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Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Theologie - Islamische Religionswissenschaft, Note: 1,3, Universität Osnabrück (Institut für Islamische Theologie), Veranstaltung: Systematische Theologie des Islam, Sprache: Deutsch, Abstract: Dem Islam wird vielfach vorgeworfen, er würde das Theodizeeproblem ausblenden und sich zumindest nicht ebenso intensiv damit auseinandersetzen wie das Judentum und Christentum. Dieser Vorwurf der scheinbaren "Theodizeevergessenheit" ist falsch. Denn wie keine andere monotheistische Religion betont der Islam die absolute Allmacht und Barmherzigkeit Gottes. Dieser Glaube, dass ausnahmslos alles von Gott zum Allerbesten gewirkt ist, aber verschärft das Leidproblem in unüberbietbarer Weise. Warum lässt der allmächtige und allbarmherzige Gott so viel Unglück und Leid, Enttäuschung und Not zu? Wie kommt das Böse überhaupt in die Welt? Die Fragen solcher Art wurden von der islamischen Theologie, die als ʿIlm al-Kalām genannt wird, schon in ihren Frühzeiten gestellt und waren bestimmend für konzeptuellen Entwicklungen. Hier ging es muslimischen Theologen oder Mutakallimūn des Mittelalters darum, eine Kosmologie zu entwickeln, die mit der Offenbarung (waḥy) und mit der Schöpfungslehre im Einklang ist, aber auch um die Fragen der Theodizee bzw. der göttlichen Gerechtigkeit und des freien Willen des Menschen. Die islamische Theologie hat die Frage nach dem Leid des Menschen stets im größeren Fragezusammenhang der Allmacht und Gerechtigkeit Gottes und der freien Willen des Menschen verortet. Am schärfsten profiliert findet sich die Frage in der Diskussion zweier theologischer Richtungen um das 10. Jahrhundert, - der Auseinandersetzung von Muʿtaziliten und Ašʿariten. Bevor diese gegensätzlichen Positionen näher dargestellt werden, gilt es zunächst, auf die Definition und die Verortung der Fragestellung der Theodizee im Islam, die qurʾānische Verortung und Haltung zur Frage nach den menschlichen Leiden, der Herkunft des Bösen und der Allmacht und Gerechtigkeit Gottes einzugehen.
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