kopf tot im Bett aufgefunden. Das versetzte Thailand und die Königsfamilie in einen tiefen Schock und deshalb wollte Bhumibol auch nicht nach Thailand zurück. Er fühlte sich noch nicht bereit dazu und wohnte mit seiner Mutter in Lausanne. Mein Vater hatte die Aufgabe, nach ihm zu schauen. Er fuhr daher alle zwei Wochen von Bern nach Lausanne. Mein Vater war zwanzig Jahre älter und wurde ein Vertrauter des Königs. Hinzu kam, dass mein Onkel, der ältere Bruder meines Vaters, auch ein Sekretär des Königs wurde, sodass die Verbindung zwischen dem König und unserer Familie lange Zeit sehr eng blieb.

Wie lange waren Sie in der Schweiz?

Ich verbrachte vier Jahre in der Schweiz, von 1948 bis 1952. Es waren vier unglaublich glückliche Jahre, in denen wir immer viele, viele Freundschaften mit allen möglichen Menschen aller Hautfarben und Religionen hatten. Das war natürlich nicht nur in der Schweiz so, sondern in allen Ländern, in die wir gingen. So lernte ich von kleinster Kindheit an, allen Menschen offen zu begegnen. Dass einige behauptet haben, ich könnte ein Volksverhetzer und Antisemit sein, ist für alle, die mich und meinen Hintergrund kennen, einfach nur absurd. Absurder geht es gar nicht. Insbesondere meine jüdischen Freunde sind über den Gebrauch derartiger Anschuldigungen als Mittel, Regierungskritiker zu diffamieren und zu eliminieren, zutiefst entsetzt.

Sucharit Bhakdi mit Familie Anfang der 1950er-Jahre in der Schweiz

Wohin zog Ihre Familie, nachdem die Berufung Ihres Vaters als Botschafter in der Schweiz zu Ende ging?

1950 wurde der König in Thailand gekrönt. Wir kehrten zwei Jahre später, 1952, aus der Schweiz zurück nach Thailand. Unser Heimataufenthalt sollte allerdings nur zwei Jahre dauern. Mein Vater erhielt nämlich schon bald darauf die nächste Aufgabe.

EXKURS – Eine Freundschaft für das Leben

Wir hatten in der Schweiz ein unglaublich nettes Kindermädchen aus Deutschland. Schwester Erika war ganz jung – erst 18 Jahre alt.

Schwester Erika Anfang der 1950er-Jahre vor der thailändischen Botschaft in Bern

Erika wurde 1952 von meiner Mutter gefragt, ob sie nicht nach Thailand mitkommen würde. Erika antwortete, sie würde gerne, aber das sei ihr doch zu weit weg. Sie sei noch zu jung und Europa würde ihr doch sehr am Herzen liegen. Sie hoffte, dass es irgendwann irgendwo ein Wiedersehen geben würde.

Niemand konnte ahnen, was das Schicksal für unglaubliche Überraschungen bereithielt.

 

Schwester Erika mit Sucharit, seiner älteren Schwester und seinem kleinen Bruder

Nach einem Beben im Indischen Ozean am 26. Dezember 2004 ereignete sich der schwerwiegendste Tsunami der Welt. Die größte in Thailand jemals registrierte Flutwelle erreichte eine Höhe von fast 20 Metern und forderte über 8000 Menschenleben. Es war furchtbar – die größte Naturkatastrophe, die Thailand je heimgesucht hatte. Ich war zu jener Zeit Leiter des Instituts für medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Universität Mainz. Am 2. Januar erhielt ich einen Anruf vom ZDF, mit dem ich damals enge Kontakte pflegte. Ich wurde gebeten, in der „heute journal“-Sendung um 22 Uhr etwas über die aktuelle Situation in meinem Heimatland zu sagen, und ob in den betroffenen Regionen Ausbrüche von gefährlichen Infektionen zu befürchten wären, wie viele Experten auf der Welt warnten.

Ich sprach in jener Sendung vier Minuten und sagte: „Es wird keine zusätzliche Katastrophe durch Infektionen geben, weil die moderne Medizin so weit ist, dass Infektionsausbrüche jederzeit unter Kontrolle gebracht werden können. Niemand braucht sich diesbezüglich zu sorgen.“

Meine letzten Worte waren, dass ich mit meinem Land tiefen Dank empfände für Deutschland und für alle, die aufgestanden waren, um uns zu helfen. Zum Schluss übermittelte ich eine Herzensbotschaft an alle Deutschen: sie hätten allen Grund, Gott zu danken, dass sie in diesem wunderbaren Land lebten, in dem es ihnen so gut ging und in dem es niemals eine solche Katastrophe geben würde.

Am übernächsten Tag erhielt ich einen Brief von einer Frau Erika Schulz aus Osnabrück:

Sehr geehrter Herr Prof. Bhakdi,

ich weiß nicht, ob Sie verwandt sein könnten mit der Familie von Luang Dithakar Bhakdi, bei der ich vor 55 Jahren in Bern gearbeitet habe. Ich war als Kinderfrau angestellt. Sie hatten vier Kinder, die ich betreute. Ein Sohn hatte den Kosenamen Wauwau. Ein Bild der Familie lege ich bei.

