Die Bestimmung der Menschheit (und der christlichen Kirche insbesondere im Lichte des Evangeliums Christi) - Johann Evangelist Georg Lutz - E-Book

Die Bestimmung der Menschheit (und der christlichen Kirche insbesondere im Lichte des Evangeliums Christi) E-Book

Johann Evangelist Georg Lutz

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Beschreibung

Der 1801 in der Nähe von Thannhausen geborene und 1882 in Eßlingen verstorbene Johann Evangelist Georg Lutz war ein deutscher römisch-katholischer Geistlicher und später Irvingianer. Zunächst beschäftigte er sich mit dem Mystizismus, später schloss er sich der apostolischen Bewegung an und lag mit seinen Schriften lange Zeit über Kreuz mit dem Bistum Augsburg, das ihn schließlich auch exkommunizieren ließ.

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Die Bestimmung der Menschheit

 

Und der christlichen Kirche insbesondere im Lichte des Evangelium Christi

 

JOHANN EVANGELIST GEORG LUTZ

 

 

 

 

 

 

 

Die Bestimmung der Menschheit, J. E. G. Lutz

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849680556

 

Textquelle: "Edition Albury - Sammlung Peter Sgotzai des Netzwerks Apostolische Geschichte e.V.", bei der wir uns sehr für die freundliche Genehmigung der Nutzung des Textes bedanken.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

UNSERE VERSÖHNUNG UND ERLÖSUNG DURCH DEN OPFERTOD DES MENSCHGEWORDENEN SOHNES GOTTES.1

UNSERE VERSÖHNUNG UND ERLÖSUNG DURCH DEN OPFERTOD UNSERES HERRN JESU CHRISTI.9

DIE BEDINGUNGEN UND MITTEL, UM DES HEILES GOTTES IN CHRISTO TEILHAFTIG ZU WERDEN.16

DIE LEIBLICHE AUFERSTEHUNG UNSERES HERRN JESU CHRISTI ALS SIEGEL GOTTES AUF SEIN GANZES AUF ERDEN VOLLBRACHTES WERK.. 30

DIE LEIBLICHE AUFERSTEHUNG UNSERES HERRN JESU CHRISTI — DAS UNTERPFAND UND VORBILD UNSERER AUFERSTEHUNG.. 41

DIE ERSTE AUFERSTEHUNG UND DIE VERWANDLUNG DER LEBENDEN BEI DER ANKUNFT DES HERRN... 49

HEIMGANG DES HERRN ZUM VATER UND SEIN WERK IM HIMMEL59

DIE KIRCHE CHRISTI — IHRE SAMMLUNG, ZUBEREITUNG UND VOLLENDUNG70

DIE CHRISTLICHE KIRCHE — EINE AUSWAHL AUS ALLEN VÖLKERN AUF DER ERDE81

WEIZEN UND UNKRAUT AUF DEM ACKER DER CHRISTLICHEN KIRCHE91

DAS GLEICHNIS JESU VOM SAUERTEIG UND DIE CHRISTLICHE KIRCHE106

ZUSTÄNDE UND EREIGNISSE IN DER KIRCHE AM ABSCHLUSS UNSERES WELTALTERS124

DIE PERSÖNLICHE WIEDERKUNFT UNSERES HERRN JESU CHRISTI AUF UNSERE ERDE ZUR ERFÜLLUNG ALLER VERHEISSUNGEN GOTTES. 133

DIE GEWISSHEIT DER WIEDERKUNFT DES HERRN... 142

DER ZWECK DER WIEDERKUNFT DES HERRN... 146

DIE ZEIT DER WIEDERKUNFT DES HERRN UND UNSERE DIESBEZÜGLICHE AUFGABE165

DAS WERK GOTTES ZUR VORBEREITUNG AUF DIE BALDIGE PERSÖNLICHE WIEDERKUNFT UNSERES HERRN JESU CHRISTI177

DIE TAGE NOAHS UND UNSERE ZEIT.. 186

DAS GLEICHNIS JESU VON DEN ZEHN JUNGFRAUEN, UND DIE CHRISTLICHE KIRCHE AM ABSCHLUSS UNSERES WELTALTERS. 203

 

UNSERE VERSÖHNUNG UND ERLÖSUNG DURCH DEN OPFERTOD DES MENSCHGEWORDENEN SOHNES GOTTES.

 

Schon im Paradies wurde unserem Stammvater Adam von Gott geoffenbart, dass die Sünde, die Übertretung des göttlichen Gebotes, den Tod nach sich ziehe, der Sünder also eine Todesschuld auf sich lade.

„Iss von allen Bäumen im Garten; aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen. Denn an welchem Tage du davon issest, wirst du des Todes sterben.“ Unsere Stammeltern sündigten, sie aßen von der verbotenen Frucht, und die Todesstrafe traf sie und alle ihre Nachkommen und wird seitdem an allen vollzogen; und zu diesen allen gehören auch wir. „Wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist“, sagte Paulus, „und durch die Sünde der Tod; so ist der Tod auf alle Menschen übergegangen, weil alle in ihm gesündigt haben.“ (Röm. 5,12)

Unmittelbar darauf offenbarte Gott, dass die Sünde und Todesschuld des Schuldigen auf einen Unschuldigen übertragen und durch den Tod desselben hinweggenommen, der Schuldige aber infolge davon begnadigt und rehabilitiert werden könne.

Sollte also dem Stammvater und dem ganzen von ihm abstammenden Menschengeschlecht wieder geholfen und er seiner von Gott ihm gewordenen Bestimmung zurückgegeben werden, so musste ein Mensch aus Weibessamen geboren werden, der von dem gefallenen Adam in der jetzigen Gestalt des sündlichen Fleisches abstammte, jedoch ohne Sünde. Ein Mensch, dessen ganzer Sinn auf Gott gerichtet wäre, ein durchaus heiliger Mensch, obgleich mit der groben fleischlichen Hülle bekleidet. Ein Mensch, der nie, weder in seinem Innern durch einen schlechten Gedanken oder durch eine böse Lust und Begierde, noch nach außen durch irgendein Wort oder eine böse Handlung, eine Sünde beginge, und keinen anderen Willen kannte, als den Willen Gottes, an welchem er mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und aus allen Kräften hinge. Und dieser Mensch sollte an die Stelle unseres Stammvaters treten. — Und ein solcher Mensch ward auch unmittelbar nach dem Sündenfall von Gott verheißen. „Ich will Feindschaft setzen zwischen dir (der Schlange, dem Satan) und dem Weibe, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ (1. Mose 3,15)

Die ganze Offenbarung lehrt weiter, dass ohne Blutvergießen eine Versöhnung und Erlösung der Sünde geradezu unmöglich, durch Vergießen desselben aber ganz gewiss erreichbar sei. „Nach dem Gesetz wird fast alles mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen findet keine Vergebung statt.“ (Hebr. 9,22; 3. Mose 17,11; 4,22-24; 27-31; 5,6,10,16,18-19; 6,6-7; 16,14-30) „Dies ist Mein Blut, sagt der HErr, das Blut des Neuen Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ (Matth. 26,28) Und Paulus schreibt: „In Seinem Blute haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden.“ (Kol. 1,14)

Darum musste der besagte schuldlose und heilige Mensch sich selbst im Namen der ganzen Menschheit als ein Opfer Gott hingegeben, und das Blut, das ihn belebte, musste vor Gott als ein Opfer und Lösegeld ausgegossen und so der Gerechtigkeit Gottes genuggetan, die Schuld bezahlt und die Strafe getragen werden, damit dann der gefallene, schuldige Mensch um dieses Opfers willen der Vergebung der Sünden, des Lebens aus Gott, des Heiligen Geistes teilhaftig und so in den Stand gesetzt würde, seine große, von Gott ihm gewordene ewige Bestimmung zu erreichen.

