DIE FLUCHT INS UNGEWISSE - John Boland - E-Book

DIE FLUCHT INS UNGEWISSE E-Book

John Boland

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Beschreibung

Zwei Männer - Robert Claymore, ein englischer Bankdirektor, und Geoffrey Leary, ein kanadischer Pilot - fassen den Plan, die Bank auszurauben, bei der Claymore Direktor ist. Sie entkommen mit ihrer Beute im Flugzeug. Ihre Zuflucht ist eine abgelegene Holzfällerhütte im Norden von Alberta, bis die Suche nach ihnen eingestellt wird. Aber sie kommen nicht bis nach Alberta: Sie müssen in einem seltsamen Land, das Yademos heißt, notlanden. Yademos, mit seiner friedlichen, jahrhundertealten Geschichte, ist ein wohlgeordnetes Staatswesen, dessen Bürger ein hohes Niveau geistiger und wissenschaftlicher Entwicklung erreicht haben. Elektronengehirne sind die Instruktoren dieses Staates und ersetzen hier alle sterblichen Lehrkräfte. Robert Claymore und Geoffrey Leary durchstreifen dieses seltsame Land, Wie ist die Wirkung dieser wohlgeordneten Gesellschaftsordnung auf die beiden Besucher? Warum flammt Hass auf? Warum fallen beide in hemmungsloses tiefstes Mißtrauen?

 

Die Flucht ins Ungewisse ist eine mitreißende Allegorie über die Verwicklungen unserer modernen Zivilisation: bewundernswert geschrieben und mit einer folgerichtig-logischen Klarheit gestaltet. Aber was das Wichtigste ist: Die Geschichte ist aufregend, eigenartig und spannend...

 

Der Science-Fiction-Krimi Die Flucht ins Ungewisse des britischen Schriftstellers John Boland (* 5. Februar 1913; † 9. November 1976) erschien erstmals im Jahr 1956; die deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1964.

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe des Romans in seiner Reihe APEX CRIME.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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JOHN BOLAND

 

 

Die Flucht ins Ungewisse

 

Roman

 

 

 

 

 

 

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

DIE FLUCHT INS UNGEWISSE 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Zwölftes Kapitel 

Dreizehntes Kapitel 

Vierzehntes Kapitel 

Fünfzehntes Kapitel 

Sechzehntes Kapitel 

Siebzehntes Kapitel 

Achtzehntes Kapitel 

Neunzehntes Kapitel 

 

 

Das Buch

 

Zwei Männer - Robert Claymore, ein englischer Bankdirektor, und Geoffrey Leary, ein kanadischer Pilot - fassen den Plan, die Bank auszurauben, bei der Claymore Direktor ist. Sie entkommen mit ihrer Beute im Flugzeug. Ihre Zuflucht ist eine abgelegene Holzfällerhütte im Norden von Alberta, bis die Suche nach ihnen eingestellt wird. Aber sie kommen nicht bis nach Alberta: Sie müssen in einem seltsamen Land, das Yademos heißt, notlanden. Yademos, mit seiner friedlichen, jahrhundertealten Geschichte, ist ein wohlgeordnetes Staatswesen, dessen Bürger ein hohes Niveau geistiger und wissenschaftlicher Entwicklung erreicht haben. Elektronengehirne sind die Instruktoren dieses Staates und ersetzen hier alle sterblichen Lehrkräfte. Robert Claymore und Geoffrey Leary durchstreifen dieses seltsame Land, Wie ist die Wirkung dieser wohlgeordneten Gesellschaftsordnung auf die beiden Besucher? Warum flammt Hass auf? Warum fallen beide in hemmungsloses tiefstes Mißtrauen?

 

Die Flucht ins Ungewisse ist eine mitreißende Allegorie über die Verwicklungen unserer modernen Zivilisation: bewundernswert geschrieben und mit einer folgerichtig-logischen Klarheit gestaltet. Aber was das Wichtigste ist: Die Geschichte ist aufregend, eigenartig und spannend...

 

Der Science-Fiction-Krimi Die Flucht ins Ungewisse des britischen Schriftstellers John Boland (* 5. Februar 1913; † 9. November 1976) erschien erstmals im Jahr 1956; die deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1964. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe des Romans in seiner Reihe APEX CRIME.

   DIE FLUCHT INS UNGEWISSE

 

 

 

 

 

 

  Erstes Kapitel

 

 

Robert Claymore verspürte keinerlei Vorahnungen, dass ihm einer der schicksalsschwersten Tage seines Lebens bevorstand. Als er die Bank erreicht und flüchtig die Post auf seinem Schreibtisch durchgesehen hatte, war er der Meinung, es sei einer der schrecklichsten Tage; alle Hoffnung war dahingeschwunden. Seine Bewerbung um die Leitung einer größeren Bankfiliale war abgelehnt worden.

