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Undurchdringlicher Nebel zieht durch Rocky Beach. Überall wo er auftaucht, passieren mysteriöse Diebstähle. Nur Justus, Peter und Bob behalten den Durchblick und haben bald einen heißen Verdacht …
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Seitenzahl: 75
Die drei ???® Kids
Band 80
Gefährlicher Nebel
Erzählt von Ulf Blanck
Mit Illustrationen von Udo Smialkowski
KOSMOS
Umschlag- und Innenillustrationen von Udo Smialkowski, Berlin
Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik, Würzburg
Unser gesamtes lieferbares Programm und vieleweitere Informationen zu unseren Büchern,Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren undAktivitäten findest du unter kosmos.de
© 2019, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-16607-9
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
»Justus Jonas, schlaf nicht ein auf deinem Fahrrad! Da ist meine Oma ja schneller«, lachte Peter und erhob sich aus dem Sattel.
»Wie witzig«, rief Justus zurück und schnappte nach Luft. »Deine Oma hat ja auch kein Rad mit einer kaputten Gangschaltung. Außerdem habe ich die schwere Kühlbox auf dem Gepäckträger.« Bob fuhr jetzt zwischen den beiden. »Hört auf zu streiten! Gleich geht es nur noch bergab, und bis zum Hafen braucht keiner mehr zu strampeln.«
Der alte Fischereihafen war das Ziel der drei Freunde. Wie so oft besorgten sie hier die wichtigste Zutat für Onkel Titus’ selbst gemachte Fischstäbchen: fangfrische Fische, direkt aus dem Meer. Justus, Peter und Bob hoben die Füße von den Pedalen und sausten die kurvenreiche Straße zum Hafen hinunter. Schon von Weitem konnten sie das hungrige Kreischen der Möwen hören. Dicht gedrängt hockten diese auf den rostigen Giebeln der windschiefen Blechhütten. Hier bewahrten die Fischer ihre Netze, Tauwerk und Kisten auf.
Durchgeschwitzt stellte Justus wenig später sein Rad an der Kaimauer ab und nahm die Kühlbox vom Gepäckträger. »Los geht’s! Onkel Titus hat gesagt, wir sollen zwei große Fische mitbringen. Ich denke, wir nehmen drei. Je mehr Fisch, desto mehr Fischstäbchen.« Bob stellte grinsend sein Rad daneben. »Außerdem sind wir auch drei.«
»Richtig«, lachte Peter. »Und zwar die drei ???.«
An diesem Morgen war es sehr warm, und obwohl sie sich direkt am Meer befanden, wehte nur ein schwacher Wind. Viel war nicht los im Hafen. Nur ein einziger Fischer hatte vorn am Holzsteg festgemacht und verkaufte seine Ware. In großen Plastikkisten lagen, mit Eis bedeckt, Fische in allen Größen und Formen. Der bärtige Mann nahm seine Pfeife aus dem Mund und winkte den dreien zu. »Kommt ran, Jungs! Hier gibt es die frischesten Fische zwischen Los Angeles und San Francisco. Eben noch im Meer – gleich bei euch in der Pfanne.« Justus stellte die Kühlbox auf den Steg. »Wir brauchen drei Stück für Fischstäbchen«, rief er dem Bärtigen entgegen. Dieser wühlte mit seinen großen Gummihandschuhen in einer der Plastikkisten herum. »Da empfehle ich euch eher Fischstäbchenfische«, grinste er. »Die sind viereckig und haben keinen Kopf, keinen Schwanz und keine Gräten. Praktisch, oder?« Dann lachte er so laut, dass einige Möwen vor Schreck aufflogen. Justus konnte nicht mitlachen. »Na, wer’s glaubt …«
Plötzlich wehte ihnen eine kühle Brise von den nahen Bergen entgegen. Bobs Brille beschlug. »Wieso wird es plötzlich so kalt?«, wunderte er sich und putzte die Gläser mit seinem T-Shirt. Um sie herum wurde es sonderbar ruhig. Selbst die Möwen unterbrachen ihr ewiges Kreischen. Irritiert sah sich Peter um. »Irgendetwas stimmt hier nicht«, sagte er mit leiser Stimme. Dann blickte er zum Meer hinaus. »He! Seht euch das an! Dieser gespenstische Nebel da draußen! Wie aus dem Nichts. Was passiert hier?« Dichte Nebelschwaden stiegen über dem Wasser auf und rollten wie eine weiße Wand auf sie zu. Gleichzeitig wurde es immer kälter und die Sonne verfinsterte sich. Der alte Fischer kraulte seinen Bart. »Beim Klabautermann«, brummte er. Seine Augen blitzten unruhig. »Es geht wieder los.« Peter trat ängstlich einen Schritt zurück. »Was geht wieder los?«
»Die alte Geschichte. Alle hundert Jahre. Die Rache des Käpt’n Rabraxus.«
»Die Rache des Käpt’n Rabraxus?«, wiederholte Peter ungläubig. »Was hat das zu bedeuten?«
Der dichte Nebel hüllte mittlerweile die Hafeneinfahrt ein und verschluckte die ersten Fischerboote. »Das will ich dir sagen, mein Junge«, antwortete der alte Mann. »Es bedeutet, dass uns großes Unheil bevorsteht.« Die Nebelwand hatte sie jetzt fast erreicht. »Oh ja, großes Unheil.« Der Fischer riss die Augen auf und reckte die Hände zum Himmel. »Diese Geschichte kennt jeder Fischer hier. Vor vielen, vielen Jahren segelte Käpt’n Rabraxus des Nachts mit seinem Handelsschiff an dieser Küste entlang. Leuchtfeuer wiesen ihm den Weg und bewahrten den Dreimaster davor, an den spitzen Felsen und Riffen zu zerschellen.« Bob sah ihn mit großen Augen an. »Und dann?«
