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Seitenzahl: 880
Anmerkungen zur Transkription
Der vorliegende Text wurde anhand der 1887 erschienenen Buchausgabe so weit wie möglich originalgetreu wiedergegeben. Zeichensetzung und offensichtliche typographische Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Ungewöhnliche sowie inkonsistente Schreibweisen wurden beibehalten, insbesondere wenn diese in der damaligen Zeit üblich waren oder im Text mehrfach auftreten.
In der vorliegenden Version wurden die im Original besonders breiten Tabellen aufgeteilt und diese Teile untereinander dargestellt. In manchen Fällen wurden dagegen Tabellen der besseren Lesbarkeit halber zusammengesetzt; die hierdurch nicht mehr benötigten Zeilen für Überträge wurden entfernt.
Einige Abbildungen wurden dem Textfluss entsprechend verschoben; zugehörige Seitenangaben wurden sinngemäß angepasst.
Einige Berechnungen sind fehlerhaft, dennoch wurden alle Zahlenwerte ohne Korrektur übernommen, insbesondere weil die Fehlerquelle meist nicht ermittelt werden kann. Eine Ausnahme hierbei bilden rein typographische Fehler, z.B. einzelne nicht gedruckte Ziffern. In diesen Fällen wurden die entsprechenden Zahlenwerte stillschweigend ergänzt.
Steigungen von Schienenwegen wurden im Original teilweise irrtümlich in Prozent anstatt in Promille angegeben. In dieser Bearbeitung wurden die korrigierten Angaben in Promille verwendet, um die Größenordnung der Zahlenwerte zu wahren.
Namen wurden meist gesperrt gedruckt; diese Regel wurde im Original allerdings nicht konsequent angewandt. In der vorliegenden Bearbeitung wurden diesbezüglich keinerlei Änderungen vorgenommen. Ähnliches gilt für die Verwendung von Antiquaschrift.
Antiquaschrift wird in dieser Version kursiv dargestellt. Abhängig von der im jeweiligen Lesegerät installierten Schriftart können die im Original gesperrt gedruckten Passagen gesperrt, in serifenloser Schrift, oder aber sowohl serifenlos als auch gesperrt erscheinen.
Die Karte „Die wichtigsten Telegraphenverbindungen der Erde“ wurde geteilt, um sie auf kleineren Bildschirmen etwas besser lesbar zu machen. Die hierbei beschnittenen Randmarkierungen sowie die Zeichenerklärung in einem der Teile wurden vom Bearbeiter wieder ersetzt.
Der Weltverkehr.
Von
Dr. Michael Geistbeck.
❏GRÖSSERE BILDANSICHT
Der Ballon „Le Géant“,aufgestiegen am 4. Okt. 1864. (Siehe S. 110.)
❏GRÖSSERE BILDANSICHT
Telegraphie und Post, Eisenbahnen und Schiffahrt
in ihrer Entwickelung dargestellt
von
Dr.Michael Geistbeck.
Mit 123 Abbildungen und 33 Karten.
Freiburg im Breisgau.
Herdersche Verlagshandlung.
1887.
Zweigniederlassungen in Straßburg, München und St. Louis, Mo.
Wien I, Wollzeile 33: B. Herder, Verlag.
Das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen wird vorbehalten.
Entered according to Act of Congress, in the year 1887, by Joseph Gummersbach of the firm of B. Herder, St. Louis, Mo., in the office of the Librarian of Congress at Washington, D. C.
Buchdruckerei der Herderschen Verlagshandlung in Freiburg.
Ein Gegenstand, der ohne Zweifel das Interesse der weitesten Kreise beanspruchen darf, sind die modernen Verkehrsmittel. Gleichwohl fehlt es bis zur Stunde an einem Werke, das in nicht allzu großem Umfange und in gemeinverständlicher Darstellung dieselben in ihrer Gesamtheit und nach dem neuesten Stand ihrer Entwicklung behandelte. Diesem Mangel, den ich auch in meiner Stellung als Lehrer der Erdkunde an einer Lehrerbildungsanstalt und einer höhern landwirtschaftlichen Schule oftmals schmerzlich empfunden, abzuhelfen, habe ich die vorliegende Arbeit verfaßt. Daß ich hierfür fast nur das beste und zuverlässigste Material zu Rate gezogen und verwertet, wird mir jeder Kenner der bezüglichen Litteratur gerne zugestehen. Im übrigen war ich eifrigst bedacht auf geeignete Stoffauswahl, möglichst übersichtliche Gliederung und Gruppierung des Ganzen.
Zu tiefstem Danke bin ich der Königl. Generaldirektion der bayerischen Verkehrsanstalten verpflichtet, die mir mit größter Bereitwilligkeit die Benutzung ihrer reichhaltigen Bibliothek gestattete; auch den beiden Verwaltern derselben, Herrn Postdirektionssekretär M. Schormaier und Herrn Betriebsingenieur Lutz, sei hier für ihr überaus liebenswürdiges Entgegenkommen der herzlichste Dank ausgesprochen.
Desgleichen haben mich bei Abfassung des vierten Teiles dieses Werkes die Gesellschaften Lloyd’s und Lloyd’s of British and Foreign Shipping in London durch ihre Sekretäre, die Herren Henry M. Hozier und Bernard Waymouth, Esqu., in der freundlichsten Weise unterstützt; ich bin ihnen hierfür aufs tiefste verbunden.
Auch verschiedene Dampfschiffahrts-Gesellschaften, so der Norddeutsche Lloyd und der Österreichisch-Ungarische Lloyd, die Compagnie générale transatlantique, die Navigazione generale italiana u. a., haben mir in der zuvorkommendsten Weise die erbetenen Aufschlüsse erteilt.
Zu den statistischen Angaben über das Telegraphen- und Fernsprechwesen sei noch bemerkt, daß die diesbezüglichen neuesten Daten sich im Nachtrag des Buches finden, da sie mir erst jetzt zugänglich wurden.
Möge das Buch in Schule und Haus, in Bureau und Comptoir freundliche Aufnahme finden!
Freising, im Oktober 1886.
Der Verfasser.
Erster Teil: Telegraphie.
Seite
Erstes Kapitel.
Geschichte der Telegraphie
1
Zweites Kapitel.
Telegraphenleitungen:
A.
Oberirdische Leitungen
9
B.
Versenkte Leitungen:
1.
Unterirdische Leitungen
14
2.
Unterseeische Leitungen
19
Drittes Kapitel.
Übersicht über die wichtigsten Telegraphenlinien der Erde
29
A.
Die großen Kontinentallinien
29
B.
Die wichtigsten unterseeischen Verbindungen
30
C.
Weltlinien
32
Viertes Kapitel.
Leitungsstörungen
33
Fünftes Kapitel.
Der Telegraph als Verkehrsmittel
41
Sechstes Kapitel.
Statistik des Telegraphenwesens
45
Anhang.
Das Fernsprechwesen
54
Zweiter Teil: Weltpost.
Erstes Kapitel.
Geschichte des Postwesens:
I.
Altertum
59
II.
Mittelalter
70
III.
Neuzeit
79
IV.
Neueste Zeit
89
Zweites Kapitel.
Die Mittel des Postverkehrs:
1.
Fußboten
94
2.
Reiter
98
3.
Wagen
100
4.
Eisenbahnen
101
5.
Schiffe
102
6.
Rohrpost
103
7.
Tauben
105
8.
Luftschiffe
108
Drittes Kapitel.
Poststatistik:
I.
Briefpostverkehr
117
II.
Geldverkehr der Post
125
III.
Postpaketverkehr
132
IV.
Personenbeförderung
136
V.
Feldpost
137
VI.
Postanstalten
139
VII.
Außergewöhnliche Leistungen der Postanstalten
141
Viertes Kapitel.
Hindernisse des Postverkehrs
141
Fünftes Kapitel.
Geschichte des Briefes, der Freimarke, der Postkarte und der Zeitungen
146
Anhang.
Die finanziellen Ergebnisse des Postbetriebes
163
Dritter Teil: Eisenbahnen.
Erstes Kapitel.
Geschichte der Eisenbahnen
163
Zweites Kapitel.
Geographie der Eisenbahnen:
A.
Die Eisenbahnen Europas
174
I.
Übersicht über die europäischen Bahnen
174
II.
Die Gebirgsbahnen Europas
186
III.
Projektierte Bahnen
205
B.
Die Eisenbahnen Asiens
211
I.
In Betrieb befindl. Bahnen
211
II.
Projektierte Bahnen
213
C.
Die Eisenbahnen Afrikas
218
I.
In Betrieb befindl. Bahnen
219
II.
Projektierte Bahnen
220
D.
Die Eisenbahnen Amerikas
221
I.
Die Eisenbahnen Nordamerikas
222
II.
Die Eisenbahnen Mejicos, Mittelamerikas und Westindiens
232
III.
Die Eisenbahnen Südamerikas
234
a.
In Betrieb befindliche Bahnen
234
b.
Projektierte Bahnen
240
E.
Die Eisenbahnen Australiens
241
I.
In Betrieb befindl. Bahnen
241
II.
Projektierte Bahnen
243
Anhang.
1.
Die Stadtbahnen
244
2.
Die elektrischen Eisenbahnen
253
Drittes Kapitel.
Statistik des Eisenbahnwesens
256
Viertes Kapitel.
Die Eisenbahnsysteme der Hauptkulturvölker
270
Vierter Teil: Schiffahrt.
Erstes Kapitel.
Die Anfänge der Schiffahrt
291
Zweites Kapitel.
Die Schiffahrt der Kulturvölker:
1.
Die Schiffahrt der Alten
297
2.
Die Schiffahrt des Mittelalters
301
3.
Die Schiffahrt der Neuzeit
304
Drittes Kapitel.
Geschichte der Dampfschiffahrt
307
Viertes Kapitel.
Fortschritte d. Nautik in neuester Zeit:
I.
Oceanographie
314
II.
Meteorologie
325
III.
