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Raxa Wyrian hat mehr Schlachten erlebt, als viele seiner gleichaltrigen Kameraden und dennoch kann er sich davon nicht losreißen seine Familie und Freunde beschützen zu wollen. Doch sowohl Hauptmann Hax als auch seine Schwester Kia Wyrian wissen, dass er für einen weiteren Kampf körperlich zu schwach ist. Um Raxa von seinem Plan eines Tages auf dem Schlachtfeld heldenhaft zu sterben, abzubringen, schickt Hauptmann Hax ihn auf eine geheime Mission, um ein Gegenmittel zu finden, dass seine körperliche Schwäche heilt. Dies ist der Beginn einer langen Reise, die die Geschwister Wyrians tätigen, um ihr eigenes Abenteuer zu erleben.
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"Wyrian!", schallt es durch den lauten Knall einer mächtigen Explosion hindurch, bevor ein lautes Tuten auf den Ohren ertönt und alles um sie herum verstummt. Die Druckwelle reißt Bäume, Menschen und Gebäudeteile in die tiefe Schlucht aus Blut und Verderben. Als seine Männer in die Tiefe stürzen, hört er trotz des Hörsturzes die elendigen Todesschreie gepaart mit dem Geruch von Tod und verbrannter Haut. Für einen Augenblick hält der Hauptmann inne, denn er weiß, dass er ein Drittel seiner Männer verloren hat. Die heiße Lava verbrennt Haut und Knochen in binnen von Sekunden.
Schnell besinnt er sich wieder, als er seinen besten Mann am Abhang wiederfindet. Er greift nach seinem halb ohnmächtigen Soldaten, der sich mit letzter Kraft an der Klippe festhält. Obwohl er bereits viele Schlachten überstanden hat, hängt sein Leben einzig und allein an der Kraft seines Vorgesetzten, der ihn mit einem kräftigen Wutschrei hochwirft.
Trotz des kurz anhaltenden Adrenalinstoßes spürt der angeschlagene Hauptmann, wie seine Wunden aufplatzen und sich eine klebrige rote Flüssigkeit schnell zu einer kleinen schmierigen Pfütze formt.
Die Artillerie feuert erneut auf seine Infanterie, die bereits in alle Himmelsrichtungen verstreutist. Seine schwarzen Augen kneift er zusammen, als er trotz schweren Verletzungen den jungen blonden Mann über die Schulter wirft und sich in letzter Sekunde in einem Graben vor den zielsicheren Kugeln seiner Gegner schützen kann.
Eine große Sorgenfalte macht sich in seinem eckigen,
verschwitzten Gesicht breit, als er bemerkt, wie schlaff der Körper des jungen, schmalen Mannes ist. Mit schnellem Herzschlag begutachtet er sich den ohnmächtigen Soldaten und muss sich eingestehen, dass dieser lediglich vor Erschöpfung das Bewusstsein verloren haben muss. Kein einziger Kratzer ziert seinem knochigen Körper, was gar einem Wunder gleicht.
"Wyrian", brummt er genervt auf und rüttelt ihn mehrfach, doch der jüngere vor ihm rührt sich nicht, weshalb er ihm mehrfach ins Gesicht schlägt. Der Soldat springt keuchend auf, hält sich schmerzverzerrt sein ovales Gesicht und sieht sich verwirrt um, als er direkt von seinem Vorgesetzten runtergezogen wird. Haarscharf entkommt er einer Kugel und blinzelt mehrfach reglos.
"Möglicherweise hätte ich dich einfach abstürzen lassen sollen, wenn du so darauf bestehst." Sein strenger Blick untermauert er mit seinen dunklen Augenringen. Wyrian schluckt hart und kratzt sich verlegen am Kopf, bevor er einige Kameraden in der Nähe betrachtet, die fast schutzlos von der Artillerie erfasst werden.
"Hauptmann Hax, überlassen Sie den Rest mir."
Er zieht eine seiner buschigen dunklen Augenbrauen hoch und steht seinem Schützling mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Tonlos reibt er sich sein breites Kinn und schneidet sich dabei an seine kratzigen grauen Stoppeln.
"Enttäusche mich nicht."
Mit diesen Worten nicktWyrian, bevor er vor seine Kameraden sprintet und die Artilleriegeschosse galant mit seiner Klinge abfängt und reflektiert, wodurch die Gegner mit ihren eigenen Kugeln beschossen werden. Seine hellblauen Augen werden leer, als sein sonst gefühlvolles Gesicht einer gleichgültigen Marionette gleicht, die
lediglich für den trostlosen Kampf abgerichtet worden ist.
Seine dreiseitige Waffe, die aus Spiegeln, Eisen und Blech besteht, leuchtet in einem hellen Glanz auf, bevor die Waffen sich gegen die eigenen Anwender richten oder sich selbst zerstören. Während die Infanterie sich langsam wieder sammelt, weichen ihre Gegner auf altmodische Waffen wie Pfeil und Bogen oder Schleudern zurück.
Der Körper des Soldaten reflektiert sich selbst und als sein Schatten verschwindet, wird ein riesiger Schutzball als Wall aktiviert, durch den die härtesten Bomben und Geschosse wirkungslos werden.
Der Hauptmann formiert seine Truppe neu und stürmt mit ihnen das gegnerische Team. Schutzlos und hilflos werden die Angreifer schonungslos abgeschlachtet. Kurzerhand flüchten sie schreiend aus dem nun komplett zerstörten Gebiet der Tantro - ein Volk, das sich seit Jahrhunderten dem Herrschaftsgebiet der Kalkatieus nicht beugt und weder Menschen noch Tiere sind.
Trotz dem Rückzug der Kalkatianer bleibt ein Freudenschrei aus. Stattdessen blicken sie um das zerstörte Grenzgebiet, das ihnen einst als riesige Mauer und uralte magische Ruine Schutz bot. Zwischen den Gebäudestücken lagen die Leichen der einstigen Freunde und Kameraden der Truppe verstreut oder hatten sich bereits vollständig in der heiligen Lava aufgelöst.
Wyrian kniet sich zu den Opfern und erkennt das Blut, das überall an ihm haftet. Obwohl die Trauer in seinem Herzen sein Inneres aufreißt, schafft er es nicht, eine Träne zu vergießen. Die Anblicke der vergangenen Jahre haben ihn geprägt, wenn nicht seine Gefühlswelt abstumpfen lassen. Dennoch zückt er seine Abzeichen und hängt
jedem eines an, um so die Opfer zu würdigen und ihnen einen Platz in ihrem göttlichen Nachleben zu bescheren.
Hauptmann Hax klopft ihm wissentlich auf die Schulter. Er weiß wie hart es ist, jemanden zu verlieren. Jeder einzelne Soldat ist wie ein Familienmitglied für ihn und doch fühlt er sich immer wieder wie ein Fremder, wenn er die Familie der einzelnen Verstorbenen aufsuchen muss, um ihnen den Tod des geliebten Menschen nahe zu bringen.
Wieder haben sie es geschafft, ihre Heimat, ihre Kultur und ihre Familien zu schützen. Doch wie lange werden sie dies noch schaffen?
Ein einziger Mann hat es geschafft, das Blatt zu wenden und dennoch weiß Hax, dass er nicht ewig auf einen 29-jährigen jungen Mann hoffen kann, der bereits an seine körperlichen Grenzen gestoßen ist.
Nach einer gefühlten Ewigkeit auf den Booten erreichen sie die prachtvollen, leuchtenden Toriis aus Kristallen und Platin, die durch die vielen Lichtbrechungen die ganze Umgebung erleuchten. Der Wellengang geht ruhig und gleichmäßig, während ihr Inneres immer noch aufgeregt an den letzten Kampf denken. Erneut haben sie viele Kameraden und Familie verloren. Doch Hauptmann Hax weiß, dass es erst der Anfang eines bereits zu lang andauernden, erbarmungslosen Krieges ist.
Obwohl ein frischer Duft der im See orangefarbenen, blühenden Sträucher und Gewächse eine gewisse Ruhe und Sehnsucht nach Heimat verbreitet, so treiben sie stumm im Wasser und kümmern sich um die Verletzungen ihrer Männer, die teilweise um ihr Leben kämpfen, obwohl die Schlacht doch bereits geschlagen ist.
In eins der acht Boote ruht ein erschöpfter, blondhaariger Mann, der verkrampft nach Luft ringt. Immer wieder muss ihn Hax festhalten oder auf die Seite legen, da er durch seine Schmerzen trotz Ohnmacht immer wieder um sich schlägt oder Blut spuckend in sich zusammenfährt. Der grausame Anblick schmerzt Hax zutiefst, denn er weiß, dass Raxa Wyrian nicht noch eine seiner magischen Angriffe im Kampf einsetzen kann, ohne dass sich seine Knochen bald vollständig aufgelöst haben.
Die Schmerzensschreie seiner leidenden Männer lassen ihm erneut seine trostlose Hilflosigkeit vor Augen führen. Er presst seinen Kiefer zornig aufeinander und ballt seine Hände zu Fäusten, um seine inneren Gefühle zu unterdrücken. Hauptmann Hax, der als größter Widersacher und großartiger Held gefeiert wird, hat in
Wirklichkeit in keiner Schlacht seine ganze Truppe beschützen können.
In Wirklichkeit ist er ein großer, elendiger Versager, der tagtäglich seine Soldaten in den Tod schickt und sie elendig sterben lassen muss. An seinen Händen klebt das Blut vieler Söhne und Ehemänner, auf die eine gleißende Zukunft gewartet hätte, wenn sie nicht mit ihm einen hoffnungslosen Krieg gegen die Großmacht ihrer Welt antreten würden. War sein Wunsch, die Traditionen und die Freiheit seiner Heimat zu verteidigen, egoistisch? Er möchte nur das beschützen, in dem seine Vorfahren, er und seine Kinder groß geworden sind.
