Die »Antifaschistische Weltliga« von 1923/24 - Ulrich Schneider - E-Book

Die »Antifaschistische Weltliga« von 1923/24 E-Book

Ulrich Schneider

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Beschreibung

»Die dringendste und wichtigste Aufgabe aller Gruppen und Landesorganisationen der Weltliga gegen den Faschismus ist die Aufklärung über das Wesen des Faschismus in die breitesten Bevölkerungsschichten zu tragen.« Mit diesen Worten beschrieb die Kommunistische Internationale (KI) vor 100 Jahren die Ziele und Aufgaben der »Weltliga gegen den Faschismus«, die im Herbst 1923 in Berlin gegründet wurde. Mit diesem Band werden die Geschichte der antifaschistischen Weltliga nachgezeichnet und Dokumente der damaligen Arbeit für die heutige Debatte zur Verfügung gestellt. Es ist verblüffend, wie aktuell die Auseinandersetzungen mit völkisch-nationalistischen Gruppen bis heute sind.

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Ulrich Schneider

Die »Antifaschistische Weltliga« von 1923/24

in Quellen und Dokumenten

Inhalt

Zum Geleit

Die »Weltliga gegen den Faschismus« 1923/24

Vorbemerkung zu den Dokumenten

Die Ausgaben der »Chronik des Faschismus«

Dokumententeil

1. Verhetzte Faschistenbanden als Knüppelgarden im letzten Generalstreik

2. Faschismus in Österreich

3. Der Faschismus in Jugoslawien

4. Zur Taktik des deutschen Faschismus

5. Der Schlageter-Gedächtnis-Bund

6. Die Pläne der Gegenrevolution

7. Haben wir in Deutschland Faschismus?

8. Der Weg der Konterrevolution

9. Sachsen

10. Gegen den Faschismus! Gegen reaktionäre Schreckensherrschaft und weißen Terror!

11. Ziele und Aufgaben der Gruppen und Landesverbände der Welt-Liga gegen den Faschismus

12. Hitler und Kahr

13. München – Wien – Budapest

14. Die Verbote

15. Die italienischen Faschisten in Frankreich

16. Brief Willi Münzenberg, 4. Dez. 1923

17. Zur Taktik der Deutschnationalen

18. »Wir müssen uns wehren«

19. Wie sie die Arbeiterschaft retten wollen

20. Etappe Deutschland

21. Wo stehen wir?

22. Rede des Genossen Sinowjew über die Lage in der KPD (Auszug)

23. Ruth Fischer, Der Kampf um die Kommunistische Partei (Auszug)

24. Die Völkischen und die Wahlresultate

25. Illustrierte Titelblätter »Chronik des Faschismus«

26. Die drei Phasen des deutschen Faschismus

Quellen und Literatur

Impressum

Zum Geleit

Zum GeleitZum Geleit

»Die dringendste und wichtigste Aufgabe aller Gruppen und Landesorganisationen der Weltliga gegen den Faschismus ist die Aufklärung über das Wesen des Faschismus in die breitesten Bevölkerungsschichten zu tragen.«

Mit diesen Worten beschrieb die Kommunistische Internationale (KI) vor 100 Jahren die Ziele und Aufgaben der »Weltliga gegen den Faschismus«, die im Herbst 1923 gegründet wurde. Besser und knapper kann man auch heute nicht die Aufgaben antifaschistischer Aufklärungsarbeit beschreiben.

Umso erstaunlicher ist es, dass die historische Erfahrung dieser Etappe der antifaschistischen Bewegung nur sehr geringe Verbreitung sowohl unter linken Historikern, als auch unter antifaschistischen Aktivisten besitzt. Dabei beziehen sich heute insbesondere Kreise der autonomen Antifa und jüngere Antifaschist*innen auf die historischen Vorbilder der Weimarer Republik. Immer wieder wird in der Symbolik und zum Teil in der Rhetorik Bezug genommen auf die »Antifaschistische Aktion« von 1932. Aber es gehört nicht zum Allgemeingut der Bewegung, dass bereits zehn Jahre zuvor, nämlich beginnend im Jahr 1923, die politischen Kräfte der Arbeiterbewegung sich in vielfältiger Form gegen den Vormarsch der faschistischen und völkischen Kräfte zur Wehr gesetzt haben, denn sie sahen damals die verschiedenen faschistischen Bewegungen – nicht nur in Deutschland – als reale Bedrohung ihrer Handlungsmöglichkeiten.

Selbst unter geschichtlich Interessierten sind für das Jahr 1923 zwar die Arbeiterregierungen in Sachsen und Thüringen, die von der Reichsregierung mit Gewalt beseitigt wurden, und der Hamburger Aufstand bekannt. Natürlich auch der dilettantisch gescheiterte Hitler-Ludendorff-Putsch vom 9. November 1923. Aber weniger bekannt ist die Tatsache, dass schon vom 17. bis 20. März 1923 in Frankfurt/Main eine erste internationale Beratung zum Thema antifaschistischer Kampf stattfand und im Sommer 1923 die KPD Antifaschisten-Tage organisierte.

