Die dunklen Lichtjahre - Brian W. Aldiss - E-Book

Die dunklen Lichtjahre E-Book

Brian W. Aldiss

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Beschreibung

Wie werden intelligente Lebewesen von einem anderen Planeten wohl aussehen? Gehen sie, so wie wir Menschen, aufrecht auf zwei Beinen? Oder tragen sie Kleidung? Als die Menschen zum ersten Mal auf die Utod stoßen – rhinozerosähnliche Kolosse mit sechs Beinen und grauer Haut, die sich am liebsten in ihren eigenen Exkrementen wälzen –, halten die Forscher sie für Tiere. Sie machen Jagd auf die großen Pazifisten, die obendrein keine Schmerzen empfinden können. Doch dann stellt ein Mitglied des Forscherteams die Intelligenz der Utod fest – und muss sich mit der Frage auseinandersetzen, was »intelligentes Leben« eigentlich bedeutet ...

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BRIAN W. ALDISS

 

 

 

DIE DUNKLEN LICHTJAHRE

 

Roman

 

 

 

 

WILHELM HEYNE VERLAG

MÜNCHEN

Das Buch

Wie werden intelligente Lebewesen von einem anderen Planeten wohl aussehen? Gehen sie, so wie wir Menschen, aufrecht auf zwei Beinen? Oder tragen sie Kleidung? Als die Menschen zum ersten Mal auf die Utod stoßen – rhinozerosähnliche Kolosse mit sechs Beinen und grauer Haut, die sich am liebsten in ihren eigenen Exkrementen wälzen –, halten die Forscher sie für Tiere. Sie machen Jagd auf die großen Pazifisten, die obendrein keine Schmerzen empfinden können. Doch dann stellt ein Mitglied des Forscherteams die Intelligenz der Utod fest – und muss sich mit der Frage auseinandersetzen, was »intelligentes Leben« eigentlich bedeutet …

 

 

 

 

Der Autor

Brian Wilson Aldiss, OBE, wurde am 18. August 1925 in East Dereham, England, geboren. Nach seiner Ausbildung leistete er ab 1943 seinen Wehrdienst in Indien und Burma, und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb er bis 1947 auf Sumatra, ehe er nach England zurückkehrte, wo er zunächst als Buchhändler arbeitete. Dort begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, anfangs noch unter Pseudonym. Seinen Durchbruch hatte er mit Fahrt ohne Ende, einem Roman über ein Generationenraumschiff. Zu seinen bekanntesten Werken gehören Der lange Nachmittag der Erde, für das er 1962 mit dem Hugo Award ausgezeichnet wurde, und die Helliconia-Saga, mit der er den BSFA, den John W. Campbell Memorial Award und den Kurd Laßwitz Preis gewann. Brian Aldiss starb am 19. August 2017 im Alter von 92 Jahren in Oxford.

 

Erfahren Sie mehr über Brian W. Aldiss und seine Werke auf

www.diezukunft.de

 

 

 

 

 

www.diezukunft.de

 

 

Titel der Originalausgabe

 

THE DARK LIGHT YEARS

 

Aus dem Englischen von Hans Maeter

 

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

 

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Überarbeitete Neuausgabe

Copyright © 1964 by Brian W. Aldiss

Copyright © 2020 der deutschsprachigen Ausgabe by

Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Covergestaltung: Nele Schütz, München

Satz: Thomas Menne

 

ISBN 978-3-641-25661-6V001

 

 

 

»O dunkel, dunkel, dunkel. Sie alle gehen in die Dunkelheit,

Die leeren interstellaren Räume, die Leere in der Leere,

Die Kapitäne, Handelsherren, bedeutende Literaten,

die großzügigen Gönner der Künste, die Staatsmänner und Herrscher …«

 

T. S. Eliot

Kapitel 1

 

Am Boden sprossen neue Grashalme in Chlorophyllgewändern. Auf den Bäumen wuchsen Zungen von Grün aus Ästen und Zweigen, rankten sich um sie herum – bald würde es hier aussehen wie der Versuch eines verrückten Erdenkindes, Weihnachtsbäume zu zeichnen –, als der Frühling wieder allen wachsenden Dingen auf der südlichen Halbkugel von Dapdrof die Sporen gab.

Nicht dass die Natur auf Dapdrof freundlicher wäre als anderswo. Selbst wenn sie die wärmeren Winde über die südliche Hemisphäre schickte, ließ sie über den größten Teil der nördlichen einen eisigen Monsun fegen.

Auf Gravitationskrücken gestützt, stand der alte Aylmer Ainson vor seiner Tür, kratzte sich langsam den Kopf und starrte die knospenden Bäume an. Selbst die dünnsten, äußersten Zweige bewegten sich kaum, obwohl eine ziemlich scharfe Brise wehte.

