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Wie aus Hitlers jüngsten Parteimitgliedern Deutschlands führende Demokraten wurden
Die Flakhelfer: eine Generation zerrissen zwischen zwei Welten. Sie waren fast noch Kinder, als man sie an der Front verheizte. Ihre jugendliche Begeisterung für Hitler und den Nationalsozialismus trieb sie an. Viele von ihnen prägten nach 1945 als prominente Politiker, Künstler, Wissenschaftler die junge Bundesrepublik. Sie taten sich hervor als engagierte Demokraten, ihr Wirken im NS-Regime aber verschweigen oder verdrängen die meisten bis heute. Malte Herwig erzählt einfühlsam und präzise von Verstrickung und Verdrängung einer Generation und führt uns das noch immer schmerzhafte Verhältnis der Deutschen zur NS-Zeit vor Augen.
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Seitenzahl: 372
Malte Herwig
Die Flakhelfer
Wie aus Hitlers jüngsten Parteimitgliedern Deutschlands führende Demokraten wurden
Deutsche Verlags-Anstalt
Stefan Heym, Eine wahre Geschichte, wird zitiert mit freundlicher Genehmigung von Inge Heym; © 1953 by Stefan Heym. Bertolt Brecht, »An die Nachgeborenen«, wird mit freundlicher Genehmigung zitiert aus Brecht, Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Bd. 12. Gedichte 2. © Bertolt Brecht-Erben / Suhrkamp Verlag 1988.
1. Auflage
Copyright © 2013 by Deutsche Verlags-Anstalt, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Andreas Wirthensohn, München
Fotografie im Vorsatz: Marco Urban, Berlin
Typografie und Satz: Brigitte Müller/DVA
Gesetzt aus der Minion
ISBN 978-3-641-09116-3www.dva.de
Inhalt
Prolog
Einleitung Die Engagierten
Kapitel 1 Der Scheiterhaufen
Einstampfen, natürlich!
Der Müller von Freimann
Souvenirs, Souvenirs
Schwarzmarkt
Die Lebensläufe des Dr. No
Kapitel 2 Karteigenossen
»Ich habe mich doch selbst entnazifiziert«
Nur eine einzige Unterschrift
Kapitel 3 Jungen, die übrig blieben
Das doofe Dur der Angepassten: Hans Werner Henze
Vergessen, aber nicht vergangen: Iring Fetscher
»Fahnen kann ich bis heute nicht sehen«: Hilmar Hoffmann
»Ich frage mich selber: Warst du in der NSDAP?«: Walter Jens
Die Furie des Verstummens: Dieter Wellershoff
Kapitel 4 Das Vorleben der Anderen
Operativ bedeutsam: Wie die Stasi das Document Center auszuspionieren versuchte
»Recherchen müssten geführt werden«
Die Kartei hat immer recht
Der Aktentausch
Die Regierung kann sich ihr Volk nicht aussuchen
Kapitel 5 Im Safe von Mr Simon
»Vor Rückgabe vernichten«
Nur keine neue Entnazifizierung
»Eine Last, von der man sich nur schwierig wieder reinwaschen kann«
Hansen und die heiße Kartoffel
»Verbrenne es!«
Der Safe von Mr Simon
Schutz vor Schnüffelei
»Nationale Peinlichkeiten vermeiden«: der Fall Periot
»Stets um Rückgabe bemüht«: die Verzögerungstaktik der Mächtigen
Eine Viertelstunde Vergangenheitsbewältigung
Es ist nicht alles in den Akten
Kapitel 6 Letzte Tänze, letzte Tinte: Günter Grass
Die Vertreibung aus dem Paradies
Mitgetrommelt
Blessuren und juckende Narben
Kapitel 7 »Das Buchstabierenmüssen unserer Existenz«: Martin Walser
»Verbergungsroutinen«
Christoph und die Fremde
Es gilt das geschriebene Wort
»Jetzt, jetzt, jetzt, jetzt«
Kapitel 8 Das Ende der Geschichte
Anmerkungen
Editorische Notiz
27FÜRMEINENVATER72
»Ihr, die ihr auftauchen werdet aus der FlutIn der wir untergegangen sindGedenktWenn ihr von unseren Schwächen sprechtAuch der finsteren ZeitDer ihr entronnen seid.«
BERTOLT BRECHT, AN DIE NACHGEBORENEN
Prolog
Dies ist keine Familiengeschichte, aber es könnte eine sein. Unser aller Familiengeschichte, die wir in der alten Bundesrepublik aufgewachsen sind. Noch ist es nicht zu spät, Fragen zu stellen. Noch leben die letzten Angehörigen der Flakhelfer-Generation. Es sind unsere Väter und Großväter, und sie haben die Bundesrepublik geprägt: als Künstler, Wissenschaftler, Politiker, Journalisten, Juristen.
