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Dieses E-Book entspricht 240 Taschenbuchseiten ... Paris um 1900. Ein Leben im Rausch. Die Zukunft gehört den mutigen Frauen - wie Yvette, einer Frau von unvergleichbarer Courage und innerer Stärke. Während ihr Mann seiner Lust im Moulin Rouge frönt, gibt sie sich mit dem Schuhmacher Noël ganz anderen sexuellen Vorlieben hin. Der charmante Meister darf sich an den Pumps der schönen Adeligen vergehen und ihr ergebener Schuhdiener sein. Jede Sekunde seines sexuellen Lebens erliegt er ihr mehr. Wenn da nur nicht diese verdammte Etikette im Weg stünde. Dann verdächtigt man Noël eines grausamen Verbrechens. Wird Yvette ihn verlieren? Oder finden die beiden Liebenden zueinander? Diese Ausgabe ist vollständig, unzensiert und enthält keine gekürzten erotischen Szenen.
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Seitenzahl: 353
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Impressum:
Des Schuhmachers Begierde | Erotischer Roman
von Katy Kerry
Katy Kerry ist das Pseudonym einer erfolgreichen Erotikautorin. Seit gut zwei Jahren begeistern ihre erotischen SM- und Fetisch-Romane, aus dem Leben ihrer dominanten Ader gegriffen, unzählige Leser. Geschickt webt sie eigene Erfahrungen und Fantasien in spannende und sinnliche Geschichten voller prickelnder Erotik und Leidenschaft ein. Katy ist verheiratet, hat zwei Kinder im Teenageralter und steht obendrein als Sozialarbeiterin voll im Beruf. Als ganz private Domina sammelt sie immer wieder interessante Erfahrungen, die sie dann in ihre Romane einfließen lässt. Sie liebt es, ihre Fantasie zu beflügeln, und ist ständig auf der Suche nach etwas Neuem.In Katys Büchern stecken packende, geheimnisvolle und niveauvolle erotische Geschichten, manchmal sogar ein Thriller. Einmal eingetaucht, kann man sie kaum mehr aus der Hand legen.
Lektorat: A. K. Frank
Originalausgabe
© 2021 by blue panther books, Hamburg
All rights reserved
Cover: © amoklv @ 123RF.com © vadymvdrobot @ 123RF.com © tashka2000 @ 123RF.com
Umschlaggestaltung: MT Design
ISBN 9783750701533
www.blue-panther-books.de
Brennendes Verlangen
Angst kenne ich nicht. Habt ihr denn meine High Heels noch nicht gesehen?(Katy Kerry)
Paris – um die Jahrhundertwende - Belle Epoque.
Es ist bereits dunkel. Nur der Mondschein erhellt das regennasse, zartglänzende Kopfsteinpflaster. Durch die Zwischenräume läuft allerhand flüssiger Unrat. Die Luft ist mit einer Mischung von Pferdeäpfeln, Urin und den Abfällen des Marktes von heute Morgen geschwängert. Kaum noch Menschen sind in den Gassen zu sehen. Am nordwestlichen Ende des Champ de Mars, nahe dem Ufer der Seine, thront der beleuchtete Eiffelturm, der zum Zwecke der Weltausstellung erbaut ist, über der Stadt. Er dient zur Erinnerung an den 100. Jahrestag der Französischen Revolution. Als höchstes Bauwerk der Welt spiegelt er den hiesigen Zeitgeist, nämlich die zunehmende Industrialisierung, solch einen schmiedeeisernen Turm erst überhaupt bauen zu können.
Genau in der Nähe und am Fuße dieses Fachwerkturms befindet sich die Werkstatt von Meister Moreau, wo trotz der anbrechenden Nacht noch Licht brennt. Schon allein das Zunftzeichen ist ein Hinweis dafür, dass es sich hierbei um den Laden eines Schuhmachers handeln muss. Das schwarz lackierte Schaufenster mit seinen verschnörkelten Lettern in goldener Schrift ziert das Fensterglas: Noël Moreau – Maßschuhmacher. Ganz bestimmt der beste von Paris. Aus seinem gut bestückten, kleinen, aber feinen Atelier, wo es nur so von Ahlen, Randmessern, Zangen, Futterstoffen, Schnallen und Holzmodellen wimmelt, ist das Hämmern zu hören, weil er einen feinen Nagel nach dem anderen durch das weiche schwarz gegerbte Hirschleder schlägt. Im Schein seiner Petroleumlampe entsteht hochwertiges rahmengenähtes und in seiner Machart ganz besonderes Schuhwerk, unter perfekter Maßarbeit seiner goldenen Hände. Noël ist zeitlebens auf der Suche nach Schönheit und so schafft er maßgefertigte Pumps aus kostbarem Schlangenleder, goldfarbenen Glacé oder der Haut einer schimmernden Eidechse. Den Damen, die sich bei ihm Pumps von faszinierender Originalität anfertigen lassen, ist ein Auftritt bei den Männern sicher.
Noël ist überzeugt: Die Persönlichkeit einer Frau ist an ihren Füßen und letztendlich auch an ihren Schuhen, die sie trägt, abzulesen. Beispielsweise an ihren hohen Absätzen. Sie sind vielleicht für manch einen ein Paradoxon, dennoch können sie ungeahnte Verführungskünste, ja, sogar wahre Wunder bewirken. Wenn eine Dame einen hochhackigen Pumps trägt, scheint es so, als würde sie in eine andere Rolle schlüpfen. Infolgedessen sind hohe Absätze federführend. Je höher, desto dominanter die Trägerin. Aus einer ganz gewöhnlichen Frau wird eine wahre Verführungskünstlerin, die buchstäblich auf die Männerwelt herabsieht. Ganz klarer Fall: Sie schreitet erhobenen Hauptes, in eleganter Positur und herausgestrecktem Po, sowie stolz erhobener Brust durch eine Welt der Männer, in der sie auffällt. Die Fesseln und Waden wirken schlanker, der Rist scheint aus dem Schuh hervor zu wölben, der Fuß wird in eine vertikale Haltung gezwungen. Ein typisches Zeichen sexueller Erregung. Die Geburtsstunde der Emanzipation der aufstrebenden Frau ist somit errungen.