"Sie sind nun in der Obhut von uns Granas, Untergebene von der ehrfürchtigen Granaltania. Wir werden die Wunden ihrer Männer heilen und Ihnen Geleitschutz geben."
Ein leuchtender, kleiner, hüpfender Stern steht vor den Booten auf dem Wasser und nickt mit seinen großen, weißen Augen und seiner kleinen Stupsnase in Richtung seiner Freunde zu, die sich daraufhin sofort zu den einzelnen Booten aufmachen, um mit der Versorgung zu beginnen.
Als Hax um sich blickt, erkennt er die schwarzen Schlieren auf dem blassgrünen Meer, auf dem Laternen und Sterne leuchten und ihnen den Schutz der Granaltania gewähren, die ewig über sie wachen wird. Eine alte Sage eines Lebewesen, die als Schicksal über die Welten herrscht und nur den auserwählten Geschöpfen - genannt Tantro - einen Teil ihrer Macht verliehen hat, nach der bis heute die Menschen voller Gier suchen und streben.
Da der Wellengang zu ruhig wird und die Männer zu erschöpft sind, schweben die durchsichtigen Nebelwolken knapp über dem
Wasser auf die Boote zu und lassen diese sicher voran schnellen. Die Blätter der Sträucher und die wandernden Seerosen im Himmel schaffen es letztendlich doch, die Sinne der Männer von Kummer, Sorgen und Trübsal zu befreien, um wenigstens für den Augenblick entspannen zu können.
Raxa spürt die Wärme, die ihn plötzlich in der tiefsten Finsternis seiner selbst umgibt. Die Schmerzen vergehen und die Verkrampfungen lösen sich allmählich, bevor er mehrfach blinzelt, bis er seine Lider gänzlich öffnen kann. Als er diemagischen Wesen um sich bemerkt, atmet er erleichtert aus. Die Augen des Hauptmanns werden groß, als er sieht, dass sich sein bester Mann wieder rührt. Er bricht vor Erleichterung in Tränen aus und umarmt ihn stürmisch. Raxa erwidert etwas verwundert die Umarmung, hustet jedoch stark, als der Druck um ihn herum zu fest wird.
"Ach Junge", witzelt er grinsend, "als wenn dich das bisschen umhauen würde. Kommst halt ganz nach deinem Alten, was?"
Seine schiefen Zähne blitzen auf, bevor er Raxa auf den Rücken schlägt, der darauf fast zusammenbricht.
"Sir", ermahnt der kleine Stern ihn prompt, "wir haben ihn gerade erst behandelt. Gönnen Sie dem armen Jungen doch ein wenig Ruhe!"
Hax Wangen färben sich rosa, als er bemerkt, wie er seine Emotionen nicht unter Kontrolle bekommt und kratzt sich verlegen den Kopf.
"Immer muss ich Überstunden machen", brummt der leuchtende Granas augenverdrehend und beklagt sich mürrisch, bevor er zurück in den grünlichen See verschwindet.
"Wieso nennt mich jeder eigentlich Junge?", wendet sich Raxa
seinem Vorgesetzten zu, der seine Frage jedoch vollkommen ignoriert und sich lieber um den Zustand seiner anderen Soldaten kümmert. Seine Mundwinkel zucken leicht, bevor er es sich nicht verkneifen kann, eine Grimasse zu verziehen.
"Wie immer halt."
Mit diesen Worten streckt er sich herzlich und schaut nun auch endlich um sich. Im Gegensatz zu seinem Hauptmann sieht er lieber auf die wundervolle, beruhigende Landschaft als auf die Überlebenden seiner Truppe. Es würde ihm nur das Herz zerbrechen, wenn er die Boote nach bestimmten Männern absuchen würde, die es nicht bis hierher geschafft haben.
Die Sonne geht langsam über den rotrosafarbenen Himmel auf und wärmt seinen Körper. An einem milden Herbsttag kehren sie von einem langen Kampf endlich zurück.
Nachdenklich erkennt er endlich den aufkommenden Nebel, der sie direkt nach Mori führt, eine schwimmende Stadt, die sich im Nebel versteckt hält und nicht gefunden werden kann, solange der Schutz der magischen Mauern und riesigen Tore gegeben ist. Doch jeder einzelne Morianer weiß, dass die Zeit des Untergangs bald kommen wird, denn die magische Schicht splittert bereits. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als ihre Stadt zu verteidigen.
Das ist der Grund, warum er trotz seiner körperlichen Schwäche nicht zuhause sitzen und zuschauen kann, wie seine Freunde und Kameraden im Kampf sein Leben riskieren, während er mit seiner starken Magie die Wende einleiten könnte.
Zwischen dichtem Nebel strahlt ihnen eine dunkelrosafarbene, riesige Seerose entgegen, die sich langsam öffnet, um die Boote zu empfangen. Eine gigantische, farbenfrohe Stadt mit hohen
spiegelnden Toren und Mauern, die schützend wie eine Kuppel über die hohen Gebäude als Lichtbrechung die Feinde täuschen, erhebt sich aus der schwimmenden, magischen Seerose, auf der sie errichtet worden ist.
Der Hauptmann grinst breit, als sein Herz aufgeregt gegen die Brust springt. Endlich sind sie wieder dort, wo sie hingehören. Obwohl er oft den Anblick nach einer schrecklichen Schlacht genießen kann, gewöhnt er sich immer noch nicht an die großartige Landschaft, die durch die magische Natur geschaffen wurde und sie erhalten möchte. Raxa spürt die Wehmut in seinem Innern, als er missmutig auf seine Stadt blickt. Das ist der Grund, warum er kämpft und nicht aufhört, selbst wenn er dabei sterben würde. Er kann es nicht zulassen, dass die Magie gänzlich von dem Planeten, auf dem sie alle eine Heimat gefunden haben, verschwindet.
Das große blassgrüne Blatt, das die Seerose umgibt, lässt gewaltige Schilfscharen auf die Boote zurasen, die diese zunächst auf Gegner inspizieren. Als sich die Farbe der Kolben verändert, jubeln die müden Männer trotz der Erschöpfung des harten Kampfes.
Acht umliegende Seeblätter umhüllen die kleinen Schiffe in Gänze, bevor sie langsam abheben und die Truppe direkt in die Stadt fliegen. Obwohl sie gänzlich in die Pflanzen eingewickelt sind, bleibt ihre Sicht klar, als wäre die Seerose mit ihrem Gewächs eine einzige Illusion.
"Wir fliegen wirklich!", bemerkt ein achtzehnjähriger schlaksiger Mann, der zum ersten Mal die Pracht erlebt. Mit großen Augen und breitem Lächeln blickt er um sich und klatscht freudig in seine Hände. Raxa seufzt schwer, als er die Euphorie in dem Gesicht des Kindes sieht, das ihn an sich selbst erinnert. Einst konnte er sich nicht von
der Einzigartigkeit des Moments befreien, indem sie sich direkt mit den schwebenden Seerosen und hiesigen Toriis auf einer Ebene befinden.
"Nicht wahr? Ein Anblick, für den man sterben würde!", sagte Hax überschwänglich und legte seinen Arm grinsend um den dunkelhaarigen Jungen, der seine Nase, wie an einer Glasscheibe, an das Blatt quetschte.
Als er seinen Hauptmann strahlend vorfindet, kann er nicht anders als an ein kleines Kind zu denken,das gerade zum ersten Mal einen Lotuskeks gegessen hat. Er kann sich kein Schmunzeln unterdrücken und hält sich eine seiner dreckigen Hände, an denen Überreste des getrockneten Blutes seiner Gegner kleben, vor dem Mund.
Als er aus dem Augenwinkel erkennt, dass Hax seine Reaktion bemerkt, wendet er ihm reflexartig seinen schmalen, zerbrechlichen Rücken zu.
"Ihr solltet endlich ein normales Gespräch führen."
Die plötzliche, nahe Stimme an seinem Ohr lässt ihn kreischend zurück taumeln, wodurch er gegen einen seiner Kollegen prahlt.
"Pass doch auf", schreit ein älterer Herr auf, bevor er vor Schmerz die Luft scharf einzieht und sich sein verletztes Bein hält.
"Tut mir leid", japst Raxa atemlos und verbeugt sich leicht, bevor er sich wutentbrannt seinem Verursacher entgegenstellt. Dieser blickt mit seinen bernsteinfarbenen Augen arrogant auf ihn herab und formt seine vollen Lippen zu einem überheblichen Grinsen. Wutentbrannt knurrt Raxa mit voller Inbrunst seinem Gegenüber an.
"Wenn du mich umbringen wolltest, hättest du es in unserer vorigen Schlacht einfacher gehabt!", gestikuliert Raxa wild umher, "was mischt du dich eigentlich in die Angelegenheiten anderer ein, als
wenn es um deine Widrigkeit gehen würde?"
Sein großer Widersacher formt seine Lippen zu einem Strich und baut sich vor ihm bedrohlich auf, während er mit einer seiner großen Pranken über sein schulterlanges, rabenschwarzes Haar, das trotz der schweren Strapazen des langes Kampfes sein makelfreies Gesicht perfekt umschmeichelt.
Im Allgemeinen wird er in der Stadt für sein gutes Aussehen, seinen hohen Status gefeiert und für seine Unerschrockenheit gleichzeitig gefürchtet. Doch Raxa weiß, dass dies alles nur zum Schein ist, um seiner Rolle nachzukommen.