Beginnen wir also doch mit einer Familiengeschichte. Die Flakhelfer sind mir nah. Mein Vater, Jahrgang 1927, war einer. Heute ist er 86, so alt wie Günter Grass, Hans-Dietrich Genscher, Martin Walser. Mein Großvater Walter Herwig wurde 1880 in Kassel geboren, fast hundert Jahre vor mir. Lauter späte Väter. So haben die Herwigs eine Generation übersprungen, und ich wurde in Hörweite des 19. Jahrhunderts geboren.
Mein Vater kam in der Weimarer Republik zur Welt, aber sein Elternhaus war nicht nur politisch in den Koordinaten des Kaiserreichs verankert. Die großbürgerliche Siebenzimmerwohnung lag direkt am Kaiserplatz im Hohenzollernviertel der ehemaligen Residenzstadt Kassel. Mein Großvater konnte sich zwar nicht mehr »Kaiserlicher Hofspediteur« nennen, da es mit dem deutschen Kaiser – der früher gern auf Schloss Wilhelmshöhe und im Kasseler Staatstheater Hof gehalten hatte – zu seinem Bedauern längst vorbei war. Aber das Speditionsgeschäft florierte auch dank der Firmenbeziehungen nach Übersee, die Walter Herwig 1929 den Titel eines Honorarkonsuls von Peru eingebracht hatten. Bevor Hakenkreuzflaggen in Mode kamen, schmückte der Konsul seine Maybach-Limousine am peruanischen Nationalfeiertag mit den Standarten des südamerikanischen Landes und der Weimarer Republik.
Es war eine friedliche Zeit. Vom Fenster im dritten Stock konnte mein Vater als Kind den Klängen der ehemaligen Militärkapelle lauschen, die im Konzertpavillon vor dem Haus »heitere und leichte Tonschöpfungen« spielte.1
Sie spielte bis 1934. Dann zogen die neuen Machthaber andere Saiten auf. Die Nationalsozialisten rissen den Pavillon ab, um Platz für eine Tribüne zu schaffen. Fortan wurden dort am Reichskriegertag Paraden abgehalten. Es schien nur folgerichtig, dass die zukünftigen Kriegsherren den Kaiserplatz 1938 nach einer Schlacht benannten und ihn zum Skagerrakplatz umtauften.
So stand mein Vater mit einem Bein noch in der Kaiserzeit, während er mit dem anderen schon ins »Dritte Reich« marschieren musste. Ein Foto aus den 1930er Jahren zeigt den kleinen Günter Herwig auf der Straße, wie er brav in die Kamera lächelt und den rechten Arm zum Hitlergruß hebt. Darunter hatte meine Großmutter ins Album geschrieben: »Zum ersten Mal ›Heil Hitler‹«. Wusste er, was das bedeutet?