Die intensive Beschäftigung mit der Frühgeschichte des Antifaschismus hat mehrere spannende Aspekte, mit denen sich die linke Bewegung auch heute auseinandersetzen sollte.

Zum einen wurden in dieser Phase insbesondere in der kommunistischen Bewegung die Grundlagen für eine Faschismus-Theorie gelegt, die versucht, die verschiedenen politischen Entwicklungen und Phänomene – nicht nur in Deutschland – einzuordnen und daraus Handlungsoptionen abzuleiten. Dass diese Schwächen hatte, da die empirischen Erfahrungen des italienischen und deutschen Faschismus an der Macht fehlten, ist unstrittig. Auch erwiesen sich manche politischen Schlussfolgerungen (»Sozialfaschismus-These«) als verhängnisvoll für die Schaffung der notwendigen gesellschaftlichen Bündnisse im Kampf gegen rechts. Andererseits konnten sie sich auf die Erfahrungen mit den völkischen und nationalsozialistischen Strömungen in der extremen Rechten stützen, die seit dem Ende des Kaiserreiches als Instrumente der Konterrevolution agierten. Wenn man Faschismus nicht auf Auschwitz und die Shoa reduzieren will, findet man hier Grundlagen für eine Analyse der Funktion faschistischer Bewegung für die politische Rechtsentwicklung bis heute.

Zum anderen findet man in diesen Jahren Beispiele für antifaschistischen Widerstand gegen den Vormarsch der verschiedenen völkischen und faschistischen Kräfte, die zeigen, dass die Arbeiterbewegung lange vor der Machtübertragung an den deutschen Faschismus im Januar 1933 den Widerstand gegen eine solche Entwicklung aufgenommen hat. Dabei ist es aufschlussreich nachzuvollziehen, in welcher Bündnisbreite der gesellschaftliche Widerstand entwickelt werden sollte. Außerdem sind die damaligen Erfahrungen im Kampf gegen rechts und die Akteure der faschistischen Bewegung durchaus spannend für heute, erleben wir doch sowohl in der Agitation, als auch im Auftreten (wenn man von den bewaffneten Verbänden damals absieht) Ähnlichkeiten der extremen Rechten bis heute.

So kann die Beschäftigung mit der Geschichte des Antifaschismus in der Weimarer Republik dazu beitragen, unser Verständnis für antifaschistisches Handeln nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch für heutige Auseinandersetzungen und für soziale, politische und gesellschaftliche Alternativen zur Rechtsentwicklung zu schärfen. Der Antifaschistischen Weltliga von 1923 war nur eine kurze Lebensdauer beschieden, dennoch lohnt es sich, ihre Geschichte, ihre Wirkung und ihr Ende genauer zu betrachten.

Die »Weltliga gegen den Faschismus« 1923/24

Die »Weltliga gegen den Faschismus« 1923/241. Die Vorgeschichte

Der erste Ansatz antifaschistischer Bündnispolitik der Komintern1

1. Die Vorgeschichte

Die Gefahren des Faschismus wurden insbesondere in Italien, Deutschland, Ungarn und Bulgarien schon unmittelbar nach dem Ende der revolutionären Phase nach dem Ersten Weltkrieg erkannt. In Italien waren es die »biennio nero«, die schwarzen Jahre der politischen Reaktion gegen die Kämpfe der Arbeiterbewegung und der Landarbeiter für revolutionäre Veränderungen, die mit Betriebsbesetzungen und Übernahme von Großgrundbesitz ihre sozialistischen Vorstellungen gezeigt hatten.

In Deutschland waren es die Freikorpsverbände, die bei der Niederschlagung der Novemberrevolution und der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg mitgewirkt hatten und in der Folgezeit mit ihren terroristischen Einheiten der »Organisation Consul« verschiedene Repräsentanten der »verhassten Judenrepublik« oder »Novemberverbrecher« ermordeten bzw. schwer verletzten.

In Bulgarien richtete sich der Terror insbesondere gegen die revolutionären Kräfte in der ländlichen Bevölkerung, die der monarchistischen Reaktion gefährlich wurden.

Auch in Ungarn war der weiße Terror des Horthy-Regimes eine gewalttätige Antwort auf die Räterepublik und die Gefährdung der kapitalistischen Herrschaft durch die Arbeiterbewegung. Der Horthy-Terror kam als Rache gegen die Revolution, hieß es in der politischen Agitation der damaligen Zeit.

