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Der Roman zur neuen Hörspieltour – genauso spannend wie das Live-Event mit den Sprechern der berühmten Detektive! Erzählt von Hendrik Buchna, nach einem Bühnenstück von Andreas Fröhlich. Eine alte Bekannte bittet die drei ??? darum auf ihren Hund aufzupassen. Doch das anfangs harmlose Hunde-Sitting ist nur der Auftakt zu einem mysteriösen Fall, der die drei Detektive an geheimnisvolle Orte und in mehr als brenzlige Situationen bringt. Als ihnen klar wird, wer hinter den Kulissen die Fäden zieht, ist es zu spät – die drei ??? sind in akuter Lebensgefahr.
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und der dunkle Taipan
erzählt von Hendrik Buchnanach einem Bühnenstück von Andreas Fröhlich
Kosmos
Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin
Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage
der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)
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© 2019, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan
Based on characters by Robert Arthur
ISBN 978-3-440-15798-5
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Wie eine unsichtbare Glocke hing die kalifornische Sommerhitze an diesem frühen Nachmittag über dem Gelände des »Gebrauchtwarencenters T. Jonas«. Und über der Zentrale der drei ???. Noch dazu herrschte im Detektivbüro seit Langem totale Flaute, weit und breit war kein Auftrag in Sicht. Vor allem Justus Jonas schlug die Untätigkeit immer stärker aufs Gemüt, was er seine Freunde Peter Shaw und Bob Andrews deutlich spüren ließ. Ständig dachte er sich neue Aufgaben aus, um die »detektivische Routine« auch jetzt in den Ferien nicht einrosten zu lassen. Derzeit stand eine komplette Neusortierung ihres Fall-Archivs auf dem Programm.
Die angespannte Stille in der Zentrale – einem Wohnwagen, der unter einem Berg Gerümpel verborgen auf dem Schrottplatz von Justus’ Onkel Titus und seiner Tante Mathilda stand – wurde lediglich vom an- und abschwellenden Summen des alten Schwenk-Ventilators durchdrungen. Die einschläfernde Gleichtönigkeit dieses Geräuschs nagte neben den hohen Temperaturen zusätzlich an der Konzentrationsfähigkeit.
Leise stöhnend strich sich Peter durchs verschwitzte Haar und tackerte mit der anderen Hand zwei Papierbögen zusammen. Der Zweite Detektiv konnte sich ungefähr siebenundachtzig Orte vorstellen, an denen er sich lieber befinden würde. Angefangen bei einer Luftmatratze auf dem offenen Pazifik über eine mit Eiswürfeln gefüllte Badewanne bis hin zu einem Iglu am Nordpol. Verärgert deutete er auf den ruckelnden Ventilator. »Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen – diese klapprige Krücke bringt genau null Kühlung, sondern schiebt nur den heißen Mief hier drin hin und her!« Mit leidendem Gesichtsausdruck blickte er seine Freunde an. »Findet ihr nicht auch, dass es mal an der Zeit wäre, sich eine echte Klimaanlage zu gönnen?«
»Diesem Vorschlag schließe ich mich an«, murrte Bob, während er mehrere lose Notizzettel in eine blaue Mappe steckte.
Mit steil hochgezogener linker Augenbraue blickte der Erste Detektiv von einem Stapel Fotos auf, den er gerade chronologisch ordnete. Dann legte er mit übertriebener Langsamkeit den Kopf schief. »Zwei Fragen zu diesem Thema. Erstens: Habt ihr eine Ahnung, wie teuer eine halbwegs gute Klimaanlage ist? Zweitens: Wie hoch genau waren unsere Einnahmen in der letzten Zeit?« Auf das betretene Schweigen hin verschränkte Justus die Arme vor der Brust. »Kollegen, auch mir würden problemlos zig Dinge einfallen, die ich bei diesem Wetter lieber machen würde als diesen Bürokram. Aber eine Aufarbeitung unseres Archivs war längst überfällig.« Er tippte auf ein vor ihm liegendes Thermometer. »Und da es am Wochenende noch deutlich heißer werden soll, wollt ihr dann ja mit Sicherheit erst recht nicht in unserer kuscheligen Konservendose hocken, stimmt’s?«
Statt einer Antwort setzten Peter und Bob stumm die Arbeit fort. Die folgenden zwanzig Minuten verliefen weitgehend ereignislos, wenn man mal von dem mittelgroßen Wutanfall absah, den Justus zwischenzeitlich bekam. In einem unaufmerksamen Moment hatte er einen wichtigen Zeitungsausschnitt mit der falschen Seite nach oben in eine Fallmappe eingeklebt. Beim Versuch, ihn vorsichtig wieder abzulösen, riss das Blatt darunter ein, dessen Rückseite mit Protokollaufzeichnungen eng beschrieben war.