Am 1. Dezember 1937 wurde der Zehnjährige ins Jungvolk aufgenommen. Dort sollten aus kleinen Jungen Hitlers Helden gezüchtet werden. Aber mein Vater war kein Heldenmaterial. Er war zu faul und selbstgenügsam, um sich für das mit Marschieren und Indoktrinieren beschäftigte »Dritte Reich« zu begeistern. 1938 informierte das Gymnasium meine Großmutter in einem blauen Brief, ihr Sohn sei selbstzufrieden und träge, seine Anteilnahme lasse in jeder Hinsicht zu wünschen übrig: »Meist sitzt er rosig und satt in seiner Bank und scheint mit allem zufrieden. Ermahnungen erschüttern ihn nicht weiter.« Gezeichnet: »Heil Hitler! Der Klassenleiter«.2
Nicht, dass der junge Günter einen inneren Widerspruch zur herrschenden Ideologie spürte. Sie kümmerte ihn einfach nicht. Auch am Marschieren fand mein Vater keinen Gefallen und kam 1943 vor ein Gericht der Hitlerjugend, weil er sich beim Abmarsch nach einem Appell ohne Erlaubnis verdrückt hatte. Theater gefiel ihm, aber nicht das Theater der Braunhemden. Dem Strafbescheid der Hitlerjugend Kurhessen zufolge gab er als Entschuldigung an, sich bei einem Laienspiel den Fuß verstaucht und deshalb aus der Marschformation ausgeschert zu sein. Sein eigenmächtiger Abmarsch wurde glimpflich geahndet: Verwarnung »für die Dauer des Krieges«.
Dieser Krieg hätte ihn um ein Haar noch erwischt, wenn er länger gedauert hätte. Nach Reichsarbeitsdienst und Flakhelferzeit bekam mein Vater im Januar 1945 einen Brief, der ihn zur Aufnahmeprüfung als Reserveoffiziersbewerber der Kriegsmarine nach Wien beorderte. Der Untergang des Deutschen Reichs war nur noch eine Frage von wenigen Monaten, die deutschen Armeen zogen sich an allen Fronten zurück, und Wien lag nicht einmal an der Küste. Aber auf dem Marinekommando II, erzählte mir mein Vater, hätten die Offiziere noch im Frühjahr 1945 auf die Tischmanieren der jungen Rekruten geachtet, die das Reich retten sollten.
Als man ihm in Wien schließlich seinen Marschbefehl in die Hand drückte und befahl, sich damit auf der zuständigen Stelle zu melden, tat mein Vater das ihm einzig sinnvoll Erscheinende: Er zerknüllte den Zettel und verdrückte sich.
Trägheit ist eine starke physikalische Kraft, die gern unterschätzt wird. Auch von Diktaturen. Wären alle so gewesen wie mein Vater, der Volksstaat wäre vielleicht bald aus Mangel an Interesse der Beteiligten zusammengebrochen. Doch es kam anders, und das »Dritte Reich« hätte mehr Helden gebraucht als die wenigen Studenten, Arbeiter und Offiziere, die ihr Leben im mutigen Kampf gegen das Unrecht verloren und seitdem als Alibi für das »andere Deutschland« herhalten müssen. Brecht hat recht: »Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.«
Für die »geradezu lächerlich deutsche Sehnsucht nach Vorbildern«, von der Margarete Mitscherlich einmal sprach, taugt mein Vater nicht als Exempel – weder vor 1945 noch danach. Nein, mein Vater war kein Held und wollte keiner werden. Weder für Hitler noch für den Widerstand. Der Hitlerjunge Herwig war weder zäh wie ein Wiesel, noch flink wie ein Windhund, noch hart wie Kruppstahl. Stattdessen war er: rosig, satt und selbstzufrieden. So richtete sich mein Vater in einer gänzlich unheroischen Form des passiven Widerstands im »Dritten Reich« ein, der die Machthaber wenig entgegensetzen konnten. Offener Rebellion begegneten sie mit Repressalien, KZ und Todesurteilen. Aber mit lauter faulen Volksgenossen wie ihm war kein Staat zu machen, erst recht kein »Tausendjähriges Reich«.
Mit der Vergangenheit hat sich mein Vater ungern beschäftigt, aber sie beschäftigte ihn. Wenn im Fernsehen etwas über Hitler oder den Holocaust kam, wurde es »weggedreht«. Lieber Tierfilme. Den Krieg an der Front hat er nicht erleben müssen. Dafür die Zerstörung seiner Heimatstadt Kassel, die 1943 von alliierten Bombern in Schutt und Asche gelegt wurde. Die Leichen auf der Straße vor dem Bunker am Weinberg. Die Sirenen. Den Feuersturm.