Dieser Bleieffekt wurde von der Schwerkraft hervorgerufen; Zweige wogen, wie alles andere auf Dapdrof, dreimal so viel wie auf der Erde. Ainson war an dieses Phänomen seit Langem gewöhnt. Sein Körper war dabei gebeugt und hohlbrüstig geworden. Sein Gehirn war bei diesem Prozess auch gebeugt worden.

Glücklicherweise war er nicht von dem Verlangen nach der Wiedereroberung der Vergangenheit befallen worden, das so viele Menschen niedermacht, bevor sie in die mittleren Jahre kommen. Der Anblick von jungen, grünen Blättern erweckte in ihm nur eine sehr vage Nostalgie, rief nur eine schwache Erinnerung daran wach, dass er seine Kindheit unter Laub verbracht hatte, das stärker auf einen April-Zephyr reagiert hatte – auf Zephyre außerdem, die hundert Lichtjahre entfernt geweht hatten. Es stand ihm frei, vor der Tür zu stehen und den größten Luxus eines Menschen zu genießen: einen leeren Verstand.

Träge beobachtete er Quequo, das weibliche Utod, die zwischen ihren Salatbeeten und unter den Ammp-Bäumen entlanglief, um ihren Körper in den Schlamm zu werfen. Die Ammp-Bäume waren immergrün, im Gegensatz zu den anderen Bäumen innerhalb von Ainsons Umzäunung. Im Laub an ihren Spitzen saßen große, vierflügelige, weiße Vögel, die sich gerade dazu entschlossen loszufliegen, als Ainson zu ihnen hinaufblickte; sie flatterten durch die Luft wie riesige Schmetterlinge und warfen ihre Schatten auf das Haus, als sie an ihm vorbeiflogen.

Doch das Haus war bereits von ihren Schatten bedeckt. Ainsons Freunde hatten in einem Drang, Kunstwerke zu schaffen, der sie vielleicht einmal in einem Jahrhundert überfiel, die weißen Wände seines Hauses mit einem wirren Durcheinander von Silhouetten aufwärts strebender Vogelkörper und -schwingen bemalt. Die Lebhaftigkeit dieses Musters schien das niedrige Haus gegen die Schwerkraft aufschweben zu lassen; doch das schien nur so, denn in diesem Frühjahr war der Firstbalken aus Neoplastik durchgesackt, und die Stützwände wölbten sich erheblich nach außen.

Dies war der vierzigste Frühling, den Ainson über sein Stück Land von Dapdrof ziehen gesehen hatte. Selbst der durchdringende Gestank der Suhlen roch jetzt nur noch heimelig. Während er ihn in die Nase zog, kratzte ihm sein Grorg − oder Parasitenfresser − den Kopf; Ainson griff nach oben und kraulte den Schädel des kleinen, eidechsenartigen Tiers. Er wusste, was das Grorg wirklich wollte, doch um diese frühe Stunde, wenn erst eine der Sonnen am Himmel stand, war es noch zu kalt, um mit Snok Snok Karn und Quequo Kifful und ihren Grorgs im Schlamm zu suhlen. »Mir ist kalt, wenn ich hier draußen stehe«, rief er Snok Snok in der utodianischen Sprache zu, »ich gehe wieder hinein und lege mich hin.«

Der junge Utod blickte auf und streckte zwei seiner Glieder aus, um zu sagen, dass er verstanden habe. Das war gut. Selbst nach einem Studium von vierzig Jahren fand Ainson die utodianische Sprache voller Stolperdrähte. Er war nicht sicher, ob er nicht gesagt hatte: »Der Bach ist kalt, und ich gehe jetzt hinein, um ihn zu kochen.« Den richtigen, von Pfeifen untermalten Schrei zu finden war nicht leicht; er besaß nur eine Gehöröffnung im Gegensatz zu Snok Snoks acht. Er schwang seine Krücken herum und ging ins Haus.

»Seine Sprache ist schwieriger zu verstehen als vorher«, bemerkte Quequo. »Wir hatten genug Schwierigkeiten, ihn zu lehren, wie man kommuniziert. Er ist kein sehr effizienter Mechanismus, dieser Beinmensch. Vielleicht hast du auch bemerkt, dass er sich jetzt langsamer bewegt als vorher.«

»Ich habe es bemerkt, Mutter. Er klagt selbst darüber. Immer häufiger erwähnt er ein Phänomen, das er ›Schmerz‹ nennt.«

»Es ist schwierig, mit Erdlingen Gedanken auszutauschen, weil ihr Vokabular so beschränkt ist, und ihr Stimmumfang minimal, doch aus dem, was er mir vor einigen Abenden sagte, entnehme ich, dass er, falls er ein Utod wäre, jetzt tausend Jahre alt sein müsste.«

»Dann müssen wir wohl damit rechnen, dass er sich bald in den Aaszustand entwickelt.«

»Das ist es wohl, was der Pilz auf seinem Schädel anzeigt, als er weiß wurde.«

Dieses Gespräch wurde in der utodianischen Sprache geführt, während Snok Snok an den riesigen, symmetrischen Körper seiner Mutter gelehnt lag und das Bad in dem herrlichen Schlamm genoss. Ihre Grorgs kletterten auf ihnen herum, leckten und schnappten. Der Gestank, von dem milden Licht der Sonne verstärkt, war wunderbar. Ihre Fäkalien, die sich mit dem dünnen Schlamm vermischten, enthielten wertvolle Öle, die in ihre Haut eindrangen und sie weich machten.