Gerade die Erfahrungen mit den faschistischen »Fasci di combattimento« (»Träger des Kampfes«; auch »Schwarzhemden« genannt) in Italien, die sich als gewalttätige Kettenhunde der Unternehmer und Großgrundbesitzer gezeigt hatten, und die Übertragung der politischen Macht an Benito Mussolini nach seinem »Marsch auf Rom« im Oktober 1922 durch die politische Elite war ein deutliches Signal. Die kommunistische Bewegung erkannte, dass der Faschismus und die ihn gesellschaftlich tragenden Kräfte als direkter Angriff auf die organisierte Arbeiterbewegung im Interesse der Herrschenden eine reale Bedrohung für alle linken Kräfte darstellte.

In einem Bericht für den Exekutivausschuss der KI forderte Grigori J. Sinowjew, es sei nötig, »dass wir in dem Kampf gegen die Faszisten die Initiative ergreifen und … lokale gemeinsame Komitees zur Bekämpfung der Faszisten zusammen mit den anderen Arbeiterparteien und -organisationen vorschlagen.«2

Auch bei der Beratung der »Roten Gewerkschaftsinternationale« (RGI) (russ. Profintern) wurde über die Konsequenzen des Vormarsches der faschistischen Kräfte diskutiert:

»Die Reaktion gegen die Arbeiterklasse wütet überall, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Die Errungenschaften der Arbeiterklasse sind in großer Gefahr. Das Streikrecht und die Freiheit der Gewerkschaften werden in Frage gestellt. Der Achtstundentag wird abgeschafft, die Löhne werden gekürzt, ungeachtet der hohen Lebenshaltungskosten und des Preisanstiegs und ungeachtet der Verluste, die durch die Instabilität der Löhne entstehen. Gegen die Revolutionäre, die von der Reaktion umgebracht und ins Gefängnis geworfen werden, werden die rücksichtslosesten Repressionen angewandt. Die bürgerlichen Ligen und die faschistischen Banden brechen Streiks, plündern und brennen die Gebäude der Arbeiterorganisationen nieder und erschießen die Arbeiter. Das revolutionäre Proletariat muss mehr denn je auf der Hut sein, muss organisiert und diszipliniert sein.«3

Auf ihrem IV. Kongress November/Dezember 1922 beschäftigte sich die KI zum ersten Mal intensiv mit der Frage des Faschismus.

In den »Thesen über die Taktik der Kommunistischen Internationale« wird unter Punkt 5 der internationale Faschismus als »politische Offensive der Bourgeoisie gegen die Arbeiterschaft« definiert. Da die zunehmende Verelendung die Massen immer mehr revolutioniere, auch die Mittelschicht einschließlich der Beamten erfasse und damit die Sicherheit der Bourgeoisie, die glaubt, in der Bürokratie ein absolut willfähriges und ausreichendes Werkzeug zu haben, erschüttere, genügten der Bourgeoisie die legalen Unterstützungsmethoden nicht mehr. Sie gehe deshalb dazu über, sich überall besondere »weiße Garden« zu schaffen, die sich speziell gegen alle revolutionären Bestrebungen des Proletariats richteten und mehr und mehr der brutalen Niederschlagung jedes Versuches der Arbeiterschaft, ihre Lage zu verbessern, dienten.

Als charakteristische Merkmale des italienischen Faschismus, der als Modell für den »klassischen« Faschismus genommen wurde, bezeichnete die Komintern, »dass die Faschisten nicht nur engere konterrevolutionäre, bis an die Zähne bewaffnete Kampforganisationen bilden, sondern auch versuchen, durch soziale Demagogie sich einen Boden in der Masse, in der Bauernschaft, im Kleinbürgertum, sogar in gewissen Teilen der Arbeiterschaft zu schaffen, wobei sie die notwendigen Enttäuschungen über die so genannte Demokratie für ihre reaktionären Zwecke geschickt auszunutzen verstehen.«

Schon damals erkannte man, dass die Gefahr des Faschismus in vielen Ländern bestand: In der Tschechoslowakei, in Ungarn, in fast allen Balkanländern, in Polen, in Deutschland, in Österreich, selbst in Amerika, und Skandinavien. In dieser oder jener Form sei der Faschismus auch nicht in Ländern wie Frankreich und England ausgeschlossen.

Als politisches Handlungskonzept empfahl man den kommunistischen Parteien, »den Widerstand gegen den internationalen Faschismus zu organisieren, der gesamten Arbeiterschaft im Kampfe gegen die Faschistenbanden voranzugehen und auch auf diesem Gebiete die Taktik der Einheitsfront energisch anzuwenden, wobei die Methoden illegaler Organisationen unbedingt notwendig sind.«

Man betrachtete den faschistischen Ausweg als »die letzte Karte im Spiele der Bourgeoisie. Die offene Herrschaft der weißen Garden richtet sich zugleich gegen die Grundlagen der bürgerlichen Demokratie überhaupt.«4

Amadeo Bordiga, ein Führer der italienischen Kommunistischen Partei, beschrieb die Faschisten als reaktionäre Kampforganisation, die mit einer Mischung von brutaler Gewalt, zynischer Demagogie, »exaltiertem Patriotismus« und Antisozialismus unter den dem Proletariat am nächsten stehenden Schichten der Mittelklasse, der Kleinbürger, Teilen der »intellektuellen Elemente der bürgerlichen Jugend« und sogar unter den landwirtschaftlichen Arbeitern und »gewissen weniger qualifizierten Kategorien der städtischen Arbeiterschaft« Anhänger zu gewinnen vermocht habe. Außerdem können sie sich der Unterstützung des Staates und der Großbourgeoisie erfreuen.

