Die Buchreisenden - Ein Weg aus Tinte und Magie - Akram El-Bahay - E-Book
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Die Buchreisenden - Ein Weg aus Tinte und Magie E-Book

Akram El-Bahay

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Beschreibung

In einem Hinterhof einer kleinen Gasse unweit der berühmten Charing Cross Road in London liegt ein unscheinbarer Buchladen, der nur auf Anfrage öffnet. In Libronautic Inc. gelangt man an Orte, zu denen eigentlich kein Weg führt. Adam arbeitet hier als Erzähler und hat die Gabe, Menschen in die Geschichten hineinzuführen. Doch eines Tages hält sich ein buchreisender Kunde nicht an die Regeln und weicht in einem Roman vom besprochenen Weg ab. Mitten in einem Wald, in dem eine Leiche im Mondschein liegt, verlässt der Kunde seine Reiseführer Adam und Gabriel. Adam verfolgt den Mann, der etwas zu suchen scheint, und findet ihn vor einer Tür, die plötzlich zwischen den Bäumen steht ...

Auftakt der magischen BUCHREISENDEN-Dilogie

Ein Leseabenteuer voller Spannung, Humor und literarischer Figuren

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Seitenzahl: 525

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Über das Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

Widmung

Prolog

Ein gefährlicher Ausflug

Die Tür

Ein hölzernes Schloss

Zauberwald

Vertrauen

Noch mehr Geheimnisse

Eine unverhoffte Gelegenheit

Fafnir

Frei

Gefährliche Gesellschaft

Einbruch

Der Safe

Tristan

Auf Luthins Spuren

Quarto

Erkenntnisse

Gold

Ein ungelöstes Rätsel

Vier Fische

Ein schweres Schloss

Sofort

Über das Buch

In einem Hinterhof einer kleinen Gasse unweit der berühmten Charing Cross Road in London liegt ein unscheinbarer Buchladen, der nur auf Anfrage öffnet. In Libronautic Inc. gelangt man an Orte, zu denen eigentlich kein Weg führt. Adam arbeitet hier als Erzähler und hat die Gabe, Menschen in die Geschichten hineinzuführen. Doch eines Tages hält sich ein buchreisender Kunde nicht an die Regeln und weicht in einem Roman vom besprochenen Weg ab. Mitten in einem Wald, in dem eine Leiche im Mondschein liegt, verlässt der Kunde seine Reiseführer Adam und Gabriel. Adam verfolgt den Mann, der etwas zu suchen scheint, und findet ihn vor einer Tür, die plötzlich zwischen den Bäumen steht ...

Über den Autor

Akram El-Bahay hat seine Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht: Er arbeitet als Journalist und Autor. Für seinen Debütroman FLAMMENWÜSTE wurde er mit dem SERAPH LITERATURPREIS und dem RPC AWARD ausgezeichnet. Als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter ist er mit Einflüssen aus zwei Kulturkreisen aufgewachsen, deren Mythenwelt ihn gleichermaßen inspirieren. Er ist Mitglied des Phantastik-Autoren-Netzwerkes PAN.

Titel des Autors:

Die Flammenwüste-Trilogie

Die Vorgeschichte: Flammenwüste – Das Geheimnis der goldenen Stadt

Band 1: Flammenwüste

Band 2: Flammenwüste – Der Gefährte des Drachen

Band 3: Flammenwüste – Der feuerlose Drache

Die Bibliotheks-Trilogie

Band 1: Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherstadt

Band 2: Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherkönig

Band 3: Die Bibliothek der flüsternden Schatten – Bücherkrieg

Die Ministry-of-Souls-Dilogie

Band 1: Ministry of Souls – Das Schattentor

Band 2: Ministry of Souls – Die Schattenarmee

Die Magische-Bilder-Dilogie

Band 1: Magische Bilder – Die verschollenen Meister

Band 2: Magische Bilder – Der Meister der siebten Familie

Die Buchreisenden-Dilogie

Band 1: Die Buchreisenden – Ein Weg aus Tinte und Magie

Band 2: Die Buchreisenden – Eine Tür aus Silber und Lügen

sowie folgende Kinderbücher:

Fabula – Das Portal der dreizehn Reiche

Fabula – Der Schatten der Nachtfee

Alma und die Landkarte der Zeit

Foxfighter – Angriff des Schattens

Akram El-Bahay

Die Buchreisenden

Ein Weg aus Tinte und Magie

Roman

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Originalausgabe

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Michael Meller Literary Agency GmbH, München.

Copyright © 2025 by Akram El-Bahay

Copyright Deutsche Originalausgabe © 2025 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln, Deutschland

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Die Verwendung des Werkes oder Teilen davon zum Training künstlicher Intelligenz-Technologien oder -Systeme ist untersagt.

Textredaktion: Katja Hildebrandt

Covergestaltung: Johannes Wiebel | punchdesign, München

Covermotiv: © stock.adobe.com: MdBaki | Anna | senadesign | Klavdiya Krinichnaya | Kimo | guliveris | senadesign; © shutterstock.com: Reinhold Leitner

Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN978-3-7517-7457-4

Sie finden uns im Internet unter http://luebbe.de

Aus der Bibliothek der ungeschriebenen Bücher

Prolog

In der Londoner Charing Cross Road, dort, wo sich die Buchgeschäfte eng aneinanderdrückten, gab es einen Laden, der noch nie ein Buch verkauft hatte. Einen Laden, der nur denjenigen öffnete, die einen Termin vereinbart hatten. Einen Laden, der ganz und ganz einzigartig war. In die Luft vor diesem kleinen Buchladen mischte sich der Duft von Geschichten. Die meisten der Vorbeilaufenden hätten ihn, wäre er ihnen aufgefallen, mit dem von Papier verwechselt. Doch dieser Duft war anders. Denn er trug all die Gerüche in sich, die man in den Geschichten fand. Den Laden selbst, der so selten geöffnet hatte, bemerkten die Vorbeilaufenden ebenfalls kaum. Er war so unscheinbar neben den vielen Buchläden, die ihre Kunden mit aufwendig dekorierten Schaufenstern und großen Reklametafeln zu sich lockten wie bunte Blüten die Insekten, als wollte er nicht auffallen. In der Auslage waren nur wenige Bücher zu sehen. Und der verschnörkelte Schriftzug auf dem schmutzigen Glas war so schwer leserlich, dass man nahe an das Schaufenster herantreten musste, um ihn zu entziffern.

Libronautic Inc.

Der untersetzte Mann, der an diesem späten Nachmittag vor der Tür stand, sah sich nervös um. Obwohl der Winter bereits die kalten Hände um die Welt legte, schimmerten Schweißperlen auf seiner Stirn. Er blickte auf die andere Straßenseite zu einem Wagen und nickte jemandem zu, der hinter den getönten Scheiben nicht zu erkennen war. Dann atmete er tief durch und klopfte. Noch einmal rief er sich den Ort ins Gedächtnis, an den er gleich reisen würde. Einen Ort, den es nicht gab. Außer in Worten auf altem Papier.

»Ja?« Der hünenhafte Mann, der die Tür öffnete, besaß eine Glatze. Dafür wuchs ihm ein brauner Bart um den Mund, in den sich einige graue Haare wie Silberfäden mischten.

Libronautic beschäftigte mehrere Mitarbeiter. Der schwitzende Mann wusste nicht, wie viele es waren. Dieser hier war ihm bislang unbekannt geblieben. »Ich habe gebucht.« Die vereinbarte Antwort für alle Kunden des Geschäfts. Für alle Buchreisenden.

Einen Moment lang musterte der Mann seinen Gast, dann trat er beiseite und bat ihn mit einer einladenden Geste hinein. »Willkommen bei Libronautic«, sagte der Glatzkopf ein wenig gelangweilt, als würde er einen auswendig gelernten Text aufsagen. »Hier werden Sie eine Reise erleben, die Sie nie vergessen werden. Mein Name ist Gabriel. Ich bin heute einer Ihrer Begleiter.« Er räusperte sich. »Wenn ich recht informiert bin, haben Sie bereits eine Reise mit uns unternommen.«

»Sogar schon mehr als eine.« Die Aufregung ließ die Worte des Gastes zittern. Es war nicht nur die Aussicht auf den Besuch eines Ortes in einer Geschichte, die ihn schneller atmen ließ. Es war der Ort selbst. Nervös strich er sich das schwarze Haar aus der Stirn und rückte sich die Brille zurecht, die ihm ständig die Nase herabrutschte.

Gabriel schloss die Tür und ging hinter den Tresen des kleinen Ladens. Die Einrichtung in dem Verkaufsraum war mehr als spärlich. Es gab wenige Regale, in denen kaum ein Dutzend Bücher standen. Alte, in Leder geschlagene Schätze, die alle ihre von der Zeit gezeichneten Vorderseiten präsentierten. »Sie haben sich Der Vampyr ausgesucht?« Gabriel hatte ein großes Buch, das Reisejournal, aufgeschlagen und nahm einen Finger zu Hilfe, um daraus abzulesen. In dem Reisejournal waren die Termine und Kunden notiert.

»Ich liebe alles Finstere«, erwiderte der Gast. »Ich heiße Stevenson«, sagte er. »Robert Stevenson.«

»Natürlich.« Gabriel verzog keine Miene bei dem gelogenen Namen. Robert Stevenson. Der Autor der Geschichte über Dr. Jekyll und Mr Hide.

