Die Deutsche Kriegschronik - Christian Lehmann - E-Book

Die Deutsche Kriegschronik E-Book

Christian Lehmann

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Beschreibung

Über die Kriegschronik Christian Lehmanns schreibt der Sohn Johann Christian 1703: „Hierin sind alle kriegerischen Ereignisse, soweit sie das Erzgebirge betreffen, von den ältesten Zeiten bis zum Osnabrücker Friedensschlusse bearbeitet und vollständig dargestellt worden. Es ist ein ganzer Band mit Abbildungen (leider verloren), worin vor allem das Elend des 30-jährigen Krieges in diesem Gebirge anschaulich geschildert wird.“ Zuerst hat Magister Christian Lehmann den zweiten Teil des Werkes geschrieben. Es mag dies um 1660 geschehen sein. Die beiden anderen Teile sind erst später entstanden, doch so, dass Teil III sich zeitlich bald (zwischen 1661 und 1664) an Teil II angeschlossen hat. Der Schrift nach und einigen Angaben nach fallen sie in Lehmanns Greisenjahre, vor allem macht sich hier das Jahr 1681 bemerkbar. Wir dürfen also sagen, dass Lehmann die Kriegschronik zwischen 1660 und 1681 niedergeschrieben hat, und zwar in der Reihenfolge Teil II, III und I. Der wertvollste Bestandteil der Schrift ist die Schilderung der Kriegsjahre 1632-48 (Teil II). Hier kommt Magister Christian Lehmann als Zeitgenosse und als Ohren- und Augenzeuge (testis oculatus ipse, wie er sagt) in Betracht, und so liegt über diesen Zeilen überall der Reiz des Mit- und Selbsterlebten. Gerade die Kriegschronik rechtfertigt das Urteil, welches Poeschel über Lehmanns gesamte Schriften fällt: „Sie sind durch ihren Inhalt sowie durch die gewandte und dabei echt volkstümliche Darstellung desselben dazu berufen, die Grundlage einer vaterländischen Hausbibliothek für das Erzgebirge zu bilden, welche dem Laien Belehrung und Unterhaltung, dem Gelehrten vielfache Anregung zu selbständigem Forschen bieten würde.“ nach Dr. Bönhoff

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Nach dem Originale

der „Deutschen Kriegschronik“des

Erzgebirgschronisten

Magister Christian Lehmanns,

1916 bearbeitet und herausgegeben von

P. Lic. Dr. Bönhoff

und

1998 im Eigenverlag und mit Zustimmung

des Erzgebirgszweigvereines in neue Form gebracht und

herausgegeben vom H & F Verlag Scheibenberg.

2009 von Hendrik Heidler neu aufgelegt.

Mit einem Titelbilde des Chronisten.

Scheibenberg 2013.

Der Chronist.

Magister Christian Lehmann.

„Ich liebe GOtt / Gebirg / Diaet und Bücher-Fleiß.“

Sein Ideal.

Christian Lehmanns Ideal.

Es ist so mancher Sinn als Kopf bei den Gelehrten,

Wann sie durch Büchergunst unsterblich wollen

werden.

Ein jeder wählet sich nach seinem Zweck und Rat,

Wozu sein munt’rer Geist Lust und Beliebung hat.

Wer seines Vaterlands Geschichte kann be-

schreiben,

Der weiß nächst Gott die Zeit erbaulich zu

vertreiben.

Denn damit dient er wohl, die Nachwelt

macht er klug

Und schreibt sich selbst mit ein in das

Gedächtnisbuch.

Schauplatz S. 2.

Zum Andenken.

Dem ehrenvollen Andenken

des erzgebirgischen Schriftstellers und Geschichtsschreibers

des 17. Jahrhunderts,

Magister Christian Lehmanns,

weiland Pfarrers zu Scheibenberg,

zu seinem 300. Geburtstage, 11. November 1911.

Pius est patriae facta referre labor.

Ovid, Trist. II, 332.

Ein frommes Landkind macht bekannt

Mit Mund und Hand sein Vaterland.

Lehmann, Schauplatz S. 1.

Inhaltsangabe.

Vorwort

Einleitung

1. Kurze Skizze über Christian Lehmanns Leben, Familie und Werke.

– 2. Die Kriegschronik.

Text der Kriegschronik

4.,

10. und

11. Jahrhundert.

– Die Jahre 1205.

1292.

1296.

– Die Jahre 1308.

1348.

1428.

– Die Hussiten.

– Frauensteiner Fehde. Bruderkrieg.

– Bischofswerdaer Fehde.

– Ellbogner Fehde.

– Cadner Scharmützel.

– Schönburgscher Holzkrieg.

– Bauernaufstand.

– Belagerung Wiens (1529).

– Türkenkrieg (1531.)

– Erzgebirge und Böhmen 1535.

– Fladenkrieg (1542).

– Schmalkaldischer Krieg (1546).

– Gothaischer Krieg (1567).

– Türkenkrieg (1606).

– Rudolf II. und Matthias.

– Böhmische Wirren (1611).

– Defensionsordnung in Sachsen. –

Der Dreißigjährige Krieg. :

Die Jahre 1618.

1619.

– Das Jahr 1620.

– Das Jahr 1621.

– Das Jahr 1623.

– Die Jahre 1624.

1625.

– Die Jahre 1626.

1629.

– Das Jahr 1631.

Das Jahr 1632.

(Grenzwacht.

Überfall von Annaberg.

– Holcks 1. Einfall.

– Eroberung von Chemnitz und Freiberg.

– Zerstörung Grünhains.

– Belagerung von Annaberg durch die Bauern und Weiberschlacht bei Weipert.

– Eroberung von Zwickau.

– Holcks 2. Einfall. Abzug der Kaiserlichen.)

Das Jahr 1633.

(

Holcks 3. Einfall.

– Obrist Ulefelds Einfall.

– Holcks Rückmarsch.

– 1. Besetzung von Schwarzenberg.

– Reitzenhainer Schanze. – Eroberung von Schwarzenberg.

– Vertreibung der Kaiserlichen)

Das Jahr 1634.

(Sächsische Streifzüge.

– Neue Einfälle der Kaiserlichen. [

Marienberg, Annaberg, Zwickau.

[Rittersgrüner und Reitzenhainer Pässe. [

2. Besetzung von Schwarzenberg.]

[Dippoldiswalder Paß. Annaberg, Marienberg, Überfall von Zschopau. Reitzenhainer und Rittersgrüner Pässe nochmals.

[Not und Elend.]

[Wiesental.

– Flucht der Kaiserlichen aus Meißen.)

Das Jahr 1635.

(

Friede zu Prag.)

Das Jahr 1636.

(

Durchzug der Polnischen Reiter.)

Das Jahr 1637.

Das Jahr 1638.

Das Jahr 1639.

(

Eroberung von Zwickau und Chemnitz.

– Banérs Streif nach Freiberg und Dresden.

– Schlacht bei Chemnitz.

– Jammer und Not in den erzgebirgischen Städten und Orten.

– Banérs Aufbruch nach Pirna.

– Durchmärsche der Schweden durchs Erzgebirge, der erste.

der zweite.

– Überfall von Marienberg.)

Das Jahr 1640.

(

General Königsmarks Rückmarsch.

– Banérs Marsch.

– General Schlangens Marsch.

– Plünderung der Gottesgaber Wälder.

– Belagerung von Chemnitz.

– Besetzung und Blockade von Zwickau.

– General Pfuhls Entsatz.)

Das Jahr 1641.

(

Sächsische Garnisonen. Banérs Rückzug.

– Jammer und Elend.

– Abmarsch nach Zwickau.

– Eroberung von Zwickau.

– Die Kaiserlichen als Freunde.)

Das Jahr 1642.

(

Kaiserlicher Durchmarsch.

– Kontribution nach Erfurt.

– Eroberung von Chemnitz.

Das Jahr 1643.

(

Belagerung von Freiberg.

– Wolkenstein.

– Marienberg.

– Schwarzenberg.

– Annaberg.

– Abzug von Freiberg.

– Streifzüge von Freund und Feind.

– Oberst Eisenberger.)

Das Jahr 1644.

(

Schwedische Streifen. [

Marienberg.

Lengefeld.

Elterlein.

Cranzahl.

Annaberg.]

Rückzug der Sachsen und Kaiserlichen vor Königsmark.

– Eroberung von Chemnitz.

– Schwedische Einquartierung.)

Das Jahr 1645.

(

Einfall der Schweden in Böhmen.

– Sächsische Garnisonen.)

Das Jahr 1646.

Das Jahr 1647.

(

Scharmützel von Thum [!]

– Marsch des Generals Hammerstein nach Böhmen.

– Rückmarsch Wrangels aus Böhmen.

– Attentat des Obristen Wanke.

– Marsch der Kaiserlichen.

der Bayern.) durchs Erzgebirge

Das Jahr 1648.

(

Der letzte schwedische Marsch.

– Publikation des Friedens. – Der letzte schwedische Rückzug.)

Das Jahr 1649.

Das Jahr 1650.

Die Jahre 1656.

1658.

1659.

– Das Jahr 1664.

– Die Jahre 1665.

1666.

– Die Jahre 1667.

1669.

1670.

1672.

– Das Jahr 1673.

– Die Jahre 1674.

1675.

– Das Jahr 1676.

– Das Jahr 1677.

Anhang:

Orts- und Personenverzeichnis

Sachverzeichnis

Erklärung fremder oder eigentümlicher Worte.

Verdeutschung mehrerer Distichen.