»Mann – heute geht aber auch alles schief!«, stieß Justus so laut hervor, dass der zahme Mynahvogel der drei ??? aufgeregt in seinem Käfig zu krächzen begann.
»Da guckste in die Röhre, was?!«
Genervt wedelte der Erste Detektiv in der Luft herum. »Halt den Schnabel, Blacky!«
Besänftigend hob Peter die Hände. »Nun mal immer mit der Ruhe, Chef. Ist doch kein Grund, hier durchzudrehen.«
Justus schnaufte kurz, dann straffte er sich. »Du hast ja recht. Ich … bin einfach unterfordert, und dann –«
»… wirst du unausstehlich, schon klar«, ergänzte Bob. »Dabei gibt es für das Missgeschick eine ganz einfache Lösung: Ich durchstöbere das Online-Archiv der Zeitung nach dem Artikel und drucke ihn dann aus.«
»Gute Idee«, pflichtete Peter bei. »Damit überkleben wir das Original, flicken auf diese Weise gleich den Riss und retten auch die Rückseite.«
Schmunzelnd blickte Bob zum Ersten Detektiv hinüber. »Währenddessen solltest du dir vielleicht einen Johanniskraut-Tee machen. Der hellt die Stimmung auf.«
»Zur Stimmungsaufhellung brauche ich keinen Tee, sondern einen neuen Fall«, knurrte Justus. »Aber vielleicht finde ich alternativ ja irgendetwas Schönes im Kühlschrank.«
Peter räusperte sich vielsagend. »Wenn du unter ›schön‹ eine halbe Dose Sardinen und vergammelten Orangensaft verstehst, wirst du deine helle Freude haben.«
Justus kam nicht mehr dazu, auf diese ernüchternde Information zu reagieren, denn plötzlich erklang draußen ein metallisches Rumpeln und anschließend energisches Klopfen.
»Da … ist jemand am Notausgang vier.« Verdutzt blickte Bob den Ersten Detektiv an. »Aber wir –«
Weiter kam er nicht, denn nun ertönte eine nur allzu bekannte Stimme. »Hallooo? Wärt ihr geneigt, mich reinzulassen, oder brauche ich erst Passierschein A-38?«
»Allie?!«, kam es wie aus einem Mund.
Die drei Detektive hatten in der Vergangenheit bereits bei mehreren Fällen mit Allie Jamison zusammengearbeitet. Doch seit sie ins Internat zurückgekehrt war, hatten die Jungen nichts mehr von ihr gehört, worüber vor allem Justus nicht undankbar war. Er fand das eigensinnige und überaus durchsetzungsstarke Mädchen mitunter ziemlich anstrengend. Dass Allie ohne vorherige Ankündigung nun plötzlich vor der rostigen, unter diversem Baumaterial versteckten Schiebetür stand, passte absolut ins Bild. Es war nicht das erste Mal, dass sie ungefragt diesen inzwischen eigentlich stillgelegten Geheimzugang zur Zentrale benutzte.
Dennoch bemühte sich Justus um ein halbwegs glaubhaftes Lächeln, als er der unerwarteten Besucherin öffnete. »Allie – was für eine Überraschung.« Justus machte eine einladende Handbewegung. »Komm doch herein.«
»Ist ja komisch«, erwiderte das hochgewachsene Mädchen mit dem hellbraunen Pferdeschwanz schnippisch. »Genau diesen Plan hatte ich auch gerade.«
Als wäre das letzte Treffen erst gestern gewesen, ging Allie mit einem beiläufigen Schulterklopfer an Justus vorbei, warf Peter und Bob ein fröhliches »Hallo, Jungs!« zu und setzte sich dann wie selbstverständlich auf den nun freien Bürostuhl des Ersten Detektivs. Lässig ließ sie neben sich eine große Plastiktüte zu Boden fallen.