Der Mann, der sich den Namen umgelegt hatte wie einen Mantel, leckte sich über die Lippen, als wäre dort ein schlechter Geschmack zurückgeblieben. »Wann werden wir abreisen?«

Gabriel legte den Kopf schief und sah von seinem Buch auf. »Bei Ausflügen in derart gefährliche Geschichten ist es meine Pflicht, Sie zu fragen, ob Sie sich sicher sind. Bitte missverstehen Sie mich nicht. Das Buchreisen ist eine Angelegenheit, die Sie nicht mit Sorge erfüllen muss. Doch in einem solchen Fall, bei einem derartigen Ziel, sind unsere Regeln bis auf das Komma genau zu befolgen. Wenn Sie also doch lieber einen etwas weniger aufregenden Ort bevorzugen, kann ich Ihnen auch eine andere Tour anbieten. Gerade ist Alice im Wunderland besonders beliebt. Wir haben einen schönen Aussichtspunkt auf die Teegesellschaft. Oder wie wäre es mit einem modernen Klassiker? In Hogwarts können wir den Gemeinschaftsraum von Ravenclaw besichtigen. Dieser Ort hat sich als sehr unempfindlich gegenüber Besuchern von außerhalb erwiesen. Wir nehmen dort die Identität namenloser Lehrer an. Der Besuch eines Quidditch-Spiels ist ebenfalls im Paket enthalten.«

Für einen Moment war der Mann, der sich Robert nannte, geneigt, sich lieber im Zauberer-Internat als in der Welt eines tödlichen Blutsaugers umzusehen. Aber er hatte einen Auftrag. Und um ihn zu erfüllen, musste er sich unweigerlich in Lebensgefahr begeben. »DerVampyr, bitte«, sagte er und hoffte, dass seine Stimme nicht allzu sehr zitterte.

Gabriel blickte ihn prüfend an, als müsste er entscheiden, ob Robert mutig oder irre war. »Natürlich. DerVampyr von John Polidori«, sagte er schließlich. »Die alte Erzählung, die Bram Stoker zu seinem Roman über den berühmten Grafen Dracula inspiriert hat. Sie müssen noch den Preis entrichten.«

»Sicherlich.« Robert griff in die Tasche seines Mantels und zog ein Bündel Scheine hervor.

Gabriel nahm sie entgegen, ohne eine Miene zu verziehen. Es war üblich, dass die Kunden des Geschäfts diese Form der Bezahlung nutzten und nicht ihre Kreditkarte zückten, selbst bei der fünfstelligen Summe, die eine Reise in ein derart gefährliches Buch kostete. So blieb ihre wahre Identität im Verborgenen.

»Vielen Dank«, sagte Gabriel und setzte sich nun ein Lächeln auf das breite Gesicht. Es schien, als hätte er es sich antrainieren müssen. Er kam hinter dem Tresen hervor und ging zu einer Tür, die in einen weiteren Raum führte.

Robert wusste, was sich dahinter verbarg. Er hatte bereits die finstere Erzählung des Mannes besucht, dessen Namen er für seine Besuche bei Libronautic verwendete. Ebenso war er dem beklagenswerten Geschöpf gefolgt, das sich Mary Shelley ausgedacht hatte. Seine Reise in ihre Erzählung über den modernen Prometheus Frankenstein hatte auf seinem Rücken eine sichtbare Spur hinterlassen. Ein Andenken, das noch immer nicht ganz verheilt war. Und er war bereits einmal in den Vampyr gereist. Eine Erfahrung, die ihm mehrere Nächte lang den Schlaf gekostet hatte.

Er atmete tief durch. Nun würde er sich zum zweiten Mal an einen Ort wagen, an dem dieses schreckliche Wesen lauerte. Ausgerechnet in dessen Erzählung hatte er den lang gesuchten Hinweis gefunden.

»Sie verstehen sicher, dass wir für diese spezielle Reise ein wenig strengere Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen«, hörte er Gabriel sagen. »Daher werden Sie von zwei Erzählern begleitet.« Der Mitarbeiter von Libronautic öffnete die Tür, und Robert sah auf die drei Chesterfield-Sessel, die vor dem Kamin standen. In einem davon saß ein junger Mann. Vor ihm auf einem Tischchen lag ein altes Buch.

Langsam, als könnte schon der Anblick des Einbands ihm gefährlich werden, betrat Robert den Raum. »Ich weiß, dass wir zu dritt reisen werden«, sagte er und atmete tief durch.

»Sehr gut.« Gabriel war direkt hinter ihm. »Dies ist mein Kollege Adam.«

Der junge Mann erhob sich. Er war höchstens zwanzig Jahre alt und trug sein braunes Haar so lang, dass es ihm fast an die Schultern reichte.

So jung? Robert konnte sich kaum vorstellen, dass dieser Adam der Aufgabe gewachsen war, einen Weg in einen Roman zu öffnen.

»Da wir uns gleich in Griechenland befinden werden, ist es sicher angebracht, wenn Sie Ihren Mantel ablegen«, sagte Gabriel.

»Oh«, erwiderte Robert und drückte seine Hand auf die Manteltasche. »Ich fühle mich so äußerst wohl.« Er sah, wie die beiden Männer einen verwunderten Blick wechselten, während er sich auf einen der drei Sessel setzte. Gabriel zuckte mit den Schultern, schloss die Tür und nahm neben ihm Platz.

Zuletzt ließ sich Adam nieder und hob das Buch vom Tischchen. »Guten Tag«, sagte er mit einer Stimme, die so freundlich klang, als würde sie den dunklen Worten in dem Buch ihren Schrecken nehmen wollen. »Bei der Buchung haben Sie sich entschieden, im Wald in die Geschichte einzutauchen«, sagte Adam. »Es ist Sommer. Nachts. Wenn Sie möchten, können wir die Geschichte aber auch in London betreten und an einem Empfang teilnehmen. Da geht es weitaus harmloser zu.«

»Nein«, erwiderte Robert. »Ich möchte noch einmal in den Wald.« Seine Stimme wurde leise. »Dorthin, wo es wirklich gefährlich ist.«

Adam lächelte ihn an, als würde ihn die Aussicht, gleich einem lebenden Toten zu begegnen, nicht schrecken. »Gut, dann also eine der gefährlichsten Passagen der Erzählung. Halten Sie sich an die Regeln! Es gibt einen abgesteckten Weg. Sie werden ihn nicht erkennen, aber wir wissen, wo er verläuft. Nur dort können wir uns aufhalten, ohne uns oder die Geschichte zu gefährden. Weichen Sie von ihm ab, könnten Sie auf den Vampir treffen. Diese Begegnung kann tödlich enden. Wir öffnen gleich eine Tür in den Roman. Dieser Durchgang steht uns eine Weile offen, doch er wird sich wieder schließen. Daher ist die Dauer unserer Tour begrenzt. Auch deshalb müssen Sie auf dem Weg bleiben. Und was am wichtigsten ist: Falls Sie vom vorgeschriebenen Pfad abweichen und das Glück haben, nicht ein Opfer des Blutsaugers zu werden oder den Durchgang zu verpassen, so könnten Sie dem Haupterzählstrang zu nahe kommen, wenn Sie unachtsam sind. In einem solchen Fall stürzt die Geschichte um uns herum buchstäblich ein.«

Robert nickte. Er hörte die Belehrung nicht zum ersten Mal. Aber noch nie hatte sein Herz so heftig geschlagen, nachdem er sie zur Kenntnis genommen hatte.

»Machen Sie es sich bequem«, sagte Adam. »Genießen Sie die Reise. Es wird ein großes Vergnügen. Wenn Sie sich an die Regeln halten.«

»Ich weiß«, murmelte Robert nervös. »Sonst könnte die Geschichte einstürzen und ich sterben.«

»Nein«, entgegnete Gabriel. »Was Sie im Fall der Fälle erwarten würde, wäre viel schlimmer.«

Ein gefährlicher Ausflug

Adam drückte einen Knopf an seiner Armbanduhr. Aus dem Augenwinkel sah er, dass Gabriel es ihm gleichtat. »Nur so können wir uns in der Geschichte orientieren«, sagte Adam an den Buchreisenden gewandt. »Wissen, was wann geschieht und vor allem, wann wir die Welt hinter den Worten wieder verlassen müssen.« Er atmete tief durch und schwieg einen Moment. Seine besondere Stimme entfaltete nur dann ihre volle Kraft, wenn alle zuvor gesagten Worte lange genug verklungen waren. Er sah dem Mann, der heute mit ihnen in den dunklen Roman reisen würde, die Aufregung an. Robert Stevenson. Selbstverständlich glaubte Adam nicht, dass der Name, der zu der Buchung gehörte, echt war. Adam war unter den Buchreisenden aufgewachsen, unter den Libronauten, wie sie sich selbst nannten, und hatte früh gelernt, dass die Ausflüge in Geschichten eine ebenso wundersame wie verschwiegene Angelegenheit waren. Mr Stevenson war nicht zum ersten Mal hier. Adam hatte sich auf den heutigen Abend vorbereitet und wusste daher, dass sein Reisegast schon zuvor die Dienste der Buchhandlung in Anspruch genommen hatte. Wie seltsam, dachte er bei sich. Der Mann wirkte, als wünschte er sich an einen anderen Ort. Dabei war den Menschen, die sich anschickten, einen Roman zu betreten, fast immer eine kindliche Freude vom Gesicht abzulesen. Nicht selten saßen sie mit vor Aufregung geröteten Wangen in den Sesseln. Mr Stevenson war auch erkennbar aufgeregt. Doch sein Herz schien von Furcht angetrieben zu werden, nicht von Freude.