"Sei mal nicht zu harsch, wenn ich dir nur einen Ratschlag verpassen möchte, Raxa", brummt er verärgert, bevor er seine Stirn in Falten legt, "außerdem gehöre ich quasi zur Familie."
Der blondhaarige, kleinere Soldat traut seinen Ohren nicht.
"Meine Schwester würde etwas ganz anderes dazu sagen und das weißt du genau!"
"Ach, weiß ich das?", stellt sich sein Widersacher konsequent entgegen und grinst provokant, "mir kommt es eher so vor, als wenn du nicht einsehen würdest, wie nah ich deiner Schwester stehe." Der Zorn, der vor einem Augenblick noch in Raxas Gesicht stand, wird ersetzt mit einem unsagbarem Ekel, der ihn leise würgen lässt. "Ich wusste gar nicht wie verblendet ein Mann deines Status sein kann, Crossqua." Er schüttelt unverständlich seinen Kopf und hält
seine schmutzigen Arme schützend vor sich. Verärgert stiert er Raxa mit einer unverständlichen Grimasse entgegen, bevor er laut schnaubt und seine Hände vor den Kopf hält.
"Wie oft muss ich dich noch darum bitten, mich mit meinen Vornamen anzusprechen?"
"Bis du elendig daran verreckst."
Mit diesen Worten beendet Raxa die - für ihn - grauenvolle Konversation und flieht zu seinem Hauptmann, der noch immer nostalgisch über die Reling hängend seine Stadt anschmachtet. Maqua Crossqua wirft sein Haar galant zurück und wirft ihm einen kühlen Blick zu, bevor er sich auch von seiner persönlichen Hauptattraktion entfernt.
Viele rustikale Häuser, nach der Bauart der Minka inspiriert, sind auf Brücken und auf dem Wasser errichtet oder ragen durch vereinzelte Blütenblätter in die Höhe gen Himmel. Andere Bauwerke bestehen aus einem rechteckigen Hauptgebäude mit zwei L-förmigen Seiteneingängen und einem rückwärtigem Korridor, das auf normalem, hochwertigem Gestein errichtet wurde.
Viele Ziergärten mit Steinskulpturen, heißen Quellen und kleinen Wasserfällen unterteilen die Stadt in mehrere Gebiete. Sie landen auf einem freien Bereich nördlich des Militärstützpunktes, indem die verschiedenen Fertigkeiten und individuellen magischen Fähigkeiten gefestigt und trainiert werden.
Als die Blätter sich öffnen und die Boote freigeben, ertönen plötzlich mehrere Schüsse und darauf lautes Geschrei. Mit aufgerissenen Augen blicken die Männer um sich. Ist der Feind ihnen gefolgt? Sofort springen sie von den kleinen Schiffen und machen sich kampfbereit. Eine panische Menge läuft wild durcheinander, während weitere Schüsse fallen.
"Verdammt!", schreit Hauptmann Hax aufgebracht, "bringt die Dorfbewohner in Sicherheit!"
Während sich seine Truppe um die Evakuierung der aufgewühlten Menge kümmert, laufen Hax und Raxa direkt durch das wilde
Getümmel, um nach dem Täter zu suchen, doch durch das wilde Gerangel können sie sich keinen Überblick verschaffen.
Erneut ertönen Schüsse und unschuldige Bewohner fallen reglos zu Boden. Das ganze Blut verteilt sich auf die breiten Gassen. Sofort eilt Hax zu der verletzten Frau, die am Arm von einer Eisenkugel getroffen wurde. Der Schütze schießt weiter mit zitterndem Knie um sich, als Raxa sich ihm in den Weg stellt und knapp einer Kugel entkommt.
Tantro, das Volk mit den magischen Fähigkeiten, unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht sonderlich von Menschen. In erster Linie sind die Größe der Pupillen, Hände und Füße entscheidend. Je größer, desto mehr entsteht der Verdacht, dass kein Mensch vor ihm steht. Ein entscheidender äußerlicher Faktor ist das riesige Mal an ihrem Nacken, das jeden einzelnen von ihnen zeichnet. Es ist eine vom Himmel gefallene Sternschnuppe, die in ewiges Eis eingeschlossen ist. Es erwählt die Kandidaten, die mit der magischen Kraft der Granaltania gesegnet werden.
Da die Menschen nicht immer die Möglichkeit haben, eine Spur des Mals zu überprüfen, haben sie weitere Merkmale beobachtet, die die Rasse eindeutig identifizieren können. Dazu gehören, neben den magischen Fertigkeiten und Sprachen, ein hohes intuitives Verhalten, besondere Standhaftigkeit und ein großes Ausdauervermögen.
Zudem besitzt der Körper der Tantro die Möglichkeit, sich bis zu einer gewissen Grenze selbst zu regenerieren, auch wenn das Geschöpf dadurch an Lebenszeit verliert.
Mori ist einer der wenigen Städte, in denen sich die Tantros verschanzen, um weiterhin zu existieren und dennoch gibt es auch unter ihnen einige, die gegeneinander kämpfen, da einige den Krieg ablehnen oder die Menschheit endgültig vernichten wollen, um endlich in Frieden leben zu können.
Durch die großen Spannungen untereinander kann der Druck und die Angst so gewaltig werden, dass sie ihre eigene, magische Kraft nicht kontrollieren können und sich ihrer Fragilität beugen und somit zu einer selbigen Schreckensfigur werden, vor der sie sich seit
Lebzeiten fürchten.
Raxa steht dem Angreifer gegenüber, der seine Pistole auf ihn gerichtet hat. Schnell erkennt er, dass es sich hierbei weder um einen Feind noch um einen Deserteur handelt.
"Glan, wach auf!", ruft er ihm atemlos zu, doch der karamellfarbene, schäbig aussehende 16-jährige Junge drückt mit zitternden Fingern ab.
Die Eisenkugel rast direkt auf Raxa zu. Seine Augen weiten sich vor Schreck, während seine Halsschlagader pulsiert, als er überlegt auszuweichen. Doch wenn er dies in der Menschenmenge tut, dann wird jemand anderes getroffen werden. Er muss seine Magie ein weiteres Mal wirken, ansonsten wird es weitere Verletzte geben.
Er holt tief Luft und schließt seine Augen, um seine Kraft zu fokussieren, als auf einmal ein Schatten vor ihm auftaucht. Verwundert öffnet er seine Lider und erkennt ein achteckiges, farbloses Schild, das aus dem besten Aerographit hergestellt wurde. Die Eisenkugel prahlt geräuschvoll ab, bevor der Täter keuchend die Waffe fallen lässt. Raxa schielt irritiert über das große Schild hinweg und erkennt keinen Geringeren als Maqua Crossqua vor sich, der geschmeidig den Attentäter zu Boden drückt und ihn bewegungsunfähig macht.
"Dummbratze", schellt dieser mit Glan, der sich weiterhin versucht, gegen ihn aufzulehnen, "tu nicht so, als ob du wirklich jemanden umbringen willst!"
Raxa braucht einige Sekunden, um sich nicht über den Sieg seines größten Rivalen lauthals aufzuregen, bevor er sich schweren Herzens von seinem Freund Glan abwendet, um sich mit seinen Kameraden, die bereits viele Personen evakuiert hatten, die verletzten Personen
kümmert.
In der Zwischenzeit wird Glax der Polizei übergeben und kommt dank eines Elixiers wieder zu sich. Raxa erkennt die Trauer und die Angst wieder, die in Glans glasigen, schimmernden schwarzen Augen zu erkennen sind. Als er sich gerade zu seinem Freund in Bewegung setzen will, erkennt er bereits Hauptmann Hax, der Glan auf die Schulter klopft, ihm über sein wüstes, ungekämmtes Haar streicht und dabei versehentlich hängenbleibt. Maqua gesellt sich neben Raxa und grinst breit, als er sich das Spektakel vor ihnen ansieht. "Wie ein Wunder ist bei dem Vorfall niemand umgekommen und selbst größere Verletzungen blieben aus."
Maqua presst seinen Kiefer aufeinander und zieht eine seiner Augenbrauen hoch.
"Denkst du wirklich, dass das ein Wunder ist?", er schüttelt seinen Kopf und deutet auf den aufgelösten Jugendlichen, der in den Armen seiner Familie den Schutz findet, bevor sie gemeinsam in einen riesigen khakifarbenen Polizeiwagen, der mehr an einen großen Geländewagen des Militärs erinnert, einsteigt.
Sie sehen ihm lange nach und warten noch bis die letzten Verletzten behandelt oder auch zur Sicherheit mit in das örtliche Krankenzentrum gebracht werden.
Als sich die Menschenmenge lichtet und beruhigt, taucht Hax neben dem in Gedanken verlorenen Raxa auf.
"Gute Arbeit." Er klopft ihm breit grinsend auf den Rücken und legt grinsend einen Arm um ihn. Der blondhaarige Soldat kreischt mädchenhaft auf und fasst sich keuchend an seine Brust.
"Wie kannst du mich nur immer so erschrecken, verdammt!", schrie er seinen Hauptmann atemlos an und schüttelt diesen von sich, um
an Abstand zu gewinnen. Sein ganzer Körper wird mit einer angenehmen Wärme, vor der er sich am Meisten fürchtet, überschattet.
