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Studienarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,3, Universität Münster (Romanistik), Veranstaltung: Historischer Roman, Sprache: Deutsch, Abstract: Ausgehend vom Vergleich typischer Erzählverfahren im historischen Roman des 19. Jahrhunderts mit historiographischen Werken der nämlichen Epoche lassen sich - allgemein begründet im Geschichtsverständnis der Zeit - zwei wesentliche Kategorien des jeweils Dargestellten ausmachen: die Beschreibung von Ereignissen in der Bedingtheit ihrer Anlage und Folgewirkung einerseits, sowie insbesondere die Deskription bzw. Ausgestaltung der handelnden Figuren in Physionomie, Charakterbild und Bedeutungsschwere für den Her- und Fortgang des Geschehens andererseits. Diese Darstellungsverfahren im historiographischen wie im narrativen Diskurs stehen in nachweislicher Abhängigkeit sowohl zur Geschichtskonzeption des jeweiligen Autors allgemein, als auch zu seinem Verständnis bzw. Bild von der betreffenden darzustellenden Epoche im Besonderen, das in Zusammenhang steht mit einer Problematisierung der Erfaßbarkeit bestimmender Konstituenten menschlicher Existenz. Schwerpunkt dieser Arbeit soll sein, jene erzähltechnischen Strukturen der Figurendarstellung basierend auf der zugrunde gelegten Geschichtskonzeption anhand zweier Beispiele aus dem narrativen und historiographischen Diskurs des 19. Jahrhunderts herauszuarbeiten und vergleichend zu erläutern.
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SS 1998 Hauptseminar Romanistik Literaturwissenschaft "Historischer Roman"
G. Ziegler
Universtität Münster
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0. Einleitung/Problemstellung der Arbeit
1. Geschichtsbewußtsein und Geschichtsschreibung vor dem 19. Jahrhundert
2. Geschichtsbewußtsein im Zeichen des Individuums
2.1. Chateaubriand 2.2. 'Deshistorisation' und Ursprungssuche
3. Problematik der Historiographie
3.1. Strukturen historiographischer Formen 3.2. Prämissen historiographischer Diskursformen
4. Bedeutung der 'historischen Imagination'
5. Parallelität von 'romantischem' Historiograph und Romanautor 6. Geschichtskonzeption des Historiographen Michelet 6.1. Narrative Struktur in Michelets Historiographie 6.2. Konspiration von Cinq-Mars und De Thou 6.2.1. Cinq-Mars 6.2.2. De Thou 6.2.3. Le peuple
7. Geschichtskonzeption des 'Poeten' Vigny 7.1. Dramennahe Figurendarstellung 7.2. Konspiration von Cinq-Mars 7.2.1. Der Protagonist Cinq-Mars 7.2.2. Parallelisierung der Figuren: Cinq-Mars - König 7.2.3. Le peuple 8. Schlußwort
9. Literaturverzeichnis
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Ausgehend vom Vergleich typischer Erzählverfahren im historischen Roman des 19. Jahrhunderts mit historiographischen Werken der nämlichen Epoche lassen sichallgemein begründet im Geschichtsverständnis der Zeit - zwei wesentliche Kategorien des jeweils Dargestellten ausmachen: die Beschreibung von(UHLJQLVVHQinder
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Schwerpunkt dieser Arbeit soll sein, jene erzähltechnischen Strukturen der Figurendarstellung basierend auf der zugrunde gelegten Geschichtskonzeption anhand zweier Beispiele aus dem narrativen und historiographischen Diskurs des 19. Jahrhunderts herauszuarbeiten und vergleichend zu erläutern.
Die grundsätzlich - oder besser ' erklärtermaßen' - andere Ausgangslage von Romancier und Historiograph gerade in der Anlage der Figuren mag ein Kommentar Michelets zu Vignys Personnagen in "Cinq-Mars" zeigen:
"Vigny a traité les grands hommes des temps modernes comme les héros légendaires de l' Antiquité, qui symbolisaient aux yeux des anciens une époque et une race."1
Allein die Argumentationsstruktur Michelets in diesem Kommentar deutet auf den Bewußtseinsgrad einer "historischen Gesinnung"2des Historiographen im 19.
1 In der "Préface" der 1827 erschienenen, von Michelet angefertigten Übersetzung von Vicos "Principii di una scienza nuova d' intorno alla comune natura delle nazioni" (1725). MICHELET, J.: Principes de la philosphie de l' histoire. Traduits de la Scienza nuova de Giambattista Vico. In: MICHELET, J.: Oeuvres complètes. Paris, 1971. Bd. 1, S. 420.