Darum wurde auch vorausgesetzt, dass, wenn der Verheißene auf Erden erscheinen werde, Er leiden und sterben müsse; aber nicht um Seinetwillen, sondern um unserer Sünden und Missetaten willen. „Er ist um unserer Missetat willen verwundet“, sagt Jesajas, „und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch Seine Wunden sind wir geheilt.“ (Jes. 53,5,8 und 12. Vergleiche Dan. 9,24-26) Dasselbe bezeugen auch die Apostel in ihren Briefen bezüglich des Leidens und Todes Jesu (z. B. für unsere Sünden, 1. Kor. 15,3; für uns, 2. Kor. 5,21; für die Sünden Vieler, Hebr. 9,28; der unsere Sünden trug, 1. Petr. 2,24; für die unsrigen und die Sünden der ganzen Welt 1. Joh. 2,2). „Du hast uns Gott erkauft mit Deinem Blut“ werden die Verklärten im Himmel singen. (Offb. Joh. 5,9)

Ein solcher Mensch konnte aber auf dem gewöhnlichen Wege und ohne göttliche Dazwischenkunft nicht geboren werden; und ein bloßer, auf dem gewöhnlichen Wege geborener Mensch wäre auch absolut unfähig gewesen, die Bedingungen zu erfüllen, die Erfordernisse zu leisten, unter welchen allein eine Versöhnung und Erlösung für uns möglich war. Das konnte nur Gott und sollte also uns Menschen geholfen werden, so musste Gott ins Mittel treten.

Gott musste den stark Gewappneten, den Verführer und Tyrannen der Menschheit, den Satan überwinden und ihm seinen Raub entreißen; der gefallene Mensch konnte es nicht; denn er hatte sich durch seinen freiwilligen Gehorsam gegen ihn zum Untertan desselben gemacht und seine Gewalt über ihn verloren. Und doch musste ein Mensch es tun; denn die Erlösung musste nach Gerechtigkeit geschehen. Der Mensch, der sie vollbringen sollte, musste also ein Gottmensch sein.

Es lastete auf uns Menschen Gott gegenüber eine schwere Schuld, und die Gerechtigkeit Gottes forderte Genugtuung und musste sie fordern. Der gefallene, mit Sünde und Schuld beladene Mensch konnte sie nicht leisten; denn er hatte nichts, was er Gott zur Genugtuung geben konnte. Er hatte sich von Gott geschieden und abgewendet. Die Kommunikation zwischen Gott und ihm war durch die Sünde abgebrochen und durch die Unheiligkeit des Menschen unmöglich gemacht und er, der Mensch, ein Feind Gottes geworden. Derjenige Mensch, der die Genugtuung leisten und die Versöhnung bewerkstelligen sollte, musste ein schuldloser und heiliger Mensch sein und mit Gott und uns Menschen gleichmäßig in Verbindung stehen. Er musste ein Gottmensch sein.

Auf dem ganzen Menschengeschlecht lag infolge der Sünde die Todesstrafe und es war in die Verwesung des Grabes geraten. Tod, Grab und Verwesung mussten überwunden und die Auferstehung bewirkt werden. Der in die Gewalt des Todes geratene Mensch vermochte dies nicht. Denn ein Toter ist absolut unfähig, sich selbst wieder zum Leben zu erwecken, und ebenso wenig kann ein sterblicher Mensch sich einen unsterblichen Leib geben. Dies vermag nur ein Mensch, der zugleich unumschränkter Herr über Leib und Seele, über Leben und Tod, über Himmel und Erde, über Zeit und Ewigkeit wäre, also ein Gottmensch.

Gott musste dem Menschen den Eingang in das durch seinen Abfall von Gott verlorene Paradies wieder öffnen. Der gefallene und mit Sünde, Finsternis und Tod ringende Mensch konnte den Cherub mit dem flammenden Schwert nicht von dem Eingang desselben entfernen. Das konnte nur der Herr des Cherubs, der ihn hin geordnet hatte. Und doch muss es durch einen Menschen geschehen. Derjenige, der es bewirken soll, muss der Herr des Cherubs, also ein Gottmensch sein.

Die ganze äußere Schöpfung ist mit in den Sündenfall hineingezogen und der Knechtschaft der Vergänglichkeit unterworfen worden, und sie liegt unter dem Fluch. Der gefallene Mensch kann diesen auf ihr ruhenden Fluch nicht hinwegnehmen, kann sie von der Vergänglichkeit nicht befreien und wiederherstellen. Das vermag nur ein Mensch, der unumschränkter Herr über die Natur, ihre Elemente, Gesetze und Kräfte ist; also ein Gottmensch.

Gott selbst musste also Mensch werden, um als Mensch im Namen der ganzen Menschheit, die Sünde des Menschen zu sühnen und die Rettung aus dem Todeszustand, in welchen dieselbe versunken war zu bewerkstelligen. Konnte aber der Mensch dieses von Gott erwarten, oder gar verlangen? Nein! Denn freiwillig hatte er dem Verführer geglaubt und gefolgt und Gottes Gebot übertreten; und es wäre von Gott nur gerecht gewesen, wenn Er den Menschen und seine ganze Nachkommenschaft, also auch uns — seinem selbst bereiteten Schicksal überlassen, wenn Er ihn hätte erfahren lassen, was das heiße: von Gott sich trennen und in die Gewalt des Satans, des Lügners und Mörders, des Feindes geraten. Aber aus freier Gnade und unverdientem Erbarmen trat Gott tröstend und rettend dazwischen und hat Fürsorge getroffen, dass, als die Fülle der Zeit gekommen war, auch das sündund schuldlose Opferlamm zur Hand war.

„Das Wort ist Fleisch geworden.“ Der Eingeborne des Vaters ist in der Gestalt des sündlichen Fleisches auf Erden erschienen, um das Gesetz Gottes vollkommen zu erfüllen, die Sünde im Fleische zu verdammen und in sich selbst ein reines, makelloses Opfer zu Versöhnung darzubringen.