Seemännische Instrumente
331
IV.
Seekarten
342
V.
Hydrographische Institute
344
VI.
Schiffsbau
355
VII.
Seebauten und Hafenanlagen
366
1.
Interoceanische Kanäle
366
a.
Ausgebaute Kanäle
366
b.
In Bau befindl. Kanäle
376
c.
Projektierte Kanäle
385
2.
Hafenanlagen
389
Fünftes Kapitel.
Gefahren der Schiffahrt
397
Sechstes Kapitel.
Mittel zur Sicherung des Seeverkehrs
403
Siebentes Kapitel.
Das Rettungswesen
411
Achtes Kapitel.
Die bedeutendsten Dampfschiffahrtsgesellschaften der Erde
417
Neuntes Kapitel.
Übersicht über die hauptsächlichsten überseeischen Dampfschiffverbindungen Europas
431
Zehntes Kapitel.
Die Dampfschiffahrt im Dienste der Weltpost
444
Elftes Kapitel.
Schiffahrtsstatistik
449
Schlußkapitel.
Wirkungen moderner Verkehrsmittel
461
Nachtrag
481
Register
485
Titelbild: Der Ballon „Le Géant“.
Figur
Seite
1.
Telegraph von Claude Chappe
2
2.
Optische preußische Telegraphenstation
3
3.
Karl Fr. Gauß
4
4.
Wilhelm Weber
4
5.
Karl Aug. Steinheil
5
6.
Samuel F. B. Morse
5
7.
Das Morse-Alphabet
7
8.
Deutsches siebenadriges Erdkabel
17
9.
Zweites transatlantisches Kabel von 1865
24
10.
Malta-Alexandria-Kabel
24
11.
Die unterseeischen Verbindungen zwischen Europa und Nordamerika
30
12.
Teredo norvegica
38
13.
Limnoria lignorum
38
14.
Der internationale Telegraphenverein
(Tonbild)
44
15.
Philipp Reis
54
16.
Hemerodrom
62
17.
Die Staatspost unter den römischen Kaisern
64
18.
Gipsabguß eines Denksteins mit der Darstellung einer Rheda
69
19.
Postbotenfigur aus dem 14. Jahrhundert
71
20.
Briefbote mit dem deutschen Reichsadler aus dem 15. Jahrhundert
72
21.
Nürnberger Postbote aus dem 18. Jahrhundert
72
22.
Breslauer Postbote aus dem 16. Jahrhundert
73
23.
Die Landkutschen und Haudererwagen im 15. und 16. Jahrhundert
79
24.
Preußischer Personenpostwagen ohne Verdeck aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
87
25.
Dänischer Kugelpostwagen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
88
26.
Englische Mail Coach am Schlusse des 18. Jahrhunderts
88
27.
Staatssekretär
Dr.
von Stephan
91
28.
Der Weltpostverein
(Tonbild)
94
29.
Japanesische Landpostbeförderung
95
30.
Chinesischer Depeschenträger
95
31.
Marokkanischer Postbote
96
32.
Französischer Landbriefträger
97
33.
Siamesischer Kurier
98
34.
Kamelpostreiter
100
35.
Russische Schlittenpost
101
36.
Chinesisches Postboot
103
37.
Die Gebrüder Montgolfier
109
38.
Ballon des Marquis d’Arlandes
111
39.
Luftschiff Blanchards
112
40.
Henri Giffards lenkbarer Luftballon mit zweiflügeliger Schiffsschraube und Dampfmaschine
115
41.
Luftschiffahrten von Renard und Krebs
116
42.
Luftballon, getrieben durch den elektrischen Strom
(Tonbild)
116
43.
Das Centralpostgebäude in Berlin
138
44.
Das Postamt auf der Booby-Insel
139
45.
Quipu (Knotenschrift)
148
46.
Palmblattbrief
150
47.
Der Dampfwagen Cugnots
167
48.
Dampfwagen, konstruiert von Trevithick
168
49.
Georg Stephenson
169
50.
Eröffnung der Stockton-Darlington-Eisenbahn
171
51.
Stephensons „Rocket“
172
52.
Verbindungen mit dem Kontinent
175
53.
Die von Berlin auslaufenden Bahnen
177
54.
Die von Wien auslaufenden Bahnen
178
55.
Die wichtigsten Bahnen Italiens
182
56.
Die Bahnen der Balkanhalbinsel
183
57.
Die wichtigsten Bahnen Rußlands
185
58.
Alpen-Querbahnen
187
59.
Weinzettelwand
187
60.
Viadukt über die „Kalte Rinne“
188
61.
Wassertunnel bei Gossensaß
189
62.
Österreichische Alpenbahnen
190
63.
Louis Favre
193
64.
Die Zugangslinien des Gotthardtunnels
194
65.
Gotthard-Bohrmaschine
195
66.
Brücke über die Maderanerschlucht bei Amsteg
196
67.
Trisanna-Viadukt
199
68.
Gießbachbahn
201
69.
Vesuvbahn
202
70.
Lokomotive und Waggon der Bahn Vitznau-Rigi
203
71.
Schnurtobelbrücke
204
72.
Die Hauptbahnlinien Europas
(Tonbild)
205
73.
Thomé de Gamond
207
74.
Die projektierten Tunnellinien zwischen Frankreich und England
209
75.
Felspartie an der Kandy-Bahn
212
76.
Die Bahnen Asiens
214
77.
Die Pacific-Bahnen Nordamerikas
(Tonbild)
222
78.
Dale-Creek-Viadukt
226
79.
Eisenbahnkarte von Panama
234
80.
Station an der Eisenbahn von Panama
235
81.
Eisenbahn auf der Panama-Landenge
236
82.
Tunnel zwischen S. Mateo und Anchi
237
83.
Kurven der Bahn beim Überschreiten des Rimac
238
84.
Brücke über
los infernillos
239
85.
Eisenbahn in den Cordilleren
(Tonbild)
239
86.
Die Geleis-Verknotungen der Londoner Stadtbahnen bei der Clapham Junction
245
87.
Front der Pancras-Station in London
246
88.
Unterirdische Eisenbahn Londons nebst den wichtigsten Bahnstationen der Stadt
247
89.
Der Bahnhof von Baker Street
248
90.
Die Pfeiler-Eisenbahn in New-York
249
91.
Übersicht der Berliner Stadt- und Ringbahn
251
92.
Übergang am Bahnhof „Friedrichstraße“ in Berlin
252
93.
Elektrische Eisenbahn bei Charlottenburg
254
94.
Speisesaal im Orient-Expreßzug
267
95.
Die New-York-Brooklyner Hängebrücke
276
96.
Wege über die East-River-Brücke
277
97.
Amerikanische Lokomotive der Neuzeit
281
98.
Äußeres eines Pullmanschen Schlafwaggons
284
99.
Inneres eines Pullmanschen Palastwaggons
285
100.
Schmalspurige Eisenbahn im Arkansas Cañon
289
101.
Rindenkahn der Australier
292
102.
Eskimo im Kajak
293
103.
Doppelpirogue der Fidschi-Insulaner
295
104.
Altes Nilboot
298
105.
Querschnitt einer griechischen Quinquereme
299
106.
Griechische Pentereme
300
107.
Staatsschiff des Hiero von Syrakus
301
108.
Drache
302
109.
Venetianische Galeere
302
110.
Schiff des Kolumbus
303
111.
Robert Fulton
309
112.
Älterer transatlantischer Raddampfer
312
113.
Skizze zur Darstellung der Schraube und des Steuers
313
114.
Verteilung der Land- und Wassermassen
315
115.
Schlick oder Tiefseeschlamm
317
116.
Die Bewegung der Wellen
318
117.
Darstellung von Ebbe und Flut
319
118.
Isorachien
321
119.
Meeresströmungen
322
120.
Beispiel von Felsauswaschungen
324
121.
Cyklonale Bewegung um ein Luftdruckminimum und Anticyklonale Bewegung um ein Luftdruckmaximum
326
122.
Windverteilung auf der Erde
328
123.
Wechsel in der Windrichtung bei einem Cyklon
330
124.
Sturmbahnen der tropischen Cyklone
331
125.
Schiffskompaß in Cardanischer Aufhängung
332
126.
Brookes Apparat zum Messen großer Meerestiefen
337
127.
Schleppnetz
338
128.
Taucher bei der Arbeit
339
129.
Das Log
340
130.
Zeitballsäule
341
131.
Wetterkärtchen
349
132.
Wetter-Signal-Apparat
351
133.
Sturmsignale
352
134.
Dienstgebäude der deutschen Seewarte
354
135.
Schnelldampfer „Ems“
361
136.
Dampfer „Elbe“
(Tonbild)
365
137.
Ferdinand von Lesseps
367
138.
Der Suezkanal
370
139.
Der Panamakanal
378
140.
Der Nordostseekanal
382
141.
Die Tilbury-Docks
393
142.
Schwimmdock bei Steinwärder
394
143.
Eddystone
405
144.
Leuchtschiff mit Bake
407
145.
Rettungsboot mit Transportwagen
413
146.
Raketenapparat
413
147.
Rettungsleine mit Hosenboje
414
148.
Korkjacke und Korkring
415
149.
Linien zwischen Europa und Asien
(Tonbild)
431
150.
Linien zwischen Europa und Afrika
434
151.
Linien zwischen Europa und Australien
435
152.
Linien zwischen Europa und Nordamerika
436
153.
Linien zwischen Europa und Südamerika
438
154.
Linien zwischen Europa einerseits und Mittelamerika und Westindien andererseits
(Tonbild)
439
Lithographierte Karte:Die wichtigsten Telegraphenverbindungen der Erde (zu S. 33).
Der Weltverkehr.