Zum dritten Mal war sein Versuch, von der kleinen Filiale in Fayton versetzt und befördert zu werden, gescheitert. Claymore war sich bitter bewusst, was dieses dreimalige Scheitern bedeutete. Es hieß, dass er für den Rest seines Lebens verdammt war, an dem gleichen Ort zu bleiben. Aber nicht ein einziges Mal verriet sein Gesichtsausdruck seine wahren Gefühle. Solange er sich entsinnen konnte, hatte man ihn dazu erzogen, sich zu beherrschen.

Sein erster Lehrer war sein Vater gewesen. Mit ungefähr drei Jahren hatte sich Robert das Knie verletzt. Sein Vater hatte ungeduldig und streng gesagt: »Du darfst nie weinen, Robert! Man darf nie seine Gefühle zeigen.«

Für die Universität war kein Geld dagewesen, und kurz bevor Robert die Schule verließ, kamen ihm Zweifel über seine Zukunft. Aber es blieb nicht mehr viel Zeit, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Der Krieg schien unvermeidlich. Am 3. September tat er, was er vorher noch nie getan hatte. Er betrank sich. - Erst als er aus dem Rekrutierungsbüro herauskam, wurde ihm klar, was er getan hatte. Er hatte sich freiwillig zur Royal Air Force gemeldet! Er musste verrückt gewesen sein. Diese Nacht war die schlimmste seines Lebens. Selbst jetzt, so viele Jahre danach, hatte er noch Alpträume in Erinnerung an die durchstandenen Qualen.

Aber die Kriegsjahre waren gar nicht so schlimm gewesen. Aus Angst, man hielte ihn für feige, machte er bei Gelegenheit einen Fliegerkurs mit. Er schied als Pilot aus, sein Name dort auf der Liste, wo er gewöhnlich stand - im letzten Drittel.

Er verbrachte seinen Urlaub in Edinburgh, als er Helen Walters traf, die in einem Ministerium arbeitete. Helen, eine träge blonde Schönheit, erschien ihm wie eine Göttin. Neben seiner massiven Gestalt - er war einsdreiundachtzig groß und wog über 180 Pfund - wirkte sie zart, beinahe zerbrechlich. Knapp drei Monate nach ihrem ersten Treffen heirateten sie.

Im Laufe der folgenden Jahre kam Robert nach und nach dahinter, dass jedes Wort, das Helen sprach, bestimmt war, einen falschen Eindruck hervorzurufen. Sie log nicht gerade - das wäre zu plump für ihre zarte Natur gewesen -, aber sie beherrschte dieses Spiel so gut, dass sie mit ein paar Worten eine vollkommene Illusion schaffen konnte. Als Robert die Leitung der Filiale in Fayton übertragen wurde, waren Helens Bekannte davon überzeugt, dass die Beförderung nur ihrem Einfluss zu verdanken sei.

Claymore hatte auf weitere Beförderung gehofft. Das Leben in Fayton erstickte ihn allmählich. Es war ein kleiner Ort, und es bestand kaum die Chance, Helen auch nur für ein paar Stunden zu entfliehen. Manchmal begann Robert beim Anblick eines hübschen jungen Mädchens über die Möglichkeit von Helens Tod nachzugrübeln - die Möglichkeit, vielleicht bei einem Autounfall umzukommen. Gelegentlich verbrachte er eine herrlich erschreckende Minute mit dem Gedanken an Mord. Doch in erster Linie bestand seine Flucht vor der jämmerlichen Realität seines Lebens mit Helen in seinen Tagträumen über einen Bankraub.

Die Pläne für diesen Diebstahl waren bis ins feinste Detail ausgearbeitet. Claymore wusste genau, wie er genügend Geld stehlen konnte, um bis ans Ende seines Daseins irgendwo weit weg von England luxuriös leben zu können. Es kein Kunststück, mit einer großen Geldsumme die Bank zu verlassen. Aber hier kamen seine Tagträume zu einem Ende. Dahinter lag die Gewissheit, dass er nie ungeschoren davonkommen würde. Selbst wenn er es fertigbrachte, den Kontinent zu erreichen, würde ihn die Polizei bestimmt fassen.

So wurde die Tat hinausgeschoben, doch die Träume blieben. Ein paar Kilometer außerhalb von Fayton lag ein amerikanischer Militärflugplatz, dessen Besatzung Kunden von Claymores Bank waren. Zeitweise lagen große Mengen amerikanischer Noten in dem Banksafe. Von diesem Geld träumte er. Amerikanisches Geld war in jedem Teil der Welt eine gute Währung. Wohin auch immer er gehen würde, nachdem er die Bank beraubt hatte...