Der italienische Faschismus an der Macht sei »das leitende bürgerliche Organ des Staates in der Periode des Niederganges des Imperialismus.«5

Von da an bekam der Kampf gegen den Faschismus innerhalb der politischen Beratungen der KI und ihrer Strukturen eine größere Bedeutung. Hinzu kam die Erfahrung mit einer politischen Bewegung in Italien, die »Arditi del Popolo«, die gemeinsam mit den »Proletarischen Verteidigungsformationen« (formazioni di difesa proletaria) Ende 1921 rund 20.000 Aktivisten im Kampf gegen den faschistischen Terror der »Schwarzhemden« umfassten. Politisch waren es Syndikalisten, Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten und linke Republikaner, was durchaus ideologische Konflikte hervorrief. Vor diesem Erfahrungshintergrund beriet die RGI gemeinsam mit dem Leitungsgremium der KI bereits Ende Februar 1923 über ein zu bildendes Aktionskomitee in Deutschland.6

In der praktischen Umsetzung ist bemerkenswert, dass bereits im März 1923 in Frankfurt/M. die erste internationale antifaschistische Konferenz organisiert im Rahmen der KI stattfand. Vom 17. bis 20.3.1923 traf man sich im Bürgersaal des Stadtteils Bornheim. Verbunden damit war auch am 18. März 1923 eine öffentliche Versammlung im Hippodrom unter dem Thema: Faschismus und Antifaschismus.

An der Konferenz nahmen 243 Delegierte teil, darunter 50 Vertreter von kommunistischen und anderen Arbeiterparteien, Gewerkschaften und politischen, sozialen und kulturellen Organisationen aus Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz, der Tschechoslowakei, Polens, Italiens, Bulgariens, Großbritanniens, Österreichs, Indiens und der UdSSR.

Bei dieser Beratung ging es um Möglichkeiten und Formen der internationalen Solidarität und die Bildung antifaschistischer Abwehrorganisationen. Natürlich nahm die Konferenz auch Stellung zu den aktuellen Entwicklungen in Deutschland im Zusammenhang mit dem Ruhrkampf. Wichtiger aber waren die Überlegungen zur organisatorischen Konsolidierung der antikapitalistischen und antifaschistischen Bewegungen und zum Ausbau des antifaschistischen Massenselbstschutzes in Gestalt der proletarischen Hundertschaften.

Ein Protokoll der Beratung wurde unter dem Titel »Der internationale Kampf des Proletariats gegen Kriegsgefahr und Faszismus« von dem Sekretär der RGI Losowski zum ersten Mal im Namen eines »Internationalen Aktionskomitees gegen Kriegsgefahr und Faschismus« herausgegeben.7

Im April 1923 beschäftigte sich das Politbüro der KPD mit diesem Thema.8 Politische Konsequenz dieser neuen Orientierung war der erste »Antifaschistentag« am 29. Juli 1923 in Deutschland. In dem Aufruf der KPD vom 25. Juli 1923 hieß es unter der Überschrift »An den arbeitenden Mittelstand, an die Beamten und Bauern Deutschlands!«:

»Die KPD ruft die Arbeiter auf, überall Abwehror­ga­nisationen zu bilden, die, wenn nötig, mit Waffen in der Hand einen faschistischen Umsturz verhindern würden.

Die Kommunistische Partei hält es für notwendig, in demselben Augenblick, wo sie versucht, die Abwehrfront der Arbeiter, ohne Rücksicht auf ihre Parteizugehörigkeit, gegen die faschistischen Organisatoren des Bürgerkrieges aufzurichten, sich an euch Bauern, Handwerker, Beamte, Festbesoldete, Klein- und Sozialrentner mit dem Aufruf zu wenden:

Lasst euch nicht von den Junkern, von den Eisen- und Kohlenbaronen, lasst euch nicht von den Aasgeiern eurer Not als Kanonenfutter gegen die Arbeiterklasse gebrauchen.«

Zum Abschluss heißt es:

»Wir fordern euch auf: Errichtet zusammen mit den Kommunisten die gemeinsame Front der Not und der Arbeit gegen die Prasser, Spekulanten und Ausbeuter! … Nur wenn ihr das versteht, wenn ihr euch mit der Arbeiterklasse verbindet, anstatt euch gegen sie ausnützen zu lassen, dann wird der verheerende Bürgerkrieg in Deutschland vermieden werden. Nur dann wird ein Ausweg gefunden werden aus Not und Elend, dann findet ihr die Kraft, die die Ketten von Versailles sprengt.«9

Es gelang in Sachsen und Thüringen, 150.000 überwiegend sozialdemokratische und kommunistische Arbeiter auf die Straße zu bringen. In Berlin demonstrierten trotz Verbot etwa 200.000, im Bezirk Halle-Merseburg 30.000, in Nordbayern 18.000, anderswo wurde auf geschlossene Räume oder Ausflugslokale ausgewichen. Hauptlosungen waren die Entwaffnung faschistischer Gruppen, sozialpolitische Forderungen und der Rücktritt der bürgerlichen Reichsregierung. Tatsächlich brachten die ökonomische Krise und die reale Bedrohung durch zur Macht drängende faschistische Organisationen die Basis der Arbeiterparteien zusammen. Gleichzeitig bereitete man sich auf handfeste Auseinandersetzungen vor. So verzeichnete ein interner KPD-Bericht zum 28. Juli 1923 900 »Proletarische Hundertschaften«, von denen 182 kommunistisch geprägt waren. In Bayern, Sachsen und Thüringen waren viele der Hundertschaften sozialdemokratisch geführt.

Die Länderregierungen bezeichneten die Aktionen als »kommunistischen Aufstand«, weshalb alle öffentlichen Versammlungen verboten wurden. Selbst im Rückblick behauptete das Reichsinnenministerium noch, der »Antifaschistentag« am 29. Juli 1923 sei als »Tag des Losschlagens« festgelegt worden. »Wie die Entwicklung zeigte, war der Antifaschistentag zwar nicht der Tag des Beginns des bewaffneten Aufstandes, aber von der Parteileitung als der Tag eines Probealarms für die Parteimitglieder bestimmt.«10

Auch die SPD sah die Gefahr des aufkommenden Faschismus. Der damalige Leiter des SPD-Parteiarchivs Paul Kampffmeyer publizierte 1923 eine Broschüre »Der Fascismus in Deutschland«. Er verstand die NSDAP als deutschen Faschismus, der die demokratische Freiheit ausschalten und eine diktatorische Herrschaft in Deutschland errichten wolle, die bewusst von bestimmten Kapitalgruppen benutzt werde, um die Arbeiterschaft auszuschalten. Gleichzeitig lehnte Kampffmeyer die Politik der KPD ab, die aus Sicht der SPD Antifaschismus als Teil des revolutionären Umsturzes verstand. Kampffmeyer forderte stattdessen einen »verfassungstreuen Republikanismus«, der im Sinne der SPD-Politik ein »Voranschreiten in Richtung auf eine sozialistische Gesellschaftsordnung« ermöglichen sollte.11

Josef Schleifstein hingegen betont, dass die sozialdemokratischen Parteien und die II. Internationale noch über keine theoretische Durchdringung des Begriffs »Faschismus« verfügten, so dass ihre politischen Antworten ambivalent und oftmals antikommunistisch ausfielen. »Es gab in ihren Reihen eine Unzahl verschiedener Definitionen, die den Faschismus bagatellisierten, ihn zu einer ›Revolution‹ des Kleinbürgertums erklärten oder auf die diktatorischen Gelüste einzelner ›Führer‹ reduzierten.«12 Noch 1924, also nach dem gescheiterten Hitlerputsch, behauptete Arthur Crispien auf dem Berliner Parteitag der SPD: »Der Bolschewismus endet im Faschismus. Das sehen wir in Ungarn, in Italien und auch in Russland, wo im Grunde nichts anderes als der Faschismus wütet.«13

2. Das Erweiterte Plenum des EKKI 1923

2. Das Erweiterte Plenum des EKKI 1923

Eine bedeutende Rolle im politischen Klärungsprozess zum Faschismus innerhalb der kommunistischen Bewegung spielte das Erweiterte Plenum des Exekutivausschusses der KI (EKKI) vom Juni 1923. Am 20. Juni 1923 beschäftigte es sich explizit mit dem Thema und Clara Zetkin, die die ständige Vertreterin der KPD im EKKI war, hielt ihr Referat »Der Kampf gegen den Faschismus«.

»Der Faschismus ist der stärkste, der konzentrierteste, er ist der klassische Ausdruck der Generaloffensive der Weltbourgeoisie in diesem Augenblick. Ihn niederzuringen ist eine elementare Notwendigkeit. Das aber nicht nur im Hinblick auf die historische Existenz des Proletariats als Klasse, die mit der Überwindung des Kapitalismus die Menschheit befreien muss; es ist auch eine Frage der Existenz jedes schlichten Proletariers, eine Frage des Brotes, der Arbeitsbedingungen und der Lebensgestaltung für Millionen und Millionen von Ausgebeuteten. Deshalb muss der Kampf gegen den Faschismus Sache des ganzen Proletariats sein«, unterstrich Zetkin in ihrem Eröffnungsreferat.