Die Schuldlosigkeit dieses Opferlammes musste aber öffentlich und feierlich — amtlich von der Menschheit anerkannt und ausgesprochen werden, sei es, dass man sie, wie Pilatus, aus Seinem Prozess und ganzen Wesen ersah und zugestand, oder dass man, wie der Hohepriester Kaiphas, vergeblich falsches Zeugnis wider dasselbe suchte. Das Wort des Hohenpriesters musste es dem Tode weihen, ob es nun in Erkenntnis der Wege Gottes oder in Unwissenheit geschah. Und Gott hatte in Seiner Vorsehung, Seinem ewigen Ratschluss gemäß, alles so geleitet, dass es geschah.

Der Statthalter des damaligen Herrn der Welt, des römischen Kaisers, hat Ihn infolge der vorgenommenen Untersuchung feierlich, amtlich als schuldlos, als einen Gerechten erklärt. „Ich finde keine Schuld an Ihm“, sprach der kaiserliche Statthalter; „Herodes auch nicht; denn ich habe euch zu ihm gesandt, und siehe, man hat nichts auf Ihn gebracht, das des Todes wert sei. Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten. Sehet ihr zu.“ (Luk. 23,4 und 15; Matth. 27,24) — Und der damalige einzig rechtmäßige Hohepriester hat Ihn zum Tode verurteilt, wiewohl er selbst durch falsche Zeugen keine Todesschuld auf Ihn gebracht hatte. (Matth. 26,65-66; Mark. 14,63-64) Doch da gerade in diesem heiligen und anbetungswürdigen Opferakt der Grund unserer ewigen Erlösung liegt, da er die Quelle alles unseres Heiles für Zeit und Ewigkeit ist, so lasst uns denselben mit voller Ruhe und heiligem Ernst betrachten und zu Herzen nehmen!

Unsere Versöhnung in Christo Jesu wurzelt in Seinem Tod, in Seinem anstatt uns und für uns vergossenen Blute.

Der Tod des menschgewordenen Sohnes Gottes ist der Zentralpunkt, der Mittelpunkt der ganzen göttlichen Offenbarung zur Rettung und Wiederherstellung des gefallenen Menschengeschlechtes, der Mittelpunkt der ganzen Welt- und Menschengeschichte; er ist aber auch die tiefste Stufe der Erniedrigung des menschgewordenen Sohnes Gottes und die dunkle, finstere Mitternachtsstunde in der Entwicklung des Ratschlusses Gottes zu unserer Rettung, Wiederherstellung und ewigen Beseligung.

Der Tod des menschgewordenen Sohnes Gottes war nicht der gewöhnliche Tod eines Menschen; er steht einzig da in der Weltgeschichte. Wie kein Mensch auf Erden und kein Engel im Himmel das ist, was Christus ist, so ist auch kein Tod irgendeines Menschen, sei er ein Gerechter oder Sünder, das, was der Tod Jesu ist; und die Folgen und Früchte für das von Gott abgefallene und mit Finsternis, Sünde, Tod, Grab und Verwesung ringende Menschengeschlecht sind unermesslich groß und herrlich.

Fassen wir ihn deshalb in seinem Verhältnis zum Sündenfall unserer Stammeltern und des ganzen Menschengeschlechtes, also in seiner Tiefe, in seinem Umfang und in seinem Folgen-Reichtum auf; und zwar genau nach der Lehre der Heiligen Schrift.

Ich sage demnach: Adam war nicht ein gewöhnlicher, für sich allein dastehender und handelnder Mensch; er war der Stammvater und das Haupt des ganzen von ihm abstammenden Menschengeschlechtes. Wenn er, Gott gegenüber, handelte, so tat er es als solcher. Indem nun er, verführt vom Satan, von Gott abfiel und dadurch unter die Macht des Satans, der Sünde und des leiblichen und des ewigen Todes geriet, die Unsterblichkeit des Leibes und die Herrschaft über die Schöpfung verlor, so fielen in ihm alle, welche von ihm durch natürliche Fortpflanzung abstammen und unterlagen den nämlichen Folgen des Falles.

Ebenso war aber auch der menschgewordene Sohn Gottes, Jesus Christus, kein gewöhnlicher, für sich allein dastehender Mensch. Er trat nach dem Willen und Ratschluss Gottes an die Stelle Adams, und nahm Seine und des ganzen von ihm abstammenden Menschengeschlechtes Sünde, Schuld und Strafe auf sich. Als solcher handelte Er. Auch Er war der Stammvater und das Haupt des durch Ihn zu erlösenden Menschengeschlechtes; und was immer mit Ihm geschah, das geschah mit Ihm als solchem. Als solcher ward Er für alle dahingegeben in Leiden und Tod um unserer und des ganzen Menschengeschlechtes Sünden willen und wieder auferweckt um unserer Rechtfertigung willen. (Röm. 4,25; 2. Kor. 5,19-21) Da Er als der Stammvater und als das Haupt des durch Ihn zu erlösenden Menschengeschlechtes nach vollbrachtem Opfertod gerechtfertigt auferstand, so standen wir alle gerechtfertigt in Ihm auf. Da Er als unser Mittler und Bürge an unserer Statt den Tod erduldete und gerechtfertigt ward, so sind es auch wir in Ihm um Seinetwillen, wenn wir Ihn im Glauben erfassen und die Erlösungsgnade in uns aufnehmen. Denn Er stand in Seinem Leiden am Ölberg, in der Marterkammer zu Jerusalem und am Kreuz auf Golgatha an unserer Statt, als unser Bürge, als das absolut sündund schuldlose Opferlamm des ganzen Menschengeschlechtes, aber beladen mit unseren Sünden, und ist darum, kraft Seines Verdienstes und Seiner für uns vollkommen geleisteten Genugtuung, vor diesem Gericht an unserer Statt, als unser Bürge und als Stammvater und Haupt des ganzen Menschengeschlechtes absolviert und gerechtfertigt worden. Von dieser Rechtfertigung sagt Er selbst: „Er ist nahe, der Mich rechtfertigt.“ (Jes. 50,8) Und bei Jesajas 58,8 bezeugt von Ihm der Heilige Geist: „Er ist aus dem Gericht genommen“, und Paulus erklärt: „Christus ist gerechtfertigt im Geiste.“ (1. Tim. 3,16 Vergl. Röm. 6,7 und 10)

Fassen wir nun die unmittelbaren herrlichen Früchte und seligen Wirkungen, die der Opfertod des menschgewordenen Sohnes Gottes für uns Menschen hat, so sind es nach Gottes geschriebenem Wort folgende:

a) Er hat dadurch dem, der des Todes Gewalt hat, d. i. dem Teufel, die Macht genommen. (Hebr. 2,14)

b) Er erlöste dadurch diejenigen, welche aus Furcht des Todes ihr ganzes Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren. (Hebr. 2,15)

c) Er hat uns durch Sein Blut gerecht gemacht. (Röm. 5,9) Jesus, für uns leidend, blutend und sterbend, ist unsere vor Gott geltende Gerechtigkeit.

d) Er hat uns mit Gott versöhnt durch Seinen Tod. (Röm. 3,23-25)

e) Er hat uns erlöst vom Fluch des Gesetzes, indem Er für uns zum Fluch geworden ist. (Gal. 3,13; 1. Petr. 1,18-19)

f) Er hat die Scheidewand zwischen Gott und uns Menschen niedergerissen und die Feindschaft aufgehoben. (Eph. 2,14-16)

g) In Seinem Blut haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden. (Kol. 1,14; Offb. 5,9)

h) Er machte Frieden durch das Blut Seines Kreuzes und versöhnte dadurch, was auf der Erde und was im Himmel ist. (Kol. 1,20)

i) Er hat uns gereinigt von unseren Sünden durch Sein ein für alle Mal für die Sünden dargebrachtes Opfer. (Hebr. 1,3; 9,14 und 28)

j) Er hat sich selbst zum Lösegeld für alle hingegeben. (1. Tim. 2,6; 2. Petr. 2,1; Apg. 20,28)

Dieses sind nun die herrlichen Früchte, die uns der Tod des HErrn bringt, abgesehen davon, was uns durch Seine Auferstehung und die Sendung des Heiligen Geistes zuteilwird.