Zeittafel des Dreißigjährigen Krieges mit besonderer Berücksichtigungdes erzgebirgischen Kriegsschauplatzes

Vorwort der 2. Auflage

Nach nunmehr elf Jahren seit Erscheinen der Lehmann’schen „Kriegschronik – Sachsen mit Erzgebirge“ ist es mir eine besondere Freude, die zweite Auflage dem Leser in die Hand zu geben; die erste ist seit langem vergriffen und die vielen Anfragen zeigen mir, welch zeitloser Bedarf danach besteht. Die Ursachen dafür finden sich wohl in Umfang, Nähe und Lebendigkeit Lehmann’scher Schilderungen aber auch in der Tatsache, jedesmal neue „überlesene“ Informationen darin zu entdecken.

Es verwundert allerdings, wie sehr das gesellschaftliche Leben auch heute, trotz solch drastischer Schilderungen, immer noch Gewalt und Krieg als normale Machtmittel nutzt. Fast scheint mir aus Beobachtungen von Lesern der Kriegschronik erkennbar zu sein, dass diese fürchterlichen Ereignisse durch deren zeitlichen Abstand und altertümlicher Beschreibung, oft nur als Spaß für gesellige Vereinsrunden, denn als ernsthaftes Lehmann’sches Anliegen gelten. Wie wir wissen, kam inzwischen alles noch viel schlimmer. Vielleicht wirkt das direkte Morden von Mann zu Mann für „uns“ technisierten „Saubermörder“ gerade deshalb so kribbelnd an seinen Schilderungen, weil „wir“ die blutigen Folgen nicht mehr selbst wahrnehmen. Vielleicht sehen „wir uns“ deshalb als moralisch dem niedersäbelnden Söldner überlegen, weil „wir“ zwischen den getöteten Kindern und „uns“ sterile Bildschirme, Elektronik, Kunststoffe und Metalle gebastelt haben ... aber seien „wir“ gewiss, die zerfetzten Leiber sind die gleichen wie zu Lehmanns Zeiten ... die Medien blenden sie aus, damit „wir“ die Nachrichten am gedeckten Tisch genießen können. Doch noch nie in der Menschheitsgeschichte wurden so viele Leben durch Krieg und Gewalt ausgelöscht, wie heute. Weshalb? Es gibt viele Antworten, eine scheint mir jedoch wesentlich zu sein: Der 30-jährige Krieg gehört zur „Zangengeburt“ der heutigen Gesellschaftsform und so wundert es mich nicht, wenn die voll ausgebildete und nun zerfallende Marktwirtschaft, die Gewalt in organisatorischer, technischer und medial verniedlichter Form zur Perfektion gebracht hat. Dort, wo der Mensch nur Mittel zum Zweck eines sich verselbständigten Wachstumsprinzips verkrüppelt wurde, spielt das menschliche Leben keine Rolle.

In diesem Sinne Christian Lehmann zu lesen, sich einzufühlen, heißt für mich, dass Bestehende kritisch zu hinterfragen, auch und gerade dann, wenn es als naturgegeben und beste aller Welten ausgegeben wird. Seien „wir„ also misstrauisch, wenn dümmlich von „keine Alternativen“ geschwafelt wird.

Hendrik Heidler – Scheibenberg, am 7. Oktober 2009

Vorwort der 1. Auflage

„... unser Vaterland führet so viel merckwürdige Dinge in sich, daß es Schade, wenn solche, wie vorhin, länger in der Finsternis stecken solten, und zu beklagen, daß die Menschen sich allein über außländische und öffters ungewisse Dinge verwundern, da wir zu Hause um und bey uns solche Sachen haben, welche den Außländischen viel grössere Verwunderung erwecken würden.”

Christian Lehmann, Historischer Schauplatz 1699

Diese Zeilen sind nach über 300 Jahren aktueller denn je und eröffnen in wenigen Worten einen guten Teil Lehmann’schen Selbstverständnisses. Nicht Ruhm, Ehre und Unsterblichkeit haben ihn getrieben, ohne Unterlass zu schreiben, sondern die Liebe zur Heimat und der Wille zu bewahren, zu bewahren für die, die nach ihm kommen. Anfänglich mag das mehr ein Spiel gewesen sein, so wie fast jedes Kind irgendwann aus Neugier einmal beginnt, ein Tagebuch zu schreiben. Später, als er Kinder hatte, erzählte er ihnen in vielen Stunden von seinen Erlebnissen und denen anderer. Und je mehr er entdeckte und schrieb, desto mehr wird ihn die Leidenschaft getrieben haben, seine Zeit mit allen ihren Eigenheiten schriftlich zu bewahren. Man kann sich gut vorstellen, wie er als ruheloser Pfarrer durchs Gebirge streifte und allseits bekannt wurde, immer gern bereit für ein Schwätzchen, immer auf der Suche nach Geschehnissen und Kuriosa. Mehr und mehr Informationen werden ihm zugetragen worden sein und die Fülle des Materials schien ihn sicherlich manches Mal zu erdrücken – fast zuviel für ein einzelnes Menschenleben. Doch was er hinterlassen hat, ist viel mehr, als man eigentlich von einem Menschen erwartet – „nebenbei” war er ja hauptberuflich Pfarrer, Seelsorger in Scheibenberg, und nach allem, was man von ihm weiß, hat er seinen Beruf als Berufung verstanden und sehr ernst genommen. Man könnte fast denken, er hat Tag und Nacht gearbeitet – gepredigt und geschrieben.

Seiner Hingabe ist zu verdanken, dass uns unschätzbare, lebensnahe Informationen aus dieser Zeit überkommen sind. In anderen Werken sucht man dieses Alltägliche, Banale – scheinbar Unbedeutende – häufig vergebens. Doch gerade das ist es, was über die Jahre und Jahrhunderte meist verloren geht. Dann sind Historiker gefragt, die mit viel Phantasie versuchen, dieses Verlorene wieder zu finden – der Erfolg kann zumindest angezweifelt werden. Was die jeweiligen Machthaber lesen wollen, was in der sogenannten „großen Geschichte” geschah, wurde und wird übermäßig viel bewahrt, das geht kaum verloren. Man stelle sich jedoch einmal Fragen nach dem Alltäglichen, wie z. B.: „Was wurde in Scheibenberg für Bier gebraut und gegen welche ,Wehwehchen‘ wurde es angewendet?” oder „Wie hoch lag der Schnee in den Straßen und wie kam man dann vom Pfarrhaus zur Kirche?” Meistens erreicht man dabei sehr schnell die Grenzen des vorhandenen Wissens – aber nicht bei Lehmann, er hat das aufgeschrieben und läßt uns damit seine Zeit in einer Lebendigkeit vor Augen erstehen, dass man mitunter denkt, alles selbst erlebt zu haben. Ihm ist dafür außerordentlicher Respekt zu zollen.

Dieser, seiner Sicht des kleinen Mannes ist es sicherlich auch zu verdanken, eine Kriegschronik in seinem Nachlass zu finden. Denn die Zeit des 30-jährigen Krieges hat er selbst erlebt, erlebt aus eben diesem Blickwinkel und nicht aus dem heroischen, dem der Herren aus der Ferne. Er hat das Leid am eigenen Leibe gespürt, er hat um die ihm anvertrauten Menschen gebangt, ist mit ihnen in den „Dunklen Wald” geflüchtet und hat auf den Knien um die Verschonung Scheibenbergs gefleht. Er weiß, wovon er schreibt – und er wußte, weshalb er über den furchtbaren Krieg Buch geführt hat: als Gedächtnisstütze und Mahnung für kommende Generationen, als sein Vermächtnis gegen den Krieg.

Für die Neuauflage der Lehmann’schen Kriegschronik (des Teils, der von Bönhoff bearbeitet wurde) gab es mehrere Möglichkeiten. Es hätte eine reine Reprintausgabe mit deutscher Schrift werden können oder ein völlig überarbeitetes Werk, angepaßt in Inhalt und Form an heutige Verhältnisse, oder eine Lösung dazwischen, lesbar für heutige Augen, aber unter Beibehaltung des damaligen Stils, insbesondere der damaligen Schreibweise. Wir entschieden uns für Letzteres, weil wir denken, dass damit sowohl die historische Ausstrahlung erhalten bleibt, als auch Zugang geschaffen wird für heutige Leser ohne Kenntnisse der deutschen Schrift. Damit hoffen wir, die Lehmann’sche „Kriegschronik – Sachsen mit Erzgebirge“ breitesten Leserschichten zugänglich gemacht zu haben. Für uns als Scheibenberger Verlag ein ganz besonderer Anspruch, wirkte doch Christian Lehmann über fünfzig Jahre hier in Scheibenberg.

Wir danken folgenden Personen und Einrichtungen, die die Herausgabe dieser Ausgabe unterstützten: dem Erzgebirgsverein für die Erlaubnis zur Herausgabe, dem Erzgebirgsmuseum Annaberg für die problemlose Bereitstellung der Orginalausgaben von 1911 bzw. 1916, Herrn Peter Schmidt von der AG Heimatgeschichte Scheibenberg, der Annaberger Druckzentrum GmbH für die drucktechnisches Herstellung und nicht zuletzt den Mitarbeitern der Fa. Heidler und Fahle für die engagierte und nicht ganz einfache Umsetzung der Originale auf heutige Technik.

H&F Verlag Scheibenberg Hendrik Heidler

Vorwort

Annaberg, im Oktober 1909.

Lic. Dr. Bönhoff.

1 Glückauf 28 (1908), S. 131, 155, 157.

Einleitung.

1. Kurze Skizze über Magister Christian Lehmann und seine Vorfahren.

Der Ururgroßvater, Bernhard Lehmann, war ein Freiberger, also ein Erzgebirger, und starb bereits in jungen Jahren.

Der Urgroßvater, Petrus senior(2 1507), war Bürger und Bäcker in Mittweida und siedelte später nach Annaberg, der Heimat seiner Frau (Magdalene Fischer), über, hatte Glück im Bergwerk und ward auch Ratsherr. († 15. Mai 1574.)