Eine Tatsache, die Noël bereits in seinen Lehrjahren begriff. Bis dato hat sich an seiner Haltung nichts geändert. Rund vierzig Stunden benötigt er zur Perfektion eines mit Samt oder Seide bezogenen Pumps für die Dame, oder auch eines aus schwarzem Leder gefertigten Stiefels für den Herrn. Zu seinen Kunden zählen nicht nur der Adel von höchstem Rang oder Gustave Eiffel, der Konstrukteur des besagten Kolosses, zu dessen Füßen Noëls Werkstatt liegt, und der inzwischen Millionär ist, sondern insbesondere auch der Handelsminister, andere ranghohe Politiker und letzten Endes auch die Maîtressen, wenn auch nunmehr zu Huren degradiert, aber trotzdem noch immer eines besseren Standes befunden. Vorausgesetzt sie können das nötige Kleingeld dafür aufbringen. Dazu muss der Schuhmacher nicht einmal auf die angrenzenden Märkte gehen, um seine Produkte zu verkaufen. Nein. Über unzureichende Aufträge kann sich Monsieur Moreau bei Gott nicht beschweren, obwohl die Industrialisierung immer mehr zunimmt. Auch, was die Produktion von billigem Schuhwerk betrifft. Während er sich vorstellt, wie dieser lederne Pumps mit einem von grüner Seide bezogenen Barockabsatz im fertigen Zustand aussehen mag und sich an einen attraktiven Frauenfuß schmiegen wird, der dann wiederum dem ledernen Fußbett nach längerem Tragen einen ganz persönlichen Fußduft verleiht, zeichnet sich auf seinem Gesicht ein Lächeln ab.
Er wirft einen Blick durchs Fenster. Der 324 m hohe Tour de Eiffel entlockt ihm immer wieder ein erstauntes Seufzen. Dieser Fachwerkturm ist in seinen Augen der blanke Wahnsinn, dennoch ein unglaublicher, großartiger und fantastischer Wahnsinn, wie er immer wieder betont. Als Noël am 15. März 1889 vor dem fertiggestellten Eiffelturm stand, blieb ihm im wahrsten Sinne des Wortes für die nächsten zwei Minuten der Mund offenstehen. Seine Worte: »Europa kann einpacken«, gingen durch Paris. Der Turm überragte die größten Kuppeln der nahe gelegenen Galerien. Seitdem verstummten die flammenden Proteste gegen den Riesen immer mehr und die Franzosen, insbesondere die Pariser Bevölkerung, sind nur noch stolz auf ihr weltbewegendes Wunderwerk. Selbst die Tageszeitung Le Figaro pries das Meisterwerk an und richtete dazu ihre Arbeitsräume auf der zweiten Aussichtsplattform des Eiffelturms ein. Jeder Besucher erhielt eine signierte Ausgabe als Beweis, den Eiffelturm bestiegen zu haben. Auch in Monsieur Moreaus Werkstatt hängt eine davon, eingerahmt an der Wand. Er erinnert sich noch an die Salutkanone, deren Schuss von der Spitze des Turms aus abgefeuert wurde. Viele prominente Gäste, darunter der britische Kronprinz, der Schah von Persien, ja, sogar Mahatma Ghandi, der damals noch in London studierte, besuchten und bestiegen das Wunder der Weltausstellung.
Sein kleiner Schuhladen aber floriert seither mehr als je zuvor. Noël ist ein Meister seines Handwerks. Eines, das auch seine persönliche Handschrift trägt. Nämlich in feiner lateinischer Schrift signiert er jedes seiner Paar Schuhe auf der Innensohle mit seinem Namen: Noël Moreau. Während er so in der Vergangenheit schwelgt, schlägt die Standuhr in der Ecke Mitternacht. Für Noël aber noch lange kein Grund, seine Arbeit niederzulegen. Sein Blick schweift zu einem Karton mit dunkelbraunem Seidenpapier. Dort ruhen nämlich ein Paar Pumps aus weinrotem Samt mit goldener Schnalle und rundem Pfennigabsatz. Ein ganz besonderes Paar Schuhe, das er für eine Maîtresse anfertigte. Die des amtierenden Ministers.
Das Papier knistert, als er es anfasst, und seine Finger erfühlen den weichen Samt. Zärtlich streichelt er über die konisch zulaufenden, dennoch abgerundeten Schuhspitzen. Beim Gedanken daran, dass er sie noch heute Nacht einer ganz speziellen Behandlung unterziehen und mit seinem Sperma veredeln würde, wächst sein Penis zu einer beträchtlichen Größe in seiner Hose heran, deren Eichel erbarmungslos hart und heiß wird, weil das Blut darin pulsiert. Sein Herz pocht wie von Sinnen, als er die Schuhe vor sich auf das Arbeitspult stellt.
Zunächst betrachtet er das Werk noch, ist stolz, so ein schönes Paar Pumps entwickelt zu haben, doch im darauffolgenden Moment reibt er mit seiner Hand an seiner Hose, spürt sein verlangendes Glied darin, schließt mit Genuss die Augen und atmet kräftig mit offenem Mund ein und wieder aus. Dabei zieht der Geruch von Kleber und Samt in seine Nase, sodass er gar nicht anders kann, als einen Schuh hochzuheben und ihn an sein empfindliches Sinnesorgan zu führen, um daran zu schnuppern. Tief atmet er den Duft ein. Berauscht fühlt er sich, nahezu ohnmächtig könnte er davon werden, wenn er daran denkt, wie schön es sich anfühlt, seinen Penis bis tief in die Spitze davon einzuführen. Den zarten Stoff an seiner Haut zu erfühlen, weil er unweigerlich daran reiben muss, um sich bald darauf einen überwältigenden Orgasmus zu bescheren. In höchstem Erregungszustand schleicht er sich damit in den hintersten Winkel seiner Werkstatt. Er kann sich nicht mehr zurückhalten. Es muss sein. Jetzt. Seine Erregung ist schon zu weit fortgeschritten, als dass er noch warten könnte.
Der Samt fühlt sich in seinen Händen an wie Bohnerwachs, wenn es am Zerfließen ist. So ungefähr müsste sich der Pumps an den Füßen der zukünftigen Lady anfühlen, dann ist es perfekt. Er zieht sich damit auf einen Stuhl in eine Ecke zurück. Vor seinem inneren Auge sieht er die elitäre Dame, wie sie am besagten Tag zum Maßnehmen kam.
Ihre blonden Locken lugten unter ihrem eleganten Hut hervor, ihr verführerisches Lächeln, das sie aufsetzte, um ihn zu bezirzen, ließ ihn dennoch kalt. Ihr samtgrünes Kleid reichte bis zum Boden und bedeckte ihre hübschen Schuhe sowie natürlich auch ihre Füße. Nur wenn sie einen Schritt nach dem anderen tat, konnte er einen Blick auf ihre Pumps erhaschen, die sein Herz höherschlagen ließen, wenngleich dies das Einzige an ihr war, was in ihm Erregung erzeugte. Als er sie aber bat, sich in seinen Lehnstuhl zu setzen, von ihr die Erlaubnis einholte, ihr die Schuhe zuerst von dem einen und dann von dem anderen Fuß zu ziehen, wurde ihm ganz warm ums Herz, obwohl sie ihn nicht gerade mit Hochachtung behandelte. Aber solch ein Verhalten ist er von manch einer Dame der Gesellschaft gewohnt, auch wenn es sich nur um eine Maîtresse handelt. Tatsächlich durchzieht ihn jetzt gerade ein starkes Kribbeln, ausgehend vom Scheitel bis in die Zehenspitzen, beziehungsweise auf den Weg dahin bis in die Spitze seines Penis, aus dem der erste Lusttropfen sich den Weg nach draußen sucht, weil er sich kaum mehr beherrschen kann. Seine Gedanken drehen sich nur noch um die Pumps und wie er sie zum Lustobjekt seiner Begierde machen kann.