Claymore seufzte. Es war Zeit fürs Mittagessen. Während des Nachmittags hatte er mehr als gewöhnlich zu tun, und als er mit der Arbeit fertig war, fühlte er sich müde. Erst als er seine Haustür öffnete, entsann er sich des Wohltätigkeitsballes, der heute Abend im Gruyvener-Hotel stattfand. Er blieb horchend im Flur stehen. Das Badewasser lief; wahrscheinlich war Helen im Badezimmer. Er ging in die Küche, wo das Frühstücksgeschirr noch unabgewaschen stand. Er spülte, trocknete ab und stellte das Geschirr fort, dann ging er nach oben.

 

Auf der Fahrt in ihrer 10-PS-Limousine auf den Ball beklagte sich Helen pausenlos. »Wirklich, Robert, ich weiß nicht, wie ich den Abend überstehen soll. Den ganzen Tag war es mir nicht gut, dazu die viele Hausarbeit, und jetzt noch dies...« Ihre Stimme verstummte einen Augenblick, während Robert den Wagen parkte. Als sie die Empfangshalle betraten, hing sich Fielen an seinen Arm, plauderte munter und sah mit einem Ausdruck zu ihm auf, der besagen sollte, sie sei selig, einen so großen, starken, klugen Mann zu haben.

Claymore wartete geduldig auf jemanden, der ihn erlöste.

»Hallo, Bob, Mrs. Claymore.« Der Sprecher war Thomas Parry. »Wie war’s mit einem Drink, Bob? Ich möchte gern was mit Ihnen besprechen.«

Claymore trat einen Schritt vor. »Gut, ich komme mit, Tom.« Er wollte nichts trinken; er hatte keine Lust, sich Toms Golfgeschichten anzuhören; aber dadurch entkam er Helen. Sie würde ganz zufrieden dasitzen und jedem erzählen, ihr armer Mann hätte eine geschäftliche Besprechung.

Parry und Claymore hatten ein paar Runden Golf zusammen gespielt. Parry war ein begeisterter Spieler, während Claymore es ausgesprochen kindisch fand.

»Gehen wir runter in die Cocktailbar«, sagte Parry. »Da unten ist es ziemlich ruhig.« Er ging voran, und als sie in die Bar kamen, winkte er einer einsamen Gestalt zu, die am Ende der Bartheke saß. »Kennen Sie Geoffrey Leary?«, fragte er Claymore. »Nein? Dann mache ich Sie bekannt. Ganz amüsanter Bursche. Er ist Pilot.«

Er ging zu dem Mann hinüber. »Geoff«, sagte er, »ich möchte, dass Sie einen Freund von mir kennenlernen. Ein wichtiger Mann. Mein Bankleiter, heißt Robert Claymore. Er ist auch mal Pilot gewesen.«

Geoffrey Leary war Kanadier, ein Meter fünfundachtzig groß und sehr schlank. Er trug einen gepflegten rötlichen Bart. Leary lachte mit blitzenden Zähnen. »Bankleiter? Ich freue mich immer, jemanden mit Geld zu treffen.« Sie schüttelten sich die Hände. »Fliegen Sie immer noch, Sir?«

»Nicht mehr. Tom bezog sich auf die Zeit, als ich ein Wasserflugzeug zur Aufklärung von U-Booten geflogen habe.«

Sie unterhielten sich und hörten mehr oder weniger höflich eine von Toms unvermeidlichen Golfgeschichten an. Beim dritten Glas, gerade als Claymore auf das Fest zurückkehren wollte, wurde seine Aufmerksamkeit von etwas, das der Kanadier sagte, geweckt. Offenbar transportierte der Bärtige Luftfracht von den Fabriken zum Kunden. Oft, sagte Leary, liefere er Fracht über den Atlantik in die Vereinigten Staaten oder in seine eigene Heimat.

Claymore sah sich den Piloten an und beobachtete ihn sorgfältig. Leary war noch jünger, vielleicht Ende Dreißig, aber der Bart erschwerte es, das Alter richtig zu schätzen. Wie war dieser Kanadier hinter der Maske ruhiger Zuverlässigkeit wirklich? Es gab hundert Fragen, die der Bankfilialleiter gern gestellt hätte. Irgendwie musste er ein Treffen mit dem Piloten einfädeln, bei dem sie ohne einen Dritten reden konnten. Er fragte nebenbei: »Kommen Sie oft in diese Bar, Mr. Leary?«

Der Pilot lachte. »Vermutlich nicht öfter als anderswohin, wenn es mich gerade in diese Ecke der Welt verschlagen hat.« Er trank einen Schluck. »Jedenfalls werde ich wohl morgen Abend hier sein. Dann fliege ich eine Kiste nach Ontario rüber. Der Himmel weiß, wann ich wiederkomme.«

Claymore leerte sein Glas und erhob sich. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen - ich glaube, ich muss zurück zu meiner Frau. Ich bin schon länger geblieben, als ich wollte.« Er fügte wie bei einem nachträglichen Einfall hinzu: »Morgen Abend bin ich mit einem Kunden hier im Hotel verabredet. Vielleicht treffen wir uns? Auf jeden Fall werde ich mich nach Ihnen umsehen.«