Der Großvater, Petrus junior (2 8. Oktober 1545 zu Annaberg), ward 1571 Mag. philos., 1575 Ratsherr in seiner Vaterstadt, 1580 Stadtrichter, 1584 zum 1. Male Bürgermeister (er bekleidete dieses Amt noch weitere 12 Mal, „welches bei Annaberg als ein seltenes Exempel geachtet wurde“) und bald darauf Syndikus. († 18. Juni 1618.)

Der Vater, Theodosius (* 11. Juli 1581 zu Annaberg), Afraner seit 17. März 1597, ward, nachdem er zuvor die Würde des Mag. philos. erworben hatte, 1608 Pfarrer in Königswalde bei Annaberg, dann am 19. Juli 1612 Pfarrer der Stadt Elterlein, durchlebte zum größten Teile den 30-jährigen Krieg mit, ohne freilich den „längst gewünschten Frieden“, wie er 1634 schreibt, zu erleben, und verschied am Schlag auf der Rückreise von Annaberg, wohin er hatte vorm Feinde fliehen müssen. († 27. Januar 1642.) Seine 1. Ehefrau, die Mutter Christian Lehmanns, hieß Susanne und war die Tochter des Pfarrers Bartholomäus Thiele zu Forchheim. (2 1589, † 21. Juli 1615.)

Christian selbst ward geboren 11. November 1611 zu Königswalde, besuchte 1622 die Fürstenschule zu St. Afra in Meißen, 1628 die Stadtschule zu Guben in der Lausitz, 1631 die Stadtschule und endlich das Paedagogium regium illustre zu Stettin. Wo und wann er studiert und Mag. phil. geworden, ist unbekannt. 1632 war er Hauslehrer bei einem pommerschen Pfarrer zu Löckenitz. 1633 kurz vor Ostern kam er als Pfarrsubstitut seines Vaters nach Elterlein. Dort verheiratete er sich 1635 mit der Stadtrichterstochter Euphrosyne Kreusel (2 3. Januar 1611 zu Elterlein, † 28. April 1686 zu Scheibenberg). Im April 1638 ward er als Pfarrer nach Scheibenberg berufen und durchlebte hier die ärgste Zeit des gräßlichen Krieges, wobei er nach eigener Aussage (Kriegschronik, fol. 707 a) „25 Haupt-Marche, 20 Haupt-Einquartirung und unzehlige Einfall und Ausplunderungen erlitten und außgestanden“ hat. Er starb als Senior der Annaberger Ephorie, an deren Spitze damals sein zweiter Sohn, D. Johann Christian (2 1647, † 1723), seit 1685 als Superintendent stand, nachdem er über 50 Jahr in Scheibenberg amtiert hatte. († 11. Dezember 1688.)

Christian Lehmann war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Alle seine Werke gehen unser Erzgebirge an. Ihre Titel lauten:

Historischer Obererzgebirgischer Schauplatz (1699 zu Leipzig erschienen);

Topographie des Erzgebirges

(historia civilis)

, leider verschollen;

Kriegschronik der Deutschen (s. u.);

Kirchenhistorie des Erzgebirges

2

)

Bergchronik

(historia metallica)

2

),

Moralchronik

(historia moralis)

2

),

100 deutsche Episteln (erzgebirgische Anekdoten)

2

),

Erzgebirgische Annalen

2

),

Nachrichten über das Bergstädtlein Scheibenberg, mehrfach abschriftlich vorhanden, auch 1801 im Druck veröffentlicht;

Beschreibung von Schwarzenberg (lateinisch in 364 Hexametern), 1731 von Schöttgen und Kreyßig veröffentlicht.

2. Die Kriegschronik.

Über dieselbe schreibt der Sohn Johann Christian 1703: „Hierin sind alle kriegerischen Ereignisse, soweit sie das Erzgebirge betreffen, von den ältesten Zeiten bis zum Osnabrücker Friedensschlusse bearbeitet und vollständig dargestellt worden. Es ist ein ganzer Band mit Abbildungen (leider verloren), worin vor allem das Elend des 30-jährigen Krieges in diesem Gebirge anschaulich geschildert wird.“ Die Originalhandschrift befindet sich, 768 Folioseiten stark 3), auf der Königlichen Bibliothek zu Dresden. (Mscr. Dresd. H. 1d.) Sie gelangte in deren Besitz durch eine Auktion zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Einer ihrer Vorbesitzer muß der Magister Georg Christoph Kreysig, aus Dörfel bei Annaberg gebürtig (daher M. Dörfel), gewesen sein. Denn im Jahre 1756 hat er zwei kleine Proben aus der „Kriegschronik“ veröffentlicht und zu diesem Behufe die Folioseiten 103/4 (Hussiten im Erzgebirge) und 146/7 (Bauernunruhen im Erzgebirge) herausgeschnitten, die durch solchen „Vandalismus“ verloren gegangen sind. Sie werden hier nach Kreysigs Nachdruck wieder eingereiht werden. Nur ganz vereinzelte Druckproben finden sich in den „Neuen Jahrbüchern der Geschichte und Politik 1845“ (S. 135 ff.). Erst Poeschel hat die Schrift gleichsam wiederentdeckt und mehrfach auf sie aufmerksam gemacht, in seinem Werke „Eine erzgebirgische Gelehrtenfamilie“ (1883) und in dem „Jahrbuch für das Erzgebirge“ von Rösch (1884) mancherlei abgedruckt und endlich in dem oben erwähnten Programme Grundlinien für eine teilweise Herausgabe der Lehmannschen Schrift in trefflichster Weise dargeboten. Sie sind für die vorliegende Herausgabe tunlichst, wiewohl mit Modifikationen inbetreff des zweiten Teiles, verwendet worden. Wir sind Dr. Poeschel für seine literarischen Bemühungen speziell um die Kriegschronik zu großem Danke verpflichtet. Es handelt sich schließlich noch um eine ungefähre Bestimmung ihrer Abfassungszeit. Zuerst hat M. Lehmann den zweiten Teil des Werkes geschrieben. Es mag dies um 1660 geschehen sein. Denn fol. 572 bemerkt er beim Tode eines Köhlers Christoph Lange: „welcher allererst (d. h. jüngst) Ao. 1660, 6. Februar zun Crotendorf gestorben.“ Die beiden anderen Teile sind erst später entstanden, doch so, daß Teil III sich zeitlich bald (zwischen 1661 und 1664) an Teil II angeschlossen hat. Der Schrift nach und einigen Angaben nach fallen sie in Lehmanns Greisenjahre, vor allem macht sich hier das Jahr 1681 bemerkbar. Wir dürfen also sagen, daß Lehmann die Kriegschronik zwischen 1660 und 1681 niedergeschrieben hat, und zwar in der Reihenfolge Teil II, III und I. Der wertvollste Bestandteil der Schrift ist die Schilderung der Kriegsjahre 1632-48 (Teil II). Hier kommt M. Lehmann als Zeitgenosse und als Ohren- und Augenzeuge (testis oculatus ipse, wie er sagt) in Betracht, und so liegt über diesen Zeilen überall der Reiz des Mit- und Selbsterlebten. Gerade die Kriegschronik rechtfertigt das Urteil 4), welches Poeschel über Lehmanns gesamte Schriften fällt: „Sie sind durch ihren Inhalt sowie durch die gewandte und dabei echt volkstümliche Darstellung desselben dazu berufen, die Grundlage einer vaterländischen Hausbibliothek für das Erzgebirge zu bilden, welche dem Laien Belehrung und Unterhaltung, dem Gelehrten vielfache Anregung zu selbständigem Forschen bieten würde.“

2 leider verschollen

3 Die Paginierung, die deren 808 aufführt, ist irrig.

4 Audiatur et altera pars! Joh. Paul Oettel bemerkt in seiner Geschichte der Stadt Eibenstock, die 1748 zu Schneeberg erschien: „Der Boden des Landes ist nicht so schlecht, als ihn der bekannte Verfertiger der „Ertzgebürgischen Merckwürdigkeiten“, Herr Christian Lehmann beschreibet. Der gute Herr Lehmann hat nichts in Augenschein genommen, sondern allen Erzehlungen der Menschen, die ihm doch hintergangen, schlechterdings Glauben beigemessen, daher er auch eine schlechte Beschreibung von mancher Gegend machet.“ Dieser etwas scharfe Ausfall des Eibenstocker Lokalhistorikers ist denn doch etwas zu modifizieren. Im übrigen bezieht er sich ja auf die einzige damals veröffentlichte Schrift Lehmanns, den „Historischen Schauplatz“, dessen großer Wert für unsere erzgebirgische Heimatsgeschichte trotz seiner Mängel, ja oft gerade wegen derselben allgemein anerkannt ist, nicht aber auf die „Kriegschronik“, die des Selbsterlebten soviel bietet.

Der Text der Kriegschronik.

Das 4. Jahrhundert (300-400). [pg. 16.]

Was aber vor Spezial-Marche in und auß Böhmen in dem Saeculo gegangen, beschreibt meines Wißens kein Autor, die Fichten und Tannen auch nicht darum muß ich klagen cum Martiale 1. 9. Epigram.; Quid non longa dies, quid non consumitis anni?5)

Das 10. Jahrhundert (900-1000). [pg. 45.]

Die Zwickische Chronic p. 44 meldet, daß nichts oder das wenigste darvon aufgeschrieben sey, was in diesen Saeculo in Meißen und Böhmen vorgegangen, es sey aber zue vermuten, daß diese gegend auf, an und unter den Gebirg, an Päßen und gräntz-Schlössern viel müße erlitten haben; darbey ichs laß bewenden.

Das 11. Jahrhundert (1000-1100). [pg. 46.]