Sie betonte insbesondere dessen soziale Dimension, auf die die Arbeiterbewegung reagieren müsse:

»Wir müssen uns bewusst bleiben, dass … der Faschismus eine Bewegung von Hungrigen, Notleidenden, Existenzlosen und Enttäuschten ist. Wir müssen danach trachten, dass wir die sozialen Schichten, die jetzt dem Faschismus verfallen, entweder unserem Kampfe eingliedern oder sie zum mindesten für den Kampf neutralisieren. Mit aller Klarheit und Kraft müssen wir verhindern, dass sie Mannschaften stellen für die Gegenrevolution der Bourgeoisie. Soweit wir jene Schichten nicht für unsere Partei, unsere Ideale gewinnen, nicht in Reih und Glied der revolutionären proletarischen Kampfheere ziehen können, muss es uns gelingen, sie zu neutralisieren … Sie dürfen uns nicht mehr als Landsknechte der Bourgeoisie gefährlich werden.«14

Clara Zetkin verstand also antifaschistische Handlungsorientierung als politisches Einwirken auf jene gesellschaftlichen Kräfte, die entweder durch die Politik des Faschismus in Mitleidenschaft gezogen werden oder aber der faschistischen Ideologie zu verfallen drohen.

Heinz Karl fasste für einen Vortrag fünf zentrale Merkmale des Faschismus in Zetkins Analyse zusammen:

»Erstens wird der Faschismus eindeutig als Ausdruck der Offensive der Großbourgeoisie, der Krise der kapitalistischen Gesellschaft und des bürgerlichen Staates gewertet, welche das Großkapital veranlasst, nach neuen Methoden der Niederhaltung der Massen, aber auch nach neuen Wegen ihrer Bindung an die kapitalistische Ordnung zu suchen. Damit wird der entscheidende Zusammenhang der Orientierung der Großbourgeoisie auf den Faschismus mit ihren ökonomischen Zielen und dem Streben nach Sicherung ihrer Herrschaft beleuchtet, werden sein Klasseninhalt, seine sozialen Triebkräfte bestimmt.

Zweitens hebt Clara Zetkin hervor, dass der Faschismus nicht allein bürgerlicher Terror ist, sondern überall, wo er auftritt – vor allem im Interesse der Bindung von Massen und ihres Missbrauchs zur Durchsetzung imperialistischer Politik –, systematisch ausgeübten Terror mit skrupelloser sozialer Demagogie kombiniert.

Drittens werden extremer Nationalismus und die Verherrlichung des bürgerlichen Staates – und zwar in seiner autoritären Form – als weitere, für faschistische Bewegungen und Tendenzen bis heute typische, eng miteinander verknüpfte Bestandteile faschistischer Ideologie und Politik erfasst.

Viertens. Scharf unterschieden vom Klassencharakter des Faschismus wird seine Massenbasis: das Kleinbürgertum, Teile der Intelligenz und deklassierte Elemente aller Schichten. Diese Abgrenzung war schon deshalb außerordentlich wichtig, weil die Massenbasis des Faschismus von bürgerlichen Ideologen immer wieder dazu benutzt wird, seinen Klassencharakter zu vernebeln und zu verfälschen, indem sie sein großbürgerliches, imperialistisches Wesen negieren.

Fünftens wird das Augenmerk auf den Widerspruch zwischen der Klassenfunktion und der Massenbasis des Faschismus gelenkt, der dessen Achillesferse darstellt. Diese kann und muss insbesondere durch eine konsequente Bündnispolitik gegenüber den Mittelschichten, nicht zuletzt der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Intelligenz, getroffen werden.«15

Mit Blick auf die damaligen Erfahrungen und verbunden mit der revolutionären Strategie der KPD sah Zetkin den antifaschistischen Kampf in direkter Verbindung mit dem Kampf um die Errichtung einer Räteordnung, wie sie zum Abschluss die Zielstellung der »proletarischen Einheitsfront« beschrieb:

»Der Selbstschutz des Proletariats gegen den Faschismus ist eine der stärksten Triebkräfte, die zum Zusammenschluss und zur Stärkung der proletarischen Einheitsfront führen muss.