Vorsichtig schlug er das Buch auf. Der Vampyr von John Polidori. Wie bei allen Buchreisen brauchte es eine Erstausgabe, um einen sicheren Weg zu öffnen. Adam hatte die anderen Libronauten oft gefragt, weshalb es nicht auch eine modernere Ausgabe tat. Eine zufriedenstellende Antwort hatte er nicht erhalten. Wie vieles beim Buchreisen war dies etwas, das auf Erfahrung beruhte. In das Buch war ein altes Heft gebunden. The New Monthly Magazine. Darin war im Jahre 1819 erstmals die Erzählung über den Vampir abgedruckt worden, allerdings mit einem falschen Autorennamen, da John Polidori zu unbekannt gewesen war. Anstelle des jungen Arztes hatte man Lord Byron, der von Polidori behandelt wurde, zum Urheber gemacht.

Adam strich die über zweihundert Jahre alte Seite glatt, auf der die Erzählung begann. In dem Lesesaal der Buchhandlung prasselte ein Feuer im Kamin. Es hatte sich gezeigt, dass die Folgen einer Buchreise kaum zu spüren waren, wenn der Ort, an dem der Weg in die Geschichten seinen Anfang nahm, ausreichend gewärmt wurde. Anderenfalls kehrte man ausgekühlt und tief erschöpft zurück. Nach einem schnellen Blick zu Gabriel, seinem besten Freund und Mentor unter den Libronauten, atmete Adam noch einmal durch.

Und ließ seine besondere Stimme klingen.

»Mitten in einem Winter in London erschien in den Kreisen der vornehmen und tonangebenden Gesellschaft ein Edelmann, der sich weniger durch seinen Rang, sondern vielmehr durch seine ausgesprochene Sonderbarkeit auszeichnete.«

Die Stimme war ein Talent, das nur wenige Menschen auf der Welt besaßen. Die Libronauten setzten sich aus Erzählern verschiedener Länder zusammen. Herkunft, Alter, Vorlieben – sie waren so ungleich, wie Menschen nur sein konnten. Das Einzige, das sie einte, war die Stimme. Adams vorgelesene Worte ließen alle Geräusche verklingen. Das Prasseln des Kamins. Das Knarzen des Leders, als Mr Stevenson nervös auf dem Sessel herumrutschte. Sein schnelles Atmen. Eine Stille legte sich um die Silben, die aus Adams Mund flossen, als gäbe es nur die Worte. Mit dem Anfang der Geschichte öffnete Adam den Weg in sie hinein. Auch das war etwas, das die Libronauten in den mehr als zwanzig Jahren, die es dieses besondere Geschäft schon gab, gelernt hatten. Es war ungleich schwerer, den Weg hinter die Worte zu finden, wenn man den Anfang einer Geschichte wegließ.

Stimmen mischten sich in die Stille. Doch es gab keine Münder, aus denen sie stammten. Fremde Gerüche zogen Adam in die Nase. Der Spalt in die Geschichte war geöffnet. Nun musste Adam nur die richtige Stelle vorlesen, um sie alle an den Ort zu bringen, an den sich ihr Gast gewünscht hatte. Griechenland. Ein Felsen. Die Nacht. Die Luft wurde kühl, als Adam zu der Passage wechselte, in der ein gewisser Lord Ruthven, der kein anderer als der namensgebende Vampir war, scheinbar tödlich verwundet wurde und sein Leichnam auf Geheiß des Sterbenden ins Mondlicht gelegt werden sollte.

Ein Schatten legte sich um Adam, wie immer, wenn er mit seiner besonderen Stimme las. Die Gegenwart zerfaserte wie Nebel, verging wie ein Traum und machte einer Wirklichkeit Platz, die einzig den Gedanken eines Mannes entsprungen war, der seit Jahrhunderten tot war. Als Adam die Passage beendet hatte, standen die drei Sessel auf kargem Fels am Rand eines kleinen Wäldchens. Der Mond hing voll und rund über ihm und seinen beiden Begleitern und überzog die Welt um sie herum mit kaltem Silber.

Warnend legte Gabriel einen Finger an die Lippen und erhob sich. Kaum hatte er die Verbindung zum Sessel gelöst, blich dieser aus, bis er im Mondlicht verging. Auch Adam und Mr Stevenson kamen auf die Füße. Adam legte das Buch mit dem Magazin ab, und einen Moment später schienen die übrigen Sessel samt Buch nur noch Erinnerungen an die echte Welt zu sein, die an Substanz verloren.

»Prägen Sie sich den Standort gut ein«, flüsterte Gabriel.

»Sobald Sie wieder hier sind, werden die Sessel erneut erscheinen«, ergänzte Adam. »Setzen Sie sich und nehmen Sie so den Kontakt zu unserer Welt auf. Auf diese Weise kehren Sie nach Hause zurück. Verbleiben wir jedoch zu lange zwischen den Worten dieser Erzählung, werden die Sessel nicht mehr erscheinen, und wir stranden hier.« Adam kam sich vor, als wäre er ein Flugbegleiter, der den Passagieren zum hundertsten Mal die Funktion der Sauerstoffmaske erläutert.

Doch Mr Stevenson nickte eifrig, auch wenn er den Vortrag bereits gehört hatte.

Adam wechselte einen stummen Blick mit Gabriel. Sein Freund war einer der erfahrensten Libronauten. Er hatte zu denen gehört, die vom Gründer der geheimnisvollen Buchhandlung als Erste rekrutiert worden waren. Soweit Adam wusste, stammte er vom Kontinent. Alle Erzähler ließen ihre Vergangenheit im Dunkeln. Es gab für sie nur die Zukunft. Die Libronauten waren für Adam Familie. Manche mochte er mehr, andere weniger. Gabriel war für ihn Vater und großer Bruder in einem. Bislang hatte Gabriel die gemeinsamen Reisen geleitet. Es war eine Sache, den Weg in die Geschichte zu öffnen. Doch die Reisenden sicher entlang der zuvor abgesteckten Route zu führen, war eine ganz andere Herausforderung. Heute aber war Adam erstmals der Leiter der Reise. Dies war seine Bewährungsprobe, um zu zeigen, dass er bereit für mehr Verantwortung war. »Wir halten uns am Rand des Wäldchens auf«, sagte Adam zu Mr Stevenson.

Sein Gast blickte gerade sorgenvoll in den Nachthimmel.

Selbst wenn sie alle nicht gewusst hätten, dass in dieser Welt ein Vampir existierte, hätten sie die Angst wie Frost auf der Haut gespürt. Eine Angst, die den ganzen Wald zu erfüllen schien, als spürte er die Anwesenheit des lebenden Toten. Mit einem Kreuz hätte sich Adam sicherer gefühlt. Doch zum einen hatte der Autor John Polidori diesem Hilfsmittel in seiner Erzählung keine eindeutige Wirkung auf den blutsaugenden Wiedergänger zugesprochen. Und zum anderen durften sie dem Vampir keinen Schaden zufügen. Anderenfalls riskierten sie, dass der Haupterzählstrang kollabierte.

»Ich war schon einmal hier«, flüsterte der Reisegast so leise, als fürchtete er, dass der Vampir ihn sonst hören könnte.

»Das sagten Sie bereits. Wie bei Ihrem ersten Besuch gehen wir nun dorthin.« Adam deutete zu den nahen Bäumen. Er wusste, dass es noch nicht so weit war. Der vermeintlich tote Lord Ruthven würde erst gleich von einigen Männern ins Mondlicht gelegt. »Diese Stelle des Romans ist besonders beliebt.«

»Was gibt es Schöneres, als sich in seinem gemütlichen Sessel einem Vampir zu stellen?«, meinte Mr Stevenson.

»Ja.« Gabriel blickte sich um. »Nur dass Sie hier nicht in einem gemütlichen Sessel sitzen.«

Mr Stevenson zuckte zusammen, als Adam ihm eine Hand auf den Arm legte. »Der Weg, den wir nehmen, ist sicher«, sagte er. »Er wurde von den Pionieren von Libronautic vor vielen Jahren festgelegt. Auch wenn Sie ihn schon kennen, hören Sie mir bitte zu. Wir halten uns im Schatten der Bäume verborgen. In etwa«, Adam blickte auf seine Armbanduhr, »zwei Minuten werden die Räuber erscheinen, die Lord Ruthven erschossen haben und ihn hier ablegen. Wir werden, sobald sie fort sind, den Weg zu den großen Steinbrocken dort an der Spitze des Felsens nehmen. Von dort aus können wir wunderbar beobachten, wie sich der Vampir erhebt. Bei dieser Gelegenheit erinnere ich Sie noch einmal daran, dass Sie weder Filme drehen noch Fotos schießen dürfen. Und seien Sie so still wie möglich. Laute Geräusche würden den Vampir auf uns aufmerksam machen. Außerdem darf ich Sie darauf hinweisen, dass wir auch eine Reise in Bram Stokers Dracula anbieten. Dort können Sie wählen, ob Sie sich im verbotenen Flügel des Schlosses umsehen oder dem Angriff des Grafen auf die bedauernswerte Lucy Westenra beiwohnen wollen.« Für einen Moment war Adam nicht sicher, ob seine Worte oder der Mond schuld am bleichen Aussehen ihres Gastes waren.

