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Die vorliegende Zusammenstellung von einhundert ausgewählten Sprüchen des für seine Weisheit hochberühmten vierten Kalifen Ali ibn Abi Talib ist eine Fundgrube islamischer Weisheit und Spiritualität. Raschid-ad-Din Watwats Werk wurde im Jahre 1837 ins Deutsche übertragen und liegt mit diesem Buch in einer neubearbeiteten Ausgabe wieder vor.
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Seitenzahl: 83
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Vorrede.
Spruch: Würde die Decke weggezogen, ich gewönne dadurch nicht an Gewißheit.
Spruch: Die Menschen schlafen; wenn sie aber sterben, dann wachen sie auf.
Spruch: Die Menschen sind ihrer Zeit ähnlicher, als ihren Vätern.
Spruch: Nie ging ein Mann zugrunde, der erkannte was er galt.
Spruch: Jedermann gilt, was er versteht.
Spruch: Wer sich selbst erkennt, der hat dadurch auch Gott erkannt.
Spruch: Der Mensch ist unter seiner Zunge verborgen.
Spruch: Wessen Zunge süß redet, der hat Freunde in Menge.
Spruch: Durch Wohltaten macht man den Freien zum Sklaven.
Spruch: Des Geizigen Schätzen verheiße Verderben, oder einen Erben.
Spruch: Sieh nicht den an, der gesprochen, sieh das an, was er gesprochen.
Spruch: Ungeduld in Trübsal ist des Unglücks Vollendung.
Spruch: Kein Glück (eigentl. Erlangung des Gewünschten) bei Ungerechtigkeit.
Spruch: Kein Lob bei Hochmut.
Spruch: Keine Wohltätigkeit bei Geiz.
Spruch: Keine Gesundheit bei Gefräßigkeit.
Spruch: Keine Standeshöhe bei Geistesrohheit.
Spruch: Keine Möglichkeit, Unerlaubtes zu meiden, bei sündiger Begierde.
Spruch: Keine Ruhe bei Neid.
Spruch: Keine Freundschaft mit einem Streitsüchtigen.
Spruch: Keine Herrschaft bei Rachsucht.
Spruch: Kein Besuch bei Unfreundlichkeit.
Spruch: Eine Sache recht machen und andere nicht um Rat fragen, sind zwei unverträgliche Dinge.
Spruch: Kein Edelsinn bei einem Lügner.
Spruch: Keine Treue bei einem Launischen.
Spruch: Keine höhere Ehre, als gottesfürchtig zu sein.
Spruch: Keine höhere Würde als die, ein Muslim zu sein.
Spruch: Keine bessere Feste als die Frömmigkeit.
Spruch: Kein wirksamerer Fürsprecher als die Bekehrung.
Spruch: Kein schöneres Kleid als das des Wohlbefindens.
Spruch: Keine unheilbarere Krankheit als Geistesbeschränktheit.
Spruch: Keine schwerere Krankheit als Unverstand.
Spruch: Deine Zunge fordert das von dir, woran du sie gewöhnt hast.
Spruch: Der Mensch ist der Feind dessen was er nicht versteht.
Spruch: Gottes Gnade über den, der da weiß, was er gilt, und seinen Kreis nie überschreitet.
Spruch: Wiederholte Abbitte ist Erinnerung an das Vergehen.
Spruch: Zurechtweisung vor mehreren ist Schmähung.
Spruch: Bei reifem Verstand ist des Redens wenig.
Spruch: Der Fürbitter ist der Flügel des Wünschenden.
Spruch: Heuchelei ist Selbsterniedrigung.
Spruch: Das Glück des Unwissenden ist wie eine Aue auf einer Düngerstätte.
Spruch: Ungeduld ist beschwerlicher als Geduld.
Spruch: Wer gebeten wird, ist ein freier Mann, bis er verspricht.
Spruch: Der furchtbarste Feind ist der von euch, welcher seine Anschläge am besten verbirgt.
Spruch: Wer nach dem strebt, was ihn nichts angeht, dem entgeht das, was ihn etwas angeht.
Spruch: Wer Verleumdung anhört, ist der zweite Verleumder.
Spruch: Erniedrigung begleitet die Habsucht.
Spruch: Ruhe begleitet die Hoffnungslosigkeit.
Spruch: Getäuschte Hoffnung begleitet die Begierde.
Spruch: Der Spaßmacher zieht sich unfehlbar Groll und Geringschätzung zu.