Die einfäll, March und Züg hat niemand all erfahren

Durch unser Ertzgebürg in diesen 100 jahren.

Kurtz theil ich gerne mit, was ich gelesen hab.

Was andre haben nicht, geth meiner Feder ab.

Ao. 1205 [pg. 50.]

fing Boleslaus, Hertzog in Böhmen, wieder krieg an. Den uberzog der kayßer (Heinrich II.) mit 2 Armeen in August-Mond gar stille, an eine Armee führete Jaromirus auß Beyerland, die andere Herzog Heermann von Merseburg auß Meißen gerade ubers gebirg nach Prag zue, und obgleich Boleslaus durch seine land-Stände ettliche Enge-Päße, sonderlich am Berg Miriquid, verhauen lies, drungen doch die kuraßirer durch, daß Boleslaus von Prag außriße und sich zue (den) Miltzer Wenden retterirte.

Ao. 1292 [pg. 72.]

musten Sich die 3 reichsstädte Zwicka, Chemnitz und Altenburg den keyßer (Adolph) zum besten miteinander verbinden. Zwick. Annal.

Ao. 1296

kam der keyßer selbst mit einer großen Armee in Meißen, Zwicka und Chemnitz vorbey, allwo er außruhete, hatte viel Schleidern und Mauerbrecher bey sich. Damit belagerte Er Freyberg 1 jahr und 4 Monat und kunde sie mit gewalt nicht erobern. Sein volck erfror und verdarb vor hunger; ein Obrister verfiel mit seiner Compagnie in einen unttergrabenen berg vorn Donatsthor. Endlich verrieths ein ungerathen kindt auß Freyberg, daß er durch die Muntzbach in die Stadt kam, versprach dem Commendanten uffn Schloß perdon und sichern abzug, hielte nicht, sondern disarmirte Sie, lies 60 Officirer decolliren, und die andern solten Sich mit 12000 Mark Silber ranzioniren. Marggraf Friderich machte Sie loß mit 3 Stadten an der Mulda, Grimme, Rochlitz und Leißnig.

Ao. 1308 [pg. 75 (59).]

erschlug Friederich (der Freidige) in der Milsen vor Lichtenstein, wo die Zwickauer so eingebust, ezliche 100 von den keyßerlichen den 17. Julii mit einen fürnehmen Obristen (Sylloge nent ihn Friderich, des keysers Sohn), der Zwicke belagert hatte, drauf Schlug Sich zue ihn Friderich, Herr von Schonburg, der junge Herr von Grimmisch, und Altenburg, Zwicka und Chemnitz nahmen ihn zum Schutzherrn an laut gegebenen Schutzbriefs, Zwick. f. 205. und sind noch untter Sachsen.

Ao. 1348 [pg. 81.]

lieferten (die Herren von Schönburg) eine Schlacht in der Milsen, drin viel Zwickauer blieben, und wurden viel Dörfer verwüstet, die nicht wieder aufkommen. Uffn Hartenstein wohnte zu der Zeit ein graf von Reineg, ein keyßerlicher vogt, wie auch einer uff den Hohnstein. (?)

Ao. 1428 [pg. 98.]

umb Michaelis fielen die Hussiten mit einen Mächtigen reuberischen Hauffen in Meißen unversehens bey Graupen und Frauenstein und verheereten die gantze Gegend umb Dippoldiswalde und Pirn mit Mord, raub und brand und schaften den raub uber das gebirg.

5 Was hat nicht der lange Tag, was habt ihr nicht, ihr Jahre, verschlungen?

Gedächtniß und Merkmale des Hussitischen Verfahrens im Meißnischen Ober-Erzgebürge.

I.

haben die Wälder auf dem Gebürge davon den Nahmen. Am Commodauer Paß von Marienberg hinein liegt der Kriegwald, darneben das Städtlein Zöblitz, auf Böhmisch Mordstätte, Wahlstatt. Am Satzunger Paß, am Pleil- und Preßnitzer Wasser, liegt der andere Kriegwald, davon mir Christian Mayer, Hammerherr unter Jöstadt, also geschrieben: „Mein Hammer und dessen Bergwerk liegt in denkwürdigen Gebürgen. Das eine Heist der Cremsing, auf welchem ich meine besten Zechen habe; es scheinet, als wenn Häuser alda gestanden wären; die Münzstatt und Rudera davon sind noch zu sehen, darauf die Cremsinger Groschen, die einen Löwen mit nackenden Beinen führen, sind geschlagen worden. Das andere ist der Creutziger, darauf vor Alters sollen grose Schlachten geschehen seyn, und das rothe Wässerlein, auf der Böhmischen Landstrase fliesend, den Nahmen haben. Die vom Pabst geworbenen Soldaten durch das Creuz-predigen wider die Hussiten hiessen die Creuziger. Die Pfeilheide, daran soll die Wahlstatt gewesen seyn, (ist) ein unfreundlicher und unfruchtbarer Boden, darauf kein Baum, Graß noch etwas anders wachsen will, wie das verfluchte Gebürge zu Gilboa (II. Sam. 1, 21), darauf Saul die Schlacht und das Leben verlohren. Das dritte ist der Kriegwald, da denn zu sonderlichen Zeiten von mir und andern Personen grose aufgeschichtete Haufen Todengebeine als Mauern mit Mooß überwachsen gefunden worden. So habe ich auch bey Ausstaudung 2 Stücken Felder sonderliche und sonst nicht bräuchliche mit 4 Ellen lange Hülsen, Huffeisen und Widerhacken und viel Eisen von Pfitzpfeilen angetroffen.“Tantum ille.

II.

Darnach weisen es die verderbten Dörfer, Schlösser und Flecken, die am Paß liegen und von ihnen in Ein- und Auszügen sind ruiniert worden. Die Stadt Lößnitz, um welche noch ganze wüste Dörfer sind, mag ein hartes von Hussiten ausgestanden haben, wie ihr Rundel voll alter Pfitzpfeilen an der Mauer, die biß in 30jährigen Krieg alda gelegen, und die viele gefundenen Eisen von Pfeilen in der Erde, die die Mäurer nach dem Brande im Grundgraben gesammelt, beweisen. Ob sie sich ihrer Tyranney erwehret, habe ich nicht erfahren können. Das Städtlein und Kloster Grünhayn haben sie ao. 1429 ganz verwüstet, die Mönche tod geschlagen, ihr Vermögen geplündert und mit sich weggeführet, auch das ganze Gebäude niedergerissen und ruiniret. Also sollen sie auch verwüstet haben das Clösterlein in der Zelle an der Mulde bei dem Städtgen Aue. Schwarzenberg am Peler Paß haben sie ganz eingeäschert und die Stadtmauer umher biß auf den Grund 3 Ellen dicke abgebrochen. Crotendorf haben sie ganz ausgeplündert, die Kirche caede et stupro also profaniret, daß sie der Bischoff zu Meissen wieder neu einweihen müssen, die Sechswöchnerinnen, Kranken und Kinder in Betten erstochen, wie sehr alte Einwohner von ihren Eltern gehöret. Das Dorf Kraxdorf, so auf der Höhe zwischen Scheibenberg und Neudorf gelegen, haben sie verbrannt und verwüstet, daß davor das Neudorf im Grunde angelegt worden. Das Städtlein Zwönitz haben sie so verwüstet, daß es lange öde gelegen, und die Leute sich in Wäldern aufgehalten. Zwischen diesem und Elterlein liegt Burgstädel, das sie so mitgenommen, daß es ganz abgangen, biß es nach und nach in etwas wieder angebauet worden. Elterlein haben sie in allen verwüstet, daß die Leute es lange unbewohnt gelassen. In der dasigen Kirche hat zum Gedächtniß ein Kasten voll Pfeile gestanden, die ich in meiner Jugend gesehen. Von Schletta, darinnen die Leute geflohen, schreibet Jenisius in sua Annaberga, daß es durch ihren Mord, Brand und Raub also sey verderbet worden, daß sich es in vielen Jahren nicht wieder erhohlen können. Bey ihnen werden viel Pfeileisen und Harnischstücken ausgeackert. Zum Schloß-Knopf wurden 3 dergleichen in Abnehmen und Ausbesserung vom Schieferdecker ao. 1649 gefunden. Wie sie die Äbtischen Dörfer Sehma, Cranzahl und die Waldhäuser am Bernstein, so alle an der Straße liegen, müssen zugerichtet haben, ist leicht zu gedenken. Haben sie doch des Böhmischen Städtleins Preßnitz über den Wald nicht verschonet, das Kloster ruiniret, das Städtlein verbrannt und so zu nichte gemacht, daß es mit der Zeit fortgebauet worden. Auf der linken Hand nach Böhmen liegen an dem Reitzenhayner und Preßnitzer Paß das Städtlein Zschopau und Schloß Scharfenstein, denen sie wegen der Schlösser, darein sich die Leute mit ihrem Vieh und Mobilien salviret, nicht viel anhaben können, doch haben sie, was sie in ledigen Flecken und Dörfern angetroffen, alles vollens verwüstet. Wolkenstein muß es übel gegangen seyn, weil an ihrem Felsen unter dem Schloß ein Creutz und darneben ein Kelch eingehauen ist, welches dahin deutet, daß sie einen Priester vom Felsen herabgestürtzet haben. Von der Schmeltzgrube an, am Wasser hinauf, biß an die Preßnitz sind an 26 Hammerhütten zu Frischfeuern gestanden, die haben sie alle eingebrannt. Bey Annaberg ist ein wüst Dorf der Platz, wo die Stadt jetzt ihre Hutweide hat, unter dem Pilberg, den Herzog Georg ihr ao. 1506 mit den Scheidebechlein nach Geyersdorf zu Äckern eingeräumet; ist von den Hussiten auch weggebrannt. Ein gar alter Hammerherr Siegel hat mir ex relatione patrum erzehlet, daß zur Zeit Kayser Sigismunds viel Eisenstein in Schmiedeberg zwischen Bernstein und Wiesenthal sey aufkommen, und der Kayser hätte ihnen Freyheit gegeben, Eisen zu schmieden, nach welchem sie auch aus Liebe ihre Kinder gemeiniglich Siegmund heisen lassen, die sie diminutive Siegel genennet, und davon wäre das Geschlecht der Siegel entstanden. Ein solcher Siegel daselbst hätte sich mit seinen Leuten und andern im nahe angelegenen Wald in einen Morast salviret, die Wege verhauen und mit seinen Hammerpurschen unter den streifenden Rotten grosen Schaden getan, weil sie gut kayserisch gewesen; sie wären aber einst von Hussiten hinterschlichen, ausgeplündert und viele von ihnen niedergemacht worden. Sylloge meldet, als die Meißner ao. 1426 vor Aussig geschlagen worden, daß die Böhmen die Flüchtigen bis in Meißen verfolget hätten, und nachdem sie hinter sich alles mit Feuer und Schwerd verderbt, wieder über den Schreckenberg in Böhmen heimgezogen wären, bey Annaberg vorüber, das noch nicht erbauet gewesen, und in selbigen Marche mögen sie auch dem Dörflein Giersdorf (jetzt Jöstadt), so an einem andern Ort gelegen wie ihr Feld und Acker, darauf itzt grose Bäume abgehauen worden, den Garaus gemacht haben, daß hernach bey Aufkommen der Bergstädte, dasselbe wieder auf und an den Platz, da es jetzo stehet, erbauet worden. In Summa: sie hauseten bey ihren Nachbarn, wie sie ihr eigen Land mit Mord, Brand und Raub verwüsteten, daß viele Dörfer öde blieben und den Nahmen verlohren, dargegen die Felder verbuschten und mit Holz bewuchsen; daher das Sprichwort: Es sind böhmische Dörfer.

