Der weg zur selbsterkenntnis (übersetzt) E-Book

by Rudolf Steiner

• Herausgeber: ALEMAR S.A.S.
• Kategorie: Religion und Spiritualität
• Sprache: Deutsch
• Veröffentlichungsjahr: 2022

Beschreibung

Rudolf Steiner wurde 1861 in Kraljevic (damals österreichisch-ungarische Monarchie, heute Kroatien) geboren. Der Sohn eines österreichischen Bahnhofsvorstehers assoziierte bereits im Alter von sieben Jahren Wahrnehmungen und Visionen von überirdischen Wirklichkeiten mit dem gemeinsamen Realitätsprinzip: "Ich unterschied Wesen und Dinge, die 'gesehen' werden, und Wesen und Dinge, die 'nicht gesehen' werden.
1879 begann Steiner sein Studium der Mathematik und Naturwissenschaften an der Universität Wien und belegte auch Kurse in Literatur, Philosophie und Geschichte, wobei er sich unter anderem mit Goethe beschäftigte. In Weimar wurde er 1890 Mitarbeiter des Goethe- und Schiller-Archivs (er gab die von dieser Institution geförderte Ausgabe von Goethes wissenschaftlichen Schriften heraus). Im selben Jahr schlug Nietzsches Schwester Steiner vor, sich um die Neuordnung des Archivs und der unveröffentlichten Schriften seines Bruders zu kümmern.
1891 schloss er sein Philosophiestudium mit einer Arbeit über Themen der Gnoseologie ab, die 1892 in seinem ersten Buch "Wahrheit und Wissenschaft" veröffentlicht wurde. Im Jahr 1894 veröffentlichte er eine weitere berühmte Schrift, die "Philosophie der Freiheit".

Leseprobe

INHALT

Einleitende Bemerkungen

Erste Meditation

Zweite Meditation

Dritte Meditation

Vierte Meditation

Fünfte Meditation

Sechste Meditation

Siebte Meditation

Achte Meditation

Der weg zur selbsterkenntnis

Rudolf Steiner

Einleitende Bemerkungen

Das Ziel dieser Abhandlung ist es, geisteswissenschaftliches Wissen über das Wesen des Menschen zu vermitteln. Die Methode der Darstellung ist so angelegt, dass der Leser in das Dargestellte hineinwachsen kann, so dass es im Laufe der Lektüre zu einer Art Selbstgespräch für ihn wird. Wenn dieser Monolog eine solche Form annimmt, dass dadurch bisher verborgene Kräfte enthüllt werden, die in jeder Seele geweckt werden können, dann führt die Lektüre zu einer wahren inneren Arbeit der Seele; und die Seele kann sich allmählich auf jene Seelenreise getrieben sehen, die wahrhaftig zur Vision der geistigen Welt voranschreitet.

Das, was vermittelt werden soll, ist daher in Form von acht Meditationen gegeben worden, die tatsächlich praktiziert werden können. Wenn dies geschieht, können sie geeignet sein, der Seele durch ihre eigene innere Vertiefung das zu vermitteln, wovon sie sprechen.

Mein Ziel war es zum einen, denjenigen Lesern etwas mitzugeben, die bereits mit der Literatur vertraut sind, die sich mit dem Bereich des Übersinnlichen, wie er hier verstanden wird, beschäftigt.

Durch die Art der Beschreibung, durch die Kommunikation, die sich direkt auf die Erfahrung der Seele bezieht, werden diejenigen, die das übersinnliche Leben kennen, hier vielleicht etwas finden, das ihnen wichtig erscheint.

Andererseits können viele feststellen, dass gerade durch diese Art der Darstellung diejenigen, die noch weit von den Errungenschaften der Geisteswissenschaft entfernt sind, einen Gewinn erzielen können.

Obwohl dieses Werk als Ergänzung zu meinen anderen Schriften auf dem Gebiet der Geisteswissenschaft gedacht ist, sollte es dennoch möglich sein, es unabhängig zu lesen.

In meinen Büchern Theosophie und Okkulte Wissenschaft habe ich mich bemüht, die Dinge so darzustellen, wie sie sich der Beobachtung zeigen, wenn diese zum Geistigen aufsteigt. In diesen Werken ist die Methode der Darstellung deskriptiv und ihre Richtung wird durch die Übereinstimmung mit dem Gesetz, das durch die Dinge selbst manifestiert wird, vorgegeben.

In diesem Buch, A Road to Self-knowledge, ist die Methode der Darstellung anders. Hier steht, was eine Seele erfahren kann, die sich auf eine bestimmte Weise auf den Weg zum Geist macht.

