Der Welt den Rücken - Elke Heidenreich - E-Book

Der Welt den Rücken E-Book

Elke Heidenreich

4,4

Beschreibung

Warum verbringt man sein Leben mit den falschen Männern, während der richtige schon lange auf einen wartet? Was, wenn sich nach dem Tod der Mutter herausstellt, daß man sie eigentlich gar nicht kannte? Anrührende, bewegende und oftmals umwerfend komische Geschichten, die für einen kurzen Moment die Zeit anhalten.

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Hanser eBook

Elke Heidenreich

Der Welt den Rücken

Erzählungen

Carl Hanser Verlag

ISBN 3978-3-446-24259-3

© 2000 Elke Heidenreich

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München Wien 2001/2012

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Datenkonvertierung E-Book: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Inhalt

Die schönsten Jahre

Silberhochzeit

Der Tag, als Boris Becker ging

Ein Sender hat Geburtstag

Karl, Bob Dylan und ich

Wurst und Liebe

Der Welt den Rücken

»... weil das Glück eines Paares stets der Welt den Rücken kehrt...«

Romain Gary

»Glückliche Liebe. Ist das normalund ernstzunehmend nützlich –was hat die Welt von zwei Menschen,die diese Welt nicht sehen?«

Wislawa Szymborska

»... dein Herz hat anderswo zu tun...«

Ingeborg Bachmann

Die schönsten Jahre

Ich bin einmal, nur ein einziges Mal mit meiner Mutter zusammen verreist. Da war sie achtzig Jahre alt und noch sehr gerade, sehr energisch und tatkräftig, und ich war fünfundvierzig und hatte Rückenschmerzen, fühlte mich ziemlich alt und war alles andere als zufrieden mit meinem Leben. Meine Mutter lebte in einer ordentlichen Wohnung in einer Kleinstadt im Süden und ich in einer unordentlichen in einer Großstadt im Norden. Als sie älter wurde, besuchte ich sie öfter – notgedrungen, denn wir verstanden uns nicht besonders gut. Aber ich dachte, sie würde mich vielleicht brauchen, müßte doch in diesem Alter allmählich schwächer, schusseliger und vergeßlicher werden, und so reiste ich alle paar Monate an, um irgend etwas bei Behörden für sie zu erledigen, den Großeinkauf mit dem Auto bei Aldi zu machen, auf die Leiter zu steigen, die Gardinen abzunehmen und zu waschen, im Frühling den Balkon zu bepflanzen und im Herbst alles zurückzuschneiden und die Töpfe in den Keller zu tragen – was man eben so macht als einzige Tochter, aus Pflichtgefühl, nicht unbedingt aus Liebe. Und immer kam es mir so vor, als wäre ich es, die schwächer, schusseliger und vergeßlicher würde und nicht sie. Sie sah mir zu, wie ich mit den Gardinen auf der Leiter stand, gab Anweisungen, rügte: »Du machst sie mit deinen Pfoten ja gleich wieder dreckig«, oder fand, daß ich die Azaleen ganz falsch zurückgeschnitten hätte. Sie bedankte sich auch nie, konnte es nicht einmal über sich bringen, »das hast du gut gemacht, Nina« zu sagen. Das hatte sie nie gekonnt. Bei uns zu Hause wurde nicht gelobt. »Na also, es geht doch!« war das Höchste, was meiner Mutter an Anerkennung über die Lippen kam, und das war schon so gewesen, als ich noch ein Kind war und gute Noten aus der Schule nach Hause brachte – »Na also, es geht doch.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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