III.

beweisen es der Kirchen Gebäude und Ringmauern selbst, wie die Hussiten sie meist im Gebürge abgebrannt, daß sie hernach solche aufs neue und auf besondere Weise zum Schutz und Gegenwehr bauen müssen, mit gantz engen Fenstern und eisernen Stäben, mit dicken Thüren von festem Holtz und Eisen, starcken Riegeln verwahret, mit 5 Vierthel breit übergeschossenen Schrot oder Gesperr an der Mauer auf den Kirchen und Thoren an Kirchhöfen, mit Giebeln und Schießlöchern, mit hinauf gebauten und gekleibten Stüblein, darvon sie durch die Giebel und Löcher sich mit Steinen wehren und die Feinde abtreiben können, wenn sie sich in der Noth hinauf retiriren müssen, wie an (der) Rückers- und Königswalder, an der Lauterbacher, Crotendörfer und andern Kirchen im Grunde nach Schwartzenberg hinüber noch vor 40 Jahren gesehen, hernach, weil die Steingewehr nicht mehr galten, verbessert worden. Theils Kirchen haben sie gar mit hohen Mauern und Thürmen umgeben und sich daraus gewehret, wie zu Geyer, wo auch viele Pfeile auf der Kirche in einem Kasten gewiesen werden, Schlettau und andern zu sehen. Zum letzten beweisen es die Glocken. In der gantzen Superintendur Annaberg wird in allen Kirchen keine Glocke gefunden, die vor dem Hussiten-Kriege gegossen worden; ohne Zweifel, wie sie gepfleget, haben sie alle sie in Böhmen geführet oder Stucke daraus gegossen. Die ältesten sind nach dem Hussiten-Kriege wieder geschafft und aufgehangen worden.

Des Churfürsten 6) Zug vor das Schloß und Burg Frauenstein, 3 meyl von Freyberg. [pg. 106.]

Vor der Zeit ist zum Frauenstein geseßen Herr Heinrich, der Burggraf zun Meißen und Graf zum Hartenstein, der lezte des geschlechts, der Ao. 1426 in Hussiten-krieg vor Aussig mit erschlagen worden, und alß es an Churfürsten gefallen ist, hat ers verkauft dem Dietrich vom Vitzthum, welcher aber mit den Bohmen untter dem Hüttel gespielt und dem land zum schaden viel Böhmische landtstreicher behauset, die uff der landstraßen die Wägen beraubt, darumb er das raubnest berennet, beschoßen, die Mauern niedergerißen, 3 redelsführer Zeiske, Fiecke und Storch gefangen, den einen uffn Schloßplatz enthaupten und die andern teuer ranzioniren laßen, die gantze herschaft darnach vor sich behalten biß 1473, in welchen Ers denen 2 Adelichen Brüdern, Bernhard und Casparn von Schönberg auf Porschenstein auf einen Wiederkauf uberlassen, nunmehr aber [1647] (Kurfürst Johann Georg I.) wieder zue sich gelöset.

(Bruderkrieg.) [pg. 108.]

Der Churfürst kam mit List in Freyberg und besazte das Schloß, gebott dem landvolcke, daß Sie sich rüsteten und mit ihm in Thuringen zogen. Ao. 1449. [pg. 109.] Herzog Wilhelm belagerte das Schloß zun Freyberg, der Churfürst entsazte es, schlug Sie auß dem lager, bekam pagage, munition und viel Brandenburgische von Adel gefangen, und Muste sich Herzog Wilhelm retteriren. Freyb. Ann. p. 95.

Gedächtnuß hiervon im lande.

Viel Dörfer im lande findt wust liegen blieben und abgangen, Mann hat in allen Würtzheußern von den Vitzthumen und rädelsführern gesungen, und viel Gemeinen haben ihre glocken von kirchen vor den Hussiten7) in die Wälde vergraben, derer theils sie wilden seue außgewühlet, ehe Sie wieder aufgehenget worden, Darnach ist die rede gangen, alß klängen die glocken: Sau funden, Sau funden, wie mann sagt von glocken (zu) Thum, Ehrenfriedersdorf, Satzung. [pg. 116.]

So haben in gebirge die Hussiten 2 Mahl in der Böhmen einfall und in Bruderkrieg wenig glocken hengen laßen.

Der Bischofswerder Krieg. [pg. 124.]

Ao. 1503 fielen 2 Böhmische Landtherrn Gersick von Gutenstein, Freyhr., und Eberhard Brandstein, nach dem Sie Herzog Georg zuevor Fehdebriefe zuegeschickt, mit ihren helffern Hans Molbach, Hansen von Guth, Friedrich Hildebrandt und andern auß Böhmen, nahmen Bischofswerde ein und Plünderten es auß. Hertzog Georg sahe sich auch für beschriebe die Ritter und Städte des Freybergischen Kreyses Freytag Nach Judica gen Freyberg alß 1. Den Abbt zue Chemnitz, 2. Herrn Wolf sen. von Schönburg mit allen Seinen güttern, 3. Das Ambt Freyberg, 4. Das Ambt Schellenberg, izt Augustburg genandt, 5. Das Ambt Annenberg, izt das Mühlampt, 6. Das Ambt Wolckenstein, 7. Die Städte Freyberg, Chemnitz, Annenberg, Tzschopa, Wolckenstein, Oedern, Geyer und Ehrenfriedersdorf, 8. Auß der Rittersschaft Heinrich von Einsiedel uff Scharfenstein, Heinrich von Schönberg zue Stolberg, Caspar von Schönberg zue Porschenstein, Den von Harras zue Lichtenwalde, Den von Berbisdorf zue Lauterstein und Hans von Schönberg zue Schonaw. Diese alle brachte er in defension und bestalte zue Hauptleuten in dem kreise: Den Herrn Wolff sen. von Schönburg, Herrn Friedrich von Reizenstein, Ritter, ampt-Mann zue Wolckenstein und Herrn Caspar von Schönberg uff Porschenstein, im fall die Böhmischen feinde einfielen, und Mann ihrer bedürffte, in bereitschaft zue sizen, Wie den die Hauptleute nach dem einfall strax ihre Völcker zuesammengezogen, nach Bischofswerda geeilet, die Feinde verjaget, und die Stat wieder in schuz genommen. Sylloge. Freyb. p. 147. Dresserus sezts ins 1506. Jahr.

Der Ellenbogener Krieg. [pg. 125.]

Ao. 1466 hatten die Böhmen wieder ihren König Georg Podiebrad ein aufruhr erreget, und wahren von ihme auch abgefallen Commetau, Brüx, Ellenbogen; Schlackenwerda, etc., deswegen Er seinen Herrn Eidmann, Hertzog Albrechten den freudigen, zur hülffe geruffen. Der ist mit etzlich 1 000 Mann uber den Walt gezogen, (hat) der abgefallenen Städe gütter verwustet, umb Falckenaw, Schlackenwerde, Schlackenwalde etc. alles verheret, ihre monumenta und privilegia zerrißen und vernichtet, die Stadte erobert, hart gestraffet und untter andern auch das Ellenbogen Ao. 1470 bezwungen und zum gehorsam gebracht. Theowald. Damit aber die Herren Schlicken, so Ellenbogen besaßen, Schuz wieder die Rebellischen Böhmen hetten, haben Sie Ihr Ellenbogen dem Hertzog Albrechten uff gewiße maß verkauft, daß Sies untterdes besizen und beherschen solten. Darwieder wahren nicht allein theils landtherrn, sondern auch die Bürger selber, wolten denen Herren Schlicken nicht ferner pariren, das die Hertzog Georgen, den Erb- und Schutzherrn, anruffen musten. Der hat Ao. 1504 in harten Winder uber 1 000 Mann auß dem Freybergischen Creiß aufgebracht, 100 von Freyberg, ezliche 100 von den Städten Annenberg, Chemnitz, Wolckenstein und auß den Ämptern dieses gebirgs, do iedere gemeine die ihren besolden müßen, die ihren Sammel-Plaz zum Annenberg gehabt den 26. Januar an einen Freytag; von dannen hat Sie Herr Friedrich von Reitzenstein, Ritter, amptmann zue Wolckenstein und bestalter Obrister oder Felthauptmann uber das Volck, 4 meil weges uber Wiesenthal in Jochimsthal gefuhret mit groser Mühe und kälde und im schnee eines Maas tief uber den Walt und von dar wieder nach Schlackenwerde, Lichtenstatt, alten Rohle in die 3 Meilen an Ellenbogen, do Sie den 15. Martii die Stadt ernster mit Herren Nicol und Albrecht Schlicken und ezlicher landtherren volck angegriffen, und weil die Eger hart gefroren, den 2. Februar Mitwoch nach Lichtmeß mit sturm erobert, angesteckt, daß in die 70 heußer abgebrandt. Die bürger wolten durch ein Loch entfliehen, wurden aber Meist niedergehauen, die andern außgejagt, und die Stat mit Neuen einwohnern besezt. Was von Meisnern todt blieben und beschediget worden, besiehe Freyb. p. 149. Brussig. f. 19. 21.