Schon in den ältesten Zeiten fühlte man das Bedürfnis, wichtige Nachrichten möglichst schnell nach entfernten Orten zu befördern. Diesem Zwecke dienten zunächst optische Signale, wie Feuer, Fackeln, Rauchsäulenu. s. w. So soll die schnellste Nachricht vom Falle Trojas durch Feuerzeichen (Fanale) nach Griechenland gelangt sein. Apulejus erzählt von den Persern, daß sie ausgestellte Posten hatten, welche durch Fackeln die Signale bis zur Residenz des Königs vermittelten. Nach Herodot meldete der persische Feldherr Mardonius dem noch in Sardes befindlichen Könige die Nachricht von der Besetzung des verlassenen Athen durch Feuerzeichen. So heißt es auch bei Thucydides: „Gegen die Nacht wurden die Peloponnesier durch Feuerzeichen benachrichtigt, daß 60 athenische Schiffe von Leukas im Anzuge seien.“ Von den desfallsigen Kommunikationen der Macedonier erwähnt Curtius: Observabatur ignis noctu, fumus interdiu (nachts wurde Feuer, bei Tage Rauch wahrgenommen), und Cäsar ließ seinen bedrängten Legaten durch weithin sichtbaren Rauch den Anmarsch der zur Hilfe anrückenden Legionen verkünden. Aus dem Periplus des Hanno ersehen wir an mehreren Stellen, daß auch bei den afrikanischen Völkern ein ähnlicher Gebrauch bestand. Ebenso besaß China in früherer Zeit eine Art optischer Telegraphie mittels Feuerzeichen. — Für die Kommunikation der Seeschiffe wurden bei Tage Flaggensignale verwendet. In der Seeschlacht bei Cyzicus machten z. B. auf ein Flaggensignal des Admirals (Alcibiades) sämtliche Dreiruder ein plötzliches und entscheidendes Manöver; ebenso in der Schlacht bei Mytilenä auf ein vom Admiral (Konon) mit der purpurnen Flagge gegebenes Zeichen. — Im Mittelalter wurde von optischen Telegraphensignalen (Flaggen, Raketen) wenig Gebrauch gemacht. An eine sichere und ausgedehnte Anwendung des Lichtes war in früheren Zeiten überhaupt nicht zu denken, da man selbst auf kurze Entfernungen zur Übermittlung von Nachrichten zu viel Zwischenstellen nötig hatte, wodurch die getreue Wiedergabe einer Nachricht erheblich beeinträchtigt wurde. An eine größere Verwendung des Lichtes konnte erst nach Erfindung des Fernrohrs (um das Jahr 1600) gedacht werden, weil es dadurch ermöglicht wurde, auch kleine Lichtquellen auf bedeutende Entfernungen dem Auge noch wahrnehmbar zu machen. Die Folge dieser Erfindung war, daß man außer mit dem Lichte auch mit beweglichen hölzernen Armen, die auf erhöhten Punkten standen und durch einen Mechanismus bewegt werden konnten, optische Signale zu geben im stande war. Robert Hooke, ein englischer Mathematiker, machte 1684 einen derartigen Vorschlag; derselbe kam jedoch, wie mehrere andere aus derselben Zeit, nicht zur dauernden praktischen Verwendung; erst dem französischen Ingenieur Claude Chappe (1792) gelang es nach mehrjährigen, von seinen Brüdern unterstützten Versuchen, brauchbare optische Telegraphen herzustellen. Das Wesen derselben bestand darin, daß drei Balken an einem weithin sichtbaren Orte an ein Gestelle derartig befestigt waren, daß sie, in vielfachen Kombinationen zusammengestellt, eine große Zahl bestimmter Zeichen geben konnten. Die Beobachtung und Nachbildung eines Zeichens erforderte unter günstigen Umständen 20 Sekunden. Von Toulon nach Paris (etwa 800 km) brauchte ein Zeichen 20 Minuten. Die erste derartige Linie wurde 1794 zwischen Paris und Lille vollendet. Nach und nach aber wurden in Frankreich Linien von 5000 km Länge hergestellt, die sämtlich in Paris zusammenliefen. Andere Länder folgten bald mit ähnlichen Einrichtungen, so England, Schweden, Dänemark, Preußen u. s. w. Die bedeutendste derartige Telegraphenlinie in Deutschland war die von Berlin nach Köln.
Fig. 1. Telegraph von Claude Chappe.(Nach Ternant, Les télégr.)
So weite Verbreitung diese Art optischer Telegraphie auch gefunden, so hatte sie doch bedeutende Nachteile. Nicht nur, daß die Apparate die Zeichen nur verhältnismäßig langsam beförderten, bei Nacht und Nebel, Regen und Schnee war die Vermittlung von Nachrichten oft ganz unmöglich.
Die Tage der „Holztelegraphie“ währten indes nicht zu lange. „Als zu Anfang der vierziger Jahre die elektrische Telegraphie[2] aus dem Zustand der Versuche heraustrat und die ersten Anwendungen derselben erkennen ließen, daß mit ihr ein mächtiger Hebel für den Verkehr gewonnen war, da verschwanden alsbald die ungefügen Holzmassen; an ihre Stelle traten schlanke Stangen mit dünnen Metalldrähten, und in den neu eingerichteten Stationen verkündete das Ticken des Morse-Apparats, daß der Zeiger der Weltenuhr wieder um ein Stück vorzurücken sich anschickte.“
Fig. 2. Optische preußische Telegraphenstation.
Die ersten Versuche mit elektrischen Apparaten fallen in das Jahr 1746. Man bediente sich hierbei, da weder die sogenannte Berührungs- und noch viel weniger die Induktionselektricität entdeckt waren, der Reibungs-Elektricität. Die bekanntesten Experimente dieser Art sind jene des Lesage in Genf (1774). Für die Telegraphie im großen ist jedoch die Reibungselektricität, selbst bei Verminderung der erforderlichen großen Anzahl von Drähten — Lesage hatte deren 24–27 nötig — nicht brauchbar, da dieselbe zu unbeständig, von dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft abhängig und schwer zu isolieren ist.
Fig. 3. Karl Fr. Gauß.
Einen Schritt weiter ging die Telegraphie mit der Entdeckung des Galvanismus (1789), der Voltaschen Säule und ihrer Wirkungen. 1809 bereits stellte Samuel Thomas von Soemmerring in München (geb. 1755 in Thorn, gest. 1830) einen Telegraphen her, der mittels der Zersetzung des Wassers durch den galvanischen Strom Zeichen gab. Eine allgemeine Anwendung dieses Telegraphen mußte indes schon an den hohen Kosten der Apparate scheitern, ganz abgesehen von manchen anderen Mängeln derselben.
Fig. 4. Wilhelm Weber.
Ein neuer praktischer Weg zur Konstruktion elektrischer Telegraphen wurde durch die Entdeckung des Elektromagnetismus seitens des dänischen Professors Hans Christian Oersted (geb. 1777, gest. 1851) eröffnet. Derselbe machte nämlich zu Ende des Jahres 1819 die Wahrnehmung, daß eine Magnetnadel, in deren Nähe ein elektrischer Strom vorbeigeht, je nach der Richtung des Stromes nach der einen oder andern Seite hin abgelenkt werde. Dadurch war nun die Möglichkeit gegeben, die Buchstaben und Zahlen des Alphabets durch eine gewisse Anzahl von Rechts- und Links-Ablenkungen der Nadel auszudrücken. Oersted ist demnach als der intellektuelle Urheber der Nadeltelegraphen zu betrachten.
Fig. 5. Karl Aug. Steinheil.
An der Verbesserung des so gefundenen Telegraphenapparates arbeiteten die Physiker Ampère, Ritchie, Fechner und namentlich auch der mit Soemmerring nahe befreundete, aus deutscher Familie stammende russische Staatsrat Baron Schilling von Kannstadt (geb. 1786 zu Reval, gest. 1837). Die erste größere Anlage eines elektromagnetischen Telegraphen mit vereinfachtem Nadelapparate errichteten 1833 die beiden Professoren K. Fr. Gauß (geb. 1777, gest. 1855) und Wilhelm Weber (geb. 1804) zwischen der Sternwarte und dem physikalischen Kabinett in Göttingen; sie können hiernach als die Erfinder der elektromagnetischen Telegraphen angesehen werden. Von ihnen aufgefordert, unternahm es Professor Steinheil in München (geb. 1801 zu Rappoltsweiler im Elsaß, gest. 1870), die Apparate zu vereinfachen und zu einer möglichst sichern und leichten Zeichensprache einzurichten. Durch seinen erfinderischen Geist und seine große Geschicklichkeit in technischen Ausführungen ist es ihm denn nicht bloß gelungen, dem Gaußschen Apparate die höchste Vollendung zu geben: durch seine in großem Maßstabe angestellten Versuche, sowie durch eine Reihe wichtiger Beobachtungen und praktischer Vorschläge ist er auch der Gründer des gegenwärtigen Systems der elektromagnetischen Telegraphie geworden. So erzielte es Steinheil 1836, den Nadeltelegraphen in einen elektromagnetischen Schreibtelegraphen umzugestalten. 1837 baute er im Auftrage des Königs von Bayern die größte der bis dahin bestandenen Linien, die Leitung von der Akademie in München nach der 5400 m entfernten Sternwarte Bogenhausen, und 1838 entdeckte er die Erdleitung. Die letztere Entdeckung namentlich, die Erde als Rückleitung für den galvanischen Strom verwenden zu können, gehört zu den glänzendsten Errungenschaften auf dem Gebiete der elektrischen Telegraphie; denn dadurch, daß durch den Fortfall der Rückleitung die Hälfte der Drahtleitung, d. i. mindestens ⅓ der Anlagekosten, erspart wird, hat dieselbe am meisten zu deren Einführung in die Praxis beigetragen.
Fig. 6. Samuel F. B. Morse.