»Ich denke, dieser Ausflug hier wird mich völlig zufriedenstellen.« Bei diesen Worten tastete er nach etwas, das in der Tasche seines Mantels stecken musste.

»Dann folgen Sie mir bitte.« Adam kannte den Weg. Auch wenn Der Vampyr seltener als andere Geschichten gebucht wurde, gehörte es zur Vorbereitung derart gefährlicher Geschichten, dass der Erzähler den Weg unmittelbar vor der eigentlichen Reise einmal selbst abging. In Adams Fall war heute Vormittag auch Gabriel dabei gewesen. Adam war vielleicht bei den Libronauten aufgewachsen. Aber er galt zu seinem Ärger als zu jung, um alleine in die Geschichten zu reisen. Noch. Nach dem heutigen Ausflug würde sich das hoffentlich ändern.

Der erste Aussichtspunkt befand sich unweit der Stelle, an der sie in die Erzählung gelangt waren. Der Fels war gesäumt von hohen Zypressen, und die Luft war schwer von ihrem Duft. Im Schatten ihrer ausladenden Äste drückten sie sich an einen Stamm. Adam blickte auf seine Uhr. Dann machte er Mr Stevenson ein Zeichen und deutete auf den Felsen. Sechs Männer erschienen, als hätten sie nur auf Adams Geste gewartet. Sie trugen einen leblosen Körper, den sie auf den harten Boden legten. Den untoten Lord. Einer von ihnen lachte, doch zwei andere sahen sich stumm und misstrauisch um, als spürten sie die Anwesenheit von Fremden. Den reglosen Leib beachtete keiner von ihnen, kaum dass er dalag. Noch einmal blickten sie sich um, dann machten sie sich wieder auf den Weg zurück.

Und Adam und seine Begleiter waren allein mit einem Vampir.

»Wir haben nun fünf Minuten«, erklärte Adam. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Gabriel seine Uhr hervorgezogen hatte, um die Zeit zu kontrollieren.

Innerlich amüsierte sich Adam darüber. Adam hatte mit dem Erreichen des zwölften Lebensjahres als Gabriels Schüler mit dem Buchreisen begonnen. Zuvor war er zwar auch schon in Geschichten gewesen, doch an diesem besonderen Geburtstag war er zum ersten Mal mit seinem Lehrer einem der festgelegten Wege gefolgt und war tief in die Welt hinter den Worten eingetaucht. Selbst für die Buchreisenden war Adam in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Alle Libronauten waren als Erwachsene vom Gründer der Buchhandlung, Mr Jeremias, entdeckt und rekrutiert worden. Alle, bis auf Adam, der schon als kleines Kind zu den Männern mit der einzigartigen Gabe gekommen war. An die Zeit vor der Buchhandlung konnte er sich nicht mehr erinnern. Er wusste nur, dass seine Eltern gestorben waren, als er noch keine zwei Jahre alt gewesen war. Dass er in eine Pflegefamilie gekommen war. Und dass Gabriel durch Zufall von dem Jungen erfahren hatte, der sich scheinbar selbst das Lesen beigebracht hatte. Mit vier Jahren. Dass er in Wahrheit einen ganz und gar anderen Zugang zu gedruckten Worten hatte als ein normaler Mensch, hatte Gabriel schnell erkannt. Seine Vergangenheit kannte er nur aus dem, was man ihm bei Libronautic erzählt hatte. Wie genau er dann von der Familie in die Buchhandlung gelangt war, wusste Adam daher nicht. Aber er vermutete, dass vor allem eine ausreichend hohe Summe geflossen war, damit alle Beteiligten keine unnötigen Fragen stellten. Nur wenige Libronauten lebten schon länger in der Buchhandlung als Adam. Und trotzdem war er noch immer der einzige Schüler.

»Vier Minuten und fünfzig Sekunden«, korrigierte ihn Gabriel und sah von seiner Uhr auf.

Adam musste sich davon abhalten, nicht den Kopf zu schütteln. Gabriel war immer der Lehrer.

»So wenig Zeit«, murmelte Mr Stevenson. Als er bemerkte, dass Adam ihn ansah, zwang er sich ein Lächeln auf die dicken Lippen und wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn.

Es war eine schöne Nacht, fand Adam, wenn man einmal von dem Vampir absah, dessen Leib gerade im Mondlicht badete. Die Musik der Grillen erfüllte die Luft, und der Mond schien wie ein Theaterscheinwerfer hinab, als wollte er die ganze Welt in sein kaltes Licht tauchen. »Kommen Sie«, sagte Adam. »Wir haben nur noch vier Minuten und fünfzig Sekunden.« Er musste lächeln, als er sah, wie Gabriel die Augenbraue hob. Der Weg, der in dieser Geschichte abgesteckt war, führte sie etwa ein paar Dutzend Meter fort von der Stelle, an der sich gleich der Untote erheben würde. Bei seinem ersten Besuch im Vampyr hatte Adams Herz bis zum Hals geschlagen. Es war eine Sache, zu wissen, dass ihm in der Geschichte nichts geschehen konnte, solange er sich an den Weg hielt. Aber eine andere, mitten in ihr zu stecken. Mr Stevenson schien seine Aufregung auch bei seinem erneuten Besuch noch nicht verloren zu haben. Immer wieder blickte er auf seine Uhr oder in den Wald, als erwartete er, dass der Vampir von dort kommen würde. »Achten Sie diesmal darauf, wie schnell sich die Wunden von Lord Ruthven schließen, wenn er sich erhebt«, sagte Adam, um seinen Reisegast abzulenken. »Man kann es durch die zerschossene Kleidung sehen.«

»Was?« Mr Stevenson hatte gerade erneut in den Wald geblickt und sah ihn verwirrt an.

Wie seltsam, dachte Adam. Interessiert sich Mr Stevenson gar nicht für den Untoten?

Stumm gingen sie weiter zwischen den Bäumen, sodass sie der Vampir, der sich gleich erheben würde, nicht sehen konnte. Gabriel blieb nach wenigen Metern stehen. Auch wenn Lord Ruthven immer denselben Weg nahm, forderten die Regeln der Libronauten, dass die Route in den gefährlichen Geschichten gesichert wurde. Alleine mit dem nervösen Gast legte Adam den letzten Teil des Weges zurück. In diesem Moment fühlte er sich endlich wie ein echter Libronaut. Nicht wie der Schüler. »Sie können …« Doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden.

Unversehens war Mr Stevenson verschwunden.

Verdammt!, dachte Adam und blickte sich hektisch um. Weg. Der Mann war weg. Hatte er den Verstand verloren? Adam sah auf die Uhr. Nur noch wenige Augenblicke, bis Lord Ruthven vom Mondlicht aus seiner Totenstarre geweckt würde und seinen Durst stillen musste. Soweit Adam wusste, fielen ihm in dieser Nacht nur ein paar Tiere zum Opfer. Heute aber waren in diesen Wäldern auch drei Männer unterwegs, die John Polidori nicht in seine Geschichte hineingeschrieben hatte. Und einer von ihnen hatte gerade den sicheren Weg verlassen. Was sollte Adam tun? Nach Gabriel rufen? Wenn Gabriel ihm antwortete oder Lord Ruthven auf andere Art auf sich aufmerksam machte, konnte das den Tod des Libronauten bedeuten. Nein, Adam musste alleine auf die Suche nach seinem verlorenen Gast gehen. Der Schweiß rann ihm nun selbst von der Stirn, als er hastig zurückschlich und dabei versuchte, eine Spur von Mr Stevenson auszumachen.

Ein Knacken. Er hatte es deutlich rechts von sich gehört. Tiefer im Wald. Für einen Moment stand Adam unschlüssig da. Sollte er dem Geräusch folgen und hoffen, dass es von Mr Stevenson stammte? Oder doch besser zurück zu Gabriel gehen, damit sie sich gemeinsam auf die Suche machten? Der Vampir dürfte bereits das Bewusstsein wiedererlangt haben. Hatte er das Geräusch verursacht?

Adam traf eine Entscheidung. Und bog nach rechts ab, tiefer in den Wald. War er hier außer Gefahr? In der Erzählung wurde nicht genau berichtet, wohin sich der Vampir nach seinem Erwachen wandte. Den Pionieren zufolge, die den Weg festgelegt hatten, begab sich der untote Lord auf einen Streifzug zwischen die Bäume, um Tiere zu reißen. Um sich mit ihrem Blut zumindest wieder genug Leben zu stehlen, um diesen Ort verlassen zu können. Es mochte also gut sein, dass der namensgebende Charakter dieser Geschichte gleich vor Adam stand.

Er versuchte, ebenso leise wie schnell durch den Wald zu laufen. Dabei lauschte er angestrengt in die Nacht. Kein Geräusch war mehr zu hören außer dem eigenen, hektischen Atmen.

Ein Knacken. Von links.