Er räuspert mehrfach, um sich zu entspannen, während Hax ihn traurig anstiert und seinen Kopf niedergeschmettert hängen lässt. "Ich habe doch gar nichts gemacht..." Die dunklen Augen des Hauptmanns leuchten auf, als er die leisen, zerbrechlichen Worte seines besten Mannes hört. Die Kluft in Raxas Herzen reißt ihn mit in die eigene Schlucht aus Düsternis und Verzweiflung, doch er weiß, dass er seinen eigenen Gefühlen keineswegs nachgehen darf, denn sonst würde er womöglich den gleichen Weg wie Glan bestreiten. Ein sanftes Lächeln spiegelt sich auf den Älteren wider, als er seinen Soldaten Mut zuspricht.
"Nicht immer muss man große Heldentaten vollführen, um auch etwas Gutes vollbracht zu haben. Oft sind es nur die kleinen, meist ungesehenen Taten, die das Leben doch wirklich bereichern."
Die großen Augen seines Schützlings glänzen ihn an, als Maqua die magische Sekunde des Friedens zwischen den beiden von Weitem erspäht. Er grinst sie breit an, bevor sie sich wieder anfangen zu entzweien und stumm nebeneinander her schlendern. Mitten durch die Marktstraßen, in denen Lebensmittel so wie Artefakte und Embleme in magische Blasen gehüllt sind, um sie vor Diebstahl oder auch Verderblichkeit zu schützen.
Die Brise weht sachte, während die Sonne an einem herbstlichen, farbenfrohen Tag am Himmel auf sie herab scheint und ihnen alle Sorgen der letzten Wochen und Stunden für eine kurze Weile entzieht. Die Pracht der bunten Kronen, Sträuchern, Blütenblätter und der Kleidung der Tantros ergeben ein erstaunliches Schauspiel, das
keinem von ihnen entfliehen kann. Das Wasser glitzert die Vielfalt des Lebens in dieser Stadt wieder. Viele rote und weiße Brücken verbinden die verschiedenen Stadtteile miteinander, die teilweise direkt auf dem Wasser treiben oder schweben und von einer Wolkenpracht aus Lilienblättern und Sternenlichtern umgeben sind. Raxa und Hax genießen das Treiben der Stadt und die friedliche Stimmung, die sie tagtäglich beschützen möchten. Als sie eine Weile südlich durch die Straßen gelaufen sind, treffen sie auf kleine Wasserfälle, die durch die Klippen der höher gelegenen Orte auf Blütenblätter der Seerose oder gar von der riesigen allmächtigen Blüte der Insel selbst fließen.
Der Geruch von Blüten und Kräutern umhüllte sie, während sie sich ihrem Ziel näherten. Am Fuß der Seerose angelangt, befindet sich auf einem kleinen Seerosenblatt, umgeben von dem heiligen Wasser des Sees, ein kleines weißes Häuschen mit einer blauen Kuppel und blauen erkerförmigen Balkonen.
"Endlich zuhause", sagen sie gedankenverloren und blicken mit einer großen Warmherzigkeit auf ihr schönes Haus. Durch ihre Nostalgie und ihre Sehnsucht endlich in ihre eigenen vier Wände zu treten, vergessen beide, dass sie gemeinsam die schneeweiße Flügeltür öffnen und in ihren weiten, funkelnden Flur zu schreiten, der nur durch einige kleine Flammen Licht spendet. Doch das Parkett aus glitzernden, kleinen Kristallen reflektiert und bricht das Licht so, dass es wie Tageslicht auf den wundersamen, beleuchteten Bereich scheint und jede dunkelste Ecke wie eine sternenbedeckte Nacht leuchtet. Doch eins beunruhigt beide blitzartig - es ist alles sauber und ordentlich. Kein Anzeichen von Leben, als ob der Lebenshauch aus den teils sichelförmigen und teils runden Fenstern verschwunden
ist.
"Kia, alles gut bei dir?", ruft Raxa panisch um sich und sucht mit schnellen Schritten jeden Winkel des Flurs ab, "hallo?"
Haxas Kehle schnürt sich zusammen, als es ihm wie ein Schauder über seinen Rücken fährt. Hat sie die beiden verlassen, um bei ihrer Mutter zu leben?
Seine Beine setzen sich in Bewegung, bevor er die Gelegenheit hat sich selbst zu beruhigen. Raxa poltert ihm atemlos die weißblaue, edle Treppe mit der Wasserfalloptik nach, ehe sie anstandslos die schwarze, schwere, in Ketten gelegte Kerkertür mit stumpfen magischen Waffen der Tantro, die die Form von schwarzen Danbongs, die durch die heilige Kraft der Granaltania das Metall mit Leichtigkeit durchdringen und verätzen, zerstückeln. In binnen von einem Augenblick sind sie in Rauch und Nebel eingehüllt. Raxa und Hax ziehen synchron ihre schwarzgrünen Masken über, die an die Symbolik der zwei Gesichter der Schauspielerei erinnern, doch gleichzeitig mit den abstrakten, verschnörkelten Details einer Schönheit gleichen. Sie schützen vor giftigen Abgasen oder besonders starken Gerüchen.
"Kia?", rufen sie erneut und blicken in die weite Finsternis, in der sie nicht mehr entfliehen können. Die Wärme, die sie zuvor gespürt haben, wird mit einem Mal von der bitteren Kälte des Raumes überschattet.
"Es ist hier stickig drin."
Mit diesen Worten stolziert eine fremde Silhouette an die beiden Schreihälse vorbei, zieht schwarzbelichteten Vorhänge beiseite und öffnet die Jalousien. Durch diese dringt das Tageslicht in binnen von Augenblick den kalten, dunklen Raum, sodass die Konturen und die
Details die Farbe der Wirklichkeit annehmen - die wahre Gestalt des Schlafgemachs kommt endlich zum Vorschein.
Hax und Raxa blinzeln mehrfach, als sich die fremde Gestalt vor ihnen endlich in voller Pracht zeigt. Maqua lehnt sich grinsend an die schwarze Wand an und deutet mit schadenfrohen Blick auf die fluchende Person im Bett.
"Licht, wie grässlich", schreit die junge Frau schrill, während sie sich ihr weißblaues Haar wutentbrannt rauft, "weg damit."
Raxa atmet erleichtert aus, als er seine Schwester in ihrem großen Wasserbett wiederfindet. Doch dann entgleisen die Gesichter der Beiden. Während sie weiter flucht, bemerkt sie nicht, dass die Aufmerksamkeit der drei Männer ihr gilt.
"Was zum..." Raxas Gehirn rattert unaufhörlich, als er begreift, was sich vor seinen glasigen Augen abspielt. Mit zusammengekniffenen Augen starrt sie die Männer aus dem Bett aus an und verzieht eine finstere, furchterregende Grimasse.
"Das ist nicht dein Ernst, bitte sag mir nicht, dass du die ganze Zeit...", fängt Hax empört an, als Raxa ihm das Wort abschneidet und seinen Satz weiterführt, "während wir draußen gekämpft-"
"Während ein Attentäter frei herumlief-", führt Hax mit aufbrausender Stimme fort, während Maqua sein Grinsen nicht unterdrücken kann. "Und wir alle dabei in Lebensgefahr waren -"
"Geschlafen hast", poltert es aus beiden Mündern schonungslos raus. Maqua hält sich den Mund zu, während er sein herzhaftes Lachen nicht unterdrücken kann und sich letztendlich herzhaft über die beiden auslässt.
"Wenigstens dabei seid ihr synchron", quetscht er zwischen zusammengequetschtem Kiefer heraus, bevor er sich seine
Lachtränen wegwischt und sich schmerzverzerrt seinen Bauch hält. Die wütenden Gesichter der beiden verwandeln sich in betroffene, sich schämende Mienen, die einander fragend und unsicher anstieren.
Bevor sie sich wieder seelisch voneinander distanzieren können, kriecht trotz der scheinenden Wärme eine dunkle, starke Aura hervor, die alles und jeden in die abgrundtiefe Verzweiflung stürzen lässt. Als sich ihre Blicke, mit denen von dem schattenhaften, böswilligen Endgegner, der in Form einer jungen Tantro erscheint, kreuzen, schlottern die Knie der beiden kampferprobten Soldaten bis aufs Äußerste.
Ihre Augen schauen niederträchtig und abgrundtief Böse drein, obwohl ihre linke Iris einen Regenbogen wider wirft und das rechte in einem reinen, unschuldigen Weiß gehüllt ist. Ihre zierliche, puppenhafte Erscheinung wird durch ihre erschreckende Persönlichkeit mit einem Mal zunichte gemacht.
"Warum stört ihr mich bei meinem schönen Schlaf?"
Ihre rot unterlaufenen Augen und ihr zerzaustes, verknotetes Haar untermauern den Ausdruck einer Puppe, die gerade aus einer Horrorgeschichte entflohen ist.
"Du bist völlig gestört!", japst Raxa mit schwammiger Stimme und drückt sich an das pechschwarze Regal hinter ihm, das mit okkultischen Symbolen und Totenköpfen versehen ist, "hast du denn nicht den Lärm gehört?"
"Was für ein Lärm?", fragt sie mit kratziger Stimme in die Runde und schüttelt genervt ihren Kopf, "das einzige, was ich höre, seid ihr." Maqua genießt die Atmosphäre vor ihm und lächelt stumm in sich hinein. Er würde gern diesen Moment festhalten, um die größten
Kämpfer des Krieges als große Angsthasen zu enthüllen. Doch das würde auch seinem Image schaden, darum hält er sich notgedrungen zurück. Trotzdem würden Hax und Raxa möglicherweise bemerken, wie ähnlich sie sich doch sind und aufhören, voreinander davon zu laufen. Für beide gibt es nichts wichtigeres, als Kia und das Volk der Tantro zu beschützen. Sobald sie anfangen nicht mehr allein, sondern gemeinsam gegen den Krieg anzukämpfen, werden beide endlich die wahre Stärke finden und den wahren Sinn begreifen. Doch bis dahin trennt die beiden einenlangen Weg, den sie nicht zusammen bestreiten können. Sobald sie die Erkenntnis erlangen, werden sie sich dann endlich eingestehen, dass sie beide doch Vater und Sohn sind und familiäre Gefühle füreinander empfinden?