Snok Snok Karn war schon ein großer Utod, ein strammer Abkömmling der dominanten Spezies des Planeten Dapdrof. Eigentlich war er bereits erwachsen, obwohl noch immer ein Neutrum; aber sein träger Geist betrachtete sich für die nächsten Dekaden als männlich. Er konnte sein Geschlecht verändern, wenn Dapdrof seine Sonnen wechselte. Dieses Ereignis, die periodische entropische solar-orbitale Instabilisierung, würde Snok Snok nicht unvorbereitet treffen.

Der größte Teil seiner ausgedehnten Kindheit war darauf verwendet worden, ihn darauf vorzubereiten. Quequo war eine gute Lehrerin gewesen, die vor allem die Disziplin des Gehirnsaugens ausgezeichnet beherrschte: einsam wie sie mit Beinmensch Ainson hier lebten, abgeschnitten von aller Welt, hatte sie ihnen ihre ganze, massive, mütterliche Konzentration zugewandt.

Langsam schob er wieder ein Glied aus, nahm eine Portion stinkenden Schlamm auf und warf ihn auf seine Brust. Dann erinnerte er sich an seine Manieren und schmierte hastig etwas davon auf den Rücken seiner Mutter.

»Mutter, glaubst du, dass Beinmensch sich auf Esod vorbereitet?«, fragte Snok Snok und zog das Glied in die glatte Wand seiner Flanke zurück. ›Beinmensch‹ war der Name, den sie Ainson gegeben hatten; Esod ein bequem zu quietschender Laut, um die entropische solar-orbitale Destabilisierung zu bezeichnen.

»Bei dieser Sprachbarriere ist das schwer zu sagen«, antwortete Quequo und blinzelte durch den Schlamm. »Wir haben versucht, darüber zu sprechen, aber ohne großen Erfolg. Ich werde es noch einmal versuchen, wir beide müssen es versuchen. Es würde sehr schlimm für ihn sein, wenn er nicht vorbereitet wäre – er könnte plötzlich in den Aaszustand versetzt werden. Aber sie müssen doch etwas Ähnliches auf dem Planeten von Beinmensch haben.«

»Es ist nicht mehr lange, nicht wahr, Mutter?«

Als sie sich nicht die Mühe machte zu antworten, weil die Grorgs auf ihrem Rücken auf und ab wuselten, lehnte sich Snok Snok fester an ihre Flanke und dachte an die nicht mehr weit entfernt liegende Zeit, wenn Dapdrof seine jetzige Sonne, Safran-Lächler, verlassen und um Gelb-Finsterling kreisen würde. Das würde eine harte Periode werden, und er musste männlich, stark und kräftig sein. Und dann, schließlich, würde Willkommen-Weiß da sein, der glückliche Stern, die Sonne, unter der er geboren war (und die seine träge, sonnige Gutmütigkeit erklärte); unter Willkommen-Weiß würde er es sich leisten können, die Sorgen und Freuden der Mutterschaft auf sich zu nehmen und einen Sohn, wie er selbst einer war, aufzuziehen und auszubilden.

Ah, das Leben war doch wunderbar, wenn man eingehend darüber nachdachte. Das Phänomen des Esod mochte einigen prosaisch erscheinen, doch für Snok Snok lag etwas Wunderbares in der Natur, obwohl er nur ein einfacher Junge vom Land war (auch schlicht erzogen, ohne jeden Ehrgeiz, die Priesterschaft zu erlangen und in die Sternreiche zu reisen). Selbst die Wärme der Sonne, die seinen achthundertfünfzig Pfund schweren Körper durchdrang, enthielt für ihn eine Poesie, die nicht wiederzugeben war. Er wälzte sich auf die Seite und exkrementierte in den Schlamm, eine kleine Gunstbezeigung für seine Mutter. Dünge andere, wie du selbst gedüngt werden möchtest.