»Und dann geschah das, was nie hätte geschehen dürfen: Der Leuchtturmwärter vergaß, sein Feuer im Turm zu schüren. Der Mann schlief einfach ein. Ihr müsst wissen, früher gab es noch kein elektrisches Licht. Die Leuchtfeuer waren tatsächlich echte Feuer.«
Jetzt hatte die Nebelwand sie erreicht. Innerhalb von Sekunden konnten die drei ??? nicht die Hand vor Augen sehen. Schlagartig wurde es noch kälter. Die feuchte Luft ließ sie erschaudern. Nur die Stimme des alten Fischers vernahmen sie noch. »Ja, so hat es sich zugetragen. In der schwarzen und nebligen Nacht war Käpt’n Rabraxus blind wie ein Maulwurf und steuerte sein stolzes Schiff direkt auf die Felsen zu. Der starke Wind und die Wellen übernahmen den Rest: Das Schiff zerbarst und versank in den Fluten. Keiner der zwanzig Seeleute überlebte. Mit seinen letzten Worten verfluchte Käpt’n Rabraxus dieses Stück Küste. Von nun an sollten alle tausend Vollmonde die toten Seeleute aus dem Meer steigen und Rache üben. Rache für das, was man ihnen angetan hatte. Rache für das erloschene Leuchtfeuer. Und es scheint, als sei es heute wieder so weit.« Peter versuchte, im Nebel etwas zu erkennen, doch nur die rauchige Stimme des Fischers drang zu ihm durch. »Und … und was stellen die toten Seeleute an Land an?«, stotterte er. »Ich meine, wie rächen die sich?«
»Fürchterlich, mein Junge. Sie rächen sich fürchterlich. Zunächst spürt man nur ihre kalten Hände. Kalt wie der Tod.« Im selben Moment fühlte Peter, wie eine nasskalte Hand ihn am Arm packte. Er wollte laut aufschreien, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Da spürte er eine zweite Hand im Nacken. Peter zuckte zusammen und erstarrte. Im selben Moment wehte eine starke Windböe durch den Hafen und trieb den dichten Nebel fort. Endlich konnten die drei ??? um sich herum wieder etwas erkennen. Und auch das Rätsel der kalten Hände löste sich auf. Es war der Fischer, der Peter mit seinen großen Gummihandschuhen gepackt hatte. Der Mann konnte sich kaum halten vor Lachen. »Beim Klabautermann! Du solltest dein Gesicht sehen.«
Peter war kreideweiß. »Das haben Sie sich alles bloß ausgedacht.«
»Nein, da stimmt jedes Wort, mein Junge. Oder seh ich aus wie ein Lügner?«
Justus stand neben den Plastikkisten und knetete seine Unterlippe, wie immer, wenn er scharf nachdachte. Plötzlich trat er einen Schritt vor. »Eine Frage hätte ich aber noch«, begann er mit ruhiger Stimme. »Woher weiß man eigentlich so viel über den Untergang? Immerhin sind alle, die auf dem Schiff waren, im Meer ertrunken. Einschließlich Käpt’n Rabraxus.« Der bärtige Mann steckte sich seine Pfeife in den Mund und sah Justus unwirsch an. »Na, du stellst Fragen. Ich bin Fischer, kein Detektiv.«
Justus hielt seinem Blick stand. »Und bei uns ist es genau umgekehrt.«
Eine zweite Windböe trieb den Rest des Nebels fort. Die ersten Sonnenstrahlen blitzten auf und die Möwen begannen wieder ihr kreischendes Konzert. Schließlich klopfte der Fischer Peter auf die Schulter. »Nichts für ungut. Ein bisschen Spaß muss sein. Wollt ihr jetzt Fisch kaufen oder mich nur von meiner Arbeit abhalten?«
Kurz darauf hatte Justus drei große Seelachse in der Kühlbox verstaut. Auf dem steilen Stück zur Küstenstraße schoben sie ihre Räder. An Peters Arm klebten immer noch Fischschuppen. »Ich habe wirklich gedacht, dass mich Käpt’n Rabraxus packt. Und wenn die Geschichte doch stimmt?« Bob tippte sich an die Stirn. »Quatsch! Jedes Wort war ganz sicher erstunken und erlogen.« Doch Peter war noch nicht überzeugt. »Und der Nebel? Der kam so plötzlich und wie aus dem Nichts. Unheimlich. Was sagst du dazu, Just?« Dieser mühte sich mit der schweren Kühlbox ab. »Wir versehen die ganze Sache am besten mit einem Fragezeichen. Für alles gibt es eine natürliche Erklärung.«
Kurze Zeit später erreichten die drei Freunde den Schrottplatz. Onkel Titus mochte es nicht, wenn man zu seinem Schrott einfach nur Schrott sagte. Für ihn waren das alles Wertstoffe. Deshalb hing ein großes Schild über dem Torbogen des Eingangs: Titus Jonas Wertstoffhandel.
Sie stellten ihre Räder ab. Onkel Titus erwartete sie bereits. »Da seid ihr ja endlich!«, rief er ihnen durchs Küchenfenster zu. »Ich hoffe, ihr habt einen guten Fang gemacht. Die Panade ist fertig und ich muss nur noch die Pfanne heiß machen.« In der Küche stand Onkel Titus am Herd und rührte in einer großen Schüssel. Dazu hatte er sich Tante Mathildas geblümte Schürze umgebunden. »Das Wichtigste für Fischstäbchen ist frischer Fisch und das Geheimrezept für meine Panade. Und nun zeigt mal, was ihr mir mitgebracht habt.« Anschließend zerteilte er die Fische mit einem scharfen Messer und legte die Stücke auf einen Teller. Bob war be