"Das muss sie definitiv von ihrer Mutter haben!"
Während Hax mit großen Augen Auf und Ab läuft und an seinen kurzen, dreckigen Fingernägeln kaut, wirft Kia Wyrian die schwarze Fleecedecke von sich und springt mit rot erzürnten Kopf auf. "Natürlich immer nur dann, wenn es eine Eigenschaft ist, die dir nicht passt", fährt sie ihn mit dunkler, rauchiger Stimme an, bevor sie knirschend eine Delle in ihre sargähnliche Kommode schlägt. Die regenbogenfarbene Spange, die eine argwöhnische Kombination aus Schmetterling und Totenkopf ist, die sie für den Komfort an ihrem weißgrünen, flauschigen Schlafmantel befestigt hat, leuchtet bedrohlich auf.
"Könntet ihr bitte nicht immer gleich los streiten?" Raxa hält sich die Hand vorm Kopf und fragt sich, warum er immer derjenige ist, der zwischen den beiden kampfwütigen Todesbringern der Nacht stehen muss. Während sie eine natürliche bedrohliche Aura besitzt, weist sein Vater eine unerschütterliche Willensstärke auf, die diese ermüdende Konversation nur unnötig in die Länge führen wird. "Aber wir streiten doch gar nicht", zischen sie dem blondhaarigen Mann zu, der sich fragt, ob er nicht doch möglicherweise adoptiert wurde.
"Was wundert es dich, das ist ihre Art liebe zu zeigen." Maqua zuckt lässig seine Schultern und grinst provokant, als Raxa zornig auf ihn zuschreitet und seinen bloßen Finger auf ihn streckt.
"Was mischt du dich eigentlich wieder ein und was machst du überhaupt noch hier?"
Mit einem Mal blinzelt Maqua mehrfach und fährt sich unschuldig
durch das Haar. Eine kurze Stille tritt ein - das heißt, wenn man den Streithähnen neben ihnen keine Beachtung schenkt. Er formt einen Schmollmund und deutet mit einer kleinen Geste zu der schreienden Horrorfigur vor ihnen.
"Ich gehöre zur Familie und-"
"Jetzt fängt das wieder an!", unterbricht Raxa ihn knurrend, bevor sich kurz darauf alle vier in einem niemals endenden Streit wiederfinden.
Nach zwei ganze Stunden beruhigen sich alle Beteiligten - womöglich nur wegen der Belastung der Stimme und dem Loch im Magen - bevor sie sich in verschiedene Zimmer aufteilen und eine stille, konfuse Atmosphäre aufkommt, in der die Luft wie ein Messer die Haut verletzt, sobald sie versuchen einen Ton heraus zu bringen.
Raxa spielt nervös an seinen Händen herum und erträgt es nicht mit seinem Vater Hax allein im großen, lichtdurchfluteten Wohnzimmer zu setzen, das mit einem großen Erker und einem dunkelblauen, verschnörkelten Balkon ausgestattet ist. Mit seinem Kristallboden und den vielen Fensterfronten wirkt das Zimmer wie ein großer prächtiger Thronsaal, der mit vielen weißen und blauen Möbeln bester Qualität geschmückt ist.
Hax stiert immer wieder zu seinem Sohn, doch weiß er nicht, wie er eine Konversation mit ihm beginnen soll. Immer wieder öffnet er seinen Mund, doch schließt ihn gleich darauf wieder. Er fürchtet sich zu sehr vor einer Abweisung. So sehr wünscht er sich ein normales Verhältnis zu ihm haben zu können. Wann genau ist es passiert, dass die beiden sich auseinandergelebt haben und dadurch eine große Distanz zueinander aufgebaut haben?
Mit bedrücktem Ausdruck ziehen mehrere Bilder der Vergangenheit
an ihm vorbei - glückliche Momente, in denen Raxa und er unzertrennlich gewesen sind. Raxa spürt die sehnsüchtigen Blicke auf ihn, die ihn regelrecht erdrücken und einengen, weshalb er nun aus dem Wohnzimmer in den weiten Flur stiert, aus dem leise Stimmen kommen.
"Sollen wir wirklich nicht helfen?", fragt Raxa immer und immer wieder sich selbst, während er der bedrückenden Situation entfliehen möchte. Zudem behagt ihm der Gedanke nicht, dass Kia mit Maqua allein in der Küche ist.
"Kia meint, dass wir uns ausruhen sollen."
Mit diesen Worten lehnt sich Hax gemütlich zurück und streift sein dreckiges Schuhwerk gedankenverloren ab, bevor er sich gegen die weiße Lehne seines riesigen Ottomanen legt. Raxa schüttelt seinen Kopf, als ihm auffällt, dass die Angewohnheit seines Vaters, seine Schuhe überall hinzuwerfen, wo es ihm beliebt, sich niemals zum Besseren ändern wird.
"Ich kann aber nicht", brummt er leise und krallt sich mit seinen Händen in ein dunkelblaues Couchkissen.
Hax seufzt verzweifelt, rauft sich sein Haar und überlegt, wie er seinen Sohn beruhigen kann.
"Mach dir keine großen sorgen um Glan." Erschrocken schaut Raxa mit weit aufgerissenen Augen direkt in die seines Vaters und beißt sich angespannt auf seine zerrissene Lippe. "Sie wissen alle, dass er psychisch instabil ist. Es war abzusehen, dass seine Negativität ihn einholt und trotzdem ist niemand zu schaden gekommen."
Raxa knibbelt sich nervös an seinen Händen und vermeidet den Augenkontakt mit Hax, um ihm nicht weiter seine wahren, innersten Emotionen darzubieten.
"Glan möchte eigentlich auch niemandem schaden." Seine Brust zerreißt ihn bei dem Gedanken, wie sich sein junger Freund fühlen muss. Er hätte für ihn da sein müssen und doch hat er ihn nicht beschützen können. "Wahrscheinlich hat er deshalb niemanden ernsthaft verletzt." Hax sucht den Blick seines Sohnes, um mehr über ihn zu erfahren. Er möchte ihn trösten und ihm seine Last abnehmen, doch weiß er nicht, wie er seinem Sohn in Situationen wie diesen beistehen kann. Alles, was er kann und versteht, ist der Kampf. "Dennoch wird er jetzt erstmal mit dem Schuldgefühl zurechtkommen müssen, aber ich denke gerade deshalb wird er sich fangen und zu einer besseren Person werden."
Raxas Hände ballen sich zu Fäusten, als sich eine unerträgliche Hitze überkommt. Mit größter Mühe kämpft er gegen die Tränen seiner eigenen Schande an.
"Und was, wenn er dadurch ausgegrenzt wird und jetzt noch weniger unter Leute geht?"
Sein emotionales Herz schlägt rasend schnell und schmerzvoll gegen seine Brust, während seine Adern pulsieren und sich eine warme Flüssigkeit in seinem Kopf wie heißes Lava ausbreitet. Hax schüttelt sanft seinen Kopf. "Das wird nicht passieren."
"Woher willst du das wissen?", fragt sein Sohn mit erhobener Stimme. Seine schiefen Zähne blitzen auf, als er sich zu Raxa vorbeugt. "Weil die ganzen Familien und Verletzten zu ihm geeilt sind und mit ihm gesprochen haben. Sie wissen alle, dass er nicht er selbst war." Erneut wendet der blondhaarige junge Mann vor ihm den Blick ab und spielt gedankenverloren mit seinen Händen, während er sich bis zum Rand des Ottomanen drängt, um den Abstand zwischen ihnen deutlicher werden zu lassen.
"Trotzdem." Verzweifelt zucken die Mundwinkel hoch, bevor Hax einen ernsthaften, nachdrücklichen Ton annimmt.
"Du kannst nicht jeden beschützen." Mit diesen Worten endet die gefühlvolle Konversation der Gegensätze und die schneidende Stille kehrt wieder ein.
Während sich Vater und Sohn erneut anschweigen, bereiten die beiden anderen eine warme Mahlzeit zur Feier der Rückkehr in der U-förmigen matten Küche, die in einem schlichten Weiß gehalten ist, vor. Nach dem dreitägigen Schlaf verspürt Kia eine Trägheit, die sie mit einem nahrhaften Gericht bekämpfen möchte.
Während sie eine scharfe Currysauce mit Mango und Ananasstücke anrührt, schneidet Maqua seelenruhig verschiedenes Gemüse in feine Würfel. Tantros ernähren sich vorwiegend von Früchten und Gemüse, weshalb diese Zutaten vielfältig in ihrer Küche verwendet werden.
"Und was denkst du? Werden sie endlich reden?", fragt sie ihn mit gesenktem Haupt. Er sucht ihren Blick, bevor er sich an sein Kinn fasst und leise brummt.
"Der eine ist sturer als der andere", fängt er laut an zu grübeln, "hoffnungslos, da helfen noch nicht mal ein oder zweitausend Seelenklempner der Hölle." Bei dem Gedanken schüttelt er sich und umgreift seinen kräftigen, ansehnlichen Körper. Sie zieht glucksend eine schmale Augenbraue hoch und schielt ausdruckslos zu ihm. "Du kannst das ja einschätzen, weil das ja dein Fachgebiet ist", trieft sie vor Ironie, während er sich ihr grinsend nähert. Das Funkeln in seinen Augen lässt sie schwer aufseufzen.