Adam bog in die Richtung ab, aus der es gekommen war, und lief mit wild klopfendem Herzen weiter. Es schlug so schnell wie ein flüchtendes Tier, angetrieben von Sorge und Angst. Zwischen den nächsten Bäumen sah Adam im Schein des Mondes einen Schatten. Nein, da waren zwei. Unwillkürlich blieb er stehen. Mr Stevenson und der Vampir? Ihm wurde kalt, obwohl der Schweiß seine Kleidung nässte.

Langsam ging er bis zu dem Baum. Wie tötete man noch einmal einen Vampir in Polidoris Erzählung? Pfahl und Knoblauch? Oder schlug man dem Untoten den Kopf ab? Adam war kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, als er sich um den Stamm herumdrückte.

Und erstarrte.

Da stand Mr Stevenson. Vor … einer Tür? Sie war in die Schatten der Bäume getaucht. Was um alles in der Welt machte eine Tür im Wald? Adams Gedanken überschlugen sich. Er hatte den Vampyr zahllose Male gelesen, denn das gehörte zur Ausbildung eines Libronauten. Jeder Erzähler der Buchhandlung kannte die Geschichte, in die er reiste, bis auf das Komma genau. Und auch wenn Adam gerade von Aufregung erfüllt war und er sich deshalb noch immer nicht an die Tötungsmöglichkeiten eines Untoten in dieser Geschichte erinnern konnte, war er sicher, dass es hier keine Tür im Wald gab.

So seltsam sie auch war, durfte er ihretwegen nicht die Hauptfigur der Geschichte vergessen. Während er sich nach dem Vampir umsah, trat er hinter dem Baum hervor. »Mr Stevenson«, zischte er leise.

Der Mann fuhr herum und stieß einen so lauten Schrei aus, dass ein Vogel aufgeschreckt in die Luft flog.

»Was machen Sie hier?« Es fiel Adam schwer, höflich zu bleiben und den Mann nicht anzufahren. Wieder blickte er sich um. Hatte der Vampir den Schrei gehört? Er war zumindest nirgends zu erkennen. »Und was ist das?«

»Ich … ich hatte etwas gesehen«, behauptete der Buchreisende. Die Lüge war so offensichtlich, dass Adam nun ernsthaft Probleme hatte, Ruhe zu bewahren.

Mr Stevenson hielt einen Stift und ein smaragdgrünes Notizbuch in den Händen, in das er offenbar gerade etwas geschrieben hatte. Als er Adams Blick bemerkte, steckte er beides wieder in eine Tasche seines Mantels.

»Wir müssen zurück«, sagte Adam. Er packte den Reisenden unsanft am Arm und … verharrte. Die Tür. Sie war auf eine Weise besonders, für die er keine Worte fand. Alleine schon ihre Existenz war rätselhaft. Doch da war mehr an ihr, das Adams Blick band, obwohl sie ganz und gar schmucklos war. Der Rahmen schimmerte silbern wie die Tür selbst. Einen Knauf oder eine Klinke besaß sie ebenso wenig wie ein Schlüsselloch. Adam wusste, dass er und Mr Stevenson fortmussten. Zurück zu Gabriel. Zurück zum Weg. Nur dort waren sie vor dem Vampir sicher. Doch seine Beine wollten ihm nicht gehorchen, und so machte Adam einen Schritt auf die Tür zu und streckte den Arm aus. Er wollte sie berühren. Vielleicht musste er das, damit er an sie glauben konnte. Als seine Fingerkuppen die Tür tatsächlich berührten, schien es ihm, als hätte er sich an ihr verbrannt. Sie war eiskalt. Im selben Moment, in dem er die Finger wegzog, schrie Mr Stevenson erneut auf.

»Himmel, können Sie bitte damit aufhören?«, sagte Adam. Mr Stevenson sah starr an ihm vorbei, und Adams Herz setzte einen Schlag aus. Langsam wandte er sich um. Und blickte einem Fremden in die Augen.

Für einen Moment war es so still, als wären sie alle bereits tot. Es gab keinen Zweifel, dass dies der Untote war. Er trug dieselbe Kleidung wie der Leichnam. Eine dunkle Hose. Ein Hemd aus hellem Leinen. Und hätte es doch eines Beweises bedurft, dass dies dort Lord Ruthven war, so hätte ein Blick in die Augen ausgereicht. So ausdruckslos und kalt, wie Adam noch nie welche gesehen hatte. Er hatte immer geglaubt, der Vampir hätte die Augen eines Raubtieres. Doch sie waren so ohne Gefühl, dass Adam den Blick abwenden musste. Der Vampir stand genau zwischen ihnen und dem Weg zurück. Die Tür beachtete er nicht, sondern starrte nur Adam und Mr Stevenson an. Lauernd. Hungrig.

Zahllose Gedanken schossen Adam durch den Kopf. So musste sich jemand fühlen, der in ein Raubtiergehege springt und einem Löwen begegnet. Dort stand der lebende Tod. Und als wäre dies nicht schon schlimm genug, war sich Adam nicht sicher, ob sie dem Haupterzählstrang der Geschichte mit dieser Begegnung zu nahe kamen. Da die Welt um sie herum jedoch nicht anfing, sich aufzulösen oder in sich zusammenzustürzen, konnte er zumindest diese Gefahr von der Liste streichen. Offenbar tolerierte die Geschichte das Auftauchen zweier Männer im Wald. Blieb noch immer der Vampir. »Wir sind Reisende«, sagte er. Die Stimme klang so rau, dass sie ihm selbst fremd schien. Aus dem Augenwinkel sah er den verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht seines Begleiters. Adam wusste selbst, dass es verrückt war, mit dem untoten Lord plaudern zu wollen. Aber soweit er sich erinnerte, hatte der Vampir in Polidoris Erzählung nur sehr zurückhaltend gemordet. Vielleicht würde er die Maskerade aufrechterhalten und tun, als wäre er ein englischer Lord, der in den Wäldern Griechenlands zufällig auf andere Briten gestoßen war. Mitten in der Nacht. Adam wich vor dem Vampir zurück, als ihm bewusst wurde, wie wenig Aussicht auf Erfolg sein lächerlicher Plan hatte.

Der Untote hätte fast wie ein normaler Wanderer ausgesehen, wenn er Adam nicht ein wölfisches Lächeln geschenkt hätte, das die Spitzen seiner Eckzähne freilegte. In diesem Moment wünschte sich Adam, dass sie den Haupterzählstrang der Geschichte verletzt hätten. Dann wäre auch der Vampir in Gefahr, und sie hätten vielleicht eine Chance, zu entkommen, so winzig sie auch wäre. So aber waren sie verloren. Hier war niemand, der … Gabriel! Adam verfluchte sich innerlich dafür, dass er seinen Freund vergessen hatte. Es gab doch jemanden, der ihnen helfen konnte. Der … Adam seufzte, während der Lord einen Schritt auf ihn und Mr Stevenson zuging. Er durfte Gabriel nicht herrufen. Anderenfalls würde er seinen Freund in Gefahr bringen. »Ich weiß alles über Sie«, rief Adam einer plötzlichen Eingebung folgend.

Der Vampir blieb stehen, während sein Lächeln breiter wurde. Und Adam noch mehr Angst bereitete. Offenbar hatte das Raubtier Lust, mit seiner Beute zu spielen.

Neben Adam stand der Buchreisende und starrte den Untoten an, als wähnte er sich in einem Traum.

»Ich kenne Ihren Namen …« Weiter kam Adam nicht. Ein dicker Stein traf den Lord am Kopf. Der Vampir fiel zu Boden. Ein normaler Mensch wäre zumindest benommen liegen geblieben. Doch der Vampir erhob sich ruckartig, und seine Augen zeigten in diesem Moment doch eine Gefühlsregung. Sie waren von einer Art Hass erfüllt, die zutiefst unmenschlich war.

»Was …?« Ehe Mr Stevenson die Frage stellen konnte, hatte Adam ihn schon gepackt und mit sich gezogen. Er rannte, während der Reisende schnaufend neben ihm lief. Gabriel. Er musste den Stein geworfen haben. Erleichtert erkannte Adam ihn hinter dem nächsten Baum, an dem sie vorbeihasteten. Da waren zahllose Fragen auf dem Gesicht seines Freundes, doch Gabriel stellte sie nicht. Ganz in der Nähe waren Schritte zu hören. Jemand rannte. Jagte sie. Adam brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wer das war. Wo lang? Er sah zu Gabriel, während er den keuchenden Mr Stevenson hinter sich herzog. Jeder Baum sah aus wie die anderen, und wäre Gabriel nicht vorweggelaufen, hätte sich Adam sicher immer tiefer in den Wald verirrt. So aber erreichten sie nach einer scheinbaren Ewigkeit den Rand des Waldes, und vor ihnen lag der Felsen. Gerettet. Adam wagte es, sich kurz umzublicken. Der Lord war … fort? Verwirrt wurde er langsamer.

Und stürzte beinahe, als der Vampir von der Seite auf ihn zusprang. Adam fühlte die Hände des Monsters auf der Haut. Eiskalt. Ohne nachzudenken, schlug er nach dem Wesen. Der Lord schüttelte sich nicht einmal, aber er ließ für einen Augenblick von ihm ab.

Gabriel schob Mr Stevenson vor sich her zu der Stelle, an der sie die Geschichte betreten hatten. Drei Sessel erschienen wie aus dem Nichts.