Das Cadner Scharmützel. Ao. 1520. [pg. 135.]

Es hatte Hans Sezenschragen damalß das Schloß zue Caden innen und wolte Herr uber die Stad sein; dem Schlugen die Cadner das Waßer ab, welches er dem Hanß Vitzthum uff New-Schönberg klagte. Dieser machte Sich wieder auf mit seinen 2 brüdern Wolf Dietrich und Appel Vitzthum und vielen bauern, nahmen den Cadnern das Waßer wieder, welches Sie nicht weit von Brunnersdorf in röhren gefast und in die stat geführet hatten, die zerrißen sie nicht allein, sondern zerhieben auch die rinne, dardurch das Waßer in ihr See liefe. Als dießes vor die Cadner kam, fertigten sie ezliche bürger zum Hans Vitzthum, ließen umb Ursache fragen und ihnen den Frevel verweisen. Der Edelmann beandtwortete sie mit schlägen und schickte sie blutrünstig wieder anheim. Alß dieses in Caden kam, lief alles ins gewehr, schlugen an die glocken und zogen Mänlich auß wieder ihre beschediger, die mit ihren bauern noch vor der stat in bereitschafft stunden. Alß sie sahen, daß die Cadner so starck zun Roß und Fuß auf Sie zuegezogen und feuer gaben, commandirte der Vitzthum Hans Tosten, einen Edelmann, vorhin, ließ seine Untterthanen warnen, daß Sie alle flöhen und die Cadner nicht erwartteten, Seine bey sich habende bauern ließ Er auf eine Kirche retteriren und versprach ihnen succurs und schuz. Alß aber die Cadner starck und wohlgerust und mit fliegenden fahnen ubern konigshübel nachjagten und den Vitzthum verfolgten biß hinder Nickelsdorf, Muste der Edelmann seine arme bauern in stich laßen und mit seinen brudern zue Roß die flucht geben und von ferne zueschauen, wie die Cadner das Waßer wieder einrichteten, die armen bauern theils wieder ubel abschlugen und Ihr recht mit gewehrter handt erhielten. Dieser handel hat hernach zue langen wiederwillen Ursache gegeben, Das die Cadner und Edelleute umbher einander viel zue leite gethan, das auch die Vitztumbe ihre Untterthanen, welche den Cadnern was zueführten oder guths thetten, hochstrafften und gar verjagten. Ein handtwergsgesell, der untter den hauffen gewest, Hans Zweck genandt, hat den gantzen Actum in ein lied gebracht, welches Sie denen Vitzthumen zum Schimpf gesungen. Das lautet also:

„Nun wollen wir aber singen, Ja singen ein new Gedicht

Von New geschehen dingen vor der Stadt Caden eingericht.

Das lob wollen wir erhalten von wegen der Gerechtigkeit.

Gott soll uber uns herlig walten und Seine Mutter bey dem streit.

Georg Sezenschragen hatte das Schloß innen, der Statt wolt er auch herr sein.

Die bürger kundten es ihm nicht gönnen, liesen ihn kein waßer drin.

Was sagt er solt michs nicht verdrißen? Sollen Sie mich also Plagn?

Soll ich des Waßers nicht genießen Ich wils Hans Vitzthumb klagen.

Hans Vitzthumb hatte Sich gerüstet Durch die gantze Nacht,

Daß Er, wie ihm gelüstet, Die bauern frühe anbracht.

Die röhren ließ er kürzen der falche Edel-Mann [pg. 136.]

Und wolt die bürger trotzen, wie Er vor mehr gethan.

Die Cadner ließen ihn fragen, warumb Er das gethan.

Er ließ die bothen schlagen und jagt Sie wieder darvon.

Alß dis die bothen klagten, ward lermen in der Stat.

Die bürger kün sich wagten und zogen auß mit guten rath.

Die glocken schlugen lermen. Was reiten und lauffen kundt,

lief auf den feindt mit stürmen, daß er floh, der feige hundt.

Die bauern hieß er lauffen, Die Müden stackt er in die kirch.

bleibt ja alda bey hauffen, Daß Euch der feindt nicht erwürg!

Ich will euch alß ein Edler Mann zum Schuze secundiren

Mehr Volck bringen uff den Plan von dannen Sicher führen.

Aber das wahr alles erlogen, alß die Cadner kahmen an;

von bauern ist er gezogen und Sie in stich gelan.

Die handtwercks-Pursch alleine satzten mit fliegender Fahn

ubern Konigshübel und Zeune und schoßen auf den Edel-Mann.

Bistu Vitzthumb geboren von Adel und redlich von der Welt,

So wehr dich Unser röhren, wartte unser in den feld!

Des Vitzthums Zölner bließe Sein hörnlein uns zue Spott

und doch sein Pferd lauffen ließe, kam weg mit genauer noth.

Hans Vitzthum ritte schnelle auf die Nickelsdörfer Höh’

hatte wenig hülfsgesellen, es wahr ihn angst und weh.

Hans Tosten commandiert er Den Frommen Edel-Mann:

reit, Bruder, reite förder auf Meine Untherthan,

und laß entlauffen alle auß der Cadner Feinde händt.

Sonst sterben Sie im falle, daß einer nicht lauffen könt.

Die Cadner jagten sehre uber berg und thal nach Nickelsdorf;

uff seiner weißen Mähre der Vitztumb sich zuerücke warf.

Hört lieber, was geschahe. Hans Tost lief in die kirch.

Die Cadner schon er sahe uff der hehe im gebirg.

Und zog die glocke tapfer an recht auf S. Procopstag

und schrie: lauf doch ieder Mann, daß euch der feindt izt nicht erschlag.

Der Priester thet gleich heben Das heilge Sacrament

und wuste nicht Darneben, warumb ein ieder lauft und rent.

Er liefe auf die kirche und bat von oben umb genad:

Ihr Cadner ja nicht würget, Euch niemandt hier beleidigt hat.

Thomas Roth der fromme bott den feinden speise an.

Sie solten alle zue ihn kommen und die Feindschafft untterlan.

Das thete auch der Kluge bott Pferd und Wagen an,

Auf den die Cadner schlugen. Das verdroß sehr den Edel-Mann,

Daß Er den klug und rothen wegnahme hoff und hauß,

weil sie sich guts erbotten, jagte Sie zum Dorf hienauß.

Do habt ihr bauern Püffe Du, Vitzthumb, spott und schandt,

Der Dichter offters ruffte Hans Zweck ist er genandt,

hör auf, Caden zue bringen umb ihr gerechtigkeit,

So darf man nicht singen von Dir im lande weit und breit.

Schönburgischer krieg (1523). [pg. 141.]

Es war ein großer Zwietracht zwischen Herr Ernsten von Schönburg zue Glauche und zwischen den Rath zue Zwicka des holtzflosens halber uff der Mulda. Das 1 klaffter holz (hat), weil diß jahr keines hat geflößet werden können, in Zwicke biß 12 gr. gegolten.

Holtzkrieg zue Zwicka (1524). [pg. 142.]

Weil die Zwickauer auf der Mulde alleine berechtiget zue sein praetendirten, hatt Herr Ernst von Schönburg ezliche 30 stämme bawholz in 4 flöß zuesammenschlagen und biß an Zwickauer rechen flößen, auch durch seinen förster zum Harttenstein bey den Zwickauern umb eröffnung des rechnens und durch-Paß anhalten laßen. Alß die Zwickauer ihm solches abgeschlagen, hat der Herr von Schönburg 720 große kläffterige bretklötzer auf das waßer geworffen in meinung, den rechen vor der stat zue zerstoßen und mit gewalt also uber die wehr zue flosen, welche die Zwickauer zue rettung ihrer gerechtigkeit und gebeutes aufs landt gezogen, welches dem Herrn von Schönburg so zuewieder gewesen, daß er in der stille in der Pflege umb Harttenstein alles uffgeboten, darüber die Zwickauer auch zum waffen gegriffen. Dieser handel ist mit schwerer mühe in folgenden jahre zue Zeiz 26. September geschlichtet und also abgehandelt worden, daß die Zwickauer Die waßerstraße behalten, holtz und klötzer ihm bezahlen, und auf vorgehendes andeuten (er) die flöße brauchen solten nur zue erbauung seiner beyden Schlößer Glauche und Waltenburg.

6 Friedrichs II. des Streitbaren.

7 Den böhmischen Söldnern Herzog Wilhelms.

Vom Bauern-Aufruhr im Meißnischen Ober-Erzgebirge ao. 1525.