Langsam öffnet er die beiden Querlaschen, die auf dem Spann mit einer Schnalle kreuzförmig verschlossen sind, die er nicht nur zum Zwecke der Verzierung an den zierlichen Schuhen angebracht hat. Denn bei dem Klang, den die Schnalle beim Öffnen hinterlässt, durchzuckt sein Penis ein himmlisches Gefühl. Sein Schwanz schmerzt bereits, ist dem Platzen nahe, so prall fühlt er sich in seiner Hose an. In voller Erwartung öffnet er langsam die Schnürung seiner Arbeitshose und befreit ihn vom engumschlossenen Stoff. Die Eichel bereits lilafarben, heiß und begehrlich, sein Glied hammerhart und diesem Schuh entgegenwindend, trennen ihn nur noch ein paar Zentimeter von den ersehnten weinroten Pumps. In seiner Fantasie stellt er sich Yvette, seine Herrin und Geliebte, vor, wie sie in seiner Werkstatt völlig nackt und nur in diesen Samtpumps vor seinen Augen auf und abläuft. Gefällt dir, was du siehst?, fragt sie ihn in seinen Gedanken und er nickt, noch immer in seinem Lehnstuhl sitzend. Weitere Lusttropfen quellen aus seinem Penis und er kann der Versuchung nicht widerstehen, seine Zunge in den Schuh zu stecken, ihn zu lecken, als wäre es ihre Lustfrucht. Leider schmeckt er im Moment nur nach Leder und dem Kleber, mit dem er die Einlegesohle festgemacht hat.
Anders verhält es sich aber, wenn er für sie einen eleganten Schuh herstellt und sie ihn trägt. Denn dann wird der Schuh von ihren zierlichen Füßen mit einem einzigartigen salzigen Fußduft veredelt. Ein Duft, auf den er sich immer wieder aufs Neue freut. In seiner Vorstellung kann er ihren Geruch, sei es nun der Duft ihrer Füße oder auch ihren Genitalien, förmlich riechen. Wie ein wertvolles Geschenk betrachtet er den samtigen Frauenschuh, bringt seinen Penis so in Position, dass die enge Schuhspitze sein bestes Stück umschließt, und beginnt sich damit selbst zu befriedigen. Das ordentlich geleckte Fußbett glänzt ihm feucht entgegen. So, als wäre es Yvettes Vulva. Ein Zittern durchfährt seinen ohnedies schon erregten Körper. Er schließt die Augen. Daraufhin beginnt er den Schuh so lange zu bewegen, bis die Eichel davon so sehr gereizt wird, dass sie anschwillt. Immer heftiger und härter presst er die Spitze des Penis, die mehr oder minder rot angeschwollen ist, in das enge und warme seidige Innenfutter des Schuhs, keucht und stöhnt dabei. Bei jedem Mal, wo er den Schuh vor- und zurückbewegt, schlägt der Absatz an seine Hoden und Noël stellt sich vor, dass sich sein strammes Glied den Weg in ihre heiße und glitschige Höhle sucht, wobei seine Hoden immer wieder auf ihre äußeren Schamlippen treffen. Was für ein phänomenales Gefühl.
Ihre Gleitflüssigkeit läuft über die Innenseite ihrer Oberschenkel und er kann ihren Sexduft richtiggehend riechen, der ihn mehr als nur betört. Immer schneller schiebt Noël die Vorhaut seines besten Stücks vor und zurück, bis er einem Orgasmus schon ziemlich nahe ist. Ein ekstatisches Glücksgefühl überrollt ihn. Eines, das über das Rückenmark hinaufsteigt und sich im ganzen Körper ausbreitet. Sozusagen ein pulsierendes Beben, das im Abstand von großen Wellen den ganzen Körper durchflutet. Sein Atem geht schneller. Ein Moment, an dem es kein Zurück mehr gibt. »Yvette«, stößt er zwischen zusammengepressten Zähnen und angespanntem Beckenboden aus. Er keucht und stöhnt, bis sein Sperma aus der dick angeschwollenen Penisspitze schießt und sich in den weinroten Samtschuh ergießt.
Dann öffnet er die Augen, betrachtet sein Werk und schmunzelt. Ein Kunstwerk. Noch immer stöhnt er, weil ihm der Anblick so guttut. Eine Weile pumpt er noch sein Sperma in den Schuh, in dem sich sein zuckender Penis befindet, bis sein Höhepunkt langsam verebbt.
Er setzt ein zufriedenes Lächeln auf, weil er weiß, dass sein Sperma Stunden später angetrocknet sein wird und die Maîtresse des Ministers ihn samt seiner genialen Einlage am Ball tragen wird, ohne jedoch zu wissen, worin sie tanzt und worauf sie läuft. Klar könnte ihm sein riskanter Plan einen Strich durch die Rechnung machen und sein Ruf als bester Schuhmacher von Paris wäre ruiniert. Trotzdem kann er der Versuchung nicht widerstehen, denn wann sonst könnte ein Teil von ihm auf einem Bankett tanzen?
Gesagt, getan. Er entnimmt die überschüssige Flüssigkeit, schließt die goldene Schnalle, stellt den Pumps mit einem schelmischen Grinsen zum Trocknen zurück auf die Werkbank und entledigt sich seiner angekleckerten Arbeitsschürze.
In dieser Nacht verlässt er höchst zufrieden und gut gelaunt sein Atelier, begibt sich einen Stock höher in seine Wohnung. Sehnsüchtig betätigt er den Kurbelinduktor seines Telefons, worauf sich das Fräulein vom Amt mit den Worten: »Hier Amt, was beliebt?« meldet und die Verbindung, nachdem er sein Begehren vorgebracht hat, zu Yvette herstellt.
Wenig später säuselt ihm die Frauenstimme nochmals entgegen: »Jetzt kommt ein Gespräch für Sie.«
Daraufhin meldet sich Noëls Geliebte. Da sich das Fräulein vom Amt zum Zwecke der Beendigung des Gesprächs hinzuschalten muss, und daher gewisse vertrauliche Informationen unweigerlich zu hören bekommt, umschreiben die beiden ihre Worte raffinierter denn je. »Bonsoir, Monsieur«, ertönt ihre tiefe erotische Stimme und Noël fühlt sich davon dermaßen angezogen, dass ihn ein Gewitter durchfährt.
Wider Erwarten fasst er sich und begrüßt sie mit einem inneren Verlangen: »Bonsoir, Madame. Das Vögelchen ist ausgeflogen«, entgegnet er, damit meint Noël seinen Trieb nach Sex und dass er darauf brennt, sie und ihre warmen und feuchten Pumps vögeln zu können. Stünde er jetzt vor ihr, würde er seinen Zylinder lüften und sich vor ihr verbeugen, als wäre sie die Kronprinzessin persönlich.