»Mutter, war es, weil die Priesterschaft gewagt hat, die Welten der Drei Sonnen zu verlassen, dass sie die Beinmenschen von der Erde getroffen haben?«

»Du bist heute Morgen sehr gesprächig. Warum gehst du nicht ins Haus und sprichst mit Beinmensch? Du weißt doch, wie sehr dich seine Version über das, was in den Stern-Reichen geschehen ist, amüsiert.«

»Aber Mutter, welche Version ist die wahre, die seine oder die unsere?«

Sie zögerte, bevor sie ihm antwortete; es war äußerst schwierig, darauf eine zufriedenstellende Antwort zu geben, jedoch allein durch sie war es möglich, das Weltgeschehen zu verstehen. Sie sagte schließlich: »Sehr häufig gibt es mehrere Versionen der Wahrheit.«

Er wischte diese Feststellung beiseite.

»Aber es war doch die Priesterschaft, die jenseits der Drei Sonnen reiste, die die Beinmenschen kennenlernte, nicht wahr?«

»Warum bleibst du nicht still liegen und reifst?«

»Hast du mir nicht erzählt, dass sie sich auf einem Planeten namens Grudgrodd getroffen haben, erst wenige Jahre nach meiner Geburt?«

»Ainson hat dir das zuerst erzählt.«

»Aber du hast mir gesagt, dass dieses Kennenlernen schlimme Folgen haben würde.«

 

Das erste Zusammentreffen zwischen Utoden und Menschen erfolgte zehn Jahre nach der Geburt von Snok Snok. Wie Snok Snok gesagt hatte, war dieses Treffen auf dem Planeten erfolgt, den seine Art Grudgrodd nannte. Hätte es auf einem anderen Planeten stattgefunden, wären andere Protagonisten beteiligt gewesen, hätte die ganze Angelegenheit ein völlig anderes Resultat gezeitigt. Wenn irgendjemand … aber es ist wenig sinnvoll, im Konjunktiv zu reden. Es gibt kein »Wenn« in der Geschichte, nur in den Gehirnen derer, die sie verfolgen, und trotz aller Fortschritte, die wir machen, hat noch niemand beweisen können, dass Möglichkeiten etwas anderes sind, als von Menschen erfundene statistische Täuschungen. Wir können lediglich sagen, dass die Geschehnisse zwischen Mensch und Utod auf diese Weise verliefen.

Diese Erzählung soll die Geschehnisse so neutral wie möglich schildern und es dem Leser überlassen, sich daran zu erinnern, dass das, was Quequo sagte, sowohl auf Menschen als auch auf Aliens zutrifft: die Wahrheit tritt in genauso vielen Gestalten auf wie die Lüge.

Grudgrodd erschien den ersten Utoden, die den Planeten inspizierten, recht einladend.

Eine utodianische Sternreich-Arche war in einem breiten Tal niedergegangen; es war felsig und kalt und unwirtlich und zum größten Teil mit kniehohen Disteln bewachsen, ähnelte aber doch einigen der gesegneten Stellen, auf die man hin und wieder in der nördlichen Hemisphäre von Dapdrof stieß. Zwei Grorgs wurden durch die Luftschleuse nach draußen geschickt und kehrten eine halbe Stunde später unversehrt und schwer atmend zurück. Also war anzunehmen, dass der Planet bewohnbar war.

Zeremonieller Dreck wurde auf den Boden hinausgeschaufelt, und der Heilige Kosmopolit wurde dazu überredet, aus der Luke zu exkrementieren, die universelle Geste der Fruchtbarkeit.

»Ich glaube, es ist ein Fehler«, sagte er. Das utodianische Wort für »Fehler« ist »Grudgrodd« (soweit man ein atonales Grunzen in terrestrische Schrift übertragen kann), und von da an war der Planet als Grudgrodd bekannt.

Immer noch zum Protestieren aufgelegt, trat der Kosmopolit hinaus, gefolgt von seinen drei Politen, und der Planet wurde als Anhängsel des Sternreichs der Drei Sonnen in Besitz genommen.

Vier Priesterschüler eilten hin und her und befreiten am Flussufer eine kreisförmige Fläche von Disteln. Alle sechs Gliedmaßen herausgestreckt, arbeiteten sie sehr schnell und geschickt; zwei von ihnen hoben innerhalb des Kreises eine Bodenschicht ab und ließen dann Wasser vom Fluss hereinsickern, während die beiden anderen den so entstehenden Schlamm zu einem dicken, zähen Morast traten.

Der Kosmopolit stand ein paar Schritte abseits, blickte mit seinen rückwärtigen Augen auf den wachsenden Krater und argumentierte so intensiv, wie es nur ein Utod kann, über das Recht oder Unrecht, auf einem nicht zu den Drei Sonnen gehörenden Planeten zu landen. Und die drei Politen argumentierten kräftig gegen ihn.