In derselben Zeit wurde auch in England von Wheatstone und Cooke eifrigst an der Herstellung elektrischer Telegraphen gearbeitet, jedoch waren die bezüglichen Konstruktionen gegenüber jenen in Deutschland gebräuchlichen, wo die Telegraphie durch Gauß, Weber und Steinheil bereits einen so hohen Grad der Einfachheit und Vollendung erreicht hatte, viel komplizierter und unpraktischer; wohl aber gebührt den beiden Gelehrten das große Verdienst, elektrische Telegraphenlinien zum praktischen Betriebe auf größeren Strecken zuerst angelegt zu haben. Auch in Frankreich wurden diesbezügliche Experimente gemacht, aber ohne besondern Erfolg. Dagegen bahnte in Amerika der Historienmaler Professor Samuel Finley Breese Morse (geb. 1791 bei Charlestown) eine neue Ära des elektrischen Telegraphenwesens an durch den von ihm 1837 erfundenen Schreib- oder Druckapparat, der, mehrfach verbessert, noch heute auf fast allen Telegraphenlinien benutzt wird. Zunächst hatte Morse freilich noch jahrelang mit Vorurteilen zu ringen; erst 1843 wurde im Kongresse auf besondere Empfehlung des Patent-Kommissionärs Ellsworth mit 89 gegen 83 Stimmen seine Petition betreffs der Erbauung der Linie Washington-Baltimore genehmigt. Später aber wurde seine hartnäckige Ausdauer reichlich belohnt. Napoleon III. bewirkte es, daß die Hauptmächte Europas auf einem Kongresse in Paris dem Erfinder Morse 400000 Francs als Belohnung darbrachten. Die Yale University ernannte ihn zum Ehrendoktor, Frankreich reihte ihn in die Ehrenlegion ein, Österreich, Deutschland, Dänemark und die Türkei zollten ihm die größten Ehrenbezeigungen. Amerika endlich errichtete ihm 1871 im Centralpark von New-York eine Bronzestatue. Morse starb zu New-York 1872, fast 81 Jahre alt.
Was dem Morse-Apparat so schnell allenthalben Eingang verschaffte, das ist seine bewunderungswürdige Einfachheit, die eine solide Herstellung gestattet, die Reparaturen erleichtert und sie seltener notwendig macht, sowie der Umstand, daß er einen sichern Aufschrieb hinterläßt. Der Aufschrieb selbst oder das telegraphische Alphabet besteht bekanntlich aus Punkten und Strichen, die in allen Ländern des Welttelegraphenvereins auf Grund der internationalen Verträge für die verschiedenen Buchstaben dieselben sind. Die Telegraphie hat somit erreicht, was für die gewöhnliche Schrift und den Buchdruck noch unendlich lange ein frommer Wunsch bleiben wird: ein für alle Völker des Erdballs gleiches Alphabet. Übrigens sei bemerkt, daß der dem Morse-Apparat zu Grunde liegende Hauptgedanke schon mit dem Schreibtelegraphen Steinheils gegeben war, Morse also nicht als „Erfinder der elektrischen Telegraphie“ gelten kann.
Fig. 7. Das Morse-Alphabet.
Im Jahre 1837 wurden auch die ersten Typendrucktelegraphen und zwar von dem mit Morse arbeitenden Amerikaner Alfred Vail erfunden; sie geben das Telegramm auf der Empfangsstation in der gewöhnlichen Druckschrift. Erst 1868 aber gelang es dem (1831 in London geborenen, aber schon 1838 nach Nordamerika ausgewanderten) jetzigen Professor David Hughes (juhß), einen Typendrucker herzustellen, der mit Sicherheit in der Minute 150 Buchstaben oder 25 Wörter reproduzierte. Hughes’ Apparat teilt sich jetzt mit dem Morseschen Telegraphen den Weltverkehr; doch ist derselbe, da seine Bedienung monatelange Vorübungen erfordert und häufige Reparaturen verlangt, nur auf großen Stationen anwendbar.
Aus dem Jahre 1839 stammt Wheatstones Zeigertelegraph, so genannt, weil ein Zeiger vor einer Scheibe umgedreht wird und nach Belieben vor dem einen oder andern der am Rande verzeichneten Buchstaben und Ziffern angehalten werden kann. Die erste Idee hierzu ging jedoch schon von Davy im Jahre 1838 aus.
Um die in ihrer Anlage sehr kostspieligen Telegraphenlinien möglichst auszunützen und den Bedürfnissen des immerfort wachsenden Verkehrs möglichst zu genügen, ist man bestrebt, die sogenannte mehrfache Telegraphie (Multiplex-Telegraphie) einzuführen; sie besteht darin, daß gleichzeitig auf einem und demselben Drahte mehrere Telegramme befördert werden. In dieser Beziehung war auf der elektrischen Ausstellung des Jahres 1884 zu Philadelphia ein Edisonsches Quadruplex-System zu sehen, welches gestattete, vier Depeschen gleichzeitig mittels verschiedener Ströme in entgegengesetzter Richtung über den nämlichen Draht zu senden, desgleichen ein zwischen Boston und Providence bereits zur vollsten Zufriedenheit arbeitendes System (von P. B. Delany in New-York stammend), welches erlaubt, mit einem Male über den nämlichen Draht 72 Depeschen in entgegengesetzter Richtung zu geben. Gewiß wunderbare Fortschritte auf diesem Gebiete![3] Einer der bedeutendsten Multiplex-Apparate ist auch der des Elsässers B. Meyer (gest. 1884). Seine Leistungsfähigkeit kann auf 1600 bis 1800 Worte in der Stunde veranschlagt werden.
Die außerordentliche Bedeutsamkeit des neuen Verkehrsmittels war bald weithin erkannt. Vorab an dem Bedürfnis der zahlreichen Eisenbahn-Verwaltungen und an dem politischen Interesse der Staatsgewalten fand es gleich kräftigen Halt. Auch konnte für eine kapitalmächtige Zeit in den Erstellungskosten des neuen Nachrichten-Transportmittels nichts Abschreckendes liegen.
Die erste Telegraphenanlage erhielt, wie schon erwähnt, Deutschland 1833 und 1837 (vgl. S. 5 u. 6). In England ward 1840 von Cooke eine Linie der Great-Western-Bahn entlang ausgeführt, aber erst 1846 entstand die Electric Telegraph Company, die in Großbritannien in kurzer Zeit eine große Zahl Telegraphenlinien errichtete. In Amerika baute Morse 1844 die erste Linie von Washington nach Baltimore. In Deutschland ließ alsbald die Direktion der Rheinischen Eisenbahn bei Aachen eine kurze Leitung mit vier Drähten von einem Engländer erstellen, worauf 1844 William Fardely aus Mannheim eine Leitung mit bloß einem Draht an der Taunusbahn anlegte. Frankreich erhielt seine erste Leitung 1845, Rußland 1844, Österreich 1846, Preußen und Bayern im gleichen Jahre. Sehr spät entstanden in Europa Telegraphenleitungen in Norwegen, im Kirchenstaat und in Portugal; in den beiden ersteren Staaten 1855, im letzteren 1857. Es ist indes genug dieser Einzelnachweise. Gegenwärtig giebt es keinen Staat mehr in Europa, der nicht dem Telegraphen schon eine Stätte auf seinem Territorium bereitet hätte; ja es giebt schon keinen Weltteil mehr, nach welchem nicht, unter Benutzung der vorhandenen Linien, von jedem andern Weltteil aus telegraphiert werden könnte. Und wenn auch noch manche Lücke in dem Telegraphennetz der Gegenwart besteht, so ist doch jetzt schon auf die Telegraphie in ihrem unaufhaltsamen Fortschreiten über den Erdball das Wort des Psalmisten (Ps. 19, V. 4 u. 5) angewendet worden:
„Es ist keine Sprache noch Rede, da man nicht ihre Stimme hörte; ihre Schnur geht aus in alle Lande und ihre Rede an der Welt Ende.“
Die Telegraphenleitungen zerfallen in oberirdische oder Luftleitungen und versenkte Leitungen; erstere sind in gewisser Höhe über dem Erdboden hingeführt, letztere werden unter die Erde oder unter das Wasser versenkt und zerfallen daher wieder in unterirdische und unterseeische (submarine, bezw. Flußleitungen).
Für manche Zwecke, namentlich für die Kriegstelegraphie, braucht man Leitungen nur vorübergehend; man wählt dann eine tragbare (ambulante) Leitung, die sich rasch herstellen und wieder abbrechen, also auch verlegen läßt.
1. Begriff. Eine oberirdische oder Luftleitung ist ein Metalldraht, der von einer Station zur andern in der Luft ausgespannt und durch isolierende Körper so unterstützt ist, daß er keinen andern Gegenstand als diese letzteren berührt und bei nasser Witterung durch die Feuchtigkeit keine fortlaufende leitende Verbindung zwischen dem Drahte und der Erde entstehen kann. — In Deutschland wandten schon Weber und Steinheil Luftleitungen an.
2. Leitungsdraht. Da nächst dem Silber das Kupfer den galvanischen Strom am besten leitet, so nahm man anfangs den Leitungsdraht von Kupfer. Allein der hohe Preis dieses Materials, die dadurch veranlaßten häufigen Diebstähle und die geringe Festigkeit der Leitung — Kupferdraht ist bei gleichem Querschnitt nur halb so fest als Eisendraht — waren Grund genug, daß man die Anwendung des Kupfers für die oberirdischen Leitungen aufgab und an seine Stelle Eisendraht setzte[4]. Die gewöhnliche Stärke desselben beträgt 4 mm. Auf den internationalen Linien ist Eisendraht von 5 mm Durchmesser vorgeschrieben. In besonderen Verhältnissen, wie in Ostindien, wo die auf dem Drahte sich belustigenden Affen eine ganz besondere Verstärkung desselben notwendig machen, ist eine Drahtdicke von 8 mm im Gebrauch.