Was folgt nun für unsere Frage aus dem Gesagten? Antwort: Das Herrlichste und Tröstlichste, was wir arme, sündige, todesschuldige, und ohne Christus auf ewig unrettbar verlorene Menschen uns nur immer denken und wünschen können. Aus dem Gesagten leuchtet uns die Tatsache von selbst als herrliche und tröstliche Wahrheit entgegen: Durch Sein stellvertretendes Leiden und Seinen Opfertod, den der menschgewordene Sohn Gottes, unser HErr Jesus Christus, als der zweite bessere Adam vor achtzehnhundert (jetzt neunzehnhundert) Jahren am Kreuz auf Golgatha einmal für immer für uns erduldet hat, hat Er für die Sünde Adams und des ganzen Menschengeschlechtes eine Genugtuung geleistet, eine Versöhnung gestiftet und eine Erlösung bewirkt, welche vor Gott für alle Menschen und jeden einzelnen zu allen Zeiten und an allen Orten vollgütig, allgenügsam und vollkommen ist und in alle Ewigkeit keiner Wiederholung, keiner Fortsetzung und keiner Ergänzung durch nur irgend etwas anderes, durch irgendeine menschliche Zutat bedarf.

Und dies ist die große und herrliche Tatsache, die Gottes Wort das Evangelium nennt; das Evangelium, das nach dem deutlichen Auftrag Jesu allen Völkern auf Erden bis zum Tage Seiner Wiederkunft gepredigt werden soll.

Die weitere Tatsache dann: dass Ihn der Vater von den Toten auferweckt hat, ist das laute, feierliche Zeugnis von seiten Gottes, dass Christus selbst nun durch Todesleiden und Auferstehung zum zweiten Adam, zum Hohenpriester und HErrn des Menschengeschlechtes vollendet sei, und dass Er, der Vater, das an unserer Statt und für uns von Ihm dargebrachte Opfer als vollgültig und allgenügsam anerkannt und angenommen habe; ist das laute, feierliche Zeugnis von seiten Gottes: dass nun die Sünde der Stammeltern und des ganzen Menschengeschlechtes gesühnt, ihre Missetat hinweggenommen, Schuld und Strafe bezahlt und getilgt und eine vor Gott geltende Gerechtigkeit für alle erworben sei; dass also der Wiederherstellung der gefallenen Menschheit und Schöpfung und der Errichtung des Reiches Gottes durch Christum nichts mehr im Wege stehe.

Und sagen Sie mir, Verehrteste, im Hinblick nun auf das, was der HErr für uns und an uns schon getan und in ruhiger Erwägung dessen, was Er noch an uns tun wird, sollen wir da nicht niedersinken auf unsere Knie, Ihn in tiefster Ehrfurcht anbeten und Ihm aus vollem Herzen danken für Seine überschwänglich große Gnade und Barmherzigkeit gegen uns, für das unermesslich große Heil, das uns in Christo Jesu schon erworben und bereitet ist? Ja, Ihm sei Ehre, Lob und Dank und Preis und Anbetung von Ewigkeit zu Ewigkeit!

 

 

UNSERE VERSÖHNUNG UND ERLÖSUNG DURCH DEN OPFERTOD UNSERES HERRN JESU CHRISTI.

 

Das tiefe Geheimnis unserer Versöhnung und Erlösung durch Christi Opfertod ist der Mittelpunkt des ganzen Christentums, der ganzen positiven, göttlichen Offenbarung. Ja, es bildet den Mittel- und Wendepunkt der ganzen Welt- und Menschengeschichte. Wiewohl wir es schon so ziemlich ausführlich betrachtet haben, so halte ich es doch für höchst zweckmäßig, dass wir es noch weiter ins Auge fassen, um uns diese Gottestat zu möglichst klarem und lebendigem Bewusstsein zu bringen. Die Wirkungen davon können für uns nur segensreich sein. — Tun wir es also!

Das von Gott abgefallene und mit Finsternis, Sünde, Tod und Grab ringende Menschengeschlecht bedurfte nicht bloß eines Lehrers der Wahrheit, der es über die Verderblichkeit des Weges der Sünde, auf welchen es geraten war, aufklärte und ihm den rechten Weg, den Weg des Lebens wieder zeigte, bedurfte nicht bloß eines Beispiels, dem es auf diesem Wege nachfolgen sollte; es bedurfte weit mehr. Es bedurfte, um wieder zum Heil zu gelangen, um wieder zu Gott kommen zu können, eines Versöhners, eines Erlösers.

Es musste ihm Gottes Heiliger Geist, der um der Sünde willen von uns Menschen gewichen war, wieder mitgeteilt werden.

Alles dieses konnte nur durch den Tod Jesu, des menschgewordenen Sohnes Gottes bewirkt werden. Durch Ihn wurde es aber auch wirklich bewirkt.

Der Tod Jesu ist darum auch, wie der höchste und stärkste Beweis der Liebe Gottes und Christi, so auch die Quelle alles Heils für uns und das ganze Menschengeschlecht.

Der HErr der Herrlichkeit sinkt in den Tod! „Es ist vollbracht“, ruft Er hin über die schweigende Erde, hinauf in die Höhen des Himmels und hinab in die Tiefen des Abgrunds. Dann befiehlt Er Seinen Geist in die Hände des Vaters und neigt Sein königlich Haupt in die Nacht des Todes.

Der Gesalbte Gottes stirbt. Aber Sein Sterben ist wie der Untergang der Sonne. Ist diese untergegangen, so dunkelt es wohl um uns her, und die Erde verhüllt sich dem Blick; aber da droben beginnt es zu leuchten. Der Mond geht auf; Stern auf Stern entquillt dem Firmament. Die Wolken träufeln erquickenden Tau hernieder, und himmlische Stille auf Hügeln und in Tälern. So ergoss sich auch von Golgatha aus nach dem Verscheiden des göttlichen Mittlers Gnade, Heil und ewiges Leben auf alle, die glaubten. Es tat sich uns wieder auf die ewige Welt, und wir bekamen freien Zutritt zum Vater; die christliche Kirche trat ins Leben, und die Sterne des Trostes schimmern seitdem lichthell in unsere Erdennacht herein. Die Wolken regnen Gnade, und der Himmel tauet Gerechtigkeit. Der Heilige Geist, der Geist des Vaters ward gesendet und kommt in jedes Menschen Herz, das glaubt.