Adam rannte auf sie zu. Er konnte kaum noch laufen. Seine Lunge brannte. Doch das Knurren, das er hinter sich hörte, trieb ihn noch einmal an. Gabriel und Mr Stevenson saßen bereits. Der Libronaut wollte sich wieder erheben, sicher, um Adam zu Hilfe zu kommen. Doch mit einem Sprung landete er eine Sekunde später auf dem freien Sessel.

Als ahnte er, dass ihm seine Beute entwischen würde, stürmte der Vampir nun auf allen vieren wie ein Wolf auf sie zu.

»Jetzt kehren wir zurück in die Buchhandlung Libronautic«, hörte er Gabriel sagen.

Die Welt löste sich auf. Mit einem Mal brannte ein Kaminfeuer neben Adam.

Und das Letzte, was er sah, war der Vampir, der auf ihn zusprang. Der Leib des Untoten löste sich auf, als dieser die Hände um Adam schlang. Mit einem Schrei auf den Lippen drückte er sich in seinen Sessel, als sie wieder ganz und gar in die Welt zurückgekehrt waren.

Die Tür

»Sie wissen, was das bedeutet?« Gabriel hatte sich von seinem Sessel erhoben, kaum dass sie wieder Londoner Boden unter den Füßen hatten.

Adam hingegen saß auch dann noch, als sein Freund auf ihren Reisenden zutrat und ihn mit einer Geste aufforderte, sich ebenfalls zu erheben. Der Vampir. Adam glaubte, die Hände weiterhin an der Kehle zu fühlen. Glaubte, das Gesicht des wandelnden Tods so schrecklich nahe vor seinem zu sehen.

»Ich … es war ein Versehen.« Der falsche Mr Stevenson sah aus wie ein Schuljunge, der beim Abschreiben erwischt worden war.

Es entging Adam nicht, dass der Mann die Hand auf die Ausbuchtung in seinem Mantel legte, genau dort, wo sein Notizbuch steckte. Langsam erhob er sich.

»Die oberste Regel bei Reisen in Geschichten lautet: Entfernen Sie sich niemals vom Weg!« Gabriels Stimme war so leise, dass sie fast vom Prasseln des Kaminfeuers übertönt wurde. Und dennoch musste jedes Wort laut in Mr Stevensons Ohren widerhallen.

Der Mann nickte schuldbewusst. Die Reue aber nahm Adam ihm nicht ab. In seine Miene mischten sich auch Trotz und … Freude. Es war nicht die Erleichterung darüber, dem Tod entronnen zu sein. Diese Freude galt etwas anderem. Aber was?

»Wir werden Ihren Fall Mr Jeremias vortragen, Sir.« Gabriel klang, als wäre er ein Staatsanwalt. »Bis zu seiner Entscheidung dürfen Sie sich nicht mehr als Kunde von Libronautic betrachten.«

Das Zucken im runden Gesicht des Reisenden verriet, dass dies die Vorwegnahme eines Urteils war. Und zwar eines, das ihn schmerzte. »Wie werde ich davon erfahren, wie sich Mr Jeremias entschieden hat?«

Gabriel ging stumm auf die Tür zu, die in den Laden führte, und öffnete sie. Mit einer Geste bedeutete er dem Buchreisenden, hindurchzugehen. »Wir werden Sie über die üblichen Kanäle informieren.«

Die üblichen Kanäle. Eine Buchung bei Libronautic glich einer Geheimdienstmission. Wer eine Reise in ein Buch antreten wollte, gab eine Geburtsanzeige in einer bestimmten Zeitung auf. Nannte sich der Kunde in der Anzeige Mr oder Mrs Newmann, war klar, dass jemand wünschte, die Dienste der Libronauten in Anspruch zu nehmen. Im vergangenen Frühjahr war vor allem Alice im Wunderland beliebt gewesen. So beliebt, dass die Zeitung, in der die Anzeigen erschienen, einen Artikel über die vielen neugeborenen Mädchen verfasst hatte, die Alice genannt wurden.

Der alte Mann, der schon seit Jahrzehnten die Anzeigen aufnahm, wusste zwar, dass es sich hier um codierte Mitteilungen handelte. Aber da er keine Ahnung hatte, wer der Empfänger der Nachrichten war, blieb das Geheimnis der Libronauten stets gewahrt. Der Alte ahnte daher auch nicht, wer die Todesanzeigen aufgab, die eine Antwort an die Buchreisenden darstellten.

»Wenn Sie den Namen John Polidori im Blatt lesen«, fuhr Gabriel fort, »so dürfen Sie sich weiter zu unseren Kunden zählen. Ist es jedoch Ihr eigener, Mr Robert Stevenson«, er verzog die Lippen zu einem freundlosen Lächeln, »so fürchte ich, dass es für Sie keine weiteren Reisen geben wird.«

Mr Stevenson nickte bekümmert und trat hinaus auf die Straße. Adam konnte von seinem Sessel aus sehen, wie der Mann verloren auf dem Bürgersteig stand, ehe er einige wacklige Schritte machte und im Strom der Menschen untertauchte.

Gabriel schloss die Tür und sah noch einen Moment aus der Schaufensterscheibe hinaus auf die Straße. Als die Tür offen gestanden hatte, waren ein paar Passanten auf den unscheinbaren Laden aufmerksam geworden und hatten hineingesehen. Doch kaum war die Tür wieder zu, schien niemand mehr zu bemerken, dass es das seltsame Buchgeschäft überhaupt gab. »Wie geht es dir?«, fragte Gabriel, als er sich umwandte und zurück in den Lesesaal kam.

Erst jetzt bemerkte Adam, dass sein Freund humpelte. »Du bist verletzt«, sagte er und drückte sich aus seinem Sessel. Auch wenn der Raum vom Kaminfeuer aufgewärmt war, zitterte Adam noch immer. Es war eine Sache, einen Vampir aus der Entfernung zu betrachten. Aber eine andere, seine Finger auf der Haut zu spüren.

»Ich muss mir den Knöchel verstaucht haben, als wir zurückgerannt sind«, sagte Gabriel und verzog das Gesicht vor Schmerzen. Er ging zu einem Tischchen, auf dem eine Karaffe mit einer glasklaren Flüssigkeit stand, und goss ein wenig davon in zwei Gläser. Eines reichte er Adam. »Trink, es wird dich wieder auf die Beine bringen.«

Adam nippte an dem Glas. Die Wirkung des Getränks fühlte er zuerst im Hals und dann in den Zehen. Von dort aus zog sie hinauf durch seinen ganzen Körper bis in seine Haarspitzen. Es schien ihm, als würden Angst und Kälte aus seinem Leib gespült. »Ent-Trank?«, meinte er, nachdem er das Glas ausgetrunken hatte. Er warf Gabriel, der ihn verschmitzt anlächelte, einen gespielt tadelnden Blick zu. »Du weiß, dass es verboten ist, etwas aus den Geschichten mitzunehmen. Wann warst du in Fangorn? Niemand hat in den letzten Wochen eine Reise in den Herrn der Ringe gebucht.«

Gabriel zuckte mit den Schultern, als würde er damit beide Fragen beantworten. »Ruh dich aus. Du siehst müde aus. Diese Reise ist ganz und gar nicht so verlaufen, wie sie es hätte sollen. Ich werde Mr Jeremias über alles informieren.«

Adam nickte. Er wollte fragen, ob er mitkommen durfte. Ob er endlich einmal den Gründer der Buchhandlung persönlich kennenlernen durfte. In all den Jahren, die Adam nun schon bei den Libronauten lebte, war Mr Jeremias nur ein Name gewesen. Er wusste lediglich, dass der Erste der Libronauten schwer krank war und in einem besonderen Zimmer im obersten Stockwerk der Buchhandlung lebte. Doch die Frage kam ihm nicht über die Lippen. Zu oft hatte er sie bereits gestellt. Und immer war die Antwort gewesen, dass Mr Jeremias zu schwach sei, um ihn zu empfangen. »Klar«, meinte Adam daher bloß. Er fühlte sich in der Tat müde und erschöpft. Nicht nur die Flucht war anstrengend gewesen. Es kostete ihn auch Kraft, die besondere Stimme klingen zu lassen. Dennoch konnte er seine Enttäuschung darüber, erneut dem obersten Stockwerk fernbleiben zu müssen, nicht verbergen.

»Deine Zeit wird kommen«, sagte Gabriel und klopfte ihm auf die Schultern. »Sei da ganz sicher.« Er ließ seinen Blick noch einen Moment lang auf Adam ruhen, als wollte er ihm bis ins Herz sehen. Dann stellte er sein Glas ab und nahm das Buch mit dem Magazin an sich, aus dem Adam vorgelesen hatte. »Bis später.« Langsam humpelte er zu einer anderen Tür, die vom Lesesaal in die privaten Räume der Buchhandlung führte. Zu den Schlafräumen. Zum Speiseraum und zur Küche. Und zur Bibliothek. Ein Raum, den Adam ebenfalls nicht betreten durfte. Noch nicht.