»Tun Sie das, Claymore. Ich halte auch die Augen offen.«

In der Nacht schlief Claymore nicht. Seine ursprüngliche Müdigkeit war verschwunden, und er lag wach in der Dunkelheit, rauchte eine Zigarette nach der anderen und überlegte die Möglichkeiten. Während die Stunden vergingen, wurde ihm ein Punkt immer klarer. Wenn er tatsächlich die Bank berauben und sich darauf verlassen wollte, dass Leary ihn nach den Vereinigten Staaten oder Kanada brachte, dann musste er den Piloten von Anfang an in den Plan einweihen. Aber war Leary der Mann, der bereit war, bei so etwas mitzutun? Ein großes Risiko für die Chance, ein Vermögen zu verdienen, auf sich zu nehmen?

Der nächste Tag verging quälend langsam. Endlich kam die Zeit, wo er zum Gruyvener-Hotel gehen konnte. Der bärtige Pilot saß auf dem gleichen Stuhl wie am Vorabend und begrüßte Claymore herzlich. Sie wechselten, auf Claymores Vorschlag, zu einem kleineren Tisch in eine Ecke des Raums hinüber, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.

Nach und nach begann sich Claymore durch vorsichtige Fragen ein Bild von dem Mann ihm gegenüber zu machen.

Leary war durch die ganze Welt gereist, und wenn man ihm glauben konnte, hatte er sich in einigen verzweifelten Situationen befunden. Er war kein Intellektueller, sondern ein Mann der Tat, urteilte Claymore.

»Finden Sie es nicht sehr teuer, in Hotels zu leben?« Claymore wollte gern etwas über die finanzielle Lage des Piloten erfahren. »Aber wahrscheinlich haben Sie eine sehr gute Stellung.« Er seufzte. »Ich finde, das Geld reicht immer gerade nicht aus.«

Leary lachte. »Wem erzählen Sie das! Ich bin immer pleite. Aber ich hätte gedacht, in Ihrem Beruf...«

»Na ja, es geht mir nicht schlecht. Im Grunde brauche ich mir keine großen Gedanken zu machen.«

»Dann haben Sie Glück, das können Sie mir glauben. Verdammt, ich möchte heiraten, kann es mir aber nicht leisten.«

Diese Worte bedeuteten einen Schlag für Claymores Hoffnungen. Wenn Leary eine Heirat plante, war er wahrscheinlich kein Partner für ein Verbrechen. Doch die nächsten Worte weckten Claymores Hoffnung erneut.

»Wollen Sie mal ein Bild von meinem Mädchen sehen? Eine richtige Frau, das können Sie mir glauben.« Er nahm die Brieftasche aus seiner Jacke. »Das ist sie«, sagte er und hielt ihm ein glänzendes Foto hin. »Was halten Sie davon?«

Claymore sah auf das Bild. Die harte Blondine in Trikot und einem flitterbesetzten Jäckchen war keineswegs das, was er erwartet hatte. - »Hilda arbeitet in einem Nachtlokal in Detroit. Das ist eine Frau, was?«

»Ja. Ja, wirklich.« Er starrte den Piloten, dessen Gesicht völlig verklärt war, an; mehr konnte man wirklich nicht dazu sagen, dachte Claymore. »Ehh - sehr hübsch.«

Dann sah er ostentativ auf die Uhr. »Du liebe Zeit! Ich hatte keine Ahnung, dass es schon so spät ist. Ich muss gehen.« Gegen den Protest des Kanadiers stand er auf. Leary würde nicht vor einem Monat nach Fayton zurückkommen. »Rufen Sie mich in der Bank an, wenn Sie wieder da sind«, sagte er. »Wir müssen uns noch mal einen Abend zusammensetzen. Es hat mir viel Spaß gemacht heute.«

 

 

 

 

  Zweites Kapitel

 

 

Nach einem Monat hörte Claymore von dem Piloten. Als Claymore die raue kanadische Stimme am Telefon vernahm, spürte er, wie sich die Spannung, die kaum mehr erträglich gewesen war, löste und ihn eine wohlige Wärme durchzog. Er verabredete sich mit Leary für diesen Abend.

Er verbrachte die Stunden damit, Leary nach seinen Abenteuern in den verschiedensten Teilen der Welt auszuhorchen. Der Kanadier hatte nichts dagegen, über sich selbst zu reden. Im Gegenteil, je mehr er trank, desto mehr redete er, und Claymore bemerkte zufrieden, dass Leary in seinen Geschichten stets Geld erwähnte. Jedes Erlebnis war entweder deshalb abgekürzt worden, weil er kein Geld hatte oder es kostete ihm soundsoviel Dollar. Geld, so stellte Claymore befriedigt fest, war für Leary von größter Wichtigkeit.