Spruch: Der Sklave seiner Begierde ist niedriger als der Sklave seines Herrn.
Spruch: Der Neidische zürnt auf Schuldlose.
Spruch: Die Überwältigung legt hinlängliche Fürbitte ein für den Schuldigen.
Spruch: Gar mancher bemüht sich um Schädliches.
Spruch: Verlaß dich nicht auf Wünsche; denn sie sind die Kapitale der Einfältigen.
Spruch: Die Hoffnungslosigkeit ist eine Freie, die Hoffnung eine Sklavin.
Spruch: Die Ahnung des Klugen ist Weissagung.
Spruch: Wer da betrachtet, der nimmt auch zu Herzen.
Spruch: Feindschaft gibt vollauf zu tun.
Spruch: Wenn dem Geist Gewalt geschieht, so erblindet er.
Spruch: Artigkeit ist die äußere Erscheinung des Verstandes.
Spruch: Der Gierige ist schamlos.
Spruch: Wessen Untere weich sind, dessen Obere sind hart.
Spruch: Derjenige, der sich führen läßt wie ein liederliches Weib (sich von anderen für deren Zwecke um Geld kaufen läßt), ist schamlos, und seine Sprache ist anstößig.
Spruch: Wohl dem, der sich durch anderer Beispiel warnen läßt.
Spruch: Die Weisheit ist das verlorene Kamel des Gläubigen.
Spruch: Die Bosheit vereinigt in sich die schlimmsten Fehler.
Spruch: Immer ja sagen, ist Heuchelei, – immer nein, Haderei.
Spruch: Gar manche Hoffnung geht leer aus.
Spruch: Gar manches Hoffen führt zum Nichterlangen.
Spruch: Gar mancher Gewinn führt zu Verlust.
Spruch: Gar mancher Wunsch lügt.
Spruch: Der Übermut treibt ins Verderben.
Spruch: Jedem Schluck ist etwas beigemischt, was den Atem versetzt, jedem Bissen etwas, was die Kehle zuschnürt.
Spruch: Wer zu sehr die Folgen bedenkt, kann nicht mutig sein.
Spruch: Wenn des Himmels Beschlüsse eintreffen, gehen der Menschen Anschläge in die Irre.
Spruch: Wenn das Geschick kommt, wird die Vorsicht unnütz.
Spruch: Wohltaten schneiden die Zunge ab.
Spruch: Der wahre Adel beruht auf Kenntnissen und Bildung, nicht auf Abstammung und Herkunft.
Spruch: Der edelste Teil feiner Bildung ist Artigkeit.
Spruch: Der höchste Adel ist vollendete Bildung.
Spruch: Die größte Armut ist der Unverstand.
Spruch: Nichts ist zurückscheuchender als Selbstsucht.
Spruch: Der größte Reichtum ist der Verstand.
Spruch: Der Habsüchtige liegt in den Banden der Verachtung.
Spruch: Verhütet das Entfliehen der Glücksgüter; denn nicht jeder Flüchtling läßt sich zurückbringen.
Spruch: Die meisten Niederlagen erleidet die Vernunft unter den Blitzstrahlen der Begierde.
Spruch: Wer sich von der Wahrheit schlagen läßt, wird glücklich.
Spruch: Wenn ihr in Dürftigkeit geratet, so macht durch Almosen einen Handel mit Gott.
Spruch: Wer von zu weichem Holz ist, dessen Äste werden abgestreift.
Spruch: Der Unverständige trägt das Herz im Mund.
Spruch: Der Verständige trägt die Zunge im Herzen.
Spruch: Wer sich von Hoffnungen gängeln läßt, der stürzt ins Verderben.
Spruch: Wenn der Vorderzug der göttlichen Wohltaten bei euch eintrifft, so verscheucht nicht den Hinterzug derselben durch Undankbarkeit.
Spruch: Bekommst du deinen Feind in deine Gewalt, so laß seine Begnadigung den Dank für die Verleihung dieser Gewalt sein.
Spruch: Niemand verbarg je etwas in seinem Innern, das nicht in seinen unüberlegten Worten und Mienen hervorgetreten wäre.
Spruch: O Gott, vergib uns die sträflichen Augenwinke und die verwerflichen Worte, die Gelüste des Herzens und die Verirrungen der Zunge.
Spruch: Der Geizige macht sich übereilt selbst zum Armen: in dieser Welt lebt er wie die Armen, und in jener muß er Rechenschaft ablegen wie die Reichen.