»Das Heilige Gefühl sagt es sehr klar«, erklärte der Kosmopolit. »Als Kinder der Drei Sonnen dürfen unsere Exkremente keine Planeten berühren, die nicht von den Drei Sonnen erhellt werden; es gibt eine Grenze für alle Dinge, selbst für die Fruchtbarkeit.« Er reckte eines seiner Glieder empor und deutete auf die malvenfarbene Kugel, so groß wie eine Ammp-Frucht, die über eine Wolkenbank hinweg kalt auf sie herabstarrte. »Ist diese Missgeburt eine Sonne der Safran-Lächler? Seht ihr sie als Willkommen-Weiß an? Könnt ihr sie selbst mit dem Gelben Finsterling vergleichen? Nein, nein, meine Freunde, dieses malvenfarbene Elend ist ein Alien, und wir vergeuden unsere Substanz dafür.«

Einer der Politen sagte: »Jedes Wort, das du gesprochen hast, ist unwiderleglich. Doch wir sind schließlich nicht ganz aus freiem Willen hier. Wir sind in eine Stern-Reich-Turbulenz geraten, die uns um mehrere Tausend Kreisbahnen aus dem Kurs geworfen hat. Rein zufällig war dieser Planet der nächste, auf dem wir uns in Sicherheit bringen konnten.«

»Wie immer sprichst du die reine Wahrheit«, sagte der Kosmopolit. »Aber wir hätten hier nicht landen müssen. Eine Monatsreise hätte uns zu den Drei Sonnen zurückgebracht, nach Dapdrof oder einem seiner Schwesterplaneten. Es scheint mir, dass wir ein wenig unheilig gehandelt haben.«

»Ich glaube nicht, dass du dir darüber Sorgen zu machen brauchst, Kosmopolit«, sagte der zweite Polit. Er hatte die dicke, grau-grünliche Haut der Utoden, die geboren wurden, während ein Esod stattfand, und war vielleicht der umgänglichste von allen Mitgliedern der Priesterschaft. »Sieh es doch einmal so: Die Drei Sonnen, um die Dapdrof kreist, sind nur drei der sechs Sterne unseres Heimatsystems. Diese sechs Sterne haben acht Planeten, auf denen Leben, so wie wir es kennen, existieren kann. Nach Dapdrof halten wir die anderen sieben für gleich heilig und utodammp-würdig, obwohl einige von ihnen – Buskey, zum Beispiel – um eine der drei kleineren Sterne des Systems kreisen. Folglich liegt das Kriterium, was utodammp-würdig ist, nicht darin, dass es um eine der drei Sonnen kreisen muss. Jetzt fragen wir uns …«

Doch der Kosmopolit, der besser sprechen als zuhören konnte, wie es einem Utod in seiner Position zukommt, unterbrach den anderen.

»Lass uns nicht länger debattieren, mein Freund. Ich habe festgestellt, dass wir nach meinem Dafürhalten ein wenig unheilig gehandelt haben. Ich wollte nicht kritisieren. Aber wir schaffen einen Präzedenzfall.« Nachdenklich kraulte er seinen Grorg.

Mit großer Toleranz sagte der dritte Polit (der Blug Lugug hieß): »Ich stimme jedem deiner Worte zu, Kosmopolit. Wir wissen jedoch nicht, ob wir einen Präzedenzfall schaffen. Unsere Geschichte ist so lang, dass vielleicht schon viele Schiffsbesatzungen in das Sternreich vorgedrungen sind und dort, auf irgendeinem weit entfernten Planeten, zum Ruhm von Utodammp einen neuen Sumpf geschaffen haben. Vielleicht würden wir sogar hier Utoden finden, wenn wir uns ein wenig umsehen.«

»Du hast mich völlig überzeugt; während des revolutionären Zeitalters hätte so etwas sehr leicht geschehen können«, sagte der Kosmopolit erleichtert. Er streckte alle seine sechs Glieder aus und machte mit ihnen zeremonielle, kreisende Bewegungen, sodass seine Geste den Boden und den Himmel umschloss. »Hiermit erkläre ich, dass alles Land den Drei Sonnen gehört. Lasst das Exkrementieren beginnen.«

Sie waren glücklich. Und sie wurden sogar noch glücklicher. Wer würde auch nicht glücklich sein? Mit Ruhe und Fruchtbarkeit um sich herum waren sie zu Hause.

Die malvenfarbene Sonne ging in Schande unter, und fast im gleichen Augenblick schoss ein schneeballweißer Satellit, der von einem großen Hof aus Staub umgeben war, über den Horizont und stieg rasch über ihnen empor. Die acht Utoden waren an große und rasche Temperaturwechsel gewöhnt, also störte sie die rasch zunehmende Nachtkühle nicht. Sie wälzten sich in ihrer neu angelegten Suhle. Ihre sechzehn Grorgs suhlten sich mit ihnen und klammerten sich mit ihren Saugfingern fest, wenn ihre Utoden im Schlamm untertauchten.

Langsam nahmen sie das Gefühl der neuen Welt auf. Es überschwemmte ihre Körper und ergab Bedeutungen, die nicht in Worte übersetzt werden konnten.