3. Tragstangen. Der Draht liegt in der Regel auf hölzernen Tragsäulen, die bei Eisendraht je nach der Örtlichkeit und Zahl der Drähte 30–80 m auseinanderstehen und je nach dem Gewichte und der Zahl der daran aufzuhängenden Drähte verschiedene Stärke und Höhe haben. In Deutschland werden vorwiegend kieferne Stangen verwendet. Da aber das Auswechseln der hölzernen Telegraphensäulen und das Umlegen der Leitungen kostspielig und für den Telegraphenbetrieb störend ist, so hat man wiederholt Versuche mit Säulen aus Eisen gemacht. Ihre Festigkeit hat indes den Erwartungen nicht in dem Maße entsprochen, daß eine allgemeine Einführung derselben je beabsichtigt werden könnte.
Große Schwierigkeiten verursacht mitunter die Beschaffung der Leitungsträger in tropischen Breiten, wo bearbeitetes Holz den Angriffen der Feuchtigkeit und der Zerstörungswut gefräßiger Insekten zu unterliegen pflegt. Auf den Philippinen sah man sich genötigt, statt der anfangs verwendeten Stangen aus Palmholz die Leitungen an lebende Bäume zu hängen, wozu der auf dieser Inselgruppe sehr verbreitete Baumwollbaum sich besonders gut eignet.
4. Isolatoren. Da die Telegraphenstangen mit der Erde in leitender Verbindung stehen, die Leitungsdrähte aber, welche von ihnen getragen werden, von dem Erdboden möglichst isoliert sein müssen, so muß zwischen den leitenden Trägern und dem Draht selbst notwendig ein Isolator eingeschoben werden. Als Material zu solchen ist Porzellan besser als Glas. Die Form der Isolatoren ist verschieden.
5. Aufstellung der Leitungen[5]. Die Erbauung oberirdischer Leitungen erfordert zwar Sorgfalt und Sachkenntnis, bietet aber keine besonderen Schwierigkeiten, wenn die Leitung, wie dies in kultivierten Ländern die Regel bildet, dem Zuge bereits vorhandener Straßen folgend, in dem Körper von Landstraßen oder neben dem Damm von Eisenbahnen befestigt werden kann. Schwieriger wird die Sache, wenn für die Leitung quer durchs Gebirge oder am pfadlosen Meeresufer ein Weg geschaffen werden muß, der die Anlage zugleich vor Stürmen, Schneehäufungen, Flugsand und Flut möglichst schützen soll. Bei der Anlage der Telegraphenleitung auf der kurischen Nehrung z. B. hatte man Sanddünen zu überwinden, in deren beweglichem Boden die Stangen nur mit großer Mühe befestigt werden konnten; mit 4 und 5 Pferden gelang es an einzelnen Strecken nicht, mehr als zwei Stangen auf einmal von der Stelle zu schaffen; einigemale gerieten Fuhrwerke derart in den Triebsand, daß die Pferde in aller Eile losgeschnitten werden mußten, um sie vor dem Versinken zu retten. Den Arbeitern bot sich mitunter meilenweit, z. B. auf der 25 km langen Strecke von Memel bis Schwarzort, keine menschliche Wohnung zum Obdach; sie waren gezwungen, außer ihren Werkzeugen und Materialien auch ihre gesamten Lebensbedürfnisse für einige Zeit bei sich zu führen.
Noch größer sind die Schwierigkeiten, welche bei Erbauung von Telegraphenlinien in unkultivierten Ländern überwunden werden müssen. Die sibirische Linie, die quer durch ganz Asien bis nach Wladiwostock am Stillen Ocean führt, die indo-europäische Linie, welche Kaukasien, Persien und Balutschistan durchschneidet, die Telegraphenlinien, welche von Port Augusta nach Port Darwin und von Süd-Australien über Port Lincoln nach Eucla-Bay ziehen, haben unter Bedingungen erbaut werden müssen, welche den Unternehmern reichliche Gelegenheit gaben, ihre Thatkraft und ihren Mut zu bewähren. In Australien z. B. mußten Wüsten, deren Natur zum Teil noch gänzlich unbekannt war, messend durchwandert werden; auf Hunderte von Meilen waren über wegloses Land die Leitungsmaterialien heranzuschaffen; das für Menschen und Pferde unentbehrliche Wasser war nur aus weiter Ferne zu erlangen.
Eine ganz außerordentliche Leistung ist besonders der Bau der über 3000 km langen Strecke von Port Augusta bis Port Darwin. „In einem Jahre und elf Monaten,“ heißt es bei Jung, „mußten 36000 Telegraphenstangen im Gewicht von 5000 t gefällt, zugerichtet und an ihren Bestimmungsort gefahren werden, in einigen Fällen aus einer Entfernung von 560 km. Da man fand, daß das Holz Australiens gegen die im Norden sehr zahlreichen weißen Ameisen nicht widerstandsfähig genug war, importierte man eiserne Pfosten aus England und hatte dieselben durchschnittlich 640 km weit zu schaffen. Außerdem waren 2000 t anderen Materials an ihren Platz zu bringen, und mehrere Tausende von Schafen und Rindern mußten zur Ernährung der Arbeiter auf Entfernungen von 2000 km herbeigetrieben werden. Wege von 16 m Breite waren durch Waldstrecken von 800 km Länge zu bahnen, Baumaterialien, Telegraphenapparate und Vorräte für die zu erbauenden Telegraphenämter mußten beschafft werden.“ Der Bericht über die Erbauung des Südwest-Telegraphen, die von Sir Charles Todd mit der gleichen Energie ausgeführt wurde, mit welcher derselbe bereits den Bau der vorhergenannten Linie geleitet hatte, äußert sich also: „Die ganze Linie, 600 Meilen lang, mit einem Draht, ist innerhalb 12 Monaten errichtet worden, und dies angesichts von Hindernissen, die fast unüberwindlich erscheinen. Eine Spur von 50 Fuß Breite mußte Hunderte von Meilen weit durch den Wald gehauen werden, und selbst dies war nur ein kleiner Teil der Schwierigkeiten, die man besiegen mußte. Auf den ersten Blick schien die schwierige Beschaffung der Mittel für die Reise das ganze Werk nicht zur Ausführung kommen lassen zu wollen. Alle Vorräte mußten gefahren werden, und der Wassermangel, dieser wunde Fleck in so vielen Teilen Australiens, schien das Unternehmen wirklich in Frage zu stellen. Einhundert Pferde wurden angeschafft und dauernd bei dem Baue beschäftigt, obgleich man mehrmals über 145 Meilen von dem nächsten Wasserdepot entfernt war.“ — In Senegambien bereiten der Mangel gebahnter Straßen, die geringe Standfestigkeit des Bodens, die Dichtigkeit der Gebüsche da, wo die Vegetation ein günstigeres Terrain findet, die zu Zeiten sehr hohe Temperatur und die Nachbarschaft feindlicher Eingeborener oder der afrikanischen Löwen der Anlage und Unterhaltung der Telegraphenlinien besondere Schwierigkeiten. Das Material muß auf Mauleseln transportiert werden; der Mangel an Steinen macht es sehr schwer, die Stangen fest einzusetzen oder in dem feuchten Erdreich vor der rasch zerstörenden Nässe zu schützen. Die Instandhaltung ist besonders während der Regenzeit mühevoll. Die gießbachähnlich herabrauschenden Regengüsse und die wütenden Stürme dieser Periode brechen zahlreiche Stangen um und zerstören die Isolatoren. Vielfach werden die Stangen auch vernichtet durch die Feuersbrünste, welche die Eingeborenen entfachen, um ihre Felder mit der Asche der verbrannten Gräser zu düngen. Dagegen sind die böswilligen Beschädigungen der Linien äußerst selten. Die Schwarzen fürchten sich in ihrem Aberglauben, Hand an dieselben zu legen, und glauben überdies, sie seien nur zu dem Zwecke errichtet, um den Europäern als Wegweiser zu dienen. — Aus der Schnelligkeit, mit welcher das Netz der Telegraphenlinien auf Caledonien vergrößert worden ist, darf keineswegs geschlossen werden, daß die Herstellung der Anlagen mühelos vor sich ging. Aus einem Bericht des obersten Telegraphenbeamten der französischen Strafkolonie geht vielmehr hervor, daß die mit der Leitung des Baues betrauten Beamten mit Widerwärtigkeiten der mannigfachsten Art zu kämpfen gehabt haben. Bald herrschte gänzlicher Mangel an Lasttieren, so daß Baumaterial und Lebensmittel bis aus Entfernungen von 80 km von kanakischen Lastträgern herangeschleppt werden mußten; bald Mangel an Trinkwasser, welches man gleichfalls meilenweit herzuholen gezwungen war; bald folgten sich beinahe unpassierbare Sümpfe, dichtverwachsene Wälder, deren Durchlichtung auf 12 m Breite nötig wurde, steiniger Boden, zerrissene Bergketten und breite Einschnitte, welche das Meer bis weit in das Land hinein gebildet hat, unmittelbar in ermüdendem Wechsel aufeinander; in anderen Gegenden wieder waren die nötigen Arbeitskräfte infolge der ansteckenden Krankheiten, welche die Eingeborenen seit der Besitznahme der Insel durch die Europäer scharenweise dahinraffen, durchaus nicht zu beschaffen.
Auf der Insel Sumatra stößt man nach amtlichen Berichten der niederländisch-indischen Telegraphenverwaltung auf große Schwierigkeiten, die Leitungen aufrecht zu erhalten, da sie häufig von den Elefanten zerstört werden. In den Jahren 1874–1877 sind 60 solcher Störungen vorgekommen. Am 25. Mai 1876 wurde die Linie Mnara-Dura-Lahat in einer Länge von drei Pauls gänzlich zerstört; der Draht und die Isolatoren wurden teilweise in die Rohrdickichte verschleppt. Was bei Tag ausgebessert worden war, wurde in drei aufeinander folgenden Nächten wieder zerstört. Außerdem machen es die zahlreichen Tiger, Bären, wilden Büffel u. s. w. äußerst schwierig, die Leitungen in den dichten Urwäldern zu überwachen, während große und kleine Affen auf den Drähten ihre gymnastischen Übungen bewerkstelligen, dieselben zerreißen oder die Isolatoren zerschlagen.