Doch — betrachten wir nun näher das Wunder, das tiefe Geheimnis der Gerechtigkeit, Weisheit, Liebe und Erbarmung unseres Gottes, das sich in dem Leiden und Tode Jesu unserem Geist darstellt!

Der Tod Jesu war keine zufällige Begebenheit, noch auch ein bloßes Tributbezahlen an das Gesetz und die Ordnung der Natur. Jesus starb auch nicht bloß, um die Wahrheit Seiner Lehre zu bezeugen. Mit Seinem Tod hatte es eine ganz andere Bewandtnis als mit unserem Sterben. Sein Tod lag im ewigen Ratschluss Gottes begründet. Er heißt das Lamm, das geschlachtet ist vom Anfang. Wohin wir darum auch in der Offenbarung des Alten Bundes schauen, überall begegnen uns Vorbilder von Seinem Tod, Hinweise auf Sein blutiges Untergehen, auf „Sein Ausgerottetwerden.“ (Dan. 9,26) Hier z. B. ein Weibessame, dem die Schlange in die Ferse stechen werde; dort das Blut geschlachteter Lämmer an den Türpfosten Israels; hier ein Fels, der, geschlagen, Wasser gibt; dort eine erhöhte Schlange an der Panierstange; hier die blutigen Opfer auf dem Altar der Stiftshütte und des Tempels; dort die rote Kuh, welche getötet und verbrannt werden musste und aus deren Asche das Reinigungsmittel für die Unreinen zubereitet wurde; hier die zwei Böcke am großen Versöhnungstag, von denen der eine als ein Sündopfer geschlachtet, der mit den Missetaten des Volkes beladen in die Wüste hinausgetrieben wurde; dort endlich das Opfer Isaaks auf Moria.

Wir sehen da lauter Vorbilder, deren Erfüllung wir im Tode des göttlichen Mittlers erblicken! Und wer kann die Weissagungen der Propheten alle zählen, in welchen schon mehr als tausend Jahre vor der Kreuzigung, uns der Gekreuzigte vor die Augen gestellt und beschrieben wird als ein Mann der Schmerzen ohnegleichen, als ein Wurm und kein Mensch, als der, der sich zum Schlachtopfer hingibt; als das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, das Seinen Mund nicht auftut und vor Seinem Scherer verstummt. Genug — der Mittelpunkt der ganzen göttlichen Offenbarung vom Anfang der Welt an, ja, der göttlichen Ratschlüsse von Ewigkeit her, ist Christus, und zwar der Sterbende, der in den Tod Dahingegebene; war und ist Christus, das Opferlamm. (1. Petr. 1,18-20; Röm. 16,25; Eph. 1,9; 3,9-11)

Dass es mit dem Tod Jesu eine ganz eigentümliche Bewandtnis habe, dass es kein gewöhnlicher, dass es ein ungewöhnlicher, ein sonst nie vorgekommener, ein außerordentlicher Tod ist, ein Tod, wie nie ein Mensch vor Ihm und nach Ihm einen erduldet hat, das leuchtet von selbst in die Augen, wenn wir auch nur einen ruhigen Blick auf Seine Gemütsstimmung werfen, mit welcher Er Seinem Tod entgegenging und ihn erduldete.

Alles, was einem Menschen nur irgend den Tod zu versüßen und den ernsten Schritt ins dunkle Tal leicht zu machen vermag, das war in Ihm in einem Grad und Maß vorhanden, wie es nie ein Mensch besitzen kann.

Das ist nicht zu verwundern, wenn dir, o Sünder, der du außer Christo bist, deine Gebeine zu zittern und zu beben anfangen in der Nähe des Todes. Du lebst ja außerdem, der dem Tod die Macht nimmt. Wie könnte man anders, als mit Grausen die Fußtritte des letzten Feindes nahen hören, wenn man Berge von Sündenschulden auf dem Gewissen liegen hat und an das verzehrende Feuer denkt auf dem Richterstuhl des gerechten und heiligen Gottes, wenn man nicht nur ein verlorenes Leben hinter sich hat und von zahllosen Sünden sich umgeben sieht und nun das übertretene Gesetz im Gewissen, gegen den Sterbenden laut und drohend zeugt; wenn man da noch lange sich fragen muss: „Wo kommst du hin, meine Seele?“ und nur Schrecken des Todes den Menschen umrauschen; wenn man das Nagen des Wurmes, der nie mehr stirbt, und das Brennen des Feuers, das nie mehr erlischt, schon in Vorempfindungen an seinem Herzen zu fühlen glaubt; da mögen dem Menschen wohl die Haare zu Berge stehen, und die Finsternisse des nahenden Todes gräulich sein.

Aber das lag alles von Jesus so ferne, wie der Himmel von der Erde. In Ihm war eine Gerechtigkeit, die Gottes Flammenaugen nicht zu scheuen brauchte; sie war ganz rein, makellos und vollkommen. Nicht ein Hauch der Sünde lag auf Seinem ganzen Leben. Er war der allein Reine, Heilige und Gerechte. In Ihm war das Bewusstsein des vollendeten Gehorsams und hinter Ihm eine Reihe von vollbrachten Lebenstaten, wie sie bis dahin Himmel und Erde noch nie gesehen hatten. Und doch, wie stirbt Er? Wie geht Er dem Tod entgegen? Antwort: so, dass man sagen könnte, die ärmsten und schwächsten Seiner Jünger haben, was die Todesfreudigkeit betrifft, größere Werke getan, als Er. Während ein Paulus ruft: „Ich habe Lust, abzuschneiden — zu sterben“, liegt Er zagend in Gethsemane und fleht: „Vater ist es möglich, so lass diesen Kelch an Mir vorübergehen!“ Während einem Stephanus in den Todesnöten der Himmel sich auftut und sein Angesicht glänzt, wie das eines Engels, liegt Er im heißen Todeskampf, so dass Sein Schweiß, gleich dicken Blutstropfen auf die Erde fällt. Während der Greis Simeon frohlockend ausruft: „HErr, nun lässest Du Deinen Diener im Frieden fahren“, seufzt Er unter dem Flügelrauschen des Todes am Kreuz: „Mein Gott, Mein Gott, warum hast du Mich verlassen?“ Und während Er tiefbetrübt zu Seinen Jüngern spricht:

„Ich muss Mich taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist Mir so bange“, gehen, wie uns die Kirchengeschichte erzählt, schwache Greise und Weiber, zarte Jungfrau und Kinder festen Schrittes und Gott lobpreisend auf die Richtstätte und zum Scheiterhaufen und freuen sich, ihr Blut unter den grausamsten Todesmartern vergießen zu dürfen.

