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3-D-Drucker für Menschenfleisch
In der nahen Zukunft hat sich das Wesen des Justizvollzugs dramatisch gewandelt: Strafgefangene werden als Leibeigene vermietet, um ihnen die Haftzeit zu verkürzen. Die meisten Jahre erlassen bekommt, wer Organe oder Körperteile in der Organbank zur Verfügung stellt. Vor allem Hände sind begehrt. Das ehemalige Filmsternchen Carioca Jones, die selbst die Hände einer anderen trägt, führt inzwischen die Protestbewegung an. Als einer ihrer Anhänger eine Maschine entwickelt, die in der Lage ist, den Zustand nachzubilden, den menschliches Gewebe vor zehn Jahren hat, scheint die Sträflings-Organbank hinfällig geworden zu sein. Doch die eitle Carioca hat eigene Pläne für die Maschine …
Die Erzählung „Die Cinderella-Maschine“ erscheint als exklusives eBook Only bei Heyne und umfasst ca. 26 Buchseiten.
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Seitenzahl: 50
MICHAEL G. CONEY
DIE CINDERELLA-MASCHINE
Erzählung
In der nahen Zukunft hat sich das Wesen des Justizvollzugs dramatisch gewandelt: Strafgefangene werden als Leibeigene vermietet, um ihnen die Haftzeit zu verkürzen. Die meisten Jahre erlassen bekommt, wer Organe oder Körperteile in der Organbank zur Verfügung stellt. Vor allem Hände sind begehrt. Das ehemalige Filmsternchen Carioca Jones, die selbst die Hände einer anderen trägt, führt inzwischen die Protestbewegung an. Als einer ihrer Anhänger eine Maschine entwickelt, die in der Lage ist, den Zustand nachzubilden, den menschliches Gewebe vor zehn Jahren hat, scheint die Sträflings-Organbank hinfällig geworden zu sein. Doch die eitle Carioca hat eigene Pläne für die Maschine …
Die Erzählung »Die Cinderella-Maschine« erscheint als exklusives E-Only bei Heyne und umfasst ca. 26 Buchseiten.
Titel der Originalausgabe
THE CINDERELLA MACHINE
Aus dem Amerikanischen von Keto von Waberer
Überarbeitete Neuausgabe
Copyright © 1976/77 by Mercury Press, Inc.
Copyright © 2016 der deutschsprachigen Ausgabe by
Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Covergestaltung: Stardust
Satz: Thomas Menne
Einst liebte ich ein Mädchen namens Joanne, aber ich glaube, sie liebte mich nicht. Ich hab' nichts mehr von ihr gehört, seit sie letzten Oktober aus dem Staatsgefängnis entlassen wurde, in dem sie ihre Knechtszeit abzuleisten hatte. Sie erbrachte gewisse Opfer und wurde daraufhin entlassen. Sie ist von der Peninsula verschwunden, aus meinem Leben verschwunden. Nur die Erinnerung an ihre stille Art ist zurückgeblieben – und noch etwas, etwas Greifbareres!
Ich dachte an Joanne, als ich im Cockpit von Carioca Jones' Hydrofoil Flamboyant stand, die Doppelwirbel der Schrauben achtern zischten, und ich trotz der pfeifenden Turbinen immer noch das endlose Geschwätz Cariocas hören konnte. Ich wurde an Joanne erinnert, als ich Cariocas Hände sah, weiß und weich hielten diese Hände neben mir die Reling umspannt. In letzter Zeit hatte sie immer lange Handschuhe getragen, aber heute zeigte sie die blanke Haut, und ich konnte die dünne blasse Linie sehen, die um ihr Handgelenk lief – die einzige physische Spur der Transplantation.
Als der Hydrofoil durch die Meerenge flitzte an jenem blauen Septembernachmittag, haben mich, glaube ich, viele andere Sportler beneidet. Meine Begleiterin mit der wundervollen Figur trug lange violette Hosen und sonst nichts, außer einer mitternächtlich schwarzen Mähne, die bis dicht über die Brüste hing. Nur ihr Gesicht verriet sie: die bitteren Linien um den Mund, der faltige Hals und die harten schwarzen Augen in ihrem Strahlenkranz von Krähenfüßen. Ungern hätte ich ihr wahres Alter geschätzt. Carioca Jones, der frühere Drei-Visions-Star ist nicht alt, noch nicht.
»Ich habe die Princess Louise für eine ganze Woche im September gemietet«, sagte sie gerade. »Ich möchte, dass es Spitze wird, Joe. Die Carioca Jones-Revival-Show!«, murmelte sie träumerisch. »Kannst du dir's vorstellen? All meine alten Filme werde ich zeigen. – Die beste Ausrüstung habe ich dafür angeschafft, nicht nur ein paar mickrige kleine Drei-Visions-Projektoren in der Ecke von irgendjemandes fadem Wohnzimmer. Die Leute werden mich dann auf der Bühne sehen, wie lebendig!«