Im Territorium Dakota in Amerika richten die wilden Büffel großen Schaden an, indem sie ihre mächtigen Stirnen sehr heftig an den Telegraphenpfählen reiben.
Außer den Schwierigkeiten, die mit der Aufstellung der Linien schon an sich verbunden sind, gab es in der ersten Zeit der Einführung des Telegraphen auch noch Hindernisse anderer Art zu überwinden: Vorurteile und Aberglauben. Hierfür nur ein paar Beispiele!
Als im Jahre 1848 eine elektromagnetische Linie von Hamburg nach Kuxhaven im Bau begriffen war, legten die Bewohner vieler Ortschaften im Hannöverschen, durch deren Gemarkungen dieselbe ging, bei der Behörde und in öffentlichen Blättern gegen die Durchführung Protest ein, da der Telegraph einen nachteiligen Einfluß auf das Gedeihen der Feldfrüchte ausübe; die Drähte zögen, behaupteten die Bauern, bei aufkommenden Gewittern die Elektricität in solchem Grade ab, daß sich die Gewitterwolken des fruchtbringenden Regens nicht entladen könnten, die Pflanzen müßten also notwendig verdorren; und nicht bloß ihr Eigentum, sogar ihr Leben werde gefährdet, indem die Drähte den Blitz plötzlich anzögen und nicht stark genug wären, selbigen fortzuführen. Auch unterließen sie nicht, einfließen zu lassen, daß sie, die Bauern, eigentlich die kompetentesten Beurteiler in derartigen Fragen seien; denn sie allein hätten von den Gesetzen der Natur infolge täglicher Anschauung einen klaren, gesunden Begriff. Und als am 18. Juli 1849 bei dem Dorfe Warstade ein in der Nähe der Telegraphenlinie befindliches Bauernhaus von einem Blitzstrahle entzündet wurde, konnte man die Bewohner nur mit Mühe abhalten, die Stangen umzuhauen. Die Telegraphenlinie aber mußte, soweit sie durch das Dorf lief, verlegt werden. Es sind dies Vorkommnisse, wie sie gelegentlich auch heute noch sich zutragen. Als 1870 die englischen Telegraphen in Staatsverwaltung kamen und eine bedeutende Erweiterung erfahren sollten, schlossen sich aus irgend welchen Gründen einige Städte von der Wohlthat des neuen Verkehrsmittels aus, indem sie die Drähte nicht in ihr Weichbild hereinzuziehen gestatteten[6].
1. Geschichtliches. Die zahlreichen und erheblichen Störungen, denen die oberirdischen Leitungen ihrer Natur nach ausgesetzt sind, haben schon früh das Verlangen nach unterirdischen Telegraphenverbindungen angeregt. Der erste Gedanke, die Leitung unterirdisch zu führen, tauchte nachweislich 1774 auf. Lesage in Genf wollte dazu glasierte Thonröhren benützen, die von Toise zu Toise Scheidewände aus glasiertem Thon oder Glas enthielten. Die Scheidewände hatten Löcher, und diese bildeten die Lager für die durchzuziehenden Drähte. 1794 schlugen Deutsche, Namens Reusser und Böckmann, unterirdische Leitungen vor; 1816 hatte Ronalds in England einen Draht in Glasröhren geführt. Hierauf versuchten noch mehrere Physiker das Problem der unterirdischen Leitung zu lösen, bis Jacobi im Jahre 1842 auf dem Admiralitätsplatz zu Petersburg eine 2835 m lange Leitung in Glasröhren legte. Ein befriedigendes Resultat wurde indes auf diesem Wege nicht erreicht.
In Amerika hatte Morse 1837 vorgeschlagen, den Leitungsdraht in eiserne Röhren zu legen; aber auch auf diese Weise gelang es nicht, den Draht vollkommen zu isolieren. Da empfahl 1846 der damalige Artillerie-Lieutenant Werner Siemens die von dem englischen Arzte Dr. Montgomery (in Singapore) nach Europa gebrachte Guttapercha als einen zur Isolierung der Leitungsdrähte vollständig geeigneten Körper[8]. Die angestellten Versuche ergaben ein befriedigendes Resultat, und so entschloß sich die preußische Regierung im Jahre 1847, die mit Guttapercha isolierten Leitungsdrähte in einem größern Maßstabe anzuwenden; es wurden ca. 2250 km gelegt. Leider wurde mit diesen unterirdischen Leitungen der Zweck nicht vollständig erreicht; denn bei dem gänzlichen Mangel an Erfahrungen über die Eigenschaften des zur Verwendung kommenden Materials, bei den damals noch sehr unvollkommenen Maschinen zur Herstellung des Überzuges und durch die Übereilung, mit der die Linien angesichts der drohenden politischen Verhältnisse damals eingeführt wurden, hatten sich viele Mängel eingeschlichen, infolge deren diese Linien nach einiger Zeit den Dienst fast ganz versagten. Durch diese Erfahrungen zurückgeschreckt, verließ man nun in Preußen das System der unterirdischen Leitung.
Ähnlich wie in Preußen ging es mit den unterirdischen Leitungen in anderen Ländern, so in Österreich, Sachsen, Dänemark und Rußland; überall wurden dieselben nach kurzer Zeit wieder beseitigt.
Die Fachmänner verloren indes die Sache nicht aus dem Auge, und so kam es denn im Jahre 1876 wiederum zur Anlage unterirdischer Telegraphenlinien, und zwar, dank der Energie des Generalpostmeisters Dr. von Stephan, zuerst in Deutschland.
Am 13. März 1876 wurde hier der Bau eines unterirdischen Telegraphennetzes in Angriff genommen und am 26. Juni 1881 vorläufig abgeschlossen. Dasselbe verbindet nicht weniger als 221 Städte, darunter alle bedeutenderen Waffen-, See- und Handelsplätze des Landes. Die zur Verlegung gekommenen Kabel haben eine Gesamtlänge von rund 5500 km, und die in den Kabeln enthaltenen Leitungen haben eine solche von über 37000 km. Im ganzen sind 58 Monate auf die Ausführung verwendet worden und Kosten im Gesamtbetrage von über 30 Millionen M. entstanden. Die Kabel sind zur Hälfte aus der Fabrik von Felten und Guilleaume in Mülheim a. Rh., zur andern Hälfte aus der von Siemens und Halske in Berlin hervorgegangen.
In den übrigen Staaten schenkte man diesem Vorgehen Deutschlands die größte Aufmerksamkeit, und nachdem das große Werk glücklich zu Ende gebracht worden, entschloß sich zuerst Frankreich, dem gegebenen Beispiele zu folgen. Im Jahre 1884 waren denn in diesem Lande bereits etwa 2500 km mit rund 18000 km Leitung gelegt.
Andere Länder haben es vorerst noch nicht über sich gebracht, Deutschland und Frankreich in dieser Beziehung nachzuahmen.
2. Der Leitungsdraht. Bei unterirdischen Leitungen hat aus mehrfachen Gründen der Kupferdraht den Vorzug vor einem Eisendraht von gleicher Leitungsfähigkeit. Man verwendet dazu möglichst reines Kupfer, weil die Leitungsfähigkeit von der chemischen Reinheit des Materials wesentlich abhängt. Da es schwer hält, längere Kupferdrähte herzustellen, welche auf der ganzen Länge frei sind von weicheren oder spröden Stellen, die später leicht zu einem Bruch führen können, so setzt man häufig den Leitungsdraht aus 3–7 feineren kupfernen Drähten zusammen, die man nach Art eines Seiles zu einem einzigen Strange, der sogenannten Litze, vereinigt.
Bei dem geringen Widerstand, den das Kupfer dem galvanischen Strom entgegensetzt, reicht man mit einer verhältnismäßig dünnen Kupferader aus, um selbst auf bedeutende Strecken mit Sicherheit die telegraphische Korrespondenz zu besorgen. Bei den Kabeln des Deutschen Reiches gebraucht man Kupferlitzen aus 7 Drähten von je 0,7 mm.
3. Isolieren des Leitungsdrahtes. Als Isolationsmaterial des Leitungsdrahtes verwendet man gegenwärtig fast nur ganz reine Guttapercha oder Kautschuk[9], in einzelnen Ländern auch wohl Asphalt.
4. Schutzmittel für unterirdische Leitungen. Die Erfahrung hatte bald gelehrt, daß die von Guttapercha oder Kautschuk umgebenen Leitungsdrähte, wenn sie direkt in die Erde gelegt wurden, vielfachen Beschädigungen ausgesetzt waren. Man legte sie deshalb in hölzerne Rinnen und umgab sie mit einem geteerten Hanfseile; aber auch diese Schutzmittel, wie manche andere, die noch zur Anwendung kamen, erwiesen sich den Beschädigungen gegenüber, welchen die Erdkabel ausgesetzt sind, unwirksam. Selbst die Verwendung von eisernen Röhren, in welche die Leitungsdrähte einzeln lose eingezogen wurden, hat als Schutzmittel der letzteren keinen dauernden Bestand gehabt, weil bei einer größern Anzahl von eingezogenen Drähten die Auswechslung eines beschädigten Drahtes stets mit der Beschädigung anderer Drähte verbunden war. Seitdem verwendet man bei unterirdischen Leitungen nicht mehr einzelne mit isolierendem Material versehene Drähte, sondern vereinigt dieselben zu einem einzigen Strange oder Kabel, das man zum Schutze gegen äußere Angriffe mit einer metallenen Hülle, in der Regel einem seilartigen Überzuge von eisernen Drähten versieht.
Fig. 8. Deutsches siebenadriges Erdkabel.
a Die Leitungsader, 7 Kupferlitzen.b Die Leitungsader, mit Guttapercha umsponnen.c Die erste Umspinnung mit Hanf in Längsfäden.d Die zweite Umspinnung mit Hanf.e Die eisernen Schutzdrähte.f Hanf-Asphalt-Überzug.