Ohne Einheitsfront ist es unmöglich, dass das Proletariat die Selbstverteidigung mit Erfolg durchführt. Daher ist es notwendig, unsere Agitation in den Betrieben immer mehr auszubauen und zu vertiefen. Sie muss vor allem auch jene Gleichgültigkeit, den Mangel an Klassenbewusstsein und Solidarität in der Seele der Arbeiter überwinden, die meinen: ›Die anderen mögen kämpfen und sich rühren, auf mich kommt es nicht an.‹

Wir müssen jedem einzelnen Proletarier die Überzeugung einhämmern: Auf mich kommt es auch an. Ohne mich geht es nicht. Ich muss dabei sein. Mir winkt der Sieg. – Jeder einzelne Proletarier muss fühlen, dass er mehr ist als ein Lohnsklave, mit dem die Wolken und Winde des Kapitalismus der herrschenden Gewalten spielen. Er muss fühlen, klar darüber sein, dass er ein Glied der revolutionären Klasse ist, die den alten Staat der Besitzenden umhämmert in den Staat der Räteordnung. Nur wenn wir in jedem einzelnen Arbeiter das revolutionäre Klassenbewusstsein entzünden und zur Flamme des Klassenwillens anblasen, wird es uns gelingen, auch militärisch die notwendige Überwindung des Faschismus vorzubereiten und durchzuführen. Dann mag die Offensive des Weltkapitals gegen das Weltproletariat, gestärkt durch den Faschismus, vorübergehend noch so brutal, noch so heftig sein, das Proletariat wird sie schließlich doch zurückschlagen.«16

An dieser Stelle soll nicht vergessen werden, dass nach Clara Zetkins Vortrag Karl Radek seine – auch aus heutiger Perspektive irritierende – Rede unter der Überschrift »Leo Schlageter, der Wanderer ins Nichts« hielt. Anders als Zetkin, die als Orientierung die Gewinnung jedes einzelnen Proletariers für den gemeinsamen Kampf benannte und – falls nötig – die Neutralisierung der deklassierten Kräfte in den Zwischenschichten, glaubte Radek mit einem Appell an Freikorps und andere Anhänger der völkischen Bewegung diese auf die Seite des kämpfenden Proletariats ziehen zu können.

Vor dem Hintergrund der französischen Ruhrbesetzung und der Hinrichtung des völkischen Bombenattentäters Leo Schlageter durch die französische Besatzungsmacht formulierte Radek einen Nachruf, der zwar keine Illusionen über die Haltung der Völkischen erkennen ließ. So charakterisierte er Leo Schlageter:

»Schlageter ging vom Baltikum nach dem Ruhrgebiet. Nicht erst im Jahre 1923, schon im Jahre 1920. Wisst ihr, was das bedeutet? Er nahm teil an dem Überfall auf die Ruhrarbeiter durch das deutsche Kapital, er kämpfte in den Reihen der Truppen, die die Ruhrbergleute den Eisen- und Kohlenkönigen zu unterwerfen hatten.« Schlageter habe geglaubt, am besten dem Volke zu dienen, »wenn er hilft, die Herrschaft der Klassen aufzurichten, die bisher das deutsche Volk geführt und in diese namenlose Unglück gebracht haben. Schlageter sah in der Arbeiterklasse den Pöbel, der regiert werden muss. … Der innere Feind war für Schlageter die revolutionäre Arbeiterklasse.«

Dennoch müsse die KPD auf die proletarischen Anhänger der Völkischen zugehen.

»Die Kommunistische Partei Deutschlands muss offen den nationalistischen kleinbürgerlichen Massen sagen: Wer im Dienste der Schieber, der Spekulanten, der Herren von Eisen und Kohle versuchen will, das deutsche Volk zu versklaven, es in Abenteuer zu stürzen, der wird auf den Widerstand der deutschen kommunistischen Arbeiter stoßen. … Wer aus Unverständnis sich mit den Söldlingen des Kapitals verbinden wird, den werden wir mit allen Mitteln bekämpfen. Aber wir glauben, dass die große Mehrheit der national empfindenden Massen nicht in das Lager des Kapitals, sondern in das Lager der Arbeit gehört. Wir wollen und wir werden zu diesen Massen den Weg suchen und den Weg finden.«

Als »Vision« eines Zusammengehens mit dem Kleinbürgertum formulierte er:

»Vereinigt zu einem siegreichen, arbeitenden Volk, wird Deutschland imstande sein, große Quellen der Energie und des Widerstandes zu entdecken, die jedes Hindernis überwinden werden. Die Sache des Volkes zur Sache der Nation gemacht, macht die Sache der Nation zur Sache des Volkes. Geeinigt zu einem Volk der kämpfenden Arbeit, wird es Hilfe anderer Völker finden, die um ihre Existenz kämpfen.«17

Radeks Rede wurde in Deutschland sehr ambivalent rezipiert. Welche Abschnitte aus der Rede jeweils aufgenommen wurden, führte es entweder zu einem »Umarmungsversuch« von proletarischen Anhängern völkischer Gruppen oder aber zu einer nationalistischen Begründung revolutionärer Politik, während Radek selber auch in dieser Ansprache dem Internationalismus (Gemeinsamkeit mit anderen Völkern, die um ihre Existenz kämpfen) das Wort geredet hat.