Über ihnen glomm das Heimatsystem, sechs Sterne, die – wie es der am wenigsten intellektuelle der Priesterschüler behauptete – so arrangiert waren, dass die Konstellation wie einer der Fische aussah, die in der stürmischen See von Smeksmer schwammen.

»Wir hätten uns keine Gedanken zu machen brauchen«, sagte der Kosmopolit glücklich. »Die Drei Sonnen scheinen auch hier auf uns herab. Wir brauchen uns mit der Rückreise nicht zu beeilen. Vielleicht werden wir gegen Ende der Woche ein paar Ammp-Samen einpflanzen und dann nach Hause zurückkehren.«

»… oder gegen Ende der folgenden Woche«, sagte der dritte Polit, der sich in seinem Schlammbad sehr wohl fühlte.

Um ihr Glücksgefühl abzurunden, hielt der Kosmopolit eine kurze religiöse Ansprache. Sie lagen im Schlamm und hörten seinem Redefluss zu, während er durch seine acht Ockpu-Öffnungen sprach. Er erklärte ihnen, aus welchem Grund Ammp-Bäume und Utoden von den Gaben der anderen abhängig seien. Er wies ausführlich auf die Bedeutung des Wortes »Gabe« hin, bevor er fortfuhr und ihnen erklärte, dass sowohl die Bäume als auch die Utoden (beide Manifestationen eines Geistes) von der Gabe des Lichts abhängig seien, das von derjenigen der Drei Sonnen, um die sie gerade kreisten, ausgeschüttet würde. Dieses Licht sei der Dung der Sonnen, was ein wenig absurd, aber auch ein Wunder sei. Niemals sollten sie vergessen, dass auch sie etwas von diesem Absurden und Wunderbaren nahmen. Sie dürften deshalb niemals überheblich oder arrogant werden, denn waren nicht sogar ihre Götter nach der heiligen Gestalt eines Kothaufens geformt?

Der dritte Polit genoss diesen Monolog. Was einem am meisten vertraut ist, ist am beruhigendsten.

Er lag fast völlig untergetaucht, lediglich die Spitze einer seiner Schnauzen ragte aus der blubbernden Oberfläche des Schlamms, und er sprach durch seine Ockpu-Öffnungen. Mit einem seiner unverdeckten Augen starrte er auf die dunkle Silhouette ihrer Sternreich-Arche, die sich wunderbar dickbäuchig und schwarz vom Himmel abhob. Ach, das Leben war gut und schön, selbst so weit von dem geliebten Dapdrof entfernt. Im nächsten Esod sollte er wirklich das Geschlecht wechseln und Mutter werden; das war er seiner Familie schuldig, doch selbst das … Zumindest hatte er seine Mutter sagen hören, dass einem schönen Verstand alles schön sei. Liebevoll dachte er an seine Mutter und lehnte sich an sie. Er liebte sie genauso wie früher, auch wenn sie ihr Geschlecht verändert und Heiliger Kosmopolit geworden war.

Und dann schrie er aus allen Öffnungen.

Hinter der Arche blitzte Licht.

Der dritte Polit machte die anderen darauf aufmerksam, und alle blickten in die Richtung, in die er deutete.

Nicht nur Licht. Ein andauerndes, knurrendes Geräusch.

Nicht nur ein Licht. Vier runde Lichtquellen zerschnitten das Dunkel, und ein fünftes Licht fuhr unruhig hin und her wie ein tastendes Glied. Es erfasste die Arche und hielt sie fest.

»Ich würde sagen, dass sich eine Lebensform nähert«, meinte einer der Priesterschüler.

Während er das sagte, konnten sie deutlicher erkennen, woher das Licht kam. Zwei klobige Formen kamen durch das Tal auf sie zu. Von ihnen kam das knurrende Geräusch. Sie erreichten die Arche und hielten inne. Das knurrende Geräusch hörte auf.

»Wie interessant! Sie sind größer als wir«, sagte der erste Polit.

Kleinere Formen kletterten aus den beiden klobigen Objekten. Jetzt wandte das Licht, das die Arche beleuchtete, sein Auge der Suhle zu. Um nicht geblendet zu werden, wechselten die Utoden gleichzeitig ihren Gesichtssinn auf ein anderes Strahlungsband. Sie sahen die kleineren Formen – es waren vier und sehr dünn – nebeneinander an den Rand der Suhle treten.

»Wenn sie ihr eigenes Licht erzeugen können, müssen sie halbwegs intelligent sein«, sagte der Kosmopolit. »Welches meint ihr, sind die Lebensformen – die beiden klobigen Dinger mit den Augen, oder die vier dünnen?«

»Vielleicht sind die dünnen Dinger ihre Grorgs«, meinte einer der Priesterschüler.