5. Konstruktion der Erdkabel des Deutschen Reichs. Das Erdkabel der unterirdischen Leitungen des Deutschen Reichs enthält, wie Fig. 8 zeigt, sieben voneinander isolierte einzelne Guttapercha-Adern von je 5,2 mm äußerm Durchmesser, also sieben getrennte Drahtleitungen. Eine jede dieser Adern hat eine Kupferlitze von sieben Drähten, und jeder dieser Drähte hat einen Durchmesser von 0,7 mm. Diese sieben Kupferdrähte gruppieren sich so, daß ihrer sechs um den siebenten verseilt sind und so eine einzige leitende Litze entsteht. — Jede dieser Litzen erhält zuerst einen Überzug von sogen. Chatterton-Masse, dann eine Lage Guttapercha, nun wieder eine Lage Chatterton-Masse und zuletzt noch eine Lage Guttapercha, also im ganzen zwei Lagen Chatterton-Masse und zwei Lagen Guttapercha.
Die sieben Guttapercha-Adern werden dann wieder derart zu einem Strange, der Kabelseele, vereinigt, daß ihrer sechs um den Siebenten verseilt werden. Nun erhält die Kabelseele eine doppelte Lage von geteertem Hanfgarne von 6 mm Stärke, und erst um diese legt sich die äußere Armatur von 18 verzinkten Eisendrähten von je 3,8 mm Dicke.
Das so hergestellte Kabel wird nun asphaltiert, nochmals mit 1,5 mm dickem Garn umsponnen und diese Garnhülle mit einer Schicht von Clarks Compound überzogen. Schließlich erhält das Kabel, um das Aneinanderkleben der einzelnen Lagen beim Aufwickeln zu verhindern, noch einen Anstrich von Kalkmilch. — Die Flußkabel für die großen Linien unterscheiden sich nur dadurch, daß sie noch eine zweite Rüstung von 8,6 mm starkem verzinktem Eisendraht erhalten.
6. Legung unterirdischer Kabel. Die unterirdischen Kabel sind für gewöhnlich in einen mindestens 1 m tiefen Graben zu versenken. Zur Ausschachtung und nachherigen Wiederausfüllung dieses Grabens sind zwei größere Erdarbeiter-Kolonnen erforderlich, welche durch eine kleinere dritte, die eigentliche Auslegung des Kabels besorgende Arbeiter-Abteilung getrennt sind. Zur Legung des Kabels dient ein besonderer Wagen, auf welchen der Haspel mit der bestimmten Kabellänge so aufgelegt wird, daß letzterer, um eine feste Achse sich drehend, das Kabel abrollt. Sind zwei Kabelstücke gelegt, so werden die aneinanderstoßenden Enden in der Art miteinander verbunden, daß die entsprechenden Kupferadern in sichern metallischen Kontakt kommen. Nach Herstellung der Verbindung wird die Lötstelle in Bezug auf ihre Isolation geprüft, mit der vorher abgelösten Hanfumspinnung wieder überkleidet und sodann eine eiserne Muffe darüber gezogen.
Hat das Kabel ein Eisenbahngeleise zu kreuzen, so wird dasselbe unter dem Geleise durchgezogen.
Ist es nicht thunlich, das Kabel hinreichend tief zu versenken, so wird die Sicherstellung gegen mechanische Verletzung durch Umkleidung mit eisernen Röhren, diejenige gegen die Einwirkung der Luft durch Umhüllung mit Schlackenwolle bewirkt, welche durch geringe Wärmeleitungsfähigkeit ausgezeichnet ist.
Die bei der Überschreitung von Wasserläufen zur Verwendung kommenden Flußkabel erhalten an solchen Stellen, wo sie gegen Schiffsanker gesichert werden müssen, noch eine Umkleidung von starken, gußeisernen, verzinkten Muffen von je 50 cm Länge, welche zu einem biegsamen, das Kabel umschließenden Rohr miteinander verbunden werden.
7. Statistik der unterirdischen Leitungen. Ein ausgebildetes Netz unterirdischer Linien besitzt dermalen nur das Deutsche Reich mit rund 5500 km Linien und 37600 km Leitungen. Die einzelnen Linien und Leitungen desselben betrugen Ende 1881 in Kilometern:
Linien.
Leitungen.
Berlin-Halle-Kassel-Frankfurt a. M.
595
4166
Halle a. d. S.-Leipzig
35
141
Berlin-Hamburg I
298
2086
Desgleichen II
298
2086
Hamburg-Kiel
100
701
Frankfurt a. M.-Straßburg
263
1839
Berlin-Magdeburg-Hamm-Köln
693
4852
Barmen-Köln
55
220
Hamburg-Kuxhaven
131
523
Hamburg-Bremen-Oldenburg-Emden
285
1992
Bremen-Bremerhaven
59
237
Sande-Wilhelmshaven
11
45
Köln-Koblenz-Trier-Metz
326
2281
Köln-Mainz
92
642
Metz-Straßburg
186
1299
Berlin-Dresden
236
1654
Berlin-Breslau
369
2585
Berlin-Thorn
418
2926
Berlin-Stettin
155
1087
Thorn-Danzig
230
1607
Danzig-Königsberg
189
1325
Stettin-Danzig
368
2578
Köln-Aachen
71
498
Kiel-Flensburg
—
86
Flensburg-Hoyer
—
62
Im ganzen waren an unterirdischen Leitungen am Schlusse des Jahres 1881 vorhanden:
Länder.
Länge (in Kilometern)
der Kabel.
der Leitungsdrähte.
1.
Deutschland
5615,
94
37932,
39
2.
Österreich-Ungarn
29,
52
511,
03
3.
Belgien
11
232
4.
Dänemark
3
79
5.
Frankreich (einschließlich der überseeischen Besitzungen
[10]
)
850,
97
11880,
49
6.
Großbritannien und Irland
771,
19
17700,
34
7.
Niederlande
95,
80
591,
50
8.
Rumänien
11,
38
56,
12
9.
Rußland
202,
50
250,
10
10.
Schweiz
45,
60
327,
10
Die Gesamtlänge der unterirdischen Kabel beträgt somit rund 7500 km, die der unterirdischen Leitungsdrähte fast 70000 km.
1. Geschichtliches. Die Telegraphenleitung unter Wasser fortzuführen, suchte zuerst Soemmerring 1809 möglich zu machen. Ernster machte sich Soemmerrings Freund, Baron Schilling von Kannstadt, an die Herstellung eines elektrischen Leitseils, mit welchem man durch feuchte Erde und Wasser zu telegraphieren und Pulver zu entzünden vermöchte, und im Herbste des Jahres 1812 führte er in Petersburg in Gegenwart des Kaisers Alexander durch das Wasser der Newa hindurch wirklich Sprengungen aus. Größere Versuche mit der Versenkung einer Telegraphenleitung in Wasser machte Schilling 1836, und diese hätten beinahe schon damals zur Anlage eines unterseeischen Telegraphen zwischen Kronstadt und Peterhof geführt[11]. Die erste wirkliche Leitung unter Wasser scheint Dr.O’Shaugessy 1839 in der Nähe von Calcutta durch einen Arm des Ganges gelegt zu haben. 1840 bereits trat Wheatstone mit einem Plan zur Verbindung von Dover und Calais hervor, und 1843 regte Morse die unterseeische Verbindung Amerikas und Europas an. Allein man kannte damals noch nicht die isolierende Eigenschaft der Guttapercha, und so kam auch weder der Vorschlag Wheatstones, noch der von Morse zur Ausführung. Als jedoch in der Guttapercha ein Material gefunden worden war, welches zur Isolation des Leitungsdrahtes sich vorzüglich eignet und dabei leicht zu behandeln ist, da war das Haupthindernis der Unterseeleitung überwunden. Weder größere Flüsse und Meeresarme, noch selbst die Oceane konnten von jetzt an der Herstellung einer telegraphischen Verbindung zwischen den dadurch getrennten Ländern unübersteigliche Hindernisse entgegensetzen.
Im Januar 1849 wurden, nachdem Pläne und Versuche von Wheatstone, Morse, Armstrong, Siemens und Play in dieser Beziehung ausgeführt waren, zuerst durch den Engländer Walker, den Dirigenten des Telegraphen der Südwest-Eisenbahngesellschaft, auf einer über 2 Meilen langen Seeleitung ohne alle Schwierigkeiten telegraphische Depeschen gegeben. Durch derartige Versuche ermutigt, beschloß J. Brett, ein sehr geschickter Techniker und ein Mann von großem Unternehmungsgeiste, Dover mit Calais unterseeisch zu verbinden. Nachdem er von der französischen Regierung ein Patent auf 10 Jahre für die Herstellung submariner Leitungen zwischen Frankreich und England erhalten hatte, bildete er eine Aktiengesellschaft und begann die Fabrikation des Leitungsdrahtes. Am 28. August 1850 wurde der sechs deutsche Meilen lange Telegraphendraht, 2½ mm dick und mit einer Hülle von Guttapercha umgeben, glücklich ins Meer versenkt (das Jahr 1850 kann daher als das Geburtsjahr der unterseeischen Telegraphie gelten); leider aber zerriß derselbe wenige Tage nachher. Die Gesellschaft ließ nun ein viel stärkeres, 180000 Mark kostendes Tau verfertigen, dessen Kern aus vier mit Guttapercha überzogenen Drähten bestand, und das mit zehn galvanisierten Eisendrähten überzogen war. Die Legung dieses ca. 12 cm dicken Kabels begann am 25. September 1851 und gelang in drei Tagen vollständig.
Damit hatte die unterseeische Telegraphie festen Boden gewonnen. Schon 1852 wurden England und Schottland mit Irland, Fünen mit Seeland und Jütland, England mit Belgien und Holland, 1854 Seeland mit Schweden, Italien und Sardinien mit Corsica verbunden.