Spruch: Die Zunge des Verständigen liegt hinter seinem Herzen.
Spruch: Der Verstand des Toren liegt hinter seiner Zunge.
Anhang I: Zerstreute Perlen.
Anhang II.
DA diese Sammlung der Inbegriff seiner1 unvergleichlichsten Redesterne und wundergleichsten Sinnesperlen ist, seine einhundert erlesenen Sprüche, von denen er einen jeden tausend anderen gleichgeachtet, eigenhändig niedergeschrieben und den Menschen zur Erinnerung hinterlassen: so habe ich in meiner Niedrigkeit, – ich der Zögling des Hauses und der Pflegling der Familie des hochthronenden Fürsten, des Herrschers und Herrschersohns, des verehrten Monarchen und Monarchensohns, des Gelehrten und Gerechten, des Kraftbegabten und Sieggekrönten, der da ist der Glanz der Welt und der Religion, die Krone des Islam und der Muslime, der Stolz der Könige und Sultane, der Pol der Herrschaft, der Ruhm der Gemeinschaft und die Zierde ihrer Glieder, das Rüstzeug des Kalifats, der Schirmvogt des Reichs, der Herr der Könige des Morgen- und Abendlandes, die Sonne der Großtaten, Sultan-Schah Abulqasim Mahmud, Sohn des Choresm-Schah2 Il-Arslan, Enkel des Choresm-Schah Muhammad, die rechte Hand des Fürsten der Gläubigen (Gott verherrliche seine Mannen und erhöhe seine Macht!) – so habe ich es für Pflicht gehalten, jene einhundert Sprüche als Geschenk für seine wohlausgestattete Büchersammlung (möge er, lange Jahre lebend, sie stets in diesem Zustand erhalten und mit seinem gnädigen Besuch beehren!) in zwei Sprachen, der arabischen und persischen, zu erklären und am Ende der Erklärung jedes Spruches einen von mir selbst gedichteten und zu jenem Spruch passenden Doppelvers anzuführen, damit diese Sammlung desto allgemeineren und größeren Nutzen stifte, und beide, die Freunde der gebundenen und die der ungebundenen Rede, sie mit Vergnügen lesen mögen. Schließlich hoffe ich, daß diesem Geschenk eine geneigte Aufnahme und meiner Wenigkeit durch dieses Glück ewiger Ruhm und doppelweltliche (in dieser und in jener Welt zu genießende) Ehre zuteil werden wird. Du aber, o Gott, verleihe Beistand und Gelingen!
1 Ali ibn Abi Talibs, des vierten der vier rechtgeleiteten Kalifen der Muslime. Er war der Cousin des Propheten Muhammad und später, als er die jüngste Tochter des Propheten, Fatima, heiratete, auch dessen Schwiegersohn.
2Choresm-Schah war der Titel der Herrscher über das Reich Choresmien, dessen ehemaliges Gebiet in den heutigen Ländern von Usbekistan und Turkmenistan, zu suchen ist.
Arabische Erklärung: Ich bin in der Kenntnis der Dinge des anderen Lebens und der Schrecken des Gerichtstages zu einer solchen Höhe gelangt, daß, wenn die Schleier dieses Lebens vor mir hinweggezogen und die Dinge jenes Lebens mir vorgeführt würden, diese sinnliche Anschauung meine Religiosität um kein Haar, und meine Gewißheit um kein Stäubchen vermehren könnte.
Persische Erklärung: Der Fürst der Gläubigen, Ali, dem Gott gnädig sei, spricht: Was ich in dieser Welt, der Vorhalle des Innern, von den Dingen jenes Lebens, wie Auferstehung und Gericht, Belohnung und Bestrafung, Paradiesesfreuden und Höllenqual, u. dergl. kennen und glauben gelernt habe, dessen ist so viel, daß, wenn der Vorhang dieser Welt hinweggezogen wird, und ich, in jene Welt versetzt, alle jene Dinge mit leiblichen Augen schaue, meine Gewißheit um kein Stäubchen zunehmen kann, da mein heutiges, zuverlässiges Wissen der Glaubensgegenstände ebensolche Überzeugung gewährt, wie mein morgendes unmittelbares Schauen derselben.
Verse: Wie das Paradies und die Hölle beschaffen sind, das habe ich so, wie es sich gebührt, mit Gewißheit erkannt. Würde auch der Vorhang hinweggezogen, jene Gewißheit nähme deswegen um kein Stäubchen zu.