»Es wäre eine Geste der Höflichkeit, hinauszusteigen und nachzusehen«, sagte der Kosmopolit. Er wuchtete seinen massigen Körper hoch und bewegte sich auf die vier Gestalten zu. Die anderen erhoben sich ebenfalls, um ihm zu folgen. Die vier Gestalten am Rand der Suhle stießen ein paar Laute aus und traten mehrere Schritte zurück.

»Wie herrlich!«, rief der zweite Polit und bewegte sich schneller, um die anderen zu überholen. »Ich glaube, sie versuchen auf ihre primitive Art, mit uns in Verbindung zu treten!«

»Was für ein Glück, dass wir hierhergekommen sind!«, sagte der dritte Polit, doch diese Bemerkung war natürlich nicht gegen den Kosmopoliten gerichtet.

»Seid gegrüßt, Kreaturen!«, schrien zwei der Priesterschüler.

Und in diesem Moment rissen die vier Gestalten am Rand der Suhle irdische Waffen an ihre Hüften und begannen zu feuern.

Kapitel 2

 

Captain Bargerone nahm seine charakteristische Positur ein. Das bedeutet, dass er völlig reglos stand, die Hände schlaff an den Seitennähten seiner Shorts hängen ließ und sein Gesicht zur Ausdruckslosigkeit zwang. Es war dies eine Art Selbstbeherrschung, die er während dieser Reise schon einige Male praktiziert hatte, vor allem, wenn er seinem Meister-Forscher gegenüberstand.

»Erwarten Sie, dass ich Ihre Worte ernst nehme, Ainson?«, fragte er. »Oder wollen Sie lediglich den Start verzögern?«

Meister-Forscher Bruce Ainson schluckte. Er war ein religiöser Mann und flehte lautlos den Allmächtigen an, ihn über diesen Narren siegen zu lassen, der nichts außer seiner Pflicht sah.

»Die beiden Kreaturen, die wir in der vergangenen Nacht gefangen haben, wollten eindeutig versuchen, mit mir in Kommunikation zu treten, Sir. Nach den Definitionen der Raumerforschung muss alles, das mit Menschen in Kommunikation zu gelangen versucht, zumindest als menschenähnlich betrachtet werden, bis etwas anderes bewiesen wird.«

»Das stimmt, Captain Bargerone«, sagte Forscher Phipps und blinzelte, als er sich erhob, um seinen Boss zu unterstützen.

»Sie brauchen mir nicht den Wahrheitsgehalt von Plattitüden zu versichern, Mr. Phipps«, sagte der Captain. »Ich habe lediglich gefragt, was Sie mit einem Kommunikationsversuch meinen. Das Zuwerfen von Kohlköpfen könnte zweifellos auch als Kommunikationsversuch gedeutet werden.«

»Die Kreaturen haben mir aber keinen Kohlkopf zugeworfen, Sir«, sagte Ainson. »Sie standen ruhig hinter dem Gitter und sprachen zu mir.«

Die linke Augenbraue des Captains bog sich aufwärts wie eine Degenklinge, die vor Beginn des Kampfes geprüft wird.

»Sie sprachen, Mr. Ainson? In einer irdischen Sprache? Auf Portugiesisch – oder vielleicht Suaheli?«

»In ihrer eigenen Sprache, Captain Bargerone. In einer Serie von Pfiffen, Grunzlauten und Schreien, die oft oberhalb der Gehörgrenze lagen. Trotzdem aber ist es eine Sprache – vielleicht eine, die weitaus komplexer ist als die unsere.«

»Und worauf fußt diese Folgerung, Mr. Ainson?«

Der Meister-Forscher wurde von dieser Frage nicht zu Boden geworfen, doch die Furchen in seinem etwas grobschlächtigen, sorgenvollen Gesicht vertieften sich.

»Auf Beobachtung. Unsere Männer haben acht dieser Kreaturen überrascht, Sir, und sechs davon auf der Stelle erschossen. Sie hätten meinen Patrouillenbericht lesen sollen. Die anderen beiden Kreaturen waren so schockiert und überrascht, dass man sie ohne jede Schwierigkeit mit Netzen einfangen und auf die Mariestopes bringen konnte. Unter den gegebenen Umständen würde jede Lebensform Gnade zu finden suchen, oder auch Freilassung, wenn möglich. Mit anderen Worten, sie würden bitten, sogar flehen. Unglücklicherweise haben wir bis jetzt noch keine andere Form intelligenten Lebens in diesem Sektor der Galaxis, in der Nähe der Erde, finden können; doch alle menschlichen Rassen bitten auf die gleiche Weise: durch den Gebrauch von Gesten und durch Worte. Diese Kreaturen haben keine Gesten benutzt; ihre Sprache muss so reich an Nuancen sein, dass sie keine Gesten benötigen, selbst wenn sie um ihr Leben flehen.«

Captain Bargerone schnaubte zivilisiert.