Am nächsten Tag rief einer der Libronauten Adam zu sich. Der Mann nannte sich Raphael. Wie alle Buchreisenden besaß er nur einen Vornamen. Und es war sicherlich nicht sein echter. Es gab immer zwölf Libronauten. Schied einer von ihnen aus, wählte Mr Jeremias aus einer Liste, um die sich unter den Libronauten zahllose Gerüchte rankten, einen neuen Kandidaten aus. Keiner wusste, woher der geheimnisvolle Gründer der Buchhandlung die Namen hatte. Doch er war stets darauf vorbereitet, einen von ihnen zu ersetzen, sollte jemand gehen, was im Grunde nie geschah. Oder sterben, was äußerst selten vorkam.

Raphael wollte, dass Adam ihn begleitete, um die Bibliothek zu ergänzen. Für die Reisen in Bücher musste nicht nur zwingend aus einer Erstausgabe gelesen werden. Es eignete sich auch nicht jede Geschichte für die Reisen. Es funktionierte nur mit Klassikern. Vielleicht lag es daran, dass solche Bücher bereits von Tausenden und Abertausenden Menschen gelesen worden waren. Libronautic Inc. verfügte mittlerweile über eine einzigartige Bibliothek. Wer genug Geld besaß, konnte sich zwischen einer Reise in Nemos Nautilus oder einem Ausflug nach Mittelerde entscheiden. Konnte nur wenige Tische von Faust entfernt in Auerbachs Keller sitzen. Vermochte die Einsamkeit von Robinson Crusoe am eigenen Leib zu spüren. Oder war ein namenloser Matrose auf der Hispaniola, mit der Jim Hawkins zur Schatzinsel segelte. Selbst moderne Klassiker standen zur Auswahl. Neben einem Besuch von Hogwarts konnten die gut betuchten Kunden der Libronauten auch Bastian Balthasar Bux auf dem Weg der Wünsche beobachten. Die Bücher der Libronauten ermöglichten es den Kunden, in das Meer aus Tinte einzutauchen. Ein Meer, das manchmal tödliche Gefahren bot. Die Geschichte, die Adam und Raphael heute auf einer Auktion ersteigern sollten, würde allerdings kaum jemanden das Leben kosten. Puh, der Bär. Erstausgabe. Neunzehnhundertsechsundzwanzig. Vermutlich konnte man in diesem Roman nicht mal das Leben verlieren, wenn man es darauf anlegte.

»Wie man hört, ist es gestern nicht gut gelaufen.« Raphael hatte eine Stimme, die so rau klang, dass niemand auf die Idee kommen würde, er könne mit ihr Worte zum Leben erwecken. Doch wenn er seine besondere Stimme klingen ließ, sprach er so rein und klar, dass Adam nur allzu gerne die Augen schloss und ihm zuhörte, bis ihn der Klang hinüber in eine andere Welt trug.

»Unser Gast ist vom Weg abgewichen«, erwiderte Adam und sah auf. Ihr Buch wurde gerade vom Auktionator aufgerufen. Mit ihnen waren nur wenige Leute in dem kleinen Saal im Londoner Viertel Mayfair. Es war Freitagnachmittag und die Zahl der Interessenten überschaubar. Dennoch gab es einen hartnäckigen Konkurrenten, wie sich schnell zeigte.

»Du musst sie besser führen«, sagte Raphael und hob das Kärtchen, um sein Gebot abzugeben. Er zuckte nicht einmal, als er damit die Schwelle zur Tausend überschritt.

»Er hat sich nicht an die Regeln gehalten«, entfuhr es Adam lauter, als er beabsichtigt hatte. Rasch senkte er seine Stimme. »Ich hatte Glück, dass Gabriel da war. Sonst hätte uns der Vampir …« Er führte den Satz nicht zu Ende. Er wusste selbst nicht, was alles hätte geschehen können.

Raphael blickte ihn mit einem Ausdruck auf dem Gesicht an, der Adam nicht gefiel. »Weißt du, wie lange ich schon in Bücher reise?« Adam überlegte einen Moment, doch ehe er antworten konnte, sprach Raphael bereits weiter, während er beiläufig sein Kärtchen hob. »Acht Jahre. Ich habe immer gewusst, dass etwas Besonderes in mir steckt. Doch erst mit fast sechzig habe ich herausgefunden, was genau das ist.«

Interessiert musterte Adam seinen Begleiter. Natürlich hatte er sich auch bei Raphael gefragt, woher er kam. Er sprach ohne Akzent, vermutlich stammte er also aus England. Vielleicht aus einer Großstadt.

»Und es hat genau zwei Reisen gedauert, bis ich alleine die Buchreisenden in die Geschichten geführt habe.« Er blickte Adam auffordernd an.

»Der Vampyr ist zu gefährlich, um ihn alleine zu betreten«, erwiderte Adam. Er versuchte, nicht beleidigt zu klingen, doch es gelang ihm nicht.

»Ich spreche nicht vom Vampyr«, sagte Raphael gelassen und hob erneut das Kärtchen, womit er das Gebot für das Buch in eine lächerliche Höhe trieb. »Gabriel ist auch bei allen anderen Reisen von dir dabei. Egal, wohin es geht, Adams Schatten ist stets dabei.«

Adams Schatten. Auch er hatte schon davon gehört, wie die Libronauten Gabriel nannten. Selbstredend nur hinter seinem Rücken. Keiner wollte den Zorn der inoffiziellen Nummer zwei von Libronautic auf sich ziehen. Wenn Adam in der Nähe war, gaben sie diese vornehme Zurückhaltung allerdings schnell auf. Adam wandte sich ab, doch aus dem Augenwinkel bemerkte er den Blick, den Raphael ihm zuwarf. Zwei Reisen und schon hatte er die Kunden alleine in die Geschichten geführt. Adam lernte schon sein Leben lang, seine Stimme einzusetzen. Und dennoch hatte er immer den Schatten an der Seite.

Ein Raunen ging durch die wenigen Besucher der Auktion, als Raphael mit einer skandalös hohen Summe den Zuschlag für Puh, der Bär erhielt.

Zwei Reisen.

Raphael sah ihn an, während er sein Kärtchen wegsteckte. »Als ich das erste Mal unter Anleitung einen Weg in eine Geschichte geöffnet habe, dachte ich, dass ich nie wieder etwas Vergleichbares fühlen würde. Doch als ich dann das erste Mal alleine mit einem Reisenden losgegangen bin, wusste ich, dass dieses Gefühl nur ein Vorgeschmack war. Du spürst die Freiheit zwischen den Worten erst, wenn du der wahre Erzähler bist. Wenn du alles tun kannst, was du willst.«

Adam wusste einen Moment lang nicht, was er sagen sollte. »Du … du bist vom Weg abgewichen?«, brachte er schließlich hervor.

Das Lächeln des alten Buchreisenden war Antwort genug. »Du kennst die Geschichten. Du weißt, wo der Haupterzählstrang verläuft. Und du weißt, in welche Teile der Erzählung du gehen kannst, ohne dass du dich oder deinen Kunden in Gefahr bringst. Es gibt Ecken in Hogwarts, die mit keinem Wort beschrieben werden. Wesen im Verbotenen Wald, für die es keinen Namen gibt. Du kannst im Wunderland mit dem verrückten Hutmacher Gespräche führen, die so irre sind, dass dir schwindelig wird. Und wenn du es wünschst, sitzt du in Elronds Haus und siehst aus sicherer Entfernung neun berühmte Gefährten.«

Atemlos hörte Adam zu. Das waren nicht die vorgeschriebenen Wege durch die Romane.

Raphael konnte ihm den Gedanken vom Gesicht ablesen. »Du gehst auch bei Rot über die Straße, wenn kein Auto kommt. Das ist nichts anderes.« Er lächelte, während er sich erhob.

»Aber …« Adam runzelte die Stirn, als er ebenfalls aufstand. Dann schüttelte er den Einwand fort. Allzu oft hatte er sich als der Lehrling unter den Libronauten gefühlt, der von den anderen belächelt wurde. Der Junge, der nur mit seinem Schatten reiste. Raphael aber schien in diesem Moment nicht zu ihm herabzublicken. »Wie fühlt es sich an?«, fragte er schließlich heiser vor Aufregung.

»Der wahre Erzähler zu sein?« Raphael grinste ihn an und schlenderte langsam zum Auktionator, der dabei war, die Unterlagen für den Kauf des Buches fertig zu machen. »Als hättest du vorher nicht gelebt«, behauptete er. Da waren weder Spott noch Falschheit in seinen Worten. Er meinte, was er sagte.

Und Adam begriff, dass er nichts anderes wollte, als selbst die Verantwortung für eine Buchreise zu übernehmen. Er wollte der wahre Erzähler sein. Entscheiden, ob er vom Weg abwich oder nicht. Er kannte sie alle. War in so viele der Geschichten gereist, die es in der Bibliothek von Libronautic gab. Und hatte sich bei jeder gefragt, wie es sein würde, einmal eine andere Richtung als die vorgegebene einzuschlagen. Er stellte sich vor, es einfach zu tun. Und sein Herz schlug schneller. Doch es wurde wieder langsamer, als er sich klarmachte, dass er auch seine nächste Reise an der Seite seines Schattens unternehmen musste.

»Manchmal«, meinte Raphael, während er dem Auktionator den Kaufpreis in bar zahlte, »bieten sich dir Chancen. Und dann darfst du nicht zögern. Du musst sie nutzen. Sonst vergehen sie und lassen dich zurück.«

Es schien fast, als hätten Raphaels Worte die Macht besessen, die Wirklichkeit ein klein wenig zu verändern. Gerade genug, um Gabriels Verletzung, die er sich auf der Flucht aus dem Vampyr zugezogen hatte, so schlimm werden zu lassen, dass er für die nächste Reise ausfiel.