Yvette, natürlich auch kein Kind von Traurigkeit und somit das perfekte Gegenstück zu Noël, versteht sofort. »Rrrrr«, raunt sie in den Telefonapparat. »Mein Pfau ist ebenfalls ausgeflogen«, sagt sie mit anrüchiger Stimme, meint aber damit, dass ihr angeheirateter Mann nicht zu Hause ist und im gleichen Atemzug erwähnt sie Folgendes: »Dann wollen wir dein Vögelchen nicht zu lange auf die Folter spannen. Mit der nächsten Pferdekutsche bin ich bei dir«, meint sie weiter recht aufreizend und bringt ihn mit ihrer Formulierung in Wallung.
»Mhhh«, schnurrt er, weil ihre Worte seine Fantasie im höchsten Maße anregen, wobei sein Schwanz sich schon wieder aus seiner Hose meldet. »Vergiss deine Pumps nicht«, sagt er mit rauer Stimme.
»Die roten?«, fragt sie mit einem koketten, aber flüsternden Tonfall und senkt ihre Stimme etwas. »Die erst kürzlich deinen begnadeten Händen entsprungen sind?«, meint sie weiter. Würde sie nun bereits samt ihren roten, für ihn fast schon elektrisierenden Schuhen vor ihm stehen, ließe das sein Männerherz höherschlagen. »Ja«, sagt er ebenso mit gedämpfter Stimme. Mitunter stellt sich ein leichtes, aber sehr angenehmes Kribbeln bei ihm ein, weil er sich der Vorstellung, er würde sie bald unter Einbeziehen ihrer wunderbaren Damenschuhe zum Orgasmus lecken können, nicht entziehen kann.
Doch er kommt kaum zum Luftholen, schon flötet sie die nächste laszive Bemerkung. »Ich kann es gar nicht erwarten, dass du wieder deinen Pinsel eintauchst«, sagt sie leise.
»Oh ja, von den verschiedenen Facetten des Einsatzes ganz zu schweigen. Mal borstiger und kratzbürstiger, dann wiederum ganz weich und sanft«, schwelgt er nun in der Erinnerung ihrer weiblichen Reize betreffend, holt aber dazu nochmals aus. »So erhoffe ich dein baldiges Kommen. Bis dahin lasse ich meine Fantasie spielen und warte auf dich in größter Sehnsucht, ma chérie«, poetisiert er.
»À bientôt, mon cheri«, entgegnet sie keck. »Und nicht die Schusterschürze ablegen. Ich will dich so, wie du bist«, sagt sie und legt so die Kleiderordnung fest. Letzte Worte, die ihn veranlassen, das Fräulein vom Amt darüber zu informieren, dass sie das Telefonat beenden könnte. Diese wiederum zieht die Verbindungsleitung aus den Klinken, das Gespräch verebbt und wahrscheinlich lässt er nun ein Telefonfräulein mit hochrotem Kopf zurück. Aber egal. Viel Zeit bleibt ihm nicht mehr und so läuft er in den Keller, um eine Flasche Champagner und einige Leckerbissen wie Käse, Wurst und Brot zu holen. Schließlich geht Liebe bekanntlich durch den Magen und ein paar Gläser des prickelnden Getränks könnten auch nicht schaden. Sie würden die Zunge etwas lockern, bei ihm, so wie auch bei ihr. Nur mit dem Unterschied, dass er seine Zunge nicht unbedingt zum Sprechen einsetzen würde. Schon eher, um sie überall und vorzugsweise an ihrer Lustfrucht zu lecken.
Tja, und sie könnte ihm dann schmutzige Worte ins Ohr flüstern, für die er dann so richtig entflammen würde.
Was für ein Glück, dass ihr Mann oft wochenlang im Ausland unterwegs ist. So können sich die beiden ihrer unbändigen Lust hingeben, ohne sich großartig einschränken zu müssen.
Im Weinkeller angekommen, wählt er eine exquisite Flasche Champagner: Veuve Clicquot. Ein ganz wunderbarer Tropfen. Er hat ihn einst von einem Adeligen als Geschenk bekommen, weil er für dessen Frau zum Hochzeitstag, wie er fand, die schönsten Schuhe, die die Welt je sah, gezaubert hat. Nun ja, einen besseren Schuhmacher als ihn gibt es wahrscheinlich in ganz Frankreich nicht wieder.
Noël ist aber nicht nur ein hervorragender Schuster, sondern auch ein großartiger Liebhaber. Er brennt für Yvettes Liebe und sein Herz hat er ohnedies schon längst an die schöne Modeschöpferfrau verloren. Nichts ist ihm für sie zu teuer. Die Pumps, die sie trägt, entsprangen allesamt seiner Meisterhand. Seien es die Skizzen hierfür oder letztendlich die eleganten und exquisiten Maßschuhe. Kurzum, Yvette trägt außer Noëls Schuhen keine.
Anders liegt die Sache schon bei ihrer Kleidung. Ihr Mann Yves ist ein herausragender Modeschöpfer. Einer der besten Europas. Sogar den Cousin des Zaren in Russland kleidete er schon ein. Für ihn ist es also keine große Herausforderung, einen modischen Anzug mit Zylinder und Spazierstock zu entwerfen. Auch die intime Hausjacke aus feinem Kaschmir und seidigem Steppkragen mit Knebelverschluss ist ein Unikat. Nur in der Damenmode gehen ihm die Ideen, wie Yvette immer wieder betont, aus. Dafür scheint er kein besonderes Händchen zu haben. Ein ausgesprochenes Glück für Yvette, seine Frau. Gleich nachdem sie Madame Champel wurde, begann sie, mit einigen kuriosen Bleistiftzeichnungen ihre eigene Damenmode zu entwerfen, die anfangs auf ein Naserümpfen seinerseits trafen, aber trotzdem schnellen Anklang in der Damengesellschaft fanden. Bei einem privaten Kaffeekränzchen stieß eine ihrer engsten Bekannten auf ihre Zeichnungen. Schon bald wurden sie zum Gespräch des Abends. Alle Damen waren begeistert von ihren Skizzen. »Man hätte doch ohnedies nie das Richtige zum Anziehen, nicht wahr?«, flötete die Gattin des Ministers, der in Gedanken wahrscheinlich schon seine Goldfranken zählte und dem die Schweißperlen auf der Stirn standen, weil er bereits zwei Frauen hatte, die ihm ziemlich an den Sack gingen, und damit meint er ganz bestimmt nicht seinen Hodensack allein, sondern eher seinen Geldbeutel, der mehr oder minder zu schrumpfen beginnt, lachte Yvette damals, als sie Noël davon erzählte.
