Die drei ??? und das Phantom aus dem Meer (drei Fragezeichen) - Marco Sonnleitner - E-Book

Die drei ??? und das Phantom aus dem Meer (drei Fragezeichen) E-Book

Marco Sonnleitner

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Beschreibung

In einem beschaulichen Küstenort unweit von Rocky Beach passieren seltsame Dinge: Eine Gestalt erhebt sich aus dem Meer und versetzt die Strandbesucher in Angst und Schrecken. Ein ruheloser Geist, der auf Rache sinnt? Die drei ??? fangen an zu ermitteln. Ob der neue Bewohner des alten Leuchtturms etwas damit zu tun hat? Oder der kauzige Seebär in der Hafenspelunke? Schneller, als sie denken können, verfangen sich die Detektive in einem Netz aus Lügen ...

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und das Phantom aus dem Meer

erzählt von Marco Sonnleitner

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph

Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage

der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur.

ISBN 978-3-440-13687-4

Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Peter in Not

»Ich wünschte, ich wäre ein Geist.« Bob blickte in den alten Spiegel und seufzte.

Justus sah zur Seite. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war er schon mal besser gelaunt gewesen. Viel besser. »Wieso?«, brummte er.

»Erinnerst du dich noch an das Marriott Mystery House? In dem es nur drei Spiegel gab, weil Geister angeblich verschwinden, wenn sie ihr eigenes Spiegelbild sehen?«

»Ja.«

»Deswegen wäre ich jetzt gerne ein Geist. Dann könnte ich verschwinden und müsste mich nicht mit diesem Haufen alter Spiegel herumschlagen, die deine Tante für uns ausgegraben hat.«

Der Schrottplatz der Familie Jonas war zwar in mancherlei Hinsicht ein Paradies für Justus und seine beiden Freunde: ihre Zentrale, die Freiluftwerkstatt, die Geheimgänge, mittels derer man sich ungesehen aus dem Staub machen konnte, das ganze Gerümpel, unter dem man sich verstecken oder das man zu irgendeinem Detektiv-Gerät umbauen konnte – all das war toll. Weniger toll war allerdings, dass sie sich ab und zu nützlich machen mussten, wenn sie die Vorzüge des Schrottplatzes weiterhin genießen wollten. Und dazu gehörte heute, jeden alten Spiegel, der sich auf dem Gelände fand, wieder auf Vordermann zu bringen, damit ihn Tante Mathilda und Onkel Titus gewinnbringend weiterverkaufen konnten.

»Aua!« Justus zuckte zusammen, weil er mit dem Bein an den Haufen Brennnesseln gekommen war, der neben ihm lag. »Und Brennnesseln würden uns als Geistern vermutlich auch nichts ausmachen.«

»Brennnesseln!« Der dritte Detektiv schüttelte den Kopf. »Wer hätte das gedacht, dass man mit Brennnesselwasser alte Spiegel wieder auf Vordermann bringen kann? Deine Tante sollte ein Buch über Haushaltstipps schreiben.«

»Oder darüber, wie man den eigenen Neffen und dessen Freunde quält.« Justus zog seine Gummihandschuhe aus und warf sie auf einen der Spiegel. »Ich brauche jetzt mal eine Pause. Wenn ich meine Nase noch länger verschwommen und verzerrt sehe, bekomme ich Komplexe.«

»Eine Pause wäre fantastisch.« Bob blickte sich um. »Und im Moment scheint die Luft auch rein zu sein.«

»Dann nichts wie los.«

Aber die Jungen kamen nicht weit. Auf dem Weg zur Freiluftwerkstatt holte sie ein lauter, wohlbekannter Ruf ein: »Justus! Bob! Ihr wollt doch wohl noch keine Müdigkeit vorschützen, oder?«

Justus und Bob tauschten einen resignierten Blick aus. »Auf diese Idee würden wir nie kommen«, rief der Erste Detektiv. Er drehte sich langsam um und lächelte so tapfer wie möglich. »Wir wollten uns nur eine kleine Stärkung holen.«

»Aus eurem Verlies unter dem Schrotthaufen? Aus dem ihr nie mehr auftaucht, wenn ihr mal darin verschwunden seid?« Tante Mathilda nickte dorthin, wo sie unter einem Berg von Altmetall den alten Campinganhänger vermutete, in dem sich die Zentrale der drei ??? befand.

»Kommt gar nicht infrage. Die Spiegel müssen bis morgen Abend fertig sein, wir haben schon einen Käufer für sie. Ich habe leckeren Kräutertee im Kühlschrank und ausgezeichnete Haferkekse, die ich eben aus dem Ofen geholt habe. Ein neues Rezept ohne Milch, Eier und Butter. Davon könnt ihr gerne etwas haben und danach macht ihr beiden Hübschen euch wieder hurtig an die –«

Das Telefon unterbrach Tante Mathilda. »Ich seh mal, wer das ist.«

Justus und Bob sahen sich an. Haferkekse. Ohne Milch, Eier und Butter. Das staubte schon, wenn man nur daran dachte. Kurz darauf war Tante Mathilda zurück. Und machte einen reichlich verwirrten Eindruck.

»Das ist Peter … am Apparat. Und er hört sich irgendwie … seltsam an.«

Justus eilte ins Haus und Bob folgte ihm auf den Fuß.

»Peter?«, rief Justus in den Hörer. »Wo steckst du denn?«

»Just, Gott sei Dank.« Peter klang, als wäre eine rasende Büffelherde über ihn hinweggedonnert.