»Dann können Sie sicher sein, dass sie nicht um ihr Leben gefleht haben. Was haben sie denn getan, außer zu winseln wie eingesperrte Hunde?«

»Ich glaube, Sie sollten einmal nach unten gehen und sie sich selbst ansehen, Sir. Vielleicht hilft es Ihnen, die Dinge in einem anderen Licht zu sehen.«

»Ich habe diese dreckigen Kreaturen gestern Nacht gesehen und brauche sie nicht noch einmal zu sehen. Natürlich ist mir klar, dass sie eine wertvolle Entdeckung sind; das habe ich auch dem Patrouillenführer gesagt. Wir werden sie beim Londoner Exozoo abladen, Mr. Ainson, sobald wir zur Erde zurückgekehrt sind, und dort können Sie dann so viel mit ihnen reden, wie Sie wollen. Wie ich jedoch bereits gesagt habe, und wie Sie sehr gut wissen, ist es Zeit, diesen Planeten zu verlassen; ich kann Ihnen deshalb keine Erlaubnis zu weiterer Erforschung geben. Bitte denken Sie daran, dass dieses Schiff einer privaten Gesellschaft gehört und kein Korps-Schiff ist, und dass wir uns an einen festen Zeitplan halten müssen. Wir haben eine ganze Woche auf diesem elenden Globus verschwendet, ohne etwas Lebendes zu entdecken, das größer ist als ein Mäuseköttel, und ich kann Sie nicht noch einmal zwölf Stunden herumsuchen lassen.«

Bruce Ainson reckte das Kinn. Phipps, der hinter ihm stand, ahmte die Geste unwillkürlich nach.

»Dann müssen Sie ohne mich zurückfliegen, Sir. Und ohne Phipps. Leider war keiner von uns beiden vergangene Nacht bei der Patrouille, und es ist absolut notwendig, dass wir die Stelle, an der die Kreaturen gefangen wurden, genau untersuchen. Sie müssen doch einsehen, dass jeder Sinn dieser Expedition verloren geht, wenn wir keine Ahnung von ihren Behausungen und ihrer Umwelt haben. Wissen ist wichtiger als Zeitpläne.«

»Wir haben Krieg, Mr. Ainson, und ich habe meine Befehle.«

»Dann müssen Sie ohne mich zurückfliegen, Sir. Ich weiß nicht, ob es der USGN gefallen wird.«

Der Captain wusste, wie man nachgibt, ohne dass andere merken, dass man besiegt worden ist.

»Wir starten in sechs Stunden, Mr. Ainson. Was Sie und Ihr Untergebener bis dahin tun, ist Ihre Angelegenheit.«

»Danke, Sir«, sagte Ainson und legte so viel Schärfe in seine Stimme, wie er es wagte.

Eilig verließen Ainson und Phipps das Büro des Captains, fuhren mit dem Lift zum Ausstiegsdeck hinab und gingen über die Rampe auf den Boden des Planeten, der provisorisch als 12B bezeichnet worden war.

Die Mannschaftskantine war noch geöffnet. Mit sicherem Instinkt traten die beiden Forscher hinein, um die Männer zu suchen, die an den Ereignissen der letzten Nacht beteiligt gewesen waren. Die Kantine bestand aus Fertigteilen aus Reinplast, und man bekam dort die synthetischen Mahlzeiten, die auf der Erde so beliebt waren. An einem der Tische saß ein stämmiger, junger Amerikaner mit rosigem Gesicht, rotem Nacken und einem sehr kurzen Bürstenschnitt. Er hieß Hank Quilter, und die aufgeweckteren seiner Freunde hielten ihn für einen Mann, der es weit bringen würde. Er saß vor einem Becher Synthwein (der nicht aus etwas so Vulgärem wie auf grobem Boden gewachsenen und von den rohen Elementen gereiften Trauben hergestellt worden war), und sein säuerlich-fröhliches Gesicht wirkte lebhaft, während er argumentierte und eine Behauptung Ginger Duffields zurückwies, dem windigen Kantinen-Anwalt.

Ainson setzte dem Gespräch ein abruptes Ende. Quilter hatte in der vergangenen Nacht die Patrouille geführt.

Nachdem er seinen Becher geleert hatte, holte Quilter resigniert einen mageren Jungen namens Walthamstone, der auch an der Patrouille teilgenommen hatte; die vier gingen zu den Fahrzeugen – die gerade in Vorbereitung des Starts unter viel Geschrei verladen wurden – und nahmen sich einen Overlander.

Ainson unterschrieb für das Fahrzeug, und sie fuhren los. Walthamstone saß am Steuer, und Phipps teilte Waffen aus. »Bargerone hat uns nicht viel Zeit gegeben, Bruce«, sagte er. »Was hoffst du eigentlich zu finden?«