Es ist Sich wohl zue verwundern, was in dem jahr wohl vor eine Constitution caeli oder Constellation gewesen, daß uberall eine solche empöhrung entstanden, dergleichen mann in historien nicht list, daß solches zue einer Zeit geschehen. Ein Vorbild dessen hatte mann an einem ort die Storche, am andern ort die kroën und Dolen, die heftig miteinander stritten. Den do die Bauern in Düringen gestillet wahren, ging der tantz im Meisnischen Ober-Ertzgebirg an, darzue die außgerißenen und entloffenen bergleute auß Mansfeld und von Hartz viel geholfen, die arbeit und schluplöcher in gebirg gesucht. Dohero nicht allein ganze Städte mit sindt inficirt, Sondern auch die bergleute in gebirg aufgewiegelt worden.

Schletta.

Weil dieses dem Abt in Grünhayn zustunde, samleten sich zum Grünhayn und Elterlein in die 1500 Mann von Bauern, Bergleuten und Pöbel, zogen auf Schletta zu, hieben die Thore auf und plünderten Schloß, Bürger- und Pfarrhäuser, leereten die Keller und Speisekammern, und da sie sich vollgesoffen, greifen sie nach dem Weibsvolcke und wüteten greulich einen ganzen Tag. Weil aber die Stadt Annaberg Lärmen machte, als käme der Herzog George mit Volck, sind sie vor Nacht nach Grünhayn gezogen.

Grünhayn.

Am Sonntag Jubilate brachen die Bauern um Zwickau auf und nahmen die Bauern in der Schönburgischen Herrschaft, weil sie sehr untereinander wohneten, mit sich, und fielen uno impetu ins Clösterlein in der Aue und aufs Closter in Grünhayn, plünderten es rein aus, verzehrten an Speiß und Tranck, was sie funden, zerschlugen Thüren, Fenster und Öfen und brachten Furcht und Schrecken in alle Örter. Der Abt mit seinen Mönchen hatte sich zeitlich aus den Staub gemacht und hielte sich heimlich auf zu Annaberg in seinem eigenen Hause und oft auch in andern Wohnungen, weil er den Bergleuten nicht trauen durfte. Die Priester, Junckern und Fürnehmsten retirirten sich in die Städte und sahen von ferne zu, wie übel die Bauern Haus hielten. Als Herr Ernst von Schönburg, der mit etlichem Volck bey dem Kurfürsten zu Weimar war, hörte, daß seine Bauern auch aufgestanden wären, war er darüber bestürzt; doch sagte er: „wenn mir alle rebellisch werden, so bleiben mir doch die Klinger und Hammerherren treu, die werden ja den tollen Leuten abwehren“ und that stracks von Weimar Verordnung, wie sich seine Amtleute in dem Fall verhalten sollten.

Raschau und Mipe.

Den Mondtag nach Jubilate fielen des Nachts die Schönburgischen Bauern in die Raschau und Mipe, stürmeten und plünderten beyde Pfarrer. Der Pfarrer in der Mipe, Barthel Fleuchaus, entsprunge und ließ es bundüber gehen. Raschau aber war zu der Zeit noch ein Filial und wurde von Grünhayn aus bestellet, darnach zerstimmelten sie die Wohnung und die Kirche, raubten darneben, was sie bey den Nachbarn ergriffen.

Wolcken- und Lauterstein.

Weil es den Bauern um Grünhayn so glücklich hinausgienge, stunden auch die Bauern in hiesiger Gegend auf und wurden die Schönburgischen, Äbtischen und Wolkensteinischen Bauern ein Kuchen. Die Richter in Königswalde, Mildenau, Schönbrunn, Arnsfeld und die um Marienberg mit ihren Bauern und Söhnen thaten den größten Schaden, verjagten die Pfarrer und die vom Adel; theils musten (sie) sich ranzionieren, theils sich berauben, schlagen und schänden lassen, daß die meisten, so Herren und vermöglich waren, sich mit Weib und Kindern wegmachten und in 4 Wochen lang in Städten lagen.

Die Strafe, so den Rebellen angethan worden.

Herr Ernst von Schönburg,

der mit in der Schlacht vor Frankenhausen gewesen war, stellte bey seiner Heimkunft starke Inquisition an und ließ bey Leibes- und Lebens-Strafe gebieten, ihr Gewehr niederzulegen, theils aber bey den Köpfen nehmen und sie andern zum Abscheu durch den Henker hinrichten. Davon wurden den 17. Junii zum Hartenstein einer gehenkt und 5 decolliret. Desgleichen geschahe auch zum Elterlein, daselbst ließ er 7 die Köpfe abnehmen, 5 in der Scheibe einziehen, einen an der Strase bei der Rothen Sehm spiesen, die andern incarceriren und um Geld und Güter scharf strafen.

Churfürst Johannes mit dem Prinzen Johann Friedrichen

kam den 2. Julii mit Herzog Philippen von Braunschweig, Herzog Otten und Franzen von Lüneburg, Fürst Wolfen von Anhalt und andern Herren mehr, 1500 Pferden, 700 zu Fuß, vielen Wagen und Artillerie in Zwickau, ließ alle Dorfschaften hineinbescheiden, theils gelinde, theils scharf und peinlich im Kloster examiniren und nahe 100 in die Thürme werfen. Es wurden auch Gefangene von Dörfern, darunter 2 Pfarrer und ein Schulmeister, hineingebracht und welche des Aufruhrs schuldig, solten herhalten. Der Scharfrichter war auch schon zur Execution bestellet. Weil sie aber so sehnlich fleheten und Gehorsam versprachen, wurden sie durch den Oberpfarrer in Zwickau, M. Nicolaus Hausmann, und M. Zeunern bey dem Chur- und Fürsten loßgebeten, hingegen an Geld und mit Gefängnis hart gestraft.

Herzoge George von Sachsen

kam viel zeitlicher mit 300 Pferden um Pfingsten nach Annaberg, nahm die Annaberger zu Hülfe und setzte den Abt zum Grünhayn, der sich heimlich in der Stadt aufgehalten, wieder in sein Kloster, ließ seine verdächtigen Bauern einführen, theils am Leben, theils an Gütern strafen, denen ihre Freunde, über den Abt erzürnet, ao. 1526 den 25. Julii in der Zwenitz, welches unter den Abt gehöret, heimlich Feuer eingelegt und das ganze Städtlein samt der Kirche weggebrannt. In Annaberg ließ er unter den Bergleuten auch peinliches Examen anstellen, erst die Aufrührer theils verweisen (und) incarceriren, zuletzt übergab er sie dem Rath unter dem 18den Bürgermeister Cunz Tyroff und dem 37sten Richter, Gregorius Stübner; auf deren Befehl musten sie zur Strafe mit eigenen Händen an der Stadtmauer arbeiten und zulangen. Aus der Schletta, daraus er die Aufrührer gejagt, wurden etliche in die Thürme geworfen und die, so nicht entlaufen, an Gütern hart gestraft. Es musten die Äbtischen Bauern aufs neue schweren, neue Richter annehmen und desto öffter fröhnen.

Herzog Heinrich

griff seinen Amtsbefohlenen, Erbrichtern und, Bauern zu Arnsfeld, Schönbrunn, Mildenau etc. auch auf die Hauben und ließ theils durch das Schwerd richten, zum Wolkenstein 2 spiesen, den andern Haabe und Güter einziehen, daß sie zu Bettlern wurden. Theils haben ihre Güter vom Fürsten wieder angenommen und um baares Geld bezahlen müssen.

Ao. 1529 (als Solimann Wien belagerte). [pg. 148.]

Dißmahl hat das Ober-Ertzgebirg die Päß verhauen, ihre mobilien in die Schächte verwahret und ist stez neben andern landern in furcht und auf den sprung gesessen. Alle benachbarten lender wahren in harnisch und musten Succurs schicken. Jochimsthal schickte 150 Mann, Annenberg 200 Mann. In Meißnerland wurden uber 6000 Mann geworben und dahin geschickt, theils kamen wieder, weil der Tyrann Wien verlaßen; auch muste Annenberg dem Hertzog Georgen von Saxenlandt von iedern Schock 8 pf. steuer geben. Sax. Calvis. Jen. Z.

[pg. 149.] Der Graf von Mansfeld führte durch Meißen die Meisnischen und Thuringischen volcker, so der Churfürst zue Sachsen schickte, wieder den Türcken, ein schön, wohl gerüstet volck und lag darmit den 3. September in Freyberg, zogen durch Böhmen nach Wien. Freyb. Chr.

Ao. 1531 (Türkenkrieg). [pg. 150.]

In Ober-Ertzgebirg musten die bergstädte geben 4 pf. von 1 Schock, und iedes gesinde 1 gr. Der Churfürst zue Sachsen Johannes beschriebe die Stad Zwicka zum Musterplatz, daß Montag nach Jacobi 300 Ritter-Pferde auß den Ämptern, Grimme, Eilenberg, Colditz, Bitterfeld, Born, Altenburg, item die Herren von Gera und Weide erscheinen und ihr gewehr praesentiren solten. Den Sontag zogen Sie wieder ab. Coburg schickte zum Türckenkrieg 2 fehnlein zue fuß, die durch den Presnitzer Pas nach Prag in Ungern zogen. Sonntag nach Galli kame viel Volck zue Roß und fuß, die der Herzog von Gulich und Clev in Ungern geschickt hatte, durch Bohmen und den Presnitzer Pas nach Zwicka. Denen folgeten viel 100 zue Roß des Churfürsten zue Sachsen, die auß Ungern ...

wieder heimkehreten und mit Marchen dem Ober-Ertzgebirg viel Unlust machten. Z.

Ao. 1535 (Ober-Ertzgebirgs furcht vor den Böhmen). [pg. 152.]