Hans Coppi verweist darauf:

»Radeks Versuch, vor allem nationalistisch eingestellte Intellektuelle zu erreichen, war noch von Lenins unrichtiger Feststellung mitgeprägt, dass Deutschland unter den Bedingungen des Versailler Vertrages kaum existieren könne. Dabei verkannte Radek, wie unversöhnlich der Antikommunismus in den Reihen der deutschen Rechtsextremisten war.«18

Radeks Rede war damit weder eine Hilfestellung für die massenpolitische Arbeit der KPD im »Ruhrkampf«, noch eine sinnvolle Erweiterung der in der Rede Zetkins angelegten Faschismus-Analyse und der daraus abzuleitenden antifaschistischen Aktionsorientierung der kommunistischen Parteien. Bei einer Beurteilung von Radeks Rede sollte aber auch nicht vergessen werden, dass er innerhalb der KPD und der KI mit dieser Orientierung vielfach auf Widerspruch stieß. Bekannt ist die Kritik von Edwin Hoernle, der ebenfalls für die KPD in der KI tätig war. In einem Brief an Heinrich Brandler wandte er in Kritik an Radek ein,

»dass der Faschismus eine breite Massenbewegung (sei), die sich stützt auf die sozial versinkenden und verzweifelnden Massen der Kleinbürger, Beamten, Angestellten, Intellektuellen und Bauern, also auf die breite Masse des werktätigen Volkes einschließlich sogar eines Teiles der Arbeiterschaft. Wir müssen deshalb alles tun, um den Faschismus zu besiegen, ihn nicht nur von außen anzugreifen, sondern von innen.« Er kritisierte den »primitiven Standpunkt, der Faschismus … (sei) eine militärische Geheimorganisation, die die Großbourgeoisie finanziert und die geführt wird von der Militärklique; die Aufgabe des revolutionären Proletariats … (sei es), diese Leute totzuschlagen.«19

Auch Grigori Sinowjew schrieb an Brandler und Thalheimer am 27. Juli 1923:

»Wir sind mit Karl R.[adek] nicht einverstanden. Der Aufruf der Zentrale gegen Faschismus […] scheint uns absolut richtig. Mehr: er ist ein erstklassiges Dokument. Nur auf diesem Wege ist ein deutsches Bulgarien zu vermeiden. Radek macht den Fehler[,] dass er nur eine Seite sieht: Zerlegung der Faszisten durch Propaganda à la seiner Rede über Schlageter. Er vergisst aber[,] dass ein guter Faustschlag am besten den Faszismus zerlegen würde. Gewiss[,] ein frühzeitiger Entscheidungs-Kampf ist gefährlich. Aber noch gefährlicher wäre der Marasmus, so wie er in Bulgarien gekommen ist. Radek ignoriert die Erfahrungen in Italien und Bulgarien … Ein deutsches Bulgarien kann die Komintern nicht ertragen. Das würde den politischen Tod für die K. P. D. und die Komintern (wenigstens für einige Jahre) bedeuten … Vorbereitung des Kampfes im Geiste eures Aufrufes oder italienisch-bulgarische Entwicklung – So steht die Alternative. Und nicht anders«.20

3. Über den Aufbau der »antifaschistischen Weltliga«

3. Über den Aufbau der »antifaschistischen Weltliga«

Als praktische Konsequenz aus dieser Debatte entstanden – mit tatkräftiger Unterstützung des Netzwerkes und des Apparates der KI – seit dem Sommer 1923 die Grundlagen und Strukturen einer »Welt-Liga gegen den Faschismus« (in der Literatur und manchen Veröffentlichungen oft als »antifaschistische Weltliga« oder »antifaschistisches Komitee« bezeichnet). Der Begriff »Weltliga« orientierte sich an dem politischen Konzept der KI, die als internationale Partei mit nationalen Sektionen internationale überparteiliche Strukturen gleichermaßen als »Weltliga« strukturierten.

Den Ausgangspunkt zur Gründung der »antifaschistischen Weltliga« bildeten Beschlüsse des EKKI. Gleichzeitig deuten Archivbestände darauf hin, dass es sowohl intensive Kontakte zur RGI, zur Kommunistischen Jugend-Internationale (KJI) und zur IAH (Internationale Arbeiterhilfe) gab. Ob es sich dabei um Vernetzungsansätze oder um aktive Beiträge zum Aufbau der Struktur in den verschiedenen Ländern handelte, lässt sich aus den vorliegenden Quellen nicht mit Sicherheit ableiten. Klar ist – und das ergibt sich aus Rundschreiben –, dass die jeweiligen KP-Sektionen den organisatorischen Hintergrund bildeten, selbst wenn die »antifaschistische Weltliga« von ihrem Ansatz und ihrem Anspruch her keine Parteiorganisation sein wollte. Mit dem Aufbau der Strukturen wurde Willi Münzenberg beauftragt.