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Der Intellektuelle Alexander Kluge analysiert in seinem Essay die Möglichkeiten, das Internet kreativ zu nutzen und teilt seine persönlichen Erfahrungen: vom Gespräch mit seinen Kindern über Netzpoetik bis zu illegalen Kopien seiner Filme. Alexander Kluge fordert den besseren Schutz der klassischen Öffentlichkeit, die, wenn sie einmal zerstört wäre, nicht wieder herzustellen sei, wünscht sich aber ebenso, die Arbeit von Journalisten, Bloggern, Musikern besser zu entlohnen. Dabei könnte eine neue Form der poetischen Öffentlichkeit helfen. Sein Rat: trotz der Allmächtigkeit des Netzes und seiner dominierenden Akteure unabhängig bleiben. Ein Aufruf zur Selbstbestimmung, ein Verbündet euch!-Manifest und die Aufwertung der Praktiken einer digitalen Generation.
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Seitenzahl: 18
Stellen Sie sich vor, Sie durchwandern mit einer Straßenkarte von Groß-London den Harz. Dabei brechen Sie sich todsicher einen Arm. Und das merken Sie sich. Sie haben eine direkte Erfahrung gemacht. In einer Welt, die fast nur noch aus indirekten Erfahrungen besteht, zu 90 Prozent aus Fernseherfahrung, Leseerfahrung, Hörensagenerfahrung, ist unmittelbare Erfahrung ein knappes Gut, etwas sehr Wertvolles. Nach ihr wird man sich richten, sie prägt sich ins Gedächtnis ein. Damit ist die Erfahrung des Armbruchs wertvoll (auch wenn ich diese nicht vorsätzlich herbeiführen würde).
Zwei Karten übereinanderzulegen, die nicht zueinander passen, so dass eine ganze Menge nicht übereinstimmt, nennt man Crossmapping. Wenn wir Crossmapping machen können, ohne zu verunglücken, ist das über die Generationen hinweg eine gute Art der Kommunikation. Denn Ratschläge braucht die jüngere Generation von mir nicht. Sie besteht aus selbstständigen Menschen, zum Beispiel meinen eigenen Kindern, die selber wissen, was sie wollen. Warum sollte ich der nächsten Generation Forderungen nach etwas aufbürden, was ich selbst tun kann? Aber natürlich beschäftige ich mich mit ihren Vorstellungen und Gedanken; denn sie bieten mir einen Transfer. Sie haben andere Interessen und fordern mich damit heraus. Verwundert ändere ich meine Landkarten und fange an, darüber nachzudenken, was an meinen Koordinaten altertümlich ist.