Zur Überraschung seiner Freunde reagierte Justus auf Allies forsches Auftreten jedoch nicht mit der üblichen Verärgerung, sondern betont freundlich. »Bob, möchtest du unserem lieben Gast nicht etwas zu trinken anbieten?« Leise schob er nach: »Aber nicht den Saft!« Dann wies der Erste Detektiv mit tadelnder Miene auf den übervollen Schreibtisch. »Und du, Peter – mach doch mal ein bisschen Ordnung. Hier sieht’s ja aus, als wäre ein Papiercontainer explodiert.«
Seine Freunde kamen den Aufforderungen nach, warfen einander aber verunsicherte Blicke zu. Was war denn in Justus gefahren? Normalerweise verhielten er und Allie sich wie Hund und Katze, doch davon war jetzt – zumindest seitens des Ersten Detektivs – nicht das Geringste zu spüren.
Und dann ging Bob und Peter ein Licht auf. Ihr Freund verhielt sich nicht normal, weil die Situation nicht normal war. Justus suchte seit einer Ewigkeit händeringend nach einem neuen Fall – und genau den erhoffte er sich nun von Allie!
Wie zur Bestätigung trat der Erste Detektiv näher an den Tisch heran und legte jetzt breit lächelnd den Kopf schief. »Dann kommen wir doch direkt zur Sache. Wie können die drei ??? dir weiterhelfen, Allie? Steckt deine Tante Patricia mal wieder in Schwierigkeiten?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein, ihr geht’s bestens. Momentan ist sie glückliche Anhängerin eines babylonischen Astro-Gurus, also alles wie immer.«
»Dann geht es um deinen Onkel Harry in New Mexico?«, wollte Peter wissen.
»Nee, auch da läuft’s prima wie eh und je. Weihnachtsbäume sind ja ein krisensicheres Geschäft. Momentan genießt er seinen Urlaub in Florida.«
Nachdenklich kratzte sich Bob am Kinn. »Also handelt es sich um deine Eltern?«
»Ach was.« Allie winkte ab. »Mom und Dad sind putzmunter und gerade irgendwo auf Grönland unterwegs.«
»Aha.« Der Erste Detektiv blinzelte irritiert. »Nun … in der Vergangenheit hast du uns ja einige interessante Fälle verschafft. Deshalb bin ich natürlich sehr gespannt, um was es sich diesmal handelt.«
Das sonst so selbstbewusste Mädchen wirkte plötzlich erstaunlich gehemmt. »Tja …«
»Irgendein mysteriöser Fluch?«, hakte Justus hoffnungsvoll nach.
»Nun …« Drucksend rutschte Allie auf ihrem Stuhl herum.
»Ein dubioser Betrüger?«
»Also …«
Aufgeregt beugte sich Justus zu Allie vor. »Oder ist es eine rätselhafte Botschaft? Das ist es, richtig?«
»Herrje, nun lass sie doch mal zu Wort kommen«, forderte Bob ungehalten.
Mit beschwichtigender Geste wandte sich Peter an die Besucherin. »Du musst Justus entschuldigen. Seit über drei Wochen sind wir praktisch arbeitslos.«
»Und deshalb ist unser Chef wohl ein wenig unterzuckert«, ergänzte Bob mit rollenden Augen.
»Verstehe …« Allie gab einen leisen Seufzer von sich. »Die Sache ist die: Ich brauche eure Hilfe bei einem Problem.«
Enthusiastisch klatschte Justus in die Hände. »Sehr gut!«
»Es geht um Folgendes«, fuhr das Mädchen fort, ohne auf diesen wenig einfühlsamen Kommentar einzugehen. »Seit Ferienbeginn mache ich ein Praktikum bei der Rocky Beach Today.«
»Klasse!« Bob war sichtlich beeindruckt. »Wie bist du denn dazu gekommen?«
»Ich habe mich vom Internat aus dafür beworben«, erwiderte Allie. »In den letzten Ferien habe ich als Synchronsprecherin für Computerspiele in Los Angeles gejobbt. Das hatte ich über meine Schauspielkurse vermittelt bekommen. Aber da hockt man den ganzen Tag im dunklen Studio, das hing mir irgendwann zum Hals raus.«
Peter nickte verständnisvoll. »Kann ich mir vorstellen.«
»Na ja, und weil ich ein neugieriger Mensch mit einer ziemlich guten Spürnase bin, habe ich mich dazu entschlossen, mal in die Welt des Journalismus reinzuschnuppern.«
»Und die Wahl fiel auf Rocky Beach, weil du im Haus deiner Eltern sturmfreie Bude hast«, folgerte Bob.