Oft habe ich ihn nach seinen Erinnerungen an die damalige Zeit gefragt. Wusste er als Jugendlicher, was mit den Juden geschah? »Die wohnten in einem anderen Viertel«, lautete die Antwort. Aber er erzählte auch, wie er sich wunderte, als sein jüdischer Kinderarzt von einem Tag auf den anderen verschwand.
Heute scheint es mir, als hätte ich mitunter die falschen Fragen gestellt – oder die richtigen nicht gestellt. Ich war skeptisch, als mir mein Vater erzählte, der Großvater habe einen jüdischen Mitarbeiter in der Spedition geschützt. Zu oft hatte man solche Erzählungen in der Schule als Schutzbehauptungen entlarvt. Also suchte ich den Mann, und er bestätigte mir, dass mein Großvater ihn durch die Beschäftigung im Familienbetrieb tatsächlich gerettet habe. Der Konsul sei ein wirklich feiner Mensch gewesen, sagte mir der Mann kurz vor seinem Tod, und er denke bis heute mit Dankbarkeit und Achtung an ihn.
Falsche Frage, richtige Antwort? Denn was wusste ich wirklich über meinen Großvater? Von »den Nazis« habe man im Hause Herwig keine hohe Meinung gehabt, die Eltern seien bürgerlich-nationalkonservativ gewesen, hatte mir mein Vater immer erzählt. Ich war 37, als ich ihn zum ersten Mal fragte, ob der Großvater denn in der NSDAP gewesen sei. Es war eine Frage, die ich so direkt nie gestellt hatte (auch wenn sie in unseren Gesprächen oft gemeint war) und die mir mein Vater umstandslos beantwortete: Ja, der Großvater sei in der NSDAP gewesen, denn er leitete mit seinem Bruder das Familienunternehmen. Der Bruder aber war Freimaurer, und »einer musste doch in die Partei«.
Richtige Frage, falsche Antwort? Meinen Großvater konnte ich nicht mehr fragen. Er war im August 1944 an einem Herzanfall zu Hause in Kassel gestorben. So lernte ich spät, dass die alten Geschichten noch lange nicht vorbei sind. Dass alles, was wir in der Schule über die Verdrängung in der Adenauerzeit erfahren hatten, uns Geschichtsbewältigte noch viel unmittelbarer betraf, als wir glaubten.
Vier Wochen nach dem plötzlichen Tod meines Großvaters im August 1944 heulten über Kassel wieder die Sirenen. Mein Vater und seine Schwester mussten meine Großmutter in den Luftschutzkeller zerren, so untröstlich war sie über den Tod ihres Mannes. »Sie wollte sterben, und sie wäre gestorben, wenn wir sie nicht mitgenommen hätten«, erzählte mir mein Vater. Eine Bombe fiel in sein Kinderzimmer und zerstörte die ganze Wohnung. Mutter, Schwester und Sohn krochen durch einen Durchbruch in den Nachbarkeller und überlebten.
»Auch wenn das seltsam klingt: Es war ein Gottesglück für deine Großmutter, dass wir ausgebombt wurden«, sagte mein Vater: »Mit dem Haus waren auch alle Erinnerungen an das Leben davor zerstört.« Tagelang noch suchte meine Großmutter in den Trümmern.
Dann geschah etwas, das mein Vater noch heute als Wunder bezeichnet. Unter Schutt und Asche hatte ausgerechnet ein Stück Papier die Zerstörung überdauert. Es war der letzte Brief, den Walter Herwig seinem Sohn geschrieben hatte: »Nochmals alles Gute, mein lieber Günter, für Dein neues Lebensjahr und viele herzliche Grüße. In Liebe, Dein Vater«.
1 »Im Westen viel Neues«, Hessisch Niedersächsische Allgemeine, 21. Juni 2006.