"Ich habe noch andere Talente - wie du weißt." Mit diesem Wink zwinkert er ihr neckisch zu. Augen rollend hält sie in ihren
Bewegungen inne und fragt sich innerlich, warum sie, als sich die Gelegenheit dazu ergeben hat, ihn nicht aus dem Haus geworfen hat. "Es war einmalig und du reitest immer noch darauf rum", haucht sie achtlos vor sich hin.
"Eigentlich war nicht ich, der -" Reflexartig stopft Kia ihm eine ungeschälte Zwiebel in seinen Mund, damit er kein weiteres Wort darüber verliert. Ihre Wangen färben sich rot, als er hustend und sich schüttelnd zum Wasserhahn läuft. Er hält seinen Mund und seine Zunge darunter und gurgelt eine Weile. Schadenfroh kann sich Kia ein düsteres Kichern nicht unterdrücken.
Maqua dreht sich empört zu ihr um und formt einen Schmollmund. "Du wolltest mich umbringen!"
Seufzend verdreht sie Ihre Augen und wendet sich eiskalt von ihm ab und rührt ihre Soße um. "Jetzt fang kein Drama an."
"So gehst du also mit dem Mann deiner Träume um."
Maqua legt provokant einen Arm um sie, weshalb sie sich beinahe an dem heißen Topf verbrannt hätte. Schnell stößt sie ihn weg und bedeutet ihm, mit einer Handbewegung seine Arbeit nicht zu vernachlässigen.
"Soweit würde ich jetzt nicht gehen, aber es gibt bestimmt ein oder zwei Träume, in denen ich dich eiskalt ermorde." Ihre Stimme nimmt eine finstere, furchteinflößende Klangfarbe an, während sie sich in dem selbigen Wimpernschlag einige Mordinstrumente einfallen lässt. In der Küche findet sie genug Gegenstände, mit denen man einen tödlichen Unfall vortäuschen könnte.
Während Hax und Raxa im Wohnzimmer eine düstere Aura um sich herum spüren und sich am Liebsten unter dem Ottomanen verstecken würden, flammt ein tiefgreifendes Gefühl in seiner Brust
auf, das ihn fröhlich stimmen lässt. Maqua bleibt an ihren wundervollen Lippen haften und fängt an, wilde Vorstellungen zu entwickeln.
"Das nennt man halt Liebe", haucht er ihr leise zu, die ihn verständnislos ignoriert.
"Und er hört mir mal wieder nicht zu", keucht sie schwerfällig und läuft mit Mordabsichten auf ihn zu, "schäl' lieber, anstatt vor dir hin zu träumen!"
Sein verliebter Blick bleibt an ihr haften, während sie mit der Kelle auf seinem Oberarm schlägt. Maqua reißt es ihr spielend aus der Hand und zieht sie in eine Umarmung. Knirschend tritt sie ihm auf den Fuß, bevor sie sich von ihm losreißt und ihn fluchend aus der Küche befördert.
"Aber Kia, unsere heiß aufflammende Liebe-"
"Was hast du ihr angetan?" Raxas Stimme bebt bedrohlich, als er sich wild geworden vor ihm aufbaut. Er kratzt sich sein dunkles Haar und lässt sich niedergeschmettert auf den kühlen Kristallboden fallen. "Ich wurde wieder abgewiesen." Mit leeren Augen blickt er gen Boden, während er seine Arme schützend vor seinem Körper verschränkt und sich im Schneidersitz hinhockt. Obwohl die tiefe Trauer, die Maqua ausstrahlt, ein natürlicher Grad an Mitleid erzeugen mag, so empfindet Raxa weiterhin nichts als Ekel für diesen - seiner Meinung nach- hirnverbrannten Mann.
"Warum gibst du dann nicht endlich auf?"
Hax gesellt sich mit ernster Miene direkt zu ihnen und atmet den Geruch von Curry ein, der ihm eine große Vorfreude auf ihr heutiges Abendmahl beschert.
"Weil ich weiß, dass sie meine Gefühle irgendwann erwidern wird."
Die Selbstsicherheit lässt Raxa genervt aufstöhnen, bevor er sein entgleistes Gesicht hinter seinen großen Händen versteckt.
"Du bist wirklich ein Idiot."
Maqua fährt sich aufgewühlt durch sein Haar und lehnt sich gegen die geschlossene Tür an.
"Wem kann man es verübeln?", erklärt er mit verletzter Seele, "die Emotionen und Träume eines Mannes sind so stark wie seine Willenskraft."
Raxa zieht seine Augenbrauen hoch und ist über die abstrakte Schamlosigkeit seines Erzfeindes verblüfft. Noch nie im Leben hat er so viel Unsinn in wenig gesprochenen Wörtern wiederhallen gehört. "Ich weiß genau, was du meinst", stimmt Hax urplötzlich mit ein. Er nickt ihm heftig zu und hat Tränen vor Rührung in seinem bärtigen, eckigen Gesicht, bevor sie beide über weiteren Unsinn philosophieren, dem Raxa nicht mehr folgen kann.
"Ich bin definitiv adoptiert." Mit diesen Worten entfernt er sich von den beiden Männern, die für ihn fremder nicht sein könnten und hofft darauf, dass er nach dieser stupiden Konversation keinen Therapeuten aufsuchen muss.
Ein wundervoller, warmer Herbsttag scheint herein. Die Sonne glitzert zwischen den seichten, fliederfarbenen Wolken hervor. Die Wärme umringt die Bewohner mit Glück und Zuversicht. Doch nicht in diesen vier Wänden. Hax, Maqua und Kia setzen sich im Esszimmer ruhig gegenüber. Dennoch knistert die Stimmung sichtlich und die Kälte, die die junge Frau ausstrahlt, dringt tief in die Herzen der Männer ein. "Hiermit ist die Krisensitzung eröffnet." Hax räuspert sich nach langem Schweigen. Die Augen seiner einzigen Tochter haften an ihm wie das Trugbild eines Krias. Diesen Namenswitz sollte er sich jedoch lieber verkneifen, wenn er den Tag noch überleben möchte. "Wirklich? Dir fiel kein besserer Name ein?" Enttäuscht schüttelt sie ihren Kopf und lehnt sich auf dem Stuhl zurück. Hax fährt sich nüchtern durch den Bart.
"Man sollte immer seine Karten offen präsentieren." Er nickt stolz und lobt sich innerlich. Maqua betet seinen Kopf unter seine Hände und schaut schläfrig drein. Wenn sie mit einer sinnlosen Konversation beginnen, finden sie kein Ende. Sie sind sturer als Sohn und Vater, die sich täglich anschweigen.
"Wie bist du mit dieser Einstellung Hauptmann geworden?" Kia kritisiert lauthals an ihm herum und zählt nach und nach seine schlechten Eigenschaften auf. Seine Kinnlade fällt weiter gen Boden, als sein Herz immer wieder von dem gleichen Messer durchbohrt wird.
"Wir sollten uns beeilen, solange Raxa in der Stadt ist", unterbricht Maqua eilig. Hax Augen glänzen auf, als er den Rettungsanker entdeckt. Diese ehrenhafte Tat wird er Maqua nie vergessen. Dabei
möchte jener Rettungsanker das öde Gespräch lediglich schnellstmöglich hinter sich bringen, um sich endlich spannende Themen zu widmen. Zum Beispiel mit einem nächsten Annäherungsversuch seinerseits. Niemals wird er die Frau vor ihm aufgeben. Auch wenn er für sie sterben müsste.
Kia blickt lustlos auf die meeresgrüne Wanduhr und seufzt leise. "Er trifft sich mit einer Frau." Kurze Stille tritt ein. Ungläubig starren beide die junge Frau an, die immer wieder die regenbogenfarbene Haarspange umfasst, als wolle sie sich selbst beruhigen. Lange ist sie das heikle Thema umgangen und nun führt alles wieder zu ihr
zurück. Sie muss sich die ernste Lage klar werden und doch verspürt sie ein Engegefühl in ihrer Brust, dem sie kaum entgegentreten kann. "Er könnte also jeden Augenblick schluchzend zurückkommen. Ich verstehe." Darauf kassiert Maqua einen tödlichen Blick. So viel zum Thema Annäherung. Er hat es sich erneut mit ihr verscherzt. Wenn es um ihren Bruder geht, kennt sie eben keine Gnade. Obwohl er seine Anmerkungen gegenüber Raxa bedachter angehen sollte, hat er seine scharfe Zunge nicht zügeln können.
"Er ist kein gewisser Jemand, der sich an Monkosleder die Zähne ausbeißt."
Sowohl Kia als auch Maqua blicken verdutzt zum Hauptmann, der sich eine Tasse heißen Lotustee über seine Beine kippt. Er schreit laut auf und pustet sein Bein.
"Geschieht dir recht", brummt Kia verbissen, "mich als Monkosleder zu betiteln. Was für ein Vater..."
Maqua muss sich ein Lachen verkneifen. Er feiert Hax für seine vortreffliche Wortwahl, doch er weiß, dass Kia ihn in kleine Stücke schneiden und in eine Suppe werfen würde, wenn er jetzt einen Ton
von sich gibt. Selbst wenn er ihr in jeder Hinsicht überlegen ist, könnte er ihr niemals ein Haar krümmen. Er weiß, dass diese bedingungslose Liebe zum Tode verurteilt ist. Nur zu gut, dass ihm gerade der ständige Nervenkitzel an ihr gefällt.
"Raxa ist körperlich am Ende. Wir müssen etwas unternehmen." Ihre Ernsthaftigkeit lässt ihn leise aufseufzen. Bevor Hax einen Satz dazu einwerfen kann, steht Maqua brodelnd auf.