»Da hast du übrigens vollkommen recht, meine Liebe. Mir scheint, ich benötige auch wieder mal neue Kleider«, äffte sie eine andere nach und machte eine noble Handbewegung, während sie ihm von den Blicken dieser aufgetakelten alten Schreckschraube berichtete, die mit den Wimpern ihrem schon etwas angetrunkenen Gatten entgegen klimperte, der allen Anschein nach trotz seines alkoholisierten Zustandes sofort wusste, wem die Anspielung galt.
»Was solls«, meinte Yvette kichernd und imitierte somit eine ihrer Freundinnen. »Unsere Männer haben doch ohnehin genug Dukaten.«
»Was kümmert es uns also, wie viel so ein moderner Firlefanz kostet?«, sagte sie süßlich lächelnd zu ihrem Gatten, dem wiederum sichtlich die Augen fast aus den tief liegenden Höhlen fielen, weil er sich erst gestern auf der Börse verspekuliert hatte.
Darüber kann Noël nur den Kopf schütteln. »Was für ein hochnäsiger Haufen«, sagt er dann immer.
Nun ja, egal. Ob die modebewusste Gattin jetzt von dem Techtelmechtel oder dem zwanghaften Spekulieren ihres Angetrauten weiß oder nicht, jedenfalls dürfte die Damenwelt Einblick genug haben, was das Handeln ihrer Männer angeht, mehr als diese annehmen. Im Grunde genommen ja auch völlig irrelevant. Das Wichtigste ist, Frau nimmt eine geschmacksbildende Stellung in der hochrangigen Gesellschaft ein und lächelt wie eine dieser Mannequins aus den Modezeitschriften jedem Mann entgegen: in einem dieser gesundheitsschädigenden Sans-Ventre, samt Korsett und federgeschmücktem Hut sowie einem Spazierstock mit kostbarem Griff aus Gold und antiken Smaragden. Alles andere spielt doch keine Rolle.
Nach ein paar Gläsern besten Weines und dem Gegacker der Damen entschloss sich Yvettes Mann jedenfalls, einige ihrer Modekreationen in die Tat umzusetzen. Es dauerte nur ein paar Wochen und die neu entworfene Damenmode wurde zum Renner der Jahrhundertwende.
Chic nannte Yvette ihren neuen Stil: noch immer sehr pompös, aber etwas bequemer, weil nicht mehr so schwulstig. Die Silhouette pendelt zwischen gerader Linie und jener, die der Frau von Welt noch immer ein Hohlkreuz aufgrund des Korsetts beschert.
Das Warum liegt auf der Hand. Das Sans-Ventre, die schlanke Linie ohne Bauch mit engster Korsage, eine Mode, die der Dame von der Seite her gesehen eine elegante geschwungene Haltung verleiht, aber keinesfalls als bequem empfunden wird, weicht schon bald Yvettes reformierten Kleidern. Frauenrechtlerinnen, jene, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht haben, die unnatürliche Einschnürung der Frau zu reformieren, hätten natürlich gern ein luftiges hängendes Kleid unter ihren Modeerscheinungen gesehen, aber dafür waren die Modeschöpfer und auch die Damenwelt noch lange nicht bereit.
Bei den Ladys der feinen Gesellschaft erfreuen sich die Kleider aus dem Hause Champel jedenfalls größter Beliebtheit. Fast mit einem Gongschlag schaffte sich jede Frau, die etwas auf sich hält, den letzten Schrei aus dem bekannten Modehaus an.
Nur eine Person darf den Ruhm nicht mittragen: Yvette selbst. Sie arbeitet inkognito und völlig im Hintergrund für ihren einflussreichen und erfolgreichen Mann. Wie sagt man so schön: Hinter einem von Erfolg gekrönten Mann steckt immer eine selbstbewusste und engagierte Frau. So auch hier. In einem Hinterzimmer entwirft sie die vortrefflichste Mode und draußen sind die Boulevardzeitungen voll mit ihren Kreationen. Nur erfährt niemand, dass sie hinter diesen eleganten Kleidern steckt, denn ihr Mann lässt sich all ihre Schnittzeichnungen auf seinen Namen patentieren. Schließlich und endlich lebt Frau in einer Männerwelt und nicht umgekehrt. Stellt sich nur die Frage, wie lange sich Yvette diese infame Art und Weise gefallen lassen wird. Als Enfant terrible würden Frauenrechtlerinnen sein Vorgehen bezeichnen. Jemand, der nichts anderes im Sinn hat, als gegen moralische Regeln zu verstoßen und somit die Welt der Frauen zu erschüttern und zu schockieren. Etwas, das nur leider zu dieser Zeit gang und gäbe ist. Wie traurig.
Als Noël so darüber nachdenkt, steigt er die Stufen des Kellers mit dem edlen Schaumwein hoch. Wieder im Kaminzimmer angekommen, stellt er die Flasche in den Kühleimer mit Eis. Die Dochte der Kerzen, die auf dem dreiarmigen Kerzenleuchter angebracht sind, entzündet er. Schließlich soll es romantisch aussehen, wenn ihn Yvette besucht. Ihr Gesicht im Kerzenschein betrachten zu können, wäre für ihn ein Genuss, ihre Pumps und somit ihre Füße küssen zu dürfen, hingegen ein Geschenk. Seine Arbeitskleidung darf er nicht ablegen, denn Yvette möchte im Spiel in ihm den untergebenen Schuhmacher sehen.
Liebevoll deckt er den Tisch, an dem sie dinieren werden, da hört er auch schon die Kutsche vor dem Haus halten. Weil er ein Gentleman ist, geht er nach draußen. Es ist aber nicht Yvette, sondern die Maîtresse des Ministers, die ihre Pumps abholen möchte. Die gute Dame kennt wohl keine Uhr! Mit einem süffisanten Lächeln reicht sie ihm die Hand, auf der er einen Handkuss andeutet. Dann steigt sie aus. Obwohl sie sich ihrer Herkunft bewusst ist, benimmt sie sich, als wäre sie die Gemahlin des Ministers persönlich, behandelt ihn von oben herab und belächelt sein Aussehen, indem ihr Blick demonstrativ vom Kopf bis zu den Schuhen wandert. Weil Noël diesem Benehmen keine Beachtung schenkt und so tut, als würde er es nicht bemerken, scheint sie ihrem Ärger ein wenig Luft zu machen und herrscht ihn in einem unangemessenen Tonfall an, er solle sich gefälligst beeilen, weil sie keine Zeit hätte.
Kein Problem, denkt sich Noël, er hat ohnedies auch keine, weil er Yvette gleich empfangen wird, und bietet ihr dennoch sehr freundlich einen Platz zur Anprobe an. Als der Schuh an ihren Füßen baumelt, lässt dies ihr Herz wieder höherschlagen und ihr Zorn verfliegt, genauso wie er gekommen ist. Sie ist begeistert. Ein Wort ergibt das andere, sie lobt den Meister in hohen Tönen und sagt, dass sie es gar nicht erwarten könne, den Pumps zum nächsten Ball zu tragen. Diese Worte wiederum lösen in ihm ein Schmunzeln aus, denn außer Gott und er weiß niemand, dass einer der Schuhe in dieser Nacht veredelt wurde. Dem Entspinnen weiterer Schuhträume steht also nichts mehr im Weg.