Nein, Jesus hätte anders sterben müssen, wenn Sein Tod ein so gewöhnlicher Tod gewesen wäre. Dann hätten wir Ihn, anstatt mit vielem Geschrei und Tränen, mit Glorie und himmlischer Freude die finstere, dornenvolle Leidensbahn zum Tode ziehen sehen. Sein Tod war kein gewöhnlicher, sondern ein ganz und gar außerordentlicher Tod. Das fällt jedermann deutlich in die Augen.

 Und endlich wenn der Tod, wie die Schrift sagt, der Sold, die Folge und Strafe der Sünde ist, und kein Tod wäre, wenn die Sünde nicht in die Welt gekommen wäre: warum musste denn Jesus überhaupt sterben? War Er etwa auch wie wir in Sünden empfangen und geboren, und haftete darum auch auf Ihm die Todesschuld? Dieses auch nur zu denken, wäre Gotteslästerung. Er ist die einzige Person, die auf Erden geboren worden, ohne mit der Erbsünde behaftet zu sein. Und warum? Weil Er nicht nur vom Heiligen Geist empfangen, sondern auch, weil Er als göttliche Person schon vor Adam und darum nicht in ihm begriffen war, und daher nicht in ihm gefallen ist. Er wurde nicht nach dem Willen des Fleisches, noch nach dem Willen eines Mannes, sondern vom Heiligen Geist empfangen. Er wurde während Seines Wandels auf Erden in allen Stücken versucht, worin wir versucht werden, aber ohne Sünde. Er ist der allein Reine, Heilige und Gerechte, der Sündund Schuldlose. Er hätte also nicht sterben müssen, wenn Er nicht selbst gewollt hätte. An Ihn hatte der Tod kein Recht. Er sagt dies selbst: „Darum liebt Mich Mein Vater, weil Ich Mein Leben lasse, um es wieder zu nehmen. Niemand kann es Mir nehmen; sondern Ich lasse es von Mir selbst. Ich habe Macht, dasselbe zu lassen, und habe Macht, dasselbe wieder zu nehmen.“ Und doch starb Er? Die falsche Theologie, welche den menschgewordenen Sohn Gottes zum bloßen Menschen, zum „Weisen von Nazareth“ herabwürdigt und Ihn als ein Beispiel guter Sitten empfiehlt, stellt natürlich Seinen Tod mit dem Tode der Märtyrer oder patriotischen Helden auf gleiche Linie, in eine Reihe. Wird sie sich aber nicht in Verlegenheit befinden, wenn sie auch das Sterben dieses Jesus von Nazareth, den Sterbenden als Muster und Vorbild empfehlen will? Was ist doch Nachahmungswürdiges in diesem Zittern und Beben, in diesem Bangen und Ringen, und nun gar in diesem: „Mein Gott, warum hast du Mich verlassen?“

Es gibt Tausende und Tausende, zumal unter den Gelehrten und sonst Gebildeten, welche die Lehre der heiligen Schrift von dem genugtuenden Leiden und Sterben des HErrn nicht ertragen können, sondern nur an der einen Seite des Erlösungswerkes, an dem genugtuenden Gehorsam des Bürgen festhalten und die Leiden nur als die von Gott verhängten Prüfungen dieses Gehorsams ansehen, unter denen der Bürge ringend und kämpfend unser sündliches Fleisch, das Er angenommen, von Stufe zu Stufe gereinigt und entsündigt habe. Aber diese möchte man fragen: ,,Warum kommt denn in dem Augenblick, wo Er die Prüfungen bestanden, alle Siege erfochten hatte und Er Gott die vollkommenste Heiligkeit darbringen konnte, plötzlich der Tod, diese fürchterlichste aller zeitlichen Sündenstrafen über Ihn? Warum der Tod, den die Schrift vorzugsweise den Sold der Sünde nennt? Wie stimmt das mit der Gerechtigkeit Gottes?

Nein, diejenigen, welche nicht buchstäblich glauben, was Jesajas sagt: „Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen; die Strafe liegt auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch Seine Wunden sind wir geheilt; der HErr warf unser aller Sünde auf Ihn“; welche nicht buchstäblich glauben, was Paulus sagt:

„Gott verschonte Seines eingeborenen Sohnes nicht“, und wieder: „Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in Ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt“; und Gal. 3,13: „Christus ward ein Fluch für uns“ — welche dieses nicht buchstäblich glauben, um diese häuft sich in Gethsemane und auf Golgatha ein Gebirge von Schwierigkeiten, Rätseln und Widersprüchen, aus denen sie sich nun und nimmermehr herausfinden können, wenn sie nicht kindlich glauben lernen, was ihnen Gottes Wort über das Leiden und den Tod des HErrn sagt.

Nein! Christus starb nicht den Tod eines Gerechten nach dem gewöhnlichen Begriff. Man missverstehe dieses nicht! Er starb den Tod eines Mannes, der wesentlich die ganze sünd- und schuldbeladene Menschheit repräsentierte und auf welchen Gott unser aller Sünden geworfen hatte. Er starb den Tod eines Mannes, der sich aus Liebe und Erbarmen für uns bereitwillig dazu hergegeben hatte, den Fluch, der nach dem Gesetz Gottes auf der Sünde lag, rein auszutrinken, der von Rechts wegen uns zukam. Uns so war für Ihn der Tod nicht der entwaffnete Feind, wie ihn Simeon sah; nicht der überwundene Widersacher, den Paulus und die Märtyrer alle mit gebrochener Kraft unter ihren Füßen liegen sahen. Sein Tod war das scheußliche Ungeheuer, mit Schrecken um- und angetan, wie die Sünde ihn ausgeboren. Bei Seinem Tod herrschte der König des Schreckens noch in voller Waffenrüstung und ungeschwächter Kraft. Sein Tod war der volle, bittere Sündensold; war die Macht der Finsternis dessen, der des Todes Gewalt hat, d. i. des Teufels, des Mörders von Anfang, wie die Schrift sagt. Daher Sein Zittern und Zagen. Sein Tod war das Versöhnopfer, der ewigen Gerechtigkeit Gottes für unsere Sünden dargebracht.

Und Er hat das große Opfer gebracht. Er hat den Tod und den, der des Todes Gewalt hat, überwunden und Frieden, Leben und unsterbliches Wesen für uns alle erworben und ruft uns nun ermunternd zu: „Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, Ich lebe von Ewigkeit zu Ewigkeit, und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“ (Offb. 1,17-18)

So groß, so unermesslich groß, so göttlich erhaben ist der, der vor achtzehnhundert (jetzt neunzehnhundert) Jahren in der Kippe für uns weinte, am Kreuz für uns blutete und starb und nun beim Vater für uns lebt.