Während der nächsten paar Wochen lernte er den Flieger sehr gut kennen. Sie verbrachten einige Abende zusammen, jedes Mal in einem anderen Lokal. Das war die Idee Claymores. Er wollte nicht, dass seine Beziehung zu dem Kanadier zu bekannt wurde.

Wahrscheinlich wäre es mit ihren gelegentlichen Begegnungen, bei denen sie tranken und sich unterhielten, so weitergegangen, solange es Leary Spaß machte, den Bankier zu sehen. Aber eines Abends ließ Claymore schließlich durchblicken, was er im Sinn hatte. Als sie sich trafen, war der Pilot mehr als halb betrunken, und seine Backenknochen standen weiß über dem roten Bart. Er war in einer bösartigen Stimmung, goss den Whisky so schnell hinunter, wie er nur schlucken konnte, und brabbelte vor sich hin.

Claymore hatte ihn bisher noch nicht in einer solchen Verfassung gesehen. Er hatte oft genug erlebt, dass der Pilot schwer trank, aber heute war es anders. Er wartete geduldig, ob Leary etwas sagte, doch dieser saß da, ohne eine Unterhaltung zu beginnen. Schließlich beugte sich der Bankier vor. »Sie haben Schwierigkeiten, Geoff. Sprechen Sie sich aus; vielleicht kann ich helfen.«

Einen Augenblick lang dachte er, Leary nähme ihm seine Einmischung übel, aber dann schlug er mit der Faust auf den Tisch und begann zu reden, wobei sich die Worte überstürzten. Claymore hörte zu, während sein Hirn arbeitete. Das Problem des bärtigen Kanadiers war, dass er befürchtete, sein Mädchen Hilda an einen Rivalen zu verlieren. »Das Schwein hat Geld«, sagte er bitter. »Und ich kann dem armen Kind keine Vorwürfe machen, wenn sie sich an einen Kerl mit Geld auf der Bank hängt. Sie hat’s nicht leicht gehabt. Es wird Zeit, dass es ihr mal gut geht.« Er sah Claymore hoffnungslos an. »Verdammt! Wenn ich Grütze im Kopf hätte, hätte ich selber Zaster.«

Claymore zog tief an seiner Zigarette. Einen günstigeren Augenblick gab es nicht, herauszufinden, wie weit der Pilot für Geld zu gehen bereit war. »Sie haben mir vor einiger Zeit mal gesagt, Geoff, Sie könnten Sachen durch den Zoll schmuggeln. Ich bin erstaunt, dass Sie aus der Gelegenheit nichts machen.« Er sprach in leichtem Ton. Wenn Leary unfreundlich reagierte, konnte er das Thema fallenlassen.

»Ich spreche nicht davon, ein Sparschwein zu klauen, Bob. Ich spreche von Geld, von wirklichem Geld.«

Claymore wischte etwas Asche von seinem Schoß. »Wie wäre es mit einer Ladung Gold oder Diamanten, was? Würde das genügen?«

Zum ersten Mal an diesem Abend teilten sich Learys Lippen zu einem Lächeln. »Klar, das wäre es«, sagte er. »Sagen Sie mir, wo ich das Zeug bekommen kann, und dann erledige ich den Rest. Ich würde Ihnen sogar was abgeben, um mich erkenntlich zu zeigen.« Das Lächeln verschwand. »Verdammt! Was würde ich für die Chance geben, wirklich an Geld zu kommen! Aber was reden wir darüber? Bei einer Ladung kann man nie sein Glück machen.«

»Außer natürlich, es wäre eine Ladung Bargeld.«

Für den Bruchteil einer Sekunde veränderte sich der Ausdruck auf Learys Gesicht. Durch den Schleier von Zigarettenrauch warf er dem großen Engländer einen Blick zu. Darm sagte er bewusst beiläufig:

»Ja - Bargeld. Natürlich, das wäre was anderes.« Er hob den Kopf und sagte leise, als spräche er mit der Decke: »Aber woher, mein Freund, bekommt man so eine angenehme Ladung?«

Lächelnd, als erzähle er einem Kind ein Märchen, antwortete Claymore: »Von einer Bank. Woher sonst?« Er machte eine betonte Pause. »Sie sollten mich mal besuchen, Geoff. Vielleicht kann ich Ihnen ein paar Dollar geben. Vielleicht mehr. Vorausgesetzt, Sie sagen schön bitte, natürlich.«

Leary sah immer noch zur Decke. »Nett von Ihnen, Bob. Ich werde daran denken.« Er zögerte, und in dem Raum war es sehr still, bis er sprach. »Angenommen, jemand sagte schön bitte - sehr schön -, wieviel würden Sie ihm dann geben?«

»Oh, ich weiß nicht. Eine Million Dollar vielleicht.«

Der Kanadier pfiff leise. »Mit ’ner Million als Spielgeld kann ein Mann ganz hübsch leben.«