Die Maîtresse spricht in höchsten Tönen von den Pumps. »Diese winzigen niedlichen Schnallen, der süße Absatz und erst diese wunderschöne Form«, säuselt sie, wobei sie ihn mit einem frivolen Blick belohnt, so als würde sie einem kleinen Stelldichein nicht ablehnend gegenüberstehen. Es huscht ein wohlwollendes Lächeln über sein Gesicht, aber nicht, weil er sie vögeln will, sondern weil er sich seines Handwerks bewusst ist. Noch während des Auskleidens trifft der Minister ein, der, wie kann es auch anders sein, für die Dienste des Schuhmachers bezahlen muss. Voller Hingabe und Ehrfurcht bedankt sie sich bei ihm, auch wenn es nur so danach aussieht, denn insgeheim spielt sie mit Sicherheit schon mit dem Gedanken, wie sie ihm die nächsten Francs entlocken kann. Noël kennt diese Sorte von Damen nur zu Genüge. Seit er zwölf war und bei seinem Vater in der Werkstatt stand, hat er die Maîtressen richtiggehend studiert, kennt sie also wie seine eigene Westentasche.
Freilich ist es nur die Gier nach Sex, wonach der Lustwandelnde frönt, die ihr dann gestattet, den Mann von Welt wie eine Weihnachtsgans auszunehmen. Aber was kümmert ihn das? Er kreiert ein Meisterstück, veredelt es, überlässt es der Dame und der Gönner bezahlt. Das ist ein feines Geschäft. Zufrieden verlassen die beiden sein Atelier, worauf Noël nervös nach draußen sieht, weil er bereits Sehnsucht nach seiner Geliebten und deren Schuhen hat.
Lange lässt sie nicht auf sich warten. Die nächste Kutsche, die vorfährt, ist ihre. Der Schuhmachermeister empfängt seine geliebte Yvette in höchster Demut. Durch das kleine Fenster kann er ihr Gesicht sehen, wie sie ihn anlächelt. Ganz oben auf dem Bock sitzt der Kutscher. Das Faltverdeck des Zweispänners verhindert, dass Yvette bei den niedrigen Temperaturen in der Nacht friert. Zuvorkommend öffnet Noël die Tür und hilft seiner Angebeteten beim Aussteigen. »Bonsoir, Madame«, sagt er in einem sanften Tonfall und sie belohnt ihn mit einem umwerfenden, dennoch durchtriebenen Lächeln, indem sie ihren Kopf etwas schief hält, den Mundwinkel einseitig nach oben zieht und ihn kokett ansieht, schamlos weiterlächelt, während ihre blonden Locken zart ihre rosa Wangen umspielen.
»Bonsoir, mon chérie«, haucht sie ihm entgegen, und es klingt eher nach einer Aufforderung, gleich über sie herzufallen, sobald sie das Haus betreten haben, als nach einem herkömmlichen Gruß. Ihre Blicke treffen sich und sie hält ihm einerseits den Spazierstock mit einem Griff aus altem getriebenem Silber und andererseits ihre behandschuhte Hand entgegen. Beides nimmt er ehrwürdig in Empfang, haucht einen Kuss auf ihren Handrücken und ergreift jene, bietet ihr somit Hilfe beim Aussteigen an. Ihr Kleid hält sie etwas gerafft hoch, wobei ihre hübsche geschwungene Wade, bekleidet mit einem bestickten Seidenstrumpf und dem versprochenen roten eleganten aus seiner Meisterhand stammenden Pumps zum Vorschein kommt. Zu Beginn kann er nur die Schuhspitze davon erkennen, aber auch, dass am edlen Material getrockneter Schlamm klebt. Ein Blickfang sondergleichen. Die Kruste davon würde er natürlich sofort in Handarbeit, wenn auch in einer mühevollen, entfernen, sodass er wieder in einem satten Rot erstrahlen kann. Herrlich, wie sich die Schuhsohle gegen jeden Widerstand auf den Stein presst und alles unter sich begräbt, wenn da etwas liegen würde. Innerlich jauchzt er, als das Klick-Klack des Absatzes erklingt, auch der zweite Pumps am Kopfsteinpflaster landet und Yvette die Pferdedroschke somit verlässt. Eine Tatsache, die sein Gemüt zum Kochen bringt.
Zweifelsohne hat Yvette Spaß daran, mit ihm zu spielen. Wenn es nach ihm ginge, würde er ihren Schuh höchstpersönlich mit seiner Zunge lecken, bis die letzten Schlammklumpen beseitigt wären. Sich von seinem aufwühlenden Gedanken losreißend, bezahlt er den Kutscher. Daraufhin setzt dieser wieder sein Gespann in Bewegung. Die beiden gehen ins Haus.
Noch während sich die Droschke mit lautem Hufklappern entfernt und der Lärm davon in der Dunkelheit verhallt, presst er Yvette gegen die Innenseite der Werkstatttür. Diese Art von Begegnung hat sich im Laufe der Zeit so eingespielt, weil Yvette es auch so wünscht.
Drinnen prasselt es im Kamin, und auch zwischen den beiden Liebenden knistert es gewaltig. Seine Hände befinden sich seitlich neben ihrem Kopf, ihre abwehrend an seiner Brust, aber natürlich nur rein spielerisch, um ihn noch mehr anzuheizen. Kaum imstande, einen klaren Gedanken zu fassen, schiebt er ein Bein zwischen ihre Knie und erfühlt somit ihre Scham. Ein Umstand, der sie aufstöhnen lässt und sie öffnet verlangend ihren Mund, in den sich sofort seine Zunge vertieft, die wiederum mit ihrer einen leidenschaftlichen Tanz vollführt. Nicht nur durchs Haus zieht eine wohlige Wärme, sondern auch durch beide Körper, die füreinander brennen. Die Fleischeslust steht beiden ins Gesicht geschrieben. Aber der Trieb, sie mit ihren himmlischen Pumps bald vernaschen zu können, brennt noch mehr. Einen letzten Kuss stiehlt er sich, bevor sich sein Mund von ihren Lippen widerwillig löst.