Die Abhandlung kann daher als ein Bericht über Seelenerfahrungen angesehen werden; nur ist zu bedenken, dass Erfahrungen, die so wie hier beschrieben gewonnen werden können, in jeder Seele entsprechend ihrer Eigenart eine individuelle Form annehmen müssen. Ich habe mich bemüht, dieser Tatsache gerecht zu werden, so dass man sich auch vorstellen kann, dass das, was hier dargestellt ist, tatsächlich von einer einzelnen Seele erlebt wurde, genau so, wie es dargestellt ist.

Der Titel dieser Abhandlung lautet daher: Ein Weg zur Selbsterkenntnis.

Deshalb kann es dem Zweck dienen, anderen Seelen zu helfen, in dieser Darstellung zu leben und die entsprechenden Ziele zu erreichen, und ist eine Erweiterung meines Buches Das Wissen der höheren Welten und seine Erreichung.

Es werden nur vereinzelte Grunderfahrungen geisteswissenschaftlicher Natur dargestellt. Die Information über die weiteren Sphären der "Geisteswissenschaft" wird auf diese Weise bis auf weiteres ausgesetzt.

RUDOLF STEINER.

Monaco

August 1912

Erste Meditation

in dem versucht wird, sich ein genaues Bild vom physischen Körper zu machen

WENN die Seele sich den Phänomenen der äußeren Welt durch physische Wahrnehmung hingibt, kann man nicht sagen - nach wahrer Selbstanalyse - dass die Seele diese Phänomene wahrnimmt, oder dass sie die Dinge der äußeren Welt tatsächlich erlebt. Denn während der Zeit der Hingabe an die äußere Welt weiß die Seele in Wahrheit nichts über sich selbst. Vielmehr ist es so, dass das Sonnenlicht selbst, das von den Dingen in verschiedenen Farben durch den Raum strahlt, in der Seele lebt oder sich dort erfährt. Wenn die Seele sich an einem Ereignis erfreut, ist es in dem Moment, in dem sie sich erfreut, tatsächlich Freude, insofern sie sich bewusst ist, etwas zu sein. Die Freude erfährt sich im Inneren der Seele. Die Seele ist eins mit ihrer Erfahrung der Welt. Es erlebt sich nicht als etwas Eigenständiges, das Freude, Bewunderung, Wonne, Zufriedenheit oder Angst empfindet. Es ist eigentlich Freude, Bewunderung, Zufriedenheit und Angst. Wenn die Seele diese Tatsache immer anerkennen würde, dann und nur dann würden die Gelegenheiten, bei denen sie sich von der Erfahrung der äußeren Welt zurückzieht und sich selbst betrachtet, im richtigen Licht erscheinen. Diese Momente würden dann als ein Leben ganz besonderer Art erscheinen, das sich sofort als ganz anders als das gewöhnliche Leben der Seele erweisen würde. Mit dieser besonderen Art von Leben beginnen die Rätsel der Existenz der Seele in unserem Bewusstsein zu erscheinen. Und diese Rätsel sind in der Tat die Quelle aller anderen Rätsel der Welt. Da sich dem menschlichen Geist zwei Welten - eine äußere und eine innere - präsentieren, hört die Seele unmittelbar für eine mehr oder weniger lange Zeit auf, mit der äußeren Welt eins zu sein und zieht sich in die Einsamkeit ihrer eigenen Existenz zurück.

Nun ist dieser Rückzug kein einfacher Prozess, der, nachdem er einmal vollzogen wurde, auf dieselbe Weise wiederholt werden kann. Vielmehr ist es der Beginn einer Pilgerreise in bisher unbekannte Welten. Wenn diese Pilgerreise einmal begonnen hat, wird jeder Schritt, der getan wird, an andere erinnern und auch die Vorbereitung für diese anderen sein. Es ist der erste Schritt, der die Seele fähig macht, den nächsten Schritt zu tun. Und jeder Schritt bringt eine vollständigere Kenntnis der Antwort auf die Frage: "Was ist der Mensch im wahren Sinne des Wortes?" Es eröffnen sich Welten, die der gewöhnlichen Vorstellung vom Leben verborgen sind. Doch nur in diesen Welten kann man die Fakten finden, die die Wahrheit über eben diese Vorstellung enthüllen werden. Und selbst wenn sich keine Antwort als allumfassend und endgültig erweist, gehen die Antworten, die durch die innere Pilgerreise der Seele gewonnen werden, über alles hinaus, was die äußeren Sinne und der an sie gebundene Intellekt jemals geben können. Denn dieses "Mehr" ist für den Menschen notwendig, und er wird es entdecken, wenn er sein eigenes Wesen wirklich und ernsthaft analysiert.