Claymore beugte sich vor. »Sogar zwei Männer.«

Der Pilot beugte den Kopf und sah sein Gegenüber an. »Zwei Männer?«, murmelte er nachdenklich. »Ja, wahrscheinlich.« Er zögerte. »Aber bei welcher Teilung...?«

»Halbe-halbe, natürlich. Das wäre nur gerecht.«

»Klar, klar. Also eine halbe Million Dollar?«

Es entstand ein weiteres Schweigen, das Claymore schließlich brach. »Du liebe Zeit!«, sagte er. »Was für eine unpassende Unterhaltung für einen Bankleiter. Jeder, der uns hört, könnte denken, wir planten einen Bankraub oder so etwas Ähnliches.« Er lächelte. »Wie wäre es noch mit einem Glas zum Abschied? Zeit, nach Hause zu gehen.«

Sie trafen sich verschiedentlich, bevor der Gegenstand erneut erwähnt wurde. Claymore bemerkte eine Unruhe, eine nervöse Unsicherheit bei dem anderen Mann. Ein- oder zweimal glaubte er, dass Leary zu reden anfangen wollte, doch verging die Zeit, ohne dass er wirklich etwas sagte.

Dann, eines Abends, als Leary von einem Flug in die Vereinigten Staaten zurückgekommen war, brachte der Pilot das Thema beiläufig zur Sprache. Er hatte von seiner Freundin erzählt und Claymore weitere Fotos von ihr gezeigt. »Es macht mich verrückt«, sagte er, »Jedes Mal, wenn ich sie wiedersehe, erwarte ich, dass sie mit irgendeinem Kerl auf und davon und verheiratet ist. Ich sage Ihnen, Mann, ich halte das nicht länger aus. Gott! Wenn ich bloß an etwas Bargeld kommen könnte!« Er lehnte sich zurück, ließ den Rauch aus seinem Mund ziehen und strich die Asche von der Zigarette ab. »Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen nach der Anleihe erkundigen, von der Sie neulich gesprochen haben, Bob.«

Eine Zeitlang sprachen sie beiläufig über Geld, aber langsam änderte sich ihre Haltung. Innerhalb einer Stunde überlegten sie die Möglichkeit, die Bank, an der Claymore arbeitete, zu berauben. Die Hotelhalle war ruhig, und sie saßen an einem kleinen Tisch in der von dem Eingang abgelegenen Ecke. Niemand konnte hören, was sie sagten, und jeder, der sie sah, hätte wahrscheinlich gedacht, sie beredeten ein alltägliches Geschäft.

»Oh, für mich ist es einfach, an das Geld zu kommen«, bestätigte Claymore. »Darin liegt keine Schwierigkeit.«

»Und für mich wäre es keine Schwierigkeit, ein Flugzeug zu organisieren, das uns drei außer Land bringt.«

»Drei?« Claymores Gesicht war ausdruckslos.

»Na, klar. Ihre Frau kommt doch mit. Oder nicht?«

Claymore lächelte bitter. »Das glaube ich nicht, Geoff. Das glaube ich nicht.«

Der Kanadier sah ihn neugierig an. »Tut mir leid, ich hatte bestimmt geglaubt...«

»Nein!« Claymore nahm eine neue Zigarette, zündete sie an und blies eine Rauchwolke aus. »Sie sagten, Sie könnten eine Transportmöglichkeit beschaffen.«

»Klar.«

»Irgendein Vorschlag, wohin wir fliegen könnten?«

Leary grinste. »Ich habe mir schon alles überlegt.« Er nickte. »Ich gebe gerne zu, Bob, seit Sie zum ersten Mal davon gesprochen haben, habe ich darüber nachgedacht.«

Claymore blickte zu Boden, um den Funken von Befriedigung in seinen Augen zu verbergen. Es lief genau, wie er es sich gewünscht hatte. »Es muss irgendwo ziemlich weit weg sein«, sagte er langsam.

»Ich dachte an Alberta.«

»Alberta! Das ist wahrhaftig weit genug. Aber wohin da?«

»Ich kenne einen Ort im Busch, wo wir es den Winter über aushalten können. Im Umkreis von achtzig Kilometern gibt es keine Menschenseele.«

Das war besser, als Claymore es sidh erträumt hatte. »Was ist das für ein Ort? Irgendein Haus?«

»Ja, es muss wohl mal ein Haus von jemandem gewesen sein. Aber ich habe nie einen Menschen da gesehen. Es ist eine Blockhütte. Wahrscheinlich hat sie mal vor langer Zeit ein alter Trapper gebaut. Sie ist stark wie eine Festung.«

»Wie schaffen wir das mit Lebensmitteln und Wasser? Wir würden eine Menge von allem brauchen.«