Er sprach diese Worte, nachdem Er sich schon lange zur Rechten der Majestät im Himmel gesetzt hatte. Wie trostreich und freudebringend ist diese Wahrheit für uns, die wir, ferne von Ihm, noch wandeln auf Erden! Nein, Er schämt sich nicht Seiner tiefen Erniedrigung, Seines schmachund qualvollen Todes, Er, der Erste und Letzte, der Urquell alles Lebens, der HErr aller Entschlafenen und Lebenden. Von dem Thron des Vaters, wo Er nun als unser Hoherpriester sich befindet, sieht Er mit Liebe und Erbarmen herab auf den Schauplatz Seiner Erniedrigung, Seines Todes und Seiner Auferstehung; sieht mit hohen, unerforschlichen Empfindungen der Gnade und Erbarmung herab auf Bethlehem und Nazareth, auf Gethsemane und Jerusalem, auf Golgatha und Josephs Garten. Teuer und lieb und heilig ist alles, was Er hienieden erlebte, tat und duldete. Alle Herrlichkeit Seiner Himmel, alle Freude, die Ihm aus allen Räumen, Tiefen und Höhen des Weltalls zuströmen, alle Jubelgesänge der himmlischen Chöre — sie verdrängen die kleine, dunkle, niedrige Erde und was darauf ist, nicht aus Seinem Herzen. Unter den zahllosen, strahlenden Welten Gottes, die einst Seinem allmächtig schaffenden: „Werde“ entquollen, bleibt sie Ihm doch die nächste und liebste; bleibt sie Seine Auserwählte, die Er in Sein treues Herz aufgenommen hat.

 

 

DIE BEDINGUNGEN UND MITTEL, UM DES HEILES GOTTES IN CHRISTO TEILHAFTIG ZU WERDEN.

 

Das Tun und Leiden des HErrn in unserer Natur, Seine makellose Heiligkeit, Sein stellvertretender und versöhnender Tod und die staunenerregenden Tatsachen Seiner Auferstehung und Seiner Auffahrt zur Rechten des Vaters, — dies alles bildet das Evangelium, welches zu glauben und festzuhalten wir aufgefordert sind. Denn diese göttlichen Tatsachen sind der faktische Beweis und die Offenbarung der Wiederversöhnung und der geschlossenen Vereinigung zwischen Gott und dem Menschengeschlecht. Sie verkünden uns die Hinwegnahme der Sünde und das Eröffnen eines freien Zugangs zu dem Gott und Vater unseres HErrn Jesu Christi. Wer dieser Freudenbotschaft glaubt, dadurch in die vollzogene Versöhnung mit Gott eingeht und die von Christo angeordnete heilige Taufe empfängt, der erhält sicherlich die Gabe des ewigen Lebens.

Da nun in der Person des Gottmenschen Jesus Christus eine Versöhnung der Gottheit und Menschheit vorhanden ist, so dass an eine Wiedertrennung des Menschen von Gott in alle Ewigkeit nie mehr gedacht werden kann, so ist die Erhöhung des Erlösers zur Rechten des Vaters und die darauf folgende Sendung des Heiligen Geistes nur als die absolut notwendige Folge des Werkes der Versöhnung anzusehen; und von diesem Standpunkt aus betrachtet, wird uns der Zweck der Sendung des Heiligen Geistes ganz und in seiner vollen Bedeutung und Wichtigkeit klar. Und dieser ist, wie schon früher erwähnt: „ein Volk zu sammeln für den Namen des HErrn, das geistliche Israel, die christliche Kirche.“

Wer sollte da nicht anbetend auf seine Knie niedersinken und bewundern und verehren diese Tiefen der Liebe und Erbarmung unseres Gottes! Welche Gnade: Er gab uns Verlorenen Seinen Sohn. Wir sehen Ihn, den allein Gerechten, Sündund Schuldlosen, um unserer Sünde, Schuld und Strafe willen, die Er als die Seine übernommen, vor dem strengen Gericht stehen, und alle unsere Sünde, Schuld und Strafe bezahlen. Wir sehen Ihn am Kreuz die Handschrift, die wider uns war, den Schuldbrief zerreißen. Wir sehen Ihn, nachdem Er von den Toten auferweckt und als unser ewiger Hoherpriester mit Seinem eigenen Versöhnungsblut zum Vater eingegangen war, eine rechtskräftige Quittung und Absolution für uns zurückzubringen, indem Er uns durch die Predigt des Evangeliums Gnade, Gerechtigkeit und Leben anbietet.

Es fragt sich nun: Welches sind die Bedingungen, unter welchen wir der uns in Christo erworbenen Gnade und Seines Reiches in Herrlichkeit teilhaftig werden können?

Es ist zwar diese Frage zum Teil schon im Vorhergehenden beantwortet worden; fassen wir sie nun aber im Hinblick auf die gesamte Christenheit unserer Tage auf! Wenn wir uns um Antwort auf diese Lebensfrage an die Gelehrten, seien es Philosophen, Theologen oder Theosophen wenden, so erhalten wir darauf die verschiedensten oder widersprechendsten Antworten, je nach dem Prinzip ihres jeweiligen philosophischen, theologischen oder theosophischen Lehrsystems. Die einzig richtige Antwort erhalten wir von demjenigen, der uns die Gnade erworben, Gottes Reich errichten und darin ewiglich regieren wird — von dem HErrn Jesus Christus und Seinen Aposteln.

Die einfachste, klarste und vollständigste Antwort auf diese Lebensfrage für die ganze Menschheit gibt uns der Apostel Paulus in seinem Brief an die Römer. Er ruft uns allen zu: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, selig zu machen, die daran glauben; denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben: Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“

Um uns nun die Herrlichkeit des Evangeliums und darin Gottes Plan zur Rettung des gefallenen Menschengeschlechtes darzulegen, schildert er den schrecklichen Verfall desselben — zuerst unter den Heiden (Kap. 1,18-32) und dann unter den Juden (Kap. 2), und weist uns hin „auf jenen Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesum Christum richten wird“ (Kap. 2,16); weist hin „auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes“, welcher einem jeglichen vergelten wird nach seinen Werken — denen, die mit Beharrlichkeit in dem guten Werk nach Herrlichkeit und Ehre und Unsterblichkeit trachten, ewiges Leben; denen aber, die widerspenstig und der Wahrheit ungehorsam, der Ungerechtigkeit aber ergeben sind, Ungnade und Zorn usw. (Kap. 2,5-8,16)

Hierauf erklärt der Apostel, wie es von seiten Gottes möglich war, dem tief gefallenen und schwer verschuldeten Menschengeschlecht doch Rettung und Heil zu verschaffen, nämlich durch die in Christo vollbrachte Erlösung. „Nun aber“, so ruft er uns hocherfreut und selig zu, „nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes, die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, geoffenbart. ... Ich sage aber von solcher Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesum Christum zu allen und auf alle, die da glauben: Denn es ist hier kein Unterschied; sie sind allzumal Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie an Gott haben sollten; und werden ohne Verdienst gerecht aus Seiner Gnade, durch die Erlösung, die durch Christum Jesum geschehen ist; welchen Gott zu einem Gnadenstuhl dargestellt, durch den Glauben an Sein Blut, damit Er die Gerechtigkeit, die vor Ihm gilt, darbiete, indem, dass Er die Sünde vergibt, welche bisher geblieben war unter göttlicher Geduld. ... Denn Er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in Ihm würden die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.“ (Röm. 3,21-25; 2. Kor. 5,21)

