Die Fliegen - Tex Rubinowitz - E-Book

Die Fliegen E-Book

Tex Rubinowitz

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

«Der Furt entstieg ein Mann – er war groß und breitschultrig, aber weder so groß noch so breit, dass er aufgefallen wäre in einem Land, dessen Männer meistens groß waren und breite Schultern hatten. Er trug ein verschossenes blaues Hemd und verblichene graue Puschen. Auch der dunkle Stetson auf dem Kopf des Fremden wirkte nicht mehr neu, aber die Sachen waren alle sauber, sofern die Sachen eines Mannes, der einem lehmgelben Fluss entsteigt, sauber sein können.» Im mannhaft herben Prosastil eines Fünfziger-Jahre-Groschenwesterns erzählt Tex Rubinowitz von der Western Frontier, wo das Recht des Stärkeren herrscht, ein Mann ohne Pferd nichts ist und am Ende jeder blaue Bohnen fressen muss – der Cowboystoff ist allerdings so konsequent durch den Absurdisator gejagt, dass auch Nicht-Western-Fans ihre Freude an dieser Erzählung haben werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 45

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Tex Rubinowitz

Die Fliegen

Eine Western-Novelle

Ihr Verlagsname

Über dieses Buch

«Der Furt entstieg ein Mann – er war groß und breitschultrig, aber weder so groß noch so breit, dass er aufgefallen wäre in einem Land, dessen Männer meistens groß waren und breite Schultern hatten. Er trug ein verschossenes blaues Hemd und verblichene graue Puschen. Auch der dunkle Stetson auf dem Kopf des Fremden wirkte nicht mehr neu, aber die Sachen waren alle sauber, sofern die Sachen eines Mannes, der einem lehmgelben Fluss entsteigt, sauber sein können.»

Über Tex Rubinowitz

Inhaltsübersicht

1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel

1.

Ich saß angezogen im Bett und rauchte keine. Warum ich das tat, war mir selbst nicht ganz klar, genauso gut hätte ich aber auch darüber rätseln können, warum das Hotelzimmer, in dem ich mich befand, mit einer wohl als Raumteiler gedachten hüfthohen Mesquitehecke ausgestattet war. Und es war ausgesprochen warm in meinem Refugium, um nicht zu sagen, kochend heiß. Hitze ist eine Substanz, die bei mir jegliche gedankliche wie körperliche Regung lähmt, die sich wie Blei auf Geist und Glieder legt, ich saß da wie ein Sack Stroh und starrte ins Nichts, wie es mir schien; in Wirklichkeit hing mein Augenpaar ja auf der Hecke, denn die war, soweit ich erkennen konnte, neben dem Bett, das sich mir als Sitzgelegenheit bot, der einzige Gegenstand in diesem Asyl. Ich fühlte mich wie grau geschmortes Schmorfleisch, wie eine Snowboard-Halfpipe, über und über mit Spinnweben überzogen, mitten im Tschad, wie eine taube Pistazie inmitten falben Laubs, aber auch wie eine Motte, deren Flügel Platinbarren waren, gleichermaßen wertvoll wie wertlos. Wiewohl alles an mir bleiern war, wütete es in mir wie der Spanische Erbfolgekrieg, und mein Magen fühlte sich an wie ein läufiger Riesenschnauzer. Was ich an Geräuschen wahrnahm, war zum einen das Schimpfen der Elstern in der Hecke und raue Atemzüge zum anderen. Ich war also nicht alleine. Ich lauschte und registrierte unter größter Anstrengung, dass sich noch zwei Menschen in meiner Nähe befinden mussten. Bald war die Quelle des bronchialen Radaus ausgemacht. Durch eine kleine scheibenlose Öffnung starrten zwei harte Augen in meine Kemenate. Es handelte sich um die Augen eines Fußpflegers, wie ich unschwer feststellen konnte. Das Schließen vom Blick auf den Beruf ist eine Kunst, auf die sich nur wenige verstehen; ich habe sie mir vor Jahren angeeignet, auf einer Fachhochschule in Graz. Eine andere Person schälte sich aus der Hecke und stand wie ein riesengroßer Schatten vor mir. Ich war mir nicht sicher, ob mich das Zwielicht narrte, ob ich nur einer Täuschung, einer Luftspiegelung anheimgefallen war, aber der Schemen wurde von Moment zu Moment realer. Als ich auch noch einen Revolver wahrnahm, dessen Mündung sich genau auf mein eines Auge richtete, war der Bann der Hitze gebrochen. Ich hatte noch nicht den Tagesgruß über den Lippen, da fuhr mir dieser Herr schon großspurig in die Parade: «Du hast wohl Angst vor einem offenen Kampf. Du hältst dich im Verborgenen, weil du den Schneid einer Maus hast.»

Ich bin kein Mann, der die Gefahr scheut und ihr nicht entgegenzutreten versteht, aber in meiner Lage, geschwächt durch die hohen Temperaturen, brachte ich nur ein guttural gekrächztes «Ich bin keine Maus» hervor.

«Well, natürlich bist du keine Maus, du bist ein Schwamm. Zieh dir rasch etwas über, ich muss mit dir reden.» Der Schneid in der Stimme des Fremden erzwang Respekt.

Ich blickte an mir herunter, konnte aber beim besten Willen mit Ausnahme der Greiforgane keinen Körperteil entdecken, der nicht bedeckt war, auch vermutete ich ebensolches für mein Antlitz, mit dem ich ihn wortlos fragend ansah.

«Ihnen hängt ein Ei aus der Hose!»