Leary lachte. »Ganz einfach. Das nächste Mal, wenn ich drüben bin, kann ich ein Charterflugzeug mieten und sämtliche Vorräte, die wir brauchen, zu der Hütte fliegen.«

»Aber ist das sicher? Angenommen, jemand findet sie?«

Der Pilot lachte wieder. »Es steht eine Million zu eins, dass ein Nachbar vorbeikommt. Sie können es mir glauben, in der Gegend wohnen nicht viele Leute. Aber selbst angenommen, jemand sieht herein. Auch das bringen wir in Ordnung. Wir lassen einen Verwalter auf dem Grundstück.«

Claymore sah den Kanadier misstrauisch an. Lachte er ihn aus? »Einen Verwalter? Das verstehe ich leider nicht.«

»Ganz einfach. Hilda muss hin. Sie hält die Sache für uns in Ordnung.«

Claymore beglückwünschte sich nicht mehr. Das war eine unvorhergesehene Entwicklung. Das Geheimnis mit einem anderen Menschen zu teilen, bedeutete hundertfache Steigerung der Gefahr; aber eine dritte eingeweihte Person - und diese dritte eine Frau, eine Nachtclubsängerin! Das war zu riskant, um es nur in Erwägung zu ziehen. »Sie haben ihr noch nichts davon gesagt?«

»Aber, Mann, das konnte ich doch nicht!« Zwanzig Minuten lang sprach Leary und versuchte, den Engländer zu überzeugen. Offensichtlich hatte er seine Argumente überlegt, denn er präsentierte sie fließend.

Claymore dachte, von Zweifeln erfüllt, nach. Ein Gemisch von Angst und Vorsicht drängte ihn, zurückzutreten, solange es noch einen Rückzug gab, und zu sagen, die ganze Sache sei nur ein Witz gewesen.

Als er dem Kanadier gute Nacht wünschte, war er immer noch unsicher, was er tun sollte. Nachts lag er lange im Bett wach. Sollte er die ganze Sache rückgängig machen?

Er war sich immer noch nicht im Klaren, als er den Piloten das nächste Mal traf. Leary hingegen hatte keinerlei Zweifel. Ohne eine Minute zu verschwenden, zog er eine lange Liste von Kleidern und Nahrungsmitteln heraus. »Ich habe genau überlegt, was wir alles brauchen und was es kostet. - Und wann geht’s also los?« Er ließ Claymores Protest unbeachtet. »Himmel, Mann! Ich weiß, wir müssen alles genau planen. Aber warum mehr Zeit als notwendig vergeuden? Wenn wir zu lange herumtrödeln, wird es zu spät. Setzt der Winter erst einmal ein, dann kommen wir nicht mehr bis zu der Hütte.«

»Jaja, ich weiß. Aber wir müssen absolut sichergehen. Wir können uns nicht den geringsten Irrtum erlauben.«

Er hatte sich nicht vorstellen können, welche Erleichterung es bedeutete, mit Helen in die Ferien zu fahren. Aber es war so. Er musste sich so weit wie möglich an seine gewöhnliche Routine halten, und es war wunderbar, dem Kanadier und der Bank zu entfliehen, selbst wenn es bedeutete, zwei Wochen lang fast den ganzen Tag mit Helen zusammen sein zu müssen.

Aber seine Erholung dauerte nur so lange, bis er bei seiner Rückkehr nach Fayton Leary wiedersah. Der Kanadier war ziemlich betrunken und in schwieriger Stimmung. Nach einem Geplänkel von einer Stunde stieß er plötzlich eine Drohung aus.

»Verdammt noch mal, Mann!«, explodierte er. »Wenn Sie nicht wollen, sagen Sie es! Aber vorher überlegen Sie es sich noch mal gründlich. Wird Ihrer Karriere kaum guttun, wenn Ihre Chefs herauskriegen, dass Sie einen Diebstahl geplant haben!« Er beugte sich vor, den Filialleiter anglotzend. »Ich könnte Sie prima reinlegen. Und bilden Sie sich bloß nicht ein, dass ich das nicht täte. Die Chance lasse ich mir nicht durch die Finger gehen.«

Entsetzt sah Claymore auf den von Gier und Hass gemischten Ausdruck, der sich auf dem Gesicht des anderen Mannes zeigte. Plötzlich sah er zum ersten Mal den Kanadier wirklich. Was für ein Idiot war er gewesen, sich in Learys Macht zu begeben. Der Pilot war nicht länger ein unerfreuliches, aber notwendiges Beiwerk, sondern eine schreckliche Bedrohung.