2 Brief des Staatlichen Wilhelmsgymnasiums Kassel vom 3.3.1938 an Frau Konsul Walter Herwig, Kassel, Skagerrakplatz 30.
Einleitung Die Engagierten
Wäre die Erinnerung ein Konzert – so könnte es klingen, das Jüngste Gericht über die deutsche Vergangenheit: »Ein In- und Aufeinander von Schreckensgetön aus der Kindheit, Erinnerungen an Marschlieder und Hymnen, Gassenhauer und Gemeinheiten, Suff. Blitzlichtklänge aus dem Riefenstahl’schen Nazi-Nürnberg beleidigen uns, den Fanfarenzügen entfährt grelle Ignoranz, das doofe Dur der Angepassten und Mitlaufenden.«
Mit seinem 1993 uraufgeführten Requiem wollte der Komponist Hans Werner Henze ein Zeichen gegen das »doofe Dur der Angepassten« setzen. Er selbst hatte sich in seinen Memoiren als Gegner des NS-Regimes dargestellt, dem er als 18-jähriger Wehrmachtssoldat gedient hatte. 2009 entdeckte ich bei Recherchen im Bundesarchiv, dass die Wahrheit nicht ganz so einfach war: Der Mann, der nach 1945 als Modernisierer zum Übervater der Neuen Musik wurde, war noch 1944 in die NSDAP eingetreten. Die Entdeckung seiner Mitgliedskarte sorgte für Furore, aber Henze wiegelte ab. Es müsse sich um eine »Finte« der Nazis handeln, eine Fälschung. Er sei ohne eigenes Wissen als »Geburtstagsgeschenk der Gauleitung« an Hitler in die Partei aufgenommen worden, behauptete Henze. Viele deutsche Medien übernahmen diese Schutzbehauptung unkritisch, ignorierten die Karteikarte oder verwarfen seine NSDAP-Mitgliedschaft als »unbewiesene Behauptung«. Als der berühmte Komponist 2012 verstarb, beschränkten sich die Nachrufe auf die Wiedergabe seiner offiziellen Biografie. Schließlich galt Henze längst als »eine jeder Kritik enthobene künstlerische Autorität«.3 Dass ausgerechnet er, der sich immer kritisch mit den Gräueln der NS-Zeit auseinandergesetzt hatte, selbst in Hitlers Partei gewesen sein sollte, passte einfach nichts ins Bild.
Henze war nicht der einzige Angehörige der sogenannten Flakhelfer-Generation, deren Jugend im »Dritten Reich« heute in neuem Licht erscheint. Seit 1994 die NSDAP-Mitgliederkartei von den USA an das Bundesarchiv übergeben wurde, tauchen immer mehr bekannte Namen auf. Es sind Politiker und Künstler, Wissenschaftler und Journalisten, Linksliberale und Konservative. Nur eines haben sie alle gemeinsam: Sie haben ihre Jugend im »Dritten Reich« verbracht und sind nach dem Krieg zu prominenten Intellektuellen und Wortführern der jungen Bundesrepublik aufgestiegen. Man braucht nur die Namen aufzuzählen, und schon hat man ein politisch-kulturelles Pantheon der deutschen Nachkriegszeit vor Augen: Martin Walser, Dieter Hildebrandt, Siegfried Lenz, Hans-Dietrich Genscher, Horst Ehmke, Erhard Eppler, Hermann Lübbe, Niklas Luhmann, Tankred Dorst, Erich Loest, Peter Boenisch, Wolfgang Iser – eine ganze Generation von Übervätern geriet in den letzten Jahren trotz tadelloser Nachkriegslebensläufe ins Zwielicht, weil sie vor 1945 im Nationalsozialismus mitgemacht hatte. Allerdings: Mit Ausnahme von Eppler wollte sich keiner der noch lebenden Betroffenen erinnern können, jemals einen Aufnahmeantrag unterschrieben zu haben. Die NSDAP – ein Verein von Zufallsmitgliedern? Die Öffentlichkeit war verwirrt, die Betroffenen mauerten und fühlten sich missverstanden.
Doch je mehr Namen auftauchen, desto fragwürdiger werden die Versuche, die Parteimitgliedschaft als zufällig oder unwissentlich darzustellen. Angesichts der »im Ganzen wenig belastbaren Quellen- und Faktenlage«, hoffte die FAZ im Fall Hans Werner Henze, würden die »bösen Geister« bald wieder in der Versenkung verschwinden. Der Komponist habe es einfach nicht verdient, fand auch die , dass sein lebenslanges künstlerisches und politisches Engagement »wegen einer unbewiesenen Behauptung« zur Bußübung degradiert werde.
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