Weil in dem jahr der Abt zue Grünhein umbsattelte, die kutte wegwarf, Evangelisch wurde und ein weib nahme, wurden ihm seine Bohmische Stiftgüter eingezogen. Graf Schlick trohete herauß zuefallen; Darum stunden die Stadte Annen- und Marienberg in waffen, und musten die Wachter des Nachts in harnisch wachen.

Ao. 1542. Fladenkrieg. [pg. 154.]

Der Churfürst hatte 22000 Mann zwischen Wurzen und Grimme liegen, darunder 500 Mann auß der Stad Zwicka und 400 auß dem Ampt, 400 von Oelsnitz. Dargegen Hertzog Moritz hat den ausschuß auß den gantzen Ober-Ertzgebirgischen Creiß von den umbliegenden Städten, Flecken und Dorfern in Freyberg gesamlet und nach Oschatz geführet, darunder 209 Mann von Frauenstein und 3 heerwagen, die von Seida und auß 36 Dorfern 400 Mann und 3 heerwagen ohne die von Annen- und Marienberg. [pg. 155.] Es wurde in Oster-Feyertagen ohne blutvergißen vertragen. Freyb. Chron. p. 214. MS.

Ao. 1546. Schmalkaldischer Krieg. [pg. 159.]

Den 2. Julii ließ Hertzog Moritz das 1. uffgebot geschehen durchs gantze land und musterte bürger und bauern und besazte darmit seine gräntzen. In die Visitationis Mariae musterten Seine 2 Obristen, Wolf Tiefsteter, Amptshauptmann der Ampter Schletta und Grünhein, und Heinrich von Gersdorf, Oberhauptmann zum Annenberg, vorn Wolckensteiner thor 2500 Soltaten oder landvolck; der gleichen geschahe zue Marienberg, welche 311 Picken schaffen musten pro 122 thl. 6 gr., und an andern ortten in seinen lande. Jenis. Er warbe auch vor sich 1600 zue Roß und 10 Comp. zue fuß, sein Herr Bruder Augustus hatte 22 Comp. Schwaben und ezliche 100 zue Roß, darzue ubernahm er von Ferdinand 1500 Ungern oder Husseer, die ihrer rustung und grausamen Tyranney halber uberall gefurcht wurden; den sie hatten lange spieße, theils Bantzerhembde, theils Busigan und 3eckigte hämmer mit langen stielen, theils luchsheute umb, theils Tarschen untten breit, oben schmal, derer Spitzen ubern kopf naußgingen, wahren der länge nach gegen den leib gebogen und nach iedes adel gefarbt und gemahlt. Die verlegte er in die Städte und zum schuz des landes.

[pg. 160.] Nach außgegangenen Landtag warbe er stärcker, machte Graf Hansen von Mansfeld zue seinen General, und muste all sein landtvolck umb Freyberg gerüst erscheinen, drein er 1200 Mann legte, 150 in Annenberg. In November zog er zue feld, do Ferdinandus schon den 1. November zue Adorf den Schaden hatte gethan, und nur 3 meilen von Zwicka in Stadtel Dreye lag. Den 2. November nahm er Schneberg ein und lies ihn hultigen, lag 2 tage mit seinen Volck in der lößnitz und bezahlte alles. Den 3. November forderte er Zwicke auf und zog nach Lichtenstein. Den 5. November fuhrte er sein volck an 15 Comp. zue fuß und ezliche 1000 zue roß mit 24 stücken vor Zwicke, tractirte mit ihnen, daß (sie) Sich den 6. November in seinen schuz begab, und lies die besatzung mit sack und Pack 6 Comp. landtvolck und 1 Comp. geworben zue fuß mit dem Adel sicher abziehen und besazte die stat mit 3 Comp. seines volcks. vide Zwickischen Annal. p. 346. Den 8. November muste ihn die Stad hultigen. Ferdinandus trachtete auch nach dieser Stad und lies durch seinen Böhmischen Obristen den 25. Oktober, Sebastian v. Walditz, der Stadt Zwicke den absagbrief bringen. Aber Hertzog Moritz kam ihnen zuevor, und weil Er den Rat nicht trauete, legte er 1300 zue fuß, und 100 Mann zue Roß drein untter 3 Obristen: Obrist von Ende, Christoph von Schleinitz und Wolf Tiefstetern. Ferdinandus I. proviantirte die Stad, dieser legte auch was besatzung ein untter 4 Obristen, Wentzel von Creid, Wolf Christoph von Lichtenstein, Hans von Obersdorf und Buslav Felix von Haßenstein, die disarmirten die Burger, trieben dieselben meist mit den Rathsherrn auß der Stad, branden nicht allein die Vorstädte, gute Mühlen, sondern auch 18 Dorfer umb die Stad weg und befestigten die Stadt starck. Darbey hat das Ober-Ertzgebirg auch große unruhe gehabt mit hin- und wieder machiren der Völcker. Scheibenberg muste auch gerust sein, leut und proviant nach Chemnitz schicken ins lager pro 40 thl. 11 gr. 9 pf. MS.

Ferdinand I. Armatur und kriegsrüstung.

Dieser commandirte in October 1546 2 Obristen Buslaf Felix von Haßenstein, Oberhauptmann in Jochimsthal, und Christoph von Gendorf, Hauptmann in Jochimsthal, der Ao. 1546 25. Julii zue hohe Elbe gestorben, und den die Gebürger nur den Genref geheißen und ihn machtig gefürchtet, an die Gräntze. Die fielen mit zwei fähnlein Jochimsthaler und 300 Böhmen in die 2 bergstedtlein Platta und Gottesgabe, die dem Churfürsten zue Sachsen gehörten, und nehmen sie ein, funden aber niemanden doheim, weil die inwohner mit Viehe und ihren mobilien an abendt Simonis Judae sich auf die hohen Walder salviret hatten. Derowegen schickte der Gendorf einen gleitsbrief sub dato Sontag nach Ursula an die Platner und gottesgaber, daß die burger alle eingehen, bey alten herkommen, religion und gerechtigkeit bleiben und alle koniglicher Majestät hultigen solten, welches Sie theten und sindt biß dato Böhmisch. (Die Böhmen halten es mit dem sächsischen Kurfürsten. Ihr Führer war Caspar Pflug von Rabenstein.) Der conspirirte mit den Churfürstlichen. Obristen Thomshirn, verhieb Böhmen ringsherum und lies nur den Presnitzer Paß offen, dohinein Thomshirn kommen solte, daß auch Ihr könig, der zue Dresden bey Hertzog Moritz gewesen war, in rückzug in Martio wegen der verhauenen Päße weit umbziehen muste. [pg. 161.] Solche Conspiratien straffte er darnach heftig.

Des Obristen Weitmehls einfall.

Sebastian von der Weitmühl uff Commoda, ein Bohmischer Obrister, schickte Ao. 1546 20. Oktober denen Churfürstlichen in Meißen den königlichen absagbrief zue und fiel selbst und Buslaf Felix von Lobkowitz uff Haßenstein mit 600 Mann durch den Presnitzer Paß heraus uff Scheibenberg, den grundt hinunder in November vor Schwartzenberg gezogen, untter wegens mit den bergleuten in der Rascha scharmizirt und sich nahe an Schwartzenberg ins Dorf Willenau gelegt und durch einen Trompeter Schwartzenberg laßen auffordern, der Churfürstliche Ampt-Mann aber der Zeit, nach deme Er die hammerherrn und bergleute mit ihrer rüstung zue sich beschrieben und sonsten viel landvolck, das sich dohin retterirt hatte, in Städtlein war, ist ihn nichts zue willen gewesen, sondern hat den Trompeter mit verbundenen augen biß ans thor führen und aufbinden laßen, daß Er die menge des Volcks, welches in untterschiedliche hauffen gestellet wahr, sehen können, drauf anbefohlen, wen er über die brücke wahr, solten sie von Schloß eine starcke salve hienüber gegen den feind geben, welches alß es geschehen, hat sich der feind abschrecken laßen, ist uff Grünhein gezogen, Closter und Stadtlein außgeplündert und ferner sich zue Hertzog Moritz nach Zwicka und Chemnitz begeben.

Des Churfürsten verrichtung in Meißen.

[pg. 159.] Hertzog Moritz und Marggraf Albrecht von Brandenburg legten Sich mit 3000 Pferden und 7000 zue fuß in Chemnitz und in die Vorstad; die rißen viel gebeude und 3 kirchen in der vorstad ein, damit sich nicht der feind einlege; da lage er zue schauen, wo der Churfürst Johann Friederich naußwolte. Do er aber, Elector, Sie zue Rochlitz geschlagen, lies er Chemnitz durch Wilhelm Dhumshirn und den von Planitz belägern. [pg.161.] Sein Obrister Wilhelm Thumshirn nahmb ein 3. April Chemnitz und besazt es mit den Obristen von Planitz mit 6 Compagnien zue fuß und 300 zue roß von Thomshirnischen regiement. Den 8. nahm der Churfürst ein Großenhain, den 5. April die Stadt Meißen und schlug sein lager doselbst, den 16. April ergab sich Freyberg, drein legte er 5 Compagnien zue fuß und 2 Esquadron zue Roß mit ezlichen stücken unter Philip von Vitzdom und Hans von Ponicka, der nur 6 tage drinnen blieb und mit allen volck wieder abzog und das Commando den Vitzdom befahl mit seinen leib-Schützen. Wilhelm Thomshirn marchirte ins Ober-Ertzgebirge und in Böhmen hienein von Chemnitz herauf und forderte den 16. Martii Annenberg auf. Er zog von der Schletta uff Waltersdorf, und versanck doselbst ein stucke; man muste ein stall abbrechen. Er lies in der Sehm einen Soldaten hengen, der 1 henne gefangen pro 3 gr. und bezahlte Sie