Die erotische Dichtung der Römer - Niklas Holzberg - E-Book

Die erotische Dichtung der Römer E-Book

Niklas Holzberg

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Beschreibung

AMOR IN ROMADie für das Sexualleben im antiken Rom gültige Ordnung ist dem Liebesgott eher feindlich gesinnt, weshalb die Verfasser erotischer Poesie eine Gegenwelt errichten.CATULL (UM 55 V. CHR.)Berühmt ist das Wechselbad seiner Gefühle in den Lesbia-Gedichten ("Ich hasse und liebe"). Als Spott- und Schmähdichter schreckt er vor Obszönitäten nicht zurück.HORAZ (65 - 8 V. CHR.)In der Rolle des Liebenden versucht er, Leidenschaft durch epikureische Seelenruhe auszugleichen, oder er spricht in der souveränen Haltung des erotisch Erfahrenen.DIE ELEGIKERProperz (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.), Tibull (gest. 18 v. Chr.) und Ovid (43 v. - um 17 n. Chr.) leben ganz für die Liebe, Ovid besonders für die damit verbundenen Freuden.MARTIAL (40 - 104 N. CHR.)In seinen Epigrammen verspottet er derb-obszön Abweichungen von der sexuellen Norm, spricht aber auch als Verliebter.

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Fachbereich

PHILOLOGIE

Die erotische Dichtung der Römer

Von Prof. Dr. Niklas Holzberg

Liebe – eine Bedrohung für den Staat

Es ist keineswegs selbstverständlich, dass das antike Rom überhaupt Liebesdichtung hervorgebracht hat. Diese beeinflusste dann aber die gesamte erotische Poesie des Abendlandes nachhaltig – im Mittelalter wie auch in der Neuzeit.

Der lateinische Name der ewigen Hauptstadt „Roma“ ergibt – rückwärts gelesen - das Wort „Amor“ was sowohl „Liebe“ bedeutet, als auch der Name des römischen Liebesgottes ist.

Roms Senatoren stammten hauptsächlich aus alteingesessenen Patrizierfamilien. Sie sahen in der Liebe und dem Gott „Amor“ eine Bedrohung für die bürgerliche Ordnung, ja sogar für den Staat selbst.

Der gesellschaftliche Nutzen der Ehe

Ein junger, heranwachsender Römer aus der Oberschicht - entweder aus Senatorenstand oder Ritterschaft - sollte nach Meinung der sittenstrengen römischen Väter sein Leben nicht mit der Liebe vertun, sondern zielstrebig an seiner Karriere arbeiten. Als erstrebenswert galten der Ruhm eines Politikers oder Soldaten, das Ansehen eines Juristen, der auf dem „Forum“ seine Reden hält, oder auch der Reichtum eines Kaufmanns.

Das Liebesleben des Hoffnungsträgers wurde durch die Eltern geregelt, die eine Partnerin für ihn aussuchten. Dabei achteten sie darauf, dass die Frau eine möglichst große Mitgift mitbrachte und durch die Verbindung mit ihrer Familie auch politisch und gesellschaftlich nützliche Beziehungen hergestellt wurden. Eine Ehe wurde vor allen Dingen unter solchen Gesichtspunkten geschlossen. Wenn die Verbindung nicht mehr nützlich war, wurde sie auch rasch wieder geschieden. Ein gutes Beispiel für eine Ehe, die aus rein politischen Gründen geschlossen wurde, ist die Verbindung zwischen Caesar’s Tochter Julia und Pompeius, mit dem Caesar zu der Zeit politisch eng verbunden war.

Sex in der Ehe war Mittel zum Zweck. Von der Ehefrau wurde lediglich erwartet, dass sie ihrem Mann möglichst viele Kinder gebar und dass sie sich um den Haushalt kümmerte. Symbolisch dafür war das Spinnen der Wolle – die Frau am Spinnrad. Uns ist ein Grabstein einer Ehefrau überliefert, auf dem steht: lanam fecit – sie produzierte Wolle.

Für Ehebruch der Frau drohte Verbannung

Sex hatte also eine rein praktische Funktion. Der wohl sittenstrengste Römer Marcus Porcius Cato soll - so wird über ihn berichtet - seine Frau nur umarmt haben, wenn es draußen donnerte und blitzte. Was immer in diesem Fall „umarmen“ geheißen haben mag. Wahrscheinlich, damit es niemand von den Nachbarn mitbekam.

Wenn ein Mann Verlangen nach Sex hatte, konnte er dieses außerehelich befriedigen. Eine lockere Verbindung mit einer ehemaligen Sklavin, also einer Freigelassenen, oder auch ein schnelles Vergnügen entweder mit einer Sklavin oder einem Sklavenknaben im Hause. Auch Prostituierte gab es schon zu dieser Zeit.

Wie zu erwarten, hatten Frauen solche Möglichkeiten überhaupt nicht. Im Falle eines außerehelichen Abenteuers drohte ihnen vor einem Schwurgerichtshof angeklagt zu werden. Es erwartete sie eine hohe Strafe wie die Verbannung. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Delinquentin natürlich an einen anderen Ort geschickt wurde, als der Mann mit dem sie Ehebruch begangen hatte. Dieser wurde ebenfalls verbannt. Das alte Rom war eines der wenigen Reiche der Antike, die Ehebruch unter Strafe gestellt haben.

Angesichts dieser Situation liegt es nahe, dass Liebesdichtung eine Ausweichmöglichkeit darstellte und sich eine eigene Welt schuf. Eine Art Subkultur, in der Amor eben doch herrschen durfte und Macht über Roma ausübte. Eine Gegenwelt, wie sie alle uns erhaltenen Gedichte römischer Autoren, die sich mit Erotik auseinandersetzen, aufzeigen.

Ich möchte mich heute nur mit denjenigen Dichtern beschäftigen, die Werke verfasst haben, in denen sie selbst die Rolle des liebenden Mannes spielen. Solche Gedichte können ganze Sammlungen umfassen. Das ist im Wesentlichen der Fall bei den drei Verfassern elegischer Liebesgedichte, Properz, Tibull und Ovid.

Außerdem sind drei Dichter zu nennen, die Gedichtsammlungen hinterlassen haben, in denen mehrere Themen behandelt werden, in denen aber auch die Liebe – erlebt von dem Ich-sagenden der Gedichte – eine wichtige Rolle spielt, das sind Catull, Horaz und Martial.

Die römische Sexualordnung

Besonders die drei Elegiker stellen die Sexualordnung, die im antiken Rom galt, geradezu auf den Kopf. Wie sah diese Sexualordnung aus? Ganz grob skizziert wie folgt:

Der Mann – erfolgreich und mächtig

Wer Mann und wer Frau war, wurde nicht primär nach biologischen Kriterien entschieden. Ein Mann musste ohnehin erst zum Mann werden, vorausgesetzt er war ein freier Römer. Wenn er die erste Bartschur hinter sich hatte - also erwachsen wurde, erwartete man von ihm, dass er – wie vorhin schon erwähnt –eine Karriere als Politiker, Jurist, Soldat oder Kaufmann. In seinem Auftreten sollte er Stärke zeigen und seine Leistungsfähigkeit sowie seien Beherrschtheit unter Beweis stellen. Man kann das alles unter dem Begriff „Machtausübung“ zusammenfassen.