Wie gern wäre er ihr gleich beim Entkleiden ihrer Schuhe behilflich, hätte ihre feuchten Fußsohlen in seine Hände gelegt und begierig daran gerochen. Bis er sich aber diesem Vergnügen hingeben kann, bedarf es noch einiger anderer Bekleidungsstücke, die es gilt auszuziehen. Noël, wie immer sehr höflich, nimmt Yvette den eleganten, knöchellangen Mantel, der mit Volants, Stickereien und zartem Pelz üppig verziert ist, ab. Das Kleid, das sie darunter trägt, ist ein einziger Traum. Zum einen schick und reizvoll, zum anderen bizarr und extravagant. Sie sieht einfach hinreißend darin aus. Es handelt sich um einen aus Streublumen gemusterten Fummel aus Musselin und Crèpe Duchesse, einem fließenden seidigen Stoff mit Tüll- und Spitzeneinsätzen. Die langen schmalen Ärmel, die üppige unterhalb des Gesäßes fächerförmige heraustretende Schleppe und der abgesteifte Stehkragen sind signifikant und betonen das exquisite Kleidungsstück. Ein separates Bolerojäckchen zeigt ihre schlanke Linie, die sie zweifelsohne hat. Mit und ohne Schnürmieder. Noël kann es nicht erwarten, sich langsam unterhalb ihres Unterkleides zu ihrer wohlriechenden Vulva vorzuarbeiten. Der Gedanke daran macht ihn halb wahnsinnig.
Was für ein Genuss, wobei er sich ihren Duft nur zu gut vorstellen kann. Leicht nussig. Ihr Geschmack: etwas salzig, aber dennoch verführerisch. Kurz schließt er die Augen, dann betrachtet er sie, noch immer gierig, als wäre sie seine Beute, die sie ohne jeden Zweifel gern immer wieder ist.
Nicht nur das Kleid ist eine Augenweide, sondern auch der Hut und die Frisur sind von größter Eleganz. Yvette ist eine Dame von Welt. Das in kühn ondulierten Wellen hochgesteckte blonde Haar wird von einem dekorativen Schildpattkamm gehalten. Der aufwendige Hut mit leicht geschwungener Krempe, aus deren Innerem Straußenfedern quellen, etwas schräg aufgesetzt, schwebt nahezu auf ihrer kunstvoll in Szene gesetzten Frisur und wird nur mit einer Hutnadel gehalten. Folglich ziert er ihr hübsches Gesicht und macht sie rundum zu einer äußerst attraktiven Frau.
Als sie die Hutnadel löst, zieht sie die Mundwinkel nach oben und setzt einen durchtriebenen Blick auf. Dabei hantiert sie mit ihren zarten von weißer Spitze behandschuhten Fingern, eine Tatsache, die ihn ganz nervös macht, wenn er bedenkt, welches seiner Körperteile sie mit diesen Handschuhen ertasten könnte.
Yvette überreicht ihm den Hut. Er nimmt das Accessoire entgegen, legt es auf der Lehne des Sofas ab und versucht, seine verruchten Gedanken daran beiseitezuschieben, ein Umstand, der ihm nicht wirklich gelingen mag. Denn fast einen Wimpernschlag später zieht er ihren begehrlichen Körper wieder an seine Brust, legt einen Arm um die Taille, einen unter ihre Kniekehlen, um sie die Treppe hinauf in seinen Wohnraum zu bringen. Dort setzt er sie auf das nahe gelegene Sofa, worauf sie sich fortan rekelt und ihn ziemlich aus der Fassung bringt. Madame macht ihn halb verrückt.
Noël fasst ihr unter den Rock, streichelt die fraulichen Oberschenkel. Zuerst an der Außenseite, dann innen, worauf sich seine Finger langsam bis zu ihrer heißen Lustfrucht vortasten. Seine Zunge vertieft sich einstweilen wieder in ihrem Mund, umkreist die ihrige, bis bei ihm komplett die Sicherungen durchbrennen, weil er nämlich auf die blanken wulstigen warmen Schamlippen trifft und er feststellen muss, dass sie Höschenlos ist.
»Oh, Yvette! Was machst du bloß mit mir?«, fragt er stöhnend, ohne jedoch von ihr eine Antwort zu erwarten. Yvette aber lacht leise vor sich hin, überstreckt ihren Hals. Ein Zeichen, das er sofort zu deuten weiß, denn er verlagert seine gierige Zunge auf die erogenen Zonen an genau dieser Stelle, treibt sie damit aller Voraussicht nach auf die Barrikaden. Mit Sicherheit sogar, denn sie stöhnt und japst, als wäre er bereits in sie eingedrungen. Noëls Finger hingegen ertasten ihre Vulva nun zur Gänze, während er ein lang gezogenes Ja von ihr hört. Völlig ungeniert und wollüstig. Mal vertiefen sie sich darin, dann wiederum reibt und knetet er ihre Perle zwischen seinen Fingern, zieht genüsslich daran und heizt sich selbst damit ordentlich an, sodass er sich bereits wundert, wie sein Penis nur so hammerhart werden kann, auch wenn er doch bis jetzt nur einen geringen Teil seines Schuhfetischs in ihr Liebesspiel mit einbaute. Trotzdem schielt er nach unten, dort, wo Yvette mit ihren Pumps spielt, indem sie die Spitzen davon an dem Stoff des Sofas reibt, dann wiederum mit den Absätzen in die Polsterung bohrt, weil sie so sehr erregt ist und ohnedies anscheinend nicht mehr weiß, was sie tut. Ein Anblick, der ihn außer Rand und Band bringt und er presst sein Glied hart gegen ihre Hüfte.
Wie lange werde ich mich da noch halten können? Diese Frage stellt sich aber nur einen kleinen Augenblick, denn Yvette stellt ihre Beine auf. Ein Zeichen, dass sie ihn gewähren lässt. Nicht immer tut sie das. Manchmal weist sie ihn auch ab. Darüber hegt er aber so seine Gedanken. Sie wird schon wissen, wann es weniger riskant ist, miteinander zu schlafen und wann nicht. Und eigentlich ist es ihm egal, auch wenn sie bei ihm ein Blutbad verrichten, solange sie beide dabei voll auf ihre Kosten kommen.
Schon bald lässt sie ihn ihre Dominanz spüren, stößt ihn zur Seite, erhebt sich, robbt nach vorn und steht auf. Noël liebt es, wenn sie ihn auf diese Art und Weise behandelt. Ein wohliges Schnurren entgleitet seiner trockenen Kehle und er räuspert sich galant. Yvette misst dem keinerlei Bedeutung bei, sondern rafft ihr Kleid nach oben, stellt sich mit gespreizten Beinen und ihm entgegengestreckten Po seitlich an eine Kommode. »Na los«, feuert sie ihn an, reckt ihren Kopf in seine Richtung, während sie ihre roten Lippen leckt und ihm einen verruchten Blick zuwirft. »Worauf wartest du denn? Feuchter wird sie nicht mehr«, setzt sie noch hinzu, schaut ihn mit halbgeschlossenen Augen und leicht geöffnetem Mund an. »Sieh nur«, raunt sie. »Siehst du, wie sie zuckt?«, stöhnt sie, setzt einen verruchten Blick auf und stellt sich in Pose, hält ihren Rock mit einer Hand hoch und beginnt sich mit hochgerecktem Po an dieser Stelle selbst zu befriedigen, während ihr Stöhnen noch lauter wird. »Ahh, mach schon! Sie wartet auf ihn.«
Mehr Aufforderung benötigt er nicht. In nur wenigen Schritten ist er bei ihr und lässt seine Arbeitshose nach unten gleiten. Bis zum Anschlag seiner Stiefel rutscht sie, während sein hartes strammes Glied gebogen nach oben zeigt. Der Saum des Leinenhemds streift es nur peripher, als sie ihm die Worte: »Sie zuckt nur für dich«, entgegen haucht.