»Genau. Am ersten Tag in der Redaktion habe ich nur Kaffee gekocht und den Leuten im Weg gestanden, aber seit heute …«, geheimnisvoll senkte Allie die Stimme, »habe ich meine erste eigene Story.«
»Echt?«, horchte Peter auf. »Erzähl!«
»Eine ganz heiße Sache, die ich selber an Land gezogen hab.« Das Mädchen verengte die Augen. »Bis jetzt weiß die Öffentlichkeit noch gar nichts davon. Ich habe es heute Morgen aus erster Hand von meiner Freundin Linda Belcovich erfahren, die am Tatort manchmal als Putzkraft arbeitet.«
»Einen Tatort haben wir also schon«, stellte Justus mit spürbarer Begeisterung fest. Er war wie ausgewechselt. »Wunderbar, das klingt vielversprechend – weiter, Allie!«
»Vor vier Tagen ist jemand nachts in ein Lager der Art Gallery Hall eingebrochen und hat ein Riesenchaos hinterlassen. Kein Gegenstand ist mehr am richtigen Platz – wahrscheinlich sollte auf diese Weise ein Diebstahl verschleiert werden.« Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Noch ist aber völlig unklar, was – wenn überhaupt – gestohlen wurde.«
»Und jetzt kommen die drei ??? ins Spiel«, folgerte Justus euphorisch. »Großartig, Allie! Da bist du bei uns genau an der richtigen Adresse.« Mit leuchtenden Augen richtete er sich an Peter und Bob. »Kollegen, als Erstes sollten wir uns zur Beschaffung weiterer Details an Inspektor Cotta wenden.«
Zaghaft hob Allie den Zeigefinger. »Das Problem ist –«
Peter schüttelte den Kopf. »Das geht nicht. Cotta ist im Urlaub – drei Wochen angeln an der Chesapeake Bay.«
»Ach ja, stimmt«, erwiderte der Erste Detektiv.
»Das Problem ist –«, setzte Allie erneut an, wurde jedoch wieder unterbrochen.
»Wenn Cotta nicht da ist, übernimmt Goodween«, stellte Bob fest.
Peter runzelte die Stirn. »Solange die Polizei noch völlig im Dunkeln tappt, ist doch eigentlich egal, wer unser Ansprechpartner ist.«
»Korrekter Einwand«, stimmte Justus zu. »Zuerst sollten wir also diese Linda kontaktieren, schließlich ist sie –«
Energisch stampfte Allie mit dem Fuß auf. »Das Problem ist nicht der Einbruch, sondern Queenie!«
Peter blinzelte verdutzt. »Dein Pferd?«
»Nein, nicht Queenie I, und auch nicht mein Auto, Queenie II. Ich meine Queenie III, meinen Hund.«
»Du hast einen Hund?«, fragte Bob überrascht.
»Ja, seit Kurzem.« Ein versonnenes Lächeln huschte über Allies Gesicht. »Einen kleinen Zwergpinscher.«
»Niedlich«, kommentierte Peter.
Das Mädchen geriet nun regelrecht ins Schwärmen. »Wir haben uns auf der Stelle ineinander verliebt. Sie ist so was von süß und absolut folgsam. Bellen tut sie fast überhaupt nicht. Nachts kuschelt sie sich an mich wie ein Baby. Und wenn ich morgens aufwache, dann lächelt sie mich mit großen Augen an, als wollte sie sagen: ›Komm, lass uns heute etwas Schönes unternehmen!‹«
»Ich ahne etwas …«, murmelte Justus, dessen gute Laune sich während der letzten Sekunden schlagartig verflüchtigt hatte.
»Aber was rede ich hier lange?«, fuhr Allie munter fort. »Ich hol sie mal rein – ich hab sie draußen angeleint.« Ohne auf Zustimmung zu warten, huschte das Mädchen durch die Schiebetür und kehrte wenig später mit einem schwarzbraunen, aufgeregt zappelnden Mini-Hund auf dem Arm zurück.
In der Zentrale wand sich die kleine Pinscherdame frei, hopste auf den Boden und schoss direkt auf Peter zu. Mit wedelndem Schwanz sah sie aus großen Augen zum Zweiten Detektiv auf.
