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Alice ist elf Jahre alt, sehr intelligent und das, was man in ihrer Allgäuer Heimat als besserwisserisch bezeichnet. Und sie hat eine besondere Gabe: Sie spricht mit dem Philosophen Wittgenstein, der 1951 gestorben ist. Er taucht auf, wo sie es am wenigsten erwartet, und verschwindet auch ebenso geheimnisvoll. Als Alice in ihrem Dorf die erfrorene Leiche eines Mädchens findet, ist sie überzeugt, dem Mörder auf der Spur zu sein, der vor Jahren auch ihre Mutter getötet hat. Gemeinsam mit Ludwig Wittgenstein beginnt sie zu ermitteln. Doch niemand schenkt den Vermutungen einer Elfjährigen Gehör, bis auf einen und der will sie zum Schweigen bringen ...
Philosophisch, mystisch, spannend – ein Thriller der Extraklasse.
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Seitenzahl: 439
CHRISTIAN BUDER
Die Eistoten
THRILLER
ISBN 978-3-8412-0637-4
Aufbau Digital,
veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, August 2013
© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin
Die Originalausgabe erschien 2013 bei Aufbau Taschenbuch, einer Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG
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Umschlaggestaltung morgen, Kai Dieterich
unter Verwendung mehrerer Motive: istockphoto: © Pavel Bolotov und
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Inhaltsübersicht
Cover
Impressum
TEIL EINS – Böse Zeichen
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
TEIL ZWEI – Die 11
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
TEIL DREI – Jagd
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
TEIL VIER – Letzte Dinge
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
Über die »Eistoten« – ein Interview
Nachwort
Danksagung
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
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Nicht wie die Welt ist, ist das Mystische, sondern dass sie ist.
Ludwig Wittgenstein
Die eisige Luft stach in ihren Lungen. Ihre Schritte verlangsamten sich, als der Schnee tiefer wurde. Der Schnee lag schwer auf den geduckten Fichten. Ihre Augen brannten von der eisigen Kälte. Sie konnte ihn nicht sehen. Doch er kam näher. Äste brachen unter der Schneedecke. Sie peitschten zurück, und der Schnee auf den Ästen fiel dumpf auf den Boden. Ein Schatten bewegte sich. Wo sie sich auch versteckte, ihre Spuren verrieten sie. Geh nicht allein in den Wald!, hat ihre Mutter ihr immer gesagt. Aber es war nicht ihre Schuld. Geh mit niemandem mit! Gib keinem Fremden die Hand! Keinem Fremden … »Mama, ich kann nichts dafür. Er war es, er ganz allein.«
Warum hatte sie nicht auf ihre Mutter gehört?
Jetzt war er um sie – der Wald, er hielt ihre Beine fest, erstickte ihre Schreie. Sie kämpfte sich durch den schweren Schnee. Hinter ihr hörte sie schon seinen Atem. Sie ruderte mit den Armen und fiel nach vorn in den Schnee. Zwei, drei, vier Schritte konnte sie den Abstand vergrößern, dann brach sie bis zum Schenkel ein. Eine Latschenkiefer unter dem Schnee. Die Äste verhakten sich an ihren Beinen. Fuß für Fuß zog sie aus dem Schnee. Der Wald hielt sie fest. Sie drückte sich mit den Händen ab, doch ihre Füße klemmten in unsichtbaren Schlingen unter dem Schnee. Die Kälte hatte ihre Finger gefühllos gemacht. Sie schrie. Ihre Stimme steckte im Schnee wie ihre Beine. Er war hinter ihr. Sie drehte sich nicht um. Sie wollte sein Gesicht nicht sehen. Es war bleich und weiß gewesen. Dann diese Augen, die noch schrecklicher waren als der Wald.
Dich gibt es gar nicht!
Dich gibt es gar nicht!
Und der Schnee hielt sie fest, als er seine Hände nach ihr ausstreckte. Ihre Beine gaben nach. Sie fiel kopfüber in den Pulverschnee. Sie hatte seinen metallischen Geschmack auf den Lippen. Sie kämpfte sich auf und verlor wieder das Gleichgewicht. Sie spürte die Kälte des Schnees auf ihren Wangen. Für einen Moment lag sie regungslos da und dachte, dass alles nur ein Traum war. Sie lag zu Hause in ihrem Bett, die Hello-Kitty-Decke bis zur Nase hochgezogen, die ersten Lichtstrahlen kitzelten auf ihrer Nase. Morgen war Weihnachten. Der schönste Tag im Jahr. Unter dem Christbaum lagen schon die Geschenke. Im Haus duftete es nach Zimtsternen und Vanillekipferln. Es war warm unter ihrem Bett. Sie hatte schlecht geträumt. Sie träumte, dass sie durch den Wald rannte. Etwas jagte sie. Sie konnte es nicht sehen. Der Wald hielt sie fest. Es war so schrecklich. Sie öffnete die Augen, dass der Traum verschwand. Als der Traum verschwand, kam der Geruch des Schnees und des Waldes zurück. Hinter ihr knirschte der Schnee. Er war da.
Sie presste ihre Augen zusammen, als sie aus dem Schnee gerissen wurde. Das Wesen war über ihr. Solange sie es nicht ansah, so lange war es in ihrem Traum, so lange war der Wald nicht, so lange war die Kälte nicht, so lange waren diese schrecklichen Augen nicht …
Er stand jetzt genau über ihr. Sein Fuß drückte auf ihre Brust, sie wollte schreien, doch ihre Lungen waren zusammengepresst. In ihrem Brustkorb knackte es. Das Goldkettchen mit dem heiligen Christoph an ihrem Hals riss. An ihren Schenkeln lief es warm nach unten. Ihre Hose war nass. Dann blickte sie in diese toten Augen. Sie lag auf dem Rücken. Um ihren Hals legten sich eisige Finger. Sie wehrte sich nicht mehr. Alles war still um sie. Die Stimmen in den Wipfeln flüsterten ihr zu: An ihrem Hals fühlte sie die Finger, dann einen Stich. Ihre Arme und Beine gehorchten ihr nicht mehr. Sie waren eins mit dem Waldboden. Über ihr der Himmel, dunkel mit Wolkenfetzen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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