Das hätte sie nicht sagen sollen! Gierig packt er ihre Hüften und rammt sein unnachgiebiges Stück Fleisch in ihre nasse Vulva, sodass sie aufschreien muss, ob es ihr nun beliebt oder nicht. Aber es gefällt ihr, das kann er an ihrem Gesichtsausdruck, ihrem vielsagenden Stöhnen und dem Gegendruck, mit dem sie ihn bei jedem Stoß empfängt, erkennen.
»Ja, ja, Noël, tiefer! Vögle mich um den Verstand.« Sie keucht.
»Oh ja. Vorn soll er dir wieder herauskommen«, stöhnt er wie von Sinnen. Sie will mehr. Viel mehr. Seine Stöße intensivieren sich. Er will sie. Mit Haut und Haar. Er braucht sie. Jetzt und für alle Ewigkeit. Wieder packt er sie. Fester. Lässt ihr keinen Handlungsspielraum mehr. Erreicht mit jedem Stoß ihren Muttermund und sie wimmert.
Aber sie will es. Mehr als je zuvor. Sie will ihn. Nur ihn. Ihn, den Meister seines Handwerks. Den Schuhmacher, ohne den Yvette barfuß herumlaufen würde.
Yvette erscheint ihm heute noch wilder als die Male zuvor, sie schreit sich die Lust aus der Seele, überstreckt ihren Kopf, mitunter kann er ihr erregtes Gesicht sehen. Mit Sicherheit schmerzt es sie zutiefst, aber ihre Gegenwehr nimmt kein Ende. Im Gegenteil. Sie leistet sogar intensiven Widerstand und er stößt wiederum zu. Hart und unerbittlich.
Was für eine Frau! Er will ihr gehören. Wenn auch nur ausschließlich im Sex, weil er sonst kein Anrecht auf sie hat, da es die Gesellschaft anders möchte. Sein animalischer Trieb setzt nun vollends ein. Sein Penis schmerzt, fühlt sich aufgerieben an. Letztendlich blutet er vielleicht sogar. Aber egal. In diesem Sinn sind sie vereint. Ihr Blut mit seinem Blut. So wie es eigentlich von Beginn an hätte sein sollen. An ein Aufhören kann er jetzt nicht denken. Im Schmerz liegt die Lust. Oh ja.
Tiefer und immer tiefer dringt er vor. Ganz heiß wird ihm dabei. Sein Leinenhemd klebt an seinem Rücken. Die Schweißperlen glänzen auf seiner Stirn. Yvettes erste Locken lösen sich aus ihrer Frisur. Sie sieht aus wie eine von diesen Tänzerinnen aus dem Moulin Rouge. Nur viel, viel schöner und begehrlicher. Sie reckt ihren Hals nach hinten, sieht ihm nun direkt ins Gesicht. Ihre Augen funkeln, ihr Blick ist gefährlich. Wie der einer paarungsbereiten Löwin, die ihn danach wegbeißt, ihn vertreibt, als wäre er irgendein dahergelaufener Köter, der ihr ihre Jungfräulichkeit stehlen möchte.
Der Atem, den sie ausstößt, ist heiß. Heiß und egozentrisch. Obwohl er sie von hinten vögelt, hat er das Gefühl, mitunter ganz klein zu sein, weil sie ihn für ihre Lust benutzt. Für ihren Orgasmus, für den sie brennt.
Er ist ein Nichts. Das weiß er. Ein Nichtsnutz in ihren Augen, ein einfacher Schuhmacher, der nur sein Handwerk beherrscht, aber nicht sie. Nicht Yvette, nach deren Liebe er sich so sehr verzehrt. Vor deren Knie er von Paris bis nach Kairo rutschen würde, wenn es sein muss, und diese Tatsache erregt ihn ungemein.
»Fester«, schreit sie, »schneller.« Sie feuert ihn an und er stößt zu. Oh ja, er stößt zu, immer und immer wieder, bis sie zwischen dem einen und dem anderen Höhepunkt dahin taumelt, in völliger Ekstase, nicht wissend, was sie tut oder wo sie ist.
Auch er ist dem Orgasmus nah. Er weiß, dass er kommen darf. Diesmal schon und unter diesen animalischen Umständen. Er stöhnt und keucht, bis er in ihr explodiert. Sein Penis zuckt, ihre Vulva zieht sich kontraktionsähnlich über seinem Schwanz zusammen. Was für ein herrliches Gefühl. So taumeln sie dahin, bis ihr simultaner Höhepunkt langsam verebbt. Er weiß, sie würde ihn vielleicht sogar dafür degradieren, ihm sagen, dass er nicht gut genug für sie wäre und er jetzt gefälligst ihre Schuhe sauber zu lecken habe.
Ein Spiel, wie sie es nennt. Ein Spiel, das er gern jederzeit wiederholen möchte, weil es ihn sexuell so sehr erregt. Weil er sich ausgenutzt vorkommen möchte, ihr völlig unterlegen sein will. Er, der Schuhmacher, der eigentlich bei seinen Leisten bleiben sollte und die Adelige nicht einmal ansehen dürfte, ohne dass sie ihm die Erlaubnis dazu erteilte.
Aber sie tat es, und Noël lächelt bei dem Gedanken. Yvette dreht sich um, der Rock ihres Kleides verhüllt erneut ihre weiblichen Konturen, sie sieht ihn an, streichelt über sein Gesicht, zärtlicher denn je. Dabei schließt er die Augen, genießt ihre Berührungen. Er ist ihr für immer ausgeliefert. Das ist ihm hiermit klar.
Er schlingt die Arme um ihre Taille, hält sie und küsst sie innig, wie es wohl kein Mann je wieder in ihrem ganzen Leben tun würde. Doch wenn er denkt, das sei schon alles gewesen, und Yvette würde sich nun auf den Weg nach Hause machen, irrt er sich gewaltig. Sie stößt ihn weg.
»So!« Sie sieht ihn herablassend an. »Und jetzt knie dich hin und leck mich «, befiehlt sie ihm. Er weiß, dass er nun sein eigenes Sperma auflecken muss, zumindest einen Teil davon. Dazu setzt sie sich wieder an den Rand des Sofas und legt ihre Vulva für ihn frei. Als er schon die Hose nach oben ziehen möchte, hindert sie ihn daran. »Nein! Du wirst schön brav, so wie es sich für dich ziemt, mich in heruntergelassenen Hosen und wie ein Hund an meiner Lustfrucht lecken.« Mit diesen Worten sinkt sie in die Kissen.