Diese Nacht im Bett wurde Claymore etwas klar, was ihm bisher nicht bewusst gewesen war: Der Raub war unvermeidbar. Er konnte die ganze Idee nicht mehr ohne Gefahr und Komplikationen fallenlassen. Leary würde ihn zwingen, die Tat auszuführen. Und dann, überlegte Claymore, welche Garantie besaß er, dass sich der Pilot und diese Frau mit dem harten Gesicht nicht seiner entledigten, wenn das Geld einmal sicher unter Dach war? Sie konnten ihn auf Dutzende von Arten umbringen: ihn in der Wildnis verhungern und erfrieren lassen. Sie konnten ihn ganz einfach erschießen. Kein Mensch würde es je erfahren.

Claymore fasste voller Bitterkeit einen Entschluss. War der Bankraub einmal begangen, befand sich sein Leben in Gefahr. Die einzige Methode für ihn, diese Gefahr zu bekämpfen, war, derjenige zu sein, der zuerst handelte. Seine Lippen verzogen sich zu einem harten Lächeln. Schließlich schien das Andenken, das er bei Kriegsende von einem Sergeanten gekauft hatte - eine automatische .38er Pistole - doch noch zu etwas gut zu sein.

 

 

 

 

  Drittes Kapitel

 

 

Wenn Claymore sich jetzt auch entschlossen hatte, so dauerte es doch noch einige Zeit, bevor er einen entscheidenden Schritt tat. Leary bearbeitete ihn jedes Mal, wenn sie sich trafen, doch Claymore schlug jeden Angriff geduldig ab, indem er meinte, der Plan bedürfe noch weiterer Überlegung, bevor sie zur Tat schritten. »Vergessen Sie nicht«, sagte er, »wenn wir einen Fehler machen, bedeutet das für jeden von uns ungefähr fünfzehn Jahre Gefängnis.«

Jedes Detail, jeder Schritt wurde hundertmal durchgesprochen. Wenn sie erst einmal gelandet waren und das Geld in die Hütte gebracht hatten, sollte das Flugzeug im See versenkt werden, damit es nicht von irgendeinem darüber fliegenden Flugzeug entdeckt werden konnte. War der Winter vorüber, wollten sich die drei ihren Weg zur Zivilisation zurück suchen - zuerst per Kanu, dann zu Pferd. Es war schwer für Claymore, nicht laut herauszulachen, wenn er diesen Teil des Planes mit dem Kanadier ernsthaft durchsprach. Was ihn betraf, so wusste er, dass im nächsten Frühjahr nur eine Person diese Reise unternehmen würde, und er war sich ziemlich sicher, dass für Leary die Gesellschaft aus zweien bestehen sollte.

Der Flugplan war ganz einfach. Leary hatte ihn ausgearbeitet. Sie würden unterwegs einmal in Reykjavik zum Tanken landen. »Es geht alles ordnungsgemäß«, sagte er. »Nach außen gesehen, liefere ich eine Maschine an einen Kunden in Kanada ab. Meine Papiere sind in Ordnung, und ich hole mir die Erlaubnis, in Island zu tanken. Wir fliegen dort Richtung Gander wieder ab, kommen dort aber nicht an. Wenn wir einmal erst außer Reichweite von Reykjavik sind, ändern wir den Kurs nach Norden über Grönland. - Morgen fliege ich in die Staaten hinüber«, fuhr er fort. »Und ich werde Hilda alles erzählen. Glauben Sie mir, Bob, wenn dann nicht was passiert, nachdem ich sie eingeweiht habe, kann ich nicht garantieren, dass sie den Mund hält. Die wird dann ungeduldig.«

Claymore konnte nicht mehr zurück. Er wusste, dass Leary nicht zögern würde, ihn zu betrügen, wenn er merkte, dass aus dem Plan nichts würde. Einerseits war es eine Erleichterung, dass die Zeit der Ungewissheit zu Ende war. Einen Moment lang trommelte er mit seinen Fingerspitzen auf den Tisch, bevor er sprach.

»Um wieviel Uhr starten Sie morgen?«

»Ich gehe wahrscheinlich um vier Uhr aus dem Hotel.«

Claymore überlegte rasch. »Also, gut - nehmen Sie jetzt den ersten Teil unseres Plans in Angriff.«

Learys Augen glühten über seinem Bart.

»Das ist ein Wort! Wo und wann kriege ich das Geld?«

Der Plan war, dass Leary in Kanada ein Charterflugzeug mieten, die Vorräte kaufen und diese nebst Hilda zu der Hütte fliegen sollte. Für die Nahrungsmittel und die Kleider würde man eine große Geldsumme brauchen, die Claymore zur Verfügung stellen sollte.

»Ich esse morgen im Wentmore-Grill zu Mittag. Seien Sie Viertel nach eins dort, dann habe ich das Geld.« Es war beinah risikolos, die Dollars aus dem Banktresor zu nehmen; die Kontrolle war erst in vielen Wochen fällig, und in der Zwischenzeit kümmerte sich niemand darum.

Das Geld wurde wie verabredet übergeben, und sobald der Kanadier den Grill verlassen hatte, begann Claymore, vor Unruhe zu schwitzen.