Der hockte sich begeistert zu ihr und begann, sie ausgiebig zu streicheln. »Ach, ist die goldig. Diese winzigen Pfötchen! Und was hast du für ein tolles blinkendes Halsband!«
Skeptisch beäugte Bob das Treiben. »Und was ist das Problem mit Queenie?«
»Das Problem ist …«, begann Allie, war jedoch sofort wieder abgelenkt. Strahlend blickte sie den Zweiten Detektiv an. »Oh, sieh doch mal, wie Queenie dich anlächelt, Peter! Bei Fremden kenne ich das so gar nicht von ihr.«
Bob gab einen demonstrativen Huster von sich, während Justus vollständig verstummt war.
»Also …« Verlegen strich sich das Mädchen eine Haarsträhne aus der Stirn. »Ich sagte ja schon, dass ich meinen ersten Auftrag habe. Für die Rocky Beach Today soll ich über den Einbruch beim Museum berichten. Das bedeutet, dass ich in den nächsten Tagen viel Zeit in der Redaktion verbringen werde. Das Problem dabei ist …«
»Oh nein …«, hauchte Justus mit versteinerter Miene.
»… dass Tiere in den Redaktionsräumen verboten sind. Bis gestern ist ein Freund als Hundesitter eingesprungen, aber übers Wochenende ist er unterwegs.« Allie setzte ihren treuherzigsten Blick auf. »Und weil meine Eltern und Tante Patricia ja ausfallen, wollte ich euch fragen, ob ihr …«
Justus schloss verzweifelt die Augen. »Bitte, sag’s nicht …«
»… auf Queenie aufpassen könnt – nur für zwei oder drei Tage.«
Bob ließ enttäuscht die Schultern hängen. »Also … hast du gar keinen Fall für uns?«
»Nei-hein!«, fauchte Justus. »Hat sie nicht!«
»Doch!«, widersprach Allie mit Nachdruck. »Einen Notfall! Bitte … Ich kann mit Queenie nicht an meinem Artikel arbeiten – und ihr habt doch gerade nichts zu tun.«
»Erinnere ihn bloß nicht daran«, mahnte Peter und sah besorgt zu Justus.
Mit flehentlichem Gesichtsausdruck wandte sich Allie an den Ersten Detektiv. »Ich kann deine Enttäuschung ja verstehen. Aber ich will der Redaktion unbedingt beweisen, dass ich den Job bewältigen kann. Verstehst du?«
»Mm …«, grummelte Justus mit verschränkten Armen. Sein Widerstand schien jedoch bereits zu bröckeln.
»Ihr würdet mir wirklich einen Riesengefallen tun«, fuhr das Mädchen eifrig fort, während sie in der Tüte zu wühlen begann. »Ich habe schon alles mitgebracht: Leckerlis, Fressschälchen, Spielball, Kotbeutel, Quietsch-Truthahn …«
Justus lächelte gequält. »Und ich hatte gedacht, in der Tüte sind Beweismittel für unseren neuen Fall.«
»Hey, du hast recht, Allie!«, meldete sich nun Peter wieder zu Wort. Hingerissen hielt er den kleinen Hund in die Höhe. »Queenie lächelt mich wirklich an!«
»Ihr seid echt ein Super-Gespann.« Allie strahlte hoffnungsvoll. »Als Gegenleistung für eure Mühe könnte ich versuchen, die Redaktion von einer Homestory bei euch zu überzeugen. Das wäre doch was, oder?«
»Nein danke.« Der Erste Detektiv schnaufte spöttisch. »Auf Artikel wie ›Die drei ??? und der lächelnde Zwergpinscher‹ können wir gut und gerne verzichten.« Er gab einen langen Seufzer von sich. Dann nickte er schicksalsergeben. »Also einverstanden. Aber höchstens bis übermorgen.«
»Danke, ihr seid die Besten!«, jubelte das Mädchen. Aufgekratzt gab Allie den Jungen einige Anweisungen zum Umgang mit Queenie, sortierte hastig das Futter für die nächsten zwei Tage und gab ihrem Hund zum Abschied einen Kuss auf die Stirn. Dann winkte sie freudig in die Runde, rief: »Macht’s gut, ihr vier Süßen!«, und entschwand genauso eilig, wie sie aufgetaucht war.
Kopfschüttelnd schob Peter die Schiebetür hinter ihr zu. »Der reinste Wirbelwind – die war ja noch aufgedrehter als sonst, nicht zu glauben …«
»Ich bin selbst schon ganz hibbelig«, pflichtete Bob bei.