»Zweiter! Was ist los? Du hörst dich schrecklich an!«

»Ich höre mich gleich noch viel schrecklicher an, wenn ihr euch nicht sofort auf den Weg macht.«

Die letzte Brücke vor Lovers Point, auf der nördlichen Seite des Wakecrest-Canyons. So hatte er es ihnen beschrieben. Aber Justus konnte ihn einfach nicht entdecken.

»Peter! Ich sehe dich nicht! Wo bist du?«

»Hier unten!«, drang es aus dem Hörer. »Beeilt euch! Ich kann mich nicht mehr lange halten!«

Der Erste Detektiv blickte den Abhang hinunter. Steine, Felsen, karges Gestrüpp. Irgendwo dort unten musste Peter sein. Er hörte ihn, aber er sah ihn nicht.

»Peter?«, rief Bob ins Handy und beugte sich noch ein Stück weiter über das Geländer. »Wir stehen genau am Anfang der Brücke.«

»Ein Stück rechts davon!«, vernahmen sie wieder Peters Stimme. Er musste wirklich ziemlich weit da unten sein. Und er schien Schmerzen zu haben. »Seht ihr nicht die Spur? Leute, ich kann nicht mehr! Und der Baum, an dem ich hänge, auch nicht!«

»Halt durch, Zweiter!« Justus konzentrierte sich auf den Bereich direkt unterhalb des Weges. Und dann sah er es. Eine Schleifspur. Dort musste Peter hinabgerutscht sein. »Ja! Ich hab die Spur! Warte!«

Die beiden Jungen liefen auf dem Weg ein paar Meter zurück und schauten wieder in den Canyon hinunter. Gestrüpp, Felsen, Erde – und etwas Rotes!

»Peter!« Bob drängte sich wieder an das Handy. »Ich sehe was Rotes! Hast du was Rotes an?«

»Ja! War mal ’n T-Shirt. Ich kann nicht mehr lange, Kollegen!«

»Okay! Wir holen dich rauf!«, rief Justus nach unten. »Wir sind gleich da!«

»Gut. Macht schnell!«

Bob verknotete das Seil am Geländer und wickelte es sich einmal um die Hüfte. Dann stellte er sich mit dem Rücken zum Abhang. »Drück uns die Daumen, Just!«

»Alle, die ich habe. Seid vorsichtig!« Justus versuchte ein aufmunterndes Lächeln. Aber die Sorge um seine Freunde war ihm deutlich anzumerken.

Der dritte Detektiv machte sich auf den Weg in die Schlucht. Schritt um Schritt hangelte er sich den steilen Abhang hinab. Er durfte gar nicht daran denken, dass Peter hier hinuntergeschlittert war. Schon mit Seil war das alles andere als ungefährlich. Ohne Seil war es mörderisch.

Bob schätzte, dass Peter mindestens dreißig Meter tiefer lag. Zum Glück hatten sie das Fünfzig-Meter-Seil dabei. Aber was erwartete ihn da unten? Hatte sich Peter verletzt? Vielleicht sogar etwas gebrochen? Am Telefon hatte er davon nichts gesagt. Und er hätte sie doch bestimmt gebeten, den Notarzt mitzubringen, wenn er sich ernstlich wehgetan hätte, oder? Bob verdrängte den Gedanken und arbeitete sich weiter nach unten. Er achtete dabei ganz besonders darauf, keine größeren Steine loszutreten, die Peter treffen könnten. Das war nicht einfach. Der Hang war so steil, dass alles, was man nur antippte, ins Rutschen und Rollen geriet.

Es dauerte eine Ewigkeit, bis Bob endlich Peters T-Shirt wenige Meter unter sich entdeckte. Offensichtlich hatte ein kleiner Baum Peters Fall gestoppt. »Bin gleich bei dir!«, rief er in die Tiefe.

»Wird auch Zeit, die Wurzeln –« Peter stieß einen entsetzten Schrei aus.

»Was ist los?« Der dritte Detektiv starrte nach unten.

»Bob! Der Baum! Er gibt nach! Beeil dich! Mach schon!«

»Oh, verdammt!« Bob lockerte seinen Griff und seilte sich so schnell ab, wie es ihm möglich war.

»Bob!«

»Ja, ich mach ja schon!« Das Seil surrte durch Bobs Hände. Es brannte auf seiner Haut wie Feuer.

»Bob!«

Der dritte Detektiv blickte über seine Schulter nach unten. Peter hing in einer kleinen Kiefer. Irgendwie hielt er sich dort mit Händen und Füßen fest. Aber das Bäumchen hatte sich unter seinem Gewicht schon gefährlich weit in die Schlucht geneigt. Und als Bob zur Wurzel blickte, konnte er förmlich zusehen, wie sie aus dem steinigen Erdreich glitt. Es war nur eine Frage von Sekunden, bis …

Bob machte noch zwei große Sprünge die Wand hinab, dann war er neben Peter. Keinen Moment zu früh. Ihre Blicke trafen sich in dem Augenblick, als die Wurzel mit einem hässlichen Knirschen riss und der Baum in den Canyon kippte.

»Verdammt!«, schrie Peter.

»Hab ich dich!« Bob packte seinen Freund am Hosenbund, während der Baum polternd den Canyon hinunterrutschte.

»Was ist da unten bei euch los?«, rief Justus von oben.

»Alles klar!« Bob bugsierte Peter näher an den Hang. »Ich hab ihn!«

»Super!«

Peter stützte sich an der Canyon-Wand ab und griff nach dem Seil. »Das war haarscharf!«

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