Bei allen diesen mit mehr oder weniger Glück durchgeführten Verbindungen wurden reiche Erfahrungen gesammelt und die Technik der elektrischen Telegraphie sehr verbessert. Was war nun natürlicher als der Gedanke, die Alte und die Neue Welt durch ein Kabel miteinander zu verknüpfen? Der Amerikaner Cyrus Field faßte denn bereits 1854 den Plan, zwischen Amerika und Europa eine telegraphische Verbindung zur Ausführung zu bringen. Am 6. August 1857 begann auch schon die Legung des Kabels von der Insel Valentia aus im Südwesten von Irland; aber das Tau riß am 11. August, 274 englische Meilen von der Küste. Das teure Lehrgeld schreckte jedoch weder Engländer noch Amerikaner zurück, und von nun an schien ihnen das Glück auch hold zu sein. Am 5. August 1858 tauschten Amerika und Europa die erste telegraphische Botschaft aus. Der Präsident der Vereinigten Staaten und die Königin Victoria von England hatten sich in unterseeischen Depeschen zur Vollendung des großen Werkes beglückwünscht; die parlamentarischen Körperschaften, die Presse, die Litteratur und die Dichtkunst hatten gewetteifert, das Kabel als eine Bürgschaft des Friedens und einen Hebel für die Annäherung der Völker zu feiern.
sang ein amerikanischer Poet; mit gleicher Begeisterung erwiderte der elsässische Pfarrer Adolf Stöber:
Die Leistungsfähigkeit des Kabels ließ indes bald nach, es traten Störungen ein, und am 1. September 1858 versagte es gänzlich den Dienst.
Während der drei Wochen, die das Kabel in Thätigkeit gewesen, hatten im ganzen 400 Telegramme mit zusammen 4359 Wörtern Beförderung erhalten. 4359 Wörter für 8 Millionen Mark — soviel hatte das Unternehmen gekostet — jedes Wort also über 1800 Mark! Gewiß die höchste Depeschengebühr, die je vorgekommen ist![13]
Der Physiker Babinet, der das ganze Unternehmen der Kabellegung für wahnsinnig erklärt hatte, schien recht zu haben. Das Werk ruhte nun jahrelang, und der Plan des amerikanisch-sibirischen Telegraphen trat an seine Stelle, bis 1865 durch Cyrus Field, den Hauptförderer der atlantischen Kabellegung, ein neuer Versuch unternommen wurde. Man hatte das Kabel weit sorgfältiger, nach ganz neuen Principien gearbeitet und zu dessen Abwicklung das berühmte Riesenschiff „Great Eastern“ gemietet. In Bezug auf Festigkeit und Isoliertüchtigkeit ließ der neue Draht, der das Gewicht von 82000 Centnern repräsentierte, nichts zu wünschen übrig, und am 23. Juli 1865 begann dessen Legung von Valentia aus. Schon war man 1000 Meilen von Valentia mit dem Kabel nach Westen vorgedrungen, da riß es abermals und war trotz vieler Mühe nicht mehr zu finden. Errungen wurde der große Sieg endlich 1866; abermals lief der „Great Eastern“ am 13. Juli von Valentia aus, glücklich versenkte er seine Last in den Ocean, und am 27. Juli war Trinity Bay auf Neufundland erreicht und damit die dauernde Verbindung hergestellt. Den umfassendsten Gebrauch von der neuen Kabelleitung machte sofort der New-Yorker Herald. Denn schon den nächsten Tag nach dieser denkwürdigen Errungenschaft des menschlichen Geistes ließ sich die genannte Zeitung auf diesem neuen Wege die vollständige Rede zugehen, die König Wilhelm von Preußen nach der Rückkehr von Sadowa vor seinem Landtage hielt. Das Telegramm kostete 36000 Francs[14].
Gleich nach Vollendung der Kabellegung wurde auch das 1865 verlorene Kabel wieder aufgefunden, und Europa und Amerika hatten nun eine doppelte telegraphische Verbindung. Seitdem arbeiteten beide Kabel, trotz mehrfacher Unterbrechungen, lange zur vollsten Zufriedenheit, und die Gesellschaft konnte, obgleich die Unternehmungen von 1857 und 1858 350000, die von 1865 und 1866 je 600000 Pfd. St. gekostet hatten und die anfängliche Beförderungsgebühr von 20 Pfd. für 20 Wörter wiederholt herabgesetzt worden war, für das Jahr 1869 über 24% Dividende zahlen.
Neue Unternehmungen in großem Stile folgten nun rasch nacheinander und wurden nach mancherlei Wechselfällen auch glücklich durchgeführt.
2. Fabrikation unterseeischer Kabel. Es ist klar, daß je nach dem Zwecke, für den ein Telegraphenseil bestimmt ist, die Zusammensetzung desselben sehr verschieden sein wird. Ob ein oder mehrere voneinander isolierte Leitungsdrähte den innern Kern bilden sollen, ob das Kabel in bedeutende Tiefen versenkt werden muß, oder ob es für seichte Gewässer bestimmt ist, ob dasselbe der Gefahr von besonderen Beschädigungen ausgesetzt ist oder nicht, all das ist auf die Zusammensetzung des Kabels von wesentlichem Einfluß.
Als Leiter wird für Kabel durchweg Kupfer verwendet. Dasselbe besitzt eine große Leitungsfähigkeit, so daß die Drähte dünn genommen werden können. Infolge davon ist weit weniger Guttapercha, deren Preis sehr hoch ist, als bei Eisendraht erforderlich. Außerdem verträgt der Kupferdraht eine geringe Dehnung ohne Nachteil. Zu größerer Sicherheit gegen einen vollständigen Bruch des Leiters nimmt man gewöhnlich nicht einen einfachen Draht, sondern man vereinigt mehrere (4–7) dünnere Drähte zu einer einzigen metallischen Litze, bei welcher der leitende Zusammenhang noch erhalten bleiben kann, wenn selbst einer der Drähte oder mehrere reißen.
Als isolierende Hülle dient Guttapercha. Da aber bei einem so vielen Unfällen ausgesetzten und nach geschehener Legung nicht mehr erreichbaren unterseeischen Kabel die Isolation des Leitungsdrahtes möglichst vollkommen sein muß, so begnügt man sich nicht mehr mit einer doppelten Umpressung des Kupferdrahtes mittels der Guttapercha, sondern man überzieht ihn mindestens dreimal und bringt außerdem zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Guttapercha-Schichten noch besondere flüssige Isolationsmittel an, damit dieselben nicht bloß in die einzelnen Poren der Guttapercha dringen, sondern auch durch ihre Klebrigkeit die Schichten von Guttapercha fest miteinander vereinigen. Ja auch zwischen den Draht und die erste Lage Guttapercha giebt man vielfach behufs Ausschließung der Luft und zur Verhütung der Blasenbildung durch dieselbe eine isolierende Mischung (z. B. Chatterton-Masse).
Die mit dem Isolationsmateriale umpreßten metallischen Adern werden schließlich zur Sicherung gegen äußere Beschädigungen mit einer Hanfumwicklung und einer Hülle starker Eisendrähte oder auch statt dieser letzteren nach dem Vorschlage von Siemens mit einem Überzuge von dünnen kupfernen Bändern versehen.
Die Hauptfabrikanten solcher Kabel sind in England: Newall & Co.; Henley, India Rubber, Gutta Percha and Telegraph Works Company, Siemens Brothers, Submarine Telegraph Company, Telegraph-Construction and Maintenance Company; in Deutschland: Felten & Guilleaume zu Köln, Siemens & Halske in Berlin; in Frankreich: Rattier & Co., ferner Menier in Paris.
Die Fabrik von Felten & Guilleaume zu Köln geht bei der Fabrikation der Guttapercha-Drähte und Kabel mit ganz besonderer Vorsicht zu Werke, weshalb denn auch ihre Kabel über den ganzen Kontinent verbreitet sind.
In den folgenden zwei Figuren (9 u. 10) sind Ansichten und Querschnitte zweier Tiefseekabel dargestellt.
3. Legung unterseeischer Kabel[15]. Die Legung eines Unterseekabels ist immer eine höchst schwierige Aufgabe; dem Scharfsinn und der Energie der Seeleute, Ingenieure und Telegraphentechniker werden hierbei nicht geringe Aufgaben gestellt.
Fig. 9.
Zweites transatlantisches Kabel von 1865.
Fig. 10.
Malta-Alexandria- Kabel.
a Kupferdraht.b Guttapercha, 4 Lagen.c Geteerter Hanf.d Mit Hanf umsponnener Eisendraht.
Nach der gewöhnlichen Art des Einlegens submariner Leitungen wird das Kabel auf ein Schiff gebracht. Schon diese Operation und die genaue Einlegung des letztern in konzentrische Ringe macht wegen der enormen Last und der Steifheit des Kabels große Schwierigkeiten. Dann ist bereits vor der Versenkung der mit dem Tau einzuschlagende Weg genau festzustellen und zu diesem Behufe Tiefe, Beschaffenheit und Gestalt des Meeresbodens durch Sondierungen möglichst genau zu erforschen. Die Landungspunkte namentlich sollen möglichst frei von Brandung und Klippen sein, auch keinen guten Ankergrund bieten, damit das Tau nicht durch Schiffsanker verletzt werde. Ist das alles geschehen und das Küstenkabel auf dem Lande befestigt, so fährt das Schiff die projektierte und genau sondierte Linie entlang, wobei man das Tau nach und nach ins Wasser hinabläßt, in welchem es durch sein eigenes Gewicht niedersinkt und so auf dem Grunde sich festlegt. Dabei ist es besonders notwendig, die Schnelligkeit, mit welcher das Kabel vom Schiffe ins Wasser sinkt, zu regulieren. Denn dieselbe würde sonst sehr bald außerordentlich groß und weit größer als die des Schiffes werden; infolgedessen würde aber das Tau in verschlungenen Ringen statt in einer nahezu Geraden sich niederlegen, überdies würde es durch die Reibung in hohem Grade leiden und sich selbst und das Schiff beschädigen.