"Wir?" Er lacht trocken auf und schüttelt vehement seinen Kopf. "Du bist doch diejenige, die den Krieg beenden und Raxa retten könnte. Wie lange willst du noch davor weglaufen?"
Zähneknirschend ballt sie ihre Hände zu Fäusten. Kia springt aufbrausend vom Stuhl, der laut krachend umfällt. Hax begutachtet dies mit großen Augen und beißt sich vor Schreck auf die Zunge. Der eisenhaltige Geschmack erinnert ihn an jene Schlachten, die er bestritten hat. Sein ganzer Körper wird mit einer Gänsehaut überzogen. Im Gegensatz dazu bleibt Maqua unbeeindruckt vor ihr stehen und verzieht keine Miene.
"Ich werde meine Kräfte nicht dafür einsetzen, anderen Lebewesen zu schaden. Du kennst meine Einstellung zum Krieg." Obwohl sie ein übernatürliches, intelligentes Wesen ist, sind ihre Emotionen ihr im Weg. Maqua muss es nicht aussprechen, um ihr die Wahrheit bewusst zu machen und dennoch wendet er sich nicht wie jeder andere ab und lässt sie gehen. Er hält weiter Blickkontakt und verfolgt sie wie ein Schatten, der genau weiß, dass er den Kampf gegen Kia bereits gewonnen hat. Und dennoch muss er sie weiter in die Enge drängen.
"Was denkst du eigentlich wie viele Tag für Tag leiden und sterben müssen? Jeden Tag, an dem du untätig dabei zusiehst, bringst du sie
um. Hast du kein schlechtes Gewissen?" Seine Neugierde bringt sie um den Verstand. Die Worte stammen ausgerechnet von Maqua.
Hasserfüllt und furchteinflößend schaut sie direkt in bernsteinfarbene Augen, die auf sie erhaben herabblicken. Die Hitze steigt in ihren Körper empor. Verbissen schlägt sie auf den Tisch.
"Ironisch.Das sagt der, an dem das Blut vieler klebt."
"Es ist gut. Alle Beide." Hax erhebt sich und bedeutet beide, sichwieder zu setzen. Kurze Stille tritt ein, in der die Spannung anhält. Während Maqua ihren Blick sucht, blickt Kia mit glänzenden Augen gen Boden. Ihr Körper erbebt vor Zorn. Hax wischt sich keuchend seine Schweißtropfen von der Stirn. Kias Emotionen können der Umgebung schaden. Er kennt besser als jeder andere das Ausmaß ihrer unmenschlichen Kraft, die Freund und Feind gleichermaßen verletzen würde. Ihre Mutter teilt die gleiche Macht, weshalb sie sich zur Sicherheit an einem geheimen, einsamen Platz zur Ruhe gesetzt hat.
"Für heute sollten wir dieses Thema gut sein lassen und uns lieber um Raxas Gemütszustand kümmern." Innerlich klopft sein Herz stark. Hax hofft darauf, dass seine Tochter seine erwachsene, besonnene Art anerkennt und dadurch endlich ein besseres Bild von ihm hat. Sie wirkt zunächst abwesend, bis sich ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht abbildet. Es erinnert mehr an ein Ungetüm, das ihn in der nächsten Sekunde in Stücke reißen wird. Bei dem Anblick der Gruselgestalt vor ihm schluckt er hart.
"Überlasst das mir. Ich weiß genau, was er braucht. Schließlich bin ich seine Schwester." Ihre Augen strahlen in einem seltsamen Glanz. Maqua zieht seine Augenbrauen hoch und legt seinen Kopf schief. "Wieso habe ich dabei eine böse Vorahnung?" Er blinzelt mehrmals.
Hax verschüttet erneut seinen Tee und schreit laut auf. Maqua schmunzelt bei dem Anblick der Familie Wyrian. Niemals hat er daran geglaubt, dass ihn jemand von seiner wahren Mission abhalten kann. Doch die Faszination über diese Geschöpfe kann er nicht abstreiten. Dafür würde er sogar seine wahre Natur verraten.
Die Sonne steht im Zenit, als Raxa durch die Stadt streift. Ein sanftes Lächeln umschmeichelt seine rauen Lippen. In den weiten Marktgassen nimmt er viele Gerüche und Geräusche wahr, die unterschiedlicher nicht sein können. An einem Stand werden verschiedene Suppen und Eintöpfe angeboten. Sein Vater würde sich sofort darauf stürzen. Allein bei dem Gedanken wird ihm warm ums Herz. Auch wenn sie sich fremd erscheinen, sind sie miteinander verbunden.
Er geht an Leder, Felle und Schutzamulette vorbei. Der magische Schmuck dient zum Schutz und zur Verstärkung seiner eigenen Kraft. Eines der wenigen magischen Gegenstände, die in diesem Zeitalter existieren. Nur die Tantros kennen sich noch in der Schmiedekunst und in der Verwendung der einst mächtigen Magie aus.
Mittendrin wird getanzt, gefeiert und laut gelacht. Es ist ein friedlicher Augenblick, den er sich auf ewig einprägen möchte. Die Farben der Kleidung und der Straßen ist meist in seichten pastellfarben gehalten. Der neuste Trend sind Sternenmuster. Sie sind bei Männern und Frauen gleichermaßen beliebt. Er selbst trägt hingegen über seinem khakifarbenen Pullover eine kugelsichere Schutzweste und Rüstungsteile an Armen und Beinen.
Der Vorfall mit Glan hat ihn weiser und vorsichtiger werden lassen. Raxa muss jederzeit mit einem Angriff rechnen. Selbst wenn er dafür
rund um die Uhr seine Arbeitskleidung tragen muss. Als er vor einer älteren Frau stehenbleibt, hält er seine Hand flach vor ihr hin.
Während Menschen im Alter gebrechlicher und kleiner werden, nehmen Tantro an magische Kraft zu. Er muss zu ihr aufsehen, da ihre Gestalt mehr die einer riesigen Bestie angenommen hat. Ihr Haar schimmert in einem grellen Orangeton. Je intensiver die Farben, desto gefährlicher sind sie als Gegner. Obwohl sie als Krieger perfekt geeignet wären, beschützen sie lieber durch ihre Magie die Stadt vor Eindringlingen.
"Jedes Mal, wenn ich dich sehe, siehst du deinem Vater immer ähnlicher." Mit Lachfalten im Gesicht tippt sie in einem bestimmten Rhythmus auf seine Handfläche, bevor sie seine Hand umdreht und diese umfasst. Es ist ein Zeichen, dass er keine Bedrohung darstellt. Die Form der Begrüßung erweist den älteren Tantros Respekt, da diese selbst entscheiden können, ob sie die Geste annehmen oder nicht. Das Vertrauensverhältnis der Generationen wird durch die Traditionen vertieft und das miteinander wird zu einer harmonischen Gesellschaft, die jeden Tantro als Gemeinschaft und doch als Individuum anerkennt.
"Sie sind die Einzige, die dies stets sagt, Mirene." Sie nickt ihm mit trüben Augen zu und geht wieder ihres Weges. Raxa macht es ihr gleich, ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen. Am Ende des riesigen Marktes befindet sich ein riesiger Wassergarten, um den sich viele Bänke zieren. Magische Blasen reflektieren das Licht der Sonne und scheinen in verschiedenen Farben herab. Die Seerosen und andere Blumen leuchten in allen Farben. Der Blütenstaub steigt in die Luft empor und bleibt teils auch im Wasser, wodurch das Wasser leicht golden schimmert.
Auf einen der rankenartigen, verschnörkelten Bänke sitzt die Frau, die sehnsüchtig auf den Wassergarten blickt. Kurz atmet er tief ein und richtet sein helles Haar, bevor er entschlossen auf sie zuschreitet.
"Ein Ort wie dieser passt zu dir, Okala." Sein Herz pocht stark gegen seine Brust, als er die gebräunte Schönheit vor sich erblickt. Ihr Körper ist mit Muttermalen und Sommersprossen übersäht. Sie hat dunkelbraunes, gelocktes Haar und ihre Augen glänzen in einem schönen Sepia. Heute trägt sie ein fliederfarbenes Abendkleid, das ihr bis zu den Knien geht. Wie lange es her sein mag, als sie sich zuletzt begegnet sind? Mehr als vier Monate sind vergangen.
Vielleicht auch fünf. Und trotzdem wartet sie weiterhin auf einen ruhelosen Soldat, der sein Leben dem endlos andauerndem Krieg verschrieben hat.
"Wie lange muss ich warten, bis du endlich deinen Dienst geleistet hast und dich ganz mir widmest." Ihr besorgter Gesichtsausdruck lässt ihn gänzlich erstarren. Es kribbelt bis in seine Fingerspitzen. Wie oft haben sie immer wieder über das gleiche Thema diskutiert. "Jemand muss für unsere Heimat kämpfen." Er manifestiert die Grundwerte eines Soldaten, der sich entschlossen jedem Feind stellt. Nervös kauert sie auf ihre Unterlippe rum und blickt geistesabwesend zu dem wundervollen Wassergarten. Sie weiß, dass er seiner Familie, seinen Freunden und auch ihr den Anblick auf die wundervollen Geschenke Granaltanias weiterhin gewähren möchte.
Doch um welchen Preis?
Seit sechs Jahren wartet sie bereits auf den Mann ihrer Träume. Jedes Mal, wenn er in einer Schlacht zieht, betet sie zu Granaltania und lässt Lotusblumen in die Luft schweben, um für seine Rückkehr
zu hoffen. Was wäre, wenn er das nächste Mal nicht zurückkäme? Bereits nach dem Eintritt in die Einheit- das muss vor dreizehn Jahren gewesen sein - hat er ihr versprochen, dass er bald als Ehemann und Vater an ihrer Seite leben wird. Zu dem Zeitpunkt haben beide lediglich Spaß gemacht und nicht ernsthaft an eine Beziehung gedacht.