»Wir können nicht verschieben«, sagte Gabriel von dem Sessel im Lesesaal aus, auf dem er saß und in Puh, der Bär schmökerte. Sein Fuß lag auf einem Hocker und war bandagiert. Die Zehen, die aus dem Verband herauslugten, hatten einen so blauen Farbton angenommen, dass man meinen konnte, sie wären erfroren. Den fachkundig angelegten Verband hatte Emanuel gebunden. Der Libronaut, der vermutlich aus Portugal stammte, hatte vor seiner Zeit in der Buchhandlung als Arzt gearbeitet und kümmerte sich um alle großen und kleinen Verletzungen.

Adam musste sich gegen das Lächeln wehren, das sich ihm auf die Lippen legen wollte. Nein, Reisen wurden nicht verschoben. Niemals. Zu aufwendig waren die Vorbereitungen. Die codierten Buchungen und Terminabsprachen über fiktive Beisetzungstermine. Das Einlesen in die Geschichte. Das Einprägen des vorgeschriebenen Weges. Die Auflistung bekannter Gefahren.

»Du kannst Raphael mitnehmen.«

Das Lächeln, das Adams Mundwinkel angehoben hatte, verflog so plötzlich, wie es gekommen war. Ein anderer Schatten. Wieso traute ihm Gabriel nicht zu, die Reise alleine zu leiten? Die Geschichte, in die er eine ihm unbekannte Kundin führen sollte, galt als völlig harmlos. Die Nibelungensage. Sie gehörte zu den Werken, die keinem einzelnen Menschen zuzuordnen waren. Eine Geschichte, die zu alt und von zu vielen Mündern an zu viele Ohren getragen worden war, um sich noch an den Menschen zu erinnern, der sie sich zuerst ausgedacht hatte. Für den Weg in sie hinein diente eine alte Handschrift, die ein Fragment der Erzählung behandelte. Der Drache Fafnir kam in den Worten, die ein Mönch vor Jahrhunderten mit ebenso großer Sorgfalt wie Kunstfertigkeit aufgeschrieben hatte, nur am Rande vor. Die Reisen zu dem Wald, in dem der todbringende Drache lebte, waren daher weniger gefährlich als ein Trip zu einem Vampir. Zumindest, wenn man sich nicht vom vorgeschriebenen Weg entfernte und dem Drachen ins Maul lief.

Und dennoch sollte Adam einen Schatten mitnehmen. Vielleicht wirkten Raphaels Worte noch in ihm nach. Bislang hatte er sich darüber geärgert, dass er wie ein Lehrling behandelt wurde. Doch nun fühlte er sich … gedemütigt. Mit aller Mühe zwang er sich ein falsches Lächeln auf die Lippen, während Gabriel das Gesicht vor Schmerzen verzog, als er den Fuß etwas drehte. »Es wird alles glattgehen«, murmelte er.

»Gut«, sagte Gabriel und starrte missmutig auf seine blauen Zehen. »Und erinnere mich daran, dass ich beim nächsten Gang in den Vampyr ein paar Holzpfähle mitnehme.«

Stumm nickte Adam, während er das Zimmer seines Freundes verließ und die Tür zudrückte. Er sah auf seine Uhr. Noch zwei Stunden, bis die Buchreisende eintraf. Er würde nun zur Bibliothek gehen und um die Handschrift bitten, aus der er vorlesen musste. Und danach zu Raphael, damit er ihn begleitete.

Adam wartete geduldig vor der Tür zur Bibliothek, bis Zacharias, der alte Bücherhirte, ihm die Handschrift aushändigte. Und wie erwartet, wies er Adam auf den korrekten Umgang mit den unbezahlbaren Seiten hin. Als hätte er diese Litanei nicht schon Dutzende Male gehört. Er ließ sie dennoch geduldig über sich ergehen und ging dann zu Raphaels Zimmer. Es stand den Libronauten frei, wie sie die Zeit zwischen den Reisen verbrachten. Nur an eine Regel mussten sich alle halten. Es gab kein Leben außerhalb der Buchhandlung. Keine Familie. Keine Freunde. Keine Liebespartner. Wer sich für die Geschichten entschied, trat in gewisser Weise einem Mönchsorden bei, wenngleich einmalige amouröse Kontakte toleriert wurden.

Die Miene, mit der Raphael ihn bedachte, als Adam in das Zimmer trat und ihn über den unerwarteten Einsatz informierte, war eine Mischung aus Mitleid (was Adam nicht leiden konnte) und Belustigung (was Adam ebenfalls nicht leiden konnte). »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte der Libronaut und zündete sich eine Zigarre an. Sie roch nach Seetang, und Adam vermutete, dass Raphael sie heimlich aus Zwanzigtausend Meilen unter dem Meer mitgenommen hatte. »Ich begleite dich in die hochgefährliche Welt der Nibelungensage, und wir verfolgen heimlich Siegfried auf dem Weg in den Wald. Sehr aufregend.« Er zog an der Zigarre, und der Duft des Meeres erfüllte das kleine Zimmer. »Oder du verlässt diesen Raum und«, er grinste Adam an, »machst es alleine.« 

Für einen Moment überlegte Adam, ob sich der alte Libronaut über ihn lustig machen wollte. Doch da war kein Spott in seinem Blick. Offenbar besaß Raphael eine ungehorsame Seite, wie auch die Zigarre in seiner Hand zeigte. Sollte er einfach die Regeln brechen? Adam wandte sich um und blickte zur Zimmertür. Warum nicht?, fragte er sich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen und mit klopfendem Herzen ging er aus dem Raum. Dann sah er noch einmal zu Raphael. Und nickte ihm zu. Seine erste eigene Reise hinter die Worte. Er war sprachlos vor Glück.

Als er später im Lesesaal stand und alles noch einmal durchging, war er so aufgeregt, dass er fast das Atmen vergaß. Das Feuer im Kamin? Entzündet. Die Handschrift? Lag bereit. Der Weg zum Wald? Adam hatte ihn sich noch mehrmals vorgestellt und war ihn in Gedanken abgelaufen. Er spürte eine fast schon kindliche Aufregung in sich aufsteigen. Als würde er zum ersten Mal in seinem Leben eine Buchreise antreten.

Was sollte er machen, wenn seine besondere Stimme versagte? Er war nervös, seine Hände feucht vor Schweiß. Und er atmete schneller. Ein Klopfen an der Eingangstür ließ ihn aufschrecken. Er war alleine im Lesesaal, und auch im Laden selbst war niemand. Wie immer, wenn eine Buchreise anstand. Nur der oder die Libronauten, die den Gast begleiteten, durften hier sein.

Er atmete tief durch und ging dann zur Tür. Von der Frau, die heute in die Nibelungensage reiste, wusste er nicht viel. Sie nannte sich Mrs Austin. Dieser Name klang ebenso nach einer Lüge wie der des letzten Gastes, den Adam in die Seiten einer Geschichte begleitet hatte. Adam hatte sich eine ältere Dame vorgestellt, die er auf dem Weg an den Rand des Waldes stützen musste. Die zu Hause, in ihrer gemütlich eingerichteten Wohnung, nachmittagelang klassische Musik hörte oder in alten Büchern las. Doch als er die Tür öffnete, stand ihm eine junge Frau gegenüber, die ihre roten, lockigen Haare kaum bändigen konnte. Sie war vermutlich kaum älter als Adam.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte sie ein wenig schroff. Sie klang so nervös, als hätte sie sich bei Adam angesteckt.

»Ja, also«, er räusperte sich, »Mrs Austin, es ist alles ganz in Ordnung.« Himmel, dachte er. Dein erster Gast und du führst dich auf, als wärst du wirklich der Lehrling von Libronautic.

»Wollen wir nicht hineingehen, wo es etwas intimer ist? Nicht falsch verstehen.« Sie musterte ihn. »Aber bisher war es immer so, dass Ihre Kollegen mich wortlos hineingebeten haben, damit draußen niemand merkt, dass jemand den Laden betritt.«

»Den Laden?« Adam schlug sich gegen die Stirn. Er machte gerade wirklich alles falsch. »Bitte.« Er trat zur Seite und wies mit einer einladenden Geste in das Innere des Buchgeschäfts. Also war dies nicht der erste Besuch von Mrs Austin in der Buchhandlung.

Die Frau schien ihre Nervosität an der Tür abzulegen. Sie betrat das Geschäft so selbstbewusst, als wäre dies ihr und nicht Adams Zuhause, und ging geradewegs in den Lesesaal.

»Willkommen bei Libronautic«, sagte Adam, während er die Eingangstür schloss. »Hier werden Sie eine Reise erleben, die Sie nie vergessen werden.« Er beschloss, sich genau an das vorgeschriebene Protokoll zu halten und den Text aufzusagen, mit dem die Kunden der Buchhandlung begrüßt werden sollten. »Tauchen Sie mit uns zwanzigtausend Meilen lang unter dem Meer, sehen Sie dabei zu, wie Gott und Teufel miteinander um die Seele von Faust ringen oder folgen Sie Robin Hood …«