Sichtlich mitgenommen ließ sich Justus auf seinen Drehstuhl plumpsen. »So … jetzt brauche ich einen Doppelten.«
Entgeistert sah Peter ihn an. »Schnaps??«
»Johanniskraut-Tee.«
Eine knappe Stunde später – Peter kam gerade von seiner ersten Gassi-Runde mit Queenie zurück in die Zentrale – klingelte das Telefon.
Nachdem Justus den Verstärker eingeschaltet hatte, nahm er den Hörer ab. »Hier Justus Jonas von den drei Detektiven?«
Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine männliche Telefonbandstimme. »Guten Tag, dies ist ein Anruf aus dem California Staatsgefängnis in Lancaster. Das Gespräch wird aus Sicherheitsgründen überwacht und aufgezeichnet. Danke, dass sie sich für den Service von ›Inmatetics‹ entschieden haben. Das Gespräch startet jetzt.«
Perplex schauten die Jungen einander an.
Kurz darauf erklang die heisere Stimme eines offenbar sehr nervösen Mannes. »Hallo?«
»Hallo. Wer spricht denn da, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich Justus.
»Mein Name spielt keine Rolle«, wiegelte der Fremde ab. »Bin ich mit den drei ??? verbunden?«
»Das sind Sie in der Tat.« Der Erste Detektiv zögerte. »Wenn ich … die Bandansage richtig verstanden habe, rufen Sie aus dem Gefängnis an. Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie dort Insasse sind?«
»Ja, gehst du, und auf absehbare Zeit wird sich daran auch nichts ändern, schätze ich.«
»Aha …«, erwiderte Justus befangen. »Und wie können wir Ihnen weiterhelfen?«
»Hör zu – seid ihr daran interessiert, einen Auftrag zu übernehmen?«
Mit erhobenen Augenbrauen blickte Justus seine Freunde an. »Nun, grundsätzlich sind meine Kollegen und ich jedem neuen Fall gegenüber aufgeschlossen. Um was geht es denn genau?«
Die Antwort war ebenso kurz wie seltsam. »Um den dunklen Taipan.«
»Taipan??«, entfuhr es Peter. »Ist das eine Automarke?«
»Eine Giftschlange«, gab Justus im Flüsterton zurück.
»Ich kann jetzt nicht alles erzählen, die Zeit rennt uns davon!«, zischte der Fremde gehetzt. »Nur so viel: Der dunkle Taipan hat sich auf ganz besondere Beute spezialisiert, die euch drei Detektiven nicht unbekannt ist.«
Justus horchte auf. Die Sache wurde immer sonderbarer. »Wie darf ich das verstehen?«
»Du wirst es verstehen, wenn ihr den Auftrag annehmt! Also, wie entscheidet ihr euch?«
Justus runzelte die Stirn. Auch Bob und Peter wirkten ziemlich ratlos. »Für eine solche Entscheidung benötigen wir zunächst nähere Informationen«, erwiderte der Erste Detektiv.
Doch der Anrufer ging nicht darauf ein. »Ihr müsst euch heute nach Einbruch der Dunkelheit zu Tante Cleo begeben. Hast du kapiert?«
Der Erste Detektiv legte den Kopf schief. »Tante Cleo? Aber –«
»Pass auf«, unterbrach ihn der Fremde, »hier haben die Wände Ohren. Ihr müsst unter Tante Cleos Veranda in Rocky Beach das Nest ausheben. Am besten nehmt ihr eine Schaufel mit.«
Kopfschüttelnd tippte sich Bob an die Stirn.
»Und … wo genau finden wir diese ominöse Tante Cleo?«, fragte Justus zögerlich.
»Hast du was zu schreiben?«
Rasch zückte Bob sein Notizbuch nebst Kugelschreiber.
»Wir hören«, bestätigte Justus.
Der nun folgende Satz steigerte die Verwirrung der drei Jungen nochmals. »Ich fraß treu von elf Yaks, mit Bart verreckt. 62413695 … Habt ihr das?«
Der Erste Detektiv atmete tief ein. »Ja, aber ich muss Sie bitten –«
»Das ist alles, was ich euch sagen kann. Eine Sache noch: Seid ihr schon mal am Baikalsee gewesen? Ich nur dreimal.«
Dann knackte es in der Leitung und das Freizeichen erklang.