Doch sie wissen beide, dass der friedliche Tag in weiter Ferne liegt. Raxa wird nicht eher ruhen, bis der Frieden zwischen Tantros und den Menschen endlich hergestellt ist. Es ist ein unrealistischer Traum, der ihn niemals ruhen lässt.
"Dein Ehrgefühl ist wirklich lobenswert und doch wünschte ich manchmal, dass du dich weniger in lebensgefährlichen Situationen wirfst..." Ihre Stimme wird von dem Rascheln der bunten Blätter im Keim erstickt. Okala hofft, dass er ihre Fürsorge zu schätzen weiß und doch kennt sie die unbändige Sturheit, die er von Hauptmann Hax vererbt bekommen hat. Auch wenn sie sich äußerlich nicht ähneln, so sind sie dennoch blutsverwandt.
"Wenn ich es nicht mache-"
"Dann macht es jemand anderes", beendet sie seinen Satz. Die Willensstärke ihrer Prinzipien und Emotionen stoßen hart gegeneinander.
"Und wenn es niemand anderes gibt?"
Sein tiefes Blau lodert auf. Raxa wird seine Meinung niemals ändern. Okala wendet seufzend ihren Blick ab und steht von der blassgrünen Bank auf.
"Ich möchte nicht mit dir an einen deiner wenigen freien Tage streiten", sie hakt sich lächelnd bei ihm ein und drückt sich sanft gegen ihn, "komm, gehen wir die Zeit genießen." Und dennoch
schwebt ein Hauch von Spannung in der leichten Brise, die sich wie eine vorangegangene Warnung über sie legt.
Monkos: Eine Kreatur, die sich der Finsternis verschrieben hat und für diesen mordet. Es ist eine große, beige Kreatur mit der dicksten Haut der Welt, die meist als Anführer einer Horde von Monstern die Gegend verwüsten und Menschen wahllos mit ihren riesigen Klauen und Zähne abschlachten. Die Größe eines Monkos gleicht einem Schiff, weshalb sie ganze Städte im Alleingang vernichten können.
"Wieso gefällt mir die Idee kein Stück?" Handro fährt sich irritiert durch sein dunkelbraunes, mattes Haar. Sein Brustkorb wird mit jedem Atemzug schwerer. Es beschleicht ihm ein seltsamer Vorbote, der mit einer Kühle aus dem dunklen, dreckigen Keller hervorkriecht, um sich über jeden einzelnen von ihnen zu legen.
Nachdem Kia die drei Freunde zusammengerufen hat, ging er zunächst von dem schlimmsten Szenario aus. Doch der Wahnsinn der Wyrian steht ihr ins Gesicht geschrieben. Obwohl er mehrfach den schwarzen Humor gelobt hat, lächelt sie nicht. Nein. Kia meint es ernst. Der geschmiedete Plan soll ausgeführt werden. Es wird in einer Katastrophe enden. So wie immer. Nach all der Zeit sollte die Verrücktheit der Wyrians Alltag geworden sein und doch überraschen sie ihn immer wieder.
Trotz des fragwürdigen Aufmunterungsversuches geht ihm eine sichtbare Veränderung nicht aus dem Kopf. Es ist das erste Mal, dass sie die Freunde ihres Bruders um einen Gefallen bittet. Die Lage vermag ernster zu sein als angenommen.
Seit er vor anderthalb Jahren Raxa das Leben gerettet und dabei schwer verwundet wurde, kann er selbst nicht mehr am Kampf teilnehmen. Darum bekommt er Raxa selten zu Gesicht. Es wundert ihn, dass ausgerechnet er von Kia kontaktiert wurde. Noch merkwürdiger erscheint es, dass sie nach ein paar Augenblicken aus dem Haus verschwunden ist und die Gäste mit Maqua allein gelassen hat. Besorgt spielt er an seine etlichen Ohrenpiercings rum. "Vielleicht weil sie von Kia stammt?", witzelt Fana und kichert leicht. Ihr Zwergfell stellt sich in Alarmbereitschaft. Als einzige Freundin der
jungen Wyrian fällt es ihr schwer nicht vor Sorgen zusammen zu brechen. Sie zieht ihre graue Bäckerjungenmütze tiefer ins Gesicht. In letzter Zeit hat sie kaum Zeit mit Kia verbringen dürfen und sich darum über eine Nachricht gefreut. Doch seit sie mit dieser Gesellschaft in den Keller abgestellt wurde, beschleicht sich das Gefühl von Gefahr. Wenn Kia ihren größten Rivalen Kess einlädt, dann nur, weil es sich um den Weltuntergang handelt.
"Hey, hört auf. Sie bekommt das nachher mit und ihr wisst wie furchteinflößend sie sein kann." Mit diesen Worten schüttelt sich besagter Mann, der seine Hände in die Außentaschen seiner glutroten Lederjacke vergräbt. Als bester Freund Raxas sollte er dieses Treffen möglicherweise als wichtig erachten, doch allein der Gedanken an Kia lässt ihm das Blut gefrieren. Nach einem traumatischen Kindheitserlebnis -durch besagte Frau, die er namentlich nicht nennen möchte - hat er gehofft, ihr aus dem Weg gehen zu können.
Doch möglicherweise hat er nicht mit ihrem großen Bruderkomplex gerechnet - oder mit ihrem einnehmbarem Wesen, welches nur zum Vorschein kommt, um ihn danach erneut zu zerfleischen.
"Stellt euch nicht so an. Wollt ihr Kia nicht auch endlich wieder lächeln sehen? Seit Raxa vor anderthalb Jahren schwer verletzt worden ist, hat sie sich komplett eingesperrt und redet vorwiegend nur noch mit ihren Skeletten." Maqua baut sich bedrohlich auf und verschränkt zornig seine Arme.
"Das stimmt nicht ganz", widerspricht Fana feixend, "immer, wenn Raxa und Hax in eine Schlacht ziehen, reist sie zu ihrer Mutter, um dort mit ihr gewaltige Schutzzauber zu wirken. Ich denke, dass die beiden ihre Familie aus dem Hintergrund viel unterstützen." Für einen
Augenblick wird alles still um sie herum. Verdutzt blicken sich die Anwesenden gegenseitig an.
"Woher weißt du das, Fana?" Maqua tritt erstaunt vor und legt seinen Kopf schief. Seine bernsteinfarbenen Augen glänzen vor Neugier.
Fana streckt grinsend ihre Zunge raus und zeigt kichernd mit allen Fingern auf sich, um ihm ihre Überlegenheit zu demonstrieren. Ihr schulterlanges Haar leuchtet korallenfarben entgegen, als ob ihr Auftritt endlich gekommen sei und sie nun mit ihrer Präsenz angeben könne.
"Mutter und Tochter schreiben sich täglich Briefe. Als Postbotin kann ich mir das ein oder andere leisten, weißt du?" Sie streckt erneut ihre Zunge raus.
"Du bist wirklich das Letzte..." Kess Gesicht nimmt die Farbe von Schnee an. Er schüttelt vehement den Kopf.
"Das sagt ein Mann, der seiner Frau nur Zweidrittel seines Einkommens verrät, damit er im Casino Geld verzocken kann." Ein deutlicher Sieg für Fana. Erneut hat sie die Schlacht der Argumente gewonnen. Er hätte sich nicht mit Kias bester Freundin anlegen dürfen. Eine Frau ist beängstigender als die andere. Wenn er diesen Abend ohne ein neues Trauma überstehen will, muss er Vorsicht walten lassen.
"A-ach das...", haucht Kess benommen vor sich hin und fährt sich in seinen schweißbedeckten Nacken. Sein Gesicht wird leichenblass. Allein der Gedanke, dass Taph jemals von seiner Spielsucht erfährt, lässt ihn hart schlucken.
"Ihr seid alles schreckliche Personen..." Handro zieht empört seine Augenbrauen hoch, als wäre er ein Heiliger. Beide starren ihn an, als würden sie einen Geist sehen. Ihre Münder stehen lange offen, bevor
die Argumente der drei Gäste aufeinander stoßen. Maqua bemerkt das Chaos um ihn herum nicht. Zu sehr ist er in Gedanken vertieft. Er hat Kia die ganze Zeit falsch eingeschätzt. Immer wieder hat er ihr Argumente an den Kopf geworfen, dass sie sich nicht am Krieg beteiligt. Doch das entspricht nicht der Wahrheit. Sie schützt ihre Familie um jeden Preis. Somit beteiligt sie sich schon an der Schlacht. Kia hat einen Zwischenweg gefunden, um niemanden zu verletzen und um über die wichtigsten Personen in ihrem Leben zu wachen.
Maquas Zweifel sind nicht ganz behoben. Schließlich könnten beide den Schutz über die ganze Einheit legen. Möglicherweise reicht die magische Kraft nicht aus oder sie ist auf Familienmitglieder begrenzt. Es muss einen spezifischen Grund geben. Die Frage danach lässt ihm keine Ruhe. Maqua muss sie damit konfrontieren. Daran führt kein Weg vorbei.
Die Kellertür öffnet sich und die Anwesenden halten den Atem an, als sie einen weiteren Gast entdecken. Glan. Der junge Mann, der vor kurzem die Kontrolle über sich verloren hat. Mit glasigen Augen betrachtet er sich die Tüten und Körbe, in denen sich düstere Gegenstände bereit halten.