In dieser göttlichen Wahrheit und Tatsache liegt das unermesslich große Heil, das uns in Christo Jesu erworben und bereitet ist. Paulus hat dasselbe in seiner ganzen Fülle und Kraft an sich selbst erfahren und ruft darum aus: „Alles, was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet. Denn ich achte alles für Schaden gegen die überschwängliche Erkenntnis Christi Jesu, meines HErrn; um welches willen ich alles für Schaden gerechnet habe, und achte es für Unrat (stercora, Auskehricht), auf dass ich Christum gewinne und in Ihm erfunden werde, so, dass ich nicht habe meine Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz, sondern die durch den Glauben an Christum kommt; nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird.“ (Phil. 3,7-9)

Im vierten Kapitel weist der Apostel ausführlicher nach, wie wir der uns in Christo erworbenen Erlösungsgnade — der vor Gott geltenden Gerechtigkeit usw. allein teilhaftig werden können; nämlich durch den Glauben an Christum. „Wo bleibt nun der Ruhm?“ fragt er. „Er ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz des Glaubens. Denn wir halten dafür, dass der Mensch durch den Glauben gerecht gemacht werde.“ Paulus bezeichnet also den Glauben an Christum ausdrücklich als die Bedingung alles Heiles für uns und sagt, dass dadurch schon die Gerechten des Alten Bundes desselben teilhaftig geworden seien. „Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden. Da nichts zu hoffen war, glaubte er voll Hoffnung. Und er war nicht schwach im Glauben; er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern stand fest im Glauben und gab Gott die Ehre, aufs vollkommenste überzeugt, dass Gott mächtig genug sei, das, was Er verheißen hat, auch zu erfüllen. Darum wurde es ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet. Es ward aber nicht bloß um seinetwillen geschrieben, dass es ihm zugerechnet worden; sondern auch um unsertwillen, denen es auch zugerechnet werden soll, wenn wir an den glauben, der Jesum Christum, unsern HErrn, von den Toten auferweckt hat, welcher um unserer Sünden willen dahingegeben, und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt worden ist.“

Im sechsten Kapitel bezeichnet der Apostel den HErrr als das Mittel, wodurch wir dieser Gnade der Rechtfertigung, des Lebens des für uns dahingegebenen und auferstandenen Christus teilhaftig werden — die heilige Taufe, wodurch wir Christo so einverleibt werden, dass wir vor Gott als mit Ihm gestorben, begraben, auferstanden und ins himmlische Wesen versetzt, — betrachtet und behandelt werden und die lebendige Hoffnung haben, einst auch dem Leibe nach in Herrlichkeit auf erweckt oder verwandelt und des unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbes, welches für uns im Himmel aufbehalten wird, teilhaftig zu werden. „Wisset ihr nicht“, schreibt der Apostel, „dass alle, die wir in Christum Jesum getauft sind, in Seinen Tod getauft sind? So sind wir ja mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleichwie Christus von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt worden ist, also auch wir in einem neuen Leben wandeln sollen. Denn sind wir mit Ihm in der Ähnlichkeit des Todes zusammengepflanzt worden, so werden wir es auch in der Ähnlichkeit der Auferstehung sein. ... Wenn wir nun gestorben sind mit Christus, so glauben wir, dass wir auch mit Ihm leben werden. ... Mit Ihm seid ihr auch begraben in der Taufe; mit Ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben an die Kraft Gottes, der Ihn von den Toten erweckt hat." (Kol. 2,12)

Das ist nun die Antwort des Apostels Paulus auf die Frage: Was müssen wir tun, damit wir der uns in Christo erworbenen Gnade und Seines ewigen Reiches teilhaftig werden? Glaube an den HErrn Jesus Christus ist die unerlässliche Bedingung und die heilige Taufe das von Christo verordnete Mittel hierzu.

Als der Kerkermeister in Philippi tief erschüttert und bußfertig dem Paulus und Silas mit der Frage zu Füßen fiel: „Was muss ich tun, dass ich selig werde?“, antworteten sie ihm: „Glaube an den HErrn Jesus Christus, so wirst du selig werden samt deinem Hause.“ Und sie verkündigten ihm das Wort des HErrn samt allen, die in seinem Hause waren. Und noch in derselben Stunde der Nacht nahm er sie zu sich... und ließ sich auf der Stelle taufen samt seinem ganzen Hause. . . und freute sich samt seinem ganzen Hause, dass er an Gott gläubig geworden war. (Apg. 16,29-34) Und wie Paulus, so lehren auch alle anderen Apostel; und so liegt es ja schon in der Natur der Sache selbst.

O, wahrlich, alle jene tausendmal Tausende in der Christenheit, welche an den HErrn Jesus Christus nicht mehr glauben, das Blut der Versöhnung mit Füßen treten und die heiligen Sakramente geringschätzig und vorsätzlich verwerfen — sie berauben sich selbst, wie ich schon ein paar Mal nachdrücklich gesagt habe, sie berauben sich selbst des ewigen Lebens, und ihre Lehre ist bitterer als der Tod.

Vernehmen wir nun, was der menschgewordene Sohn Gottes, unser HErr Jesus Christus selbst, uns auf die wichtigste Lebensfrage für eine Antwort gibt!

Da stand Er, der große Verheißene, unter Seinem alten Bundesvolk Israel und rief allem Volk zu: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße, und glaubet an das Evangelium.“ (Mark. 1,15) Und Er durchzog dann drei Jahre lang das ganze jüdische Land und predigte das Evangelium vom Reich Gottes und sandte dann Seine zwölf Apostel und nach ihnen Seine siebenzig Jünger in alle Städte und Flecken zu demselben Zweck, so dass es im ganzen Land bekannt ward: Der große Verheißene, von dem Moses und alle Propheten geredet und auf den alle Vorbilder hingewiesen haben, sei nun auf Erden erschienen.

Aber Er hatte vor der Errichtung des Reiches Gottes in Herrlichkeit noch ein großes Werk zu vollbringen: die Versöhnung und Erlösung des ganzen gefallenen und schuldbeladenen Menschengeschlechtes. Das ist seit achtzehnhundert (jetzt neunzehnhundert) Jahren vollbracht. Die Zeit war damals erfüllt, von der durch den Propheten Daniel vorausgesagt war: „Siebzig Wochen sind bestimmt über dein Volk und über deine heilige Stadt, so wird dem Übertreten gewehrt und die Sünde abgetan und die Missetat versöhnt und die ewige Gerechtigkeit gebracht und die Gesichte und Weissagung versiegelt und ein Hochheiliges gesalbt werden.“ (Dan. 9,24)

Und als der HErr das große Werk der Erlösung vollbracht hatte und von den Toten auferstanden war, befahl Er Seinen Aposteln: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allen Kreaturen, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ (Matth. 28,18-19; Mark. 16,15 - 16)