(Anmerkung: Das ist das Familienfoto oben)

„Wauwau“ war mein Kosename als Kind. Ich griff nach dem Telefon, denn sie hatte eine Telefonnummer hinterlassen, und sagte: „Hallo.“

Sie antwortete: „Ja, hier ist Erika.“

„Ja, hier ist Wauwau.“

Sie brach fast zusammen und weinte.

Ich lud sie ein, uns in Mainz zu besuchen und so gab es das erste Wiedersehen nach 53 Jahren. Meine damalige Frau, Dr. Verena Bhakdi-Gerl, fand es sehr wichtig, dass unsere Kinder von früh auf ihre zweite Heimat kennenlernten. Ich war der gleichen Meinung, deswegen planten wir, die Weihnachtsferien in Thailand zu verbringen und fragten Erika, ob sie nicht mitkommen wollte. Und so kam eine wundersame Reise zustande mit unserer kleinen Tochter Lara und zwei Kinderfrauen – der von Lara und der von mir. Auf der Reise schlossen die beiden Kinderfrauen miteinander Freundschaft, die bis heute anhält. Und in Bangkok gab es ein tränenreiches Wiedersehen mit meiner Mutter.

Die Tradition, meine Kinder von früh auf mit ihrer Heimat vertraut zu machen, haben wir über die Jahre fortgesetzt. Im nächsten Jahr kam unser Sohn Julian dazu und Erika war wieder mit dabei.

Erika und ich sind seitdem in Verbindung, sie ist jetzt 91 Jahre alt. Vor wenigen Monaten saß sie an diesem Tisch hier bei uns zu Hause. Ist das nicht eine einfach unglaublich schöne Geschichte?

Das Wiedersehen nach 53 Jahren: mit meiner Tochter Lara und Schwester Erika im Mai 2005

SIEBEN PRÄGENDE JAHRE IN ÄGYPTEN

Welche Aufgabe wartete auf Ihren Vater?

1954 wurde mein Vater als Botschafter Thailands für Ägypten und Nordafrika nach Kairo entsandt. Als wir in Kairo ankamen, war ich sieben Jahre alt und ich sollte sieben Jahre dort verbringen.

Warum war Ägypten so wichtig für Sie?

Ich erlebte in Ägypten, in der Wüste zu Füßen der Pyramiden, die prägendsten Jahre meines Lebens. Dieses Land war das größte Kontrastbild zu Thailand, das man sich vorstellen konnte: Einmal Hitze, Wüste, Trockenheit – auf der anderen Seite tropisch, heiß und feucht, Wasser und Pflanzen überall.

Es war ein seltenes Geschenk, als asiatisches Kind in diese Welt zu kommen. Die Persönlichkeitsstrukturen von Thailändern und Ägyptern sind schon sehr unterschiedlich. Umso wichtiger war es, die einenden Gemeinsamkeiten kennen- und schätzen zu lernen. Wir schlossen viele wunderbare Freundschaften mit ägyptischen Familien.

Besuchten Sie in Ägypten eine Schule oder wurden Sie zuhause unterrichtet?

Meine große Schwester und ich wurden in eine englische Schule gebracht, “The English School Heliopolis“. Dort gingen wir aufs Internat, weil meine Eltern dachten, ein bisschen englische Erziehung würde uns guttun.

Zu der Zeit galten die Engländer als die besten Schulmeister schlechthin. Die englischen Schulen waren ebenso bekannt wie „the English way of life“, geprägt von Disziplin, Ehrlichkeit, Ehre und Fleiß. Das galt zu jener Zeit als unverwechselbar englisch. Mittlerweile ist es leider ganz anders geworden.

Diese Schule war typisch englisch: Es gab einen „Headmaster“ (Anm.: Direktor), der jeden Samstag einige Schüler zu sich zum Tee einlud und sich mit ihnen unterhielt. „Wie läuft es? Wie geht es euch? Habt ihr irgendwelche Probleme?“

Wir Schüler schliefen in einem großen Saal. Morgens wurden wir geweckt. Als Erstes machten wir unsere Betten, dann gingen wir zum Frühstück. Es war alles geregelt – und wir mussten viel lernen und haben gelernt. Meine Schwester war eine Klasse vor mir und wurde ganz schnell als eine brillante Schülerin bekannt. Ich war zwar nicht so gut, aber auch nicht schlecht. Sie liebte Sprachen und ich liebte Mathematik.

Eine Nacht, die alles veränderte – Ausbruch des Suez-Kriegs

Wie ging es weiter?

Dann kam 1956 und eine unvergessliche Nacht. Plötzlich hörten wir im Schlafsaal Sirenen – der Suezkrieg war ausgebrochen. Die Bomben fielen gar nicht so weit von Heliopolis entfernt, in Port Said am Suezkanal. Es gab einen Bombenangriff der Engländer und Franzosen. Alle Engländer und Franzosen wurden daraufhin des Landes verwiesen und die englische Schule wurde geschlossen. Wir hatten also plötzlich keine Schule mehr.